Kinanzwelt in Aufregung. Die Viskonierhöhung in Aew York und ihre Bedeuiung.
Die Bundesresewsbauk in New Dort Hot die gesoint« inter- notionole Finanzwelt durch ihre plötzlich vorgenommene Diskont- «rhöhung ebenso stark wie unangenehm überrascht. Der New Yorker Diskontsatz njurde um«in volles Prozent von S auf S Prozent erhöht, ohne daß irgend jemand in der Welt zu diesem Zeitpunkt damit rechnete. Es war auch nicht ohne weitere» damit zu rechnen, denn weim die Bundesreservebant in New Park. wie überhaupt die amerikanischen Notenbanken, schon sehr lang« vor der Wahl standen, den Diskont zu erhöhen, so lag doch im Augen- blick scheinbar kein zwingender Anlaß vor. Maßgebend für die New Dorker Diskontpolitik find seit sehr vielen Monaten schon jene Kredite, die von der Börsenspekulation verlangt werden. Es ist bekannt, daß die Spekulation in den letzten Wochen wieder mehr. Kredit« angefordert hat. Aber gerade in der allerletzten Woche, die der plötzlichen Diskonterhöhung vorausging, betrug die Steigerung, wenn die Gesamtsumm« auch 6 Milliarden Dollar überschritten Hot, doch nicht viel mehr als.HO Millionen Dollar, also noch nicht l Proz. Die plötzliche Diskonterhöhung mußt« überraschen, da man in New'Jork in ähnlichen Fällen, wo die Steigerung der Börsenkredite viel stärker war, auf ein« Diskonterhöhung verzichtet hatte. Zu einer Sensation wurde die Diskonterhöhung durch ihr Zusammentreffen mit der scharfen Rede Enowdens im Haag, mit der Snowden die glatt« Annahm« des Poung-Planes in Frage gestellt hatte. Es wurde sofort die Vermutung lanciert, daß es sich bei-der New Porker Diskonterhöhung, die zweifellos besonders England trisft, um«ine hochpolitisch«?lktion handelt, mit der die Finanzkreise Amerikas und die Regierung der Vereinigten Staaten England zur Preisgab« seines Widerstandes gegen den Poung-Plan zwingen wollen. Wir glauben, daß diese Vermutung zwar der politischen Phantasie alle Ehre macht, halten diese Zusammenhänge aber für ausgeschlossen. Die New Yorker Bundes- refervebank hat denn auch sofort erklären lasten, daß nicht der ge- ringste Zusammenhang mit den Verhandlungen im Haag bestehe und daß ausschließlich die Entwicklung der Börsenspekulation in New Port der Anlaß zu der plötzlichen Diskonterhöhung fei. Natürlich ändert diese Richtigstellung nichts an der außer- ordenlichen internationalen Bedeutung des New Forker Schrittes für die gesamte Finanzwelt. Die Lag« ist jetzt so, daß einem Diskontsatz von G'A Prozent bei dem Hauptgeldgeber der Welt ein Diskontsatz von 5% Prozent in London und Amsterdam . von ZX Prozent in Paris und in Zürich und von 7K Prozent in Berlin gegenübersteht. Di« größten Komplikationen ergeben sich sür England. England hatte, um die kritisch« Wirtschaftslage in England nicht zu verschärfen und anderseits den Anteil Englands an der herrschenden Weltkonjunktur hochzuhalten, trotz riesiger Gold- abflüste, die Frankreich und Deutschland zugute kamen, die Kredit«
