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Die Feier in der Kroll- Oper.

Schutz der Republik   und Vereinigung mit Deutschöftereich.

Für 7 Uhr war in der Staatsoper am Blaß der Republik   bie| Soldatenräte Deutschlands   nach heftigen Auseinandersehungen über große Verfassungsfeier des Reichsbanners angelegt. Demofrafie und Dittatur fich für die baldige Einberufung der No­lind pünktlich, wie man es im Reichsbanner gewohnt ist, begann fionalversammlung und damit für die Demokratie entschied. Das ist auch die Feier, nachdem sich das weite Partett und die Ränge bis einer der denkwürdigsten Tage in der Geschichte der Deutschen Repu hoch hinauf mit einer festlich gestimmten 3ubarerschaft ge blik. Die Beimarer Berfassung lebt nicht mur, fie iſt im ersten füfft hatten, unter der man ungewöhnlich viele Barlamentarier aus Jahrzehnt ihres Bestehens an innerer Straft gewaltig erftarkt. Die den drei Weimarer   Parteien wahrnahm. Eine geschmackvolle Aus- Republit ist gesichert, stattung der Bühne, die in wirkungsvoller Weise einen Uebergang von der rotbraunen Täfelung des Zuschauerraumes zu einem in den­felben Farben gehaltenen zeltförmigen Festraum auf der Bühne permittelte, stellte sofort

das Gefühl der Berbundenheit zwischen den vielen Hunderten im Zuschauerraum und den Männern auf der Bühne und am Bortragspult her.

Breite schwarzrotgoldene Bänder liefen rings um das Bühnenzelt Im Hintergrund war es von einem riesigen Reichsabler ge schmückt, vor dem dann später fich das Bundesbanner des Reichs banners emporrichtete. Um die Balustrade der Ränge Kefen grüne Girlanden und unter diesen wiederum breite schwarzrotgoldene Bänder. Diese an sich einfache Detoration erzeugte mit der pracht­vollen warmen Tönung des Raumes eine gehobene Feststimmung. Das Programm wurde eröfnet durch Beethovens Egmont. Ouvertüre, gespielt von dem Philharmonischen Dr. chester unter der hingebenden und aufreißenden Leitung 1- helm Knöchels. Es fonnte feine schönere und erhabenere Ein­leitung zu dem Fest geben als das wunderbare Wert des größten  deutschen Tongenius. Dann trat, von lebhaftem Beifall empfangen, Alfred   Beierle an die Rampe, um mit seiner gewaltigen, den Riesen raum umspannenden Stimme Karl Brögers Vorspruch 3 ebn Jahre Bolts staat zu sprechen.

Jehn Jahre find gekomen, find gegangen, Seitdem das Haus der Deutschen nen geweiht,

so begann das wunderbare aus der Beit geschöpfte Dichtwert unseres Dichters Bröger und schloß mit den Worten:

Die Republif ist nicht in Glanz geboren, Doch uns gehört fie, bleibt uns unverloren.

das Fundament unferes zenen Staatsmefens fteht feft. Jeht handelt es sich darum, bas Gebäude, bas auf diesem Fundament errichtet worden ist, so auszugeftalten, daß auch der ärmfte Sohn  Deutschlands sich darin wohl fühlt. Und da ringen heute noch zwet Gemalten miteinander. Der immer schwächer werdenden Front der­jenigen, die diese Republik zu einer ihren Geltfadintereffen diesen­ben ausgestalten wollen, steht ble starte Frond der Mehrzahl der törperlich und geistig Schaffenben gegenüber, deren Ziel es ist, dieser Republit entsprechend der   Weimarer Berfassung wahrhaft sozialen freiheitlichen Inhalt zu geben. Das Reichsbanner hat in diesem Stampfe um die foglale Republit in Gemeinschaft mit den republika. nischen Barteten seinen Mann gestanden und wird es auch ert­sprechend seiner ihm selbst gestellten Miffton in der Folgezelt tum. Mit der Tatsache, daß die Republit gefestigt ist, fönnen sich leider einzelne Glieder unferes Boltes nicht abfinden, deshalb meiden fie, wie die hafentreuglerischen Studenten, die Berfassungsfeier oder ste schmähen fie und die Republit, wie die Kommunisten. Trog aller Feinde der Republit, mögen Sie mit Berleumdungen, mit Mordwaffen oder Bomben, Attentaten und Verhegung der   Reichswehr arbeiten, troß des Berfagens eines großen Teiles der   deutschen Juftiz steht die Berfaffung von   Weimar und mit ihr die Republit fest and anet­schütterlich da. Sie wird auch nicht in thren fleinsten Fugen zittern burch das angefündigte Boltsbegehren des sogenannten Reichs ausschusses für das deutsche Boltsbegehren, dieses Sammelfurkums von Reaktionären aller Schattierungen und aller   deutschen Gaue. Bir Republikaner brennen auf den Moment, wo uns Gelegerchelt gegeben wird, den Herren von rechts eine verdiente Niederlage be reiten zu fönnen. Mit frohem Mut, mit stolzer Kraft und unermüd­licher Energie wollen wir unter unseren bewährten schwarzrot goldenen Fahnen tämpfen für unser Ziel, für die freie deutsche soziale Republit.

