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Was Landarbeitern zugemutet wird. Ehemalige Gefangnisse, leuchte Gewölbe und baufällige Kriegsbaracken als �andarbeiterwohnungen. Rar einigen Tagen hat ans Gütern in den Kreisen Göll, ist und Rothenburg   in Schlesien   eine Wohnungsbesichti' g u n g stattgesunden. Dabei sind Feststellungen gemacht worden, die aufs neue die Ruckstimdigteit des ländlichen Wohnungswesens beweisen. Auf dem Rittergut in G. sind nur drei Wanderarbeiter be- sriedigend untergebracht. Zwei Wanderarbeiter müssen sogar in einem feuchten Gewölbe wohnen, das früher einmal als Ab- stellraum Verwendung gesunden hat. Die übrigen Landarbeiter- Wohnungen sind fast durchweg so baufällig, daß deutschen  Arbeitern die Annahme von Arbeit in dem Betriebe kaum empfohlen werden kann. In einem anderen Beirisbe desselben Ortes sind die Arbeiter in einem stillgelegten Gutsgebäude untergebracht. Es ist sehr baufällig und für Wohnzwecke kaum noch geeignet. Auf dem Gute in E. sind die Wanderarbeiter in einer Dach- Mahnung untergebracht, die als völlig ungeeignet bezeichnet werden muh. Die Zuweisung von Arbeitskräften an diesen Betrieb ist nach der Darstellung unseres Gewährsmannes kaum zu»er- antworten. Auf dem Rittergut Qu., Kreis Rochenburg, sind die beschäi- tigten 12 Wanderarbeiter, die als Ersatz für die früheren Straf- gefangenen eingestellt wurden, in einem Raum untergebracht, der für die Gefangenen als Gefängnisaufenthalt gedient hat. Die vergitterten Fenster und das Gefühl, in einem Gefängnis zu wohnen, hat«ine Gruppe oberschlesischer Wanderarbeiter bereits veranlaßt, die Arbeit aufzugeben. Auf dem Rittergut G. im Kreise Rothenburg   sind 12 Arbeite? in einer Holzbaracke untergebracht, die aus der Kriegszeit stammt und so beschaffen ist, daß Meirfchen das Wohnen darin nicht mehr zugemutet werden kann. Selbst die bedürfnislosesten Arbeiter werden das Wohnen in der Baracke als eine Oual emp- finden. Die Wohnungsverhältniff« auf dem Gute G. sind um so skandalöser, als der Besitzer' über reichen Waldbestand, über Bau- land und einige Ziegeleien verfügt. Landarbeiter werden in ehemaligen Gefängnisräumen, in bau- fälligen Kriegsbaracken, in feuchten Gewölben und schrecklichen Dach- Mahnungen untergebracht. In solchen Behausungen sollen sie die Ruhe und Erholung finden, die sie nach zehn- und mehrstündiger harter Tagesarbeit benötigen. Es ist«in Skandal, was arbeitenden Menschen heute noch zugemutet wird. Können Abwanderung und Kontraktbrüche da verwundern? Es ist nur erstaunlich, daß sich überhaupt noch Menschen finden, die unter den geschllderten Ber- Hältnissen zur Annahme von Arbeit in den landwirtschaftlichen Be- trieben bereit sind. Die Ergebnisse der erwähnten Wohnungsbesichtigung sind dem zuständigen Landesarbeitsamt mitgeteilt worden. Es wird hoffentlich wissen, welche Bedingungen es den in Frage kommenden Besitzern für den Fall zu stellen hat, daß sie um die Zuweisung von Arbeits- kräften anhalten.
