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Jahrmarkt der Eitelkeit.
Von Paul Mochmann.
..w«il man an dles«m Ort von Unterschied nicht» weiß," steht dicht am Eingang de» Inneren Neu- städter Friedhofs zu Dresden   in einem moralisierenden Gedicht unter dem steinernen Totentanz, der vom Georgentor des ehemaligen Residenzschlosses hierher verpflanzt worden ist. Wenn genannter Ort der Friedhof sein soll, so stimmt der Vers nicht. Alle Menschen sind vor dem Tode gleich, aber nicht all« Tote vor den Menschen. Das niertt man sehr bald, wenn man zwischen den Grabstötten umherwandert. Denkmäler in den verschiedensten Stilen. Größen und Preislagen: Inschriften, boroekumschnörkelt gotisch gespreizt oder in klarer Antiqua: mancherlei Zierat au» Erz und Stein, zuweilen bemalt und vergoldet: Blumen und Kränze: das alles sind Waffen des Menschen in seinem Kamps gegen die Gleichmacherei de» Todes. Läßt sich leider nicht hindern, daß unter dem Rasen sich Fürst und Arbeiter, Lump und Ehre:»- mann bald zum Verwechseln ähnlich werden über der Erde sollen die Unterschied« der früheren Leben deutlich erkennbar bleiben. Darum auf vielen Mälern neben den Nomen die Adels- prädikote, Titel und Würden, die sieben- und achtzackigen Kronen, die Wappenschilder, Orden und Ehrenzeichen. Sie sollen dem Vorübergehenden bezeugen: Der hier ruht, war einst etwas Besseres als der Tote gegenüber oder nebenan. Denn nicht bloß gegen das Vergessenwerden überhaupt sträubt sich der Mensch, man soll ihm auch noch, wenn er selber nichts mehr davon merkt, die Achtung zollen, deren er sich im Leben erfreute. Und die Hinterbliebenen, die ja meist, aber durchaus nicht immer, die Monumente setzen und die Grabinschristen verfassen, prunken gern mit einemteuren Verstorbenen". Auch von dem kleinsten Rühmchen, und sei«s nur ein Ober- vor dem Sekretär, fällt ja noch ein Schimmer auf sie. So wird der Friedhof zu einem Jahrmarkt der Eitel- k« i t. Nur die Begräbnisstötten auf den Schlachtfeldern machen
eine Ausnahme. Da sieht ein Hügel, ein Kreaz wie alle anderen aus, da gibt es so wenig Unterschiede wie zwischen den Gsallenen, aus, da gibt es so wenig Unterschiede wie zwischen den Gefallenen, kommt man erst zur rechten Würdigung desKriegermals", das sich auf dem Neustädter Friedhof in unmittelbarer Näh« des Totentanzes erhebt. Es handelt sich um ein pompöses Monument aus schwarzem geschliffenen Granit, unter dem zwei Generationen einer Familie liegen. Aus einer Art steinernen Schranke? mit Fensterscheiben guckf die Marmorbüste einer Militärperson in irgendeiner verschollenen Uniform. Auf den Grüften lasten mächtige Steinplatten. Eine davon trägt die Inschrift: Johann Samuel T. Kgl. Sächs. Armee-Oberroßarzt. 18.M 18KS." Dos ist der Soldat in der Vitrine. Für einen Elfjährigen sieht er recht entwickelt aus. Oder sollte bei dem Mann das Leben sozusagen erst angefangen haben, nachdem er Medizinmann oller sächsischen Gäule geworden war, und darum nur diese Periode auf dem Grobstein vermerkt sein? Geradezu wie Hohn ober wirkt, was in großen goldenen Lettern auf dem Granitdeckel eines Grabes aus dem Kriegs- jähr 1917 steht: Hier ruht vr. pstil. Ernst Eduard T., Oberroßarzt der Kgl. Sächs. Armee a. D-, seit 1904 als Korpsstabs- Veterinär a. D. geführt." Folgen Geburts- und Sterbetag, daim heißt es weiter: Herausgeber des Buches, betiteltDas Pferd", von I. S. T. also dem Mann im Glaskasten), 1864. Verfasser der Schrift: Offener Brief an die Pferdebesitzer aller Stände" 1902." Dieser in Stein gegraben« Nachruf kennzeichnet genauer als den Verstorbenen die Kaste, der anzugehören er und seine Familie sich wahrscheinlich noch zur Ehre rechneten. Die ganze Grabanlage aber ist das groteskeste Denkmol menschlicher Eitelkeit.
