Ill. berichtet heute über ein Arbeiter sommerfest in Treptow . Nicht etwa über unser Gewerkschaftsfest, vielmehr über das des Verbandes evangelischer Arbeiter und Volksvereine Groß Berlins, wo von einem gewaltigen Ringen um die geistige, wirtschaft liche und politische Macht die Rede war, das zwischen der christlich nationalen Minderheit und dem Bolschemismus und dem Marrismus ausgetragen werde. Leider vermissen wir die Angabe des Lokals in Treptow , in dem sich dieses Ereignis abgespielt hat. Wenn seine Veranstalter sich einmal auf der Wasserseite umgefehen hätten, dann wäre ihnen zweifellos das Gefühl ihrer hoffnungslosen Minderheit zu deutlichem Bewußtsein gekommen.
Nicht nur das Wetter, auch die KPD. hatte es gut gemeint mit unserem Gewerkschaftsfest, indem sie ihre Opposition" in die Rehberge dirigierte. Gegen 3 Uhr nachmittags war noch viel Platz zu finden in den Gärten, doch teiner mehr am Wasser. Aber dann füllten sich die Lokale rasch, und die erste Abwechslung brachten die freudig begrüßten Wassersportler aller Gattungen mit ihrer Promenade auf der Spree .
Der Massenstrom nach Treptow .
Die Stadtbahn, Autobusse und Straßenbahnen brachten ununterbrochen Tausende fonntäglich gekleidete Menschen heran, die den Treffpunkten ihrer Organisationen zustrebten. Bald boten die Straßen das aus den Vorjahren befannte Bild: Menschenmassen fluteten hin und her und die Lokale füllten sich zusehends. Bis nach 4 Uhr hielt der Zuftrom der Tausende und Zehntausende ununterbrochen an. Nirgendwo merkte man das Fehlen der oppofitionellen" Gewerkschaftsmitglieder. Sie lieferten so den Beweis
schwer. Aber wir glaubten, sehr fröhliche Menschen unten gesehen zu haben, die ihre Gemeinschaft, ihre Solidarität feierten, und wenn wir uns nicht täuschen, oben von der Höhe aus, so sahen wir auch Gruppen, die ernsthaft zusammenstanden und debattierten. Aber eines jahen und erkannten wir genau, und wir freuten uns darüber: die Stärke und Geschlossenheit der Berliner Gewerkschaften. Dieser Flug hat sich wirklich gelohnt, und wir danken unserem„ Sturm vogel ".
Die freudige Einigkeit der Gewerkschaften, die wir vom Flugzeug aus miterleben durften, zu erhalten, das ist deine und meine Aufgabe! auf der Straße vor ihnen ein geradezu beängstigendes Gedränge Gegen 6 Uhr herrscht nicht nur in den Lokalen, sondern auch und Gewimmel von Menschen. Unaufhörlich strömt die Menge von einem Etablissement in das andere, entweder um zu versuchen, noch irgendwo einen besseren Platz zum Feuerwerk zu erhaschen, oder um alte Bekannte oder Familienangehörige zu treffen, die bei ihren engeren Berufsgenossen saßen.
In jedem Lokal, überall das gleiche frohe Treiben, die gleiche Fülle. Endlich, nachdem die Dunkelheit hereingebrochen ist und nur noch die Konturen der Abteibrücke und der auf der gegenüberliegenden Spreefeite befindlichen Häuser zu erkennen sind, beginnt das ersehnte Feuerwerf, und zwar mit Rücksicht auf die Pflichten am nächsten Morgen, meit früher als sonst. Das Geprassel und 3ischen der Raketen setzt ein, Sonnenräder drehen sich, Goldregen fließt wie ein Gebirgsbach von der Abteibrüde in die Spree. Ein tünstlicher Radfahrer auf der Brücke, po die Pyrotechniker geschäftig hin und her laufen, macht in Flammenschrift auf das Unternehmen der Arbeiterschaft aufmerksam:„ Alles fährt
Die Abteibrücke mit dem Feuerwerk.
dafür, wie bedeutungslos fie doch zahlenmäßig und moralisch in| Lindcar". Eine andere Mahnung fordert auf, ben ,, Bor. der Berliner Gewerkschaftsbewegung find.
