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BERLIN Sonnabend

3. Auguft 1929

10 Pf.

Der Abend

Erfetattäglich außer Sonntags. Bugleich Abendausgabe des Vorwärts. Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Ervedition; Berlin SW 68, Lindenstr. 3

Spätausgabe des Vorwärts

46. Jahrgang.

Anzeigenpreis: Die einfaltige Nonpareillezeile 80 Pf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. Bosschecktonte: Borwärts- Verlag G. m. b... Berlin Nr. 87536. Fernsprecher: Denhoff 292 bts 297

Terror der Hafenfreuzler.

Nürnberger Parteitag beginnt mit Ueberfällen./ Das erste Todesopfer

Nürnberg , 3. Auguft.( Eigenbericht.)

Die Hatenkreuzler, die ihren Parteitag in Nürnberg ab­halten, find sehr enttäuscht über den Empfang. Fast nirgends, mit Ausnahme von einigen Geschäftsleuten, ift geflaggt worden. In ihrer Wut über diese katastrophe in Nürnberg sind bereits einige 3 usammenstöße mit dem Publikum erfolgt. Am Freitag nachmittag ff ür mfen die Hakenkreuzler einen Straßenbahnwagen, vergriffen fich tätlich an dem Straßenbahnführer, der nicht gehalten hatte, und schlugen hierbei die Fensterscheiben des Wagens ein.

Am Abend fam es im Innern der Stadt zu einem schred. lichen Mordfall. Als drei Radfahrer, die eine Trommel der Reichsbanners bei fich trugen, durch die Königstraße fuhren, wurden fie von einem Trupphafentreuzler angehalten und ich wer mishandelt. Jm selben Augenblid tam ein Auto, mit Haten freuzlern besetzt, von dem ein Hakenkreuzler abstieg und mehrere Schüsse in das Menschentnäuel abgab. Hier. bel wurde eine zufällig in Nürnberg anwesende Kaufmannsjcay aus Heffen in den Kopf getroffen und mar jofort fot. Zwei der Radfahrer, die Mitglieder des Reichsbanners find, wurden schwer verlegt.

Heute, Sonnabend früh 11 Uhr, drang ein Trupp Haten Treuzfer in die wirtschaft des metallarbeiterver. bandes ein, mißhandelte den wirt, zerschlug die Fensterscheiben und demolierte die wirtschaft.

Als gegen 10 Uhr 1000 Kinder von der Kinderfreunde­bewegung zum Bahnhof marschierten, um nach Andernach zu fahren, traf auf dem Bahnhof zu gleicher Zeit ein Zug haten. treugler, die aus Hof in Bayern famen, ein. Als diese Haken­Kreuzler den Kinderzug auf dem Gleise flehen sahen, bespudten fie die kinder und den 3ug.

*

Die Bevölkerung von Nürnberg ift empört über dieses Rowdytum, das sich seit gestern in Nürnberg breit macht. Selbst die Polizeibeamten sind entrüftet über dieses Treiben und loben im Gegensah dazu das vorzügliche Berhalfen der Ar. belferturner in Nürnberg nor vierzehn Tagen.

Seif heute miffag 12 Uhr ist die Polizei in Alarmbereitschaft und fährt mit Autos durch die Stadt.

Bandenüberfälle auf Vorwärtsfilialen.

Organisiertes Rowdytum.

Die Roheitsvergehen junger Kommuniffen oder von Leuten, die sich wohl einbilden oder vorgeben, kommunisten zu fein, mehren sich von Tag zu Tag. Gestern abend sind von solchen Rohlingen vier ruhig igres Weges gehende Reichsbannerleute niedergeschlagen worden. Weiterhin wurden in zwei Vorwärts"-Filialen die Fenster. fcheiben eingeschlagen und ein Steinbombardement cuf die Läden eröffnet. Die Polizei ist eifrig bemüht, der Täter habhaft zu werden.

