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Das Geständnis der Schwäche.

In der Resolution über das X. Plenum".

Man muß schon ein besonderes Legiton der Sprache und der Tatsachen anlegen, wenn man die Vorgänge im fommunistischen Lager auch nur einigermaßen genau verfolgen will. Die jeweils Ge­waltigen in der Welt der Maulrevolutionäre haben sich eine Art Geheimsprache zugelegt, die gelehrt flingen soll, aber nur dazu be­stimmt ist, den eigenen, im Lesen ungeübten Anhänger in die Irre zu führen.

Wir haben im Morgenblatt aus der Imprefor" Proben der Abfanzlung gegeben, die beim Etti" in Moskau der deutschen Kommunistischen Partei zuteil murde. Heute findet man nun in dem offiziellen Kommunistenblättchen Berlins eine fast vier Zei­tungsspalten umfassende Resolution über das X. Plenum der Effi", die vom Plenum des Zentralfomitees der KPD . am 14. August 1929 beschlossen" worden sein soll. In diesem spaltenlangen Ge schwafel über dies und das und noch etwas fällt jedoch eins immer wieder auf: das bolschewistische" Eingeständnis, daß die Kommunistische Partei in allen wesentlichen Puntten infolge innerer 3erlegung und organisatorischer Schwäche verjagt hat und versagen mußte!

Bir zitieren nur einige dieser Selbstbekenntnisse:

Die bolichemistische Kritik.

Das X. Plenum des EKKI. übte eine scharfe bolichemistische Selfttritif an den Mängeln und Fehlern aller Sektionen der KJ. Die KP. Deutschlands wurde besonders wegen der völlig unge­nügenden organisatorischen Verankerung ihres gestiegenen Maffen­einflusses, wegen ihrer Schwächen bei der Durchführung des poli­tischen Maffenstreits nach den Maifämpfen, wegen der mangelhaften Organisierung ihrer Stühpunkte in den Betrieben fritisiert.

Am 1. Auguft.

Gleichzeitig zeigten sich jedoch bei der Durchführung des Roten Tages eine große Reihe fehr ernsthafter Mängel und Schwächen, von denen das 3K. besonders... die mutlose und

Ein Brückenpfeiler. Silhouette von der großen Hängebrücke bei Chikago

paffive Stimmung einzelner Parteimitglieder vor dem 1. Auguft, legalistisches Zurüdweichen vor der bürgerlichen Staatsgewalt an einzelnen Drfen sowie die mangelhafte Borbereitung und Durch­führung der befristeten politischen Proteststreits in den Betrieben vermerkt.

Der 11. Auguft.

Der Reichsbanneraufmarsch... stellt eine Niederlage des Sozial­faschismus dar. Mängel der Partei zu dieser Kampagne waren vor allem eine ungenügende Aufklärung der gesamten Arbeiterschaft über Wesen und Inhalt des Sozialfaschismus sowie die organisatorische Schwäche des Gegenaufmarsches am 11. Auguft felbst.

jagt

Die Partei, die so nach eigenem Eingeständnis überall versagt und organisatorische Schwächen" aufweist, will troßdem die Welt revolutionieren, weil die Moskauer Auftraggeber das so verlangen. Zu dem 3wed ist es für richtige Bolschewisten nötig, zunächst ein­mal wieder neue Säuberung" vorzunehmen, das heißt ihre eigenen Anhänger hinauszuwerfen! Deshalb heißt es in der 3K.- Resolution:

"

Eine Reihe von Parteien hat bereits größere Erfolge in der Säuberung von den faulen opportunistischen Elemen ten, die im proletarischen Klaffenkampf eine Streitbrecher. rolle spielten, erreicht. Gleichzeitig fonstatierte das Plenum ,,, daß das Versöhnlertum, das als feiger Opportunismus aufgetreten ist und das offene Liquidatorentum in Schutz nimmt, in der letzten Zeit in allen ausschlaggebenden Fragen der fommu­nift schen Bewegung bei den Positionen der Rechten ge= landet ist und innerhalb der Komintern die Rolle der Rechten übernommen hat" Nach dem Ausschluß der rechten Liqui datoren ist das Versöhnlertum, insbesondere die führen­den persöhnlerischen Gruppen( Bucharin , Tomsti in der KPSU., Ewert Meyer in der KBD. , sowie Humbert- Droz) zum zentralen Anziehungspunti aller defaitistischen Stimmungen, zum Träger aller opportunistischen Anschauungen geworden. Das Plenum stellte den Vertretern des internationalen Versöhnlertums eine Reihe elementarer Bedin. gungen für ihr Berbleiben in der Kommunistischen Partei. Die Nichterfüllung einer dieser Bedingungen stellt jeden, her fie perlegt, außerhalb der Reihen der Kommunistischen Internationale. Das X. Plenum hat gleichzeitig mit der scharfen Berurteilung dieser und ähnlicher versöhnlerischer Borstöße die Ausschlüsse der rechten Liquidatoren. der Reregaten des Kommunismus ( Lovestone Jilet, hais, Brandler, Thalheimer u. Co.) be­ftätigt.

