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So schlittert man hinein.

(Rußland zieht seine Reservisten ein.)

Väterchen Stalin gab ein Manifest! Den Toten die Freiheit! Den Lebenden Arrest!"

(Roch einem russischen Reservistenlied.) \ Die Pleite der Kommunisten. Geschäft geht über Weltrevolution.

Volksparteiliche Kampfansage. ZleichstagSauflösung im Herbst? Der Herr derWeserzeitung" und volksparteiliche Reichs- tagsabgeordnete H i n tz m a n n hat jüngst in Hamburg eine Rede gehalten, in der er der Sozialdemokratie für den Herbst den offenen Kampf ankündigte. Herr Hintzmann bezeichnete die bisherige Bilanz der Großen Koalition als negativ. Die Bildung einer attionsfähigen Regierung sei nicht gelungen. Wenn trotz des starken mirtschafts- und finanzpolitischen Gegensatzes zwischen den beiden Flügelparteien eine ernst, hafte Regierungskrise bisher vermieden worden sei. so sei es lediglich unter dem Drucke der außenpolitischen Lage ge- schehen. Nach Abschluß der bevorstehenden Haager Konferenz müsse aber eine Entscheidung über den Kurs der innerdeutschen Politik fallen. Entweder folge eine Verständigung über die Auffassung der Volkspartei und der Sozialdemokratie in der künftigen Wirtfchafts-, Finanz- und Steuerpolitik, oder eine R e i ch s t a g s a u f l ö f u ng sei un- rermeidbar. Die Volkspartei werde dann den Wahlkampf unter der ParoleFür eine sparsame Wirtschaft!" führen und mit dem Ziel, eine auf ihr Sparprogramm verpflichtete stabile Regierung zu erreichen. Es ist längst kein Geheimnis mehr, daß gewisse Kreise der Voltspartei auf eine derartige Auseinandersetzung hin- arbeiten, und die Sozialdemokratie ist auf sie längst ideell und materiell vorbereitet. Ein Wahlkampf, wie Herr Hintzmann ihn ankündigt, würde schärfer als irgendeiner, der vorher in Deutschland ausgefochten worden ist, im Zeichen des off e- neu Klassenkampfes stehen, denn in Wahrheit würde es sich dabei nicht darum handeln, ob, sondern w o gespart werden soll: oben oder unten! Man würde sich bei dieser Gelegenheit gewiß auch daran erinnern, daß der gegen- wärtige Zentrumsminister Stegerwald einmal die Volkspartei alsdie reaktionärste Partei, die es g i b t," bezeichnet hat. Auf einen ihr günstigen Ausfall eines solchen Wahlkampfes könnte die Volkspartei nur dann rech- nen, wenn das deutsche Volt eine Nation von Generaldirek- toren und Kommerzienräten wäre. Gleichsam einen Kommentar zu dem Hintzmann-Pro- gramm liefert dieDAZ." in einem Aufsatz, dereine neue Arbeitsgemeinschaft" propagiert zu dem offen ausgesproche- nen Zwecke, dieLöhneunddieSozialleistungen abzubauen. In diesem Aufsatz wird unterstellt, daß die An- nähme des Uoung-Plans durch Partei und Gewerkschaften logischer Weise" gleichbedeutend sei mit der Bereitschaft, eine Verschlechterung der Lebenshaltung der breiten Massen hinzunehmen. Es wirdein innerpolltifches