Beilage
Montag, 19. August 1929
Der Abend
Spalausgabe des Vorwärts
Heinrich Hemmer:
Hier haben Beter und Baul gefeffen," rief uns der Wirt des Ristorante Volpi zu, als wir auf dem Pinienhügel hinter der Basilica San Paulo anlangten, und machte eine großartig ein ladende Geste, die das Auto wie von selbst zum Stoppen brachte. Im Kellergewölbe zeigte er uns auch den alten Tisch, an dem die zwei Apostel( der Wirt schwor darauf schmor!) vor der Betretung Roms bei einem guten Tropfen von der langen Fußwanderung ausgeruht und sich gestärkt haben sollten.
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Aber Miß Goldenhair, eine wirklich goldige Amerikanerin, der ich die römischen Spezialitätentneipen zeigen wollte, gudte, während uns der Wirt die Vongole, den Muschelrisotto des Hauses und Wein von den Albaner Bergen fredenzte, ungläubig um sich.
Es gab in dem rohen Gemäuer allerhand neuzeitliche Flirtnischen, die schrecklich unheilig aussahen, und Katakomben- Separées, in denen die Lebewelt Roms sich gütlich tat. Hier sollen Beter und Paul gesessen haben?," sagte das Ameritamädel, mit ihren schmalen Wechselchen zudend, als ob es in dieser Gegend immer so fidel und ungeniert zugegangen sein müsse.
,, Sicuro," brummte, mit strengem Hinweis auf die großen Apostel Wandgemälde, der Wirt und lehrte uns pitiert den Rüden. Man darf in diesem Ristorante sich wohl unheilig benehmen, aber daran zweifeln, daß die beiden Kirchenväter wirklich hier gesessen und sich gestärkt haben, darf man nicht. Das ist die eine große Bietätlosigkeit, die man an dieser geweihten Stätte begehen kann. Das ist mirtlich fündhaft.
,, Andiamo, gehen mir," sagte ich, als die Gläser leer waren, ,, wir haben heute noch einiges vor."
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Rupeta Tarpeia ," rief begeistert ein Assyrologe, der sich uns angeschlossen hatte( mir maren zurückgefahren, zu einer 1chwer zu entdeckenden, unscheinbaren Hausfront unter dem Tarpeischen Felsen, über den die zum Tode verurteilten Verbrecher des antiken Rom herabgestürzt wurden) ,, wo einst Blut floß, Miß Goldenhair, fließt heute Wein; ein Wein mit einem barm herzigen Namen: Lacrime Christi."
Der Gelehrte, ein berufenerer und, wie es anfangs schien, uninteressierterer Cicerone als ich, geleitete uns einen Stock hinab, und noch einen. Miß Goldenhair glaubte in dem zweitausendjährigen Gemäuer versteinerte Köpfe und Gliedmaßen herab gestürzter Verbrecher zu entdecken, aber der Assyrologe erklärte, daß es ausgegrabene Statuenfragmente seien, und unten gab es nichts Schreckhafteres als Weinfässer voller Lacrime( zwischen denen mir Plaz nahmen), neapolitanische Weisen, complimenti und amore
,, Wenn Sie nach Palermo fommen, bellissima Signora," feufzte zu Miß Goldenhair tretend ein Marchese Maretti, ,, dann steigen Sie, prego, in meinem Palazzo ab."
Conte Tacchi zog feinen dreisten Freund, den Marchese, beim Rodzipfel weg: ,, Hai troppe lacrime," sagte er entschuldigend zur Miß, die mir immer mehr abhanden fam...., er hat gerade Christustränen getrunken, und sollten Sie übrigens einmal nach Berona fahren, kommen Sie, bitte, zu mir auf mein Schloß, jetzt gehen wir Carcioffi essen."
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Bir aßen Carcioffi an meißgedeckten Tischen im Freien, auf der von alten düsteren Palästen umgrenzten Biazetta des Hügels der Beatrice Cenci . Fische, Vögel, Schlangen mit elektrischen Lichtern in ihren Mägen betrachteten uns freundlich leuchtend von oben, und was die Artischocken betrifft, so bestellte der Conte sie für die Miß alla gudea : in Teig gebacken, und der Marchese alla Romana: in Del gedünftet, mit dursterregenden Würzen zwischen
den Blättern.