Ueberall freudig, gestimmte Menschen. Alle die Gewerkschaftsgenossen, die tags über an der Wertbant, angespannt schaffen und abends noch in Sizungen, Versammlungen der Partei und Gemertschaften für ihre und ihrer Familie Existenz und Zukunft wirken, saßen hier mit Gleichgesinnten beisammen, erneuerten die Bande der Freundschaft und Brüderlichkeit, tommen sich einander noch näher und fühlen, wie schicksalsverbunden alle miteinander sind, ob sie nun als Metallarbeiter, Transportarbeiter, Tertiiarbeiter oder Beamte ihr Brot erwerben. Es war ein Fest der Arbeit und der Solidarität.
merte Leistungen.
märts" zu lesen. Zum Abschluß steht es in großen roten Buchstaben auf der Brücke: Hoch die freien Gewer?. schaften!
Die Musikkapellen intonieren die Internationale, unter deren Klängen die Massen zum Aufbruch rüsten. Das Fest der Arbeit, das Fest der Berliner freien Gewerkschaften ist für dieses Jahr vorbei. Es war schön und imposant!
Der tommunistische Rote Sport und Kulturtag" im Musiker, Artisten und Arbeiterfänger und sportler sorgen für Kleinen Alexanderstraße zu einer Demonstration für die Kommu= Bolkspart in den Rehbergen am gestrigen Sonntag ist von der die Unterhaltung ihrer Gesinnungs- und Klaſſengenossen. Im Deut schen Musikerverband organisierte Musiker und Chöre des Arbeiternistische Partei gegen die Gewerkschaften mißbraucht schen Musikerverband organisierte Musiker und Chöre des Arbeiter worden. Bei vielen der in den ,, oppositionellen" Sportvereinen be fänger- Bundes bringen abwechselnd Kampfeslieder der Arbeiterschaft findlichen Sportler überwog das gewerkschaftliche Pflichtgefühl, und unterhaltende Musik zu Gehör. Die Artistengruppe des „ Arbeitersportflubs Cinigteit 1926" bot beachtenso daß sie nach Treptow zu den Feiern ihrer Organi fationen gingen und die Drahtzieher in den Rehbergen allein ließen. Daher auch die auffallend geringe Beteiligung an den sportlichen Darbietungen; taum die Hälfte des Programms wurde durchgeführt. Die Zuschauer beluftigten sich in den aufgebauten Buden mit revolutionärem Würfelspiel und konterrevolutionärem Schießbudensport und schließlich wurden Rasenflächen und Spielpläge in einem Zustande hinter lassen, daß das Gartenamt Wedding alle Mühe haben wird, alles wieder in Ordnung zu bringen. Große herausgerissene Rasenstücke und Wagenladungen von Stullenpapier zeugen heute am Montag von fommunistischer ,, Kultur".
Für die Unterhaltung der Kleinen sorgen die Kasperle Theater und das am Spätnachmittag veranstaltete ja panische Feuerwerk, dessen groteste Figuren außer Jugend, auch die Aelteren und Aeltesten belustigen, Gegen 5 Uhr wenden sich alle Blicke nach oben, von woher Motorengefnatter ertönt. Ein Flug zeug des Sturmvogel", des Flugverbandes der Werftätigen, stattet den Festteilnehmern einen Besuch ab. Das an den Farben der Republik fenntliche Flugzeug fliegt in geringer Höhe mehrere Schleifen über die Festlokale. Die Menge erwidert freudig bewegt die Grüße, die ihr aus der Kabine des metallenen Vogels zugewinkt werden.
3m, Sturmvogel " über Treptow .
