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Mittwoch 7. August 1929

Unterhaltung und Wissen

André Dahl: Von Kollegen

Es waren zwei sonderbare Gesellen, von unvorstellbarer| ihr, warum ich jetzt in die Bank fomme? An einem Sonntag vor­Schmuzigkeit, seit acht Tagen unrasiert, rote Tücher um den Hals ge­wickelt, zerfetzte Stiefel und specige Müzen.... Das Wort zer­lumpt schien eigens für sie geschaffen..

Als der Bankier Horace de Berly die beiden in seinem Bureau bemerkte, war seine erste Regung, das Zimmer zuzusperren, den Portier zu beauftragen, niemanden aus dem Hause zu lassen und nach der Polizei zu schicken. Aber was fonnte dabei herauskommen? Berhöre im Polizeifommissariat, Sensation in den Zeitungen und nach dem Standal der Roman Dil Attien, die von 7000 Franken auf 60 Centimes gefallen waren, ein neuerlicher Standal! Nein, nichts davon! Ein kräftiger Mann genügte schon für diese Galgen vögel. Ganz ruhig zog der Baron seinen Browning, den er immer mit sich führte, aus der Tasche, rief Hände hoch!" und trat ein. Einbrechen wolltet ihr also, meine Lieblinge? Kein schlechter Bedanke, ein ganz guter Trid... Sonntag vormittag ist niemand in der Bank, der Portier ist beim, Rennen, seine Frau treibt sich irgendwo herum, das Bureau ist nicht einmal versperrt und die Raffa steht im vollen Tageslicht zu eurér Verfügung! Und wenn man ein Geräusch hört, tann man sich schon in einem der zwei Stockwerke versteden, nicht wahr?... wirst du wohl deine Hand oben lassen, du Schmutzfint!

Bei Tag wolltet ihr also arbeiten. Das paßt euch. Man hat gute Beleuchtung bei der Arbeit. In der Nacht muß man sich be­

eilen. da nimmt man nur die fleine Brieftasche und läßt den

schweren Geldsad zurüd. Und dann muß man sich übers Dach davonmachen. Unbequemn, nicht wahr? Wirst du wohi still bleiben, du fleiner Spizbube?

Und wie dumm ihr nur beide dreinschaut! Seht euch nur in den Spiegel! Oder nein, lieber nicht. Mich wundert nur, daß man cuch nicht auf dem Weg hierher arretiert hat. Wie prächtig ihr ausseht! Welche Eleganz! Ich kann mir schon vorstellen, wie ihr euch die Sache zurechtgelegt habt. Am letzten Sonntag habt ihr mohl die Gegend ausgefnobelt und dann habt ihr euch die folgende Woche jeden Tag in eurer Kneipe hingelümmelt und euch gefragt, was die Sache wohl einbringen könnte.

Was euch die Sache einbringen wird, kann ich euch sagen. Gar nichts. Nicht einmal einen Monat Zuchthaus! Oder glaubt ihr, daß ich wegen euch zwei Waschlappen den Untersuchungsrichter belästigen werde? Wenn ihr wirkliche Einbrecher wäret, dann ja. Aber was seid ihr in Wirklichkeit! Schäbige Anfänger! Ihr könnt vielleicht auf dem Lande in einem Gemischtwarenladen oder bei einer alleinstehenden Krämerin einbrechen. Ihr müßt in die Pro­vinz gehen, meine Besten! Für Paris feid ihr nicht geeignet! Ja, ja, rollt nicht so mit euren Augen! Haltung muß man bewahren, wie es in Paris die Diebe tun. Seht mich an! Wißt

mittag, wo niemand zugegen ist? Weil ich im Begriffe bin, alles, was in der Kasse ist, abzuholen. In vier Stunden bin ich mit 1.800 000 Franken über die Grenze. Das nennt man ganze Arbeit. Das ist elegant! Man braucht sein. Jafett nicht abzulegen, man behält seine Handschuhe an den Fingern und unten wartet das Auto. Das steht dafür. Nur alle zehn Jahre ein solcher Streich und man ist über'm Wasser. Aber merkt euch: Lumpen und schäbige Müzen darf man nicht tragen. Ist es nicht nett von mir, daß ich euch eine Lektion erteile?"

Die beiden Männer hörten zu und ließen sich scheinbar teine Silbe entgehen.

