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Nr. 385 46. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Sonntag, 18. Auguft 1929

Deutsch - französische Fühlungnahme.

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Wirtschaftliche Tendenzen und Tatsachen.

Eisenwaren, Steinkohlenteer, Möbel, Wasserfahrzeuge usw. Der franzöfifche Staat mußte diese Form der Reparationsleistungen gut auszunußen. Eine Reihe wichtiger öffentlicher Arbeiten, so z. B. die Errichtung des großen Rheinkraftwerks bei Kembs, die Elektri­fizierung französischer Fernbahnen, die Modernisierung einiger Häfen, der Wasserkraftausbau in Marotto ufw. werden teilweise durch größere Sachlieferungen gefördert. Die Einengung und zeit­liche Begrenzung der Lieferungen durch den Young- Plan betrifft also Frankreich nicht weniger als Deutschland .

Das Wichtigste: Interessengemeinschaften und

Kartellverträge.

Es ist erst wenige Wochen her, daß Herr Aristide Briand ,, Medikamente( 13), Buder( 22), Bau- und Nuzholz( 11), ferner der jetzige französische Ministerpräsident, vor aller Welt ein um faffendes Programm für eine politische und tommerzielle Zusammen arbeit der Staaten Europas anfündigte. Bon Paris aus gesehen hat nun der von Frankreich in Europa zu organi­fierende Block unzweideutig eine Spitze, vor allem gegen die Bereinigten Staaten. Dieser Plan ist übrigens nicht gegen Zimerita oder eine andere Gruppe der Erde gerichtet," sagt zwar der französische Kammerdeputierte François de Tessan, gleichwohl fährt er in einem Artikel über den Europäischen Föderalismus in der Agence Economique et Financière" folgendermaßen fort: Die Vereinigten Staaien haben ausgiebig aus unseren Möten Profit gezogen und ihre Anstrengungen zur Eroberung derjenigen Märkte verdoppelt, auf denen wir bis dahin die Herren waren. Sie haben Jugendkraft und Reichtum. Sie betreiben ihr Spiel mit Kühnheit und Furcht Tofigfelt. Das ist hart für uns, aber vollzieht sich zwangsmäßig. Sie sollten daher nicht erstaunt sein festzustellen, daß wir wieder zu Kräften kommen und, indem wir ihr Beispiel nachahmen, versuchen wollen, uns in festeren und befferen organisierten Gebilden zu grup­pieren. Die Zerrissenheit der Völker des europäischen Kontinents, ihre inneren. Streitigkeiten, ihre beharrlichen Vorurteile haben bis­her die Entstehung eines europäischen Föderalismus ( Staaten­bundes) verhindert, der den Frieden befestigen und uns erlauben wird, von unseren Reichtümern die Früchte selbst

zu ernten."

Die Amerikaner jollen sich, meint François de Tessan weiter, gegen eine solche Entwicklung nicht sträuben: von ihnen stammt ja der neue Reparationsplan, der eine Liquidierung des Krieges und eine Kommerzialisierung der deutschen Schuldlast be­deutet. Aber wohlgemerkt, es ist erforderlich, daß als Basis Frankreich und Deutschland zu dieser Zusammen arbeit bereit sind. Ohne diese beiden Pfeiler tann das europäische Gebäude nicht bestehen."

Bon besonderer Wichtigkeit ist eine Reihe von Verträgen deut­scher und französischer Firmen miteinander, von denen hier nur die allerwichtigsten aufgezählt werden können.

Montanindustrie: Die Bildung der Internationalen Rohstoffgemeinschaft ist in erster Linie ein Patt zwischen der deutschen und der französischen Schwerindustrie ge= wesen. Im August/ September 1926 tam der erste endgültige Ver­trag zustande, der Deutschland , das Saargebiet, Frankreich , Belgien und Luxemburg umfaßte, nachdem schon vorher eine Zeitlang provisorische Abmachungen bestanden hatten. Schon damals zeigte in Amerita eine Beun sich in England und ruhigung angesichts dieser Zusammenarbeit, und auch die italienische Tribuna" verlangte, daß der Faschismus diesen Batt mit der ganzen Autorität, dem Geist und der Kraft des faschistischen Staates energisch bekämpfe".

Kallindustrie: Nachdem 1925 zwischen dem deutschen Kalisyndikat und der französischen Société Commerciale de Potasse d'Alsace ( Elsässische Kali- Handelsgesellschaft) ein provisorisches Ueberein­tommen abgeschlossen worden war, wurde am 10. April 1926 in Lugano ein endgültiger Vertrag unterschrieben, der eine gemein­fame Tätigkeit beider Gesellschaften im Auslandsgeschäft und eine einigten Staaten vielfach angegriffen. Quotenaufteilung vorsieht. Dieser Vertrag wurde in den Ver­

industrie A. G. und der größte französische Chemiekonzern Chemische Industrie : Ende 1927 schloffen die J. G. Farben vertrag, der sich auf Patent- und Erfahrungsaustausch und teil­Etablissements Ruhlmann einen Intereffengemeinschafts­weise auf gemeinsamen Auslandsvertrieb von Teerfarbstoffen be zieht. Ob eine Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Trusts auch nicht bekannt geworden. Der Präsident des Kuhlmann- Konzerns, auf andern chemischen Gebieten angebahnt worden ist, ist bisher der vor einigen Monaten verstorbene Donat- Agache, hat mehrfach in Reden und Artikeln den großen Nuzen, den beide Partner aus diesem Vertrag ziehen, betont.

