Nürnberg , 21. August. Am dritten Verhandlungstage ergriff Herr Dr. Bendig, Chefarzt der Ambulatorien des Berliner Krankenkassenverbandes das Wort zu seinem Referat
,, Sexualberatung und Krankenversicherung".
Er ging von den Folgen der Ueberfruchtbarkeit, d. h. der zu häufigen Geburten für die Arbeiterfrau und die Arbeitertinder aus. In Deutschland würden 9 Proz. aller Kinder unehelich geboren. Im 2lter zwischen 20 und 35 Jahren seien 4 Millionen Personen un= verheiratet. In Frankfurt a. M. in den städtischen Entbindungsanstalten stammen von 100 unehelichen Geburten 36 von nicht Eingeborenen, ein Beweis für das Abschieben der unehelich Geschwängerten in die Stadt. Die Sterblichkeit in Frank furt sei auf 100 ehelich erstgeborenen Kindern 3,75 Pro 3., bei
100 unehelichen 13,3 Broz.
beugende Fürsorge treiben sollen, von den Ortstranfenfaffen in Dresden , Leipzig , Frankfurt a. M. Segualberatung getrieben. Das offizielle Organ der fächsischen Aerzteidhaft hat zu dem Beschluß der Leipziger Ortstrantenfassen an die weiblichen Mitglieder Schußmittel auszugeben, geschrieben:
Dieser Beschluß betrifft hoffentlich nur die verheirateten Mitglieder, da es ja sonst eine Begünstigung der Unzucht barstellen mürbe."
In Berlin bestehen zurzeit bei den Ambulatorien sechs Be ratungsstellen, die im Berichtsjahr von 1500 Patientinnen aufgesucht wurden. Davon verlangten 80 Broz. Mittel zur Geburtenverhütung, 4 Broz. Serualberatung, die übrigen suchten aus anderen Gründen Rat und Hilfe. Diese 1500 Frauen hatten 4660 Schwangerschaften hinter sich, aus denen 2500 lebende Kinder resultieren. Die 200 Unperheirateten hatten 94 Schwangerschaften, davon lebten 36 Kinder. Häufig handelt es sich mur um zeitliche Geburtenverhütung Der Redner mies dann auf die Folgen nicht sachgemäß vorwegen Fehlen der Wohnung, Arbeitslosigkeit und ähnlichen Notgenommener Aborte, auf die späteren Entbindungen bei Frauenständen. In allen Beratungsstellen sind erztinnen tätig, die hin und zitierte dabei russische Feststellungen. Dann berichtete er von Untersuchungen im Jahresbericht der AOK. Berlin , durch eine Untersuchung den anatomischen Bau der Organe feststellen, daß bei Familien, die zwei Stuben und eine Küche bewohnen, dann den Frauen die entsprechenden Mittel geben und sie im Gebrauch erst jede 23. Familie einen Kindestodesfall habe, während bei unterrichten. Daß leider noch keine Idealmittel existieren, beruht zum Wohnungen aus einem Raum, wo zwei Bersonen wohnen, auf Teil auf dem mangelnden Interesse der staatlichen Institute an sosechs Familien ein Kindertodesfall, bei neun Personen pro Raum zialen Fragen. Allen Gegnern der Che und Sexualberatungsschon auf 0,8 Familien ein Kind stirbt. Die wohlhabenden stellen sei gesagt, daß heutzutage fast jede Frau, die fein Kind ausFrauen haben nur die Hälfte der Geburten der Arbeiterfrauen, tragen will, die Möglichkeit zur Abtreibung findet. mährend diese eine dreifache Kindersterblichkeit haben.
In München gab es 1926 durchschnittlich auf eine Che 1,8 Kinder, bei 725 Familien mit durchschnittlich 3,4 Kindern fanden fich jedesmal mehrere ich mach sinnige Kinder. Die große foziale Bedeutung der Ehe- und Segualberatung besteht nach dem Referenten darin, daß durch die Präventivmittel die kriminellen Aborte, die ganz besonders die Gesundheit der Arbeiterfrauen bedrohen, vermieden werden. Daß die Frauen, wenn sie eine Eheberatungsstelle aufsuchen, einen Schutz vor einer ungewünschten Schwangerschaft wünschen, beweist das Versagen vieler Eheberatungsstellen in Großstädten, mo mur 50 Personen im Jahre tamen, weil dort feine Schußmittel ver abfolgt wurden. Außer in Berlin wird noch, im Einflang mit der Reichsversicherungsordnung, wonach die Krantentassen vor
Da leider hier piele Kommunen versagen, haben die Kranfenfassen als die berufenen Hüter der Gesundheit der breiten Massen die Aufgabe, bahnbrechend im Interesse der Arbeiterfrauen zu handeln..
