(Beilage Dienstag, 13. August 1929
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Rheumatismus, seine Verbreitung und seine Bekämpfung Von M. Kantorowicz Was ber Rheumatismus eigentlich ist, weiß die medizinisch« Wissenschaft so gut rt»« gar nicht. Volkstümlich versteht man darunter die verschiedensten, durch ihre Schmerzsorm bestimmten Leiden der Bewegungsorgane. Im volkstümlichen Sprachgebrauch ist Rheuma ein Reißen in den Muskeln, Nerven, Knochen, Gelenken usf. Das Schicksal der llnersorschheit teilt das Rheuma mit vielen anderen Krankheiten, mit dem Unterschied aber, daß die Rheumaforschung von unserer medizinischen Wissenschaft vernachlässigt worden ist. Infolgedessen wird die Krankheit erst bei ihren vorgeschrittenen Stadien erkannt, während die erfolgreiche Behandlung des Rheumatismus von der Frühbehandlung abhängt. Dieses Manko hat jetzt die soziale chygiene erkannt und erstrebt seine Beseitigung. Nachdem die Sozialversicherungsträger die un- geheuren finanziellen Lasten, die ihnen die Rheumakrankheiten ver- Ursachen, endlich zu spüren begannen, haben sie auch erkannt, wie wenig die medizinische Wissenschaft zu ihrer Bekämpfung bisher getan hat. Ein charakteristisches Beispiel bietet uns das Ergebnis einer im Jahre l924 von, englischen Gesundheits- Ministerium veranstalteten statistischen Erhebung. Der verdienst, volle Rheumaforscher, der Berliner Privatdozent Dr. Arnold Zimmer berichtet uns darüber salzendes: „Auf 1000 Versicherte beiderlei Geschlechts kommen 21 fi Rheumatiker(30,5 Proz. Männer oder 22,5 Proz. Frauen). Von der G e s a in t a r b e i t s u n f ä h i g k« i t d�s Landes wird bei Männern der sechste, bei Frauen der siebente Teil durch Rheuma verursacht. Ueber die Hälft« dieser Erkrankungen betrifft den chronischen Gelenkrheumatisnms. Durch den Rheumatismus ver. liert England jährlich 14000 Arbeitswochen und hat 1 500 000 Psund an Krankengeldern aufzubringen. Bei dieser Berechnung sind nicht die Folgen des akuten Gelenkrheumatismus, die vielen Hcrzklappensehler, enthalten, die ebenfalls einen großen Teil der Arbeitsunfähigkeit ausmachen." „Dieses statistische Ergebnis," erzählt uns Arnold Zimmer weiter,„wurde die Veranlassung für eine große international« De- wegung der Rheumaforschung und Rheumabekämpfung." Nach einigen Vorstufen wurde im vergangenen Jahr« die„Int er» nationale Liga gegen den Rheumatismus " begründet, an die sich auch Deutschland angeschlossen hat Hier ist im Jahre 1927 die „Deutsche Gcsellschaftfür Rheumabekämpfung" mit dem Sitz in Berlin und unter Leitung von Dietrich und Hirsch ent- standen. Der Ergebnisse der von dieser Gesellschaft bzw. von Arnold Zimmer u. a. unternommenen Untersuchungen über die Verbreitung und Heilung des Rheumatismus spotten jeder Beschreibung. