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Freitag 23. August 1929
Unterhaltung unö Wissen
Beilage des Vorwärts
mardy Worm: ÄM' gllflllHifcIlllll
Sherlock Holmes   junior sah in seinem Arbeitszimmer und dachte angestrengt nach. Das war seine gewohnt« Beschäftigung Um seinen Gtist anzuregen, steckte er etwas Radiergummi und ein« kleingeschnittene Käserinde in die glimmende Shagpseife und machte einige kräftige Züge. Plötzlich schrillte die Korridorklingel. Die Nasenflügel des Welt« detektivs begannen zu flattern. Aber er erhob sich nicht um zu offnen. Das überlieh er seiner Wirtschafterin. Sherlock Holmes   oernahm einen aufgeregten Wortwechsel. Hell schrillte die Stimme der Wirtschafterin:Nein, ich sage Ihnen doch, daß der Meister nicht zu sprechen ist. Er denkt nach. Er weiß nicht, wohin er seine Steuererklärung gelegt hat." Daraus die tiefe Stimme eines Mannes:Ich muß ihn aber unbedingt sprechen. Es geht auf Leben und Tod." Ein befriedigtes Lächeln zuckte um die Mundwinkel des De- t?ktios. Eine klein« Mordaffäre kam ihm gerade recht. Sherlock Halmes zog seinen vorzüglichen Browning aus der Tasche und schoß in den Kronleuchter. Das war ein veoabredetes Zeichen, einen Besucher zu empfangen. Eine Sekunde darauf öffnete sich die Tür und Miß Buttler reicht« eine Bisitenkarte herein.Joe Sunlight" stand daraus. Wester nichts. Ein elegant gekleideter Herr trat ein. Seine Miene drückte äußerste Bestürzung mm. Im linken Knopfloch trug er einen Meerrettig. Bitte, nehmen Sie Platz, Mr. Sunlight!" sagte Sherlock Holmes   gewandt. Er verfügte, je nach Bedarf, über die Manieren der vornehmen Welt. Der Besucher siel überrascht in den Klub- sesscl.Woher kennen Sie meinen Namen?" stominette er erstaunt. Woher ich das weiß? Ich bin Sherlock Holmes  . That's alll* Er sprach natürlich alles englisch  , weil das seine Muttersprache war. Also, Mr. Holmes, ich muß Sie in einer dringenden An- gclegcnheit sprechen."Ich weiß", sagte der Weltdetekttv.Was macht übrigens die Lissy vom HotelContinental"? Der Besucher starrte Holmes mit offenem Munde an.Sind Sie allwissend?" Der Detektiv spritzt den Inhalt eines Tintenfasses auf den Perser Teppich.Eine verdonimte Hitze heute. Tinte saugt die Wärme auf." Mr. Sunlight ahnte nicht, welche Absicht Holmes mst dem Tinteverspritzcn verfolgte. Er kannte nicht die Hilfsmittel moderner Kriminalistik. Woher ich weih, daß Sie im HotelEonttnental" logiert haben? Ich weiß sogar noch mehr. Sie kommen in der An- aokezenheit eines Gummischuhs." Der Leser kann sich dos Ent- setzen des Mr. Sunlight ausmalen. Der war einfach baff, platt, um vulgäre Ausdrücke zu gebrauchen. Holmes fuhr mit metallisch klingender Stimme fort:Passen Sie auf: Die Sohle Ihres linken Schuhes trägt die mst Kreide ge- schriebene Zahl 621. Sie haben also in einem Hotel logiert: außer demContinental" gibt es keins, das über so viele Zimmer ver f'igb Weiter: Auf Ihrem Rockkragen befindet sich ein goldblondes 'Haar. Es gibt im ganzen Hotel kein Zimmermädchen, außer Lissy, das über solche Haarfarbe verfügt." Der Detektiv hielt einen Augen. blick inne. Ein träumerischer O-Zug fuhr über sein Gesicht und blieb in den Nasenwinkeln wie vor einem Prellbock stehen. Dann fuhr er fort(nicht der D-Zug, sondern der Detektiv):Auf Ihren:
