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Stresemann   besucht Vriand. Hilferding bei Snowden. Haag, 8. August. die Sitzungen der beiden Kommissionen heute erst am Nach- ..uttag beginnen, wurde der Vormittag zu privaten Besprechun- gen der verschiedenen Delegierten benutzt Reichsminister Dr. Stresemonn sucht« den französischen   Ministerpräsidenten B r i a n d um 10.30 Uhr im Hotel des Indes auf wo etwa ein« halbe Stunde später auch Benizelos eintraf. Die Besprechungen dauerten etwa eine Stunde. Inzwischen hatte Reichsminister Dr. Hilfer­ ding   den belgischen Delegierten und früheren Finanzminister Franqui empfangen, mit dem er etwa eine halbstündige Unter- Haltung führte: anschließend begab sich der Minister zum englischen Finanzminister Snowden. Ferner fanden verschiedene Be- sprechungen der Fachminister der Delegationen unter sich statt.
Konirollkommission ohne Kontrolle. Französische   Verhandlungsfühler./ Saarfrage angeschnitten Paris  , 8 August.(Eigenbericht.) Die Pariser   Morgenpresie gibt übereinstimmend der Auf- fassung Ausdruck, daß die Haager Konferenz mit der Einsetzung der Kommissionen aus der Sackgasse heraus fei Tier Opposition Snowdens gegen den Doung-Plan sei mit der Einsetzung dieser Kommissionen die Spitze abgebrochen. Snowden sei jetzt genötigt, seine negative Krttik durch aufbauende Vorschläge zu ergänzen, die die Zustimmung aller am Doung-Plan interessierten Mächte finden müßten. Angesichts der glänzenden Isolierung, in die sich Snowden hineinmanöveriert habe, sei ihm aber kein großer Erfolg zu prophezeien. Die Zustimmung Vriands zur fosortigen Bildung der politischen Kommission wird als ein großes Zugeständnis an Deutschland  hingestellt. Allerdings, so bemerken die Blätter, sei die Verwirklichung der Be- schlüss« dieser Kommission von einer Einigung über den Poung- Plan abhängig. Das absolute Recht Deutschlands   auf die Räumung des Rheinlandes meint Sauerwein imMalin" sei also noch keineswegs anerkannt. Immerhin kündigt die Pariser Presse bereits
Liv-
Diklor ißergev, der amerlkanifdie Soaiallftenführer gestorben.
jetzt nähere Vorschläge Briands zur Bildung einer Feftstellungs- und Schlichtungskommission im Rheinlande an. Dieser Ausschuß soll nach demJournal" keineswegs Kontrollbefugnisse haben. Die Kontrolle bleibe dem Völkerbund überlassen. Der Aue- schuß soll, nach demPetit Parisien", entsprechend den Bestimmungen des Locarno  -Vertrages bei etwaigen Konftikten schlichtend eingreifen, bevor der Völkerbund alarmiert würde. DasEcho de Poris" teilt mit, daß di« Kommission aus 5 Mitgliedern bestehen soll, und zwar drei aus neutralen Ländern. Im Fälle der Unmöglich- keit einer Einigung über die Persönlichkeiten sei deren Ernennung durch den Schweizer   Bundespräsidenten vorgesehen. Falls ein Einigungsoorschlag der Schlichtungskommission innerhalb eines Monats nicht angenommen würde, solle der Völkerbund eingreisen. Die S a a r f r a g e hat nach der Pariser Press« im Haag bereits am Mittwoch«in« Rolle gespielt. Stresemann   hat nach einer Meldung desJournal" gefordert, daß sich die politische Kommission nicht nur mit der Rheinlandräumung, sondern auch mit der Rück- gliederung�des Saargebietes befasse. Briand   soll jedoch erklärt haben, daß diese Frage ein rein deutsch  - französisches Problem darstelle. Stresemann soll ihn deshalb heute über die Klärung dieser Frage nähere Vorschläge unterbreiten. Die Rowdys. Täglich neue kommunistische Ueberfälle. Gestern abend sind wieder im Südosten der Stadt Reichs- bannerleule und Zugendgenossen der SAZ. von tommu- n i st i f ch e n Strolchen überfallen und übel zugerichtet worden. Zwei Mitglieder des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, die in Zivil gingen und das ReichsbanNerabzeichen trugen, wurden kurz vor Mitternacht an der Ecke Falken st ein- und Steinmetz- straße plötzlich von einer Horde Kommunisten umstellt. Die Rowdys drangen mit Schlagringen, Messern und Stalhruten auf die beiden Wehrlosen ein, die bald der Uebermacht erlagen und schwere Kopfverletzungen erlitten. Ans einer Izaustürnische wurde von einem kominunistischen Strahenräuber ein Schuß auf die Ueberfallenen abgefeuert, der glücklicherweise sein Ziel verfehlte. In- zwischen war das Ucberfallkommando alarmiert worden, bei deren Eintreffen die kommunistischen   Rowdys aber schon die Flucht ergriffen hatten. Sie entkamen unerkannt. Die verletzten Reichsbannerleute erhielten auf der Rettungsstelle ö die erste Hilfe. Am Lausitzer Platz waren es zwei Iugendgenossen, die von dem kommunistischen   Mob ohne jeden Grund überfallen und verprügelt wurden. Nur durch das rechtzeitige Ein- schreiten der Polizei tonnten die Ueberfallenen vor schlimmeren Folgen bewahrt bleiben. Zum Nachfolger �Lord Lloyds als Oberkommissar für Aegypten  und den Sudan   ist Sir Percy Loraine  , der englische   Gesandie in Athen  , ernannt worden. Im Fall der Ratifizierung des neuen Ver- rag« zwischen England und Aegypten   soll Sir Percy Loraine cnglischcr Botschafter in Kairo   werden.