Im Anschluß tam es noch wegen der Sagungsänderung zu einer großen Debatte, die mit einem Bertagungsantrag endete.
Das Intereffe der Bersammlung an allen gesundheitlichen Fragen und die Leitung und Vorbereitung der Tagung durch die Genossen Ahrens, Lehmann, Kirchhoff, Bohlmann und Dtraß beweisen von neuem, daß der Hauptverband deutscher Krantenfaffen ein Stüßpfeiler im Kampf der Arbeiterschaft für die gesundheitliche und fulturelle Hebung ist. Dr. med. Norbert Marx.
Arme Teufel vor Gericht.
Dia armen Teufel vor Gericht sind die Bedauernswertesten. Ihre| 3bei andere Leute bei dem Schlafenden zu schaffen gemacht hättet. ergehen sind meist geringfügig. Und wie sie sich in ihr fümmerliches Schicksal fügen, so fügen sie sich auch in die Strafe. Ist diese klein, so find sie dem Richter nicht weniger dankbar, als wenn er fie frei gesprochen hätte. Sie sind derart an Nackenschläge des Schicksals gewöhnt, daß seine Gunst sie innerlich fast unberührt läßt....
Er wollte ihn nur wecken.
Man hat dem Mann wirklich unrecht getan: er wollte ihn ja nur meden! Man beschuldigte ihn aber des Diebstahls von sechs Rasiermessern und brachte ihn vor den Schnellrichter. Sein Strif register meist 13 Borstrafen auf; acht für Hausfriedensbruch, eine für Bettelet, zmei für Glücksspiele und nur eine für versuchten Diebstahl. Auch damals hat er einen Schlafenden anscheinend ,, nur weden" mollen. Diesmal bestimmt! Ein Schupobeamter beobachtete ihn, mie er sich zu einem Schlafenden setzte und mit der Hand in dessen innere Rocktasche fuhr. Es war zwar Nacht, die Beleuchtung nicht erstklassig, der Wachtmeister hatte aber ganz genau hingesehen. Als er den Uebeltäter fassen mollte, lief dieser davon, stolperte und murde eingeholt. Dem Schlafenden, der unterdes geweckt worden mar, fehlten sechs Rasiermesser. Er war Friseur. Bei dem der Tat Verdächtigen fand man sie nicht. Er habe sie auch nicht genommen, ertlärte er; im Gegenteil, er habe beobachtet, wie sich turz vorher
Theater, Lichtspiele usw.
Staats- Oper
Unter d. Linden
Geschlossen!
Mittwoch, 21. 8.
Städt. Oper
Bismarckstr.
712 Uhr Turnus IV
Fidelio
Staats- Oper Staatl. Schausph.
Am Pl.d.Republ.
Geschlossen!
am Gendarmenmarkt
Geschlossen!
Staatl. Schiller- Theater, Charith.
Geschlossen.
Rose
in
Naß oder Trocken?
Theat.am Kottb.Tor
Kotfb. Str. 6 Tägl. 8 Uhr EliteSänger
Die AugustSensation
Strippke's in der Sommerfrische
Lustspielhaus Täglich 8 Uhr
Du wirst mich
heiraten!
Rundfunkhörer
halbe Preise.
Vorverkauf auch im
Täglich& 15 Uhr
Der kleine Kuppler
Lustspiel i. 3Akt.v.Armont u.Gerbidon
Gartenbühne 5.30 Uhr
Konzert und bunter Tell D.1. Norden 12310
8.15 Uhr:
8U. Ende gegen 11
..Bis früh um fünfe" Die Fledermaus
***
Musik v. Joh. Strauß. Regie:
Werden Sie Abonnent des Rose- Theaters Max Reinhardt Verlangen Sie kostenlose Zusendung Musik. Einrichtung der Abonnements- Bedingungen E. W. Korngold . Ausstattg. L. Kainer
Gerade das sei der Grund gewesen, weshalb er den Mann habe weden wollen. Er sei ihm auch gar nicht in die Tasche gefahren. Der Staatsanwalt beantragte fünf Tage Gefängnis megen versuchten Diebstahls. Der Richter sprach den Mann frei: man könne nicht wissen, vielleicht habe er ihn doch nur weden wollen. war es ein weiser Richter.
Er wollte nur etwas zu essen finden.
