„ Kaufmann" Ernst Buchrucker .
Nationalsozialistische Gründungen.
Bor mehreren Bochen wurde in Berlin eine Kredit und Wirtschaftsgenossenschaft Selbsthilfe" gegrün det, deren Zweck die Förderung des Erwerbes und der Wirtschaft durch Gewährung von Krediten, Annahme und Berzinsung von Geld. einlagen, Beschaffung von Hypothefen und Baugelbern und Bermirf. lichung von Wirtschaftsmethoden zur Einführung von Standard. maren sein soll. Die Gesellschaft, die für ihre Mitglieder Geschäfts. anteile bis zur Höhe von 1000 Mart herausgibt, will auch im Reich Mitglieder werben und plant die Einsegung von Bezirksleitern in ganz Deutschland .
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Im Vorstand dieser Genossenschaft befindet sich und das ist für die Gesellschaft charakteristisch u. a. auch ein Kaufmann Ernst Buchruder, der gleiche Buchruder, der im Jahre 1923 als Major der Reichswehr an dem Rüstriner Butsch maßgebend beteiligt mar.
Die neu gegründete Firma arbeitet eng zusammen mit der im September 1928 gegründeten Waren- Berkehrs- Gesellschaft m. b. 5. ( Ba- Ge), die wiederum aus der im Juli des gleichen Jahres gegründeten Deutschen Wirtschaftsorganisation hervorgegangen ist. Dieses Unternehmen beabsichtigt nach seinen Statuten, alle Arben von Handelsgeschäften vorzunehmen, so den Antauf und Verkauf von Waren jeder Art und die Beteiligung an Unternehmungen und Gründungen. Beide Gesellschaften legen Wert auf natio nalgesinnte Mitglieder und unterhalten enge Be= ziehungen zu den Nationalsozialisten. Der Bruder des nationalsozialistischen Abgeordneten Strasser geht in der Gesellschaft z. B. ein und aus. Er hat dem neuen Unternehmen bereits ein großes Projekt vorgelegt, das die Gründung eines 3eitungsunternehmens bezwedt. Straffer glaubt, daß eine Zeitung, die sich nach außen unparteiisch zeigt, aber grundfäglich zur Opposition neigt und die aus Prinzip die Hand= lungen der Regierung und der führenden Par= telen tritifiert, sehr rasch einen gewaltigen Erfolg haben muß. Er denkt an eine Zeitung, die sich sozusagen als Tribun des Boltes bezeichnet, fein Programm hat als das, die Stimme der Opposition zu erheben gegenüber der jeweils herrschenden Gewalt auf politischem, wirtschaftlichem und fünstlerischem Gebiet. Eine folche Zeitung müsse in Berlin sehr bald eine Auflage von über 100 000 erreichen.
Die maßgebenden Kreise der„ Wa- Ge" stehen dem Plan Straffers sympathisch gegenüber. Sie verfolgen also unter dem Dedmantel mirtschaftlicher Betätigung reaktionäre Ziele und die Stüßung eines nationalsozialistischen Zeitungsunternehmens.
Der schweigende Winnefeld.
Bolfsparteiler und Bodenreform.
Abgeordneter Winnefeld ist der Borsigende des volfsparteilichen Reichsarbeiterausschusses. Dieser in Westfalen - Süd gewählte Arbeitervertreter stellte vor einiger Zeit im Reichstag Behauptungen auf, für die er noch heute die Beweise schuldig ist. Die letzte Nummer der ,, Bodenreform"( Adolf Damaschke ) stellt fest, daß innefeld im Reichstag erzählte:
Prozeß Stinnes.
10/ 0/ 0/ 0/ 0/ 0/
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Berteidiger Dr. Alsberg( sein Plädoyer schließend):„ Meine Herren Richter! Berfahren Sie nach dem Grundsatz: Recht geht vor Macht!" Stimme aus dem Jenseits: Stimmt, danach ist Familie Stinnes ftets verfahren!"
Gärung im Reiche Hugenberg.
DIDI Die Chriftlich- Sozialen organisieren sich.
