Waffenhandel nach der Sowjetunion . Unzureichende, koch aufschlußreiche Zahlen. Der oftchinesische Aonjlikt Hot die Frage aufgeworfen, ob die Sowjetunion von anderen Staaten Waffen und Munition für einen Krieg erhält. Kein« Frage läßt sich auf den offiziellen An- gaben der Regierungen, wie sie vom Völkerbund veröffentlicht werden, bis zu einem gewissen Grade beantworten. So unzu> länglich diese Zahlen sind, so beweisen sie doch, daß man trotz ernstester politischer Spannungen den von allen Selten bitter befehdeten Bolschetvlsten Kriegsmaterial geliefert hat. Die Sowjetunion gibt zunächst als Einfuhr(Import) Feuer- waffen und deren Zubehörteile an: 1922:«000 Pud...... Wert 1900 000 2*. 1923: 7 000....... 1600 000, Ein« SpezialÜbersicht der Staaten, aus denen dies« Einfuhr gekommen ist, liegt nicht vor, ebenso verstummen nach 1923 die Angaben. chingegen finden sich in den Ausfuhr zahlen anderer Länder einige Angaben. Aus Deutschland sind noch Rußland ausgeführt an Handfeuerwaffen: 1923 1924 1926 1926 1027 63 000 M. 98 000 M. 35S000 M. 546 000 M. 930 000 M. Gefüllte Patronen: 1925 1926 1927 33 000 M. 123 000 M. 236 000 TO. Aus England sind nach Rußland ausgeführt an Gewehren und Ma schinengewehren: 1924 1925 2 186 000 M. 60 900 M Torpedos und Minen 1923 für 420 000 M. Ein« Reihe kleiner Posten der Waffenausfuhr nach Rußland , die doch einzeln in die Hunderttausende Mark gehen, findet sich bei Oesterreich, Bulgarien , Estland , Per- einigte Staaten von Slmerita, den Niederlanden. Was in der bei jedem Lande wiederkehrenden Rubrik„Ausfuhr nach anderen Ländern" verborgen ist, läßt sich ohne Unter- suchung der Spezialstatistiken nicht entscheiden. Es ich auch uner- heblich, da ja'all« diese Zahlen nur Mindestzahlen darstellen. Sic beweisen aber, und darauf konnnt es an, daß alle diese Staaken offiziell Waffen nach Rußland handeln lassen. denn ohne ausdrückliche Zulaffung der Staatsgewalt ist ein solcher Handel nicht möglich. Nach dieser Statistik ist der Waffenhandel Deutschlands nach China größer als der nach Rußland . Aber das beweist gor nichts über den wirklichen Stand der Sache. Die Rüstungs- indnstri« hat ihren Charakter feit den Tagen des Burenkriegcs nicht geändert, wo alle Welt begeistert war für die Buren, aber die Rüstungefabrikanten, die Deutschen nicht zuletzt, beiden Teilen Waffen lieferten, soviel nur hcranzuschaffen war. Otto l>t>menn-I?u«dü1<lt. Towarisch Blücher. <?>owje<general des Fernen Ostens. Moskau . 12. August. E» wurde«in« besonder« Arm«« für den Fernen Osten aufgestellt, zu deren Oberbefehlshaber der früher« stellvertretende Kommandeur des ukrainischen Militärkreifes, B l u e ch e r, ernannt wurde. Bluccher ist'von Charkow nach dem Fernen Osten abgereist. Befestigungen gegen Finnland . helslngsors, 12. August. Aus Sowjetrußlanb, und zwar aus Jngermonland eingetroffen« finnische Flüchtlinge berichten Viborger Zeitungen, daß an der Korelischen Landeng« schon seit Monaten an der Errichtung sowjetrussischer Befestigungen gearbeitet werde. 2500 Mann der Roten Armee seien dabei beschäftigt.