Dies ist in furzen Zügen der Rahmen für den immer stärkeren Wunsch Frankreichs , mit Deutschland Hand in Hand zu arbeiten. Gleichzeitig wird in zahlreichen Artikeln von französischer Seite unterstrichen, wie porteilhaft sich wirtschaftlich diese zu sammenarbeit für beide Teile entwickeln fönnte: Frankreich sei heute fammenarbeit für beide Teile entwickeln tönnte: Frankreich sei heute mieder, ähnlich wie vor dem Kriege, ein fapitalausführendes Land, es wäre in der Lage, an Deutschland Kredite zu geben und Attien Db es märe in der Lage, an Deutschland Kredite zu geben und Aktien deutscher Unternehmungen an der Pariser Börse einzuführen; unter Ausnutzung der hochentwickelten deutschen Industrie könnten Ausnutzung der hochentwickelten deutschen Industrie könnten französische und deutsche Gesellschaften auch in der Industrialisierung und Elettrifizierung der französischen Kolonialgebiete Hand in hand Angesichts diefer Dinge lohnt es sich, eine Bilanz der michtigsten wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Bänder aufzustellen, die feineswegs alle der breiteren Deffentlichkeit

arbeiten.

befannt sind.

Der deutsch - französische Handel. Schon 1925 und 1926 zeigte sich eine stärkere Wiederbelebung des nach dem Krieg sehr fleinen deutsch - französischen Baren austauschs, doch war der im August 1927 zustandegekommene deutsch - französische Handelsvertrag die wichtigste Boreusfeßung für die weitere Entwicklung. Die deutsche Warenausfuhr nach Frank reich betrug im legten Borfriegsjaht fast 790 Millionen Mart, 1927 ( nach Frankreich und Elsaß- Lothringen ) etwas über 561 und 1928 rund 694 Millionen Mark( einschließlich der freilich sehr großen Lieferungen auf Reparationstonto). Umgefehrt betrug die deutsche Bareneinfuhr aus Frankreich im letzten Borkriegsjahr 583 Mil lionen Mart, 1927 dagegen aus Frankreich und Elsaß- Lothringen 806 und 1928 741 Millionen Mart. Die Besserung 1927/28 zu Deutschlands Gunsten ist ohne Zweifel eine günstige Auswirkung des Handelsvertrags.

Die Reparationsjachlieferungen. Rund die Hälfte der deutschen Warenausfuhr nach Frankreich geschieht nicht im freien Handelsverkehr, sondern geht auf Konto der deutschen Reparations- Sachleistun gen; 1927 waren es für 363 und 1928: 396 Millionen Mart. Frankreich und Elsaß- Lothringen haben bisher rund 60 Proz. der gesamten deutschen Reparationsjachlieferungen aufgenommen. Die michtigsten Lieferungen waren 1928 Rohlen und Stots( 202 Mil­lionen Mart ), schwefelsaures Ammoniat( 35 Millionen Mark), Maschinen( 24), elektrotechnische Erzeugnisse( 11), Farben und

Elektroindustrie: Seit einigen Wochen wiederholen sich die Mel­bungen, daß der Siemenstonzern mit der Compagnie Géné rale d'Electricité, einer großen französischen Elektrizitätsfirma, größere Abmachungen getroffen habe. Diese Meldungen wurden bisher dementiert. Siemens- Schudert hat aber sowohl mit dieser Gesellschaft, als auch mit einer anderen franzöfifchen Startstrom firma( Constructions Electriques de France) bei verschiedenen Elek trifizierungsaufgaben zusammen gearbeitet. Eine französische Tele­phonbaugesellschaft( Société des Téléphones Grammont) hat einen Batentaustauschyvertrag u. a. mit der Telephonfabrik 2.-G. vorm. Berliner abgeschlossen; die deutsche Firma ist am Kapital von Téléphones Grammont beteiligt. Andererseits tontrolliert die Muttergesellschaft der französischen Firma, die Etablissements Gram mont, zwei deutsche Unternehmungen: die Lüdenscheider Me­tallwerte und die Vereinigten Elektrotechnischen Fabriken Busch und Jäger in Lüdenscheid .

Deutsche Aktien auf der Pariser Börse. Es läge in der gleichen Entwicklungsrichtung, wenn die Aktien einiger deutscher Firmen an der Pariser Börse eingeführt würden( genannt wurden einige Raliunternehmungen, die 3. G. Farben und einige Montanfirmen). Der Besuch, den Anfang August eine Delegation der Pariser Börse beim Berliner Börsenvorstand und dem Börsenvorstand von Frankfurt a. M. abgestattet hat, dürfte mit solchen Absichten zusammenhängen. Bisher hatte sich Frankreich darauf beschränft, an Deutschland furzfristige Stredite zu vergeben; der Betrag überschritt zeitweilig anderthalb Milliarden Mark. Auch die steuerlichen Erleichterungen, die vor turzem für die Einführung ausländischer Werte an der Pariser Börse beschlossen wurden, liegen in gleicher Richtung.