rechten Fuß befindet sich ein Gummischuh, während der link« einen solchen vermissen läßt." Mr. Sunlight sprang auf.Sie haben recht. Jetzt weiß ich, daß ich an der richtigen Quelle bin. Sie werden mir wieder zu meinem Eigentum verhelfen." Holmes sagte teilnahmsvoll:Sie scheinen sehr an Ihrem Gummischuh zu hängen?" Mr. Sunlight fuhr sich mit dem Taschentuch über die hellblauen Augen:Ich hob« sie von meiner Frau zu Weihnachten   geschenkt bekommen." Ziehen Sie Schuhe und Strümpfe aus. Ich muß Ihre Schuh  - große feststellen". Mr. Sunlight tat das mir ungern. Er hatte dringender Ge- schäfte wegen vier Wochen lang nicht gebadet. Aber der Detektiv war Leichengeruch gewöhnt.So und nun treten Sie mit Ihrem barhäuptigen Fliß in diesen Tintenfleck. Fest auftreten, bitte!" Jetzt wurde dem Besucher klar, warum der Detektio die Tinte verspritzt hatte. Er war ganz hochachtungsvoll ergebenst. Aber der Detektiv war ein Mann der Tat. Er breitete ein Stück Papier   auf dem Schreibtisch mis und bat Mr. Sunlight. seine tintengetränkte Fußsohle auf das obengenannte Stück Papier  , das noch in einem späteren Band eine große Rolle spielen wird, ab- zudrücken. Nachdem diese wichtig« Prozedur erledigt war, photographierte der große Meister den Fuß des Mr. Sunlight und blitzte einmal unheilvorkündend mit seinen Augen.Wo hat Ihre Frau die Gummischuhe gekauft?" fragte der Detektiv inguisstorisch. Mr. Sunlight dachte einen Augenblick nach. Ich entsinne mich, von der Firma Butterfly eine Rechnung über 16 Schilling darüber empfangen zu haben." Sherlock Holmes   lächelte verständnisinnig.Kommen Sie heut« abend um 6 Uhr zu mir. Sie werden dann Ihren fehlenden Gummischuh in Empfang nehmen können." Mr. Sunlight ver- beugte sichIch habe gewußt, daß Sie mir helfen würden." In den nächsten Stunden war der Meisterdctektio geheimnis- voll tätig. Er benutzte ein Auto und fuhr zu der Gummiwaren- fabrik Butterfly.Ich möchte ein Paar Gummischuh, Größe 48. Aber ein bißchen schnell, denn ich bin Sherlock Holmes  ." Der Detektiv bekam natürlich Prozente. Er war in ganz Lon- dem bekannt. Wieder in seinem Arbeitszimmer angelangt, nahm Holmes   den linken Gummischuh und rieb die Sohle mit Sand- popier ab. Er(der Gummischuh) machte jetzt einen abgenutzten Eindruck. Punkt 6 Uhr öffnete sich die Tür und das erwartungsvoll« Gesicht des Mr. Sunlight tmichte im Türrohmen ernf. Der Detektiv faß   fest in feinem Stuhl. Wie ein deutscher Außenminister.Bitte, hier ist Ihr Gummischuh!" Der Besucher riß Mund und Nase auf, so daß seine Goldplomben zu sehen waren. Beglückt preßte er den Gummischuh an sein Herz. Eherlock Holmes sah ihn triumphierend an.Wer bin ich?" fragte er bescheiden. Mr. Sunlight riß eine hohe Banknote aus der Tasche und schob sie dem Meisterdetektio unter den Teppich. Aber das Auge von Holmes war scharf. Als der Besucher das Zimmer verlassen hatte, zog der Detektiv feinen Revolver und schoß dreimal in die Kommode. Das war zwischen ihm und der Wirtschafterin das verabredete Zeichen, dos Abendbrot ziirechtzu- machen.