Reparations- abkommen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern" vor- geschlagen, und an das Tor dieses Abkommens werden für die Arbeiter gleich die Wort« geschrieben:Laßt alle Hoff- nung fahren!" Denn, so doziert der ungenannte Verfasser: Es ist ein sehr gefährlicher Wahn, zu glauben, daß durch Lohntämpse etwa eine Erleichterung für den einzelnen Arbeit- nehmer herbeigeführt werdrn könnt«. Das Herauspumpen von Milliarden kann bei einem an sich schon ausgepreßten Volk nur auf Kosten der Lebenshaltung aller Volks» genossen ermöglicht werden." Das sieht so aus, als ob Deutschland bisher keine Repa- rationeN gezahlt hätte! In Wirklichkeit aber haben die sehr bedeutenden Reparationsleistungen,,.hie Deutschland bisher vollbrachte, die besitzenden Schichten nicht gebindert, ein Leben in Saus und Braus zu führen, während sich die Arbeiter- klaffe nur dank chrer politischen und gewerkschaft- lichen Macht st ellung ein Leben an der Grenze des Existenzminimums sichern konnte. Jetzt soll der Angriff gegen diese Position der Arbeiterklasse und gegen das bisherige Maß ihrer Lebenshaltung gehen, und der Poung-Plan soll dafür als Borwand dienen. Das Ganze läuft auf einen Ver- such hinaus, aus der Niederlage Deutschlands im Weltkrieg ein Geschäft für die Kapitalisten auf Kasten des wirklichen deutschen Volkes, nämlich seiner arbeitenden Massen, zu inachen. Und das nennt sich dann womöglich noch:N a t i o- nale Politik!"_ Beamte auf Llrlaub! Sie nehmen Llrlaub von Schwarzrotgold. Man schreibt uns: Wenn man Gelegenheit hat, das Badelebcn am Strande des Ostseebades Zinnowitz zu beobachten, �inuß man den Eindruck bekommen, daß sich dort während der Sommermonate dieSchwarz. weißroten" oller Parteischattierungcn ein Stelldichein gegeben haben. Im allgemeinen ist ja Zinnowitz als Hakenkreuzlernest hin. reichend bekannt. Die Tatsache, daß nicht eine einzige schwarzrotgoldene Fahne am Strande bzw. an den Strandkörben sichtbor ist, will nicht weiter verwundern. Bei einem Blick in die amtliche Badeliste kann man allerdings feststellen, daß ein ansehnlicher Teil der Bodegäste Beamte der deutschen Republik sind. Di« Kurliste gibt- genaue Auskunst über die Aemter die von den dort zur Erholung wellenden Beamten in der Republik bekleidet werden. Vorwiegend stNdet man Studienröie und Lehrer im trauten Verein mit Re- oierungsräten, Ministerialanllmännern. Amtsröten und höheren Polizei- und' Just izb«unten. Also Beamte, die der Republik ein ansehnliches Einkommen zu verdanken haben. Wenn man im allgemeinen auch nicht von den Beamten außerhalb ihrer Dienstzeit eine Propaganda für die Republik vor. aussetzt, müßte man von ihnen mindestens erwarten, daß sie sich während ihrer dienstfreien Zeit nicht mit schworzweißroten Fahnen schmücken! Es ist wirklich an der Zeit, daß endlich einmal die maßgebenden Stellen ernstlich sich mit diesen Dingen befassen.