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß bei 24 Allgemeinen Ort-kranken- lassen mehr als der zehnte Teil aller Krankheitsfälle bei bei den Krankenkassen durch rheumatische Krankheiten hebvorgerNfeN sind. Auf eineir Falli Tuberkulose kommen ZAZ Fälle Rheuma . In Berlin liegen die Verhällnjsl« noch verschärft. Nach der Statistik der Allgemeinen Ortskrankentasie Berlin von 1923 bis' 1925 kommen auf einen �ast Tuberkulös« 5,2 Fistle Rheuma (darunter 0,8 Fäll« von Muskel- und Gelenkrheumatismus und Gicht, 1,4 Fälle anderer Erkrankungen des Bcwegungeapparates). Auf einen Krank- heitstag wegen Tuberkulose kommen 3,4 Krankheitstage wegen rheumatischer Krankheiten. Nach derselben Statistik vom Jahr« 1927 kommen auf 100 000 männliche Mitglieder 7öl8 Erkrankungen der Knochen- und Bewegungsorgane, darunter allein 5110 an Muskel - rhcumatismus. lim die Bedeutung dieser Zahl zu verstehen, müssen wir uns vergegenwärtigen, daß diese Krankheit an zweiter Stelle aller Krankheitsgruppen steht und solche ver- breiteten Krankheiten, wie Erkrankungen der Atmungsorgane, der Haut, der Geschlechtskrankheiten usf., ja, die Tuberkulose, die 2074 auf 100 000 Mitglieder beträgt, übertrifft. Nach derselben Statistik beträgt die Zahl der an akutem Gelenkrheumatismus Kranken 722 und an chronischem Gelenkrheumatismus 96 auf 100 000 Mitglieder. Darus folgt also, daß wir es hier mit einer ausgesprochenen Bolkskrankhcitzu tun haben. Bis jetzt galt dies« Be, Zeichnung vorwiegend der Tuberkulose: auf diese Krankheit wurde das Haupt- augenmcrk der Oeffentlichkeit gelenkt. Wie stiefmütterlich bis jetzt die Rheumatiker behandelt wurden, geht aus den folgenden Zahlen hervor. Wir haben schon dos Verhältnis der Zahl der Rheumatiker (5110 und 722 und 96— 5928) zu der der Tuberkulosen(2074) auf 100 000 Mitglieder der Allgemeinen Berliner Ortskrankenkassen kennengelernt. Die Statistik de» Kranrenhausbehanplung zeigt aber«in anderes Verhältnis� aus 100 Tuberkulose entfallen in den Kronkenhäusern nur 61 Rheumatiker. Das heißt: ein Tuberku- löser hat 3,4mol so viel Aussicht auf Krankenhausbehandlung wie ein Rheumatiker. Bemerkenswert ist auch die Statistik der Landes- Versicherungsanstalten: von 100 Jnvaliditätsfällen werden 11,07 durch Rheuma und 12,61 durch Tuberkulose verursacht: dagegen werden von 100 Heilversohren 11,81 wegen Rheuma und 47,02 wegen Tuberkulose dewilligt. Aber auch die Dauer und die Kosten für die Rheumaverfahren werden erheblich geringer bemessen al» für die Tuberkulösen. Merkwürdig ist noch, daß der Muskelrheumatismus und die Nervenerkrankungen im Heilverfahren bevorzugt werden, während innerhalb der rheuma- tischen Erkrankungen der Gelenkrheumatismus besonders zur In- Validität führt. Um dieses Manko zu beseitigen, müssen wir die Vermehrung der Krankenhausbetten und vor allem den 2lusbau der sozialen Für- sorge für Rheumatiker fordern. Die Fürsorgestellcn ermöglichen u. ä. die Früherfassuntz der Krankheit. Für diesen Zweck brauchen wir möglichst viele Beraturgs stellen, ferner speziell« Rheuma- st o t i o n e n. Zu einer umfassenden Bekämpfung der Rheumaleiden gehört ober auch ihre U r s a ch e n be s« i t i g u n g. soweit solch« schon bekannt sind. Wenn auch zur Erforschung ihrer Entstehung noch unendlich viel getan werden nniß, so bieten doch schon bisherig« Beobachtungen und Ersahrungen manche wichtige Ansatzpunkt«. Als wichrig« Entstehungmirsachen sind schon heut« die. Infektion, di« Erkältung, das Klima, die Arbeits- und Wohnverhältnisse bekannt. Zu der mitangsführten Ursache der Erkältung ist besonders darauf hinzuweisen, daß nicht so sehr die einmalige Erkältung als vielmehr eins dauernde Einwirkung von Feuchtigkeit und.naßkalt«? Witterung zur Entstehung des Leidens führen oder es begünstigen kann. Daraus folgt, daß dem Rheumatismus besonders ausgesetzt sind Bewohner feuchter Behausungen, vor allem also Kellerbewohner. womit aber leider die Zahl der Inhaber ungünstiger Wohnungen
