Das„ Unkostenkonto".
Ein Schlupfwinkel für Hugenberg- Propaganda.
Die ehemaligen Anhänger des ,, Reichsverbandes zur Bekämpfung der Sozialdemokratie" versuchen es immer rühriger, in allen Organisationen, in welchen sie nach der merkwürdigen und nie ge= klärten Auflösung ihres Verbandes Unterschlupf fanden, die alten Agitationsmethoden wieder zur Geltung zu bringen, da ihnen neue Rezepte für die„ totale Vernichtung" der Sozialdemokratie nicht zur Verfügung stehen.
Bei der Befriedigung dieses geistlosen Nachahmungstriebes betätigt sich die Deutschnationale Volkspartei natürlich am radikalsten. Im Deutschen Boltsboten" Nr. 32 vom 10. August 1929, amtliches Organ des deutschnationalen Landesverbandes Berlin , empfiehlt eine Frau aus Anlaß der bevorstehenden Kommunalwahlen zweds Stimmenfang unter den Arbeitern ,, mit treudeutschem Gruß" die Wiederanwendung einer alten Reichslügenverbandsmethode mit folgenden Worten:
,, Dann würde ich den Herrn Arbeitgebern vorschlagen, für ihre Arbeiter und Angestellten rechtsgerichtete Tageszeitungen, oder wenn das zu teuer ist, den ,, Deutschen Volksboten" zu halten. Ich mache das schon seit Jahren und halte für meine Angestellten solche Zeitungen. Den Betrag hierfür fann man auf Unto stenton to buchen. Wenn mun auch einige den ,, Borwärts", andere die Morgenpost" halten, so habe ich ihnen unentwegt meine rechtsstehende Zeitung weitergehalten und siehe da, durch diese jahrelange Standhaftigkeit habe ich gesiegt und heute lesen alle, ohne Ausnahme, den Lokal- Anzeiger" und die ,, Deutsche Zeitung". Wenn sich nur ein Teil der Arbeitgeber dazu verstehen tönnte, hätten sie mehr Friede in ihrem Betriebe, Arbeitgeber und Arbeitnehmer gehen gemeinsam in die Versammlungen, die rechtsstehenden Organisationen werden gestärkt, der christliche Glaube und die völkische Kraft erstarkt, die jüdischen Warenhäuser werden gemieden und der reelle christliche Geschäftsmann und Fabrikant tommt wieder zur Geltung." Also ,, Geschäftsmann und Fabrikant" fommen wieder zur Geltung, um das Wohl der Kapitalisten geht es, nicht um das der Arbeiterschaft, denn es wird mit keinem Wort erwähnt. Dagegen
Der russische Kommunist Rall, der als Admiral der Sowjetflotte" nach Deutschland kam, besuchte den deutschen Reichspräsidenten Hindenburg, der von der deutschen Sowjetpresse als das Haupt der Imperialisten" bezeichnet zu werden pflegt. Der Kommuni Rall läßt sich, wie unser Bild zeigt, von der deutschen Reichswehr militärische Ehrenbezeugungen- ,, Präsentiert das Gewehr!" darbringen.
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wird das Unternehmertum aufgefordert, zur Pflege der eigenen Interessen den Arbeiter zum Agitations objett zu nachen und die hierfür notwendigen Mittel dem Arbeitsertrage des Arbeiters, dem ,, Unkostenfonto" aufzupaden. Die großfapitalistischen Geldgeber des ehemaligen Reichslügenverbandes -die Kirdorf , Fürß Pleß, Graf Schaffgottsch u. a. m.- werden entzückt darüber sein, daß ihre alten Agitationsmethoden in der Hugenberg - Partei wieder zu hohen Ehren kommen, und im deutschnationalen Wettbewerb mit den Nationalsozialisten um erhöhte Subventionen dankbar beide Parteien berücksichtigen.
Aletsch", die Rehberge!
Von dem neuen Volkspark auf dem Wedding sagt Franz Fischer in der Roten Fahne":
In der Tat. Diese Parkanlagen sind schön und gewaltig an Ausmaß. Doch der Moskauer Kulturpart steht noch turmhoch über diesem Park."
Zur Schande Berlins müssen wir allerdings gestehen, daß sein Stadtteil Wedding nicht so groß ist wie Moskau und daß feiner der Berliner Berge, sei es der Kreuzberg oder seien es die Müggel- und Rehberge, turmhoch sind. Ist daran auch die SPD. schuld?
Die Wochenschrift der Psychiater.