Typhuserkrankungen in Berlin  . Kein Grund zur Beunruhigung. Ein Berliner   vormiltagsblall bringt heute die Nachricht von einembeinahe schon epidemisch zu nennenden Aus- treten von Typhus  " in der Aronkfurler Allee. Iu dieser alarmierenden Meldung, die dazu angetan ist, größte Beunruhigung unter der Bevölkerung des Stadlviertels hervor. zurufen, wird folgendes mitgeteilt: Vor etwa acht Tagen starb im Haufe Frankfurter Allee 319 der 46jährige Kaufmann Gustav G a N d unter typhusvsrdächtigen Erscheinungen. Der behandelnde Arzt setzt« sich sosort mit dem Bakteriologischen Institut in Verbindung, das Typhus einwandfrei feststellte. Kreis- und Stadtarzt des Bezirks Lichtenberg   wurden von dem Untcrtuchungsbefund unverzüglich in Kenntnis gesetzt, die sogleich alles Notwendige veronloßten. Vom Hauptgesundheitsamt der Stadt Berlin   wurden alle Mah­nohmen ergriffen, um«in Umsichgreifen der gefährlichen krank- heit zu verhindern. Vier weitere Erkrankte, zwei Erwachsene und zwei Kinder, wurden ins Krankenhaus übergeführt und dort streng isoliert. Zahlreiche Personen, die mit den Erkrankten in Ve- rührung gekommen waren, wurden schutzge'mpft. Auch fönst sind alle erdenklichen Sicherungs- und Schutzmaß. nahmen getroffen worden, so daß nach der augenblicklichen Lage der Dinge Anlaß zur Beunruhigung keineswegs vorliegt. Inzwischen ist von den Behörden nach der Ursache des Typhushcrdes geforscht worden. Nach dem Untersuchungs- ergebni» des Bakteriologischen Instituts ist der Typhusbaz'llus   in irgendeinem Nahrungsmittel vorhanden gewesen. In dem Hause, in dem die Erkrankungen aufgetreten sind, befindet sich eine sog. Eisdiele", und es wird zunächst vermutet, daß h'er der Ausgangs- Punkt der Krankheit zu suchen ist. Die Untersuchung, die mit größter Sorgfalt betrieben wird, geht weiter. Wie weiter gemeldet wird, ist auch'n der L ü ck- und Wolf- gang st roß« in Lichtenberg   sowie in K a r l» h o r st je ein Fall von Typhusoerdocht zu verzeichnen. Es handelt sich jedoch um l e i ch t« r« F ä l l e: die Ueberführung d" Erkrankten in da» Krankenhaus ist sofort veranlaßt worden.