tinflup der Sonnenftecke
Der auf einer Bolkssternwarte die Aufgabe hat, die Besucher in die Wunder der Sternenwelt einzuführen, wird sehr häusig un- gläubigem Staunen begegnen, wenn er unter anderem berichtet, daß die Sonnenslecken. diese scheinbar winzigenSchönheitsfehler" aus dem Antlitz unseres Zentrolgestirns, einen großen Einfluß auf irdische Verhältnisse und Erscheinungen haben.Die Sonne ist löO Millionen Kilometer von der Erde entfernt", so heißt es,wie sollen da die Sonnenflecken sich noch auf der Erde bemerkbar machen köynen". Was sind eigentlich diese merkwürdigen Sonnenslecken? Als einer der ersten syh sie Galilei   im Jahre 1616 mit dem damals kaum erfundenen Fernrohr. Unabhängig von ihm wurden die Flecken 161 l von Johann Fabriciu» und dem Icsuitenpatcr Scheiner ausgesunden. Letzterer hielt sie anfangs für zufällig vor der Sonne stehende kleine Planeten. Man darf aber annehmen, daß diese Erklärung Scheiners auf den Einfluß seiner kirchlichen Umgebung zurückzuführen ist. da die Sonne, das Urbild der Reinheit, mit Flecken der scholastischen  Philosophie sener Zeiten widersprach. Die Beobachiung zeigte aber bald, daß sich die Flecken auf der Sonne in der Richtung von Westen nach Osten bewegten. Tauchte solch ein Fleck am Ostrand« aus, dann bewegte er sich langsam vorwärts, verschwand nach zwölf bis vierzehn Togen am Westrande und erschien dann häufig nach ungefähr vierzehn Tagen wieder im Osten. Scheiner. der als erster diese Bewegung der Flecken genauer verfolgt, schloß daraus sehr richtig aus«ine Rotation der Sonne um eine Achse innerhalb 25 Tagen. Auf Photographien von der Sonne, die auf astrophysi- kalischcn Observatorien täglich gemocht werden, erkennt man zunächst. daß die Flecken aus einem dunklen Kern und einem weniger dunklen Hof, derPenumbro". bestehen. Die Flecken sind aber in Wirt- lichkeit durchaus nicht so dunkel: sie erscheinen so durch die ungeheure große Helligkest der Sonnenscheib«. Die Oberfläche der Sonne ist mit unzähligen hellen und dunklen Pünktchen übersät. Aus vor- läufig noch unbekannter Ursache entsteht in diesem körnigen Gewirr »in größerer dunkler Punkt. Dieser ist sozusagen ein Embryo eines in Bildung begriffenen Sonnensleckens. Die Flecken können unter Umständen solche Dimcnsivnen annehmen, daß sie sogar dem un- bewaffneten Auge sichtbar werden. Durch Messungen sind Gruppen bis zu 100«« Kilometern Durchmesser nachgewieftn worden. Sie sind aber sehr veränderlich. Bor 1S0 Iahren hielt man diese Flecken allgemein für Schlacken, die auf der Oberfläche der sogenannten Photosphäre schwämmen. Im Jahre 1771 äußerte der Wllrttemberger Schülen die Ansicht, daß die Flecken trichterförmig« Vertiefungen In der Sonnenoberflöche seien, indem der Kern viel tiefer liege als die leuchtende Oberfläche. Diese Anschauung fand in neuerer Zeit« eine große Stütze durch die Resultat« der Untersuchungen, die Hol« mit dem Spektroheliographen erzielt hat. Danach tonn man heute mit ziemlicher Sicherheit an- nehmen, daß die Sonnenslecken elektrisch geladen« Wirbel auf dem