Diesmal
Der Mann trägt den hübschen Namen Nikodemus und ist aus Polen gebürtig. Seine Vergangenheit zeigt eine Strafe von sieben Monaten für schmeren Diebstahl und ein Paßver gehen. In Deutschland ist er seit 1914. Zwischendurch arbeitete er, öfters aber hungerte er. So drückte er sich eines Tages um einen Eiswagen herum. Stundenlang stand er an den Zaun gelehnt und les in einer Zeitung. Plötzlich war er am Eiswagen. Er ist in Ihrer Kasse drin", sagte eine Frau zu der Eishändlerin. Er war tatsächlich drin. Die Frau holte den Wachtmeister und der Mann mußte vor den Schnellrichter. Was er in der Kaise wollte? Ich wollte mas tlauen zum Effen." In der Kasse zum Essen?"„ Ja, 3 um Essen." Der Staatsanwalt beantragt 14 Tage wegen ver suchten Diebstahls. Db er noch was sagen wolle, der Staatsanwalt
habe 14 Tage beantragt. Ja, ja", meint Nitodemus. Dann er geht das Urteil: 2 Wochen Gefängnis.
Er weiß von nichts.
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3mar fand man in seinem Rudjad elf geschlachtete Hühner, und zwar waren diese Hühner in der gleichen Nacht gestohlen er er flärte aber: ich weiß von nichts. Man glaubte ihm nicht und brachte thn vor den Schnellrichter. Womit er sich beschäftige? Er fei Ge legenheitsarbeiter und verdiene 4 bis 6 Mart am Tage. Da brauchen Sie doch keine Hühner zu stehlen?!" ,, habe auch keine ges stohlen." Allerdings ist dieser Achtundpierzigjährige vorbestraft. Ein mal wegen einfachen Diebstahls im Jahre 1921 und sieben Jahre später wegen Diebstahls und Unterschlagung zu sechs Wochen Gefängnis. Die Polizei bezichtigt ihn auch der Vagabondage, da er fich trotz wiederholter Aufforderung keine Wohnung besorgt hatte. das gibt er ohne weiteres Eine Wohnung besißt er wirklich nicht 3u, aber Hühner gestohlen?! Nein, auch das hatte er nicht. Wie tam er aber zum Rudsad? Ja, ein Bekannter, den er so von der Gelegenheitsarbeit her tenne, hatte ihn zu ihm auf die Bank gelegt, ihn gebeten, ein wenig nach ihm zu schauen. Er war eigenidt, und als er aufwachte, erfuhr er, daß im Rucksack gestohlene Hühner seien. Wie hätte er das früher ahnen sollen! So blieb dem Staatsanwalt nichts anderes übrig, als Freispruch zu beantragen, und dem Richter, entsprechend zu verfahren. Aus dem§ 361 Abf. 8 wurde der Hühnerdieb" wegen Bagabondage zu 5 Tagen Haft verurteilt. Er bat, daß man ihm die drei Tage, die er im Polizeigewahrsam ge. feffen hatte, anrechne. Das wird vielleicht nach dem neuen Gesetz möglich sein, meinte der Richter, im Augenblic sei es aber unmöglich."
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Der Streit der Bauschloffer.
Heute Schlichtungsverhandlungen.
Heute vormittag waren im Saalbau Friedrichshain etwa 1500 streikende organisierte Bau- und Geldschrankschlosser versammelt, die schon seit vier Wochen im Kampf um die Verbesserung ihrer Lohn- und Arbeitsbedingungen stehen. Die Versammlung hatte mur rein informatorischen Charakter.
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Ein Mitglied der Streifleitung berichtete über das Ergebnis der am Montag mit dem Schutzverband Berliner Schlossereien geführten Einigungsverhandlungen. Wie im Vorwärts" bereits mitgeteilt, haben die Verhandlungen wegen der ungenügenden An gebote der Unternehmer trok siebenstündiger Dauer zu feiner Verständigung geführt. Die Halsstarrigkeit der Unternehmer ging so meit, daß fie die weit hinter der ursprünglichen Lohnforderung von 15 Bf. pro Stunde zurückbleibenden Gegenangebote der Verhand lungskommiffion der Bauschlosser glatt zurüdmiesen und mit lächer. lich geringen Zugeständissen aufmarteten..
Der Berichterstatter mies schließlich auf die heute vormiffag von Amts wegen eingeleiteten Berhandlungen hin, von deren Berlauf er sich angesichts der Ergebnisse der bisherigen Verhandlungen menig versprach.
