Eiwas derart Blödes... MückeS Llrteil über die Hitlerei. Der frühere Kapitänleutnant von Miüke war ein heroischer Kämpe im Lager der Hitlerleute. Bis er vor kurzem plötzlich diesen Gesellen den Rücken kehrte und— vorläufig— parteilos wurde. Er hatte nach den sächsischen Neuwahlen an die sozialdemokratische Landtagsfraktion die schriftliche Frage, im Einverständnis mit Hitler , gerichtet, in welcher Form ein Zusammenarbeiten mit den Nationalsozialisten bei der Regie rungsbildung möglich sein könnte.. Diese Frage hat, als sie bekannt wurde, den tapferen Adolf Hitler bewogen, sein vorheriges Einverständnis ab- zuleugnen. Daraufhin hat Mücke seinen Austritt erklärt. Jetzt gab er dem„Jungdeutschen" Gelegenheit, in den Briefwechsel Einblick zu nehmen, den er mit Hitler geführt hat. Darin fällt er über die Hitler-Fraktion im Sächsischen Landtag folgendes harte Urteil.- „Etwas derartig Blödes wie das Verhalkea der Frakkiou im Landtags bei der Regierungsbildung, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen... so weiter gearbeitet, würde der National- sozialismus zum Gespött... hat zur Vorbedingung Säuglingseinskellung als Politiker und als Folge moralischen Tod. Ich glaube es aussprechen zu müsien, daß je weniger die Landtags- abgeordneten in der Lage sind, selbständig zu handeln, um so mehr klare und scharfe Befehle sie von oben erhalten müsien... ich kann daher nur meinen dringenden Rat wiederholen: Geben Sie in den schärfsten Formen bedingungsloseste Be- fehle..." Fraktiousführer der Hitlerleute in Dresden ist Manfred von Killinger , einer der Bcrüchtigsten aus der„Organisation Eonsul" des Ehrhardt. Bon diesem Killinger erzählt Mücke dem„Jungdeutschen": „2lm 7. Juni suchte mich Herr Hitler in meiner Dresdner Wohnung auf, in der Hauptsache, um die Angelegenheit Kil l i n g e r zu besprechen. Denn ich hatte bereits am 25. April 1923 meine Streichung in den Listen der RSDAv. gefordert mit der Begründung, daß ich mit einem Menschen, der mich wider besseres Misten in der gemeinsten Art und Meise verleumdet hatte, nicht in einer Partei sein wollte. Herr Hitler hatte sich damals geweigert, mich zu streichen. Daraufhin wiederholte ich meine Forderung am 2. März Ilm dies« Frage zu klären, kam Herr Hitler nach Dresden ." Hitler hat die Gemeinschaft mit Killinger der Gemeinschaft mit Mücke vorgezogen. Jetzt hat er auch noch die Arbeits- gemeinschaft mit Hugenberg geschlosten. Man sieht, er ist wiklich auf dem besten Wege, die Intelligenz der sächsischen Hitlerfraktion auf das ganze Reich auszudehnen.„So etwas Blödes...!'_ Oer Gchimpfprinz verurteitt. Beleidigungsprozeß gegen Prinz zur Oppe. Glogau , 21. August.(Eigenbericht.) Vor dem Erweiterten Schöffengericht in Glogau fand heute ober- mals ein Beleidigungsprozeß gegen Friedrich Wilhelm Prinz zur Lipp« auf Trogclwitz statt. Dieser hatte, wie erinnerlich. im Verfolg seines ersten Prozssies folgenden beleidigenden Brief an den Landgerichtspräsidenten gesandt: Werter Herr Landgerichtspräsident! Wie au? der Republikanischen Beschwerdestelle nahestehenden Kreisen verlautet, steht Ihr« Beförderung zum Ober-- landesgerichtspräfidenten von Jerusalem bevor. Als Kriminalkommisiar soll Ihnen Assessor Pietrkowski beigegeben werden, der bevorrechtete Mann in Sachen der Frau Müller. Es freut mich besonders, daß ich als erster fi« dazu beglückwünschen kann. Mit besonderem Händedruck und Wertschätzung Ihr Prinz zur Lipp«. In der ersten Verhandlung gegen Lippe wegen Beschimpfung der Republik und ihrer Abgeordneten hotte die deutschnoiionalc Stadtverordnete Frau Justizrat Müller als Schöffin mitgewirkt. Eh« sich das Gericht damals zur Urteilsbegründung zurückzog, ging sie aus den Angeklagten zu, verbeugte sich ehrfurchtsvoll vor ihm und drückte ihm die Hand. Dann erst ging sie in das Beratungszimmer hinein, um unparteiisch über ihn zu Gericht zu sitzen. Wegen dieses Vorkommnisses hatte auf ausdrückliche Beschwerde der Landoerichis- Präsident eine Untersuchung eingeleitet. Wöhrend diese noch schwebt«, schickte Lippe ihm den unverschämten Brief. In der jetzigen Ver- Handlung wegen Beleidigung konnte man feststellen, daß Lippe heute noch von der Deutschen Republik«ine Hauptmannspension von217MarkproMonat bezieht! Trotzdem ober beschimpft er die zahlende Republik und ihre Beamten aufs bösartigste. Der Anklagevertreter Staotsanwaltfchoftsrat Pipping erklärte, er habe anfänglich an eine Mystifikation geglaubt, denn er hielt es für aus- osschlossen, daß ein gebildeter Mensch derartiges schreiben könne. Der Angeklagte habe hier einen hohen Juftizbeomten aufs verwerf. lichste beleidigt. Der Strafantrag lautet auf 1000 Mar? Geldstrafe. Das Schöfsengericht verurteilte den Schimpfprinzen mir— zu ,100 M. Geldstrafe oder 30 Tagen Gefängnis.