Schamlose Hetze. Ein Geistlicher wiegelt gegen die Kinderfreunde auf. Köln  , 25. Juli(Eigenbericht). In Leutesdorf  , einem Ort« gegenüber der Insel Namedy, wo sich zurzeit die Rote Kinderrepublit am Rhein   befindet, gibt«in geistlicher Herr ein Blättchen heraus, in dem in unerhörter Weife gegen die Kinderfreunde gehetzt wird. Man findet darin folgend« Phantasien: Auf den Wanderungen und Ausflügen wird bei jeder Gelegen- heit Klassenkampf gepredigt. Blutmenfchen, wie Lenin  , werden als Vorbilder hingestellt, weil sieauf kürzestem Wege und ohne taktische Zkompromißtereien" das sozialistisch« Ziel verwirklicht haben. In manchen Liedern der Kinderfreund« Und Rote Falken wild sogar zu Raub und Mord aufgefordert:Spieß vormr, drauf und dran, setzt aufs Klosterdach den roten Hahn!"... Wie in religiöser Hinsicht, so schaut es auch in sittlichen Delangen recht brenzlig aus bei der Kinderfreunde-Erziehung. Hemmungsloses Zu- fammensein von Buben und Mädchen wird in jeder Weis« gefördert, bei Sport, Wanderungen und Nächtigung. Wohl sucht man Alkohol mtd Nikotin zu bekämpfen, aber was nutzt dies, wenn man höhnisch und grundsätzlich diemoralinsaure religiös-kirchlich« Erziehung' «blehnt und so alle Hemtnungen von Anstand und Sittlichkeit wegräumt. Ob das übrigens nicht mit Tlbsicht geschielst, nach dem Rate des Freimaurers Weißhaupt:Aenden nur die Sitten und die Revolution ist unausbleiblich?' Die Früchte dieser Erziehung sind rechteFrüchtchen. Diebstahl,, gewalt- f-mes Borgehen gegen die Eltern. Verhöhnung religiöser Sitten, Bräuche und Zeremonien, sakrilegische Schändung der Sakramente, größte Schändungen aller Art sind leider kein« Seltenheit mehr bei dieser Kinderfreunde-Iugend.' Natürlich würde es dem Herrn ungeheuer schwer fallen, auch nur den geringsten Beweis für fein« Behauptungen anzutreten. Aber»ohin solch« Verhetzungen führen, zeigte sich am Mittwoch, als einig« junge Rüpel versuchten� sich Eingang in die Kinder- repubklt aus Ramedy zu verschossen. Sie gaben u. a. einige Schüsse in di« Luft ab, rissen jedoch au«, als sie merkten, daß das Kinderlager gut gesichert war.
Das einzige Mittel. Sehr schön wars au der See. Der Himmel blau, das Wasser lau, und die Mücken stechen. Alle Bekannte, denen man glücklich entflohen zu sein glaubt«, tra� man wieder. Sie schlugen einem auf die Schulter:Da, ist abep reizend, daß wir uns hier wieder- sehenl' usw. Zum Auswachsnj war es. Außer dem Strand, den man«cht betreten tonnt«, werl man überall aus Bäuche jeglichen Forma!» trat, besaad sich in dem Badeort noch«in« Sehenswürdig- keit. Da» war«in« mit prächtigem Gras und Bäumen bewachsene Landzunge, di« sich weit hinaus in die See erstreckt«. Aber an dieser idyllischen Stelle war da» Äaden verboten. Warum, wußte kein Mensch. Also badet« man, Der Ortsvorsteher aber war«in Mann von Ordnung. Sine, MorMins,«l» di« vadewütizen wieder zur Zandzunge pilgerten, stand es, dort drei Landjäger mit grimmigen Gesichtern. Aber was«ollben die drei Ordnungshüter gegen den Schwann von Aurgästen«usr.chien? Pitschnaß»r, rissen sie di« Nwcht. Am fvlxend«« Abend teuf ich de« Ortsgewaltigen im Wirt». hau«,«r strahlte«ber» ganz« Gesicht, al» er mich«rdliette.Nanu. haben Sie vielleicht ew ivilltel gefunden. Ihrem Verbot Nachdruck zu verleihen?' Ja, er Host'«, da» Mittel gefunden zu haben. Aber er»erriet e» mir nicht. Sagte nur:Gehen Sie morgen früh zur Landzunge.' Und ich giniz. Aber dort, wo früher der Jubel der Badenden geherrscht hatte,, war jetzt Totenstille. Kein Mensch war zu sehen. Kein Mensch.:Nur ein« riesig« Tafel, die im Sande des Strandes steckt«. Und chuf dieser Tafel stand nichts weiter als Bad«stell« für Unbemittelte!'