Die„Rote Hilfe" hilft nicht. Wir haben schon bei früheren Gelegenheiten darauf hingewiesen, daß die„Roie Hilfe" nicht in der Lage ist, den Opfern der kam- munistischen Pulschhejze nennenswert zu helfen. Wohl veranstaltet die„Rote Hille" Sammlungen unter der Parole:„Hilfe den politischen Gefangenen und ihren Angehörigen!" Wir haben aber gerade in letzter Zest mehrfach Zuschriften erhalten, in denen sich besonders Opfer der Waivorgänge darüber bitter beklagen, daß ihnen nicht geholfen wird. So liegt heute ein Schreiben einer Wikwe aus der Gubener Straße. Berlin O.. vor, dem zu«nt- nehmen ist. daß sich diese Frau zunächst zweimal an die„Rote Hilfe" wandle, ohne überhaupt eine Antwort zu bekommen. Erst nach dem dritten Schreiben wurde ihr mitgeteilt, daß die ..Rot« Hilfe" nicht in der Lage fei, ihr irgendwie zu Helsen . Dobel statte der Sohn, der infolge der Beteiligung an den kommunistischen Demonstrationen wegen eines besonderen Bergehens zu einem Jahr Gefängnis verurlsilt wurde, bis dahin seiner Mutter hilfreich zur Seite gestanden. Jetzt, da der Sohn als Opser der kommunistischen Politik im Gefängnis sitzt. Hot weder die„Rote H i l s e" noch die Kommunistische Partei irgendwelche Mittel, die olleinstehende und krank« Frau zu unlerstützen. Die„Rote Hilsc" begnüg, sich damit, zu schreiben:„Unsere finanzielle Lage ist gegenwärtig durch die vielen Unterstützungen(? Di« Red.), die der l. Mai hervorbrachte. sehr schlecht, so daß wir leider in Ihrem Falle keine Unterstützung gewähren können." Alle kommunistischen Opfer können aus dem einen Fall wieder entnehmen, daß die Kommunistische Partei die letzt« ist, die filr den Schoden aufkommt, den sie regelmäßig anrichtet. So wird es bei allen kommunistischen Demonstrationen nnd Putschversuchen sein und bleiben. Litauens Galgenregime. Wieder drei Opfer. Sowno. 12.?lugust. Das Feldgericht Hot wieder drei Todesurteile gefälli. Zwei der Berurteiiten sind Kommunisten, die eine geheime Druckerei betrieben haben sollen. Der dritte. Paskeviclus. ist wegen Ermordung eines Polizeibeamten hingerichtet worden.
In Anbetracht der so schön verlaufenen Verfassungsfeier haben Wilhelm und Thälmann beschlossen, eine S tägige Hoftrauer zu verhängen.
Schauspielerin als Spitzel. Die Schwägerin des Großfürsten a. O. Burzew, der bekannte Enthüller des zaristischen Lockspitzels Asew, setzt jetzt seine Enthüllungstätigkeit an bolschewistischen Spitzeln fort. Amüsant ist es z. B. in der Pariser Zeitschrist„Illustriertes Rußland" zu lesen, wie die Schwägerin des Großfürsten Boris Wlaidimirowitsch, eines Betters des Zaren Nikolaus II. , Frau Raschewskaja sich als Slgentin der GPU. in den allerhöchsten Kreisen der monarchistischen russischen„Gesellschaft" bewegt. Schon vor zwei Jahren hat Burzew in seinem Blatt„Der Kampf um Rußland" vor dieser Dome, ihres Zeichens Schauspielerin, gewarnt. Er hatte aus Rußland von unbedingt vertrauenswürdigen Persön- lichkciten die Nachricht erhalten, daß sie und ihre Freundin im Alis- trage der Leningroder GPU. im Auslande tötig ist. Damals hatte diese Warnung zur Folge, daß sich sämtliche Türen vor dieser Agentin der GPU. schlössen. Bor einigen Tagen entdeckte aber Burzew in der.Kölnischen Jllustierten Zeitung" eine Photographie, auf der an einer Galatasel der iGroßsürst zu bewundern war, flankiert von seiner Gemahlin und... seiner Schwägerin, der Schauspielerin Raschewskoja. Wer könnte nun— fragt Burzew— an der wahren Rolle der Frau Raschewskoja zweifeln, denn welcher Sowjetbürger, der von der GPU. auf kurze Zeit die Erlaubnis erhalten hat. ms Ausland zu fahren, urtd nach Rußland zurückzukehren beabsichtigt. würde es wagen, sich öffentlich in Gesellschaft eines Großfürsten zu zeigen und— könnte inan hinzusetzen— sich noch obendrein phatographieren zu lasten. Natürlich nur jemand, der dafür von der GPU . vielleicht noch besonders belobt wird. Daß Frau Raschewskaja aber nach immer als Schauspielerin in Ruhland tätig ist, erhellt aus der Photographie eines Theoterprogramms, dos in dem Blatte„Illustiertes Rußland" abgedruckt ist. Sie spielte an dem Abend in einem Theaterstück die Rolle der Sekretärin einer kommunistischen Zelle. Burzew verspricht noch weitere Enthüllungen. Sie dürsten nicht weniger interessant sein als dies«. Die GPU. versteht ihre Sache, und die russischen Monarchisten ahnen kaum, wie viele ihrer Leute sich von Moskau gut bezahlen lasten.
