Morgenausgabe
Tr. 361
A 182
46.Jahrgang
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Sonntag
4. August 1929
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Feiert den 11. August!
Das Reichsbanner ruft zur Verfaffungsfeier.
Zum Berfassungstag erläßt der Ehrenausschuß des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold folgenden Aufruf:
Am 11. August jährt sich zum zehnten Male der Tag, an dem das deutsche Volk durch seine freigewählte Nationalversammlung in Weimar sich selbst eine Verfassung gab ,,, einig in seinen Stämmen und von dem Willen beseelt, sein Reich in Freiheit und Gerechtigkeit zu erneuern und zu festigen, dem inneren und dem äußeren Frieden zu dienen und den gesellschaftlichen Fortschritt zu fördern."
Unversöhnt stand die Reaktion beiseite Bon spartafiftischer
Unvernunft unterstüßt, wartete sie auf die Stunde, in der sie abermals, wie im Jahre 48, die junge Freiheit mit blutiger Gewalt erftiden tönnte.
Ihre Stunde fam nicht. Nicht im März 1920, als die Offiziere im Kapp- Putich rebellierten, auch nicht in den Dezembertagen des Jahres 1923. Aber in jenen schwersten Zeiten in denen Männer mie Erzberger und Rathenau unter den Händen nationa listischer Mörder verbluteten und an deren Ausgang der Tod des ersten Präsidenten der deutschen Republif Friedrich Eberts, steht, fand sich alles zusammen, was entschlossen war, die deutsche Republik zu feftigen, aufzubauen und vormärtszubringen.
Aus den brei republikanischen Parteien, der Sozialdemokratischen Bartei Deutschlands , dem Zentrum und der Deutschen Demokratischen Bartei traten die republikanischen Striegsteilnehmer zusammen zum Schuße des jungen, immer wieder bedrohten Volksstaates. Das war die Geburtsstunde des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold.
Das Reichsbanner hat seine große Aufgabe, die Republit zu schügen, erfüllt. Es bleibt aber auch für die Zukunft der lebendige Schutzwall, hinter dem sich der innere Aufbau des Boltsstaates vollziehen wird. Es hat eine unerschütterliche Front gebildet gegen alle Angriffe von links und rechts. Es hat die Verfassung vom 11. August 1919 gegen alle Umsturzversuche gehalten und ihr Achtung und Ehre verschafft. Es hat der Verfassungstag zum Boltstag, zum Festtag der Republik gemacht.
Diesen Festtag würdig zu feiern, fordern wir auf! Männer und Frauen, Alte und Junge:
Heraus mit den schwarzrotgoldenen Fahnen! Auf zur Verfassungsfeier 1929! Es lebe die Republik !
Kommunistische Störungspläne.
Organisierte Räuberei.
Die Kommunisten haben foeben erft, am 1. August, mit der allergrößten Selbstverständlichkeit, von der polizeilich ge schüßten Demonstrierfreiheit Gebrauch gemacht, die unter normalen Verhältnissen jeder Partei in der Republik zusteht. Sie haben ihre Demonstrationszüge durch die Stadt, nach dem Luftgarten geführt, und die Polizei hat darüber gewacht, daß sie dabei nicht gestört wurden.
Nun will bekanntlich am 11. Auguft das Reichsbanner und mit ihm die republikanische Mehrheit der Berliner Bevölkerung den 10. Verfassungstag festlich begehen. Was tut die KPD.? Refpet tiert sie die Demonstrierfreiheit, die sie für sich selber in Anspruch nimmt, auch bei anderen? Sie denkt nicht im entferntesten daran, sondern sie hat im Gegenteil ihren Funktionären ein Rundschreiben zugestellt, das zur
planmäßigen Störung der Berfaffungsfeiern am 10. und 11. Auguft
ausführliche Anweisungen gibt. So sollen z. B. die vom Reichs. banner geklebten Blafate überklebt werden mit der Aufforderung, diesen Sozialfaschisten "„ lein Glas Wasser, fein Stück Brot, tein Quartier" zu gewähren. Das Rundschreiben der„ Org.- Abteilung" gibt dann mit deutlicher Absicht ein Verzeichnis der Feste, die die Sozialdemokratie am 10. und 11. August veranstalten will. Zum
Schluß heißt es:
13. Am 11. August wird an sämtlichen Aufmarsch. plähen des Reichsbanners von allen Verwaltungsbezirken das stärkste Gewicht auf die Gegenfundgebungen zu legen fein.
Anklage wegen Landfriedensbruchs.
Der Bauernfrawall in Neumünster . Neumünster , 3. Auguft.
Zu dem blutigen Zusammenstoß, der vorgestern zwischen Polizei und Landvolk stattfand, wird weiter berichtet, daß sämtliche Berhafteten bis auf einen, der bei dem Kampf um die Fahne feftgenommen wurde, wieder auf freien Fuß gefeht wurden.
