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Gnadenakt zum Verfassungstag:

Roch 400 Goldaten im Zuchthaus wegen Kriegsvergehen.

Die Republiken älterer Tradition sorgen nicht nur dafür, daß der nationale Feiertag des Landes als ein Freuden- und Ballstag für die Nation gefeiert wird, sondern laffen auch an diesem Tage viele von denen an der Feier teilnehmen, die sich gegen die Gesetze pergangen haben. Insbesondere feiert die französische Republik den 14. Juli dadurch, daß sie an diesem Tage zahlreiche Begnadigungen, insbesondere von politischen Verbrechern vornimmt. Die deutsche Republik ist an sich mit Amnestien reich gesegnet worden. In diesen Amnestien ist aber immer eine Kategorie von Straf­gefangenen ausgenommen worden: das sind die sogenannten

Kriegsverbrecher.

Unter Kriegsverbrechern sind zu verstehen diejenigen straffällig gewordenen Soldaten, die neben dem militärischen Verbrechen, z. B. das Verbrechen der Fahnenflucht, auch friminelle Ver­brechen begangen haben. Diese friminellen Verbrechen stellen zum größten Teil Straftaten dar, die infolge der Fahnenflucht begangen worden sind. Der Jurist hat solche Verbrechen als soge­nannte Dedungsverbrechen bezeichnet. Wollte der Fahnen flüchtige seine Fahnenflucht durchführen, so mußte er essen, so brauchte er Transportmittel, so brauchte er 3ivilkleidung. Da er sich in seiner Lage diese Dinge nicht auf legalem Wege beschaffen fonnte, so beschritt er den illegalen. Die demoralisierende Wirkung des Krieges hat auch hier leider zu manchem Gewaltakt geführt. Bierhundert ehemalige deutsche Soldaten sizen noch in deutschen Buchthäusern wegen solcher im Kriege begangener Straftaten. Es ist zu wünschen, daß am Verfassungstage diese Opfer des Welt­frieges begnadigt werden.

Internationale Solidarität der Buchdrucker. Empfang österreichischer Jungbuchdrucker in Berlin .

Für die zu Studienzwecken in Berlin weilenden deutschöster­reichischen Jungbuchdruder veranstaltete der Gau Berlin des Verbandes der Deutschen Buchdrucker Mittwochabend im Gewert­schaftshaus eine imposante Festversammlung. Der große Saal des Gewerkschaftshauses war entsprechend dekoriert. Die österreichischen

Revolverschnauze.

Verräter,

Journaille

Verbrecher

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Morder

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ZW

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Unglaublich, wie fich ein derartiger Führer abmühen muß, um Eindruck auf seine Anhänger zu machen!

Jungbuchdrucker haben in Berlin das Buchdruckerverbandshaus, Buchdruckereibetriebe, Industrieanlagen, Museen usw. besichtigt. Der Abend im Gewerkschaftshaus wurde ihnen ein Erlebnis.

Nach der Begrüßung der Wiener Gäste durch einen Berliner Jungbuchdrucker hielt der Gauvorsigende Bra un die Festansprache. Die Berliner Buchdrucker seien stolz darauf, daß Jungbuchdrucker aus dem modernen Wien , aus der Stadt der Arbeit in ihrer Mitte weilen. Die deutsche Arbeiterschaft kämpft dafür, daß die Grenz­pfähle fallen. Sie wünscht den Anschluß Desterreichs an Deutschland . Der österreichischen Arbeiterschaft entbieten die Buchdrucker brüderliche Grüße. Der Wiener Lehrlingsleiter dankte. herzlich für die erwiesene Gastfreundschaft.

Musikalische Darbietungen des Typographischen Orchesters und Gesangsvorträge des Buchdruckergesangvereins Typographia" gaben der Feier einen tünstlerischen Rahmen.

Unsere Gäste zur Verfassungsfeier. Am Freitag morgen werden weitere Gäste zur Ver­faffungsfeier in Berlin eintreffen. Es sind das 150 Mitglieder des Republikanischen Schußbundes aus Wiener Neustadt , die unter Führung des Vizebürgermeisters Pichler um 7.10 Uhr auf dem Anhalter Bahnhof eintreffen. Die Desterreicher werden dort von einer Abteilung des Neu töllner Reichsbanners, die sich um 6 Uhr bei Kliems trifft, in Empfang genommen und nach ihren Quartieren begleitet.