,, Stehlen wolltet ihr, stehlen! Nun, ich will euch sagen, wo man dieses Handwert, wenn es euch gefällt, auf mühelosere Art be­forgen fann. Auf der Börse! Da gibt es feine verschlossenen Bitter, feine komplizierten Schlösser. Ihr tretet ein, so wie ich es getan habe, ein Paket Roman Oil Aftien unterm Arm, ihr begrüßt eure Betannten mit verbindlichem Lächeln und im Nu habt ihr eure Schäfchen ins Trodene gebracht. Ganz gefahrlos, fage ich euch. Beweis, daß ich in einer Stunde schon weit weg bin von hier. Vergreift euch daher niemals an einem Kassen schrank! Da hat man euch gleich beim Schlafittchen! Wer füm­mert sich schon um euch? Vielleicht irgendein Straßenmädchen oder irgendein alter Hehler. Aber ich stehe bei so manchem Ab­

geordneten in höchstem Ansehen( die Schecabschnitte habe ich noch

bei mir).

Begreift ihr das? Versteht ihr, daß die kleinen Diebe ein gefährliches Gewerbe betreiben, bei dem man gleich erwischt wird. Die Finanz, die Börse, das ist eine andere Sache. Da verschwindet man eines Tages von der Bildfläche mit voller Brieftasche. Ihr werdet morgen in den Zeitungen lesen: Bankier Horace de Beryl unter Zurücklassung von Schulden im Betrage von 5 Millionen ge­flüchtet. Von den Opfern sind die meisten Kleinrentner in der Provinz." Und euch wird man nicht einmal als Zeugen anführen!

" Glaubst du!" sagte in diesem Augenblic einer der beiden Männer, indem er auf den Banfier zusprang, während der andere ihn mit einem wohlgezielten Knüttelhieb mehrlos machte. Kom men Sie mit, Herr Fleindell, genannt Lauzier, bekannt auch als Dumas und Bergeron alias Horace de Beryl. Wir haben schon zu lang auf dich gewartet. Unser Vorgesezter hat uns gesagt, daß wir gerade zurecht kommen würden. Gibt deine Hände her, damit wir dir die Handschellen anlegen! Dem Untersuchungsrichter brauchst du gar keine Erklärungen abzugeben. Wir werden ihm schon alles erzählen. Auch dem Chauffeur brauchst du teine Wei­fungen zu erteilen. Er weiß schon, daß er zur Polizeidirektion zu fahren hat" ses

Welteroberung durch Reklame

Die Bereinigung der Reflamevereine der Welt" hat vor dem Kriege in den Bereinigten Staaten einen Rongreß abgehalten, bei dem Reflamefachleute aus aller We't ihre Erfahrungen austauschten und die gewaltige Bedeutung hervor: hoben, die das Anzeigen- und Propagandawesen im Geschäftsleben gewonnen hat. Einer der Redner führte das Beispiel von Atlantic City an, die durch verschiedene große Propagandafeldzüge aus einem winzigen Fischerdorf in 40 Jahren zu einer jährlich von 20 M: 1- lionen Menschen besuchten Metropole am Meeresstrand geworden ist.

Der Weltreklamekongreß, der Mitte August dieses Jahres in Berlin stattfinden wird, wird nicht mehr zu beweisen brauchen, was die Reklame für eine Weltmacht geworden ist. Wir wissen ez bereits, daß vom Bettler aufwärts, der sein leibliches Gebrechen oder seine defekte Kleidung als wirksamstes Reklamemittel ausnügt, bis hinauf zu den Gekrönten, deren Reflame in der sie umgebenden Bracht und Herrlichkeit besteht, es wohl faum Menschen gibt, die die Göttin Reflame" nicht anbeten. Wir leben in der Zeit der Aufmachung, in der Zeit der Reklame, wo es faum noch möglich ist, mit gewöhnlichen Arbeitsfähigkeiten auf den grünen Zweig zu kommen. Deshalb hat auch der Spruch:" Freie Bahn dem Tüchtigen" heutzutage doppelt soviel Geltung als in früheren Zeiten; er bedeutet den Sieg derjenigen, die in den großen Bettrennen für sich die beste Reklame zu machen verstehen.

Als vor langen Jahren der Inhaber einer großen chemischen Fabrik in England Sir A. F. Bird, der seine Waren mit Hilfe einer großzügigen Reflame vertrieb, starb und ein Vermögen von mehr als 1 Million Pfund Sterling hinterließ, erinnerten die eng lischen Zeitungen daran, welche Riesenvermögen gerade die Ge­fchäftsleute erworben haben, die ihrerseits wieder ungeheure Sum­men für Reflame ausgaben.