Oberbürgermeister Böß betonte in seiner Ansprache: Das neue  Berlin bekennt sich gern und freudig zur Republit. Es feht sich für die großen Gedanken der Weimarer Reichsverfassung ein: für fein der Arbeit. Es will der Welt zeigen, daß das deutsche Bolt Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit.   Berlin will heute eine Stadt ben festen Willen hat, im frieblichen Wettbewerb der Arbeit das  Deutsche Baterland wieder aufzubauen Das neue   Berlin ift fich bewußt, daß die Republit nicht Rlaffenprivilegien und Rlaffengegensäge der Bortriegszeit forti leppen barf, es ist bestrebt, in allem feinen Tun dem sozialen Gedanken Raum zu geben und vie Trennungsstriche zwischen den einzelnen Boltsschichten, insbesondere zwischen Bürgertum und Proletariat, auszumerzen Bewußt dient es den Bolte afs Ganzem. Die  Berliner Beranstaltungen des Reichsbanners werden aufs neue be weisen, daß wir Reichsbannerfameraden mit Ropf und Herz, im Leben und im Tod arbeiten und tämpfen für die deutsche Demo

Das Publikum verstand sofort den Sinn dieser monumentalen Worte, die ein Bersprechen und eine Gewißheit für die Zukunft sind, und dankte mit dem Sprecher auch dem Dichter durch rauschenden Beifall. Dann folgten die Reden, und wiewohl fieben Redner sprachen, waren diese sieben Ansprachen deswegen so wirtungsvoll, weil sich ein jeder Redner Selbst beschränkung auferlegt hatte und in einem Jurzen Zeitraum wichtige Gedanken zusammengedrängt hatte. Es sprachen in dieser Reihenfolge Stelling, der Gauvorsitzende des Gaues   Berlin des Reichsbanners, Oberbürgermeister BB,   Berlin, Julius   Deutsch, Bien, Reichsminister Severing, Breußischer Minister Hirtfiefer in Bertretung des Reichsministers Wirth, Ostar Meyer und Theodor   Leipart, der Borsigende des HDGB. Ungemein bezeichnend für die freudige, begeisterte Stim mung der ganzen Zuhörerfchaft mar es, daß jeder Redner bei seinem 4afcheinen am Bult auf das lebhaftefte applaudiert wurde, und daß sich auch der Dant der Zuhörer am Schluß der Reden in starten Beifallstundgebungen aussprach. Nach den Ansprachen ver­einigten sich ber Männerchor Fichte Georgina und der Bertratie Hiner Sängerhor, Mitgliep bes   Deutschen Arbeiter- Sänger. bundes mit bem Philharmonischen Orchester zum Bor trag des von Richard   Dehmel verfaßten und von Ostar Fried ver tonten

Erntefledes.

Der Dirigent Wilhelm   Knöchel verstand es, die im Mühlentatt gehämmerten Rhythmen und Worte zu fast überwältigender Birtung gehämmerten Rhythmen und Worte zu faft überwältigender Wirkung zu steigern, so daß das Bublifum, vollkommen in dem Bann des herr­zu steigern, so daß das Bublifum, vollkommen in dem Bann des herr lichen Kunstwertes, zu stürmischem Beifall hingeriffen wurde. Ge tragen von diesen Bellen hingebender Begeisterung betrat dann Bundespräsident Otto Hörfing, der Begründer und Leiter des Reichsbanners, das Bodium, wiederum von Beifall überschüttet. Die Worte, die Hörfing fprach, verrieten bem, ber ihn noch nicht tannte, ganz und gar den Menschen und den Mann Hörsing. Sie waren ganz schlicht, ohne rhetorischen Schwung; es war, als wenn ein tüchtiger Maurer unermüdlich, aber in voller Zielflarheit und auch im vollen Bewußtsein des eigenen Wertes und des eigenen Rönnens Stein auf Stein mauert, bis das Wert dasteht und den Meister lobt, der dann bescheiden zurücktritt. Zum Schluß seiner Ansprache folgten die Zuhörer feiner Aufforderung, erhoben sich und fangen, unter ſtützt von dem Orchester und den prachtoollen Stimmen der betben