Der Presseausschuß des Reichsverbandes beamteter Irrenärzte ( E. B.) schreibt uns zu dem Artikel Aus einem Irrenhause" von Dr. Moses vom 17. August:
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,, Der Reichsverband deutscher Psychiater gibt nicht die Psychia frisch Neurologische Wochenschrift als Verbandsorgan heraus, sondern benutzt nur diese Zeitschrift, die schon lange vor seiner Gründung bestand, zu seinen Veröffentlichungen. Er hat keinen Einfluß auf die Schriftleitung. Der Herausgeber, Herr Sanitätsrat Dr. Bresler, ist auch weder Vorsiger der noch Vorstandsmitglied des Reichsverbandes.
Diese Richtigstellung soll feinerlei Stellungnahme zu seinen Darstellungen oder zu der Kritik von Herrn Dr. Moses enthalten."
„ Graf Zeppelin" vor dem Start.
Totio, 21. Auguft. martensammler aus ganz Ostasien bestürmen die Botschaft, um Briefumschläge und Postkarten mit dem Stempel des Zeppelinfluges zu erhalten. Sie bieten teilweise sehr hohe Summen dafür. Totio, 21. Auguft.
Die Vorbereitungen für den Weiterflug des Graf 3eppelin" nehmen einn glatten Verlauf. Die Materialergänzung schreitet gut fort. Die Motoren befinden sich in befter Berfaffung. Heute Mittwoch abend wird das Schiff startbereit sein, um dann am Donnerstag früh zur dritten Etappe des Weltfluges zu starten. Die Wetterlage ist günstig. Den Flug über den Großen Ozean werden von japanischer Seite je ein Marine- und Armeeoffizier sowie ein Pressevertreter mitmachen.
Der gestrige Empfangstag ist programmäßig verlaufen Die Begeisterung der japanischen Bevölkerung für den Zeppelin und seine Besatzung hält unvermindert an. Ueberall stößt man auf besondere Anzeichen deutsch freundlicher Stimmung der Japaner. Der Zustrom zur Besichtigung des Luftkreuzers iſt ungewöhnlich groß.
Große Freude bereitete den Empfängern die vom ,, Graf Zep pelin " mitgebrachte Post. Das Luftschiff wird auch erneut wieder Boft für Amerika und Deutschland mitnehmen. Die Brief
Auch heute strömen riesige Menschenmassen hinaus zum Flughafen asumigaura, um den„ Graf Zeppelin" in der Nähe zu sehen, und nach wie vor bleibt die Landung des Luftschiffes der Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Der Besatzung des Luftschiffes werden immer neue Abwechslungen geboten, und viele Japaner haben, um ihrer Bewunderung für den Flug Ausdruck zu geben, Offizieren und Mannschaft des Luftschiffes Ehrengeschenke übersandt.
Inzwischen schreitet die Füllung des Traggases und die Uebernahme neuen Betriebsstoffes rüftig vorwärts. Da auch die Wetterlage für die Weiterfahrt günstig erscheint, so dürfte der auf Donnerstag 4 Uhr früh festgesetzte Abreisetermin keine Aenderung erfahren.
196Ein Skandal zum andern!
Reichsaufsichtsamt und Frankfurter Allgemeine ".
Das Reichsaufsichtsamt für Privatversicherung hat zur Ents| darauf aufmerksam gemacht, daß die Frankfurter Allgemeine fich schuldigung seines Versagens in der Angelegenheit des Frankschuldigung seines Versagens in der Angelegenheit des Frankfeine Hausbank zugelegt habe, deren Finanzgeschäfte nur noch furter Versicherungsstandals eine Erklärung ver- sehr lose zu dem Arbeitskreis eines Versicherungskonzerns gehörten. öffentlicht, die unsere Leser schon fennen. In dieser Erklärung wird behauptet, das Reichsaufsichtsamt habe von den Schwierigkeiten bei der Frankfurter Allgemeinen erst durch die Presse Kenntnis erhalten, da die in Betracht kommenden Geschäfte weder aus der Bilanz noch aus dem Geschäftsbericht; noch aus den dem Reichsaufsichtsamt sonst einzureichenden Unterlagen erkennbar gewesen seien.
Das Reichsaufsichtsamt beruft sich also darauf, daß es selbst nichts gefunden, aber bisher auch in der Presse über die Frankfurter Allgemeine und deren Schwierigkeiten nichts gelesen habe.
