Rofl und der liebe Gepp.
Ein Briefwechsel zwischen Moskau und Untermenzing.
Rosa Aschenbrenner , bayerische Landtagsabgeord nete, ist nach rechts abgewichen und unter Beibehaltung des Mandats aus der Fraktion ausgeschieden. Josef Eisen. berger, ihr ehemaliger Fraktionsfollege, figt linientreu in Moskau und schreibt an die Abtrünnige:
Rofl!
Noch einmal, zum legten Male, nenne ich Dich so, wie mir bich in der Partei nannten, mit Deinem Bornamen! Wir haben ja doch ziemlich eng zusammengearbeitet, und Du hast mich auch im Gefängnis besucht. Nun bist Du ausgetreten aus der Partei. Aus unserer Partei, die gerade deshalb von den Klassenfeinden gehaßt wird, weil sie durch teine vorübergehenden Niederlagen, durch feine Fehler, durch feinen Berrat in den eigenen Reihen einzufriegen ist.
Du stellst Dich welche Anmaßung!- als flüger hin als die leitenden Instanzen der Partei, die doch unter Führung der Romintern die Erfahrung des Kaffentampfes der ganzen geschichtlichen Entwicklung vertörpern. Du machst bayerische Kirchturmspolitik gegen die Weltpartei der proletarischen Revolution...
Werden wir an Dich denken? Ja, ich glaube, wir müssen an Dich denken, so wie man jener gebentt, die zu den schwersten Schäd lingen der Partei geworden sind. Zu ihnen gehörst Du jeht. Denn Du hast Fahnenflucht verübt. Es gibt Soldaten, die mitten in Friedenszeiten aus der Armee desertieren. Das sind Disziplinarfälle. Und es gibt Soldaten, die mitten im Aufmarsch der Klaffenfront, vor großen Entscheidungstämpfen desertieren. Das sind be. mußte Verräter! Ihr Schritt ist ein Att der bewußten Konter revolution der dem Klassenfeind hilft, ein Aft, der die Reihen der Klaffenfront des Proletariats zu öffnen und die Reihen der Partei zu zersehen und wankend zu machen versucht.
In diesem Sinne muß und wird jeder revolutionäre Arbetter an Dich denken, zusammen mit der Kommunistischen Partei, wenn fie die Reihen schließen werden, um weiter fortzufahren auf dem opferreichen Weg der proletarischen Revolution, die von Berrätern zwar gehemmt, aber nicht aufgehalten werden kann.
Mostau, 4. Juli 1929.
Eisenberget.
Der Klaffenfeind" ist in diesem Falle die rechtsfommunistische Gruppe Brandler Thalheimer. Im übrigen ist diefer Josef Eisenberger nicht ganz so einfältig, wie er scheinen will; er hat seinen Brief nämlich für noch Einfältigere geschrieben, für die Leser der fommunistischen Preffe, in der er abgedruckt wird. Aber Rosl, auch nicht faul, setzt sich hin und schreibt:
Untermenzing, 15. Juli 1929.
Berter Gen. Elfenberger! Ms Einfeftung und Antwort zu Deinem Schreiben folgendes: Ich sprach einmal Göh und Bragenthaler, und beide sagten:„ Ei, Eisenberger, der wird doch von niemandem ernst genommen!"
Mit Dir, lieber Sepp, rechte ich nicht darüber, wer sich öfter geirrt hat: Du oder ich. Zum Glüd habe ich noch alle Deine Briefe, die Du mir, weit vom Schuß, geschrieben haft. An Hand diefer könnte ich Dir gar viel sagen, was ich lieber in Deinem eigenen Intereffe unterlasse.
ich bin bereit.
In Hugenbergs Küche.
( Die Deutfcnationalen stimmten im Sozialpolitischen Aus schuß gegen den Antrag ihres Fraktionskollegen Lambach.)
MEIN ANTRAG
" Laßt dem Rind man de Bolette, et eßt se ja nich!"
damit zum Ausdrud gebracht haft, wie mir scheint, gar nicht bewußt....