Am Freitag abend veranstaltet der Ortsverein Neukölln- Brig des Reichsbanners in Kliems Festfälen in der Hasenheide einen Begrüßungsabend, bei dem die Wiener- Neustadt Rapelle spielen wird.

Um 1 hr 31 Grad.

Die geftrige Höchfttemperatur, die 29 Grad befrug, ist bereits heute mittag gegen 1 Uhr um 2 Grad überschriften worden. Schon morgen ist wahrscheinlich wieder mit tuhlerem Wetter zu rechnen.

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Wetter für Berlin und Umgegend: Stark bewölkt mit Neigung zu Regenfällen und Abkühlung. Für Deutschland : Langjames Fortschreiten der Betterverschlechterung mit Abkühlung nach Often hin. Deftlich der Ober noch heiter und warm.

Ein Stierfechterlos.

Inca , Anfang August 1929. Sonntag. Seit Tagen waren in Inca und in der ganzen Umgegend die Blafate für den heutigen Stierkampf angeheftet, das Hauptereignis der zu Ehren von San Abden und San Senen, den Schuhheiligen der Stadt, veranstalteten Festwoche. In vielen Läden sieht man die Photographien der sechs ,, wilden Stiere", die heute sieht man die Photographien der sechs ,, wilden Stiere", die heute nachmittag zwischen 5 und 7 Uhr nach allen Regeln der Kunst abge mordet werden sollen. Drei Matadore stehen bereit, Jose Royo, Melchor Delmonte und Angel Carratala. Von diesen tritt Roŋo heute zum erstenmal auf. Er wird seine Sache nicht sehr gut machen," schreiben die Zeitungen in langen Borbesprechungen. Die Kinder, Frauen und Greise plagen vor Neugierde auf den heutigen Kampf.

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Aber schon gleich beim ersten Stiergefecht gab es einen Unglücks­fall! Der 26jährige Carratala, der schon einmal im vorigen Jahr in Logrono von einem Stier lebensgefährlich in die Brust getroffen wurde, aber ohne recht ausgeheilt zu sein nach zweimonatiger Kranfenjaalruhe wieder in die Arena zurückmußte, um leben zu fönnen, rannte mit seinem roten Tuch, der Capa", so unvorsichtig gegen den Stier, daß dieser ihn mitleidlos aufspieste und Carratala blutend und bewußtlos hinausgetragen werden mußte. Der tief schwarze Stier, Saltador" mit Namen, der doch nur in Notmehr gehandelt hatte, wurde dann von Delmonte niedergestreckt.

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Kaum war jedoch der vierte von den sechs totgeweihten Stieren in dem Arenasand verblutet, da verbreitete fich plöglich die Nachricht unter den 10 000 Menschen, daß Carratala infolge des furchtbaren Hörnerstoßes in Agonie liege und daß er bereits die Sterbesatra mente bekommen habe. Draußen wartet der fünfte Stier auf seinen, Tod. Blöglich erhebt sich der Bürgermeister von Inca, ordnet an, der fünfte Stier möge warten. Mit lauter Stimme fordert er die in der Arena stets ungeheuer lärmende Menge auf, zu Ehren von Carratala eine Minute Schweigen zu bewahren, mas genau befolgt wird. Dann empfiehlt er den Abbruch des Kampfes, wobei er das gesamte Publikum auf seiner Seite hat. Das rettet zwei Stieren für heute das Leben. Wie geschlagene Hunde ziehen 10 000 Menschen traurig und langsam ab, einige gehen zum Krantensaal des Stier­plages, wo sich bereits drei Aerzte lebhaft um den unglücklichen Menschen fümmern. Daneben sizt der Pfarrer mit den anderen Stierfämpfern. Alle beten. Dann beichtet Carratala und empfängt die letzte Delung auf Haupt und Füße. Das Horn von Saltador" hat eine tiefe Wunde in den Magen geschlagen und drei weitere Wunden in den Unterleib. Die Eingeweide des Menschen hängen heraus. Ein furchtbarer Anblick. Man befürchtet auch eine schwere Blutvergiftung. Sofort wird Carratala chloroformiert und operiert. ,, Es ist sehr wenig Hoffnung, ihn zu retten," sagen die Aerzte.