Zeppelin wieder unterwegs. Mit 22 passaAieren nach Europa   gestartet.
Der Start desGraf Zeppelin" vollzog sich vollkom- men glatt. Um 23.3S Uhr(5.3S Uhr europ. Zeit) wurden die rückwärtigen Tore der Luftschiffhalle in Lakehurst geöffnet. Um Mitternacht bestiegen die 2 2 Fluggäste das Schiff, das eine halbe Stunde später unter dem Jubel der riesigen Menge, die sich eingefunden hatte, um dem Start beizuwohnen, aus der Halle herausgezogen wurde. Als die Hallenmannschaften, amerikanische MarinetruP- Pen, die Haltetaue losließen, spielte die Stadtkapelle von Jerseh-Stadt das Teutschlandlied. Ter Luftkreuzcr über- flog wenige Minuten später L a k e h u r st und verschwand dann in Richtung New York  . Kurz bevor die Startvorbereitungen begannen, wurde aus dem Luftschiff wieder ein blinder Passagier herausgeholt.<?s handelt sich um einen jungen Deutschen  , der erklärte, daß er Angehörige in Deutschland  besuchen wollte. * Während der Stortvorbereitungen auf dem Flughafen Lakehurst hatte die Polizei schärfste Absperrungsmaßnahmen durchgeführt. Auf das Flugfeld selbst durften nur 5000 Personen. Die Ladung des Graf Zeppelin" mit Einschluß der Post, die 1000 Kilogramm wiegt, hat«inen Wert von L10 000 Mark. Sie enthält u. a wich- tiges Akten Material der L u s t f o h r t o« r h a n d l u n g e n zwischen dem englischen und dem französischen   Luftfahrtminister. Mit dem Luftschiff wird diesmal auch ein kleiner Alligator be- fördert.
Dr. E ck e n e r gab in einer Erklärung der Hoffnung Ausdruck, daß es möglich sein werde, den Atlantik aus der Dücksahrt in 45 bis 50 Stunden zu überqueren. Cr beabsichtige, direkten Kurs auf die irische Küste zu nehmen und der großen Schiffahrtsroulc zu folgen. Wenn irgend möglich, werde er London   überfliegen. Das Seeflugreferat der deutschen   Seewarte gibt hinsichtlich der W e t l e r a u s s i ch t e n für den Rückflug desGraf Zeppelin" nach Friedrichshafen   den folgenden Bericht heraus: Ueber Labrador liegt ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet, das sich nur langsam in nordöstlicher Richtung oerlagert. Bon ihm aus reichen mehrere Ausläufer fast parallel der amerikanischen   Küste weit südwärts, die über dem Golfstromgebiet wechselndes Wetter mit Strichregen bringen An der amerikanischen   Küste herrschen bis ungefähr Neuschottland   unter dem Einfluß eines Hochdruck- gebiets über den amerikanischen   Seen böige nördliche Winde und unter dem Einfluß des Labradortiefes von Neuschottland   bis Neufundland   westliche bis südwestliche Winde, die zeitweise stark auffrischen. Oestlich von Neufundland   drehen die Winde aus Südwest bis Süd, wobei das Wetter ziemlich trübe, regnerisch und neblig wird. Von dem Azorenhoch aus, das sich oerstärkt hat, und von den Bermuden bis zu den Azoren   reicht, hat sich ungefähr auf 30 Grad Westlänge ein Keil mit Luftdruckhöhen über 765 Milli- meter bis zum 60. Grad Nordbreite vorgeschoben Auf seiner West- seite herrschen bei ruhigem Wetter südliche Winde, während auf seiner Ostseite die Winde aus nördlicher Richtung kommen. Bei Annäherung an das europäische Festland drehen die Nordwinde mehr auf westliche Richtung, wobei unter dem Einfluß der Tief- druckgebiete über der Nordsee   und im Nordmeer strichweise Regen- schauer niedergehen.