Auf die Vormärts" Filiale in der Aderstr. 174 wurde, wie man vermuitet, von Kommunisten gestern abend ein regelrechter lleberfall perübt. Mit Steinen bewaffnet touchten die Burschen plötzlich vor der Filiale auf und eröffneten auf die Fensterscheiben und Firmenschilder ein Bombardement. Das Zerstörungswerf war schnell beendet und unerkannt konnten die Bandolen entfommen. Im Laden murden zahlreiche Pflaster und Mosaiksteine gefunden. Es ist wahrschein lich, daß sich an den lleberfall eine ganze Bande beteiligt hat. Bon der Ackerstraße zogen die Rondys nach der Bastian: straße auf dem Gesundbrunnen , mo gleichfalls die Scheiben der Borwäris" Filiale durch Steinwürfe zertrümmert wurden. Auch hier konnten die Bandalen ungehindert entkommen. Nach den Feststellungen der Polizei scheint es sich regelrecht um organisierte Banden überfälle zu handeln mit dem Ziel, die Bormärts Filialen zu schädigen. In zwischen ist auf den zuständigen Polizeirevieren Strafantrag gegen Unbekannt" gestellt worden. Es ist zu hoffen, daß es der Po lizei gelingt, die Strolche, die sich an toten Gegenständen vergreifen, dingfest zu machen.

M

Bei einer Bergtour ist der Berliner Ministerialdiret. for kühne tödlich abgestürzt. Er konnte sich jedoch am Geftrüpp festhalten. In dieser fürchterlichen Lage verbrachte er die ganze Nacht, bis ihn gegen Morgen die Kräfte verließen, worauf er 200 Meter tief abstürzte. Eine Rettungsfolonne fonnte ihn nur noch als Leiche bergen.

Mit 20 Kilometer über dem Ozean

" Zeppelin" morgen in New York .

Nach einem Funkspruch des Graf Zeppelin " an die Marinestation Arlington befand sich das Luftschiff um 1,05 hr mitteleuropäischer Zeit 90 Meilen süblich der Azoreninsel Pico. Bei leichten Winden fährt das Luftschiff mit einer Stundengeschwindigkeit von

70 Kilometer.

Mit dem Eintreffen des Zeppelin" wird in Lakehurst für morgen, Sonntag früh, gerechnet. Die Wetter Tage über dem Atlantischen Ozean ist augenblicklich günstig.

Iotion

Mann zur Verfügung, da die Luftfahrtstation Siz der japanischen Marineluftschiffabteilung und der Flugzeugabteilung ist. Del- und Aktiengesellschaft geliefert, die die geschäftliche Vertretung des Lust­schiffbaues für Japan übernommen hat. Die Hamburg - Amerika­Linie wird die Passagier, Post-, Fracht- und Verpflegungsangelegen­Betriebsgas und flüssige Betriebsstoffe bereit. Auch ein neuer heiten übernehmen. Beiter stehen genügende Mengen Traggas und Reservemotor ist von Friedrichshafen nach Tokio geliefert, ebenso mehrere Kisten mit Maschinenreserveteilen und Werkzeugen. fanntlich ist auch Ingenieur Beuerle nach Tokio abgereist, der die falls das Marinedepartement der Vereinigten Staaten eine Luft­technischen Vorbereitungen leitet. In Los Angeles hat eben schiffertruppe aus Lakehurst zur Hilfeleistung angeboten. Die Stadt 2os Angeles stellt den städtischen Flugplatz zur Verfügung und hat wendigen Gasfüll- Leitungen übernommen. Der Antermast ist vom auch die Aufstellung eines Untermastes und die Errichtung der not­gleichen Typ wie der in Lakehurst befindliche.

Betriebsgas werden von amerikanischen Firmen an eine japanische

"

Ber

Associated Chatham Massachusetts tonnte heute nacht über eine Stunde lang sich mit dem Graf 3eppelin" verstän digen. Er gab eine große Anzahl von privaten und Pressenach­richten. Die augenblickliche Position des Luftschiffes wurde nicht angegeben.