Glutball des Sonnenkörpers sind, sogenannte,magnetijche Stürme". Interessant ist nun die Tatsache, daß sich die Fleckentätigkeit der Sonne auch auf der Erde sehr deutlich bemerkbar macht. Bei großen Fleckengruppen haben wir sehr starke Polarlichterscheinungen und zu gleicher Zeit zucken auf der ganzen Erde sämtliche Magnetnadeln. Am 31. Oktober 1903 stockte aus diesem Grunde in ganz Frankreich  der Telegraphenbctrieb. Bei durchaus seßbaftcn Vögeln, den sibiri­schen Tannenhähern, hat man beobachtet, daß sie zu manchen Zelten von einer seltsamen Unruhe gepackt werden, die sie zwingt, ihre Brut« Heimat zu verlassen und sich in gewaltigen Mengen plötzlich aus die Wanderung zu begeben. Die großen Wanderungen dieser Vögel fallen gewöhnlich mit Sonnen sleckenperioden zusammen. Es ist heute mit absoluter Sicherheit bekannt, daß außer Sonnen- licht und Sonnenwärme auch gewisse Strahlen der Sonne auf die Erde einwirken, die Veränderungen komplizierter Art in den höheren Luftschichten hervorrufen und besonders den elektrischen Zustand der Lufthülle ändern. Wenn nun infolge besonders starker Sonnen- fleckenansammlung die Strahlung der Sonne gewissermaßen schwankt, so muß auch«ine Aenderung im Zustand unserer Erdatmosphäre eintreten. Ernten. Wetter und das ganze Wohlergehen der Menschen sind davon abhängig. Die Einwirkungen können, wie Beobachtungen gezeigt haben, katastrophal sein. Regengüsse zerstören Brücken und Bahndämme, Wirbelstürme große Städte und an manchen Stellen wird die ganze Ernte vernichtet. Schon der große Astronom Herschel Hot die Ernten mit der Sonnenfleckentötigkeit in Zusammenhang gebracht und in den Aufzeichnungen der Londoner   Getreidebörse tat- sächlich eine Widerspiegelung des Einflusses der Flecken auf die Ernten gesunden. Man kann also eine gerade Linie ziehen von den Sonnenslecken zu den zeitweisen Hungersnöten auf der Erde. Merkwürdig ist die Periodizität der Flecken. Die sorgfältigen Beobachtungen der Sonnenslecken während des letzten Jahrhunderts haben deutlich vor allem eine elfjährige Periode erkennen lassen. Aufgezeichnete Kurven von Sonnensleckentätigkeit, Häufigkeit der Polarlichter, Abweichungen der Magnetnadel usw. zeigen ein« voll- kommen« Uebereinstimmung. Das letzte Sonnensl«ckenmaximum war z. B. in den letzten Jahren 1927 bis 1928, das durch große Unwetter, Stürme und viel«? andere noch heute in unangenehmer. Erinnerung ist. Man darf aber sogar mit aller Wahrscheinlichkeit annehmen, daß nicht nur von der Sonne, sondern auch vom Mond und von den anderen Himmelskörpern die irdische» Verhältnisse zum großen Teil beeinflußt werden. Viele Fragen sind unbeantwortet, und manches Rätsel muß noch von der Wissenschaft gelöst werden, um ein klares Bild von diesen komplizierten Erscheinungen vermitteln zu können. Wir er- kennen aber mehr und mehr, daß wir großen, ehernen Gesetzen unter- warfen sind, daß wir Erdgcbundcnen eigentlich nur die Rolle von Bakterien aus unserem Erdball spielen, der ein Pilger im Universum ist, ein Spielball ckosmischcr Kräfte, Erich Krug.