Männerchöre,

fiehend die dritte Strophe des Deutschlandflebes Diese drei Borte, die ein jeder tennt und ein jeder viele Male ge­sprochen und gesungen hat: Einigteit- Regt- Freiheit senten sich mit ihrer fuggeftiven Straft erneut in ble Herzen ber vielen hundert Männer und Frauen, die fie mit innerer Erregung und tieffter Anteilnahme sangen.

So stellte dieser Abend in seinem durch die Runft der Rede und die Kunst des Gesanges geschlossenen und einheitlichen Aufbau einen einzigartigen Auftaft für den heutigen Tag bar. Es war, wie wenn vor einem Riefenportal gewaltige Vorhänge beiseite geschoben werden und das Bolt im Glanz der emporsteigenden Somme in die Zukunft hineinschreitet.

Ministerpräsident a. D. Stelling

dankte ben Freunden vom österreichischen Republikanischen Schuh bund und ihrem bewährten Führer Dr. Julius Deutsch, der es sich frog aller Schwierigfeiten nicht nehmen ließ, an diesem Ehrentage der   Deutschen Republit teilzunehmen. Als Träger und Berfechter des großdeutschen Einheitsstaatsgedantens erflären mir auch heute crneut unseren im ernsten Ringen mit den Heimwehren stehenden öfterreichischen Brüdern; Bir mollen fein ein einig Bolt von Brüdern, in feiner Not uns trennen und Gefahr. Wir stehen heute am Borabend jenes Tages, an dem vor zehn Jahren in   Weimar die Berfassung der Deutschen Republik geschaffen worden ist. Nach einem furchtbaren Meer von Blut und   Leiben zerbrach der alte Militär. und Obrigkeitsstaat. Auf seinen Trümmern mußte neu gezimmert werden der Boltsstaat, die junge   Deutsche Republit. Bon harten, schweren Kämpfen wurde sie insbesondere in den Straßen   Berlins umtobt. Dem starten Einfluß des späteren ersten Reichspräsidenten Friedrich Eberi, deffen wir auch heute in stiller Trauer und Wehmut gedenken, iff es zu verdanken, daß der Kongreß der Arbeiter und

und die   Deutsche Republit, für das beutsche Bolt und das beutsche Baterland!

Stürmisch begrüßt betrat bann

Rationalrat Dr. Julius Deutsch- Bien bas Rebnerpuft. Er sprach als Repräsentant des 5ft erreichiscen Schußbundes. As im Jahre 1919 die deutsche Berfaffung be. raten wurbe, fo führte er aus, erichten der damalige Gefandte ber beutschösterreichischen Republit, Brofessor Lube Hartmann, im Ber­faffungsausschuß. In einer damals viel beachteten Rebe gab er der Hoffnung des deutschösterreichischen Bolles Ausbrud, daß dem for

moten Beft her fammengebärigtett after best fchen Stämme, ben der Berfassungsentwurf porjah, balb bas materielle Recht folgen werde, nämlich die praktische Durchführung des Anschlusses Desterreichs an   Deutschland. Diese Hoffnung hat sich bis jetzt nicht erfüllt. Die Macht der Siegerstaaten und die für bas Deutsche Reich ungünstige politische Konstellation maren stärker als der heiße Wunsch unseres Boltes. Aber so wird und so tann es nicht bleiben! Die Welt hat sich weiter vorwärts entwidelt, auf dem Bege der Verständigung der Völker müssen wir fortschreiten.

Auch der Anschluß würde der Befriedung dienen. Er ist wahrlich fein feindseliger Att gegen irgendein anderes Bolf. und er soll auch nicht gegen andere Böller erzwungen, merden.