Jeder weiß heutzutage, durch welche Mittel die Industriekönige der Welt den Gipfel des Ruhmes und Reichtums erflommen haben. Ford, der Automobilkönig, Wrighley, der einstige Trompetenbläser in einem New- Yorfer Orchester und heutige Rargummifönig, Gil­lette, der Rasierklingenfabrikant, Citroen, der französische Auto­mobilindustrielle, Lord William H. Leper, der Fabrikant der Sun­lichtseife, Poiret, der Pariser Modekönig, Antoine, der Erfinder der Bubikopffrisur und viele andere wurden nicht zuletzt durch eine großzügige und geschickte Reklamepropaganda zu Weltberühmt­

heiten.

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mörder berüchtigten- Pfarrers an. Die Bevölkerung wollte ihn lynchen, eine Justiz, die nur im letzten Moment verhindert werden konnte. Auf diese und ähnliche Weise wurde die Neugierde des Publikums aufgepeitscht und ungeheure Einnahmen erzielt. Nicht weniger als 30 Millionen Dollar hatte er für Reklame ausgegeben und auf ebensoviel belief sich sein Vermögen als er starb.

Selbstverständlich findet man noch heute nirgends andersmo ein empfänglicheres Publikum für derartige Reflame als in Amerika. Welch große Erfolge hier durch originelle Ideen erzielt werden können, erzählt Tom Murrey, der Besitzer eines großen Arm wie Warenhauses in Chicago, in seiner Selbstbiographie. eine Kirchenmaus tam er nach Chicago und brachte es innerhalb von 10 Jahren zum reichen Warenhausbesizer. Er schrieb diesen Erfolg in erster Linie seiner geschickten Reklame zu. Tom verkaufte zuerst Aepfel auf den Straßen, wurde dann Verkäufer in einem Lebensmittelgeschäft und eröffnete schließlich nach wechse vollem Leben einen fleinen Kleider- und Wäscheladen. Nun zeigte sich sein Re­flamegenie. Er inserierte die Rudanficht seines Ropfes in den Beitungen und verfaßte folgende Unterschrift: Das ist Tom, wenn Sie mich sehen wollen, tommen sie in meinen Laden." In sein Schaufenster legte er Bettel, auf die er mit Blauſtift Regeln für seine Verkäufer schrieb: Verkäufer, redet die Leute nicht tot, ich brauche lebende Kunden!" ,, Berkäufer, behandelt meine Kunden so gut, wie ich Euch behandle dann werden sie zufrieden sein und Tom." An einem Derbytag, als ganz Chicago in den Eisenbahn­zügen zur Rennbahn hinausfuhr, mietete er 25 Te'egraphenboten. Er gab Telegramme an sich selbst auf, mit der Adresse: Telegramm für Tom Murrey, er fabriziert Hemden." Jeder der Jungen mußte durch einen der vollbesetzten Züge eilen und das Telegramm aus­rufen. Die Sache fostete den genialen Tom faum 100 Dollar, und die Leute sprachen wochenlang von seinem Trick.

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Biele Reflametyps, die zu einem Welterfolg führten, haben eine interessante Vorgeschichte. Die bekannte Fabritmarte einer Grammophongesellschaft, ein vor dem Schalltrichter sigender Hund, der mit gespanntem Gesichtsausdruck auf die aus dem Trichter her ausschallende Stimme seines Herrn lauscht, stammt von dem eng­lischen Maler Francis Barraud. Das Bild war aber nicht zu Re­flamezwecken bestimmt, sondern als Gemälde gedacht und wurde vor etwa 30 Jahren von Barraud gemalt, um in der Ausstellung der Akademie gezeigt zu werden. Die Jury hatte indessen die Annahme des Bildes abgelehnt. Nach dem großen Erfolg, den das Gemälde Hundert Jahre ist es heute her, daß das Wort Reklame in die als Reklamebild hatte, erzählte Barraud seine Entstehungsgeschichte: Deffentlichkeit drang. Der erste jedoch, der diesem Bort einen Sein verstorbener Bruder besaß einen fleinen Forterrier, namens tieferen Sinn verlieh, war der große Reklamemacher des 19. Jahr" Nipper", der sich beim Tode seines Herrn verzweifelt gebärdete, Nipper", der sich beim Tode seines Herrn verzweifelt gebärdete, hunderts Mr. Barnum der legendäre Zirkusdirektor, dem die Speise und Trank verweigerte. Dem großen Hundefreund Barraud dankbare Nachwelt den Beinamen Vater des Bluffs" gab. Er war gelang es jedoch, das verzweifelte Tier zu beruhigen und an sich der erste, der die Reflame in größtem Umfange und auf jede nur zu gewöhnen. Er hatte eine Sprechmaschine, und so oft er diese erdenkliche Art benutzte. Von sich reden zu machen, war sein in Gang setzte, kam Nipper angerannt, setzte sich vor den Schall­Hauptzweck, und er scheute sich nicht, die sonderbarsten Mittel trichter und, lauschte mit drolligem Ernst den Tönen die heraus­anzuwenden um Aufsehen zu erregen Auf welche Weise er für famen. Das gab Barraud den Gedanken für sein Bild des Hundes, sich Propaganda machte, wird aus folgendem ersichtlich: Einmal der der Stimme seines Herrn lauscht. Nun brauchte er für das fetzte er in London auf die schlaueste Art durch, den Zwerg Thumb Bild einen eleganten Schalltrichter und ging in ein Grammophon­der Königin vorzuführen, so daß es sozusagen ein Verstoß gegen geschäft, um sich einen solchen auszuleihen Auf die Frage, wozu Mode und guten Ton wurde, den Zwerg nicht gesehen zu haben. er ihn brauche, erzählte er von dem Bilde, das er malen wolle. Ein andermal, in Philadelphia, legte er nach Etablierung seines| Der Chef des Hauses erkannte sofort, daß er hier eine Fabrik, Zirkusses die Maste eines in der dortigen Gegend als Frauen- marte von wirkungsvoller Eindrudsfähigkeit vor sich hatte, machte