bisher noch nicht verteuert. Da selbstverständlich der höhere New Forker Diskont die Geld- und Kopitalströme von England weg- leiten wird, wird England mit seiner Diskonterhöhung auf wenig- stens 6A Prozent wohl kaum mehr lange zögern können. In der nächsten Woche spätestens dürfte die Entscheidung darüber fallen. Für Deutschland dürste die Auswirkung der New Forker Diskonterhöhung keine sehr großen Schwierigkeiten bringen. Seit die Pariser Foung-Konfevenz beendigt ist, ist das Geld in Deutschland so billig geworden, wurde die Lage der Reichsbank so günstig, daß im Lause der Entwicklung eher eine Diskont- ermäßigung als eine Diskonterhöhung zu erwarten war. Mit höchster Wahrscheinlichkeit fällt aber jetzt jede Möglichkeit, die deutschen Wirtschaftskredite zu verbilligen. Das ist die wichtigst« und zweifellos recht bedauerliche Folge des New Forker Vor- gehens. Im Übrigen ist bei den wieder recht weitgehend normal!- sierten Wirtschafts- und Kapitalverhältnissen in Deutschland ein« Zinsspann« von W* Prozent gegenüber New Fork und, im Falle einer Erhöhung in London aus 6�4 Prozent, von 1 Prozent gegenüber London , wohl groß genug, um Geldrückflüste aus Deutschland zu oerhindern. � Daß die Geldinarktlage in Deutschland günstig ist, da» beweist auch wieder der letzte Ausweis der Reichsbank zum 7. August. Wechselbeständ« sind um 207,7 auf 2413,6, Lombarddarlehen um 65,3 auf 43,8, Bestände an Reichsschatzwechseln um 51,4 auf 16.1 Millionen gesunken. Der Notenumlauf verringerte sich nach einer kleinen Abnahme der fremden Gelder aus Girokonto im Betrage von 25,5 Millionen aus 4472,1 Millionen. Di« Goldbestände blieben mit 2148,2 Millionen, die Bestände an deckungs- fähigen Devisen mit 330,7 Millionen im wesentlichen unverändert. Die Notendeckung verbesserte sich von 45,5 auf 48,0, durch Gold und Devisen zusammen von 52,5 auf 55,4 Prozent, das sind fast 40 Prozent mehr als das Gesetz verlangt. (Schwarzer Kreiiag in New Öort Den New Yorker Sörsenspekulanken ist der Schreck gründlich in die Knochen gefahren, weil jeder Kursverluste fürchtet. Riesige Der- kanfsanfträge ließen die Kurf« der Wertpapiere abstürzen. Zu den ersten Stunden gab es einen richtigen„Schwarzen Freitag". Selbst Standard Sil. und General Elektric verloren noch 1 bis Z Proz. ihre» Kurswert», vi« starke Wirkung der Diskonterhöhung auf die Spekulanten zeigt, daß auch die Amerikaner viel mehr an eine Offen- sine gegen die Spekulation al» an politische Absichten New York » gegenüber England glauben. Auch die europäischen Börsen, besonder» die pariser, find.recht schwach" geworden.
Wo bleibt das Kapital? pfandbriefabsah immer schwerer. Der Absatz von Pfandbriefen ist immer ein guter Maßstod dafür, in welchem Umfange Kapitalien in einem Land« zur Ler» fügung stehen. Unter heutigen Verhältnissen könnt« der Pfand- briefabsatz an sich nicht allzu ungünstig sein, weil die Verzinsung gut und die Kapitalbildung im Deutschen Reiche sehr kräftig ist. Um so überraschender ist aber der starke Rückgang der Pfandbrief- Verkäufe. An Pfandbriefen und kommunalen Schuldverschreibungen sind nämlich im ersten Halbjahr 1020 nur für rund 488 Millionen Mark verkauft worden gegen rund 8 6 8 Millionen in der gleichen Zeit des Vorjahres. Diese Ziffern gelten nur für das Inland. Im Ausland ergibt sich ein Rückgang von 350 Millionen auf nur 0 Millionen, also in einem noch viel gewaltigeren Ausmaß. Der deutsch « Pfandbriefumlauf ist 1020 nur um rund 500 Millionen insgesamt gestiegen gegenüber 1325 Millionen im ersten Halbjahr 1028! Man muß sich wirklich fragen, wie dies« Einschränkung des Pfandbriefabsatzes zustande kommt. In Aktienkäufen ist da» in Deutschland gebildete neu« Kapital ganz zweifellos