Rein, wir sind fest davon überzeugt, daß der Anschluß im Wege der Berständigung möglich ist. Die bereits eingetretene und fich unt weigerlich weiter pollziehende Veränderung der politischen Bage läßt für das deutsche Bolf nunmehr auch Attionen aus eigenen Kräften 3 Lange bevor es möglich sein wird, den Anschluß formal zu voll­lehen, läßt er sich in mancher Beziehung materiell durchführen, ohne daß auswärtige Mächte hindernd eingreifen fönnten   Deutschland und Defterreich fönnen durch Angleichung auf den Gebieten des Rechtes and der Berwaltung, vor allem aber durch eine tonfequente gemeinsame Sanbeispoltttt einen Sufiano Ichaffen, der praktism dem Anschluß nahe tommt.

Zu dieser praktischen Anschlußarbett rufen wir em zehnten Jahrestag der Beimarer Berfassung auf. Die demokratischen Kräfte  Deutschlands, die schon in den Sturmtagen der Revolution von 1848 für die große   deutsche   Republik gefämpft haben- fte find unsere Hoffnung! Die deutsche Demokratie, vereint mit den Democratien aller Länder   Europas, wird unsere Sache zum Siege führen!

Reichsinnenminifter Gevering.

In einem Blatte der Rechtspreffe habe ich heute abend gelesen, daß die Veranstalter der diesjährigen Berfaffungsfeier wenig Psychologie bewiesen haben. Ich bin fein Fanatiker. Benn mir jemand gute Lehren erteilt, frage ich nicht nach dem Ursprung, und ich habe eingehend darüber nachgedacht, ob dieser Borwurf bea rechtigt ist. Und so muß ich denn meinen politischen Gegner fragen, ob wir psychologisch richtig gehandelt hätten, wenn wir in diesem Jahr leisegetreten hätten. Im vorigen Jahr war in Frank­  furt von mehreren Rednern und Freunden gesagt worden, das Reichsbanner habe die Verpflichtung, mit gutem Beispiel voranzu­gehen und eine Art A brüstung zu betreiben insofern, als man nicht mehr das größte Gewicht auf Aufmärsche und lebungen legen folle, sondern die Hirne und Herzen der Republikaner fo zu beein so flussen, daß ihre Befizer zu guten Staatsbürgern werden. Es ist nicht bei diesen Vorschlägen und Reden geblieben. Der Bundesvorstand hat ihnen die Bragis folgen lassen. Die Kurse, die in allen Bezirken   Deutschlands mit dieser Tendenz abgehalten wor den sind, zeigten den guten Willen des Reichsbanners, fich nicht allzu oft auf der Straße zu zeigen, sondern an jedem einzelnen Rameraden Erziehungsarbeit zu leisten. Sat mun biejes gute Beispiel Nachahmung gefunden? Das Gegenteil ist eingetreten: Die Herren Don der anderen Fakultät haben sich wiederholt verschworen,( s oft thre Märsche auf der Straße zu betreiben, oft thre Märsche auf der Straße zu betreiben,

bis fe eines Tages fo fart feta würden, dem Parlement des Genid umzudrehen

Wir haben uns vor ben farten Borten des Führers bes Stabl helm nicht gefürchtet, aber fe marea boch etne rt. 6timmungs barometer, und sie haben uns teine Berantaffung gegeben, zn beschließen: am zehnten Jahrestag der Republit Meiben mir zu Hause und zeigen feine schwarzrotgoldenen Fahnen. Rein, wir sind allzu lange stehen geblieben( lebhafter Belfall), jetzt wollen wir nicht mehr mit großen Worten, sondern burd bie Tat

fache, daß das Reichsbanner fich ta   Berlin perfammelt hat, gum Ausbrud bringen:

bablelben

Benn irgendeiner vermeffen fein follte, ben orden bes Beanben burgischen Stahlhelmführers bie Tat folgen au laffen, to motrb er auf uns und unseren Gegenwillen stoßen. Ich fann also nicht finden, baß es richtig ist, was unfere Gegner fagen, daß wir zu menig piychologisches Berständnis bewiesen haben. Die Staatsmänner des

Reichsverfassung und Jugend.