Als aus einem der alten Paläste Arien herübertönten, neigte sich der Assyrologe zur Miß Amerifa und sprach: Nichts ist lang= meiliger als so eine aristokratische Abendunterhaltung in einem römischen Bala330; wir faßen auf goldenen Sesseln in einem fühlen Steinsaal, flüsterten gezwungene Höflichkeiten nach rechts und links, und nach jeder Gesangsstrophe murmelten wir einander zu: oh
che bello, che bello..."
,, Andiamo," sagte ich, um wieder einmal zu Worte zu kommen, aber schon hatte sich ein Wiener Professor 3. angeschlossen, römischer Korrespondent vieler Zeitungen, der außer dem Wort ,, andiamo" wenig italienisch versteht, aber immer im ,, Behen" begriffen ist, von einer Kneipe zur andern, auf der Suche nach besseren Weinen.
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,, Ecco la Bibloteca del Valle," sagte der Profeffor und führte uns in eine merkwürdige unterirdische Bibliothet hinab, mit Bücher stellagen rund um die Wände, auf denen die wahren Erkenntnisse der Welt ruhten- in Flaschen abgezapft. Der Professor bestellte ,, Aqua di Trevi", ein feuriges, schäumendes Wasser, das ölglatt die Kehle hinabfließt, ein füßes Prickeln auf der Zunge zurück laffend. Rompilger aller Herren Länder schienen in dieser Bibliothek zu studieren, und ihre Köpfe färbten sich auf der Suche nach Wahrheit röter und röter, so wie auch die Glaze des Professors, die in der Beziehung ein wunderbarer Alkoholmesser ist.
„ Die Güte des Beines hängt vom Stoppel ab," erflärte der Bibliothefar", und setzte uns auseinander, was die spanische vor der portugiesischen, diese vor der französischen und die nor der algerischen Korteiche voraus hat, und was es ferner ausmacht, ob der Korfen mit der Hand geschnitten, gefocht, getrocknet, in Del gebabet wird, und was noch alles sonst, und wie wichtig es ist, den Geist der Bibliothek fest verschlossen zu halten und vor dem Berrauchen zu hüten.
Aber man fann nicht vom Geist allein leben, und da es in der Bibliothek nach 10 Uhr abends nur, mehr gebrannte Haselnüsse gibt: ,, andiamo" fagte ein Kölner Maler, dem das frisch verliehene päpstliche Verdienstkreuz vom Knopfloch baumelte. Er wünschte wie alle Ausländer das Eine, Lange, Dünne, die Spaghettis, und, sagte er, die müsse man bei cavalliere Alfredo effen, der fie selbst fredenzt, gemischt mit einer geheimen weißen Sauce oder bei Cicarella in der Neapolitanerart mit Paradiesmart, etwas Knoblauch und grünen höllisch scharfen. Paprikas und er wolle Miß Goldenhair als ,, Madonna in der Rosenlaube" malen. ,, Andiamo piutosto nach Trastevere ," sagte der Assyrologe mit Autorität. Und wir folgten dem berühmten Manne. Er entziffert in der vatikanischen Bibliothet affyrische Keilschriften. Jedes
Andiamo!
| Bort, das er entziffert, ift quafi für ihn eine Ruhmestat. Er hatte| und Berehrung. Dann wurde die schöne Römerin" gefchloffen: es( in sechs Monaten des vorigen Jahres) bis zu dreiundoierzig noch ehe das 44. Wort gefunden war. Wohin, wohin? gebracht. Er mußte bald heimreisen, und das vierundvierzigste Wort iputte ihm im Kopf herum schon diese ganzen letzten Tage, aber ach, meder die Lacrime noch das Aqua di Trevi konnten es, das halb gegorene Wort, zu Tage befördern.
Jetzt versuchten wirs mit Frascatti( den man nur in Rom echt bekommt, da er keinen Transport verträgt). In der Trattori a alla Cisterna fanden wir große Familien mit Kindern, reichliches Abend brot austramend: abacchio, gebadenes Lämmernes und Riesen schüsseln mit Salat. Der Wirt lieferte den Frascatti und Bestecke.