Reichswehrsoldat als Falschmünzer
Handwerker-Verhastungen in Kassel Kassel  
, 8. August.  (Eigenbericht.) Seit längerer Zeit waren in Kassel   falsche Fünf- Markstücke im Umlauf. Nach langen Bemühungen ist es der Polizei gelungen, die Angelegenheit zu klären. Siebe« Personen wurden verhaftet, der Führer der Bande war ein Reichswehrsoldat. Die.Fünfmarkstücke waren äußerlich von den echten- Münzen nicht zu iznterscheiden und stimmten mit ihnen in Klang und Gewicht überein. Es waren aber in Wirklichkeit M e s f> n g p l ä t t- ch e n mit einer Auflage von Zinn, die durch Abdruck an echten Fünfmarkstücken in der Prägung den Originalen glichen. Die An- fertigung der Fälschungen war von dem Reichswehrsoldaten aus raffinierte Weise eingeleitet worden. Die Fälschungen wurden von verschiedenen Handwerksmeistern �besorgt, die aber alle nur nacheinander eine einzige Arbeit zu verrichten hatten. Bei den ersten wurde eine Messingröhre vom Doppelradius der Fünfmark- stücke, bei dem zweiten eine Walze bestellt, und so ging es weiter, bis endlich nach einem besonderen Versilberungsverfahren da? Falsch­geld völlig dem echten Stücke glich. Neben dem Reichswehrsoldaten ist ein M e ch a n l k e r als geistiger Führer der Falschmünzer zu betrachten. Als er von den ersten Verhaftungen hörte, floh er von Kassel   in ein Oertchen nahe von Marburg an der Lahn  . Dort wurde er festgenommen. Ein anderer Teilhaber, Sohn eines höheren Beamten aus Kassel  , wurde in Leipzig   festgenommen, wo er bereits zahlreiche Stück« des falschen Geldes umgesetzt hatte. Bei einem Malerehepaar fand man bei einem überraschenden nächtlichen Einfall in die Woh-
nung Werkzeuge und mehrere hundert Messingscheiben Die Fälscher, di« chren Betrug wohl organisiert hatten, schrieben sich untereinander alle möglichen Briefe mit erdachten Austrägen, um die Behörden bei einem Eingreisen in die Irr« zu führen. Die Angelegenheit hat in Kassel   großes Aufsehen erregt, um so mehr, da Handwerker, die bisher im besten Ruf« standen, zu den Verhafteten zählen. Weitere Fe st nahmen sollen bevor- stehen. Benzinexplosion in der Wohnung. Eine Hausangestellte schcher verleht. Durch unvorsichtiges hantieren mit Benzin wurde heute vormittag in einer Wohnung des hause» Irakehner Straße 14 eine folgenschwere Explosion verursacht. In der Küche war die zwanzigjährige Hausangestellte Anna W e r n e r mit dem Reinigen von Kleidungsstücken beschäftigt, wozu sie Benzin verwendete, das sie in ein« Schüssel gegossen Halle. Es entwickelten sich die äußerst gefährlichen Benzin- dämpfe, die plötzlich durch das Hcrdfeuer zur Entzündung gebracht wurden. Es erfolgte eine heftige Explosion, und durch den Luftdruck wurden die Fensterscheiben zertrüm- mert. Die Hausangestellte wurde von der Stichflamme, die den Raum durchschoß, erfaßt und am ganzen Körper schwer verletzt. Die zu Hilfe gerufene Feu« r w e hr' sorgte für die Ueber- führung der Schwerverletzten ins Krankenhaus am Friedrichshain  .