Eine Partei, die so tut, als ob sie die Welt erobern tönnte, zeigt sich hier im pollen Lichte. Sie ist zu schwach, um ihre eigenen Anweisungen durchzuführen, aber sie schließt zunächst ihre eigenen

Leute aus!

Der Film als Werbemittel.

Vorträge während des Weltreklamefongresses.

Im Rahmen des Weltreklamefongresses hielt die Fachgruppe| Ideal der Spielfilmreklame bestehet eben darin, daß die Notwendig­Werbefilm eine internationale Zusammenfunft feit eines Gegenstandes aus einer interessanten und vor allem in der Kamera", Unter den Linden , ab. Eine Ber - furzen Handlung hervorwächst oder als überraschender deus ex anstaltung, die nicht besonders durchorganisiert, ja teilweise sogar machina einen originellen Schluß herbeiführt. Jeder Bersuch, den etwas dürftig erschien. Nicht die Schuld ihrer Letter! Denn man Artifel einzuhämmern, wirft verstimmend, der Befigwunsch muß ließ die Einladung zur Teilnahme am Welttongreß erst in der fast unmerklich erzeugt werden. legten Stunde an sie ergehen.

PREP

In seiner Eröffnungsrede forderte Dr. Walter Plugge die Gleichberechtigung des Werbefilms mit Inserat und Plakat. Eine Forderung, deren Aufstellung im ersten Moment befremdet. Denn es leuchtet ohne weiteres ein, daß der Film- feine Güte natürlich vorausgesetzt eine starke Wirkungsintensität haben muß. Erstens, weil er die Ware lebendig vorführen und ihre An­mendungsmöglichkeiten und Borteile in den verschiedensten Phasen zeigen fann.

Trozdem, Julius Binschewer mußte in seinem Referat beklagen, daß nur ein Prozent aller für die Reflame aufgewandten Mittel für den Film ausgegeben wird, und daß dieses Prozent lediglich Markenfirmen, Aemter, Städte aufbringen. Und hier liegt der Grund von Dr. Plugges Forderung und die wahrschein. liche Unmöglichkeit, fie restlos zu erfüllen. Denn wer außer Groß­firmen, die über einen ständigen wohlgefüllten Reklamefonds per fügen, fann sich einen teueren Film, zu dessen Herstellungskosten noch die Pacht der Theater tommt, leisten? Reiner! Die fleineren Betriebe find in ihren Mitteln so beschränkt, daß fie fich lediglich auf die Zeitungsreklame beschränken müssen. Auf das Inserat tann aber niemand verzichten, denn selbst wenn ein Film inner halb einer kurzen Zeit vor Millionen von Menschen läuft, er tommt ihnen eben nur einmal zu Gesicht. Eine Zeitung aber wird vom Publikum täglich durchblättert, die Anzeige fällt somit täglich oder doch in regelmäßigen Zeitabständen auf, je nach den Inserierungs: abständen.

Die Wiege des Reklamefilms stand nicht in dem mittels gefegneten, nach Sensation jagenden Pionierland der Reklame, in der Hochburg des Films, in Amerita, sondern in Deutschland . Und Deutschland ist auch führend geblieben in ihrem Ausbau.

Der interessanteste Teil des Kongreßprogramms: Die Darlegung der Entwicklung und des jetzigen Standes der Filmreflame an Hand von praktischen Beispielen. Zuerst ein Film aus dem Anjang. Eine Reflame, die mir heut auspfeifen würden in ihrer Naivität und Anspruchslosigkeit. Der Artifel wird einfach im Laden gezeigt. Dann ein Sprung: Ein Film aus der Zeit des Expressionismus. Das Bild an sich ist expressionistisch, die llebergänge ebenfalls. Alles ist verwirrend und unflar. Alles muß, um verstanden zu werden, erst gründlich durchdacht sein. Also eine Retíame, wie sie nicht sein soll. Dann Erzeugnisse, die auf dem jeßigen inter nationalen Werbefilmwettbewerb prämiert wurden. Erst eine Gruppe von Zeichentrick- und Puppenspielfilmen. Die meisten von ihnen so luftig und unterhaltend, daß man seine helle Freude an ihnen hat. Einige find noch zu plafatmäßig und in der Anpreisung zu aufdringlich. Das mag verlegen, ja die Gefahr liegt nahe, daß sich der Besucher unwillig sagt, er wolle für fein Eintritts geld Unterhaltung und feine Reflame, die er an Anschlagsäulen, in Bahnen usw. umsonst hat. Damit wäre natürlich alles perloren, benn die Hauptaufgabe ist hier, gute Laune zu erzeugen. Das

Dank an Berlin !

