BERLIN  Sonnabend

24. August 1929

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Der Abend

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Spätausgabe des„ Vorwärts

Nr. 396

B 197

46. Jahrgang.

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Hie Hepp, hie Hugenberg  !

Der Krach im ,, nationalen" Lager.

Ein besonderer Kenner der im deutschnationalen Vereinsbrei wirkenden Kräfte schreibt uns:

Just in demselben Augenblick, da die vom Reichslandbundführer Hepp gegründete Christlich nationale Bauernpartei die Banausenausfälle" des deutschnationalen Landesführers Dr. Schiele Naumburg durch ein Ultimatum zu parieren sucht, behauptet 5 ugenberg in einem Dementi, daß sein Reichsausschuß für Serienvolksbegehren in seiner Stärke und Einmütigkeit durch nichts erschüttert werden könne! Allein schon der Konflikt mit den Hepp- Agrariern bemeist zur Genüge, daß Hugenbergs starte Töne nur über die jämmerliche Wirklichkeit hinwegtäuschen sollen, die durch weitere Konflikte und die Zustände in den, Landesausschüssen" des Adelsbegehrens, vornehmlich im Thüringer   Machtbereiche Dr. Schieles hinreichend charakterisiert wird.

Der gegenwärtige Streit um Dr. Schiele sieht die Deutschnatio. nale Boltspartei in äußerst unangenehmer Lage, da dieser rührige und ehrgeizige Gründer des„ Ausschusses für das liberale Bürgertum in der Deutschnationalen Bolkspartei" unmöglich zum zweiten Male abgeschoben werden kann, nachdem man ihn bereits einmal vor aller Deffentlichkeit verleugnete, als er neben Traub hervorragend am Kapp- Butsch beteiligt war.

Schiele fann aber auch deswegen unmöglich von neuem ab geschoben werden, weil es sich bei seinen ,, Banaufen- Angriffen" auf die Hepp- Agrarierpartei feineswegs nur um persönliche Entgleisun­gen handelt, sondern um den

öffentlichen Ausbruch eines schweren Konflikts,

der schon Monate hindurch unter der Oberfläche und Mitbeteiligung Hugenbergs tobt. Zunächst fochten nur der deutschnationale Ab geordnete Dr. Kaufhold und Döbrich, Abgeordneter der Christlichnationalen Bauernpartei, mit Berichtigungen und langen Erklärungen gegeneinander, bis man schließlich mit Interviews mit Minister a. D. Schiele und Hepp sowie Briefen des Grafen Kaldreuth heftig gegeneinander operierte und Hugenberg ge= zwungen wurde, in den immer hiziger werdenden Streit einzugreifen. zwungen wurde, in den immer hitziger werdenden Streit einzugreifen. Er schob hierbei sein vom Reichslandbunde hergeholtes neues Ge­schäftsführendes Vorstandsmitglied, den Major a. D. Nagel, vor, der durch vertrauliches Rundschreiben vom 15. Fe= bruar 1929 den Landesverbänden und Fraktionen der Deutsch  nationalen Direktiven geben mußte.

In diesen vertraulichen Rundschreiben nimmt der ehemalige Landbündler Nagel schärffte Stellung gegen die Christlichnatio. nale Bauernpartei, aber auch gegen den Reichslandbund, dem er Begünstigung der Heppschen Agrarpartei und Störung der deutschnationalen Aussichten bei den bevorstehenden Kommunal­wahlen vorwirft. Außerdem werden Hiebe gegen alle Landbund direktoren ausgeteilt, die aus egoistischen Gründen die Christ­lichnationale Bauernpartei zum Schaden der Deutschnationalen för­dern. Schließlich werden alle deutschnationalen Landesverbände an­gewiesen, bei den Gemeindewahlen unter allen Umständen ,, alles Liebäugeln" mit Verbindungen ,, auf breiter Basis" zu unter­laffen, vornehmlich wenn sie zum Beispiel unter den Namen ,, Land­listen" oder ,, Landvolklisten" auftauchen.

Aus diesen Vorgängen ergibt sich unheilbare Gegnerschaft zwischen den Hepp- Agrariern und den Deutsch­nationalen.

Daran vermag. feine noch so friedfertige Erklärung Hugenbergs zu den„ Banaufenausfällen" des Papp- Butschisten Schiele auch nur das geringste zu ändern!

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In diesem Zusammenhange gewinnt die 3usammen­fegung der in diesen Tagen überall entstehenden Landes. ausschüsse des Adelsbegehrens- und unter ihnen vor allem der Thüringische als Schulbeispiel besondere Bedeutung. Nach dem Bericht der konservativ- deutschnationalen Kreuz­Beitung"( Nr. 269) fehlt die Chriftlichnationale Bauernpartei in diesem Landesausschuß natürlich zum größten Kummer der Deutschnationalen  . Denn in Thüringen   befindet sich unter Baum die Reichsparteileitung der christlichnationalen Hepp- Agrarier. Es fehlen aber auch die Nationalsozialisten; und das ist nicht minder schmerzlich, wenn auch selbstverständlich, da die Deutsch­pöltischen mitmachen.

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Für den Ausfall im thüringischen Landesausschuß und auch Sonst fucht sich das Fugenbergsche Adelsbegehren durch doppelte Buchführung" zu trösten. Diese doppelte Buch­führung besteht darin, daß man mehrere beteiligte Organi fationen zweimal aufzählt. So den Landbund einmal als " Thüringer Landbund  " und einige Zeilen weiter als„ Landbund der Provinz Sachsen  ", der somit noch zweimal bei den Bandesaus­schüssen in Halle und Magdeburg   auftauchen, also sogar dreimal gezählt wird. Auch die Deutschnationale Partei erscheint doppelt, ( Fortfegung auf der 2 Seite)

In der Mitte des Stillen Ozeans.