nicht in einem so großen Umfange mehr angelegt worden, dazu war die Börse viel zu schlecht. An der Verzinsung allein liegt es auch nicht, wenn auch die Kursschwankungen für jeden Pfandbriefbesitzer eine un- angenehme Sache sind. Die Kursschwankungen haben bisher aber die tatsächliche Verzinsung nur erhöht. So bleiben nur zwei Möglichkeiten für die«ingetretene enorme Verschlechterung des Pfandbriefverkaufs im ersten Halbjahr 1929: einmal die zweifel- los verheerende Wirkung, die Hugenbergs Zeitungsan- g r i f f e auf die Währung während der Pariser Reparationsoerhandlungen auf das Vertrauen, besonders der kleinen Kapitalanleger,'ge- habt hat. Es ist ja bekannt, daß es damals fast zu einem Run auf die Sparkassen gekommen ist, und es ist selbstverständlich, daß das Vertrauen in die Sicherheit der Kopitallage die erst« Voraussetzung zum Kauf von Pfandbriefen ist. Zum anderen bleibt nur noch die Erklärung der Kapitalflucht im großen, und diese geht die deutschen Banken und die deutschen Industrieunternehmer an. Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, daß diese Kreise, ohne daß dazu ein besonderer Ptan erforderlich ist, auch auf solchem Wege ihr« steuerpolitischen.Absichten zu fördern versuchen. Es wäre des- halb sehr interessant, wenn sich feststellen ließe, aus welchen Kreisen sich die Käufer bzw. jetzigen Nichtkäufer von Pfandbiesen und kommunalen Schuldverschreibungen zusammen- setzen._ Publizität des Reichshaushaltes. Gne dankenswerte Arbeit des Statistischen NeichSamtes. Das Statistische Reichsamt hat als Sonderbeilage zum 15. Heft von„Wirtschaft und Statistik" eine Arbeit veröffentlicht, für die ihm nicht nur die Parlament-leute, sondern auch weite Kreise der Oesfentlichkeit donkbar sein werden. Bisher war es fast u n m ö g- sich, für die einzelnen Positionen, besonders bei den Ausgaben des Reiches zu verfolgen, wie sich diese Positionen von Jahr zu Jahr entwickelt haben: teilweise wegen der Unterbringung desselben Postens in verschiedenen Etats, teilweise wegen ihrer Verteilung auf den ordentlichen und außerordentlichen Haushalt, teilweise endlich wegen der Reste- und llebertrogungswirtschaft, die die Verfolgung der einzelnen Posten außerordentlich erschwert. Das Statistische Reichsamt hat jetzt versucht, und diese Arbeit liegt vor, nach rein sachlichen Gesichtspunkten Ausgaben und Einnahmen des Reiches in den verschiedenen Iahren vergleichbar zu machen. Die auf 41 Selten für die fünf Jahre von 1025 bis 10Z9 vergleich bar gemachten Daten stützen sich für 1925 bis 1927 aus die ab-
geschlossenen Haushaltsrechnungen, für die Jahre 1928 und 1929 auf die vom Reichstag verabschiedeten Haushaltspläne, wobei für 1928 auch der Nachtrag berücksichtigt ist. vi« allergröbsten Posten der Reichsausgaben sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt: Die Reich»ausgoben 1925 bi» 1929. 3n Millionen Mark.
vehördenaufwand, darunter für Finanz- u Steueroerwaltung Versorgungsbehörden... Behörden für auswärtige An- gelegenheiten.....
Allgemeine Stoatsausgoben. darunter für Sriegspensionen,-renten.. Londoner Abkommen(außer Sonderleistungen)... Schuldendienst.. Sozialoersicherung lZufchüsse) Erwerbslosenfürsorge... Innere Kriegslasten... Polizei........ Verkehrswesen..... Landwir tschast..... Wohnungswesen....
Wehrmacht.... und zwar sür Heer Marine.....