Das Fest der Arbeit, das Fest der Berliner Gewerkschaften vom Flugzeug aus gesehen! Ruhig und ficher lenkt uns der treffliche Freund vom Sturmvogel", dem Flugverband der Werftätigen, und schenkt uns ein herrliches Panorama. Häuser, Brüden, Dampfer und Boote wirken wie Kinderspielzeug, und die Menschen sind Zwerge. Aber es ist ein Heer von Zwergen, und wir wissen, daß dieses Heer von Zwergen, das wir von oben herab schauen, in Wahrheit ein Riese ist. Daß es eines der wertvollsten Glieder der deutschen Arbeiterschaft darstellt: die Berliner Schaffenden, die Berliner Gewerkschaften.
Man grüßt und winkt herunter, und man grüßt und winft herauf, denn die Kollegen dort unten, die in Treptow feiern, haben die schwarzrotgoldenen Zeichen an unserem Flugzeug erkannt. Auch wir oben in den Lüften können deutlich an den Segel- und Motorbooten das Schwarzrotgold erschauen. Der Kollege neben mir jagt: ,, Weißt du, da fight man wieder, wie unrecht die Sachverständigen 1919 hatten, als fie behaupteten, Schwarzrotgold wäre als Handelsflagge nicht zu verwenden, weil es nicht zu erkennen wäre."
Aber im ganzen freilich überwog gestern bei weitem das Rot, das Rot der Sozialdemokratie, das Rot der Gewerkschaften, das
Rot der internationalen Arbeiterbewegung.
Der Eindrud war groß, und ihn im einzelnen zu schildern, hit
Hauptgewinne der„ Sturmvogel ". Tombola.
Der Sturmvogel ", Flugverband der Werftätigen, veran staltete zum Verfassungstag eine Tombola. Die Hauptgewinne entfallen auf: Nr. 99 328: 1 BMW.- Auto; Nr. 28 035: 1 Zeppelinfahrt; Nr.: 38 179: 1. DKW. - Motorrad; Nr. 49 657: 1 Fahrrad, Mr. 19 118: 1 Freiflug Deutsche Luft- Hansa Berlin- Frankfurt am Main: Nr. 75 815: 1 Freiflug Deutsche Luft- Hanja Berlin - München ; nr. 50 460: 1 Freiflug Deutsche Luft- Hansa Berlin- Amsterdam ; Nr. 88 135: 1 Freiflug Deutsche Luft Hansa Berlin- Breslau ; Nr. 49 756: Freiflug Deutsche Luft- Hansa Berlin- Kopenhagen ; Nr. 38 654: 1 Freiflug Deutsche Luft- Hansa Berlin- Wien ; Nr. 15 458: 1 Reifegranimophon. Sämtliche anderen Gewinne find am Dienstag im Bureau des Sturmvogel", Flugplak Tempelhof, einzusehen.
Fünf Menschen fot, viele Verletzte.
Köln , 26. August.( Eigenbericht.) bei Dersweiler in der Nähe von Saarbrücken ein Heute vormittag ist in einem Sauerstoffwerk großer Sauerstofffejjel bei Montagearbeiten in die Luft geflogen. Nach den bisherigen Feststellungen wurden 5 Personen getötet. Ein Arbeiter wurde schtver, zahlreiche andere wurden leichter verletzt.
Angst vor der Welle.
Radioverbot für polnische Grenzdeutsche
Die Grenzen Polens sind gleich mit der Entstehung des Staates verbarrikadiert worden. Felder, Wälder und Fluren, die hüben und drüben von derselben Beschaffenheit sind, sind durch Draht oder Grenzsteine in feindliche Gebiete getrennt. Wehe dem, der sie ohne die Haupterrungenschaft staatlicher Weisheit, den Paß, mitein. ander verwechselt!