Damit Du gar nicht im Zweifel bist, habe ich Deine Eltern bereits darauf vorbereitet, daß, wenn Dein Brief an mich etwa an die Deffentlichkeit tommt, ich mich nicht scheuen merde, auch mein Schreiben an Dich an die Deffentlichkeit zu bringen.
Kommunistische„ Enthüllungen".
Ein neuer Lügenfeldzug.
Rampf um die Arbeitslosenversicherung, und auch sonst, Wichtigeres Die„ Rote Fahne " macht in ,, Enthüllungen". Da wir in dem zu tun haben, als jeden Schwindel des Bolschemistenblattes ent Die Fahne der Revolution habe ich nicht verlassen und werde sprechend zu kennzeichnen, zumal ja tein vernünftiger Mensch mehr fie nicht verlassen. das bolichemistische Geschwafel ernst nimmt, wird unser Schweigen Berlaffen habe ich eine forrrupte Parfelführung, deren Politik als Beweis" angeführt. Wir wollen ausnahmsweise feststellen: Inftige und Cliquenwirtschaft ist.
Aus diesem Brief, den die rechtskommunistische Bresse Aber eines sage ich Dir, wenn Du ein Tänzlein wagen willst, abdruckt, ersieht man, daß der liebe Sepp beffer getan hätte, mit der Rosl nicht anzubinden. Dieser Josef Eisenberger , mie sie ihn schildert, scheint uns berufen, in der Geschichte fort. zuleben, denn er ist mehr als eine Einzelgeſtalt ein Typ!
Nun für heute Schluß.
1. Auguft 1929.
Der Parteivorstand hat niemals eine Anweisung oder Mitteilung herausgehen lassen, des Inhalts, mit dem Abbau der
Krisenunterſtüstung müsse gerechnet, der Abbauentwurf auch durchgepeitscht werden. Demzufolge ist auch niemals im Bezirks vorstand dazu Steffung genommen worden. Die fommunistischen vorstand dazu Stellung genommen worden. Enthüllungen" sind vom ersten bis zum letzten Mort erlogen. Der angebliche Kampf, den die KPD. in der Frage der Arbeitslosenversicherung nach sechsmonatigem Schlaf Schlaf or
,, fürzlich in
einer
Mein Schreiben habe ich unterbrochen mit der bestimmten Fabrikant gesinnungstüchtigen Schwulstes und Anwärter aut ganifieren will, entpuppt fich als die Fortsetzung des Absicht, erft dann weiterzugehen, wenn Dein Schreiben an mich när und besorgter Familienvater, der im Fall der Fälle" genfeldzuges gegen die Sozialdemokratische Partei. in ber tommunistischen Bresse erscheinen wird. Daß das tommt, war mir ganz flar. Ich schreibe an Dich, was Du mir ein Frau und Kinder doch lieber in der dreimal verfluchten In diesen Lügenfeldzug paßt auch die neueste Abhandlung über eine Rede, die Genosse Litte Hindenburg- Republik" weiß als im ,, sozialistischen Vaterland mal geschrieben haft:„ Ich durchschaue alle nicht reinen Gedanken!" aller Werftätigen"-es lebe die Weltrevolution, aber sicher Mitgliederversammlung" der Partei gehalten haben soll. Da wurde Du haft das Schreiben in einer ganz bestimmten Abficht ge schrieben und an die B2. gefandt, aber Du irrft auch da wieder. Exemplaren in der Kommunistischen Partei herum. Und ist sicher dieser Josef Eisenberger läuft in Hunderten von dem Genossen so hahnebüchener Unsinn über die Stellung der Partei in den Mund gelegt, daß es eine Bersündigung wäre, darauf näher darum ist es ja auch so schwer, diese Bartei ernst zu nehmen. einzugehen. Was die Sozialdemokratie tut, ist bekannt genug. Daß Wie lange noch wird es Arbeiter geben, die das tun? die Kommunisten den Kampf um die Positionen der Sozialversiche rung durch ihr blödes Verhalten in allen Lagen nur erschweren, ist gleichfalls bekannt. Aber das Los der Erwerbslosen ist ja die geringste Sorge der KPD .