Infolge der völlig veränderten Situation durch das amiliche Eingreifen des Schlichtungsausschusses be fchloß die Versammlung gegen eine Stimme, von jeder Diskussion über den durch die Entwicklung überholten Bericht abzusehen und erst den Ausgang der heutigen Verhandlungen ab
zuwarten.
Die nächste Vollversammlung der streifenden und ausgesperrten Bau- und Geldschrankschlosser, die zu dem Ergebnis der Schlichtungs verhandlungen endgültig Stellung nehmen soll, wird am Freitag vormittag 10 Uhr im Saalbau Friedrichshain abgehalten.
Losziehung beim Sturmvogel". Die Losziehung des SturmDogel". Flugverband der Werftätigen e. V., mußte aus techmischent Gründen auf Sonnabend, den 24. August, vormittags 8 Uhr, ver tagt werden. Sie findet in den Geschäftsräumen des Zentralflughafens statt. Die Bekanntgabe der Gewinne wird Anfang nächster Woche in unserem Blatt erfolgen.
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Wetter für Berlin : Wolfig, zeitweise aufheiternd, noch ziem lich fühl ohne erhebliche Niederschläge. Für Deutschland : Im Nordosten noch einzelne Regenfälle, im übrigen Reiche langsame Besserung.
Berantwortt, für die Redaktion: Wolfgang Schwarz, Berlin ; Anzeigen: Th. Glode, Berlin . Berlag: Borwärts Berlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Borwärts Buch druckerei und Berlagsanstalt Baul Ginger& Co., Berlin SW 68, Lindenstraße 3. Sierzu 1 Beilage.
STEINMEIER
Reichshallen Theater Allabendlich 8 Uhr.
Stettiner Sänger
Sonntag, 25. August: Erste Nachmittags- Vorstellung zu halben Preisen mit vollem Programm!
Dönhoff- Bretti: ( Saal und Garten) Varieté- Tanz- Konzert
Sommer- Garten- Theater Berliner Prater
N 58, Kast- Allee 7-9. Tel, Hb. 2246 Gastspiel Gastel Beer, Gretel Lilien Die lustige Witwe Operette von Franz Lehár Dazu der große Variciéteil. Anfang Konzert 4.30. Burleske u. Varieté 6 Uhi. Operette 8.30. leden Donnerstag großer Volkstag. Jed. Mittw. Kinderfest u. Verlosung
CASINO- THEATER Lothringer Straße 37.
Täglich 84 Uhr
Der neue Eröffnungs- Schlager
Wem gehört mein Mann!
Dazu ein erstkl. bunter Teil. Für unsere Leser: Gutschein für 1-4 Personen Fauteuil nur 1.25 M, Sessel 1.75 M., Sonstige Preise: Parkett u. Rang 0.80 M.
Operette
von Offenbach Grete Finkler, Stieber- Walter
Die Komödie
11 Bismck.2414/ 7516 81% U., Ende geg. 10 Freudiges Ereignis Lustspiel von Dell und Mitchell Regie: Leontine Sagan
Lessing- Theater
Norden 10846 Gruppe junger Schauspieler Täglich 8 Uhr
- Drama Von Eleonora Kalkowska
Winter Garten*
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8 Uhr Zentr. 2819 Rauchen erlaubt Internat. Varieté Jmmer neu. immer gut
SCALA
8 Uhr
Barb. 9256
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orig.- amerikanische Revellers usw.
PLAZA
Tägl. 5 u. 815
Sonnt. 2,5 a 815 Alex. E. 4.8066
INTERNAT. VARIETE
Barnowsky- Buhnen
Theater in der Königgrätzer Straße Täglich 84 Uhr Rivalen
Planetarium
am Zoo
Verläng. Joachimsthaler Straße B.5 Barbarossa 5578 164 Uhr Sternbilder des Sommers 181 U. Von Pol zu Pol am Sternenhimmel
Theat, d. Westens Komödienhaus 201, Uhr Der Glutball
Täglich 8 Uhr Täglich 8 Uhr Sonntag 4 u. 8
Hochzeitsreise
mit
Friederike Georg Alexander
Lotte Carola
Willy Thunis,
der Sonne
Tag außer Montags
u. Mittw. Erwachs. 1 Mk., Kinder 50 Pf. Mittw.: Erwachsene 50 Pf. Kinder 25 Pf.
Telephon Steinplatz Berliner ik- Trio
5121
Neukölln.
Lahnstr. 74/751
Bäckerei/ Konditorei Café Paul Köhler
Gontardstr. 3/4, bei der Zentral- Markthalle