Die Ausstettun Von Kr Sevilla, Ende Juli 1929. In allen Cafes und allen Straßen von Spanien  , Portugal   und Spanifch-Marokko suchen die Stiefelputzer ihr« Opser. Entdecken sie auch nur ein leises Staubwälkchen auf dem Schuh eines Bor- übergehenden oder eines Cafehausgastes, so rufen sie schon von weitem ihr.Limpia?'(Darf ich den Schuh reinigen?'). Dann werden die Stiesel nach allen Regeln der Kunst«ine Biertelstunde lang so blank gerieben, daß sich die heißen Sonnenstrahlen ganz hell und freudig darin widerspiegeln. Ein Stieselputzer verdient 7 bis 15 Peseten pro Tag(4,5t) bis 9,50 M.). Sevilla   hat 400 Stiefelputzer. All« drei Monate muß jeder 15 Peseten Steuer an die Stadt zahlen. Sevilla   hat relativ mehr Stiefelputzer als irgendeine andere Stadt dieses Landes. Denn hier leben die stolzesten Spanier  , die immer ganz blank und in Wichs einherstolzieren. Nirgends ist auch der sozial« Unterschied so stark wie in dieser von der Natur begnadeten Zaube�tadi Wenn zu Ostern jeden Jahres das Volks- fest stattfindet, mieten die reichen Familien vorübergehend Woh< nungen in der Nähe des Festplatzes, um einmal im Jahre zuzusehen, wie die armen Menschen freudig sind. Zweifellos gehört« die ibero-ameritanische Ausstellung nach Sevilla  . Keine andere Stadt ist so wie dies« geeignet, die Größe des einstigen Spaniens   der staunenden Mitwelt zu zeigen, meinen die Serüllaner. Sevilla   liegt zwar am äußersten Ende der füd- spanische« Eisenbahnlinie, es ist noch 14 Stunden von Madrid   ent- fernt, es �icgt an keiner großen Berkehrsftraße, es ist selbst für die Portugiesen nur auf zahllosen und lächerlichen Umwegen erreichbar, aber weh« dem Menschen, der den Gedanken ernsthast erwägen könne, ein solches erhabenes Werk wie die ibero-amerikanisch« Aus- stellung hätte in einer anderen Stadt als in Sevilla   stattfinden sollen. Ist nicht Ehnstoph Columbus, nachdem er am 12. Ottober 1492 Amerika   entdeckte, am 31. März des folgenden Jahres in Sevilla   eingezogen, worauf diese Stadt Spaniens   größter Hasenplatz wurde? Die Kathedrale von Sevilla   birgt sogar die sterblichen Ueberreste des großen Seefahrers(so behaupten die Leute in der Stadt: in Wahrheit liegt infolge eines Irrtums nur Christophe Columbus' Sohn Diego in der Kathedrale begraben). Als dies« Kathedrale, neben welcher der Giraldaturm steht, das prächtige, prunkvolle stolze Wahrzeichen der Stadt, 1401 errichtet werden sollte, befahl die Kirchenbehörde den Bauin solchen Dimensionen, daß es keine sichere Kirche der Welt mit ihr aufnehmen könne". Das ist echter Geist von Sevilla  . Run ist der Wunsch der Seoillaner endlich erfüllt. Run haben sie ihre große Ausstellung. Als sie 1915 zu bauen anfingen, er- höhten sofort alle Hotels ihre Preise. 14 Jahre hat man an der Ausstellung gebaut. Vor zwei Monaten wurde sie eröffnet. Wieder stiegen alle Preise in den Hotels und Kaufläden. 70 Millionen Peseten kostet« der Bau, wovon 40 die Regierung und 30 die Stadt gab. Eingeweihte sprechen mit sehr kundiger Miene von 200 MIX- lionen. 65 Pavillons hat man errichtet. In den 25 Hauptpalästen. alle in reichstem maurischen Prunkstil, alle in einem märchenhaft schönen blumenreichen Part, haben die spanischen   Provinzen aus» gestellt, einig« spanische Städte und elf südamerikanische Staaten. Im Pavillon von Portugal   zeigen nur zwei Portoweinfirmen ihre Produkte. Eine einheitlich« Richtschnur fehlt. Manche Staaten haben ihre Waren, manche ihre Kunstwerke, ander« wieder beides zur Schau gestellt. Das werwollsi« ist wohl die mexikanische Aus-