Ein Vertreter der Kieler Staatsanwaltschaft hat inzwischen die Untersuchung der Vorgänge eingeleitet. Man rechnet damit, daß gegen einige der zur Anzeige gebrachten Ceute Anflage wegen Landfriedensbruch erhoben werden
wird.
Anglo - ägyptische Einigung. England verlegt die Garnison an den Suezkanal. London , 3. Auguft.( Eigenbericht.) Der ägyptische Ministerpräsident Mahmud Pascha , der am Montag nach Kairo zurückkehrt, hat am Sonnabend eine abfließende Unterredung mit Außenminister Henderson. Nach einem offiziellen Kommuniqué feilte Henderson dem ägyptischen Ministerpräsidenten mit, daß ein aus Mitgliedern des Kabinetts beftehendes Komitee„ die Vorschläge für eine dauernde und ehrenvolle Beilegung der englisch - ägyptischen Frage" geprüft habe.
14. Weitere Anweisungen erfolgen nur in persönlicher Rüdsprache mit den Genoffen der Orgabteilungen. Die Pol.bezw. Sekretäre der BB. haben die Verpflichtung, fich in den nächsten Tagen, fofort nach Erhalt dieses Rundschreibens, in der Orgabteilung zu melden.
Besondere Wichtigkeit wird von den Strategen der WeltrevoAufmarschplatz dienen soll. Es wird geplant, diesen Plaz noch vor lution dem Bülomplag beigemessen, der dem Reichsbanner als der Ankunft des Reichsbanners mit eigenen Leuten zu besetzen. Sollte es zu„ Gewaltaktionen" des Reichsbanners oder der Polizei tommen, so will man zum Montag den Generalstreit profla
mieren!
Die Kommunisten, die für sich selber das Recht beanspruchen, ungestört zu demonstrieren, bereiten also eine planmäßige Störung der Verfassungsfeier in allergrößtem Ausmaß und mit allen Mitteln vor. Bleiben sie bei ihrem Vorhaben, so muß es zu ZusammenDemonstrationen vor Störungen zu schüßen. zweitens aber werden stößen. tommen, dann erstens hat die Polizei die Pflicht, erlaubte fich die Demonstranten selbst ganz gehörig zur Behr seßen.
fie planmäßig zu stören, will damit Prügeleien hervorrufen und Wer sich in die Kundgebungen politischer Gegner einmischt, um hat nicht das mindeſte Recht, sich über die Prügel, die er dabei selber bekommt, zu beklagen. Das mögen sich die Kommunisten zum Das mögen sich die Kommunisten zum 11. August gesagt sein laffen. Einstweilen haben in Deutschland nicht nur die Kommunisten das Recht, ungestört zu demonstrieren, die Sozialdemokraten und die übrigen Republikaner haben es auch. Sie werden sich von kommunistischen Knüppelgarden Sie werden sich von kommunistischen Knüppelgarden dieses Recht nicht nehmen lassen!
In Ergänzung des Kommuniqués wird vom Außenamt mitge. teilt, daß die Meldung, wonach der Entwurf eines Bertrages bereits parafiert worden sei, nicht den Tatsachen entspricht hingegen dürfe man mit guten Gründen annehmen, daß die von Henderson und Mahmud Pafcha entworfenen Vorschläge die Grundlage eines Bertrages zwischen England und Aegypten bilden werden. Wie der„ Evening Standard" erfährt, enthalten die Borschläge u. a. auch eine weniger fachlich als psychologisch wichtige Konzeffion von felfen Großbritanniens . England hat sich nach dieser Jnformation bereit erklärt, feine Garnisonen aus den Stadt. bezitten von Kairo und Alexandria zurückzuziehen und dafür in anderen Orten innerhalb und außerhalb der Suez- anal- 30ne unterzubringen.
Die litanischen Beschwerden vor dem Bölferbund. Genf , 3. Auguft.
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Der nationale Brei.
Die Haager Konferenz und der Zusammenbruch des Nationalismus.
Wir haben in diesen Tagen oft gehört, daß der Pazifismus aufgehört habe, eine allgemeine Volksstimmung zu sein. listen aus allen Lagern erwedt, sie haben sich dem Glauben Der oftchinesische Konflikt hat Hoffnungen bei den Nationa hingegeben, daß die seelische Bereitschaft der Völker für neuen Kriegswahnsinn wiederkehre. Ueber diesen Hoffnungen haben sie fest beide Augen vor der kommenden Konferenz zur Liqui= dierung der aus dem Weltkrieg entstandenen Fragen verschlossen.
Die Konferenz im Haag ist sichtbarster Ausdruck ständigung der Völker und der Organisierung des europäischen dafür, daß die Ueberzeugung von der Notwendigkeit der Verdie Regierungen. Die Politik des Optimismus, daß die Friedens nicht nur die Völker durchdrungen hat, sondern auch Stimme der Bernunft sich durchsetzen werde, hat auch die Sieger des Weltfrieges in ihren Bann gezogen.