Ein Dohlläker. Der am Freitag in Hove in England verstorbene Zigarettenfabrikant und Philanthrop Bernhard Baron hat. die testomentarifchen Bersüauiig«» nicht eingeschlolsen, während der. letzten 10 Jahre etwa Millionen Mark für wohl- tätige Zweck« g e st i s i e t. Baron stand der Arbeiterpartei nahe. Er war russischer Abkunft und begann sein Leben als Tabak- arbeit«? in Amerika . DI« britische Wirtschaflskommission unter Führung von Lord d'Abernon. die den Austrog hat, die industriellen, kommerziellen und imanziellen Beziehungen zwischen Großbritannien einerseits und Argentinien und Brasilien andererserts zu untersuchen, verläßt margen Soulhampton und trifft am 20. August in Buenos Aires ein: von wo sie sich am 11. September nach Rio de Janeiro begibt. Nach einem Besuch von Montevideo wird die Kommission Mitte Oktober nach England zurückkehren,

Hamburg . 2. August.(Eigenbericht.) Die Meldungen der kommunistischen Presse über die kom- munistische De in on st ratio n im Hamburger Städte- gebiet übersteigen die kühnsten Erwartungen. Selten ist eine kommunistische Aktion in Hamburg so kläglich verlaufen, wie diese Antikriegsdemonstration. Um so lustiger wirken die Feststellungen derRoten Fahne", daß dieerfolgreiche Kampfdemonstration des heldenmütigen Hamburger Proletariats von besonderer politischer Wichtigkeit" gewesen sei und die Hamburger Arbeiter sich die Straße erobert hätten. In Hamburg amüsiert man sich köstlich über diese erfolgreiche Kampfdemonstration", an der sich nach derRoten Fahne" 15000 Arbeiter beteiligt hoben sollen. Obwohl auch 15 000 Teilnehmer für die großhamburgstchen Verhältnisse nicht welterschütternd gewesen wären, sei doch um der Wahrheit zu ihrem Recht zu verHelsen festgestellt, daß sich an dem kom> munistischen Dcmonstrotionszug nach nicht ZvvoPersonen beteiligt hoben. Der Vorbeimarsch dieserMassen" dauerte g e r o d e 11 Minuten. Von besonderem Reiz ist folgender Vorgang: Im Altonaer Hafen wurde am 1. August der DampferS i x t y- F o u r" von derDcrutra"<D e u t s ch> R u s s i s ch e Lager- u n d H a n d e l S- g e s e l l s ch a f t) durch die kommunistische Stauers, Einheit" beladen. Um die von der KPD. angesetzt« Welt- reoolution kümmerten sich die kommunistischen Arbeiter nicht. Die erste Schicht arbeitete von 7 Uhr morgens bis 14.30 Uhr: dann besannen sie sich darauf, daß ja die Arbeit ruhen sollte, und da auch die Stauerei-Genossenschaft obendrein die achte Arbeits- stunde bezahlte, verließen sie die Arbeit. Aber der Dampfer mußte fertig beladen werden, und dazu hatte dieDerutra" bei der StauerciEinheit" bereits am 31. Juli Schouerleute für die zweite Schicht bestellt. Um 15.30 Uhr begannen diese Schouerleute treu und brav mit der Arbeit und hielten aus bis gegen Mitternacht. Was kümmerten sie sich darum, daß an. Morgen des 1. August von den Kommunisten noch Flugblätter verteilt würben mit der Auj- forderung:Heraus aus den Betrieben!" Sie arbeiteten vielleicht etwas revolutionärer als sonst, aber sie arbeiteten. Auch bei der StauereigenossenschastEinheit" geht das Geschäft über die W e lt r ev o lu ti o n!' Es klappt nichts mehr. Der genialen Leitung der KPD . geht alles schief. Sie hat über den Berlouf der Lustgartendemonstrotion ein Telegramm an den Oberbefehlshaber der Roten Armee gesandt. Die Absicht war, die russischen Austraggeber über die Pleite zu täuschen. Sie haben jedoch mit Lügen kein Glück, und so kam es, daß der Wortlaut des Telegramms im Mü�zenbergschen Abendblatt in anderer Fassung erschien als in derRoten Fahne". Am Morgen hieß es in derRoten Fahne": Die in der Zahl von 15 0000 an einer grandiosen Antikriegsdemonstration versammelte Arbeiterschaft von Groß- Berlin..." Am Abend aber las man bei Münzenberg : Die zu vielen Zehntausenden in einer grandiosen Antikriegsdemonstration im Lustgarten versammelt« Arbeiterschaft von Groß-Berlin..." Dom Morgen bis zum Abend waren aus 150 000viele Zehn­tausend«" geworden. Die russischen Austroggeber werden sich fragen: wieviel werden unser« Agenten übermorgen noch nach- gelassen haben, und vielleicht ahnen sie, daß die Zehntausend stimmt einmal zehntausend! Zusammenstöße in Bafel. Pasel, 2. August.(Eigenbericht.) In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag kam es hier zu schweren Zusammen st äßen zwischen Kommunisten undMilitär. In Basel waren die von den Kommunisten geplanten Anti- kriegskundgebunge» verboten. In der Rocht zum Freitag verfam-