Gesamtausgaben
1«5 lRtch- nung)
659,7 456,5 56,1
1»» lAech- nung)
1917 Rechnung)
718,6 485,3 60,6
43,8 54,9
3239,5 4379,5
371,1 291,3 103,5 259,4 159,0 571,4 189,5 171,4 26,0 21,1
633,3 476,5 156,8
4532,5
1425,4 549,9 341,1 285,7 508,9 470,3 208,9 187,4 143.4 160,7!
816,3 560,4 67,2
1928 <Boran- lchlag ein ich! Nachte.)
850,1 587,9 72,5
59,4 53,6
4689,2 4850,5
1549,2 699,2 534,1 346,7 350,4 272,6 202,4 216,3 70,3 69,4
1676,0 1247,2 490,7 450,4 133,6 177,7 190,2 193,2 130,0 36,0
1929 (Satan- schlag)
827,6 568,2 72,0 52,7
5210,9 1614,7 1540,5 463,3 468,2 309,1 229,5 195,3 167,3 77,3 23,7
704,2 1 769,4 797,4 740,9 504, Ol 554,0 1 568,8, 546,0 200,2| 215,4; 228,61 194,9
5802,3! 6274,9) 6498, Ol 6779,4
Schon diese Tabelle zeigt die Zweckmäßigkeit solcher Zu- sammenstellungen. Mit einem Blick läßt sich zum Beispiel erkennen, daß die Steigerung der Reichsausgaben seit dem Jahre 1927, über die von der Privatwirtschaft Stein und Bein geNogt wird, ganz ausschließlich auf Kriegsfolgen zurück, zuführen ist. Die Belastung durch Kriegspensionen, Kriegsrenten und durch die Reparationslasten ist seit 1927 stärker gestiegen als die Reichs- ausgaben insgesamt. Bei den Ausgaben für Heer und Marine zeigt sich, wie in der Tot der Aufwand für die Wehr- macht ununterbrochen bi» 1928 einschließlich gestiegen ist, um zum erstenmal im Voranschlag für 1929 nicht nur nicht weiter zu steigen, sondern zu sinken. Bon besonderem Interesse ist die jetzt gegebene Möglichkeit auch beispielsweise die an die Landwirtschaft, die Industrie und Lust- fahrt im Lauf« der Jahre vom Reich gewährten Subventionen laufend zu verfolgen und zu vergleichen. Da erscheinen nicht weniger als 25 Suboentionspoften für die verschiedenen Zweige der Landwirtschaft, 14 Subventionsposten für Gewerbe, Industrie und Handel und 10 Subventionsposten für die Förderung der Luft- fahrt. Freilich wird die Publizität des Reichshaushaltes noch sehr erheblich gewinnen, wenn das Reich von sich aus jene Aufgliederung bis ins Letzte durchführt, die schon mehrfach an dieser Stelle ge- fordert worden ist. Volkswirtschaftliche Verschwendung. Einen interessanten Beitrag zu dieser Frage liefert eine Der- ösfentlichung des..G e n e r a I- An z e i ge r s für Elberfeld- Barmen" vom 11. Juli d. I., in der über die Zusammensetzung der Einzelhandelsgeschäste in Barmen berichtet wird. Danach gibt es in Barmen 2601 Einzelhandelsgeschäste. Bon diesen 2 601 Eivzelhandelsgeschäften befassen sich 2025 mit dem Vertrieb von Lebens- und Genußmitteln.
Dl« Stadt Barmen hatl90000Einwohn«rmit 47 500 Familienhausholtungen, wenn man die Familie zu vier Köpfen rechnet. Demnach entfällt auf 18 Familien ein Einzelhandelsgeschäft und auf 23 F a,m i l i e n ein Lebensmittelladen. Die Konfumgenossenschast„Vorwärts Befreiung", Barmen, besitzt in der Stadt Barmen 39 Verteil lungs st eilen und 12 000 Familien als Mitglieder. Durch einen Laden der Genossenschaft werden also 3 0 6 Familien mit Lebensmitteln versorgt, während«in Privat« geschäst auf 23 Familien kommt. Aus diesen Zahlen geht also auch sehr deutlich hervor, daß ein« llebersetzung des sogenannten freien Handels vor liegt, die im höchsten Grade unwirtschaftlich sein muß und deren Kosten der unorganisiert« Derbraucher zu tragen hat.