Verkehrsunfätte des Sonntags. Ein Toter und zahlreiche Schwerverletzte. Am gestrigen Sonntag ereignete sich wieder eine Reihe von schweren Verkehrsunfällen. Auf der Oranienburger Chaussee, dicht bei Frohnau  , stieß der 30jährige Motorradfahrer Ernst M e n d e aus der Rothenburger Straß« 9, der auf dem Soziussitz den 25jährig«n Walter Grunow aus der Schulzendorfer  Straß- 2 S mit sich führte, in vollem Tempo mit einem P r i- v a t a u t o zusammen. Mende wurde in hohem Bogen auf das Chausseepflaster geschleudert, wo er mit zertrümmertem Schadet liegen blieb. Sein Begleiter erlitt lebens- gefährliche Verletzungen: er fand im Dominikus- Stift in Hermsdorf   Aufnahme. In Weißens««, an der Eck« Garten- und Lichten- berger Straß«, wurde gestern gegen 18 Uhr ein mit acht Ausflüglern besetztes Fuhrwerk von einem Straßen- bahnwagen der Linie 8 gerammt und umgeworfen. Sämtlich- Insassen des Fuhrwerks erlitten mehr oder minder erheblich« Verletzungen. Di« Feuerwehr brachte die Ver- unglückten ins städtische Krankenhau» Weißensee. Während sechs Personen, darunter auch der Lenker des Gespanns, der das Unglück auch verschuldet haben soll, nach Anlegung von Notverbän- den in ihr« Wohnungen entlassen werden tonnten, mußten die 14jährige Gerda K r a u s i ck au» der Langhaersstraß« 22 und der 51jährige Händler Paul Rauh aus der L a n g h a n s st r. 23, die schwere Verletzungen«rlstten hatten, imKrankenhausver- bleiben. Ein eigenartiger Autobusunfall, der leicht noch schlimmer »t« auslaufen können, trug sich vor dem Haus« Kurfür st en« dämm 76 zu. Ein Autobus der Linie 2 geriet dort plötzlich ins Schleudern und kam dabei zu dicht an die Bordschwelle. Das Verdeck wurde von einem starten Baumast giftreist undab- gerissen. Drei Fahrgäste, der 37jährig« Dreher Andrea» Haas« aus der Rigaer Straß« 76. sein« Z3jährige Frau Elisa- beth und seine 11jährige Tochter Erika, wurden durch Glas. splitter erheblich verletzt. Die übrigen Fahrgäste kamen glücklicherweise mit dem Schrecken davon. Der Autobus mußte au» dem Verkehr gezogen werden. Bei einem Zu- fammenstoß zwischen einer A u t o d r o s ch k« und einem Motor- r a d Unter den Linden   wurde der Führer des Rades, der 31jährige Fabrikant Karl Voigt au» Köpenick  , auf den Fahrdamm geschleudert und schwer verletzt. Am Sonntag nachmittag wurde auf dem F a h r d a m m in der K u r i s ch« n Straße der 61 Jahre alte Heizer Karl Barth   aus der W i ch e r t st r a ß e 70 schwerverletztn-benseinemFahrrad aufgesunden. Man nimmt an, daß B. von einem Auto überfahren und von dem Chauffeur hilflosllegengelassen wurde. Der Verunglückte wurde in» Krankenhaus am Friedrichshain   gebracht. Bei dem Beiwagen- Motorradrennen in Ruh- leben ereignete sich gestern ein schwerer Unfall. Infolg« Reißens de, Handriemen» wurde der Mitfahrer S ch i« l a d t in einer Kurv, herausgeschleudert. Sch. erlitt«inen doppelten Schädelbruch: er wurde ins Westend  -Krantenhaus gebracht.____ Auiounglück in der Heide. Bier Tot,, ein Schwerverletzt«-. Luchholz. ZS. August. An der Straß-ukr-uzung der Provinztalstraße von Sollau nach Hamburg   bei wlalermoor in der Lüneburger Heide Hai der um Zl.S« Ahr   am Sonntag abend au» Soiiau nach Luchholz fahrende Personenzug da, Auto de» Arzte» vr. Brinkmann an, Soltau   übersah««, wobei der Chauffeur, zwei Frauen und ein Sind getötet und der Arzt schwer verletzt wurden. An der Unglücksstelle mußte der Zug eine Stunde hallen, bi» die Gleise ausgeräumt waren.