Es ist immer noch tein Kampfposten für Dich frei. Deine Spekulation war falsch.
Zum Kampf gegen die oppositionelle Rofl, da sind schon ein paar robuste Leuthen da, die auch Dir das Leben schon einmal heiß ge macht haben.
Außerdem, Sepp. Du bist suspett. Eine ganze Zeitlang haft Du mit Brandler und Thalheimer gespielt, bift mit ihnen durch did und dünn gegangen. So lange, wie mir mun scheint, als Du geglaubt hast, daß Ruth und Maslom nur eine furze Zeitlang am Ruder bleiben werden. Ich habe den Brief noch, in dem Du mich ersuchteft, Gewehr bei Fuß zu stehen, denn
die frechen Judenbengel
Ruth, Kaz und Scholem werden bald abgewirtschaftet haben. Als Dir die Zeit dann doch zu lang wurde, da bist Du( wir Du mir damals schriebst) besserer Einsicht geworden, haft Deine früheren Freunde verraten und
die von Dir zuerst mit Judenbengel Bezeichneten waren nun auch Deine Götter.
T
Dann will ich Dich noch an ein paar Geschichten erinnern. Als Du Dich feinerzeit bei uns in Menzing aufhieltest( bei Deinen Eltern in München wolltest Du nicht Aufenthalt nehmen, weil Du immer in der Furcht lebtest, daß die Münchener Polizei Dich verhaften wird, obwohl das Strafverfahren gegen Dich längst ein gestellt war), ba hast Du dich über die derzeitige Zentrale geäußert: „ Das sind teine Leute, die es ehrlich mit der Arbeiterschaft meinen, Gesinnungslumpen find an der Führung.
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Die Gewerkschaftsmitglieder mit ihren Familienangehörigen treffen sich in nachstehenden Lokalen. Etablissement Knappe( früher Zenner): Einheitsverband der Eisenbahner. Allgemeiner Deutscher Beamtenbund. 3entralverband der Dachdecker.- Zentralverband der Steinarbeiter. - Allgemeiner Schweizerbund.- Deutscher Tabalarbeiter Deutscher Hutarbeiter- Berband. Spreegarten: Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter. Deutscher Verkehrsbund.
Berband.
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Abtei: Berband der Deutschen Buchdruder. Abtei: Berband der Deutschen Buchdruder.- Berband der Buch binder. - Verband der graphischen Hilfsarbeiter. Berband der Lithographen und Steindruder. Deutscher Bekleidungsarbeiter- Berband.
Schloß Treptow : Verband der Fabrikarbeiter Deutschlands ( Keramischer Bund).
Sonnenwende: Deutscher Baugewerksbund.
Maler. Zentralverband der Zimmerer.
Berband der
die die Revolution nicht wollen"( die Du damals wieder für das Paradiesgarten: Verband der Nahrungsmittel- und Getränkenächstfolgende halbe Jahr vorausgesagt haft).
Insbesondere über Thälmann und Remmele erzählteft Du mir und meinem Mann verschiedene Internas, unter anderem auch über ihr Verhalten in Moskau . Und nun fällst Du über mich her, weil ich der Meinung bin, der Du damals warft....
Und noch eine Frage: Was hindert Dich denn, nach Deutschland zu gehen? Allerdings ohne Parteianstellung. Müßtest Dir halt auch Arbeit und Berdienst suchen wie Tausende von anderen Genoffen. Gar nichts hindert Dich, Deine revolutionäre Kraft einzusetzen. Oder doch, haft vielleicht auch, wie fich ein führender Ge noffe geäußert haben soll, drei Gründe: eine Frau und zwei Kinder. Fast scheint mir's fo.