Montag. Um 1 Uhr früh tann der Kämpfer nur noch durch fünstliche Atmung mit Origenkugeln am Leben erhalten werden. Er bekommt eine Pantoponeinsprigung. Die im vorigen Jahr in der Brust erhaltene Wunde beginnt schwer zu eitern. Soeben kommt ein Antworttelegramm aus Valencia , wo der Bater, die Frau und das zehn Monate alte Kind von Carratala wohnen, denen die Aerzte sofort von dem Unglücksfall Nachricht gegeben hatten: Der Vater und die Frau werden umgehend nach Inca abreisen.

Die Harzreise.

Dicht gedrängt ist die". Die Uhr zeigt Geschäftsschluß. Es ist Anfang des Monats, ein großer Teil dieser Menschen hat wieder einmal bares Geld in den Händen, wenn auch nur für kurze Zeit. Für den Rest des Monats genügt" der Borschuß. Man bekommt vielleicht vier Tage Urlaub, mit Weekend verbunden macht sechs Tage. Geld? Ja. Zeit? Auch. Aber wohin?

Bor mir sitzt ein Arbeiter, einer der vielen, die in Arbeit geboren wurden, die mit 14 Jahren mithalfen, die Familie zu ernähren. Er muß sehr schwere törperliche Arbeit machen, denn seine Haltung

Derrät Müdigkeit.

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Die U" ist voll von Plakaten, Reklame für Schuhe, Anzüge, Mäntel, für alles, aber nur für den feinen Herrn" oder für die feine Dame". Der Ausdrud des Arbeiters verrät nicht seine Gedanken. An einem grünen Plakat in der Ede bleiben seine Augen

hängen.

Sonderfahrt in den Harz. Ausflüge 80 M.

Seine Augen erhalten jenen unbestimmten träumerischen Aus druck. Sieht er Tannen, Täler, Bäche, Dörfer, den Harz, den Brocken, Schönheit?, ruht er sich aus auf dieser Gedankenfahrt? Ist dies feine Erholung? Ein Rud, der Wagen hält. Borbei der Traum, abgelöst durch rauhe Birtlichkeit. Lächelnd und traurig steht er auf.

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Ich habe in seine Augen gesehen, ich habe alles gelesen.

Der Walzer hat Zukunft.

F. R. K.

Ein durch Abstammung und langjährige Erfahrung in zwei Erdteilen dazu Berechtigter, der Wiener Mufiter Symons Worm ist es, der sich zum Propheten der Wiederkehr des so lange verfemten Walzers macht und diese Meinung in einem Londoner Blatt vertritt. Ja, was in den letzten Jahren schon hie und da als unbestimmte Bukunftshoffnung aufgetaucht ist, das kündet er jetzt auf das be­stimmteste als in zwei Jahren erfüllt an. Denn er, der zwölf Jahre vor dem Kriege in England, der vierzehn Jahre in Amerika gelebt hat, der von sich rühmen kann, daß es in den letzten 25 Jahren taum einen Schlager des Tanzsaales gegeben hat, den er nicht ein­geführt und dirigiert hat, fieht den großen Umschwung, der sich in dem Geschmack des tanzluftigen Publikums langsam vorbereitet, tommen. Biele angesehene New- Yorter Gastgeberinnen haben be reits das Saxophon aus ihrem Salon verbannt. Bitte, spielen Sie uns einen Walzer!" Diese Bitte wurde immer häufiger an den Rapellmeister gerichtet. Schon ist die gute alte Bolta wieder auf­gelebt, und auch der Lancier wird nicht mehr als ein bloßer Sig penny- Tanz" angesehen. Es gilt für die Musikkapellen, sich auf diese neue Geschmacksrichtung des Publikums einzustellen, die sicher schon in der nächsten Saison in noch stärkerem Maße zum Ausdruck tommen wird. Ich kann," so führt Worm aus, diesem Wieder. aufleben alter Musik und alter Tänze nur mit gemischten Gefühlen entgegensehen. Reine Wiederbelebung fann von langer Dauer fein, menn sie nicht zugleich von neuen Ideen begleitet ist. Die modernen Tänzer begrüßen die alten Tänze nur als eine Abwechslung nach dem ewigen Einerlei des Fortrotts und den Berrenkungen der Blues und Blackbottoms. Es wird ein Leichtes sein, die Polka in einen erstklassigen modernen Tanz umzuwandeln und den Lancier so zu modifizieren, daß er noch einmal der charakteristische Tanz unserer Ballfäle werden fann."

