Donnerstag 25. Juli
1929
3 150-1 as
Der Abend
Erfcheint täglich außer Sonntags. Bugleich Abendausgabe des Vorwärts. Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 m. pro Monat. Redaktion und Erpedition; Berlin SW 68, Lindenstr. 3
Spalausgabe des„ Vorwärts"
10 Pf.
Nr. 344
B 171 46. Jahrgang.
Anzeigenpreis: Die einspaltige Nonpareillezeile
80 Pf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. Postscheckkonto: Vorwärts- Verlag G. m. b. H., Berlin Nr. 87 536. Fernsprecher: Denhoff 292 bis 297
Washington , 25. Juli. ( Eigenbericht.)
M3 Antwort auf die Erklärungen Macdonalds im Unterhaus über die Einstellung von Schiffsbauten erflärte Staatspräsident Hoover, daß Amerika eben. falls die drei in Aussicht genommenen neuen SchlachtKreuzer in diesem Jahre nicht bauen werde.
In der Erklärung Hoovers zur Flottenabrüstung heißt es: ,, Mit wirklicher Genugtuung habe ich die Erklärung Macdonalds gelesen. Ameritas Bolt ist höchst geschmeichelt über den vorgeschlagenen Besuch Macdonalds. Er wird allgemeines Will= tommen finden. Macdonalds Erklärung im Unterhaus bedeutet einen neuen Ausgangspunkt für die Aussprache über die Flottenabrüftung. Ministerpräsident Macdonald führte den Grundfag der Flottengleichheit ein, den wir jezt angenommen haben. Diese Annahme bedeutet, daß
Großbritannien und die Vereinigten Staaten von nun an nicht in Rüftungswettbewerb treten, sondern in der Frage der Rüftungsbeschränkung als Freunde auftreten.
Macdonald hat einen Grundsatz aufgestellt, der klar und unmißverständlich ist und nach dem er sich richten will. Wir werden seine Anstrengungen im gleichen Geiste unterstützen. Macdonald hat den guten Willen und die positive Absicht, der britischen Regierung be. fanntgegeben, gewisse Teile des diesjährigen Flottenbauprogramms zu streichen. Der Wunsch der Vereinigten Staaten ist es, den gleichen guten Willen zu zeigen. Im diesjährigen Bauprogramm der Ver einigten Staaten sind drei Kreuzer, deren Kiellegung im Herbst erfolgen sollte. Allgemein gesprochen überschreitet zwar die englische Kreuzerstärke gegenwärtig beträchtlich die amerikanische. Wir münschen jedoch nicht, daß bezüglich unserer Schritte irgendein Mißverständnis besteht. Wir werden daher die Kiellegung dieser drei Kreuzer nicht vornehmen, bis sich die Gelegenheit für eine volle Erwägung ihrer Auswirkungen auf die Flottengleichheit ergeben hat, die mir zu erreichen hoffen, obwohl unsere Hoffnungen auf Erleichterung mehr im letzten Bauprogrammjahr liegen."
Für direkte Verständigung mit Moskau .
London , 25. Juli. Reufer berichtet aus Schanghai : Der chinesische Außenminister Wang erklärte Pressevertretern, daß China durchaus gewillt jei, in Berhandlungen mit der Sowjetregierung einzutreten und den Konflikt wegen der Ostchinesischen Eisenbahn beizulegen. Er sei bereit, dem Wunsche Moskaus entgegenzukommen und die strittigen Fragen in diretten Verhandlungen zu regeln, staff sich der Bermittlung eines Dritten zu bedienen. Der Minister glaubt, daß die Berhandlungen eher in Mostau als in Charbin eröffnet werden könnten, und hegt die Zuversicht, daß man zu einer Verständigung gelangen werde. Er erwarte eine Andeutung von Mostau über die Haltung, die die Sowjetregierung gegenüber dem vorgeschlagenen Berfahren einnehme, und eine Mitteilung darüber, wann die Berhandlungen gegebenenfalls eröffnet werden sollen. Auch die Sowjetunion wünscht feine Vermittlung
Tofio, 25. Juli.
3wischen dem japanischen Außenminister Shidehara und dem russischen Botschafter in Tofio hat gestern eine Besprechung ſtattgefunden, in der der russische diplomatische Vertreter die japanische Regierung in Kenntnis jetzte, daß Rußland keine BermittIung einer dritten Macht wünsche, bevor nicht der Status, der vor der Beschlagnahme der Telephon- und Telegraphenlinien der Ostbahn herrschte, wieder hergestellt worden sei.
