Der Abend
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B 192 46. Jahrgang.
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Das Luftschiff, Graf Zeppelin , das sich am Donnerstag vormittag vergangener Woche noch über Berlin zeigte, ist heute früh gegen 11 Uhr mittel. europäischer Zeit auf dem Flugplatz Kasimu. gaura in der Nähe der japanischen Hauptstadt Zofio glatt gelandet. Es hat damit die zweite Etappe seines Weltfluges New York - Friedrichs. hafen- Tokio zurückgelegt. Die Fahrt von Friedrichs. hafen nach Tokio dauerte rund 100 Stunden, d. h. etwa 3½ Tage. En dieser Zeit wurden schäzungs. weise 12 000 bis 3 000 Kilometer durchflogen.
In der Halle von Kasimugaura.
Totio, 19. August. ..Graf Zeppelin " ist um 18.40 Uhr japanischer Zeit ( 10.40 Uhr ME3.) vor der Flugschiffhalle von Kasimu gaura glatt gelandet. Die Landung hatte sich infolge der Windverhältnisse um rund eine Stunde verzögert, so daß der Zeppelin vor seiner Landung rund anderthalb Stunden über dem Flugfeld zu kreuzen gezwungen war, che er endgültig festgemacht werden konnte. Die japa nischen Mannschaften brachten das Schiff unter Leitung des Flughafenkommandanten, Konteradmiral Pedahara, bald darauf in die Halle.
Die Begeisterung der unübersehbaren Menschenmenge war überwältigend groß. Selbst aus entfernten Ort. schaften waren Tausende und aber Tausende, darunter auch viele Arbeiter und Bauern, gekommen, um dem Schauspiel beizuwohnen. Die deutsche Kolonie von Tokio und Kobe war vollzählig versammelt. Die Be grüßung durch die Vertreter der japanischen Behörden war sehr herzlich. Nachdem die Mannschaft das Luftschiff verlassen hatte, wurde sie zunächst nach japanischer Sitte mit gerösteten Kastanien und Wein bes wirtet. Am heutigen Montag nachmittag wird Dr. Edener vom Kaiser von Japan empfangen werden. ( Fortsetzung auf der 2. Geite.)
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Am Sonntag jah der Volkspark Rehberge den großen Aufmarsch der Berliner bundestreuen Arbeitersportler. Unser Bild zeigt die Banner der Parteiorganisationen im Fest zuge. Näherer Bericht in der Sportbeilage.
Organisierter Heimwehrputsch
Zwei Schutzbündler tot, viele verlegt.- Feuergefecht in Steiermart.
, 19. Auguff.
Am Sonntag morgen gegen 4 Uhr eg plodierte bei dem Hamburger Erholungsheim Uhlenbusch bei Hanstedt ein Feuerwertstörper. In furzem Abstand folgten mehrere tanonenartige Schläge.
Im gleichen Augenblid war das große Heim von einem diden fchwarzblauen Pulverdampf erfüllt. Das heim war am Wochenende mit etwa 80 personen belegt. Rings um das Haus, das inmitten der Heide liegt, waren Sprengförper gelegt. 3m ganzen wurden etwa sechs Explosionen gehört. Beobachtet wurden zwei Männer, die unmittelbar nach den Explosionen fluchtartig dem Walde zustrebten.
Die Kriminalpolizei aus Harburg war, gegen 7 Uhr zur Stelle und nahm sofort die Ermittlungen auf. Es wurden noch einige Sprengförper gefunden, fleine würfelartige Padungen von etwa 3 Zentimeter Kantenlänge, dicht mit Bindfaden umwickelt. Aus einer Seite sieht der Zündstift hervor. Vor dem Eingang des Gebäudes muß eine ganze Padung solcher Sprengtörper niedergelegt worden sein; denn man fand angeschwärzte Stüde der Pappumhüllung und Bindfaden, die an den knidpunkten rauch. geschwärzt waren. Dieses Batet ist anscheinend zuerst explodiert. Der Knall wurde bis über 15 kilometer Entfernung deutlich vernommen. Sachschaden ist nicht entstanden.
Man nimmt an, daß es sich nicht um ein regelrechtes Attentat handelt, da die hier verwendeten sogenannten Kanonenjchläge übliche Feuerwerkskörper find. Ein Grund für einen Anschlag mit ernſteren Zerstörungsabsichten ist nicht ersichtlich. Andererfeits erscheint die Tat als ein Dummerjungenstreich zu ver. brecherisch, da Leben und Gesundheit der Heimbewohner gefährdet werden konnten.