ZKabareU in tlordafrika Die Hafenstädte zeichnen sich auf der ganzen Welt durch zwei Ding« aus: einmal sind sie alle reichlich schmutzig, und dann haben sie den internationalen Zug. Was für ein buntes Gemisch von Leuten aller Länder trifft hier zusammen? Die schmutzigsten Hafen- städte sind nach meiner Ansicht Genua   und Marseille  . An der nord- afrikanischen Küste ist Algier  , das ehemalige Raubnest der Mittel- meerkorfarcn, dagegen noch blitzblank. Dafür hat es aber manchmal einen Dölkermischmasch im Hafen, der grotesk sein kann. Maßstab dafür ist die Schiffsliste des Tages. Mit dem Verzeichnis der an- gekommenen Dampfer. Einmal waren folgende Dampfer ein- getroffen: zwei Italiener, ein Däne, eine englische Torpedoboots- flottill«, zwei Spanier,«in Grieche, ein Deutscher, zwei tunesische Küstenfahrer und zwei amerikanische   Touristendampfer mit Ver- gnügungspnblikum. Als ich am Nachmittag diesen Völkerbrei studierte und über- legte, wo man wohl die besten Menschenstudien machen könnte, kam ich auf das einzige Kabarett von Algier   und ging am Abend hinein. Meine Rechnung war richtig auf allen Rängen ein Vielerlei von ver- schiedenartigen Ai�llgcn, Mützen und Sprachen. Im Parkett englische und amerikanische   Offiziere und Touristen, entweder im Smoking oder in Uniform. Ferner französische Offiziere der Garnison mit ihren Frauen. Dazwischen reiche Araber aus der Stadt, in wallenden Gewändern, mit Turban oder Fez. Der weihe Burnus oft mit Gold bestickt. Vereinzelt in den Rängen auch Em- geborene, meist Bauern aus der Umgegend von Algier  , die einmal einen guten Tag verleben wollten. Und all« Sprachen von Schang- Hai bis Treuenbrietzen  , von Rcikjavik bis Kapstadt  . Die erst« Nummer war eine Sängerin. Es ist immer peinlich, wenn eine Frau mit fünfzig Iahren, wenn sie auch noch so aus- gedonnert ist, Jugendlichkeit mimen will. Das erst« Lied ging vor- über, aus den Galerien erhob sich ein wildes Pfeifen und Gegröle. Mit Rücksicht auf die vielen anwesenden Engländer und Amerikaner sang dann die Frau ein Liedchen aus der amerikanischen Schmalz- operetteRoseniarie". Ihre Stimme war brüchig und die hohen Töne gerieten ihr nur kreischend. Die reichen heimatbegeisterten Leute aus Amerika   im Parkett klatschten wie toll, während die Galerie und die Ränge unter Führung der Spanier und Griechen tobten. Gleich werden sie sich teilen, dachte ich, aber es ging noch vorüber, obwohl die französischen   Ossiziere im Parkett drohend nach oben blickten. Als zweite Nummer trat ein Verwandlungskünstlerchepaar auf. Nun scheint aber eine auf der ganzen Welt verbreitete Verwand- lungsnummer derspleenige Engländer" zu sein und richtig: die Nummer kam. Die Engländer im Parkett waren etwas betreten. aber die Galerie tobte nach Herzenslust. Und brüllte die tollsten Dinge noch unten, die von unten schrien wieder zurück, und so war denn ein solcher Tumult im Gang, den die Kapelle vergeblich z? übertönen versucht«. Bis die nächste Nummer austrat. Das waren dressiert« Hunde. Aus der internationalen Basis der Anerkennung erreichter guter Dressurleistting einigten sich Galerie und Pdrkett im Geknatter der Apploussalven, Bei allem Spektakel hatten die Eingeborenen am besten ihre Ruhe bewahrt. Sie hiellcn die derben Stöcke zwischen den Knien und rauchten gelassen ihre Zigaretten. Es folgte dann im Programm ein Zauberkünstler, dessen Ztame natürlich italienisch aus-ini