Dieses Gedicht übersandte uns ein Reichsbannerkamerad

aus Frankfurt am Main . Es soll nicht als Kunstwerk, sondern als Dank eines Begeisterten gewertet werden. Eh' wir von dannen ziehen Nach unsrer Heimat hin, Da laßt uns nicht vergessen: ,, Den Dank an dich, Berlin !" Berlin , du schöne, stolze Hauptstadt der Republik , Wir denken hier vom Rheine So gera an dich zurück..

Es hat schon oft bewiesen, Was Einigkeit vermag. Was wir bei euch erlebten, Das war ein großer Tag!

Das war ein Branden, Wogen. Der Massen ungezählt, Der Arbeitsbatai ione, Im Daseinskampf gestählt.

Und was aus Schritten, Tritten Klang wie ein Schwur heraus, Pflanzt sich millionenweise Welt in das Land hinaus:

bagell

So lang's in deutschen Gauen ' nen Arbeitsmann noch gibt, So lang' bleibt fest bestehen ,, Die deutsche Republik!" Fritz Stellmacher.

Autobus Nr. 2.

Terra- Lichtspiele, Mozartsaal.

Was hätte man von einem durch die Berliner Straßen fahren. den Autobus und seinem Schaffner alles erzählen können! Dieses Thema ist ja eine wahre Fundgrube für Filmmenschen! Und was haben sie aus ihm gemacht? Sie benugen es zu einem der kitschigsten Filme unserer ganzen Produktion.

Die Frau eines Autobusschaffners zieht, nur für einen Abend, ein fostbares Kleid an, das ihr Mann gefunden hat. Durch dieses Sleid tommt sie in die ärgsten Verlegenheiten, aus denen sie erst das gute Filmende erlöst. Dr. Alfred Schirotauer hat seine Ideen nicht irgendwie ausgestaltet, sondern meiter nichts getan, als von Szene zu Szene ängstlich und trampfhaft das Manuftript tom pliziert. Die Logit verflüchtet sich vollends, an ihre Stelle tritt unfreiwillige Komit.

Der Autobus hat einmal Banne, der Film aber tommt über­haupt nicht aus der Banne heraus. Der Regisseur Mar Mad hat ein berartig schleppendes Tempo, daß man aus dem Bublifum heraus oft nachschieben möchte. Ueberdies versündigt er sich am Milieu.

Der Höhepunkt: Kulturmerbefilme. Es ist einerseits bedauer, lich, daß der reine Kulturfilm sich nicht halten fonnte, finanzielle Unterstützung in der Wirtschaft suchen mußte und fand, dafür aber gezwungen war, 3ugeständnisse in Form einer Werbung für seine Geldgeber zu machen. Vom Standpunkt des Reklamemenschen betrachtet, ist dies aber sehr erfreulich, denn man gemann hier ein Werbemittel von höchster Qualität. Die vorgeführten Filme dieser Art waren so hervorragend, daß man sie unbedenklich in das eigentliche Programm einreihen fann. Ja ,,, die sprechenden Hände" von Gertrud David vermochten jogar ziemlich starte seelische Er­schütterungen auszulösen. Eine derartige Reklame ist dann natür lich taum noch zu überbieten.

Nur por einer Gefahr sei gewarnt. Nämlich der, daß die Auf­traggeber schließlich in einen Wettbewerb ihrer Werbemittel statt ihrer Ware treten. Die beste Reklame bleibt letzten Endes die Qualität des Erzeugnisses, nicht die seiner Anpreisung. Walter Jacobi.

In den Kammerlichtspielen wurde ein Querschnitt der Ufa­Werbefilm- Produktion gezeigt. Der Ungenannte, der diesen Quer schnitt machte, hat das allerfeinste Gefühl für eine fabelhafte Filmmontage. Wie er alle toten Punkte auszumerzen weiß, wie er auf jedem Gebiet das Interessante pact, wie er landschaft­liche Stimmungen zu steigern versteht und geruhsam in malerischen Bildern schwelgt, das wird wirklich zur allergrößten Werbung. Er läßt gleich gut die Repräsentation wie die Indeenpropaganda zur Geltung fommen. Der Zuschauer sieht, wie man beispielsweise bei der Stahlproduktion gar nicht für das einzelne Fertigfabrikat wirbt, sondern durch die Größe und Schönheit des Werks und die Form der Organisation einfach überwältigt. Bei der Werbung der Verkehrsunternehmen bemerkt man die schöne Landschaft als zweckentsprechende und allerwirksamste Kuliffe. Für soziale Ge danken( Erhaltung der Laubenkolonien) macht man in einfachen Alltagsbildern die durchaus notwendige Reflame. Ctliche dieser Filme muten an wie nette fleine Feuilletons, während andere die große Reportage aus dem Werktag unserer Arbeitsbrüder sind. Alles in allem merkte man, daß man von einer guten Idee sich immer Nutzen versprechen darf.