Beilage

des Borwärts

ihm ein Kaufangebot, und als dann das Bild von der Akademie zurüdgewiesen wurde, verkaufte es Barraud der Grammphonfabrik für 100 Pfund Sterling, wozu ihm noch nach dem unerhörten ge= schäftlichen Erfolge eine Jahresrente von 250 Pfund ausgesetzt wurde.

Mer

In dem heutigen Konkurrenzfkampf genügt es oft nicht mehr, auf eine solide Weise Reklame zu machen. So entstehen die furio seften Ideen, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu fesseln Amerika läßt sich auch in dieser Hinsicht nicht überbieten. fennt nicht die Geschichte von dem Stiefelwichsefabrikanten in New Dort, der wochenlang Leute in alle Läden sandte, um nach seinem Erzeugnis zu fragen, bis die Händler infolge der andauernden Nach­frage den Entschluß faßten, die Stiefelwichse zu beziehen und als meistbegehrte zu verkaufen. An Kuriosität läßt auch folgendes Inserat, das vor einigen Jahren im Arizona Kieder" erschien, nichts zu wünschen übrig: Wozu noch länger leben in diesem Jammertal, wenn man schon für 40 Dollar auf das Pompöfeste von der Firma I. bestattet werden kann."- Ein Arzt in Kalifor=

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nien fündigte auf Anschlagsäulen und in Inseraten an, daß er sich verpflichtet, in allen Fällen, in denen die Kranken in seiner Be­handlung mit dem Tode abgehen, die Hälfte der Beerdigungskosten

beizusteuern.

Wenn auch spärlich, so findet man doch auch in Europa Ge schäftsleute, die das amerikanische Muster nachzuahmen versuchen. Auf dem Friedhof zu Gadeshead in England befindet sich ein Grab­stein mit folgender Inschrift: Hier liegt Jeremias Jobbins, ein treuer, aufmerksamer Ehemann, ein zärtlicher Vater. Seine un­tröstliche Witwe, in der Hoffnung auf ein besseres Wiedersehen, setzt das lange schon bestehende Schlacht- und Fuhrgeschäft an der= selben Stelle fort, als wie vor ihrem schmerzlichen Verluste. Leser, weile und notiere die Adresse." Zum Schluß soll noch die originelle Reklame eines Geschäftsmannes in Gröbzig bei Jena er füllten Honigbüchse prangte in seinem Schaufenster ein Plakat mit wähnt werden, der zu gleicher Zeit Imter war: Neben einer ge= füllten Honigbüchse prangte in seinem Schaufenster ein Plakat mit der Inschrift: Sprüche Salomonis 24, 13." Sollte nun der Leser nicht bibelfest genug gewesen sein, um diese Schriftstelle sofort aus dem Gedächtnis zu wissen, so fand er beim Nachschlagen den Vers: JB, mein Sohn, Honig, denn er ist gut, und Honigseim ist füß in deinem Halse." Dr. Nikolas Aranyosi

Die Fackel von Moreni

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Das Wasser­

In Moreni in Rumänien, 100 Kilometer nordwestlich von Bukarest, brennt seit zwei Monaten eine Gasquelle. unter hohem Druck tief im Erdinnern befindliche Gas stoffgas und Grubengas hat durch eine Bohrung auf Del Aus­gang nach oben erhalten und stößt mit großer Gewalt nach außen. Durch einen Zufall entzündete sich die Gasmasse, vielleicht auch. von selber, da ein mit großer Geschwindigkeit austretendes Gas Reibungselektrizität von hoher Spannung erzeugt. Dabei fann es zu Funkenbildungen kommen, da man heute noch nicht gelernt hat, durch vorsorgliche Erdung die Gefahr zu bannen. Jedenfalls brennt also diese Gasfackel mit einer über 100 Meter hohen Stichflamme, deren Widerschein bis nach Bukarest sichtbar ist.