Favorisca," sagte die Matrone an unserem Tisch und reichte die Schüsseln herüber das ist so römische Sitte. Aber können noch so liebenswürdig offerierte abacchio, oder frisch bereitete Bad- und Truthändel jemals ein assyrisches Wort zutage befördern, das konnte nicht einmal der Frascatti, dem wir lange und reichlich zusprachen.... aber wie wärs mit dem Alleatico, das ist der beste Wein Roms! Andiamo" riefen wir alle und lenkten auf Gesamt beschluß unsere Schritte zur Sora Nana, der schönen Römerin."
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Nicht die Sora Nana ist die schöne Römerin, die war es einmal, jetzt ist die Reihe an der Tochter. Die Tochter, darauf sieht die Mutter, ist eine ehrbare, eine absolut unnahbare Schönheit. Man kann nicht einmal mit ihr sprechen, sie ist mur zum Ansehen da, ganz Marmor und Geschäft. Sehen Sie dieses Römerprofil an, Miß Goldenhair, die antik- edlen Linien, und sehen Sie herum, mie man starrt, gafft, sich perliebt. Aber sie, die schöne Römerin, bleibt falt. Sie fasziniert nur und stellt Rechnungen aus."
Bir bestellten ein jeder eine Flasche Alleatico, und befamen sie ein jeder anders aufgerechnet. Die Rechnungen werden nach dem Grade der Verehrung bemessen, nach dem Kunstgenuß, den man hier gehabt hat. Der dekorierte Maler sollte mehr bezahlen als der Professor, und ich weniger als der Assyrer. Leider zeigte der Maler menig inneres Verständnis für römisches Leben. Der Marcheje und Conte schworen, sie hätten sich glücklich geschäßt, durch eine so exorbitante Rechnung geehrt zu werden, sie würden damit renommieren während der Maler reklamierte. Wir glichen uns alla Romana aus: jeder zahlte den gleichen Teil der Gesamtzeche
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,, Andiamo, mo die Amerikanerinnen hingehen," sagte Miß Goldenhair ,,, da findet man immer das richtige Bort."
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Die goldene Miß führte uns in einen in einer altrömischen Therme gelegenen Futuristentlub. Der hatte eben erst aufgemacht, er ist immer voraus, wenigstens um einen Tag. gaglia" heißt dieses Lotal nach dem futuristischen Inhaber, der furchtbar ernst ist, zu jeder noch so späten Stunde, denn die Zukunft ist immer in Dunkel gehüllt. Mit ominös- düsteren Jutesäcken sind auch die Wände des Lofales austapeziert. Die Sessel sind ganz einfach pechschwarz.
Eine Amerikanerin nach der andern machte ihr Entree, die meisten ohne schützende Begleitung. Alle taten sie sehr römisch. Very roman indeed. Langjam entflammten sie sich an der Jazzmusik und dem Wein, Und und der Marchese somie der Conte famen uns abhanden. Andiamo," hieß es wieder, eh noch das Wort gefunden war: Bragaglia schloß um 6. Wir wurden von der Jazzband die Treppe hinaufgeleitet und gebeten, ein Sovenire in einen Teller zu legen.
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,, Andiamo zur Cavourbrüde, feufzte der Affyraloge, aus tiefen Gedanken erwachend. An der Brüde gab es noch Spaghettis, schlichte, morgendliche, verschlafen servierte Spaghettis.
,, Was ist los mit Ihnen?" fragte auf dem Heimweg die goldene Miß den Keilschriftforscher: es schien, als befäme er einen epileptischen Anfall, er sant auf die Krie vor ihr.
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Die junge Amerifanerin zeigte das größte Verständnis für die unglüdliche Lage des gelehrten Mannes, fie neigte sich mitleidsvoll zu ihm herab und gab ihm einen regelrechten Kuß. Da verdrehte er die Augen, sein Schnurrbart knisterte und sein Mund sprach es verzückt, das Wort, das langgesuchte, das 44.„ Eilöwju," stammelie er. Und dann wars zu Ende mit dem ewigen Andiamo; wenigstens was den Keitschriftmann anlangt, und seine Miß. Die gingen nach Hause und ich stand alleine da. Nie wieder mache ich andiamo mit einer schönen Amerikanerin.