Schüler Redewettbewerb zum Verfassungstag.

einen Topf warfent

Im zwelten   Deutschen Schülerrebemettbewerb über das Themo| für den alten Militarismus faben und den großbeutfch- republitanis  elche Aufgaben stellt die Reichsverfaffung der fchen Einheitsgebanten mit der Propaganda ber Solonialpolitif in Deutigen Jugend?", der am Sonnabend in ber Hochschule für Bofitit stattfand, erhielt der Insterburger Oberprimaner Shaumann den ersten Breis, eine meritareise. Bier Belopreife erhielten ein Effener, ein Charlottenburger, ein Beuthener und ein   Berliner Schüler, die aus dem gestern stattgefundenen Aus­scheidungswettbewerb für die einzelnen Bezirke hervorgegangen

waren.

Selbst der erfie Preisträger, beffen Rebe formal umb inhaftlich wirklich als beste zu bezeichnen war, ließ, wie alle Wettbewerber, die spezifisch jugendliche Beurteilung der Berfaffung vermiffen, die neben den Forderungen der Reichsverfaffung an die Jugend auch umgefehrt die Erwartungen hätte ausfprechen müffen, die die Jugend den Bollstredern der Berfassung entgegenbringt. Das allzu Erwachsene sämtlicher Reden erwähnte auch der Leiter der Hochschule für Bolitit, Dr. Hans Simons, in feiner Rritit am Schlusse der Beranstaltung.

Der Kampf gegen die riegsfuldt@ ge", ber fr bie nationalen Rreife bie einzig entscheidende Frage nach ben riegsurfachen verbrängt, burfte natürlich nicht fehlen-

Eine Aussprache bes ameritanischen General tanfuis, ber die geplante Ameritareife des ersten Breisträgers als Mittel zur Erzeugung der völterverbindenden Gesinnungs. gemeinschaft, besonders der jungen Generation feierte, wurde mit großem Beifall aufgenommen.

Das gute Wert von   Weimar.

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Tschechisch- sozialistische Anerkennung.  Prag, 10. Auguft. Sehr erfreulich war die Benbung in der Rede des ersten Das Hauptorgan der tschechischen Sozialdemokraten Bravo Preisträgers, der an den befannten Vorspruch, die Präambel", beribu"( Wolfsrecht) befaßt fid) in einem Leitartikel mit dem Zehn.  deutschen Berfaffung antnüpfte, die beherrschende Tendenz, die gegen jahrjubiläum der   Weimarer Berfaffung und schreibt:   Deutschland Krieg und Böfterhaß, für Bölferversöhnung und weit habe in diesen zehn Jahren einen bedeutenden Schritt oor­frieden, auf Grund ftaatsbürgerlicher republikanischer Gesinnung märts gemacht. Der republikanische und demokratische Gebante gerichtet war. Die Jugend müsse an der Berwirklichung des Staats- habe sich eingelebt, und er erstarte, so daß heute auch die, die gegen ideals des großen Philosophen   Kants mitarbeiten, an dem Aufbau   Weimar gefämpft haben, die Bergeblichfeit thres Rampfes einer Bemeinschaft littlicher Berfontiteiten". einsehen. Die   Weimarer Berfassung sei die Alzu optimistisch wat die Behauptung, daß der   deutschen Jugend die wissenschaftliche Erfenntnis bereits von aller Tendenz ungetrübt durch die Schule vermittelt werbe. Ebenso gelang es bis heute no nicht, gegen den Widerstand des Befizes die freie Entfaltung der Fähigkeiten aller Schüler nach den Bestimmungen der Berfaffung durchzusehen.

Der zweite Rebner, irfchfeld Charlottenburg, rief zum Kampf gegen allen Standesdünket, gegen den Untertanengeift des alten Regimes auf. Für den Geift der Denistratie, zu der   Deutsch land lange reif jei, zeigten zwet Redner geringes Berftändnis, die mur bie neue Sportbewegung unter dem Gefichtspunkt des Erfazes

Demarkationslinie zwischen dem alten Deutschland Bismards und dem neuen   Deutschland,

das trop feiner wirtschaftlichen und militärischen Niederlage von neuem im Erstarten begriffen, aber nicht mehr der Schreden  Europas fet, sondern ein vollgültiger Fattor in der Harmonie ber   europäischen Politit. Es habe dies bereits einige Male be­wielen und zeige diesen guten Willen auch jetzt. Daß dieser grund­legende Umschmung in den Anschauungen des   deutschen Bolles nicht nur betont, sondern auch perwirtlicht murbe, fei einer der größten Vorzüge und Berdienfte der   Weimarer Berfassung,