Die Moderne Galerie Wertheim, Boßffr. 24, eröffnet am Sonnabend, bem 10. Auguft 1929, eine Sommer- Ausstellung Deutsche Landschaft", die neben Berfen von Erich Hedel, Schmidt- Rottluff , Christian Rohlfs Arbeiten junger Künstler zeigt

Am Montag um 4% Uhr nachmittags sind endlich zwei Spezial­ärzte für Stierhornmunden eingetroffen. Sie schreiten sofort zu einer neuen Operation des Kranken. Fieber: 39 Grad. Indes leidet der Kranke unter ganz wahnsinnigen Schmerzen. Es ist einfach unaus­denkbar, wie grauenhaft die vielen Wunden brennen. Ich bin schwer verwundet. Dieser Stier hat mich getötet," sind seine letzten Worte zu den herumstehenden Stierkämpfern, Doktoren und Journalisten. Man sieht dem verzerrten Gesicht des Kranken an, wie sein Zustand von Minute zu Minute hoffnungsloser wird. Er bekommt jetzt Ein­sprigungen von Coffein zur Aufrfischung. Es ist vergeblich. Die Pulsschläge werden immer unregelmäßiger. Schon wird er von den Aerzten aufgegeben. Das Fest zu Ehren der beiden Schutzheiligen der Stadt nimmt bereits ungetrübt seinen Fortgang.

Um 8 Uhr früh am Dienstag kommen Vater und Gattin aus Valencia an. Carratala erkennt seine Gattin zunächst nicht. Ein Stiertämpfer muß ihn an seine Gemahlin erinnern. Sie tauschen die letzten Küffe. Unter gewaltigem Schmerzgeheul und letzten Zuckungen der Hände und Füße, mit denen er von seiner ungeheuren Qual Kenntnis geben will, tommt er ins legte Stadium. Der Pfarrer fordert ihn auf zu beten, und Carratala stammelt einige unzu­sammenhängende Worte. Um 10.15 Uhr ist er tot. Stundenlang fniet die junge Gattin wie erstarrt, wie ebenfalls gestorben, leichen blaß über dem Gemahl, bis der Bürgermeister von Inca Gattin und Bater zu sich lädt. Am Nachmittag fahren Hunderte von Autos nach Inca , die ersten Trauertelegramme von Stierfechtern, Stierkämpfer­flubs und Arenabesitzern laufen ein und auch die ersten großen Trauerfränze. Der Klub des Stierfechters Delmonte( der vorgestern glücklicher war) übernimmt die Beerdigungskosten. Die Leiche soll nach der Heimatstadt Valencia übergeführt werden.

Am Tage darauf wird die Leiche nach Valencia transportiert. An allen Stationen ist piel Volt am Bahnhof, um den Trauerzug 3zu sehen. Auch der Direktor der Eisenbahn fährt zum Geleit mit, der Bürgermeister und der Bahnhofsvorsteher von Inca und viele Stiertämpfer. Auf einer Station hat der Zug einen längeren Aufenthalt. Der Bürgermeister des Ortes kommt an den Zug und mit ihm einige Geistliche mit hoch erhobenem Kreuz.

Jetzt soll die Leiche in Valencia vor der Beerdigung in einem dortigen Stierfämpferflub öffentlich ausgestellt werden, damit die Verehrer von Carratala den Toten ein letztesmal grüßen. Die Ge­schäfte von Inca werden während der Beerdigungsstunden geschlossen fein. Bovor die Witwe fünftig leben wird, weiß kein Mensch.

Als ich gerade so über die vielen toten Stiere und die vielen lebenden Stierkämpfer nachdenke, und als ich überlege, wie recht die leider noch zu schwache sozialistische Partei Spaniens hat, Stiertämpfe als Barbarei und Volksverdummungsmittel zu verachten da frage ich einen sehr stierkampfkundigen Spanier, ob eigentlich Todesfälle von Stierfämpfern oft vorkommen. Er wollte oder konnte nicht so recht antworten.

,, Also kann man sagen, unter hundert Fällen endet mal einer so wie es bei Carratala der Fall war?"

Er sah mich etwas mitleidig lächelnd an und sagte mir nur das eine Wort: ,, Optimist!" Kurt Lenz.