An den Ermittlungen beteiligen sich auch Berliner riminalbeamte sowie die Staatsanwaltschaft in Lüneburg.
gefommen. Die Heimwehr hatte ihre Veranstaltung offiziell abgefagt, so daß man glaubte, die fozialdemokratische Kundgebung werde ungestört verlaufen können. In Wirklichkeit hatte aber die Heimwehr den sozialdemokratischen Festplah befeht und in Flugzetteln angekündigt, daß fie mit den Sozialdemokraten schwere Abrechnung halten werde. Die Sozialdemokraten haben, da der Festplatz befeht war, ihre Veranstaltung auf dem Hauptplatz abgehalten. Während der Versammlung hat die Heimwehr einen Angriff auf den Hauptplatz unternommen, wobei sie mit Ge
Bericht 2. Seite
wehren vom& irchturm herab auf die Sozialdemokraten schoß. Es kam zu einem regelrechten Gefecht. Nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten wurden vom Schutzbund ein Mann getötet und mehrere verlegt; bei der Heimwehr sollen neun Mann schwer verleht sein. Außerdem wurden verschiedene 3ivilpersonen, die ganz unbeteiligt waren, verleht. Unter den Verletzten ist auch der fozialdemokratische Landesrat Regner.
Wien , 19. Auguft.( Eigenbericht.)
Aus St. Lorenzen wird gemeldet: Es ist unzweifelhaft, daß der Heimwehrüberfall planmäßig vorbereitet und organisiert mar. Hinter dem Pfarrhof befindet sich ein Bauerngehöft, in dem sich die Heimwehr nach ihrem Abmarsch vom Festplatz sammelte. Dort wurden die Gewehre und Revolver geladen, worauf sich die Heimwehr in drei Gruppen teilte. Eine Abteilung marschierte rechts auf der Straße um den Pfarrhof herum, die zweite Abteilung versteckte fich links auf der Straße, um den Abmarsch der Ar beiter aufzuhalten. Eine dritte Abteilung drang in den Pfarrhof
und den Pfarrgarten ein und benutzte die Mauer des Pfarrgartens als Schüßendeckung.
Die Arbeiter wurden also planmäßig in eine Feuerfalle gedrängt. Die Heimwehr griff gleichzeitig von der Straße rechts und vom Pfarrhof an. Daß die Heimwehr mit der Absicht zu schießen nach St. Lorenzen gekommen ist, geht auch daraus hervor, daß sie bei ihrem Einzug in den Ort vielfach gerufen hat: Heute wird Sozi blut fließen!"
" Heute machen wir ein rofes Goulajch!" Heute schlagen wir euch die Knochen ein!" Die Heimwehr hat fo gar hinter flüchende Bauernfrauen geschossen. Einen unbeteiligten Motorradfahrer, der aus Wien fam, schlug ein Heimwehrmann mit einem Spaten vom Motorrad herunter und zertrümmerte das Rad. Auf dem Bahnhof rissen die Heimwehrler einen Lokomotivführer von der Lokomotive herunter und wollten ihn erschlagen. Nur dem
Eingreifen des Stationsvorstandes und einiger Eisenbahner ist es zu
danken, daß er gerettet wurde.
Als die Wiener Arbeiterschaft heute früh von dem Ueberfall der Heimwehr erfuhr, bemächtigte fich ihrer außerordentliche Erregung. In den meisten Wiener Großbetrieben der Metallindustrie wurde die Arbeit eingestellt. Den Bertrauensmännern und den Betriebsräten gelang es, die Arbeiterschaft dazu zu bringen, daß die Arbeit wieder aufgenommen wurde und daß die Beschlüffe der heutigen Vertrauensmännerkonferenz abgewartet werden.
Es soll heute abend eine große Vertrauensmännerkonferenz der Wiener Sozialdemofatie stattfinden, an der die Betriebsräte und die Gewerkschaftsvertrauensmänner teilnehmen und in der zu den Ereignissen Stellung genommen werden wird.
Ein zweiter Schuhbändler iff seinen Berlegungen heute morgen erlegen.
Maschinengewehr gegen Arbeiter.
Wien , 19. Auguft.( Eigenbericht.) Ueber den Straßentampf liegt folgender Bericht vor: Als die Arbeiterschaft von Brud a. d. Mur nach Lorenzen marschieren mollte, wurde sie zunächst vom Bezirkshauptmann zurüdgehaltex,