Die etappenweisen Erfolge der Politik der Verständigung werden im Haag einen gewissen Abschluß erfahren. Diese Konferenz fann nicht enden ohne die Räumung des Rheinlandes! Es gibt feine Regierung der an der Konferenz beteiligten Länder, die die Verantwortung für die Zerstörung dessen übernehmen könnte, was in zehnjähriger Arbeit seit dem Ende des Krieges geschaffen worden ist. Die Konsequenz der Berständigungspolitit reißt auch die Widerstrebenden mit sich fort.
Diese Konferenz wird einen geschichtlichen Einschnitt bedeuten. Nach der Räumung des Rheinlandes und der wirklichen Befriedung weicht die Ueberschattung aller innerpolitischen Probleme durch den außenpolitischen 3wang- die unnatürliche Borherrschaft der Außenpolitit von der Innenpolitik wird auf gehoben werden. Die Festsetzung der deutfür die finanzielle und soziale Neuordnung in Deutschland . schen Reparationszahlungen wird den Ausgangspunkt geben Das Ergebnis dieser Konferenz wird daher einen Gewinn an Freiheit bedeuten nicht nur von äußerem Zwang, sondern auch Gewinn von politischer Handlungsfreiheit im Innern.
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nale Opposition", die Sammlung der verschiedenartigſten Ein solcher Abschluß bedeutet, daß die sogenannte ,, natiopolitischen Elemente zu reaktionären Zwecken mit Hilfe der nationalen Phrase die legte Chance verliert. Es ist erklärlich, daß wir an diesem Zeitpunkt noch einmal eine Welle der nationalistischen Propaganda erleben, ein letztes Aufbäumen vor dem Ende.
Die Hugenbergiche nationale Einheitsfront ist der Versuch, die nationale Opposition fünf Minuten vor zwölf noch Boltsbegehrens gegen den Young- Plan. Dieie Aktion soll ereinmal zu beleben. Sie wird gesammelt um das Banner des folgen in einem noch entfernten Zeitpunkt, nach der Konfe den deutschen Reichstag. Eine seltsame Aktion, die erst die renz im Haag und nach der Billigung ihrer Ergebnisse durch wichtigsten politischen Entscheidungen von geschichtlicher Tragweite vorübergehen läßt, um dann gegen den Gang der Geschichte zu protestieren!
grund der politischen Bühne getreten mit dem Kampfruf: Der Führer diefer seltsamen Aktion ist in den VorderBlod, nicht Brei! Seine Freunde haben diesen Kampfruf als ein Bekenntnis zu einer straff geführten aktivistischen nationalistischen Politik aufgefaßt, sie hofften auf eine Durchtreuzung der mit innerer Logit vorwärtsschreitenden Politik der Verständigung.
Einen Blod, in dem jeder den anderen mit Mißtrauen be Den Blod haben sie nun, aber was für einen Block! obachtet, in den Hugenberg genau fo mit parteipolitischen Hintergebanten hineingegangen ist wie Hitler . Jeder der Teilnehmer hofft auf nichts anderes als auf die Stärkung der der Stahlhelm nicht mehr Anspruch darauf erheben könnten, eigenen Organisation. Hitler versichert, daß Hugenberg und als Träger des nationalen Gedankens zu gelten. Der Stahlhelm behauptet, Hitler habe sich auf die innerpolitischen Ziele das entschiedenste. Aus den Reihen der Deutschnationalen , des Stahlhelms gebunden, Hitler wieder bestreitet dies auf die schließlich den wichtigsten Bestandteil dieses Blocks" bilden, mehren fich die Stimmen, die gegen diesen Block und seine Absichten auf das fräftigste protestieren. Während Hugenberg jeden einen Berräter an der nationalen Sache nennen läßt, der sich nicht zu seiner famosen Volksbegehrensaftion befennt, werfen ihm andere Deutschnationale Berantwortungslosigkeit und Gefährdung nationaler Interessen
vor.
Beim Generalsekretär des Bölferbundes ist die Antwort der polnischen Regierung auf die gegen Polen gerichtete Beschwerde note Litauens eingetroffen. Litauen hatte in dieser Note um die Dieser famose Bloc der nationalen Opposition entpuppt Entsendung einer Untersuchungstommiffion an die litau- fich als ein zusammenhangloser Brei, der nur dazu hergestellt iſch- polnische Grenze zur Prüfung der Berhältnisse gebeten. Bolen fcheint, um zu verdecken, daß die Deutschnationale Volkspartei hat in feiner Antwortnote, mit der sich bereits der Ratspräsident unter Hugenbergs Führung fein Block ist. Wo ist die gemeinGraf Adatschi beschäftigt hat, die litauische Beschwerde als un befchaftliche politische Willensrichtung derer, die in diesem Brei gründet zurückgewiesen. durcheinanderquirlen? Sie haben nur einen gemeinschaft