10LP.- Garden- fete
Wie englische Arbeiter feiern
und hört, hört!" tönt aus der Menge. Boller Stolz berichtet sie meiter: über das Gefeß, das Gelder fordert zum Bau billiger Miet wohnungen, die in den gereinigten ,, slums " von London neu ent stehen sollen, über Einrichtung und Reformen neuer Schulen, über die sofortige Räumung des Rheinlandes, die vom neuen Kabinett verlangt wird. Jedesmal erschallt neuer Beifall aus dem Zuhörerkreise, von mir fräftig unterstützt, sehe ich doch, daß die Engländer um dasselbe kämpfen wie wir Deutsche.
Als ich vor furzein in Englands Hauptstadt zu Besuch weilte,| fünf Jahren erreichte, schafft das neue in zwei Monaten." Beifall bekam ich auch eine Einladung zu einem ,, Garden Fete", das die Bezirksgruppe East Surrey der Labour Party in Croydon an einm Sonnabendnachmittag veranstaltete. Der 3wed der Ber anstaltung war natürlich, die etwas mager gewordene Parteikasse wieder frisch aufzufüllen. Auch bei uns in Berlin macht man das so, daß man dann irgendein kleines Fest inszeniert. Aber welch Unterschied! Unsere Sommerfeste spielen sich dann gewöhnlich in einem Restaurant draußen in Treptom oder auf dem so beliebten Span dauer Bock ab. Und verschlingen auf diese Art große Summen des gerade neu eingefommenen Geldes. Nicht so in England! Dort stellt ein wohlhabendes Mitglied der Partei seinen Garten zur Verfügung, selbstverständlich fostenlos. Auf dessen großen
Rasenflächen können sich dann die Festteilnehmer vergnügt tummeln. Das ist doch unbestreitbar viel schöner, als in staubigen Biergärten zu sitzen. Und greift zudem nicht die Parteikasse an! Jedes Jahr wird auf diese Art einmal im Sommer gefeiert.
Dieses Jahr hatte Mr. X., der bei den letzten Wahlen durchgefallene Kandidat für East Surrey , seine Gesinnungsgenossen zu sich geladen. Und viele famen, für ein geringes Eintrittsgeld fich ein wenig zu vergnügen. Ein richtiges Volksfest: Buden, Rummel. Manche Genossen hatten Kleidungsstücke gestiftet, wie Schür zen, Kinderkleidchen, Mühen usw., alles nagelneu. Das wurde nun hier verkauft. Eine andere Bude mit Kuchen. Alles home- made" Jede Hausfrau steuert etwas dazu bei. Ein fleines Mädelchen, Puppenhausmütterchen, zeigt mir strahlend den Kuchen, dessen Teig sie selbst gerührt hat. Beitere Buden mit Obst. Verkauf unter der Devise: Eßt mehr Früchte! Alles stammt wieder aus den Obstgärten der Parteigenossen. Bei 35 Grad Hike floriert am besten natürlich der Eisverlauf. Auch englische Kinder essen furchtbar gern Eis, genau wie die deutschen, und betteln Bater oder Mutter um einen Benny, den sie gleich in Banilleeis anlegen. Dann gibt es selbstverständlich auch ein bißchen Rummel, so für Kinder zwischen 5 und 30 Jahren. In einer schattigen Ecke des Gartens stehen papiergedeckte Tische, an denen Tee serviert wird. Bekanntlich trinkt der Engländer immer dann Tee, wenn der Deutsche Kaffee trinkt. Zwei Tassen Tee mit zwei Stück Kuchen gibt es auf die Eintrittskarte. Wer größeren Durst und größeren Hunger hat, muß alles weitere bezahlen. Itohol wird nicht verkauft. Außer Tee nur noch Limonade. So figen nun Proletarier mit ihrer Familie und Leute aus den wohlhabenden Klassen mit eigenen Häusern und Autos zusammen beim Tee und lauschen den Klängen einer Kapelle, die auf der Veranda des Hauses ihren Siz hat und auch sich wieder aus Parteigenossen zusammen fegt, die unentgeltlich ihren Nachmittag hingeben, um andere zu unterhalten. Born unter der Veranda ein großes Bild des eng lischen Arbeiterführers Ramsay Macdonald . Drüben wird er von allen Leuten nur beim Vornamen genannt. Er ist augenblicklich der populärste Mann in England.
