Streikschlachi in Siebenbürgen . Scharfes Feuer des Militärs. Bukarest . 6. August. lEtgeubericht.) Zu dem Bergwcrksgeblel Lupeuy io Siebeubürgeu kam es zu eluem schweren Zusammenstoß zwischen Streikenden und dein Militär. Die Zahl der Toten betrögt nach einer amtlichen Mit- teilung fünfzehn: verletzt sind weit über hundert per. seinen. Der Zusammenstoß stelzt im unmittelbaren Zusammenhang mit einem Streik von etwa 3000 Grubenarbeitern, die am Montag wegen Meinungsverschiedenheiten zwischen einer Grubendirektian und der kommunistischen Gewerkschaft in Szene gesetzt worden ist. Der Streik wurde von einer Delegiertenoersammlung beschlossen und iosort durchgeführt. Die sozialdemokratisch organisierten Grubenarbeiter lehnten ein« Beteiligung ab. Zunächst streikten nur zwei Gruben. Die Streikenden zogen daraus vor ander« Bergwerke und veranlagten die Arbeiter, sich anzuschließen. Von hier au? zog man vor das Elektrizitätswerk, umzingelte die Gebäude und fordert« die sofortig« Arbeitxeinstellung. Der diensttuende Direktor lehnte diese Forderung ab. Cr wurde daraufhin mißhandelt und mußte in schwerverletztem Zustand ins Krankenhaus geschafft«verden. Auch mehrere Gendarmen, die sich den Streikenden entgegen- stellten, wurden kampfunfähig geschlagen. Die Arbeiter zwangen dann die in dem Elektrizitätswerk beschäftigten Personen, sich dem Streik anzuschließen, so daß das Elektrizitätswerk seit mehr als 24 Stunden ruht und die Stadt völlig im Dunkeln liest. Alle öffentlichen Lokale und Geschäfte sind mit Eintritt der Dunkelheit geschlossen. Die Regierung hatte zur Verstärkung der Polizei nochmals mehrere Kompagnien Militär in das ttnnihegobiet entsandt und die Streikenden aufgefordert, bis mittags 12 Uhr das Elektrizitätswerk zu räumen. Da dieser Forderung nicht entsprochen, dos vorgehend« Militär aber angeblich mit einem Steinhagel empfangen wurde, gab es S a l v e n. Einzelheiten über den Verlauf der militärischen Aktion lagen am Dienstag nachmittag in Bukarest noch nicht vor.
poiemtinsche Dörfer über den 1. August Was Sowjetblätter zu erzählen wissen. Du liest und staunst: Also so sah es in Berlin am 1. August aus:„Viel mehr als 130 000 kommunistische Arbeiter demon- strierten. Selbst die bürgerlichen Kreise mußten gestehen: eine der- artig grandios« Demonstration hat Berlin schon lange nicht gesehen�. Also lasten sich die.Kommunistische Jugendpro tvda", die„Prawda", der„Trud", die„Rote Zeitung', die..Istwestija' und alle anderen russischen Natter aus Berlin melden. Der Lustgarten war gedrängt roll. Ununterbrochen trafen neue Kolonnen von Demonstranten ein. Und selbst als die Reden zu Ende waren, dauert« der Menschenstrom an. Tosender Beifall belohnt« die Redner, als sie mit Emphase ausriesen: Das Berliner Proletariat konnte am 1. August nur des- halb so demonstrieren, weil es am 1. Mai die Straße erkämpft hat. Der Berichterstatter der. Prawda' telegraphiert seinem Blatte: ..Die Polizisten der ganzen Welt sind über den Verlaus des 1. August auss tiefst« enttäuscht. Dort, wo den Demonstranten Hindernisse in den Weg gestellt wurden, haben sie sie in stürmischer Attacke nieder- gerannt. Und wo die Gewalthaber gezwungen waren, wie z. B. in Berlin , einige Zugeständnisse zu machen da marschierten die Arbeiterkolonnen wuchtig auf. Selbst der