Das sieht so aus, als ob im Reichsaufsichtsamt nicht einmal Zeitungen gelesen werden. Zum Beweise dafür sei darauf hingewiesen, daß am 2. Juni 1929 die Frankfurter Zeitung " den jüngsten Geschäftsbericht der Frankfurter Allgemeinen ausführlich besprochen hat. Dabei wurde darauf aufmerksam gemacht, daß in dem Geschäftsbericht nichts über eine ganze Anzahl von Bantinteressen gesagt werde, die zum Konzernfreis der Frankfurter Allgemeinen gehören. Die Frankfurter Allgemeine sei
fast der einzige deutsche Versicherungskonzern,
der solche Geschäftsbeziehungen im eigenen Kreise pflege. Es sei unbedingt zu fordern, daß diese Art der Betätigung auch im Geschäftsbericht näher erwähnt werde. Der Bericht lasse das Bedürfnis nach ausreichender Information unbefriedigt. Dann heißt es in dem Bericht der Frankfurter Zeitung " wörtlich weiter:
,, So läßt der Geschäftsbericht der Frankfurter Allgemeinen das Bedürfnis nach ausreichender Information unbefriedigt. Hierzu gehört vor allem auch die Tätigkeit der Frankfurter Industrie Kredit- G. m. b. H., über welche die recht umfangreiche Tätigkeit der Frankfurter Allgemeinen bezüglich ihres Konzerns in der Abzahlungsfinanzierung läuft. Und dazu gehört weiter die Arbeit der Allgemeinen Kredit G. m. b. 5. in Berlin usw., zumal die durch Verpfändungen gedeckte Arbeit auf diesem Gebiete auch mit umfangreichen Redistontierungsgeschäften verbunden ist. In der gleichen Richtung des Bedürfnisses nach vermehrter Information liegen die hypothetenausfallgarantien und andere Geschäfte.
Das Vorhandensein einer Hausbank berge die Gefahr in sich, daß der Frankfurter Bersicherungskonzern zu einer Ablenkung seines eigentlichen Aufgabenfreises fomme. Am 21. Mai 1929 veröffentlichte der Reichsanzeiger" die erste Bilanz der Hausbank der Frankfurter Allgemeinen!
Die Bilanz der Südwestdeutschen Bank A.-G., Frankfurt a. M., - um dieses Finanzinstitut handelt es sich ist in ihrer Dunkelheit und Verschleierung ein negatives Musterbeispiel. Darauf ist in der Handelspresse sehr deutlich hingewiesen worden.
Es war wieder die Frankfurter Zeitung ", die darauf aufmerksam machte, daß die Frankfurter Allgemeine sich
in einem für das deutsche Versicherungswesen verhältnismäßig großen Rahmen mit befreundeten Bank- und Banfierfirmen umgeben habe, ohne daß ein eigentliches Bedürfnis dafür erfennbar sei.
Bei den vielseitigen Gesellschaften des Versicherungskonzerns fönnten folche Banten möglicherweise ja nüßlich sein, aber man fönne nicht erfennen, welche anderen Finanzoperationen dauernd oder gelegentlich über dieses Konto geleitet würden.
Die vorstehenden Feststellungen genügen wohl als Beweis dafür, daß das Reichsaufsichtsamt nicht einmal die Zeitungen gelesen hat, obwohl es in seiner Erklärung die Presse als Informationsquelle ausdrücklich zittert.
Wenn jetzt das Reichsaufsichtsamt sich etwa auf die Ausrede zurückzieht, daß ja die Autoversicherung nicht dem Reichsaufsichtsami unterstehe, so ist darauf hinzuweisen, daß ja die Frankfurter Allgemeine schon auf verschiedenen Gebieten des Abzahlungskredites im ungünstigen Zusammenhang genannt worden ist. Berluste aus dem Bant- und Absatzfinanzierungsgeschäft der Frankfurter Allgemeinen wurden bekannt, als die Nähmaschinenfirma Gerster in Reutlingen zusammenbrach. Ebenso wurde von Berluften der Frankfurter Allgemeinen gesprochen, als es bei der Automobilfirma Mertlich u. Grün in Köln zur Aufdeckung großer Betrügereien fam. Ebenso war die Frankfurter Allgemeine in den Zusammenbruch der Perser- Teppich- Handelsgesellschaft, Frankfurt a. M., verwickelt.
Das hat das Reichsaufsichtsamt also nicht gelesen, obwohl merkt. Es ist dringend notwendig, die innere Organisation des es sich auf die Presse als seinen Informator beruft.
Aber die Frankfurter Zeitung " ist es nicht allein ge= wesen, die das Reichsaufsichtsamt aufmerksam machte, ohne daß dieses Reichsaufsichtsamt aufmerksam geworden wäre. Schon am 22. März 1928 hat das Magazin der Wirtschaft" öffentlich
Bon all diesen Tatsachen hat das Reichsaufsichtsamt nichts geReichsaufsichtsamtes und ihre gefeßlich umschriebenen Funktionen einer gründlichen Revision zu unterziehen. Der Fall der Frankfurter Allgemeinen ist wieder ein Beweis dafür, wie notwendig es ist, daß die Versicherung der Verstaatlichung entgegengeführt wird. Kurt Heinig .