Heiß oder kalt? In den heißen Jahreszeiten taucht das Problem der Durst- stillung regelmäßig wieder auf. Die Frage, was und wie getrunken werden soll, beschäftigt viele heiße Köpfe! Und wenn die Mehrungen auch noch geteilt sind, so herrscht doch wenigstens darüber Einig- keit, daß der Durst als solcher die Folge einer Wasierverarmung des Organismus, genauer des Blutes, ist, und daß die Durstlöschung in einem Wiederersatz der verlorengegangenen Körperflüssigkeit zu bestehen hat. Also mit einigen Tropfen kann man nur«ine durch örtliche Ursachen bedingte Trockenheit im Munde beheben: echter Durst info'ge ausgesprochener Verminderung des Wassergehaltes im Organismus ist durch ausreichend« Flüssigkeitszufuhr zu stillen. Bei starkem Blutverlust wird der Arzt, um den brennenden Durst des Kranken möglichst schnell zu löfchen, eine salzhaltige Lösung unmittelbar in die Blutbahn einspritzen: auch Darmeingießunge» zur Durststillung gehören in das Bereich ärztlichen Handelns, als» gleichfalls zu den Ausnahmen. Di« üblichste Methobe ist das Trinken. Kalt oder heiß, das ist dje Frage? Die Antwort ist leicht: �enn die Temperatur des Ge- tränke? ist, was den Endeffekt anbetrifft, ziemlich gleichgültig. Es kommt nämlich doch in erster Linie nur darauf an. daß genügend Flüssigkeit in den Körper, ins Blut gelangt, und das läßt sich mit allemFeuchten" erreichen. Allerdings sind doch Unterschied« vor- fanden. Je lauer die Tempereitur de» Getränkes ist. desto länger dauert es, bis es ins Blut gelangt. Dagegen vermag man durch sehr kalte Flüssigkeit das Durstgefühl sofort zum Schwinden zu bringen, bevor sich das Getränk überhaupt mit dem Blut« vermischt hat. Kälte übt eben auf den Schlund schon beim Herunterrinnen der Flüssigkeit eine örtliche, durststillende Wirkung au». Und SHn- Ii che s gilt auch für heiß« Flüssigkeit. Daher«rsreut sich bei den Arabern heißer Kaffee als durststillendes Getränt größter Beliebt- heit. Und auch bei uns gibt es Sportler und Wanderer, die heiße Getränke zum Löschen des Durstes vorziehen,». B.«in« Bouillon, di« sich schiKll und mühelos durch Ueberdrützen eines Maggi- Fleischbrühwürfels mit kochendem Wasier herstellen läßt. Mit dem Kosfee teilt dieses Getränk die anregende Wirkung auf Herz und Nerven, ohne aber wie Professor Müller von der Preußischen Hochschul« für Leibesübungen, Spandau  , mit Recht hervorhebt die den Nervengiften Koffein und Alkohol vachfvlgend« Erschlaffung mit sich zu bringen. Beim Genuß eiskalter Getränk« ist besonder« Vorsicht erforder- lich. Auf schnelles Trinken größerer Mengen fotgen nicht selten Reiz- zustände de« Magen- und Darmkanal», die sich dann in schmerzhaften Koliken und Durchfällen kundgeben, vußerbem kommt es zu starken Blutverschiebungen, die bei anfälligen Personen unter Umständen schwer« Störungen hervorrufen können. Wenn man schon eiskalt« Flüssigkeiten zu sich nimmt, so s»ll man st«, zumal in erhitztem Zu- stände, nur langsam und schluckweise trinken, vi« geeignetst« Tempe- ratur für kühle, Wasser und Mineralwasser, mit und»hn« Zusatz»en Fruchtsäften, fiir kühle Milch»der fvr kühlen Tee mit und ohne Zitron», liegt zwischen 8 und 1v Grad. Im lkbrigen fall:« auch bei diesen Flüssigkelten da» unmäßig«, schnelle Trinken großer Mengen, wie man e, nicht selten beiau»g«trockneten' Wanderern und Sportlern beobachten kann, unterbleiben. Denn erstens werden hierdurch der Kreislauf, das Herz, die Niere sehr stark und plötzlich in Zlnspruch genommen, und außerdem werden die Schweißdrüsen zu unnötiger, verstärkter Tätigkeit angeregt Am empfchlene- wertesten ist auch hier das schluckweis« Trinken mäßige» Quantitäten.