Die blutige Grenze. Leichenfund in Mazedonien . Sofia . 12. August.(Eigenbericht.) Die bulgarischen Blätter berichten von neuen Morden an der südslawischen Grenze. Unweit der Demartierungslinic im Zari» broder Gebiet sichteten bulgarische Grenzposten aus serbischem Terri- torium zwei männliche Leichen, die die Tracht der bulgarischen Grenz- dauern trugen. Die Toten waren schon stark in Berwelung über- gangen. Man»ermutet, daß sie beim lieberschreiten der Grenzlinie von serbischen Gendarmen erschassen wurden. Selbstmord eines politischen Gefangenen. Sarajewo über Belgrad , 12. August. Der Kommunist F i n t s ch i stürzt« sich im Gefängnis aus dem Fenster. Er war aus der Stell« tot. Di« Polizei hatte ihn kurz vorher verhaftet und bei ihm eine Druckerpreste zur Herstellung von kommunistischem Propagandamaterial gefunden.— Diese Todcsart ist bei politischen Gesangenen in Südslawien schon öfter aufgetreten.
Hitler» Geldgeber. Die Chemnitzer „Bolk?stimme" weiß von zuverlässiger Seit« zu melden, daß der Plaiiener Fabrikant M u t j ch- m a n n, der in dem bekannten B r i c s Mücke» an die„Fränkische Tagespost" als der Geldgeber der Nationalisten b«e!chnet wird, diejcr Partei bisher 7 0000 M. zur Dersügung gestellt hat.
Iakubowski-Drama im Lefsmgcheaier. Unter großer Anteilnahm« des Publikums führt die Gruppe Junger Schauspieler das Igkubowski-Drama„Joses" aus, besten Uraufführung in der Volksbühne vor einigen Monaten die Autorin zu flammendem Protest veranlaßt hat. Mehr als damals fällt heut« die quälend« Länge der Bilderfolge aus: auch der Registeur de» Lessing-llcheoters hat die letzten Szenen gestrichen. Um jo merk würdiger, daß die Bcrsasterin Eleonore K a l k o w j k o diesmal damit einverstanden zu sein schien. Sie verbeugte sich protestlos vor der stürmisch applaudierenden Zuschauerschast. D gr.
polnische Wirtschast. Jtur für bedingte Aufhebung der Ein- und Aussuhrverbote. Warschau . 12. August. Der Verband der polnischen Industrie» und Handelskammern hat eine Entschließung gefaßt, in der er sich g e g c n e i n e R a t i f i- z i e r u n g des Genfer Abkommens über die Aufhebung von Ein- undAusfuhrverboten ausspricht, solange nicht die Schwierig- keiten beseitigt sind, denen der Absatz volnischer Waren im Auslande nach Meldung des Berbandes in letzter Zeit in steigendem Maß« begegnet. Bckannllich gehört Polen zu den Staaten, von den«» die Konvention ratifiziert sein muß, um in Kraft treten zu können. Di« nach dem Abkommen erforderliche Zahl von Ratifizierung� muß noch den vorliegenden Bestimmungen bis zu.» 30. September dieses Jahres erreicht sein.