Berliner Polizeistratege Zörgiebel zog e» vor, anstatt an der Demonstration der Sozialdemo- kratischen Partei teilzunehmen, die kommunistisch« Demonstration zu beobachten, und wußte tiefbedrückt den Blättern melden, daß diese ruhig verlaufen sei.' Grandios auch die kommunistischen Demonstrationen in der Provinz! Fast überall, insbesondere aber in Leipzig , in Hall«. in Chemnitz , in Königsberg haben«ine Anzahl Fabriken ein« Stunde früher d>e Arbeit eingestellt. JnMünchen, in.fjam- bürg, in Nürnberg gab es trotz Polizeiverbot wuchtig« De- monstrationen. Wie kläglich war aber der Verlauf der sozialfaschfftffchen Demonstration im Pergleich zu der kommunistischen . Dreimal weniger Teilnehmer im Friedrichshoin! Und wer waren die De- monstranten? Angestellte und andere Leutchen mitlleren Alters, die sich eine» warmen Platzes unter der Sonne erfreuen. Unter den Tönen des Reichsbannerorchesters bewegt« man sich ganz ohne Enthusiasmus. Zum Schluß überfielen Reichsbannerleute hinter- hältig Rot-Front-Leute. Bekannllich war da» Umgekehrte der Fall! Di« Leute, die die» berichtet haben, glauben es nicht. Die rusti- schen Redakteure, die es gedruckt haben, glauben es auch nicht— aber die rustischen Kommunisten, die es lesen, die müssen es glauben I Es gibt in Rußland keine Zeitung, die die Wahrheit sagen darf, und so wird aus einer ausgemachten Pleite der Kommunisten ein Triumph— in der Einbildung. Die Seerüstungsdiskussion. japanische Erklärung. Toklo über London , e. August.(Reuter.) Me in gut unterrichteten Kreisen verlautet, hat sich die Re- gierung dahin entschieden, daß ein Stärkeverhältnis von 10: 10: 7 in Hilfskreuzern für Japan unbedingt erforderlich ist, und daß Japan daher noch mehrer« 1 0 00 0- T o n n e n« K r e u z« r bauen muß, wenn nicht sowohl Großbitannlen wie auch die Bereinigten Staaten sich bereii finden sollten, ihren gegenwärtigen Bestand an Kreuzern zu vermindern. Japan ist zwar für «ine Beibehaltung des gegenwärtigen Stärkeverhältnisses in Groß. kampfschiffen, wird jedoch auch bereit sein, einer Erhöhung der Altersgrenze und einer Verminderung des höchst zulässigen Tonnengehalts für Schlachtschiff« zuzustimmen. Weltrekordflieger totgestürzt. Bordeaux . 6. Augost. Der Inhaber des VelkaeschwindigkcUsrÄords sür Londslugzeuge. Crofnnnl vonnel. ist bei einem Uebungsslug kurz nach dem Slarl tödlich oerunglückt. Boanet sollte im Austrag des Luslfahrl- minlsterlums bei dem Wettbewerb um den Schneiderpokal eines der fronzSsischen Wasserflugzeuge führen. Nachcichtenschuh. Wie verlautet, fft im Reichsministerium des Innern der Reserentenentwuri eines Gesetze» im wesentlichen sertig- gestellt, der den Schutz von Nachrichten zum Gegenstand, hat. Dieser Gesetzentwurf wird voraussichtlich im kommenden Winter Reichsrat und Reichstag bcschästigeir Der neue Entwurf geht zurück auf die Entschließung über den Schutz von Nachrichten, die bei den Verhandlungen der internationalen Presseorgan»- sationen in Gens gesaßt worden sind. Zu Schweden verhaslel wurden die Reichsdeutschen Albert Schneider und Johann B u ch m a n n wegen bolschewistischer Pro- pagonda. Ihre Ausweisung steht bevor. �
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Leute, denen der 11. August wie ein Stein im Magen liegt---
gönnen natürlich auch andern nichts zu essen.