Oie„Banausen" aniworten. Und stellen Beengungen. halle, 21. August. Heute nachmittag trat hier die Reichsparleileiwng der Christlich- nationalen Bauern- und Landvolkpartei zusammen. Neben organisatorischenn Fragen nahm sie Stellung zu den van dem Landesverbondsoorsttzenden der Deutschnotionale n, Dr. S ch i e l e, in einem Rundschreiben gegen die Ehristlich-nationale Bauern- und Landvolkpartei gerichteten Angriffen. Die Partei- leitung der Landvolkpartei erklärt, daß sie eine umgehende .Klarstellung darüber erwartet, ob die deutschnationale Parteileitung den Standpunkt Dr. Schieles teilt. Wenn das der Fall fei, würde es der Landvolkpartei. unbeschadet ihres grundfätz- lichen Kampfes gegen unerträglich« TribuUastsn, außerordentlich erschwert werden, weiterhin im R-ichsausschuß für das Volks- begehren mit der Deutschnationalen Volkspartei gedeihlich zusammenzuarbeiten. So, nun wird Hugenberg Schiele rüffeln müsien und die „Banausen" dürfen dam: weiter das Adelsbegehren unterstützen. Trebilsch Lincoln gesucht. Die belgisch« Polizei fahndet eifrig nach T r e b i t s ch Lincoln, der kürzlich aus Holland ausgewiesen wurde. Trebitsch Lincoln war u. a. liberales Unterhausmitglied, dann Pressechef der„K a p p- Regierung", später Mönch in einem chinesischen Biiddhistenklostcr, Agent in Afghanistan u. vgl. m. Selbstbsstimmungsrecht für Eupen -Rlalmedy und St. Vish fordert im Interesse der deutsch -belgischen Zusammenarbeit«in Aufruf, den die gesamte deutsch « Presse dieses Gebiets vcröffentlläst,
Oer europäische Friede.
.-- und hat er geschworen, er meint es ehrlich mit mir!"
Die Hauptstadt und die Heimwehr Eine l�ede des Bürgermeisters Karl Geitz.
In der Wiener Vertrauensmänneroersammlung am Montag- abend, über die wir berichtet haben, war in der Debatte u. a. der Hinouswurf jener städtischen Arbeiter und Angestellten gefordert worden, die Heimwehrler sind. Als letzter Redner ging Karl S e i tz, der Vorsitzende unserer Bruderpartei und Bürgermeister von Wien , auch auf dieses Verlangen ein. Die Rede unseres Freundes ist aber auch sonst so aufschlußreich, daß wir sie wieder- zugeben für notwendig halten. Von der Versammlung stürmisch begrüßt, führte Seitz aus: . Was ist die Ursache, daß wir so verschiedene Meinungen haben über die«in,zusck>log«ndc Taktik: ob man Gewalt anwenden soll oder Vernunft, ob man appellieren soll an den Staat, an die Regierung? Das ist darauf zurückzusühren, daß wir hier unter Verhältnissen leben, in der die bisherigen Kompfformen zwischen Boar- geoisie und Proletariat nicht mehr anwendbar sind. Bisher war es so, daß man um Ideen, um Seelen gerunnen hat. daß man Menschen gewonnen hat, sie in die Organisation geführt, diese in den Dienst der Wahlbewegung stellte und daß die W a h l dann entschied. Im Bürgertum war man sich darüber klar, daß dieser Weg unweigerlich.zi: irgendeiner Zeit dazu führen muß. daß die Sa z i o l- demokrakte siegt. Mit der sozialdemokratischen Verwaltung in Wien vor Augen mußten sich die bürgerlichen Parteien sagen: Was wird dann geschehen, wenn auch im Staat dietse Parier regiert� Gewiß /»ibt es im Bürgertum Leute, und nicht wenige, die auf dem Boden der Demokratie stehen und parlamentarisch regiert wissen wollen: die auch wissen, daß die parlamentarische Regierung»- form und die Demokratie die einzigen Mittel sind, um Oesterreich für die Zeit zu hallen, die das Schicksal ihm bestimmt hat. Aber es gibt im Bürgertum auch Lev.te, die das nicht vertragen und zu jedem Mittel entschlossen sind, um dos Aussteigen der Arbeiter- klasic, der Sozioldcmokrgtie, zu verhindern. Für solche Leute gibt es eigentlich nicksts anderes als die Heimwehr. Sic können uns nicht die Macht der Argumente oder die Macht der Zahl entgegensetzen, daher versuchen sie es mit der rohen Gewalt, mi? dem Terror. Wer aber den Gedanken hegt, daß polllisch verantwortliche Faktoren, Regierungen, Behörden, sich zur Heimwehr und all ihren Praktiken bekennen sollen, der ist wahrlich ein Verbrecher an der Republik.