mclten sich dennoch am Bläsitor etwa hundert Personen. Als die Mannschaften einer R e t r u t e n s ch u l e die Ansammlung auflösen wollten, stießen sie aus hartnäckigen Widerstand. Ein Rekrut wurde von der Menge niedergerissen und so mißhandelt, daß er schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht werden mußte. Zwei Demonstranten erhielten erhebliche Bajonettstiche. 50 Personen wurden zwangsgestellt. U. a. wurde auch der deutsche kommunistische Redakteur Iltis aus M a n n h c i n,, der int Namen der Deut- schen Kommunistischen Partei sprechen sollte, festgenommen. Verlehte in Krankfuri a. M. Schwere Ausschreitungen bei der Kommunisten- demonstration..) Franksurk a. M.. 2 August. Am Donnerstag abend sand auf dem Römerberg eine Ver­sammlung der SPD . statt. Räch lO Uhr bildete die Versammlung einen Zug. Als sich der Zug in Bewegung sehte und dl« Spielleute zu musiziere» begonnen, wurde ihnen dies von der Polizei verboten. Nur mit Mühe gelang es, den Zug in der Neuen Krem« auf- zulösen. Es bildeten sich nun kleinere Trupps, die bald an dieser, bald an jener Stelle zum Borschein kamen und die Polizei mit Steinen bewarf. Auf dem Platz vor der abgerissenen Markthalle kam es erneut zu heftigem und ernstem Widerstand. Die Lage war hier äußerst kritisch. Die Poli-eibeomten wurden nicht nur mit Steinen de- w o r f c n, aus den hinter der abgerissenen Markthalle stehenden Häusern sielen auch Schüsse, so daß die Polizeibeamten ge- zwungen waren, auch ihrerseits von der Schußwaffe Gebrauch zu wachem hierbei gab es zahlreiche verletzte, deren genaue Zahl man nicht feststellen konnte. Einem größeren Aufgebot von Schutzpolizisten mit Karabinern gelang es schließlich, den Platz zu säubern. Etwa 30 Personen wurden im Berlaufe der Unruhen festgenommen. Erst um 2 Uhr nachts trat endlich Ruhe«in.

Tfaive Gowjetsauberung. Keine Spvr von reger Massenbeteiligung. Moskau , l. August. Nachdem es in den letzten Tagen in Sachen des ostasiatischen Konflikts etwas stiller geworden ist, beginnt die Sowjelpress«, sich wieder mehr mit derG e n c r a l s ä u b e r u n g" des Sowjet- apparats und der Kommunistischen Partei zn beschästigen. Dabei äußert sich die Presse keineswegs zusrieden mit dem bisherigen Berlairf der Kampagne. Es wird immer wieder hervorgehoben. daß zwischen dem entworfenen Plan der Säuberung und der prat- tischen Durchführung ein starker Widerspruch besteht. Einerseits ist die vorgeschriebenerege Beteiligung der breitesten Massen" an der kritischen Durchleuchtung des Sowjstopparates durch- aus nicht überall zu bemerken und Zwar vielfach deswegen, weil gar n,cht s getan worden ist, um' die Massen heranzuziehen. In manchen Fällen haben aber puch entsprechend« Anregungen nichts genützt. So erschien z. B. zur Revision der ersten Abteilung der Moskauer Polizei nicht ein einziger Arbeiter mit den erwartetenBeobachtungen", obgleich diese Revision in einen Arbciterklub verlegt war. Andererseits Wersen die Blätter auch den Revisionskommissionen allerlei Unterlassungen vor. Einig« führen ihre Arbeiten so sehrin Gehe i m ro tssii l", daß d>e der'Revision unterzogenen Sowjetbeamten kaum die Möglichkeit haben, sich gegen etwaige Anklagen zu verteidigen. In anderen Kommissionen wiederum herrscht eineSommerstimmMtg", über die die Blätter sich nicht genug entrüsten können: da werde teil- weise gar nichts getan, teilweise mit einemsästecht imitierten. A m e r i k a n i s m u s" so schnell revidiert, daß dabei gar nichts ermittelt werden kann. Ein Sowjetblatt brachte dieser Tag« eine witzige Karikatur: an einer Front von Sowjetbeamten rast ein Auto mit Revidenten vorüber, von denen einer schreit:Alles sir die Sowjetregicrung? Famo«! Weiterl'