Loudou. S. August.(Eigeifliericht.) Die britische Regierung hat ihre Vorschläge zur Beilegung der britisch-ögyptischen Schwierigkeiten vorgelegt. In einer Begleitnote zu den Dokumenten betont Außenminister chenderjon, daß dies« Borschläge„die äußerste Grenze dessen darstellen', was die britische Regierung„in ihrem Wunsche zu tun vermag, eine dauernde und ehrenhafte Beilegung der schwebenden Problem« zwischen Groß. britannien und Aegypten herbeizuführen', chenderson betont gleich- zeitig, daß der ägyptische parlamenlarismus wiederhergestellt werden und die Borschläge dem Parlament zur Entscheidung vorgelegt werden müssen. Fall« das Urteil des ägyptischen Parlaments bejahend aus. so würden. die Vorschläge dein.britischen Parlament vorgelegt werden, welcher den Vorschlägen Gesetzeskrast verleihen soll'. Die britischen Dorschläge besagen unter onderem: 1. Großbritannien erklärt sich bereit, die Besetzung Aegqp- tens durch britische Truppen zu beenden. Ausgenommen hiervon ist die Suez-Kanal - Zone. Im Hinblick auf diese Zone, die ein„wesentliches Verbindungsglied zwischen den ner- schieden-ui Testen des britischen Reiches darstellt', erklärt sich Aegyp- ten bereit, britische Truppen in einem von der britischen Regierung zu bestimmenden Ausmaß Aufenthalt zu gestatten.„Die Anwesen- heit dieser Truppen so heißt es wörtlich— soll jedoch keineswegs den Sinn einer Okkupation tragen und in keiner »nie immer gearteten Weise die Souveränitätsrecht« Aegyptens an- tasten.' 2. Großbritannien und Aegypten schließen ein Desensiv- und Offensivbündnis. Im Falle der Verwicklung eines der beiden Alliierten in einen Streit mit einer dritten Macht verpflichten sich Beide, gemeinsam die friedlich« Bestegung im Sinne der Bestimmungen des Böller- bundes und sonstiger internationaler Verpflichtungen.zu betreiben. Sollte trotzdem eine der beiden Parteien in einen Krieg ver- wickelt werden, so ist der Dertragspartner verpflichtet, dem anderen als Alliierter zu Hilf« zu kommen. Besonders verpflichtet sich Aegypten , im Falle des Krieges oder drohender Kriegsgefahr den britischen Truppen alle zur Verfügung stehenden Erleicht«- r u n g e n zu gewähren, einschließlich der Verwendung der Häfen, der Flugplätze und der Transportmittel. Der König von Aegypten verpflichtet sich, im Falle der Heranziehung mstitärischer Sachver- ständiger lediglich britische Staatsbürger einzustellen. 3. Das bisher von Großbritannien in Aegypten ausgeübte Recht des Schutzes von Leben und Eigentum von Ausländern und des Schutzes der Minderheiten geht bei Bertragsabschluß aus die ägyptische Regierung über. 4. Die von Großbritannien und Aegypten ausgeübte gemein-
same Souveränität über den Sudan soll im Sinne der Kon- oentionen von 1899 weiterhin von einem britischen Generalgouverneur im Hamen der beiden Länder ausgeübt werden. Der sozialistische„Daily Herald' benutzt die Gelegenheit, um an die Führer der ägyptischen Nationalpartei einen leiden- schaftlichen Appell zur Mitarbeit zu richten. Er betont, daß nunmehr eine ganz besonders schwere Verantwortung auf den Führern der Wafd liege. Es würde von ihnen kein Verzicht auf Ideale und Prinzipien gefordert. Sie würden statt dessen gebeten, an dem Abschluß eines Vertrages mitzuarbeiten, der ihren Idealen Ausdruck verleihe und bis an die Grenzen des Möglichen ihre natlo- nalen Haftungen erfülle. Der„Daily Herald' weist weiter aus das begreiflicherweise in Aegypten herrschende Mißtrauen gegenüber Mahmud Pascha hin. der die Verhandlungen mit Henderson zum Abschluß gebracht hat. und fordert die Wafd-Führer auf,. den gc- planten Vertrag nicht an ihrer Gegnerschaft gegen Mahmud Pascha scheitern zu losten. Aegypten werde dann binnen kurzer Zeit wieder eine freie Notion sein— frei in einem doppelten Sinn«, frei von Auslandskontrolle und im Besitz der innerpolitischrn verfassungsmäßigen Frecheit. Der„Daily Herald' schließt mit den Worten, daß eine Gegner- schost gegen die Vorschläge nicht zur britischen Nachgiebigkeit, sondern zu einer Versteifung der britischen Haltung führen müsse. Weg mit dem Absolutismus! Kairo über London , 5. August.