Die heute morgen unter Borbehalt wiedergegebene Meldung von einem Sowjeteinmarsch in der Mandschurei ist unbestätigt geblieben, so daß sich bis jezt an der militärischen Lage nichts geändert hat.
Das Trümmerfeld in Borsigwalde
樓
19
Lehnert
Glücklicherweise keine Todesopfer.
Ein Augenblick der heftigsten Explosionen.
Die ersten Befürchtungen, daß bei der Explosion in den| nach 8 Uhr waren die Arbeiten für die Feuerwehr beendet und Borsigwalder Sauerstoffwerfen auch Todesopfer zu beklagen die Explosionsstätte wurde der Werksleitung übergeben.
find, haben sich glüdlicherweise nicht bestätigt. 3wei Arbeiter und eine Arbeiterin wurden zunächst vermißt, aber noch im Laufe des geftrigen Abends fonnte ermittelt werden, daß fie in der Aufregung davongelaufen und unverlegt waren.
Ueber die Entstehungsursache gehen die Meinungen auseinander. Es sind durch die Kriminalpolizei bereits Bernehmungen erfolgt, ohne daß es gelungen ist, aus den gemachten Angaben ein flares Bild zu bekommen. Bei dem riesigen Trümmerhaufen ist der eigentliche Herd faum noch zu ermitteln. Einer der im Betriebe beschäftigten Leute führt die Explosion darauf zurück, daß beim Verladen der Flaschen eine herabgefallen und geborsten sei. Das ist wenig wahrscheinlich, denn die Flaschen find sc erprobt, daß Stoß oder Fall nicht gleich zur Erplosion führen. Der Schaden ist sehr hoch und soll etwa eine halbe Million Mart betragen. Ein Teil des Betriebes muß für einige Zeit gelegt werden.
Die Lösch und provisorischen Aufräumungsarbeiten wurden gestern bei Einbruch der Dunkelheit eingestellt. Etwa um 18 Uhr hatten die Detonationen aufgehört, trozdem mußten sich die Lösch mannschaften von dem Hauptbrandherd, unter dem man noch gefüllte und troß der Hiße nicht explodierte Sauerstoff behälter vermutete, in einiger Entfernung halten. Während ber vergangenenen Macht blieben an der Unglückstelle zwei Löschzüge als Brandwache zurüd. Die Feuerwehrleute waren zwar auf den Dächern postiert, um auch die umliegenden Betriebe ständig unter Beobachtung zu halten. In den frühen Morgenstunden wurden heute die Aufräumungsarbeiten fortgesetzt. Zunächst wurde der Fahrdamm in der Behrendtstraße gesäubert. Die Baum- Das Befinden der im Krankenhaus untergebrachten Ver reihe zu beiden Seiten der Straße ist an der Unfallstelle start gelegten ist den Umständen nach zufriedenstellend. Weitere Verlichtet, von einigen Bäumen stehen nur noch die Stümpfe. Kurz letzte oder gar Tote sind nicht gefunden worden.
Heute vormittag waren auf den Dächern der umliegenden Fabriken, die von den niedersausenden explodierenden Sauerstoffbehältern durchschlagen oder sogar in Brand geraten waren, überall Handwerker mit den Reparaturarbeiten beschäftigt. Die unglücksstätte ist nach wie vor durch Schutzpolizei abgesperrt.
Das Befinden des Kanzlers. Weitere Befferung.
förderung von 100 000 Mann chinesischer Truppen unter der Be. I bingung gestattet, daß sie ohne Waffen und Artillerie erfolge. Die Waffen werden daher auf Kraftwagen nach geführt werden und zwar vom Mukdener Arsenal nach Charbin . Die japanische Eisen bahnverwaltung hat sich verpflichtet, diese Truppenbeförderung Heidelberg , 25. Jull. fostenlos auszuführen. Die chinesische Regierung soll sich bereit erBon den behandelnden Aerzten wird mitgeteilt: Es ist eine flärt haben, den Japanern als Gegenleistung für die Unterstützung weitere Besserung im Befinden des Reichstanzzum Schutz der Mandschurei gegen russische Angriffe neue Eisenters festzustellen. Der Krante hat eine gute Nacht gehabt. Die Temperatur ift normal, Nahrungsaufnahme zufriedenstellend.
Japan läßt chinesische Truppen durch. Pefing, 25. Juli. Am Mittwoch wurde in Mutden zwischen dem japanischen Generalstab und Marschall Tschanghsueliang ein Abkommen über die Beförderung chinesischer Truppen auf der durch Japan fontrollierten füdmandschurischen Eisenbahnstrecke nach der Nordmandschurei unterzeichnet. Die japanische Regierung hat die Be- bahnzugeständnisse einzuräumen.