Im Bereich des Allgewaltigen Hugenberg gehen Dinge vor, die die Deffentlichkeit mehr intereffieren als dem Herrn von Film und Presse" lieb sein dürfte. Die Frankfurter Zeitung " gibt einer Darstellung über gemiffe parteimäßige Reubildungen Raum, die deswegen besondere Aufmerksamkeit verdient, weil sie aus dem Kreise der sogenannten Christlichsozialen stammt, die bisher schon innerhalb der Deutschnationalen Bartei ein gewiffes Eigen leben führten. Wie erinnerlich, wurde seinerzeit die Deutschnationale Partei zusammengebraut aus den Restbeständen der Deutsch tonservativen, der Freikonservativen, der Chriftlichsozialen und der Deutschsozialen.
,, Der Herr Verbandspräsident für das Ruhrfohlengebiet, Dr. Schmidt, hat vor furzem in Bielefeld auf einer Tagung geZu den Chriftlicyjozialen" Stöd ericher Ueberliefe Jagt: Der Bodenreformgefeßentwurf des Herrn Damaschte gerung gehören von den befannteren Reichstagsabgeordneten unter hore in ein Muſeum." is and to wees aau anderen der Schwiegerjohn Stöders, Liz Mumm, und der Ab. Damaschte schreibt dazu:„ Dadurch hat Binnefeld in gegeordnete 2ambach, deffen Artikel über die Monarchie als miffen Teilen des Reichstages den gewünschten Erfolg erzielt: Seiter. Ingelegenheit von Film und Kindermärchen noch feit!" Am 11. Mai habe ich in eingeschriebenen Briefen die Herren in Erinnerung sein dürfte. Neuerdings sind, nach der Darstellung in Winnefeld und Dr. Schmidt um Mitteilung gebeten, ob und in der Frankfurter Zeitung ", Bestrebungen im Gange, die christlich. melchem Zusammenhang jene Aeußerung gefallen fei. Herr sozialen Elemente innerhalb der Deutschnationalen Partei wieder Dr. Schmidt antwortete. Herr Winnefeld antwortete nicht. stärker zusammenzufassen. Da besteht zunächst eine ,, Christlichsoziale Reichsvereinigung" und eine politische Vereinigung Chriftlich nationale Selbsthilfe". Zwischen den beiden Organisationen bestehen Berbindungen, die ein 3 usammengehen größeren Stils
Endlich, am 26. Juni, hat Herr Binnefeld Gelegenheit ge nommen, zu antworten. Die Antwort besteht in nichtsfagenden Rebensarten. Er beruft sich nochmals auf den Verbandspräsident Schmidt.
Minnefeld erhält dazu die folgende Abfuhr vom Leiter der Bodenreform": Was Herr Winnefeld sonst noch gejagt hat, ist unerheblich und zeugt nur von einer fachlich schwer verständlichen Erregung. Die Sache liegt doch einfach so: Hätte Herr Winnefeld innerhalb von drei Wochen meine berechtigte Frage beantwortet, so mürbe ein Zweifel an feinem guten Glauben feinen Augenblick
möglich gewesen sein. Das will natürlich nichts über den objektiven Tatbestand sagen. Wer Versammlungen fennt, meiß, mie leicht man fich in gewissen Dingen irren tann. Es sei deshalb der Brief von Herrn Dr. Schmidt im Wortlaut wiedergegeben:
Effen, den 31. Mai 1929.
Sehr geehrter Herr Damaschte!
Das Zitat des Reichstagsabgeordneten Winnefeld ist mir voll. ftändig unbekannt. An fich ift es bereits ungenau, menn es mich als Verbandspräsident bezeichnet. Meine Ausführungen auf der Jahresversammlung der Deutschen Gartenstadtgesellschaft in Bielefeld am 13. Dttober 1928 find mörtlich zum Abbrud gelangt in, der Nummer 10 von Stadt und Siedlung", einer Beilage zur Deutschen Bauzeitung", Berlin . Ich gebe ergebenst anheim, die Ausführungen Aurchzulesen.
Ferner habe ich das Protokoll der Verhandlungen durch gefehen und auch hier an feiner Stelle eine Aeußerung, die dem Zitat des Herrn Winnefeld entspricht, feststellen fönnen. Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenft gez.: Dr. Schmidt. Damit ist erreicht, mas erstrebt mar: Ein Sachtenner wie Herr Dr. Schmidt tann nun nicht mehr von ehrlichen Gegnern gegen uns ins Feld geführt werden!"
Der volksparteiliche Abgeordnete Binnefeld, der Arbeiterver. treter, sollte bei dieser Sachlage doch den Mut aufbringen, entweder jeinen Irrtum einzugestehen, oder hiebfeste Beweise zu erbringen. Die breiteste Deffentlichkeit hat ein Interesse daran, wie ein Ab geordneter zu seinen im Reichstag gemachten Ausführungen steht.