g von Sevitta. rt Lenz. stellung. Hier sieht man wirklich und entschieden den Durchbruch von neuem Lxben und neuen Gesellschaftsformen. Auch moderne mexikanische Kunstschulen sind vertreten. 1926 gab es in Mexiko  9 private Kunstschulen, 1927 bereits 10: 1926 zählte man 5 städtische Schulen und ein Jahr später 6, und aus den 2 staatlichen Kunst- akademien des Jahres 1925 wurden 11 zwei Jahr« später. Der Presiepavillon �in der Sevillaausstellung bietet eine Uebersicht sehr kleinen Formats über die lotein amerikanische   Presse und ihre Ge- schichte, und schließlich ist noch der Pavillon der schönen Künste er- wähnenswen, in welchem sich außerordenllich mertvolle sonst un­sichtbar« Gemälde aus spanischem Privatbesitz befinden, von den spanischen Malern, von Rubens  , von Holbein und anderen. Die ganze Ausstellung steht leider unter dem Zeichen des spanischen   Königtums und der katholischen Religion. Ueberall sieh! man Statuen von Heiligen und Königen und Bilder von ver- ehrungswürdigen Menschen und Schlachten. In drei Wochen wird sogar ein« Kirch« in der Ausstellung eingeweiht! Bon sozialen Einrichtungen, von der Existenz der Arbeiter oder auch nur von den Schattenseiten der heutigen Wirtschaftsordnung ist nirgends die Rede. Allein in Sevilla   gibt es 85 anarchistische Arbeitergruppen Davon weiß man in der Ausstellung nichts. Täglich ist die Ausstellung von 12 bis 6 Uhr geschloffen. Um diese Zeit zählt man bis zu 60 Grad Hitze in Sevilla  (in Worten: Sechzig), und da ist es so glühend, daß sich kaum lemand auf die Straße wagt, obwohl in den Hauptstraßen die Dächer der Häuser durch riesige Tücher zum Sonnenschutz verbunden sind. Aber auch in den Stunden, in denen die Ausstellung osfen ist, stehen die Aus- stellungswächter einsam und verlassen da. Der Mann von Sevilla  geht nicht zur Ausstellung, weil er sich zu sehr über sie freut, dem Ausländer ist es zu weit, und der«inheimisch« Arbeiter kann schon gar nicht hingehen. Denn außer dem Eintrittspreis von 2 Peseten wird für den Besuch jedes Pavillons noch einmal extra eine Peseta erhoben. Diese Ausstellung ist von reichen Leuten für reiche Leute geschaffen. Die meisten Pavillons sind übrigens noch nicht eröffnet, und einig« Optimisten haften, daß diese vielleicht fertig sein werden, wenn die ganze Herrlichkeit in 13 Monaten schon ge- schlössen werden soll. Man spricht davon, daß neulich eine äußerst reiselustige Eng- länderin den das sei zugegeben sehr wahren Satz gelesen hat: Wer Sevilla nicht gesehen hat, hat noch nie ein Wunder gesehen", und daß sie daraufhin die beschwerliche Reis« nach dieser einzig- ortigen Prunkstadt antrat. Der Direktor der Ausstellung, Herr Jose Cruz Eonde, der vorher Artilleriekommandant war, lud die Dame feierlich ein, während ihres ganzen Aufenthalls Gast der Stadt zu sein. Nun bestaunten alle Leute von Sevilla   diese Eyg- länderin als das größte Wunder ihrer Stadt und vergaßen darüber wieder, in die Ausstellung zu gehen. Die Hotellers aber erhöhten sofort von neuem chr« Preise, und nun wundern sich wieder alle Leute von Sevilla  , daß kein Mensch zu ihrer Ausstellung kommt. Sie hoffen auf den Herbst, und im Herbst werden sie an den Winter glauben. Indessen schrauben st« alle Preise welter nach oben und wundern sich weiter. Je mehr sie sich wundern, desto stolzer werden sie. Hoch oben auf der bald tausend Jahre alten Ei'ralda ist eine Frauenstatue, die Giraldillo(Wetterfahne), die den Glauben dar- stellen fall. Den Glauben kann eben den Sevillanern niemand nehmen.