Görliher Waggon-10 proz. Dividende. Verdoppelter Reingewinn bei der Hawa. Sehr schnell hat sich die Waggon- und Maschinenbau- 21.- G. in Görlitz (Wumag) von der Verlustwirtschaft in der Waggonkris« erholt. Die Gesellschaft, die im Geschäftsjahr 1925/26 noch mit einem Berlust von 4,5 Mill. M. abschloß und zur Sanierung einen sehr scharfen Kapitalschnitt von 12 aus 2,9 Mill. M. vornahm, konnte dieses zusammengelegte Kapital 1926/27 bereits mit einer Dividende von 8 Proz. verzinsen. Im vergangenen Betriebsjahr konnte das inzwischen auf 6,0 Mill. M. erhöhte Kapital mit 10 Proz. verzinst werden, während der ausgewiesene Reingewinn von 1,1 Mill. M. sogar 19 Proz. des Kapitals entsprach. Auch in dem jetzt abgeschlosienen Betriebsjahr 1928/29 hat die Gesellschaft so hohe Gewinn« erzielt, daß wieder eine Dividende von 10 Proz. ausgezahlt wird. Die Bankschulden, die im vergangenen Jahr noch fünf Millionen betrugen, konnten zum Teil zurückgezahlt werden. Weitere Einzelheiten aus dem Geschäftsbericht und der Bilanz sind jedoch noch nicht bekannt. Vor kurzem hat das Werk einen Reparationsauftrag im Werte von 6 Millionen erhalten. Auch die Hannoversche Waggonfabrik(Hawa) hat im letzten Jahr sehr gut abgeschnitten. Allein der in der Bilanz ausgewiesen« Reingewinn von rund 253 000 M. hat sich gegen- über dem Vorjahr mehrals verdoppelt. Dies entspricht einer Dividende von 6 bis 7 Prozent. Die Gesellschaft zieht es aber vor. die Gewinne zur Auffüllung der Reserven zu verwenden. Der Aus- tragsbestand ist zurzeit so hoch, daß die in letzter Zeit verstärkte Be- legschast bis Ansang des neuen Jahres voll beschäftigt ist.
Konzentration bei Garotti-Nefile. llmsahsteigerong bei Sarotti auf 40 Millionen. Bor einem halben Jahr« ist das stärkst« deutsche Schokolade- unternehmen, die Sarotti A.-G. in Berlin -Tempelhos. unter die Kontrolle des Internationalen Schokoladenkonzerns Nestle in Zürich gekommen. Ueber den Bertrag werden jetzt nähere Einzelheiten bekannt. So ist das Abkommen vom Frühjahr, dos zunächst nur den Aufkauf der Aktienmehrheit von Sarotti vorsah, auf der General- Versammlung des deutschen Tochterunternehmens von Nestle, der Deutschen A.-G. für Nestleerzeugnisse, bedeutend er- weitert worden. Zunächst übernimmt Sarotti gegen Hergab« von 2,5 Millionen Aktien die Schokoladenwerk« Hattersheim A.- G. bei Frankfurt a. M. und verstärkt bannt sein« Stellung auf dem süddeutschen Markt ganz bedeutend. Ferner erhält Sarotti von dem Nestle-Konzern das Vertriebsrecht für die bekannten Marken dieses Konzerns, Peter, Cailler, Kohler und Restle. Außerdem wird der Sarotti A.-G. die groß« ausländische Berkaufsorganisation des Restle-Konzerns zum Vertrieb der Sarotti- fabrikote zur Verfügung gestellt. Die deuts-he A.