Das Verbrechen der Zwangsarbeit.
Kampf im holländisch- indischen Boltsrat.
porbereiten.
Die letztere Bereinigung ist hervorgegangen aus dem Deutsch nationalen Angestelltenbund", der seit 1922 besteht, aber erst in den legten Monaten ein politisches Eigenleben entwidelt. Ihr Vorsigender ist am bach. Sie stützt sich hauptsächlich auf die der Deutschnationalen Partei nahestehenden Mitglieder des Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbandes( DHB.). Unter ihrem neuen Namen will die„ Politische Vereinigung Chriftlichnationale Selbst hilfe" über die reinen Angestelltenfreise hinweggreifen und weitere Schichten um sich sammeln, um so eine gewiffe Selbständigkeit gegenüber den großkapitalistischen Tendenzen zu gewinnen, die durch Hugenberg in der Partei repräsentiert werden. Welche Kreise die neue Bereinigung umschließt, geht auch daraus hervor, daß der frühere fächsische Altsozialist Nietisch ihr beigetreten ist!
Die Vereinigung gehört forporativ der bereits erwähnten „ Christlichnationalen Reichsvereinigung" an. Diese ist im Sommer vorigen Jahres aus dem Zusammenschluß mehrerer örtlicher und provinzieller Verbände hervorgegangen. Sie fühlt sich als Erbe der früheren Stöderschen Gründung, die ja, wie be fannt, auch durch Abiplitterung von der früheren Konser vativen Partei entstanden war. In gewisser Teilen dieser neuen
christlichsozialen Gruppierung wird bereits mit dem Gedanken gespielt, bei den bevorstehenden Kommunalwahlen in Preußen mit eigenen Listen vorzugehen. wenn, wie zu erwarten ist, die Deutschnationale Partei, deren politische Haltung bekanntlich von dem Borsigenden Hugenberg entscheidend beeinflußt" wird, den Wünschen der Arbeiter und Angestelltenfreise nicht genügend entgegenkommen sollte.
Ob es zu einer solchen offenen Fronde jedoch schon in diesem Jahre fommen wird, steht noch dahin. Von Interesse scheint es aber zu sein, daß das Bestreben Hugenbergs, eine fleine aber starte Partei" zu haben, sich der Verwirklichung wenigstens hinsichtlich der Kleinheit nähert.
In diesem Zusammenhang ist nicht ohne Bedeutung, daß auch in den sogenannten nationalen Arbeiterfreisen" eine dauernde Eifersüchtefei um das Vorrecht der Organisationen und Dr ganiſationchen sich geltend macht. Da hat sich z. B. der Reichs perband vaterländischer Arbeitervereine" offiziell bei der Hauptgeschäftsstelle der Deutschnationalen Partei darüber be= schwert, daß die Mitglieder des Deutschnationalen Arbeiterbundes" in Berliner Großbetrieben parteimäßig zusammengefaßt und damit in einen Gegensatz zu den Vaterländischen gebracht würden. Der als Arbeiterfefretär" bestellte Organisator, ein Ber liner Stadtverordneter, mußte fich auf Grund dieser Beschwerde vor der Hauptgeschäftsstelle fozusagen förmlich entschuldi gen. Er behauptete, daß der Reichsverband vaterländischer Arbeiter" wiederholt versucht habe, die in der Deutsch nationalen Partei tätigen Arbeiter für die Deutsche Volkspartei zu gewinnen. Er bezifferte die Zahl der von seinem, durch das Landesarbeitsami zugelassenen, Arbeitsnacmeis allein nach den
Die Münchener Hotels haben es bisher immer wieder geflissentlich vermieden, bei offiziellen Veranstaltungen, wozu Bertreter der Reichsregierung und der Reichsbehörden eingeladen und erschienen find, die verfassungsmäßigen Farben des Reiches zu zeigen, während fie ausländische Besucher mit deren Farben begrüßten. So fonnte man immer wieder das beschämende Schauspiel erleben, daß neben den Farben des auswärtigen Staates feine Reichsfarben, wohl aber die weißblaue und schwarzgelbe Flagge erscheint.