Stichflammen aus dem Straßenpflaster eine größere Ausdehnung verhindern und löschte den Brand in
Ein Arbeiter schwer verbrannt.
Bei den Bauarbeiten auf dem Morihplatz ereignete jich heute früh, wenige Minuten nach 8 Uhr, ein eigenartiger Unfall. Aus dem Erdreich schlugen plöhlich mehrere lange Stich flammen hervor und verletzten den an dieser Stelle beschäftigten Polier Walter Kohs aus Dallwih bei Hoppegarten schwer.
Zuerst war das Gerücht verbreitet, daß infolge eines Bruches der Hauptgasleitung eine Explosion erfolgt sei. Wie die späteren Ermittelungen der Feuerwehr jedoch ergeben haben, ist die Ursache auf einen Kurzschluß durch Zertrümmerung eines elefBolier K. hatte mit einer Brechstange das Stromkabel, das etwa trischen Kabels des Lichtnezes der Bewag zurückzuführen. Der Meter im Erdreich lagert, getroffen und zerstört. Es entstand Rurzschluß, und im nächsten Augenblick schlugen mehrere Stichflammen hervor. K. erlitt schwere Verbrennungen im Gesicht; er mußte ins Urbanfrankenhaus überführt werden.
Die alarmierte Feuerwehr erstickte das Feuer durch Aufwerfen von Sand. Nachdem das Kabel stromlos gemacht worden war, fonnte sofort die Auswechslung der zerstörten Leitung vorgenommen werden. Die Gas rohre, die in weiter Entfernung parallel zu den Stromkabeln laufen, blieben völlig unbeschädigt.
Der gesamte Straßenbahn- und Fuhrwerksver fehr vom Moritzplatz in Richtung Jannowihbrücke mußte von 8.20 bis 9.40 Uhr umgelenkt werden.
Im Metallwert Laue in der Residenz str. 62/69 in Reinickendorf - Ost entstand gestern abend gegen 11 Uhr in einer
Ab Freitag dieser Woche
erscheint im» Abend« die spannende
Geschichte eines Tischlerjungen
Von Wilhelm Mitschke
3inttammer eine Schaldecke ein Brand. Die Feuerwehr fonnte etwa 1½stündiger Tätigkeit. Der entstandene Schaden ist durch Versicherung gedeckt.
In der vergangenen Nacht gegen 2 Uhr brach im rechten Seitenflügel des Grundstücks Marienburger Str. 25 aus noch nicht festgestellter Ursache im Dachgeschoß ein Brand aus, der durch das rajche Eingreifen der Feuerwehr bald gelöscht werden konnte, che er größeren Umfang annahm. Der Sachschaden ist nur gering.
Bluttat im Dorfe.
" Wenn nur der da draußen faputt würde."
Oberkochen ( Württemberg ), 21. August. Die beiden Brüder Joseph und Vincenz Dürr, die hier verheiratet sind und als ruhige, stille Menschen gelten, besuchten ihren in Elchingen wohnhaften Schwager, den Statschweizer Weber, um von ihm die Herausgabe einer 14jährigen Stieftochter zu verlangen, die dieser fortgesetzt mißhandelte.
Joseph Dürr, der den im Bett liegenden Schwager zuerst allein in seiner Kammer aufsuchte, erhielt von diesem nach kurzem Wortwechsel mit einem schon bereitgehaltenen Stilettmesser einen so muchtigen Stich, daß Magen und Leber durchbohrt wurden. In dem darauffolgenden Handgemenge trug auch der inzwischen zu Hilfe geeilte Bruder Vincenz fünf Stiche, die ihn schwer verletzten, davon. Trotz der schweren Verwundungen eilten die beiden Brüder auf die Straße und wollten wieder auf Weber eindringen, als dieser im Hemd und mit dem Messer in der Hand unter der Haustür erschien. Joseph Dürr erhielt bei dieser Gelegenheit noch einen Bauchst ich und wurde dann von seiner ihn begleitenden Frau weggezogen. Er brach nach kurzer Zeit auf der Straße zusammen und starb noch in der Nacht im Krankenhaus. Die Verlegungen seines Bruders sind schwer, doch nicht lebensgefährlich.
Der Täter wurde festgenommen und äußerte bei der Abführung: Wenn nur der da draußen( gemeint war der in einem Bauernhaus liegende Joseph Dürr) kaputt würde," Der Berstorbene wat erst vier Wochen glücklich verheiratet.