20°

Zeppelin wird Dienstag in Los Angeles   sein.

Japanisches

Meer

Tokio  

pa 23.8

Ochotskisch

Sachalin  Uns

17 23.8

423.8

Meers

Bering Meer

Ateuren

Datums- Grenze

GROSSER

21593

150

160

170

180

170°

Archipel

NORD

OZEAN

Hawaii

160

Graham

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AMERIKA

Vancouver

Honolulu  ..

150

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Seattle  

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40

S.Francisco

Bisherige Fahrt des Graf Zeppelin über den Gr.- Ozean SanFranzisko, 24. August.

Los Angeles

San Dieg

500 1000 1500 2000 km

30

dung herzustellen. Nach der oben angegebenen Standort. Nach den bisherigen Meldungen hat der Graf meldung befand sich das Luftschiff 7.15 Uhr MEZ. rund Zeppelin", der in Verbindung mit den Funkstationen an 2600 Kilometer vom Flugfeld Kasumi­der Küste des Stillen Ozeans steht, anscheinend noch keine| gaura entfernt. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit Verbindung mit der großen Marinefunkstation auf den seit dem Wiederaufstieg betrug bis bis dahin dahin also Priciloff- Inseln. Ein Funkspruch vom ,, Graf Zeppelin" 122 Stundenkilometer. meldet: Das Luftschiff befindet sich 10 Uhr vormittags 43 Grad 20 Minuten nördlicher Breite. E3. auf 170 Grad östlicher Länge und

Der Amateurfunker, der bereits um 5 Uhr früh MEZ. eine Meldung des Luftschiffes auffing, hat um 7.15 Uhr eine weitere Meldung vom Graf Zeppelin" empfangen, in der angegeben wird, daß sich das Luft fchiff auf 43 Grad nördlicher Breite und 168 Grad 5 Minuten östlicher Länge befinde. Die Meldung besagt weiter: Wir können die Station Saint Paul gegenwärtig nicht erreichen, ungeachtet Eures Ersuchens, eine Verbin

Zeppelins Wetteransager.

Die Luftfahrtradiostation in Glendale  , Los Angeles  , die„ Graf Zeppelin" stündlich mit Berichten über das Wetter über dem Pazifit verforgt.

Tokio  , 24. Auguft.( Meldung der ,, Associated Preß  “.) Das Luftschiff folgt der Dampferroute nach Seattle  . Wenn das Luftschiff die Geschwindigkeit beibehält, wird es Los Angeles   etwa Dienstag um 2 Uhr morgens erreichen.

11

Aus den Standortmeldungen des Graf Zeppelin  " geht hervor, daß das Luftschiff mutig in die weiten Strecken des Stillen Ozeans hineinsteuert, statt der Groß- Zirkelroute zu folgen und sich in der Nähe der langgestreckten Infelgruppen zu halten, die sich von Japan  bis nach Alaska   hinziehen. Dr. Eckener   bekundet dabei hinsichtlich der Wetterlage die gleiche Beobachtungsgabe, die schon bei den früheren Flügen den Erfolg gewährleistete. Obgleich das Luftschiff auf dem füdlicheren Kurs, dem es jetzt folgt, eine größere Strede zu bewältigen hat, so entgeht es doch dem ungünstigen Wetter, das nördlich seines jezigen Standorts herrscht.

Die japanische Funkstation Ochiischi erhielt heute vormittag, 10 Uhr Tokioter Zeit( 2 Uhr früh ME3.), einen Funkspruch Dom ,, Graf Zeppelin". Hiernach ist das Luftschiff von Kasumigaura etwa 2200 Kilometer entfernt. Eine etwas spätere Meldung gibt die Position des Graf Zeppelin  " mit 1350 Kilometer südlich und etwas östlich von der Südspitze der Halbinsel Kamtschatka   an. Das Luftschiff verfolgt nach dieser Meldung nordöstlichen Kurs in Richtung auf die Aleuten. Passagiere und Mannschaft befinden sich in bester Verfassung.

Flugzeugkatastrophe bei Fulda  .

Der Pilot und drei Insassen getötet.

Fulda  , 24. August.

Heute vormittag gegen 9 Uhr ereignete sich bei El m

in der Nähe von Fulda   ein schweres Flugzeugunglück. Das Flugzeug D757, das von Frankfurt   auf dem Wege nach Erfurt   war, geriet plötzlich in Nebel und stie in dem bergigen Waldgelände gegen die Bäume, wodurch es zum Absturz gebracht wurde. Der Führer der Maschine, Bauer, und drei In­sassen, ein Amerikaner Josef Groß aus Louisville  , der Polizeioberwachtmeister Rückert aus Frankfurt   a. M. und ein Fräulein Neubauer aus Berlin   kamen dabei ums Leben. Die vierte Insassin, die Ehefrau des Polizeioberwachtmeisters Rückert, erlitt schwere Verlegungen. Da der Pilot tot ist, ist noch nicht fest­gestellt worden, ob das Flugzeug, eine Fokker. maschine, bei einer Notlandung auf die im Nebel ver. hüllten Bäume gestoßen ist, oder ob sich der Pilot infolge der schlechten Sicht in der Höhenlage geirrt hat.