Der Landesverband Bayern der Bereinigung republi tanischer Presse hat sich deshalb an die Reichsregie Amsterdam , 24. Juli. ( Eigenbericht.) rung gewandt und diese hat zur Ergänzung der Erlasse, die sie Im Indischen Boltsrat in Batavia fam es anläßlich zur Achtung und gebührenden Ehrung der Reichsflagge herausder Beratung des Justizhaushalts wegen der zwangsweisen Argegeben hat, den Vertreter des Reiches in München angewiesen, beitsverpflichtung der Eingeborenen zu einem scharfen entsprechend dem Erlaß über die Teilnahme von Behördenver 3usammenstoß zwischen den Sozialdemokraten bzw. ben tretern" vom 5. April 1929 fünftighin Münchener Hotels, in denen Sprechern des indonesischen Intellektuellen- Bundes und den Ber - hohe Reichsbeamte anläßlich von Festlichkeiten absteigen, anzuhalten, tretern der europäischen großlapitalistischen Parteien. Middendorf die Reichsfarben zu hissen. Der Erlaß vom 5. April bestimmt, daß ( Goz.) forderte für die indischen Sozialdemokraten die Ab- Bertreter von Reichsbehörden an Veranstaltungen, bei denen schaffung der zwangsweisen Arbeitsverpflich Flaggenschmud verwandt wird, nur Anteil nehmen dürfen, wenn tung. Ein indonesischer Abgeordneter erflärte, daß die letzten die Reichsfarben an hervorragender Stelle ge= Morde an Europäern in Delhi auf Sumatra auf das schändliche zeigt werden und ihnen überhaupt ein angemessener und mür Arbeitssystem zurückzuführen feien. diger Anteil an dem Flaggenschmud eingeräumt wird. Vor der
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Siemenswerten vermittelten deutschnationalen Arbeiter auf etwa 400. Er hält es auch für seine Pflicht, diese von ihm ver mittelten Arbeitskräfte innerhalb des Betriebes deutschnational zu überwachen und sie im Kampfe gegen marristischen Terror" zu stählen. Daß ihm dabei die Vaterländischen beschwerdeführend in den Weg fommen, erscheint ihm mit Recht als eine Berlegung der brüderlichen Interessen, die diese schwarzweißroten Gelben nun einmal zusammenführen sollten.
Einstweilen sind diese deutschnationalen Arbeiterbündier noch hugenbergtreu. Wenn aber die der volksparteilichen Werbung perdächtigen Baterländischen" bei der Hauptgeschäftsstelle der Hugen berg- Bartei weiter freundwillige Förderung finden follien, so ist nicht abzusehen, welches Ende mit Schrecken diese Treue nehmen fann. Nach allem wird man in froher Erwartung dem Ergebnis des vom Offiziersausschuß veranstalteten Boltsbegehrens Hugenbergscher Erfindung entgegensehen dürfen!
Entscheidung über die Teilnahme der Behördenvertreter ist festzustellen, ob und inmiemeit den Erfordernissen dieses Erlasses genügt ift, nötigenfalls ist auf eine entsprechende Ausschmüdung in den Reichsfarben hinzuwirken.
Der Staatsanwalt und seine Revision.
Die Wiederaufnahmeverhandlung in Insterburg hat den früheren Hilfsgendarm Dujardin, der vom ersten Gericht megen Totschlags, begangen an dem Gutsbefizer Jaquet, zu lebensläng
lichem Zuchthaus verurteilt worden war, vollkommen rehabilitiert. Es hat nicht nur den schweren Verdacht ausgesprochen, daß es die früher freigesprochene Frau Jaquet selbst gewesen sei, die ihren Mann ermordet habe, sondern darüber hinaus Dujardin auch das Recht auf eine Entschädigung für die unschuldig erlittenen Suchthausjahre zuerkannt.
Die Deffentlichkeit mußte annehmen, daß nun der Fall Dujardin ein für alle Male aus der Welt geschafft sei und daß dieser unglückliche Mensch endlich die Möglichkeit erhalten würde, fich eine neue Eristenz zu gründen. Jedoch weit gefehlt. Dem Staatsanwalt hat das unzweideutige Urteil des Gerichts nicht ge= nügt. Er hat Revisionsgründe gefunden und beim Reichsgericht Revision gegen das freisprechende Urteil eingelegt. So lebt Dujardin wieder in voller Ungewißheit und nur auf gelegentliche Arbeit angewiesen, ein Zustand, dem sein durch die lange Gefangenschaft zerrütteter Organismus nicht gewachsen ist. Muß das sein?