Der berilbmt« Statistik» der Tlole.Universttllt(USA.1, de» Er. fadrung und Studium au» einem Gegner ,um Anhänger de» Alkohol- verbot» in den Dercinigten Staaten gemacht haben, gibt in diesem Auf- sag«in» Zusammenfassung der Gedankengänge, die er in feinen lebten großen Büchern auf Grund»ine» in SV Iahren erarbeiteten reichen statistischen Stoffe» cntmickelt hat. Wir finden, daß die Reallöhne unter voller Berücksichtigung der verminderten Kouskraft des Dollars in der Zeit von Juli 1914 bis Januar 1925 um volle 36 Proz. gestiegen sind. Diese plötzlich« Besserung vollzog sich größtenteils unmittelbar nach dem Inkrafttreten des Prohibitionsgesetzes. Von 1892 bis 1919 war der wirkliche Lohn fast unverändert. Die Schwankungen nach oben oder unten waren nie größer als 4 Proz., nur einmal, 1897, fast 7 Proz. Aehnlich blieben seit 1920 auf einem höheren Stand die wirklichen Löhne fast unverändert. Dieser neue Stand ist 28 P r o z. h ö h e r als der alte. In anderen Worten: Mit dem Eintritt der Prohibition stieg«» die Löhne mit einem Schlag von dem alten Stand, den sie fast ohne Aenderung über«in Vierteljahrhundert eingenommen hatten, auf ein«n neuen, nahezu ein Drittel höheren, den s« jetzt noch einnehmen. Auch die Gewinne sind gestiegen wie das Gesamteinkommen des Landes. Weiter zeigen die Statistiken der verschiedenen Arten per- sönliche Ersparnisse, so die Anlagen bei den Bau- und Mieigenossenschasten und die Versicherungssummen der Lebens- Versicherungsgesellschaften,«in« wesentlich größere Erhöhung in der Zeit von 1920 bis 1927 als in der von 1915 bis 1920. Die Steige- rung tritt besonders hervor, wenn diese Anlagen, entsprechend der Kaufkraft, in Dollars von 1913 ausgedrückt werden. Diese Tat- fachen stimmen vollkommen zu der Voraussog«, daß die Prohibition Löhne und Gewinne steigern werde. Das ist ein Grund, weshalb viele Industrielle Anhänger der Prohibition sind. Wenn ihre Durchführung uns sogar 1 Milliarde Dollar im Jahr kostete, würde sich dos, schon als rein wirtschaftliche Anlag«, wohl bezahlt machen. Dies« Folgerungen gewinnen an Kraft durch Ausführungen, die Herbert H o o v e r in einer Rede vor der Handelskammer der Vereinigten Staaten gehalten hat. Er sagte da:„Eingehende Studien über viel« S«it«ri der Produktion im Durchschnitt von je 10 Jahren vor und nach dem Krieg haben bei einem Anwachsen der Bevölkerung von rund 15 Proz.«ine Steigerung um 25 bi» 30 Proz. ergeben, d. h.«ine durchschnittlich« Erhöhung der Pro- duktivkraft um 10 bis 15 Proz. Er sagt« dazu:„Außer vermin- derter Vergeudung hatten wir den Vorteil wesentlicher Fortschritt« der Wissenschaft, Verbesserung der Arbeitsmethoden und Prohi- bition. Er erklärt« weiter:„Es ist meiner Ueberzeugung nach kein Zweifel, daß die Prohibition Amerikas Produktivität st e i g e r t. Ich finde, daß das Wachstum der Enthaltsamkeft im ganzen Lande zum.guten Teil die Ursache de» riesigen Wachstums der Produktivität' ist; das' die voM Wirtichaitsminifteriiim-gesain- melten Zahlen als Folge der Trockenlegung erweisen." Professor Thomas Nixon oft v e f von dir Harvärd-Uni- versität urteilt in einem seiner neuen Tücher' folgendermaßen über die Segnungen der Prohibition:„Es wäre ebenso falsch, oll« dies« erstaunlichen Zeichen des Wohlergehens in mssercr Arbeiterklasse