General Limon von Sander», der im Jahr« 1913 al, deutscher Ossizier in die Dienste der türkischen   Arme« trat und sie reorga- nisiert«, ist 75jährig, gestorben. Er war deutscher Oberkomman- dierender in der Türkei   während de» Weltkriege». Sein größter militärischer Erfolg war vi« Verteidigung der Dardanellen gegen ds» Englander.
Bezirkskonzert in Werder. An einem der schönsten Punkte des Havellandes, auf der F ri e d r i chs h ö he" in Werder mit feiner wunderbaren Rundsicht, sangen diesmal die Arbeitersänger der Umgegend von Potsdam   in edlem Wettstreit. Imponierte der Xlll. Bezirk in B e e s k o w durch«in« Anzahl wuchtiger, leistungsfähiger Chöre, der IV. in Velten   durch die groß«, künstlerische Wirkung seiner Massenchöre, so erfreut« hier vor allem das gute Niveau des Durch- schnitt», desMittelstandes". Schon das Platzkonzert auf dem Marktplatz, dem der große Umzug folgte, war ein würdiger Auftakt zu dem Konzert, das begrüßenswerter Weise im Saale  stattfand. Chöre wie die oereinigten Loltschör« von Werder   und Kaputh (Chormeister Beyer). Frauenchor Nowowe»(S ch r ö e r). Ge- mischter Chor Glindow  (D a l ch o w),Gutenberg" Potsdam  (U n- g« w i t t e r), Dolkschor Ketzin(Böhm e),Freie Sänger" Beelitz  (L e m m e),Junger Chor" Nowaroe»(M e s s e r s ch m i d i), die oereinigten Chöre von drei Orten unter M« h l m a n n konnten sich trotz mancher gesanglicher oder musikalischer Mängel sehr wohl hören lassen. Die Palm« aber gebührte unstreitig demVolkschor Potsdam" unter Bezirkschormeister Rohrbach, der auch mit den Massenchören der Männer- und gemischten Chöre Vorbildliches schuf. Im allgemeinen wurde also Tüchtiges geleistet. Um so mehr muß bei den gemischten Chören fast durchweg eine besiere Gesangs- kultur der Frauenstimmen erstrebt werden. Auch straffer«,«nergi- scher« Zusammenraffung täte da und dort not. Bezirksvorsitzender Hahn und für den Gau Engels begrüßten das in angeregtester Stimmung sich befindende Publikum. Letzterer fordert« mit einem deutlichen Wink an die Regierung gleiches Recht für alle. Bei den Sängerfesten in Wien  (Bürgerlich  «) und in Hannover  (Arbeiter- sönger) hatten die Bürgerlichen die zehnfach« Unterstützung von feiten de» Staates. Ein scharfer Appell von ihm an dieJungen", denen er das anfeuernde Beispiel der in ihrer Jugend west un- günstiger gestelltenAlten" und auch der heutigen Frauen gegen. überstellte, wird hoffentlich sein Echo finden. Ein« angenehme Ueberraschung brachte der Schluß des Konzerts mitF a n f a r e n m ä r s ch« n", von Mitgliedern des ASB. aus- geführt. Acht Naturtrompeten, sechs einfache, zwei Schlagzeug  «, mehrere kleine und«in« große Trommel schmetterten eine so fröh- liche Angrifssstimmung in die erstaunten Massen, daß selbst di« zu- fällig in Werder anwesenden Hitler  -Leute vor lauter Angst sich wie zivilisierte Mitteleuropäer benahmen. H. M. Kruchieis statt Lebertran. Wie ungern haben wir als Kinder den Lebertran genommen, den uns die vorsorglich« Mutter einflößte! Di« Jugend von heute hat e» besser: sie darf sich an süßem, leckerem Fruchteis erlaben. Die junge Vitaminforschung hat nämlich, wie m der Frankfurter WochenschriftDie Umschau" berichtet wird, in dem Fruchteis ein vortreffliches Heilmittel gesundem das auch die segensreichen Wirkungen de» Lebertrans erhalten kann. Freilich darf es nicht das Speiseeis aus Wasser sein, das oft im Straßenhandel ver- kaust wird, sondern das gute Sahneneis, das etwa 10 Proz. Fett