(Zwischenruf: Ein katholischer Priester!) Denn das ist klar, wenn diest Bewegung um sich greift und wenn sich solche Vorfälle wie am«onntag wiederholen, so sühri das zu einer Gefahr für das Wirtschaftsleben, für das Proletariat, zu einer Gefahr sür die Bourgeoisie, sür die Republik , vor allem für die Stadt Wien . Es ist hier gesagt worden: Geben wir das Aufmarschverbol für Wien auf. Ich halte den Zeitpunkt für nicht gegeben.(Sehr richtig!) Wir haben mit diesem Ausmarschverbot bis zu einem großen Grade Wien befriedet. Es mag vorkommen, daß einmal einer mit einem verbotenen Stahlheln, marschiert, daß einmal ein« Gruppe irgendwo marschigrt: im großen und ganzen wird dieses Aufmarschocvbot eingeholten. Es ist nicht abzusehen, �was geschähe, wenn wir es aufhöben. Es wäre vielleicht sogar«in Flammen- zeichen. Ich weiß nicht, ob in einem Monat die Aufhebung zweckmäßig sein wird. Aber heute ist dieses Verbot gut, man soll daran nicht rütteln, und ich rate dem Landeshauptmann von Wien , nicht daran zu rütteln.(Heiterkeit.) Gestern hat der Landeshaupt. mann von Tirol sich nicht zur Heimwebr bekannt, er hat auch gesagt, daß sie den staallichsn Organen mindestens H i l f s d i e n st e zu leisten habe. Es wäre sehr naheliegend, daß der Landcshoupt- mann von Wien sich auch so eine Parteigarde suchte. Aber wir dürfen nicht in die Fehler unserer Gegner verfallen. Es läge auch nahe, daß man, wie das hier angedeutet worden ist, mit der brutalen Gewalt des Unternehmers gegen andersdenkende Angestellte oder Arbeiter vorgeht. Ich holte das für höchst unzweckmäßig und würde meine Hand n i e da-u bieten. Wenn jemand �sich eine Verfehlung zuschulden kommen läßt, so muß dafür Sühne geschaffen werden. Aber jemanden von vorn- herein wegen semer politischen Einstellung in seinem Berus verfolgen, ist nicht nur nicht gerecht, sondern praktisä) nicht möglich. Wenn dem Genossen irgend etwas bekannt ist von einer Verfehlung eines Bcamien oder Angestellten bei der Straßenbahn, sei es der höchste oder der unterste, so möge er es mir mitteilen. Und wenn das ein zu verfolgendes Delikt ist. so wird der Bc- treffende verfolgt werden. Wenn aber jemand sagt: Du sozialdemokratische Sladtvcrwal. tung. verfolge den oder jenen, denn er hat die oder jene Ge. sinnung. und wenn jemand mich zu einer solchen Handlung zwingen wollte, so würde Ich an diesem Tag« meinen Posten verlassen. (Lebhafter Beifall.) Das heißt nicht, daß irgendein Vergehen unge- sühnt bleiben soll, aber es muß gesühnt werden in den normalen Formen des Rechts und nicht mit Unrecht. Weh« uns. wenn wir auf das Niveau der Luegersi himmterfteigen wollten!(Der
christlichsoziale Bürgermeister Dr. Lueger hat Andersdenkende rück- sichtslos entlassen, so auch den Lehrer Karl Seitz . Red. d.„Vorm.") Weh« der Arbeiterschaft, wenn der Grundsatz einmal ein» risse, daß jeder Unternehmer seine Angestellten nach der G e s i n» nung behandelte! Wenn so etwas irgendwo geschieht, haben wir uns dagegen zu wehren, aber wir haben nicht das gleiche zu hm. Eines müssen wir dem Bürgertum und auch der Regierung sagen: So rubig, so besonnen die österreichische Arbeiterschaft auch ist- diese Arbeiterschaft mit ihrer Tradition aus den Zeiten der finstersten Reaktion wird nie niedergerungen werden, wie es anderswo geschehen ist. Sie mit Gewalt niederringen wollen, hieße alles, was überhaupt hier an Werten besteht, gefährden.