Die Komintern in Charbm. Kommunistische Agitatoren auf der ostchlnesischen Bahn. Die chinesische Regierung hat ihre Aktion in der Mandschurei mit der Notwendigkeit begründet, daß Hauptquartier kommunistischer Agitation in China auszuheben. Sie fei genötigt gewesen, erklärte sie, von der ostchinestschen Bahn alleinigen Besitz zu ergreifen, da sich hier das eigentliche Zentrum dieser Agitation festgesetzt habe. Mag sein, daß das bloß ein Vorwand gewesen ist, um gewisse nationale Belange zu befriedigen: Totsache ist jedoch, daß die rustische Verwaltung der ostchinesischen Bahn nebenbei eine Filiale der Kamintern darstellte. Hat man aber Verständnis dafür, daß die Regierung Macdonalds die Wiederaufnahme der Beziehungen zu den Sowjets von gewissen Bedingungen abhängig macht, jo wird man auch der chinesischen Regierung das Recht einräumen müsten. die kominunistische Agitationszentrale in der Mandschurei nicht neu entstehen zu lasten. Schon vor mehreren Monaten fielen der chinesischen National- regierung gelegentlich einer Haussuchung beim russischen Konsul in Chavbin Dokumente in die Hände, die keinen Zweifel darüber ließen, daß die Komintern von Charbin aus, in erster Linie ver- mittels der Angestellten der ostchinesischen Bahn, sich mit Auf- putschung der Bevölkerung gegen die legale chinesische Regierung befaßt. Die Sowjetregierung wußte wohl, weshalb sie in dem Vertrag mit China betreffs der ostchinestschen Bahn sich das Recht ausbedungen hatte, auch Kommunisten an dieser beschäftigen zu dürfen. Wie nicht anders zu erwarten war, hat sie dann von diesem Rechte, das die chinesische Regierung ihr in loyaler Weis« zuerkannt hatte, zu Zwecken gebrauch gemacht, die In keiner Weis« den Absichten ihres Vertragspartners entsprachen. Es genügt allein schon die Erwähnung der Totsach«, daß seit 1924 die ostchinesische Bahn sechs stellvertretende Vor» sitzende der Verwaltung erlebt hat, 10 Mitglieder der Revision.'- kommistion, 15 Borstandsmitglieder: ebenso oft wechseln die Betriebs- und Zlbteilungsleiter, von den untergeordneten Beamten, die immer wieder kommen und gehen, erst gar nicht zu reden. Begreiflich wird aber diese eigenartige Erscheinung, wenn man be- rücksichtigt, daß das Kommissariat für auswärtige Angelegenhellen in Moskau eine besondere chinesische?lbtellung hat, deren Haupt- ausgab« es ist, gemeinsam mit der Komintern sür die Durchdrii» gung Chinas mir dem Kommunismus zu sorgen. Die Mitarbeiter dieser Abteilung mußten aber China kennen, um ihr« Tärigkeit mit Erfolg ausüben zu können. Daher die beständigen Delegierungen in in die Mandschurei. dal>er der stete Wechsel der Beamten der russischen Verwaltung der ostchinesischen Bahn: eine andere Mög- lichkeit, ihre Lenie aus legale Weise in China unterzubringen, besaß die Komintern eben nicht. Au? den Dokumenten, die in die Hände der chinesischen Behörden gelangten, ergab sich, daß die Komintern weitere Filialen zur Auf- rcchterhaltung der Beziehungen zu den chinesischen Agenten in Chabarowsk und Wladiwostok besaß. Daß dies« Agenten der Soivjetrezierung auch den Nachrichtendienst besorgten, war selbstverständlich und erhellte gleichfalls aus, den beschlagnahmten Dokumenten. Man erfuhr auch die Namen der kommunistischen Agenten In China ;«ine große Anzahl hochgestellter Persönlichkeiten befand sich im Diensie der Sowjetreqierung.