ohne Nennung der Prohibition zu erklären, als wenn man sie allein darauf zurückführen wollte. Ich kann sie nur unter Mitrechnung der Prohibition als mitwirkenden Umstand- erklären." Als die Trockenlegung kam, erzählte man uns, die Vernichtung der Kneipen bedeute die Zerstörung von vielen Geschäften, denn die Kneipen hülsen„Geld in Umlauf zu bringen". Dos ist, was wir in der Vorlesung„wirtschaftlichen Unsinn" nennen. Heut«, denke ich, findet fast jeder solches Gerede sinnlos. Keiner hat den Mut, solche Behauptungen gegenüber unserem wirtschaftlichen Aufschwung seit der Trockenlegung zu wiederholen. In der Stadt New Pork hat ein« eingehend« Untersuchung staftgefpnden über die Wirkung der Trockenlegung auf die Wirts- Hausgrund stück«. Man fand, daß in Manhattan allein von 2834 überwachten Wirtschaften 2173 eingegangen sind. Die anderen verkauften alkoholfreie Getränke, aber der äußere Eindruck blieb unverändert. Die 2173, die eingingen, wurden durch 3800 Geschäfte ersetzt. Di« Räum« mancher früheren Wirtschaft sind jetzt von drei, vier, ja fünf Geschäften ein- genommen. Mehrere tausend Dollar sind im Durchschnitt aufge- wendet worden, um die früher« Kneip« für«in erlaubtes Geschäft geeignet zu machen. Es Hot sich auch gezeigt, daß jeder der neuen Läden durchschnittlich mehr als doppelt soviel Leute beschäftigt als die alte Wirtschaft. Der einfache Sachverhalt ist der: Die Trockenlegung hat ein parasitisches Gewerbe durch nützliche Gewerbe ersetzt. Brauereien und Kneipen haben wirtschaftlich wertvolleren Betrieben Platz gemacht. Selbst im Hasenviertel— früher eines der am dichtesten mit Kneipen besäten— sind die alten Kneipen ersetzt durch neue Wirtschaften, Kleider- und Schuhläden, Geschäfte für Süßigkeiten, Juwelen, Banken usw. Der Bodenwert in dieser Gegend ist nicht gefallen, wie man vorausgesagt hatte, sondern gestiegen. Sogar Milwaukee, die berühmt« Bierftadt, hat geschäftlich durch die Prohibition gewonnen. Das ist das Urteil der berufensten Sachkenner. Wie Prohibition den Wohlstand steigert, verringert sie die Armut. 1899 wurden die Erhebungen eines Untersuchungsaus- schusses veröffentlicht, der drei Jahr« gearbeitet hatte. Sein Urteil ging dahin, daß von den geprüften Fällen von Armut, die von Wohltätigkeitsgesellschaften behandelt wurden, etwa 25 Proz. unmittelbar oder mittelbar dem Alkoholgenuß zuzu» schreiben waren: von denen, die ins Armenhaus führten, etwa 37 Proz. Bei der Untersuchung der Kriminalität fand man Alkohol in 31 Proz. der Fälle als Hauptursache, als mitwirkende Ursache in weiteren 19 Proz. Die Erfahrungen mit der Prohibition bestätigen diese Urteil«. So zeigt der Bericht der Hasenoiertelmission einen mächtigen Rückgang der Fälle böswilliger V e r l a s s u n g und eine Abnahm« anderer Ursachen der Armut. Es gibt heute weniger Insassen der Armenhäuser, als in. 20 Jahren dort waren. Die Zahl der Arnien im- Verhältnis zur- Bevölkerung war nach dem letztere Bericht die niedrigste in der Geschichte der Dereinigten Staaten. Irving Fischer.