enthält. In diesem Milcherzeugms findet sich da» Vitamin A, der Wachstumsfaktor in bedeutenden Mengen. Auch Vitamin B bleibt der Sahn« erhatten, wenn sie zu Eis gefriert. Amerikanisch  « Ge- lehrt« haben nun festgestellt, daß sich auch das Bitamin D, das Heilmittel gegen Rachttis. in dem Sahneneis, wie es in den Ver- einigten Staaten vertauft wird, vorfindet, wenn das Eis nur 15 Sekunden lang mit ultravioletten Strahlen belichtet wird: wird die Bestrahlung auf 10 Minuten ausgedehnt, so finden sich darin bedeutende Mengen des Vitamins. 2|et Versuchen mfi Ratten, die mit dem bestrahlten Eis gefüttert wurden, wurde völlig« Hellung der Rachitis durchgeführt, während das gleich« Eisprodukt ohne Bestrahlung kein« Heilwirlkung z«gte. Man kann also den Kindern setzt das wohlschmeckend« bestrahlte Fruchteis statt des Lebertran» eingeben. Der fischartig« Geruch, der wohl bei längerer Bestrahlung durch Ozonbildung hervorgerufen wird, läßt sich bei kurzer Be> strahlung von höchstens zwei Minuten vermeiden, ohne daß dadurch die Heilwirkung wesentlich vermindert wird.
Kinder al» Schupo. Di« Polizeiverwattung in Detroit   hat zwecks Wahrung der Ordnung auf den Spielplätzen der Stadt durch das städtische Wohlfahrtsamt ausgewählte Kinder damit beauftragt, den Ordnungsdienst zu versehen. 3000 Knaben und Mädchen, in zwei Halbtagsschichten totig, mit riesigen Blechmarken ausgestattet, führen«inen strena aeregellen Dienst, dessen Machtbefugnisie sich sogar bis auf Ausschluß einzelner Kinder, denen ungehöriges Ae- nehmen nachgewiesen wird, von dem Spielplatz erstreckt.
Polizei". Uraufführung im Ufa-Palast am Zoc Der Regisseur Joseph von Sternberg   erscheint am Schluß der Vorstellung, verneigt sich gerührt, ein paar Tränen in den schönen Augen und stammelt ergriffen, er sei über diesen Erfolg überrascht, denn er könne sich dieses Filmes, den er vor Iahren in Hollywood   gedreht hatte, kaum noch entsinnen. Vielleicht ist das«ine schöne Pose, vielleicht verfügt er wirklich über«in schlechtes Gedächtnis. Jedenfalls verdient es der Film, daß er nicht in den Abgrund der Vergessenheit gerät. Technik und Ausbau sind hervorragend, und die sacharinierte Liebesgeschichte muh man in Kauf nehmen, wenn man überhaupt nicht entschieden die Einstellung der Amerikaner diesen Dingen gegenüber ablehnen will. Amerika   macht Reklame auf filmischem Weg« für alle möglichen und unmöglichen Institutionen, und des- halb muß ein Polizist, der im Dienste einer radikalkapitalistischen Wirtschaftsordnung steht, neben seinem Intellekt und seiner Energie noch über ein butterweiche» Herz verfügen. Die Maske- starrer Pflichterfüllung allein gilt nicht. Lyrische Moment« müssen hinzu- treten, wenn das Publikum von der Menschlichkeit eines Polizei- beamten überzeugt werden soll. Der Film ist Kolportage, aber eine fabelhast inszenierte Kolportage, die den Zuschauer bis zur letzten Szene restlos fesselt. Unterwelt  " war besser, es fehlte die Süßlieblichkeit, die hier stellen- weise überwuchert. Trotzdem bietet die Leistung des genialen Schauspielers Georges Bancrvft Ersatz für alle Unzulänglich- leiten. Er ist ein Mann von einer blühenden. Vitalität. Man kann jedoch einen Kriminalsilm anders aufziehen, man braucht nicht nur Schemen in Schwarzweißzeichnung zu geben. Der große menschlich und rationell fundierte Kriminalfilm fehlt noch immer.Polizei" ist eine Station auf diesem Wege, aber«ine Station, di« noch zu sehr nach hinten zu liegt. F. S.
