Nr. 373» 46. Jahrgang 236lC(l5�<��01*10(11��0 Sonntag, 4�. August �929
3>a* erste Sreiheilsfesl(Paris 1792, .heil Mt, Kaller, die Sterbenden grlihen dich!' Ts war der Zorns der Madtatoreo an den Kaiser Claudius, als dieser zur Feier der glücklichen Vollendung des Abzugs- kanal» au, dem Fucinersee ein großes Seegefecht aufführen ließ, ein Wort von niederdrückender Last für unser Empfinden, da e» ein glückliches Ereignis durch Menschenopfer krönte. Aber die Grundslimmung dieses Grußes er- klingt immer wieder von neuem, all die Jahrhunderte hin- durch, die Jürsleumacht über Menschenleben gebieteu sahen. Wo immer Gedenktage austauchten. Feste der Erinnerung an vergangene Ereignisse gefeiert wurden, stets war es ein blut- gedüngter Loden, auf dem das chosiamm für den gefürste- ten Gewaltmenschen angestimmt wurde. Bis in unsere Zeit ragten diese Blut« und Cisenkolosse hinein: War der Sedantag, den das offizielle Deutschland feierte, nicht ein Tag der Trauer für Tausende und aber Tausende von Menschen diesseits und jenseits der Landes- grenzen? Ebenso wurde die Schlacht von Leipzig noch Jahre hin- «urch in Erimierungsfesten gefeiert, bis die Einsicht, daß damals da» Volk jenen Kampf gegen Napoleon nicht als„Besreiungs�lrieg, sondern als.Freiheit s'krieg auffaßt«, in den reaktionären Kabinetten vor etwa 100 Iahren blasse Furcht erzeug!«. Der Ge- danke, daß die lebende Generation sich mehr des Bruches aller Versprechungen in den Stunden der Not als des Kämpfens und Mordens zum Ruhme der Potentaten erinnere, führte zum Einschlafen jener Fest«. Wie U h l o n d. es in Tönen, die echte Leidenschaft durchzittert, seiner Generation schon 1816 zurief:.Zer- malmt habt ihr die fremden chordcn,/ doch innen hat sich nichts gebellt,/ und Freie seid ihr nicht geworden,/ wenn ihr das Recht nicht festgestellt.'— Erzählen wir also vom Werden des Rechts:» Die Magna Charta . von 1215 bis 1267 wurde in E n g l a n d um die Magna Charta gestritten: die Verankerung der Dolksrechte gegen die königliche Gewall. Wohl keinem Menschen der Welt sind noch die Namen derer geläufig, die ihr Leben einsetzten für und gegen die alten Rechte. aber weit über England hinaus, in all« Teile der zivilisierten Welt Hot die Magna Charta gewirkt, als der Inbegriff einer Freiheit, die den eiiy zelnen in gleicher Weife wie der Gesamtheit zugute kam. Wie verblaßt gegen diese Tat die Persönlichkett «ine» Karl II. , der 1660, am 29. Juni,.wie ein Helliger begrüßt und bewundert', in London «in- zog, um England von neuem— nach Eromwells Republik— unter die Königstron« zu beugen! Zwar wurde er nicht wie der erst« Karl enthauptet, sondern starb 1685 im Bett, aber heute interessiert er nur noch durch sein« Mätressenwirtschaft den Kulturhiftoriker, nachdem er„den Glauben der Nation an dos göttlich« Recht des Königtums moralisch vernichtet' hatte. Der«inst so ge- feiert« Herrscher starb als Pensionär Ludwig XIV. , darin ein Lorbild für so manche deutsche Potentaten. Die Menschenrechte. 9« der Magna Charta und der damit weiterhin oerbmrdenen Habeaskorpusakte, die Schutz gegen willkürlich« Verhaftung bot, weht der erste Hauch bürgerlicher Freiheit. Zu vollen Akkorden schwollen aber die Töne von der
Unveräußerlichkeit der Menschenrecht« in den Jahren der stanzü- sischen Revolution an. Schlag auf Schlag folgten die Erklärungen, nachdem im Juni 1789 die drei in» Parlament berufenen Stände ihre Vereinigung beschlossen hatten—, gegen den Willen des schwachen, unfähigen Königs, der Adel, Geistliche und Bürger nach wie vor als Sondergruppen behandelt zu sehen wünschte. Der 4. August 1789 brachte die Aufhebung der Leibeigen- s ch a f t, der 27. August die Erklärung der Menschen- rechte, auf der die neue Verfassung aufgebaut werden sollte: »Der Zvenfch wirb frei und gleich ea Rechten geboren«ab 4 bleib« e».* Aber zwischen diesen beiden Daten liegt der 14. Infi, die Erstürmung der Bastille, jener Zwingburg der feudalen Will- kürherrschaft. Und dieser reooluttonären Tat weihte man ein Jahr später«in Gedenken durch das Föderationsfest am 14. Juli 1790, das Vertreter des gesamten Landes und aller Stände vereinigte. Im April 1792 wurde dann ein erste« F r e i h e t t s f e st gefeiert auf jenem Platz, den damals noch das Denkmal Ludwig XV. schmückte, eine Reiterstatue, von der die Spötter sagten, daß die Tugend.zu Fuß ginge, da» Laster aber auf hohem Rosse säße'. Die Statu« wurde bald nachher entfernt. Die Revolution von 1848 hatte in Paris zunächst nur kurz« dramatische Momente, da Louis Philippe sich schnell zur Ab- dankung enffchloß. Die Pariser Bevölkerung