noch längst nicht erschöpft ist: ferner folgend« Berufsangehö- r i g e: allen voran Bergarbeiter, Wäscherinnen. Kutscher, Maurer, Bmitischler. Straßenarbeiter, Straßenhändler, Dienstmädchen, Kellner sowie solche Berufsausübenden, die in ihrer Arbeit unter starken TemperaturwechHn zu leiden ljoben, wie Heizer, Bäcker usw. Eine weiter« nicht zu unterschätzend« Eetstehungsursach« ist auch eine ein- seitige Inanspruchnahme, also Ueberanstrengung einzelner Gelenk« (Näherinnen). Viele Autoren sind der Meinung, daß an Rheumatismus solche Personen erkranken, die besonders hierzu veranlagt sind. Oft wird diese Veranlagung vererbt. Dieser Faktor spielt auch be! tuberkulösen Erkrankungen«in« Roll«, Di« jahrzehntelange Be- obachtung dieser Krankheit Hot jedoch gezeigt, daß die sozialen und wirtschaftlichen V e r h ä l t nftf s e bei der Berbreftnng und den, Verlauf der Tuberkulose höchst bedeutsam sind, was in gleichem Maße auf den Rheumatismus anzuwenden sst. Wir müssen daher vor ollem gewerb«- und wohnungshygiemschc Maßnahmen treffen, um di« sozialen und wirtschaftlichen Ursachen des Rheuma- tismus nicht einmal aufkommen bzw. nicht völlig wirksam werden zu lassen. Daraus ersehen wir also, daß der Rheumatismus ebenso wie die Tuberkulose eine sozialpolitische Angelegenheit ist. Bei der Ursachenbetämpsnng dürsen wir aber nie die Ausgestaltung der Heilverfahren vergessen, die paralell miteinander erstrebt werden müssen.__ Ernährung und Zahnbildung Erst in jüngster Zeit ist durch Forschung und tierexperimentelle Untersuchungen die Existenz von bisher unbekannten Stoffen an« genommen worden, die für die Erhaltung des Lebens durchaus not- wendig sind. Man nannte sie Vitamin«. Ohne daß die chemische Zusammensetzung der Vitamine bereits restlos aufgeklärt sst, ist die praktisch« Seit« der Bitaminlehr« bedeutend gefördert worden, und chr« wichtig« Rolle für den Aufbau des Körpers sowie auch für den Körperhaushalt und das Gebiß wird immer mehr erkannt. Es gibt mehrer« Arten dieser Substanzen, die in vielen Nahrungsmitteln, messt Pflanzen, in kleinen Mengen enthalten sind. Immer aber entstehen durch ihr Fehlen schwere Krankheiten, so insbesondere der Skorbut und die englisch « Krankheit. Diese Krank- heiten befallen sehr stark die Mundhöhle, zum Teil di« Kiefer- knochen und das Zahnfleisch, zum Teil die Zähne selbst. Ja, die neuesten Forschungen auf diesem Gebiete haben ergeben, daß d i e Zähne die ersten Strukturen sind, di« angegriffen werden. Die Störungen sind um so stärker, je stärker der Mensch im Wachstum begriffen ist. Di« Bekämpfung der Zahnfäulnis geschieht natürlich am besten durch Vorbeugung. Man braucht nur der Nahrungswghl mehr Aufmerksamkeit zu schenken, um sich vor der Zahnfäulnis und ihren Folgen zu schützen. Ilm so bedauerlicher sst e». daß die Speisen, di« sich in der Kusturweft steigender Beliebtheit«rs�cuen, sämtlich drohenden Mangel an Vitaminen zeigen. So wird das S ch w a r z- brot durch das Weizenbrot verdröngt, unpolierter R«i» ist