Ein deuischesBühnenfchtff". In Hamburg   ist am Donnerstag ein Kreis von Kunstfreunden mit einem neuartigen Plan an die Oeffentlichkeit getreten, um deutsches Kunstschaffen, insbesondere deutsche, Theater, in den Küstenländern des Kontinents und in Ueberse« durch das Mittel einesBühnenfchiffes" zu propagieren. Die Unternehmer haben einen Biermastgafselfchoner von 80 Meter Länge und 13 Meter Breite» erworben und so umgebaut, daß das Fahrzeug einen regulären Kammertheaterraum für 500 Zuschauer enthält. Eine zunächst für 18 Monate berechnete Werbefahrt nach Süd- und Nordamerika   soll im Januar 1930 angetreten werden. DiePro Arie" wird»eben ihrer Eigenschaft als Bühnenschiff Kunst und Kunstgewerbeouestellungen'bieten und durch eine Schau deutscher Qualitätserzeugnisse für heimische Arbeit zu werben suchen.
Oer Ausbau der Technischen Hochschule Oa»zis. Mit Rücksicht auf die kulturpolitischen Notwendigkeiten wurde seit einiger Zell   die Geisteswisienschastliche Abteilung der Technischen Hochschul« Donzig wesentlich weiter ausgebaut, als dies sonst an den Technischen Hochschulen üblich ist. Ein« ganze Reih« ent- sprechender Lehrstühle, Lehrausträg«, Seminarien wurde geschaffen. Nunmehr ist der Geisteswissenschaftlichen   Abteilung das Recht ver- liehen wurde, aus den Hauptfächern: Philosophie und Psychologie, Germanistik. Romanistik, Geschichte. Geographie. Kunstgeschichte, Nationalökonomie sowie aus den Nebenfächern: Anglistik und Jurisprudenz den Doktortitel verleihen und da« Staat»«ramen für das Lehramt an höheren Schulen abhalten zu dürfen. Dieses geisteswissenschaftliche Staatsexamen wird nicht nur in Danzig   und Polen  , sondern auch in Preußen vollwertig anerkannt. Bon den acht Studiensemestern müssen für den Doktor drei, für da» Staats- examen vier an der philosophischen Fakultät einer preußischen»der von Preußen anerkannten Universität zurückgelegt sein. Alles übrig« Studium kann in Danzig   selbst zurückgelegt«erben.
Die neue Zeil" in Köln   1932. Auf der Jahresversammlung des Deutschen Werkbunde« in Breslau   wurde auch der Plan der Werkbundau»stellungDie neu« Zeit", die in Köln   1932 stattfinden soll, besprochen. Geplant ist der Bau einer ganzen Universitätsstadt, Wohnungssiedlungen von Dauerbauten, Gr»ß- konstruttionen städtischer Bauten, wie einer Zentralmarkthalle, Schulen und Kliniken. Di« Reichsregierung hat ihre Unterstützung m-Aussicht gestellt. Die Ausstellung wird nach den sieben Geficht». punkten erfolgen: Weltbild, Stärkung des Menschen, Beherrschung der Stöfs« und Zkräfte, Bauen und Wohnen, Landesplanung und Städtebau, Gestallung des Staates, Ordnung der Welt. Für de« stummen Film. Di« Mitglieder des Verbandes Nord­deutscher Lichtspieltheaterbesitzer haben, da d:« Bedingungen sir de« Bezug von Tonfilmen und Apparaturen untragbar seien, beschiosi«», einstweilen««der Apparaturen noch Tonfilm« zu erwerben und sich auf den stummen Film«inzustellen. vle ArNsteu-Reviie Georg Salsrrs. Der neue Georg Kaiser.Zwei Krawatten" wird zur Eröffnung der Herbstsaiien mit der Musik van Dpoli- anSth zur Aufsührung gelangen. Das Siück trägt einen ausgesprochenen Reouecherakter, mit GesangSterten als Einlagen. ES werden auch zatl- reich« artistische Nummern dann enthatten sein.