ließ»s sich nehmen, durch Demonstrationen dem Verlangen nach Abdankung Nachdruck zu verleihen. Das heutige Frankreich hat den 14. Juli zum Nationalfesttag erwählt und dem politischen Festtag den Charakter eines Volksfestes gegeben. Oeuffchlands Kreiheitsfest! Schon einmal hat Berlin ein politische» Freiheitsfest g�ehen, das die Bürgerschaft aus freien Stücken veranstattete. Es war nach den Märztagen des Jahres 1848. Varnhagen von Ense schreibt darüber:.In der Nacht vom 19. zum 20. März war Berlin beleuchtet und hallte von Freudenrufen und Freudenschüssen ob des errungenen Voltssieges. Den Ueberwundenen war dies natürlich ein Greuel. In der Nähe des Schlosses war der Jubel am lautesten, zur Verzweiflung der Schloßbewohner. Der König schickte in den Hof zur Hauptwache der Bürgerwehr und ließ bitten, man möchte doch das Schießen einstellen, t»« Königin lstte. so schreckUch davon, ihre Nerven seien ganz zerrüttet.. Die Burgerwehr -erklärt«, sie könne dabei nichts tun, das Volk würde auf solche Zumutung ant- warten, die Königin habe das mörderische Schießen der Truppen
Wie mir heule die Freiheit feiern. recht gut vertragen und nicht einstellen lassen, nun möge sie auch das harmlose Freudenschiehen des Volkes ruhig hinnehmen.' Dannt die Kehrseite dieser Auffassung nicht fehle, sei noch de» Arttkels gedacht, den der Minister Graf von Arnim in jenen Tagen der„Allgemeinen Preußischen Zeitung' zum Abdruck übergab. In dem Geiste dieses Adligen nimmt die Volks- freude folgende Gestall an:„Am Abend, wo die Stadt erleuchtet war. wogte die Menge umher, unter Jubel und Dank für den ge- liebten Landesvater, der es vorzog, durch Milde und Huld de« Stadt die Ruhe zu sichern, anstatt mit der bewaffneten Macht.' Aber da» Fest, da» die Märzrevolution verherrlichte, da» die Magna Charta des preußischen Volkes begründen sollte, blieb ohne Nochfolge. Die in jenem Sturmjahre geborene Generation ließ, den Sklaven de» römischen Kaisers ähnlich, wohl ihr Leben für die Potentat«», deren Zahl sich durch Machtfpruch siegreicher Standes- genossen zwar verringerte, aber noch groß genug war, um das geringschätzige Urteil der übrigen Großstaaten über deutsche Politik zu rechtfertigen, ober sie.stellte das Recht nicht fest'. Kriegsopfer ohne Zahl waren notwendig, am den weg frei zv machen für jene Revolution, die endlich dem Volke den Anspruch sicherte, daß alle Gewalt von ihm allein ausgeht. Die Professoren, die einst nach 1848 dem Verlangen des Volkes nach Einigung und Freiheit keinen Erfolg sichern konntxn, waren durch Männer des Volke» ersetzt, die am eigenen Leibe und in der Arbeit für ihre Werkgenossen erfahren hatten, wo der „Schuh drückt'. Kein Jahr war verflossen, als es hieß: die Der- fassung der deutschen Republik ist fertig. Der 11. August 1919 brachte diese Krönung eines ohne Blutvergießen errungenen Sieges de» Volkesi Narren- und Verbrecherhände haben sie j» Putsch- versuchen und mit Winkelcndookatenknissen zu zerreißen und zu be-sv versuchen und mit Winteladvokätenknifsen vergeblich zu zer." zu besudeln versucht. Da» heutige Geschlecht grüßt j«ne Vorgänger, die» nationaler als der nur Geldinteressen kennende Pfahlbürger des 19. Jahrhunderts, das Schiller« jch« Wort:„Ich kann nicht Fürstendiener sein!' in die Wirklichkeit umsetzten. Ihr Männer der Metternichschen Periode, die ihr unier Schwarzrot- gold strittet und leiden mußtet, ihr Märtyrer üts großdeutschen Gedankens, zu euch fliegt ein dank- bar«r Gruß an diesem Tage, der beweist, daß unser deutsch «» Volk jene politische Reife besitzt, die nach 11848 nicht vorhanden war. Tausendmal ist e» den Milchbärten der reaktionären, aber sich so patriotisch gebärdenden Verbände gesagt worden, daß, wenn auch nicht ihre Väter, so doch ihre Groß- oäter in Schwarzrotgold das Banner sahen, da» alle Deutschen umfaßte, die Brüder an der Donau so gut wie die am Rhein , an der Weichsel und am Neckar . Stumpfe Wut läß: sie Augen und Ohren verschließen vor der Wucht historischer Tatsachen, nur die Nacht, nicht das Recht anerkennend, müssen sie sich beugen vor dem Spruch de» Volke», da» aus eigener Kraft sein Haus bestellt.
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Amerika feiert am 4. Juli sein Unabhängig- teitssest, Frankreich am 14. Juli die Geburt der neuen politischen Zeit, Deutschland am
Ufahfault üi'edßf- thfPt UßUßSHrJ ICatn Zufallserfolg, klar tritt ihre Oberlegenheil zutaget Die Caid-Zigorette bringt von Haus alle Voraussetzungen mit, zu dauerndem Erfolg. Sie hat's eben�in sieh!
5 PF. 5 PF. eZiQAiietteu- JdtfOuAq&älidui/S und h&L mildt*. da%u itrüAmk