völlig unbekannt, und der ausschließlich« Fleischgenuß überwiegt. Da aber die Vitamin« in fast ollen Früchten, besonders in zitronenartigen und Tomaten, in Gemüsen, besonders in Kohl und Solot vorhanden sind, so sollte es ein leichtes sein, seinen Körper eine genügende Menge davon zuzusühren. Ebenso sind die Apfelsinen, Himbeeren und Steckrüben reich an Vitaminen, und auch Milch, Eidotter. Butter und Obst haben keinen Mangel daran. Sehr reichlich enthält der Lebertran«ine besonder« Art der Vitamine, di« sich für di« Verkalkung der Zähne geradezu als unentbehrlich erwiesen hat. Nicht früh genug kann bei dem Kinde mit vitaminreicher Nahrung begonnen werden, denn hier gerade ist ja das Zahn- gewcbe im Begrifs, sich zu bilden. Von Gemüsen sind besonders Spinat Und Mohrrüben, letztere in Püreeform, sehr gut geeignet, auch«in geschabter Apfel oder Apfelsinensaft kann dem Kind ver- obreicht werden. Ein weiterer sehr wichtiger Gesichtspunkt in der Nohrungswahl vom zahnärztlichen Standpunkt ist die Auswohl Mineralsalz - reicher Nahrungsmittel, weil die Zähne weitgehend aus anorganischer Substanz aufgebaut sind. Die Mineralien, die auch zum Ausbau der Körperzellen dienen, müssen besonders dem wachsenden Kinde zugeführt werden, da es im Vergleich zum Er- wachsenen naturgemäß viel mehr neue Zellen bildet. Unter den Mineralien nehmen zwei eine besondere Stellung ein: das Eisen und der Kalk. Beide sind von außerordentlicher Bedeutung für das Gebiß des Menschen, da gerade di« Kalkormut des Zahn- gewebes bestimmend ist für die Ausbreitung der Zahnsäulnis, und andererseits die Bleichsucht, die wiederum Hervorgerufen ist durch «inen stark verminderten Eisengehalt des Körpers, besonders disponiert ist für dieselbe Zahnkrankheit. Wiederum sind es in der Hauptsach« die pflanzlichen Nahrungsmittel, wie die grünen Gemüse und verschiedenen Obstsorten, die Träger dieser beiden Mineral- stoffe sind. Kalk ist enthalten in Kohlrabi, Gurken, Spinat, Blumenkohl und Rüssen. Wichtig ist der Kolkreichtum unserer gewöhnlichen Käsesorten, z. B. Schweizer- und Parnresanenkäse. Di« übrigen Haupttattspender enthalten nur klein« Mengen Kalk, etwa ein bis zwei Gramm in einem Kilogramm. Dafür ist der Bedarf unseres Körpers auch nur ein kleiner. Ein Mensch und auch«in Kind in lebhaftem Wachstum braucht höchstens«in Gramm Kalk für den Tag. Der täglich« Eisenbedarf eine» Menschen ist noch geringer. und auch der Gehalt der einzelnen Nahrungsmittel an Elsen ist verhältnismäßig gering. Auch hier sind die pflanzlichen Nahrungs- mittel am reichsten an Eise», wie der Sauerampfer, der Kohlrabi. der Spinat und der Kopfsalat. Auch das Blut sst verhältnismäßig »«ich an Eisen. Unter dem Obst finden sich ebenfalls wichtige Eisen» spender. An der Spitze stehen di« Heidelbeeren, di« Feigen und die Mandarinen: dann folgen die Rosinen, die Erdbeeren und Kirschen. Wenn der Eisengehalt unserer Nahrungsmittel im ollgemeinen auch gering ist, oft nur ei» halbe« Gramm auf einem Kilogramm, so gewinnt er hoch sssr di« Ernährung dadurch an Bedeutung, daß dieses Eijgn, das die Natur uns bietet, für unseren Körper leicht aufnehnrbar ist. Dr. A. Rummelsburg.