Nach dem stummen Film folgte als Tonfilm eine Ansprache prominenter Werbefachleute über Wesen und Bedeutung des Ton= films. Die höchste Anerkennung gilt der Erfindung als solcher, aber die näselnd wiedergegebene Sprache aller Redner ist ganz bestimmt feine Werbung. Als dann noch ein Tonfilmbegeisterter von der einschmeichelnden menschlichen Stimme redete, mar dem allgemeinen Gelächter freie Bahn geschaffen. Und der Tortur der Werbetonfilme entging man nur gesund, weil man so herzhaft lachte. Der Tonfilm steckt noch im Anfangsstadium, das wissen wir, aber die Herren vom Ton denken peinlicherweise nicht daran, daß der Film an sich schon weiter ist als sie es sind. e. b.

Sind doch seine Autobusschaffner ganz bestimmt zu pornehme" Leute. Wir gönnen ihnen von Herzen ein Speisezimmer mit Leder­stühlen, Delgemälden und Damenschreibtisch, eine herrliche Diele, eine Lurusschlafzimmereinrichtung und eine Lurusküche, aber wir befürchten nur, sie werden alle diese Herrlichkeiten in Wirklichkeit nicht haben. Und darum ist es sehr gut möglich, daß mancher Schaffner, der aus eigener Erfahrung den schweren Dienst am Bu­blitum tennt, den ganzen Film für eine Herabwürdigung seiner Arbeit ansehen wird.

Mit Ausnahme des Kameramannes Bruno Mondi versagten alle am Film Tätigen. Frig Kamper's fann mehr, als ein bißchen auf einem Autobus hin und her laufen. Lee Parry spielt die Schaffnersfrau als derart sentimentales, armes Hascherl, daß einem zum Schluß schlimm wird, und Georg Alexander verläßt sich ein wenig auf seine Routine. Alle jedoch bleiben sie -g. uninteressante Menschen.

Kopf hoch, Baby!"

Gloriapalaft.

Wenn ein amerikanisches Mädchen sich plötzlich darauf besinnt, puritanisch zu werden, dann findet sich sofort der reiche Kaufmann, der ihr den Ehering auf den Finger streift. Der amerikanische Film macht eben unentwegt Reflame für die beste aller Welten, die sich selbstverständlich in den Vereinigten Staaten etabliert hat.

Das rührende Familienidyll mit gutgedecktem Kaffeetisch und einem schönen, gepflegten Baby wird durch einige Szenen Unterwelt und Zuhältertum pitant gemacht. Man kennt diese Borgänge ge­nügend und weiß schon von vornherein, daß der ehemalige Freund aus dem Verbrecherviertel großangelegte Erpressungen begehen wird. Aber nun geschieht etwas Neues. Ein sehr lieber Kriminalkommissar bekommt es fertig, daß dieser junge Mann mit den erpresserischen Absichten von einem wohlmeinenden Freunde um die Ecke gebracht wird. Was tut man nicht alles zur Hebung der Moral.

Der Regiffeur Irving Cummings beschreitet die ful­tivierten Bahnen des amerikanischen Gesellschaftsfilmes, macht dazu recht annehmbar etwas in Nutten- und Ludenstimmung und setzt die Schauspieler so heraus, daß sie gut wirten müffen. Leider ver­sagt der auf dem Programm fettgedrucke Star Mary Astor , die fich hauptsächlich auf ein füßes Postkartenlächeln beschränkt. Ganz hervorragend dagegen Robert Ellept als Kommissar und Ben Bard, der in Gesicht und Haltung etwas an Ernst Deutsch er­F. S. innert, als Verbrecher.

Hilde Zepernick ermordet?

En Rörperteil im Keller eines Neubaues aufgefunden. Die seit dem Montag dieser Woche vermiste 11jährige Schülerin Hildegard 3epernick ist, wie jetzt festzustehen scheint, ermordet worden. Im Keller eines Neubaues in der Westendallee in der Nähe der elterlichen Wohnung stießen Arbeiter beim Graben auf den Torso eines Kin derkörpers. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass es sich um die vermiste Hildegard Zepernick handelt. Nähere Angaben standen bei Redaktionsschluss noch aus.

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