Bombes Abschiedsbrief. Das inhaltlose Dasein ohne»erufssreude." Der Präsident des Landgerichts III Berlin teilt folgendes mit: Der von dem Landgerichtsdirektor Bombe an mich g e- richtete Brief lautet:» Zechliner Hütte  , den 21. Juli 1920. 9.45 Uhr vormittags. An den Herrn Präsidenten des Landgerichts III   in Berlin  ! Das abgelaufen« Lebensjahr hat eine Aenderung meiner Lage nicht gebracht. Nach meiner Ueberzeugung ist sie überhaupt nicht mehr zu erwarten. Das inhaltlose Dasein ohne Be- ruf-freude noch länger zu fristen, besteht eine Notwendigkeit nicht. Ich scheid« deshalb aus dem Leben. Mit herzlichem Dank an alle, die mir Gute» erwiesen haben, insbesondere an die Organe der Justtzoerwaltung für die letzte Bezeugung des Ver- trauens.. Bombe, Landgerichtsdirektor." 4- Das Abschiedsschreiben Bombes deutet in feinem letzten Absatz darauf hin, daß seine von der Staatsregierung in Aussicht ge- nommene Beförderung zllm Landgerichtspräsidenten ihm bekannt ge- wesen ist. Daß Bombe trotzdem aus dem Leben geschieden ist, be- weist, daß ihn sein schmerzhaftes körperliches Leiden in den Tod getrieben hat. 22 Todesopfer in Lupeny zugegeben. Oer Streit dauert an. Budapest  . 8. August. Nach Blättermeldungcn aus Bukarest   gibt das INinisterium des Innern die Zahl der Toten bei den Zusammenstößen in Lupeny aus 22 an und die der Verwundelen aus 65, von denen 23 schwer verwundet sind Die Truppen hatten 1Z verletzte. In Lppeny selbst konnte die Arbeit nicht wieder aufgenommen werden, da ein großer Teil der Arbeiter sich aus Furcht vor Verfolgung durch die Be- Hörden in die Wälder geflüchtet hat. Die große Zahl der verwundeten und Toten wird dadurch erklärt, daß da» Blllltär, ohne eine Schrecksaloe abzugeben, direkt in die Wenge schoß. Ver Lohnkonflikt der Arbeiter im kohlendistrikl dauert schon sechs Monate an, wobei auch von feiten der Regierung zugegeben wird, daß die Lohnverhältnisse unbedingt gebessert werden müßten. Von einigen Seiten wird hervorgehoben, daß das Arbeitsministerium schon lange zwischen Unternehmern und Arbeitern hätte vermitteln sollen. Der Untersuchungskommission, die sich sofort an Ort und
Stelle begeben hat, gehören Vertreter des Kriegsministe. r i u m s. des Arbeitsministeriums und des Ministeriums des Zonern an. wie verlautet, ist es nicht ausgeschlossen, daß sich auch der Ministerpräsident, der gestern abend nach Siebenbürgen   abgefahren ist. ins Streikgebiet begibt. Wenn Zugendliche Waffen haben. Ein Zungstahlhelmmann tötet seinen Kameraden. Schneidemühl  , 8. August.(Eigenbericht.) Der lbjährige Handlungsschüler Heinz Peßnlck wurde von einem seiner Zungstahlhelmkameraden in der Wohnung eines anderen Stahl- Helmmannes erschossen. Hinz, ein Züngling von kaum 17 Zahren. wollte pehnick seine Waffe zeigen und erklären. Statt der in der Waffe enthaltenen neun Personen entfernte er jedoch nur acht. Plötzlich löste sich der Schuh und traf Peßnick tödlich ins herz. Hinz versuchte sich zu erschießen, wurde davon jedoch ab­gehalten._ Ein Bahnarbeiter totgefahren. In der vergangenen Nacht ereignete sich kurz nach 1 Uhr auf dem Bahnhof Erkner   ein tödlicher Unfall. Der Bahn- Unterhaltungsarbeiter Gottlieb Krüger aus Fürstenwalde hatte, um an seine Baustelle bei Erkner   zu gelangen, einen Güterzug benutzt. Bei der Durchfahrt in Erkner  , wo der Zug seine Geschwin- digkeit verlangsamte, sprang er ab. Der Arbeiter kam dabei so unglücklich zu Fall, daß er unter di« Räder der nachfolgenden Waggons geriet und auf der Stelle getötet wurde.
Korso der Motorradfahrer. Der Reichsverband republikanischer Motor­radfahrer veranstallct anläßlich der Derfassungsseier am Sonntag vormittag 9'/> Uhr vom Klpblokal Tiergartenhos am Bahnhof Tiergarten aus eine K o r s o f a h r t. Nach der Durch- fahrt der Straße Unter den Linden   nach dem Platz der Rcpub'.it nimmt der Verband an der Feier de»Sturmvogel  " in Tempelhof   im Flughafen teil, wv Rundflüge über Berlin   zum Preise von 4 M. stattfinden. Als Absch. findet am Abend ein« Feier im Lunapark statt._ Polizei und Verfassungsseier. Die Berliner   Polizei ver- anstaltet am Donnerstag, dem 8. August 1929. um 15 Uhr zur Feier des Verfassungstages leichtathletijche Wettkämpfe auf dem Sportplag Süd in der Golßener Straße.