Für 6 Uhr ist die Hauptattraktion des ganzen Festes angefündigt: ein M. P.( auf deutsch : M. d. R.) Miß Ellen Wilkinson spricht. Kurz vor der angegebenen Zeit gruppiert sich alles halb freisförmig um die Veranda herum. Und dann fündet ein Gong schlag ihr nahen. Ueber Ramjans Bild gebeugt steht nun eine rotblonde, temperamentvolle Frau erst ein paar Augenblicke im Kreuz feuer, wenn auch nicht der Pressephotographen, so doch ihrer Partei genoffen, die alle ein Bild von ihr mit nach Hause nehmen wollen, und begeistert die Menge durch die schon gelöften Aufgaken der noch jo jungen Labourregierung. Das, was das alte Statett night in
Zum Schluß ein Hoch auf Ramjay", auf den Mann, mit dem das gegenwärtige Kabinett steht und fällt. Ein Arm voll Blumen soll der Sprecherin den Dank der Menge übermitteln. Und dann fommen die Jungen beim Tanz auf grüner Rasenfläche zu ihrem Recht. Wie wäre es mit solchem Fest bei uns?
Anne- Liese Lucke.
Krieg um einen Eimer
Aus welchen geringfügigen Ursachen in früheren Zeiten Kriege. entstanden, zeigt folgende Geschichte.
Zu der Zeit, als das heutige Italien noch in Duzende verschiedener Herzog- und Fürstentümer zerfiel, die sich untereinander meist feindlich gesinnt waren, desertierten im Jahre 1006 zwei aus Modena stammende Soldaten aus dem Söldnerheer Bolognas. Um ihre Flucht erfolgreich durchführen zu können, nahmen sie einen großen Eimer und taten fo, als ob sie Waffer für die Soldatenpferde holen wollten. Ihr Plan gelang ausgezeichnet; fie erreichten das Staatsgebiet von Modena unbehelligt, und nahmen den bolognesischen Waffereimer zum Andenken mit nach Hause.
Damit war Bologna jedoch feineswegs einverstanden, wie es ſchien; denn es fandte eine reichlich unverschämte Note wegen dieses Ton seine unverzügliche Rückgabe. Modena verbat sich daraufhin jede Anzüglichkeit und lehnte die Herausgabe des Eimers ab. Bo= logna wiederholte sein Ersuchen daraufhin in noch schrofferer Form und Modena antwortete ebenso, ohne den Eimer herauszugeben. Die Folge davon war, daß Bologna Modena den Krieg erklärte. Blutige Schlachten wurden geschlagen, Dörfer und Städte verwüstet, unschuldige Menschen niedergemegelt, mißhandelt und geschändet, ohne daß der Sieg sich endgültig auf die Seite eines der Bruderstaaten geneigt hätte.
Eimers an die Machthaber von Modena und forderte in gereiztem
Schließlich entschied man sich dafür, den König von Sardinien , den Sohn des deutschen Kaisers Heinrich II. zum Schiedsrichter zu wählen, aber als dieser sich dann auf die Seite Modenas stellte und die Schuld am Kriege Bologna zufchob, ergrimmten die Bolognesen derart, daß fie schmuren, nicht eher zu ruhen, bis sie den König in ihrer Gemalt hätten. Es gelang ihnen auch, ihn zu fangen und ihn in den finstersten Kerter Bolognas zu werfen.
Umsonst bot der deutsche Kaiser Bologna eine goldene Kette die länger war, als sämtliche Grenzen Bolognas als Lösegeld für seinen Sohn. Bologna lehnte ab; es wollte seine Rache. Und so mußte König Heinrich von Sardinien zweiundzwanzig Jahre, gefeffelt an Händen und Beinen im Kerter leben und schließlich ohne jede Hilfe sterben; denn auch sein Vater war längst tot.
Der Krieg zwischen Bologna und Modena war inzwischen beendet, aber niemand hatte gefiegt. Beide Staaten waren einfach so sehr erschöpft, daß sie Schluß machen mußten. Der Eimer aber, deffentwegen der Krieg ausgebrochen mar, wurde in der Kathedrale von Modena in einem eifernen Käfig aufgestellt, wo er noch heute von den Fremden besichtigt werden kann.