-G. für Nestle- erzeugnisse, die bisher allein die Interessen des Schweizer Konzerns in Deutschland vertrat, verpflichtet sich auf Grund des Sertrages, künftig keine Kakao- und Schokoladensgbrikatton mehr zu betreiben und sich ausschließlich auf die Herstellung von kondensierter Milch und Nährmittel zu beschränken. Außerdem ist zwischen Sarotti und dem Nestle-Konzern ein langfristiger Markenrechls- vertrag abgeschlossen worden, Noch der Uebernahme der 2,5 Millionen neuen Sarotti-Aktien, die Nestle als Gegenwert für die Hattersheimer Schokoladenfabrik erhält, erhöht sich der Einfluß dieses Weltkonzerns bei Sarotti a u f 6 5 Proz. de s Aktienkapitals. Di« Sarotti-Berwaltung erwartet bei weiterem normalen Geschäftsgang auch für dieses Jahr «ine bedeutende Umsatz st eigerung von 35 auf 40 Mil- lionen Mark. Die Umsätze des verschmolzenen Hattersheimer Werkes eingerechnet, würde sich der Gesamtumsatz von Sarotri in diesem Jahr auf 45 Millionen Mark erhöhen. Auf der am Freitag abgehaltenen Generaloersamm- lnng der Sarotti- A.-G. wurde die Heraufsetzung des Kapitals von 11 auf 14,5 Mill. M. beschlossen. Außerdem wurde der Kauf der bisher zu Nestle gehörigen Hattersheimer Schokoladen- fabrik gegen Hergabe von 2,5 Mill. M. Aktien, die zurzeit einen Börsenwert von 35 Mill. M. darstellen, genehmigt. Der Oppo- sition, die sich gegen den Ankauf des unrentablen Hattersheimer Werkes wandte, wurde von der Verwastung entgegengehalten, daß Sarotti bisher von dem Vertrag mit Nestle nur Vorteile ge- habt habe. Für Sarotti sei die Frage einer Erweiterung der Prodi�jtionsanlagen dringend geworden, und die Verwaltung glaube durchaus richtig gehandelt zu haben, wenn sie an Stelle kostspieliger Neuanlagen das aus den Süddeutschen Markt eingearbeitet« Hattersheimer Werk erworben habe.
Marenhäuser und Einzelhandel. Unser gestriger Hinweis, daß der Kampf gegen die Warenhäuser in Einzelhandelskreisen auch von den Nationalsozialisten aus politischen Gründen gefördert wird, entsprang keiner Insormalion durch die Hauptgemeinschait des deutschen Einzelhandels selbst. Dessen bedurfte es nicht Wir geben dieser Feststellung gerne Raum. keine Aenderung des Vermahlungszwanges. Wie mitgeteilt wird, besteht im Reichsernährungsministerium kleine Absicht, die Be- stimmungen über den Vermahlungszwang abzuändern oder außer Kraft zu setzen, die ab 1. August dieses Jahres die Vermahlung von mindestens 30 bzw. 40 Proz. Inlandsweizen vorschreiben. Das Reichsernährungsministcrium bestätigt cklso neuerdings den gegen die Sozialdemokratie im Reichstag gefallenen Beschluß, den Ver- mahlungszwang auch vorläufig nicht auszusetzen. 100 000 Tonnen staalliche Stickstosferzengung in Polen . Die vom polnischen Staat bei Ternow errichteten Sttckstoffwerk« sollen im Herbst d. I. in Betrieb genommen werden. Als Herstellungskosten werden 70 Millionen Zloty genannt, davon 40 Millionen sür Maschinen und technische Einrichtungen. Die Leistungsfähigkeit wird auf 100 000 Tonnen Stickstoffdünger jährlich berechnet. Im»er- gangenen Jahr soll Polen 92 000 Tonnen Kunstdiingei eingeführt haben. Uebor den Zweck der Eigenerzeugung heißt es, daß Polen im Düngerbezug unabhängig sein will. Di« Vermutung hat aber sehr viel für sich, daß Polen , wie es auch kürzlich von Frankreich gemeldet worden ist, wesentlich aus militärischen Gründen eine ausreichende Eigenerzeugung sich gesichert hat.
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