Kolonne X."

Marmorhaus.

Wenn Reinhold Schünzel unter eigener Regie den Führer einer Einbrecherkolonne, Robert, spielt und die Biederfeit, die ihm so gut steht, so weit treibt, daß er ein Mädchen aus gutbürgerlichem Hause freit und wieder ehrbar werden will, so kann man sich ungefähr vorstellen, wohin dieses Kriminaldrama steuert. Troß des Schlusses, der feineswegs ein Happy- end ist, sondern Robert mit gefesselten Händen von seiner jammernden Frau Abschied nehmen läßt, ist die ganze Sache doch nicht allzu ernst zu nehmen. Hinter Spießerluftspiel. Aber es hat allerhand Ergößlichkeiten, wie die dieser angeblichen Unterwelt stedt im Grunde doch ein deutsches beiden Welten, die der Verbrecher und der braven Bürger, inein­andergemischt sind. Es ist auch nicht ohne Reiz, wenn Robert aus­gerechnet einen Kriminalkommissar zum Freund hat, einen Kriegs­tameraden, der ihn eben in aller Harmlosigkeit immer über seine Pläne gegen Roberts Kolonne auf dem laufenden hält. Schließlich ist auch Irene, die zunächst nichtsahnende Gattin, die dann durch Roberts Kumpane gezwungen wird, eine Sache mitzudrehen, nicht gerade aus dem Bereiche der Wirklichkeit. Aber Grete Reinwald macht ihre Sache so gut, daß man auch solche Sprünge mit hinnimmt. Reinhold Schünzel ist ganz der brave, biebere, joviale Junge, der mit Schmunzeln feine Doppelrolle spielt, und als er sich schließlich gar nicht mehr austennt, sich in sein Schicksal fügt, wieder in seine alten Sünden zurückgefallen zu sein. In der Zukunft wird ihm schon irgendein neues Glück mit seiner jungen Frau blühen, die ihm Verbrecher hin, Verbrecher her die Treue wahrt. Die Mitglieder der Kolonne, Ostar Sima, Artur Duarte, Gerhard Ritter­ band , sind mit Erfolg bemüht, charakteristische Kerle zu schaffen. Sehr nett ist auch Ernst Stahl- Nachbaur in der Lustspielfigur des vertrauensseligen Kriminalkommissars. Berliner Straßenleben und der dem berühmten Einbruch am Wittenbergplatz nachgebildete Anschlag auf den Tresorteller bilden den Hintergrund.

Die Bohèmewirtin gestorben.

T.

Spät hat sich in Deutschland ein Bohemetum entwidelt. München wurde vor und nach 1900 sein klassischer Boden und Kathi Kobus seine Wirtin. Ihre Weinstube, die nach dem Simplicissimus be nannt wurde, war Kabarett, Heimat und Bumpstube der Künstler, die in Deutschland nun auch endlich ihr Montmartre hatten. Die Reste der, 11 Scharfrichter", Wedekind vor allem, geben dem Hause Namen und Rang. Manch fahrender Zigeuner fand hier Agung und Trant für seine Darbietungen und der Stammgaft Ludwig Scharff, der echteste der deutschen Boheme, fogar eine Gräfin. Der Krieg blies alles über den Haufen, Kathi mußte aus Wolfratshausen , allwo sie den alten und neuen Freunden eine Gaststätte aus ihrem Er. sparten errichtet hatte, wieder arm geworden, aufs neue in Stellung". Sie versuchte den alten Namen aufs neue zu beleben, neue Götter zogen im ,, Simpliciffimus" ein( Ringelnah war thre große Nummer) und aufs neue wurde die junge Literatur, mie Spötter behaupteten, mit Kathis Tiroler Rotem vergiftet. Nun ist sie, die ehemalige Kellnerin und dann die Wirtin und Gönnerin der Münchener Boheme, in hohem Alter in München gestorben.

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Altrömische Zeitung ausgegraben. Ausgrabungen von Mauertafeln, die in Dst ta, dem Hafen des alten Rom, angebracht gemesen sein dürften, geben Aufschluß über das Nachrichtenwesen zu Cäsars Zeit. Auf diesen Mauertafeln sind nämlich die verschiebensten Nachrichten nicht nur lokaler Art, sondern auch folche aus dem Ausland, über Schlachten ufm., eingegraben.