Die Rückkehr nach 200 Jahren. Was fast tausend in bitterstem Elend der Fremd« schmachtenden Schweden   durch zwei Jahrhundert« als Hoffnungsziel vorgeschwebt hat. ist nun Erfüllung geworden: die Nachfahren jener Männer, die im Gefolge von Karls Xll. abenteuerlichem Rußlandzug in di« weiten Einöden jenes Landes verschlagen worden sind und nach der Schlacht bei Poltawa   schließlich die Kolonie Alt°Schwedendorf am Dnjepr   begründet haben, sind nun auf der Rückkehr in ihr Vaterland. schwer hat das Schicksal auf ihnen gelastet, all« Schrecken des Krieges, derroten" und derweißen" Revolution. Plünderungen. Hungersnot und Elend haben ihre Zahl dezimiert, so daß heute nur 885 Ueberlebende unter ihrem Führer Gustav Haas   heimkehren, während sich noch kurz vor Ausbruch des Weltkrieges ihre Anzahl auf 1200 belief. Es war ein glücklicher Tag für alle, als sie endlich von der Sowjetregierung die Erlaubnis zur Rückkehr nach Schweden  erhielten, wo ihnen von ihrer Regierung Grundbesitz zugeteilt wird und sie in dem malerischen kleinen Städtchen Joenkoeping   angesiedelt werden. Als sie am Schwarzen Meer   von einer Delegation des schwedischen Roten Kreuzes in Empfang genommen wurden, da be- grüßten sie ihre Landsleute mit Tränen der Freude und mit schwe- dischen Liedern, die sie ebenso wie ihre Sprache in den langen. schweren Iahren der Verbannung als ihr teuerste« Gut bewahrt und ihren Kindern überliefert haben. Ihr Zug durch Rumänien  , Ungarn  und Oesterreich gestaltete sich zu einem einzigen Triumphzug: überall begrüßten sie wehende schwedische Fahnen, und die Bevölkerung konnte sich nicht genug tun in Liebesgaben, mit denen sie die Heim- kehrer überschüttete. Den großen Gegensatz zwischen ihrem gegen- wärtigen Glück und ihrem durchlebten Leid und alte ihr« Zukunfts- hoffnungen faßte der Führer der Schar in Wien   in den Worten zusammen:Wir lernen endlich wieder menschlich«, Mitleid und menschliche Behandlung kennen, nachdem wir bereits den Glauben an ihre Existenz verloren hatten. Wir ersehnen mir. nie mehr etwa» von Parteien und Politik hören zu müssen und wieder zu ehrlicher Arbeit zurückkehren zu können!"
LoSma Gelim gestorben. Iosma Selim, di» Gattin de» Komponisten Ralph Benatzty, ist an Lungenentzündung plötzlich gestorben. Sie ge- hörte zu den Größen des deutschen Kabaretts und war ein« Kunst- lerin, die tatsächlich hellere Laune faszinierend um sich verbreiten konnte. Benotzky entdeckte Iosma Selim vor ungefähr zehn Iahren imSimplizzimus" in W i e n. Er heiratet« sie und machte sie zu einer Kabarettgröße ersten Ranges. Ihre größten Erfolg« erzielten st« auf gemeinsamen Tourneen durch Suropa.