aus- lautete. Grund genug für die faschistisch angesäuselte italienische  Schisssmannschaft, ihre Hymne zu singen,«benso prompt stimmten die anwesenden Franzosen die Marseillaise  , die AmerikanerParckee Doodle" an. Nur die Engländer blieben ruhig, und die wenigen Deutschen   wagten sich nicht hervor. Doch auch dieser Krach hörte auf, nachdem die verschiedenen Nationalhymnen zu Ende gesungen waren, und es trat dann ein Akrobatentrio auf. Ein Neger, ein Russe und ein Deutscher. Die drei Gummimänner sprangen durch die Luft, hierin, dorthin, durcheinander, ouseinander, obendrüber, »ntendurch, daß mir schon beim Zuschauen schwindlig wurde. Und in dos Beffallgebraus am Schluß der Nummer mischte sich von einem Rang aus der schön« deutsche Ruf:Dat mokt die keener noch, min Jung!" Sicher ein fixer Hamburger Jung, der seine Begeiste- rung austobt«. Den Schluß des Programms machte dann wieder ein« Sängerin, die zwar jünger als die erste war, dafür aber so moger, daß man sie schon mit«inigen gepfefferten Zurufen empfing. Sie fang ein Seemannslied. Von dem Schiffer, den das Meer nicht wieder zurückgibt, während feine Frau sehnsüchtig am Strand auf ihn wartet. Di« Frau sang mitwahrem Gefühl und falscher Stimme". Was sie an Zurufen erdulden mußte, war einfach unerhört. In allen Sprachen rief es durcheinander:Lieber im Meer versoffen. als so eine Wachtel zur Frau! Wecke uns mch uff mit dein Gesinge. wir schlafen so schön hier! Polizei! Polizei! Die Olle raus- schmeißen, sie tötet uns den Nerv!" Nur das Parkett im Bewußtsein seiner besseren Erziehung be­wahrte Haltung und applaudierte zum Schluß. Und als dann die Sängerin das Lied von dem betrogenen Husaren als Zugabe sang. dessen Mädchen verheiratet ist, als er aus dem Krieg zurllckkommr, erst da fühlten wohl auch die Rangplatz- und Galerieinhaber, daß Kabarett schließlich ein Broterwerb ist und gaben schüchternen Beifall. Bielleicht waren sie auch gerührt, weil die Sängerin bei den Zurufen in Weinen ausgebrochen war und trotzdem die Zugabe sang. Es war immerhin Ueberwindung. Dann war der Spuk zu End«. Die englischen Soldaten und sämtlich« Schiffsmannschaften zogen durch die verbotenen Straßen, die Touristen taten desgleichen, doch in der besseren Preislage. Sechs Keilereien fanden statt, sieben Raubüberfäll« und zwei Matrosen wurden verwundet. Der Polizeibericht machte dos am andern Tag mit zwei Druckzeilen ob. Es war eine für algerische Hosenverhältniss« ruhige Nacht.____ B. Krü g e r. £cidtenfeier mit Feuerwerk Einen merkwürdigen Scherz mit seinen Hinterbliebenen leistete sich der japanische Dichter Jtku, der vor hundert Iahren starb. Ikku war wegen seiner unzähligen Schalkstreich« im ganzen Land« berühmt und berüchtigt. Als sein Testament oerlesen wurde. fand sich die Bestimmung, daß seine Leiche nicht gewaschen werden dürfe, sondern auf der Stelle verbrannt werden müsse. Mit diesem sonderbaren Wunsch hatte es seine eigene Bewandtnis. Ikku hatte nämlich von«inem ergebenen Diener allerlei Feuerwerkskörper unter sein Sterbehemd verbergen lassen. Als sich nun die Leid- trogeyden versammellen, um bei der Einäscherung zugegen zu sein, krachten plötzlich hunderte von Schwärmern und Fröschen los, und die feierlich« Versammlung löst« sich, weniger In Wohlgefallen, als in Entsetzen auf. Jkkus Wunsch, den Menschen noch im allerletzten Augenblick einen ordentlichen Schabernack zu spielen, war in Er- füllung gegaugen,;