Bor ungefähr einem Jahr, als die Situation zwischen Polen und Rußland sehr gespannt war, haft Du in einem Brief an Deine Schwester geschrieben:
Meine Frau muß jetzt in Deutschland bleiben, denn im Fall des Falles ift die Fürsorge für fie und die Kinder dort beffer als hier. Das haft Du geschrieben, obwohl Du im selben Brief die Polizei. gehirne gefürchtet haft. Du warst Dir der Tragweite deffen, was Du
arbeiter. Berband deutscher Berufsfeuerwehrmänner. Zentralverband der Hotel-, Restaurant- und Caféangestellten. Deutscher Musiker- Verband. Arbeitnehmerverband des Friseurund Haargewerbes. Berband der Sattler und Tapezierer. Zentralverband der Schuhmacher. Deutscher LederarbeiterVerband. Deutsche Filmgewerkschaft. Großes Eierhaus und Altes Eierhaus: Deutscher MetallZentralverband der Maschiniffen und Heizer. Berband der Kupferschmiede.- Deutscher Holzarbeiter- Berband. Berband der Gärtner. Deutscher Landarbeiter- Berband. Deutscher Textilarbeiter- Berband.
arbeiter- Berband.
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Darbietungen: Konzert, Gesang, Kinderbeluftigungen, Riefentombolen, großes japanisches Tagesfeuerwert, gigantisches Brillantfeuerwert nach Eintritt der Dunkelheit. Kaffeneröffnung um 2 Uhr. Eintrittspreis für Erwachsene 50 Bf., für Jugend. liche und Kinder 25 Pf. Für Erwerbslose und deren Familienangehörigen ist der Eintritt frei.
Die
Nach einer Meldung der kommunistischen Neuen Zeit" nahm die Polizei gestern abend eine Reihe kommunistischer Funktionäre fest. Heute morgen folgten nach dem gleichen Blatt Haussuchungen in den Wohnungen der meisten Berhafteten. Polizeidirektion teilt dazu mit: Am 22. August abends wurden in einer Gastwirtschaft 12 Funktionäre des aufgelösten Roten Frontfämpferbundes festgenommen, die diesen Bund verbotswidrig unter der Flagge eines Sport- und Wanderbundes fortführten. Sie haben sich durch Ausstellung von Posten vor polizeilichen Zugriff zu schüßen gesucht. Einer der Festgenommenen wurde dem Gericht übergeben, während die übrigen nach Bernehmung wieder entlassen wurden.
Türkisch- Mussolinien.
Gozialistenhaß der Kemal, Republit".
Konftantinopel, 23. Auguft.( Eigenbericht. Der Oberste Gerichtshof hat die drakonischen Urteile in dem Sozialistenprozeß bestätigt und die Ueberführung der Verurteilten in das Gefängnis von Simeret verfügt. Hier werden im allgemeinen nur Schwerverbrecher untergebracht, weil das Gefängnis in einer äußerst ungefunden Gegend liegt.
Inzwischen sind in Konstantinopel wieder zwei Arbeiter ver. haftet worden, die unter ihren Kollegen sozialistische Propaganda getrieben haben sollen. Beide wurden nach Smyrna transportiert, wo ihnen schon in den nächsten Tagen der Prozeß gemacht werden foll. Welches Ausmaß die Sozialistenhah angenommen hat, zeigt ein Strafverfahren gegen die Monatsschrift Refsimli Ai" wegen Veröffentlichung eines angeblich sozialistische 3deen propagierenden Artikels. Das Blatt ist in Wirklichkeit nationalistisch und hat den Ruf, die fozialen Bestrebungen der Arbeiferschaft entschieden zu bekämpfen.
Die Judenverfolgung der Araber in Jerusalem dauert an. Am Freitag tam es hier wieder zu blutigen Zusammenstößen zwischen Juden und Arabern. Drei Personen wurden getötet, 50 verlegt. Die britische Polizei hat sämtliche 3- gangsstraßen nach Jerusalem wegen des befürchteten Die Eintrittskarten berechtigen zum Besuch efter Lokale Suaugs von Arabern gesperrt
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