(Eigenbericht.) Die Wafd(Aegyptische Nationalpartei) hat einen Appell an das Land gerichtet, m dem sie die sich bietend« Gelegenheit begrüß». den geplanten anglo-ägyptischen Bertrag zu studieren. Der Appell spricht von Schwierigkeiten und betont, daß die britischen Interessen und die volle Unabhängigkeit Aegyptens nicht in Frage gestellt werden. Das Manifest warnt Regierung und Nation vor einer Erörterung der Dorschläge, ehe dos Parlament wieder zu- sammengetreten ist, und betont mit großem Nachdruck, daß die enffcheidenden und abschließenden Verhandlungen über den Vertrag lediglich von einer verfassungsmäßigen Regierung geführt werden dürften. Dies fei nur durch Beseitigung des gegenwärtigen Regimes möglich. Dieses, so heißt es in dem Monifest wörtlich, „ist nicht zur Führung der Verhandlungen qualifiziert, da e» die Verfassung zerrissen, sich als ein Werkzeug Imperialistischer Poliklt erwiesen und die Freiheiten des Volkes unterdrückt hat.' König F u a d bricht seine Europareis« ab und kehrt heim. Will er anständig handeln, so muß er abtreten in dem Augenblick, mo England nur mit dem ägyptischen Parlament zu tun haben will, das er durch Staatsstreich beseiligt hatl
Ein Wirischastsskandal. Kommunale Finanznot wirft A000 Arbeiter ans die Straße. In welch gefährlicher Weise die seil Jahren durch hie öffentlich« Herabwürdigung der Gemeindepolitik und durch die künstliche Steige- ryng der kommunalen Finangnot dieArbeitslosigkeithoch« gehalten wird, dos zeigen wir heute in einem besonderen Artikel im Wirtschoststeil unseres Blattes. W'« ein Alarmruf wirkt folgen- der Fall, der aus Wittenberge berichtet wird. In Wittenberge befindet sich die Singer, Rähmafchinen- A.- G., ein bedeutendes Werk der deutschen Industrie, das«ine Belegschaft von 3000 Wann beschäftigt. Die Firma hat jetzt«inen Stillegungsantrog für das gesamte Werk bei der Regierung in Potsdam eingereicht und die Stillegung soll zum 13. August erfolgen. Die Gründe des Stillegung so ntrages enthüllen einen unerhörten Wirtschaftsskandal, der sich nur aus der künstlich gesteigerten Finanznot der Städte erklären läßt. ver Betrieb des großen Werkes in Wittenberge ist nämlich von der ausreicheirden Wasserentnahin« aus dem sogenannten Singer- Hafen abhängig, der an dem Wert liegt. Genügend Wäsier kann nicht»nehr entnommen werden: deshalb wird die Stillegung jetzt notwendig. Seit Iahren verhandelt nun die Werkloitung der Singer- Nähmajchinen-A.-G. bereits mit dem Landratsamt in Perleberg wegen der Regulierung der Stepnitz, die alljährlich zur völligen Ver- sandung des Singer Hasens führt. Di« Stroinbauoerwal- tung hat sich nun geweigert, den.Hasen auszubaggern, weil sie fiirchjiet, daß die Ufermouern einstürzen könnten. Der Magistrat von Wittenberge seinerseits hat aber die Ausbesserung der Ufermauer abgelehnt, weil er das Geld nicht dazu hat. Weil der Stadt Wittenberge dl« gewiß nicht groß« Summ« zur Aus- besterung der Hafenmauern fehlt, sollen jetzt 3000 Arbeiter aus die Straß« flieg«».
Ein tolleres Beispiel sür die ruinös« Wirkung der finanziellen Drostelungspolitik gegenüber den Gemeinden und für die daraus sich ergebenden Gefahren für die industrielle Beschäftigung läßt sich kaum erfinden. Aber so wie hier sind die Dinge— da» kann man ohu« Uebertreibung sagen— in fast allen Städten und Gemeinden Deutsch - lands. Es ist allerhöchst«Zeit, daß die Quellen und Ursachen, aus denen wie hier die Arbeitslosigkeit ohne jeden vernünftigen Grund und als Folge purer politischer Schikane erhöht wird, ver- stopft und beseitigt werden. Desahungstruppeu räumen eine Znsel. Die schon fest längerer Zeit nicht mehr von der Besatzung in Anspruch genoinmene Nordspitze der Insel O d e r w e r t h ist nunmehr amtlich von der De- satzimg freigegeben worden. Die Stadt Koblenz hat sich das Gelände im Hinblick auf die geplante Schaffung eines großzügigen Strand- und Sonnenbades durch Anmietung gesichert. Studentische hetze gegen die versassungsseier. An der Frank- furter Universität sind in den letzten Togen wiederholt Flug- b l ä t t« r verteilt worden, in denen die Studenten aufgefordert werden, den Berfassungsfeiern unter allen Umständen fernzubleiben. Urheber dieser Aufforderung sind die Nationoljoziolisten. Einbruch bei der vlluderheitenorganisotlon. In der Deutschen Loltsbundzentrale Kattowitz ist am Sonntag ein schwerer Einbruch verübt worden, bei dem etwa 3000 Zloty gestohlen wurden. Samt- liche Türen und Geldschränke sind mit Nachschlüsseln geöffnet war- den. Der Wächter, der am Sonntagabend bei der Nachtwache dt« Türen offen fand, Hot merkwürdigerweise erst am Montag Mol- dung davon erstattet. wegen Hichlzahluvg von Geldstrafen, zu de,,«,» das Kommu- nistenblatt in L i m o g e s(Südfrankreich ) verurteilt wurde, ist sein Geschäftsführer, ein 70 Jahre alter Rothausdiener, verhaftet worden.