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Wie auch die jetzigen Reparationsverhandlungen im Haag aus: laufen und wie andere Tendenzen der Wirtschaftsentwicklung, ins. besondere das Eindringen amerikanischen Kapitals in die deutsche Industrie, fich fortsetzen mögen die deutsch - französische Zusammen­arbeit, nicht nur in Form des sich steigernden gegenseitigen Waren­austauschs, sondern vor allem in Form enger Interessengemein schaften zwischen deutschen und französischen Konzernen ist einer der interessantesten und wichtigsten wirtschaftspolitischen Vorgänge unserer Tage. Mit ihrer weiteren Ausgestaltung hängt die Frage einer fontinental- europäischen Wirtschaftsverständigung und eines europäischen Staatenbundes aufs allerengste zusammen.

2,14 Milliarden.

Das Vermögen der Stadt Berlin .

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Aktien­

Zur Einführung von Schuldverschreibungen der Stadt Berlin an der Berliner Börse wurde eine Vermögens- und Schuldenüber­ficht für Anfang 1929 bzw. Ende März 1929 veröffent­licht. Ohne das Vermögen der Berliner Verkehrs- A.- G. hat sich das Gesamtvermögen der tapital 400 Millionen Stadt Berlin gegenüber dem 1. Januar 1928 von 1983,2 Millionen auf 2416,2 millionen Mark erhöht. Davon entfallen auf Ver­waltungsvermögen 514,1( 480) Millionen, auf Finanzvermögen 499( 270,1) Millionen und auf Werksvermögen 1403,1( 1233,1) Mil­lionen.

Die Gesamtschuld der Stadt Berlin betrug am 31. März 1929 etwas über 1 Milliarde, nämlich 1031,4 millionen. Davon sind Aufwertungsschulden 126,9 millionen, neue inländische Anleihen 187,9 millionen, Auslandsanleihen 354,6 millionen, Schuldschein­darlehen 50,2 Millionen, Hypotheken und Resttaufgelder 64,4 Mil­lionen, furzfristige Schulden 247,4 Millionen. Bürgschaffen waren für 86,9 millionen Mark übernommen.

Wanfender Versicherungskonzern.

Großbanfen müssen stützen.

Die Frankfurter Allgemeine Bersicherungs­

A.-G., einer der größten deutschen Versicherungskonzerne, ist durch die Auswirkung von Geschäften, die mit der Versicherungstätigkeit betreibt außerhalb feiner Bersicherungsgeschäfte auch die Absatz­eigentlich nichts zu tun haben, ins Banken gekommen. Der Konzern finanzierung und ist weiterhin an Bankgeschäften maßgeblich. be­teiligt.

Schon in früheren Fällen wurde bekannt, daß bei der Absa z= finanzierung von Autos, Perserteppichen und Nähmaschinen, die mit Konzerngeidern betrieben wurde, Berluste eintraten. Im meiteren Verlauf dieser Finanzierungsgeschäfte scheint die finanzielle Rückendeckung so ungenügend gewesen zu sein, daß außer in die Millionen gehenden Verluste auch noch Zahlungsschwierig feiten für den Konzern selbst eingetreten sind.

Daß diese Zahlungsschwierigkeiten ernster Natur sind, zeigt die Tatsache, daß Berliner Großbanken über die zu ergreifenden Maßnahmen gestern beraten haben. Dabei soll beschlossen worden fein ganz ähnlich wie zur Berhütung weiterer Konzernzusammen brüche im Jahre 1925 ein Stillhalte fonsortium zu bilden.

d. h. die Zahlungsverpflichtungen des Frankfurter Konzerns durch gegenseitige Vereinbarungen der Banten nach Möglichkeit solange zu stunden, bis die Zahlungsfähigkeit des bedrohten Konzerns wiederhergestellt ist. Ferner meldet WTB.- Handelsdienst, daß mit dem größten deutschen Versicherungskonzern, der Allianz und Stuttgarter Vereinversicherungs- 2.- G. verhandelt worden isi dem Ergebnis, daß dieser Konzern für alle Verpflichtungen der Frankfurter Allgemeinen Versicherungs- A.- G., die sich aus dem direkten Versicherungsgeschäft ergeben, die Garantie übernimmt. Dabei sind naturgemäß die mit der Abfagfinanzierung zusammen­hängenden Verbindlichkeiten ausgeschlossen.

leberraschend war, daß die Verluste sich doch als größer herausgestellt haben als man zunächst angenommen hat. Die jetzt von den Banken und von der Allianz getroffenen Maßnahmen machen es aber wahrscheinlich, daß ein größeres Unheil passieren wird Im Interesse der Versicherten ist es unbedingt not­wendig, die Berantwortlichkeit zu prüfen, und für die Reichs­aufsicht der privaten Bersicherungsgesellschaften, die sich auch um

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