Dabei bildet sich eine sehr merkwürdige weiße Kruste rings um das Austrittsloch, die wie Kaltsinter aussieht, aber nichts anderes ist als Eis. Die Ausdehnung eines Gases gegen einen Raum mit niedrigerem Drud ist nämlich stets mit Abkühlung verbunden, gerade so wie umgekehrt die Zusammenpressung einer Gasmaffe Wärme erzeugt. Die Temperatur rings um das Bohrloch herum fann auf minus 50 Grad geschätzt werden und diese starte Abkühlung setzt sich auch in den Teil des Bohrloches fort, der unter der Erd­oberfläche liegt. Bei den Versuchen, den Brand einzudämmen, grub man in drei Meter Tiefe einen Tunnel wagerecht gegen das Bohrloch, dem man sich auf der Erdoberfläche nicht nähern fann. Dabei zeigte sich, daß in der Nähe des Bohrloches auch in dieser Tiefe noch eine ungeheure Kälte herrscht.

Auf der Erdoberfläche aber überwiegt in einigen Metern Ents fernung die Hitze und es wird berichtet, daß niemand sich auf mehr als 300 meter heranwagen kann, da sonst die Haut verbrannt wird. Ein riesiger Eisendeckel, den man aufsetzte, um die Flamme zu er stiden, explodierte fofort. Zurzeit werden verschiedene Wege aus. probiert, eine gemeinsame Aktion von Tunnel( zum Ableiten der Gase und Dele) und Deckel( zum Erstiden der Flamme) ist im Gange.

Der Ahne der Blutbuche

Als Mutter zahlreicher Blutbuchen( manche behaupten sogar aller) gilt ein alter Baum im thüringischen Forste Oberspier bei Sondershausen. Er ist etwa 27 Meter hoch und der Stamm hat in 1,20 Meter Höhe einen Durchmesser von mehr als 1 Meter. Das tung Oberspier hat sich von seher bemüht, die Mutterblutbuche, die Alter des Baumes wird auf 250 Jahre geschäßt. Die Forstverwal­zu kränkeln begonnen hatte, so lange wie möglich am Leben zu er­halten. So ist in der Kulturnachweisung des Forstreviers Ober­spier vom Wirtschafsjahr 1906 ein Betrag von 130 M. für Düngen des Baumes verzeichnet. Nach Aussage von Waldarbeitern, die diese Düngung selbst mit ausgeführt haben, wurden damals act zweispännige Fuhren Rindviehstallmist freisförmig um die Buche eingegraben.

Da an Stamm und Aesten hier und da die Fruchtförper eines Holzzerstörenden Pilzes aufgetreten waren, was auf Weißfäule schließen ließ, so wurden auf den Rat des Gärtnereibefizers Weigelt­Erfurt 1925 Maßregeln ergriffen, um das Fortschreiten der Ber­störung aufzuhalten. Die Pilzkörper wurden entfernt und ab­gefragt und der Baum wurde mit 8 Kilogramm Baumfarbolineum bestrichen; ebenso wurden angegriffene, morsche Holzteile am Stamm ausgefragt und ebenso mit Karbolineum ordentlich eingepinselt. Am Fuße des Baumriesen hat man eine franke Stelle ausgemauert. Im Februar 1927 wurden 20 Zentner gebrannter Kalf um die Kronentraufe herum ausgestreut und unter vorsichtiger Lockerung des Erdreichs mit dem Waldboden vermischt. So hofft man, dem Baum zu besserer Belaubung und vermehrtem Zuwachs zu vers helfen Andere Blutbuchen, die im Park von Sondershausen durch Pfropfung von dem Mutterbaum erhalten waren, sind ihm im Tode längst vorangegangen.

Wechselnde Rufnamen. In Japan werden die Rufnamen mehr­mals im Leben geändert. Das erstemal bei der Mündigsprechung im 15. Lebensjahre, sodann bei der Eheschließung und ferner bei der Erreichung einer höheren gesellschaftlichen Stellung.