(Stürmischer Beifall.) Wenn sich alles geändert Hot in Oesterreich , die Arbeiterschaft und der gute Geist der Abwehr, der Kampsgeist und der Mut der Arbeiter, das alles ist heute, wie es vor dreißig Jahren war. Ich glaube, wir werden in der nächsten Zeit ein sehr ernstes Wort zu reden haben mit allen Verantwortlichen und allen jenen. die die Heimtvehrbeweglmg mi! Reden und oicherswie unterstützen. Sie haben in der Heimwehr Leute aus den allertiefsten Niederungen gesammelt, v o m Fürsten bis zum Lumpen- Proletarier, aber nicht der arme Teufel, der nimmt, ist der eigentlick?« Verbrecher, sondern die Geldgeber. Man kann kein« Programme entwerfen gegen einen solchen Gegner, der selbst kein Programm hat. Man muß nur in jedem Augenblick gewappnet sein. den Schutzbund stark machen, bereit sein zur Abwehr. Die beste Taktik ist die gut« alte: den Kampfgeist, den M u t in der Ardeiterscbaft erhalten, die Gegner zur Heber, zeugung zu bringen, daß die Zlrbciterschaft mit oller Kraft verteidigen wird, was sie zu verteidigen hat.(Stürmischer, anhaltender Beisoll.) Der Messerstecher von Erlaa. Wien , 21. Zlugust.(Eigenbericht.)' Der wegen der B l t t o t bei E r l a a verhaftete Oskar Seid! ist 21 Jahre alt und hat früher in Wien gewohnt. Im August übersiedelte er mit seiner Mutter nach dem nahen Vasendorf, wo seine Mutter einen Kleinhandel mit Gemüse betrieb. Tws(Befristist der Mutter geht sehr gut, so daß sie als wohlhabend gilt. Der Sahn lieh sich von seiner Mutter erholten und hat trotz seiner 24 Jahre nie einen ordentlichen Beruf ausgeübt. Die Zentralleitung des Republikanischen Schutzbundes veröfsentlicht folgende Erklärung:„Die Bundes» führung der Heimwehr behauptet in einem Aufruf, daß der Heim» wehrmonn Franz Jonisch ren„verhetzten Mitgliedern des Republi. konischen Schutzbundes auf tierische Weis« ermordet" worden ist. Demgegenüber erklären wir, daß der Oskar Seidl, der die tödlichen Messerstiche gegen Ionisch führte, niemals Mitglied des Republikanischen Schutzbundes gewesen ist. Er hat wohl vor 8 bis 6 Wochen um Ausnahme in die Schutz» bundgruppe Bösendorf narizgesucht, ist aber von der dortigen Gruppenleitung sofort energisch abgewiesen worden, weil er ihr als Trunkenbold und Raufbold bekannt war. Die gegenteiligen Behauptungen der Bundesführung der Heimwehr sind leicht- fertige Lügen." Oie Anfchlußbewegung. Amerikanische presseleute in Wien . Eine größere Reisegesellschast von Journalisten englischer und deutscher Blätter in USA . besuchte vor kurzem auf ihrer Deutsch » landreise auch Wien . Im Sitzungesaal des Nicderästerreichischcn Landtages, von dem 1848 die Revolution ausging und wo 1918 im November die Rcichsratsobgeordneten der deutschen Wahlbezirke Altösterreichs als Vertretung Deutschösterreichs dieses Land als demokratische Republik und Bestandteil der Deutschen Republik proklamierten, sprachen zu den Gästen der Vizepräsident des Bundesrates, llniversitätsprofessor Dr. Hu gelmann und der erste Kanzler der Republik , unser Freund Dr. Karl Renner über Geschichte, Wesen und Selbstbestimmungsrecht Deutsch - Österreichs. Renner berichtete u. a., daß die neuen Gesetze und Gesetzkommentare Deutschösterreichs nicht mehr ge- druckt werden, weil die Auflage dafür zu Nein ist! Di« Gäste aus USA . versicherten, wie tief sie die beiden Vor- tröge ergriffen haben und daß sie fortan in dem Land Woadrow Wilsons für die Gewährung des von ihm verkündeten Selbst- bestimmungsrechtes der Völker auch für Deutschösterreich eintreten werden.