Die Vorbereitungen für die Weltfahrt des Graf Zeppelin find nahezu abgeschloffen. Bekanntlich foll die Fahrt in pier Abschnitten durchgeführt werden: Friedrichshafen Totio, Tolib os Angeles, Los Angeles - gatehurst, Lakehurst­Friedrichshafen. Da in Friedrichshafen und Lakehurst be reits genügend erprobte Einrichtungen vorhanden waren, brauchten nur für Los Angeles und Tokio Vorkehrungen zur Sicherstellung der Betriebsmittelvorräte, Reparaturmöglichkeiten und Husspersonal ge­troffen werden. Im einzelnen wurden folgende Vorbereitungen ge troffen: für Japan hat das japanische Marinedepartement die Marineluftfahrtstation bei Zolio angeboten. Hier befindet sich eine Luftschiffhalle, die etwas größer ist als die Friedrichshafener Halle und ursprünglich in Jüterbog bei Berlin gestanden hat, nach Zeppelin" haben sich die Witterungsverhältnisse für den Weiterflug Nach der letzten Standortmeldung von Bord des Graf Kriegsende aber nach Japan ausgeliefert werden mußte. Auch die übrigen technischen Einrichtungen sind hier größtenteils foon vorzuschlagen, der etwa 200 Meilen nördlich an den Bermuda - Inseln über den Atlantik gebeffert. Dr. Edener beabsichtige, einen Kurs ein­handen; sogar ein Antermast befindet sich auf dem Landungsplatz, vorbeiführt. Wahrscheinlich werde das Luftschiff am Sonntag über der zurzeit für eine etwaige Beranterung des Graf Zeppelin " her New York eintreffen. Latehurst soll erst nach der Ueberfliegung gerichtet und verstärkt wird. Im ganzen stehen außerdem 1000 meiterer amerikanischer Städte, darunter auch Washington , ange= steuert werden. Weitere Nachrichten vom Luftschiff liegen bei den Amtsstellen nicht vor. Wahrscheinlich ist die Schiffsleitung mit der Einholung von Wettermeldungen überstart in Anspruch genommen.

Neumünster .

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STEDERN LANDBUND

,, Ausgerechnet während der Erntezeit 900 Landleute zu einer albernen Prozession zusammenzutrommeln! Jochem, wie verträgt sich das mit unsere Not!"

Kommunistische Strolche.

In den gestrigen späten Abendsfunden wurden auf dem Wedding wieder vier Reichsbannerfameraden von kommunistischen Strolchen überfallen und schwer verletzt.

Drei Reichsbannerfameraden befanden sich nach Beendigung der machtnollen Straßenfundgebung des Reichsbanners am Wedding auf dem Heimwege. In der Weddingstraße, dem berüchtigten Dorado der Kommunisten, stürzten sich aus einem Hinterhalt 12 bis 15 Rommunisten auf die drei ahnungslos Borübergehenden und drangen mit Messern, Schlagringen usw. auf sie ein. Ohne Zweifel wäre der Ueberfall für die Reichs­bannerkameraden sehr übel ausgelaufen, wenn nicht zufällig ein Bolizeiauto vorübergefahren wäre. Die Beamten griffen sofort ein und die kommunistischen Helden flüchteten und fonnten im Dunkel der Straße entkommen. Einer der Haupttäter, der sich in ein Restaurant geflüchtet hatte, fonnte verhaftet werden; er murde der Abteilung Ia im Polizeipräsidium zugeführt. Zwei Reichsbannerkameraden hatten tiefe Meijerstiche in den Hintertopf, sowie Schlagringverlegungen davon getragen. Sie mußten zur Rettungsstelle in der Lindower Straße gebracht werden, von wo fie nach Anlegung von Notverbänden durch Polizeibeamte in ihre Wohnungen geleitet wurden.

Ferner wurde auf dem Rückweg in der Schönstedtstraße am Brunnenplag der Jugendkamerad 21fred Napp von drei Kom­munisten überfallen, mit Schlagringen bearbeitet und mit Steinen beworfen. Als ihn Kameraden zu Hilfe eilten, suchte das Gefindel schleunigst das Weite und verschwand spurlos.

Preisabbau der englischen Spinnereibefizer. Manchester , 3. Auguft. Der Berband der Spinnereibejißer beschloß am Freitag, einen Ausschuß zu ernennen, der fofortige Maßnahmen zur Herabsehung der zuletzt festgesetzten Preise ergreifen soll. Die Entschließung schlägt vor, daß man die Bleichereien, die Färbereien und die Ver­padungsgeschäfte bittet, ihre Preise zu ändern, um zu gestalten, die Preise der Baumwollwaren bis zum Niveau der Weltkonkurrenz herabzusehen.