Nur der Luft fonnte man nichts anhaben. Jetzt kommt auch sie an die Reihe. Sie ist mit einem Male staatsgefährlich geworden. Denn sie ist die Trägerin der Radiowellen.
In Polen sieht es mit der Entwicklung und Verbreitung des Rundfunks ziemlich traurig aus. Die besten Radioapparate kommen aus dem Ausland, die paar Sendestationen bieten ein mageres Programm; kein Wunder, daß selbst die größten Patrioten lieber ausländische Stationen hören.
Aber da erhielten verschiedene polnische Staatsbürger deutscher Nationalität folgendes natürlich polnische Schreiben: Post- und Telegraphendirektion. Bromberg , den 25. Juli 1929,
Nr. 4273/ VIII.
Herrn
-
in
Im Einverständnis mit§ 1 Punkt 9 der Verordnung des Ministers für Handel und Gewerbe vom 31. Juli 1926, bekanntgemacht im„ Dziennik Ustav" Nr. 87 vom Jahre 1926, zieht die Bost und Telegraphendirektion Bromberg die Ihnen erteilte Er laubnis zur Benuzung einer Radioanlage hiermit zurüď. In Verbindung mit Obigem werden Sie ersucht, den Erlaubnis. schein an das Post- und Telegraphenamt Konig zurückzureichen, die Antenne abzunehmen und die gesamte Radioan. lage abzumontieren.
Im Falle Sie sich an diese Verordnung nicht halten, werden Sie zur gerichtlichen Verantwortung im Sinne des Artifels 28, Gesetz vom 3. Juni 1924 über Post, Telegraphie und Telephon zur Verantwortung gezogen.
Der Präsident. J B.: Bedernif.
Die mit obigem Schreiben bedachten Deutschen haben das Pech, in Orten wie Konig, Zempelburg usw. zu wohnen; also im 15Kilometer- Grenzstreifen, der unter Ausnahmerecht steht. Der Staat ist in Gefahr, wenn diese Leute deutsche Sendungen hören, aus denen jedes agressive Wort gegen irgendeinen Staat verbannt ist!
Politische Banditen.
In Kongreßpolen meidet die sozialistische Presse häufig und auch in den letzten Tagen Ueberfälle auf Parteigenossen. Die Täter gehören der von der PPS. abtrünnigen Revolutionären Fraktion" des Herrn Moraczewski, das heißt der Pilsudski- Schußtruppe, an, die man allgemein„ BBS." nennt.
Das Geld gewinnt den Wahlkreis.
Ein Rothschild wird Senator.
apist in amt Paris , 26 August.( Eigenbericht) Die am Sonntag im Departement Hautes Alpes stattgefundenen Erfahwahlen zum Senat führten zu einem Erfolg des reaktionären? Barons Don Rothschild. Der einzige Gegenfandidat, ein Sos zialist, fiel durch, obwohl die bürgerlichen Linksparteien beschlossen hatten, für ihn zu stimmen. Rothschilds Geld zog wieder einmal mehr als die Gesinnung seines Gegenfandidaten. Im ersten Wah!- gang ging er mit 196 gegen 137 Stimmen durchs Ziel. Ein Wahltreis, der seit Jahren im Besitz der Linken war, fiel damit an die Reaktion.
3wei Kinder tot.
Düsseldorf , 26. August.( Eigenbericht.)
In Düsseldorf Flehe entdeckte ein Wirtschaftsgehilfe am Sonntag vormittag auf dem Wege zur Kirche zwei in einem Gemüsefeld liegende ermordete Kin der. Es waren die vermißt gemeldete sechsjährige Ger trud Hammacher und die bei deren Eltern in Ferien weilende 13jährige Luise Lenzen. Beide Leichen wiesen am Halse schwere Schnittwunden auf, die als Todesursache zu betrachten sind.
Von dem Täter fehlt bisher jede Spur. Die Er regung ist groß.
gestern nachmittag fand auf dem Berliner Zentralflughafen Luftgymnastik in Tempelhof. ein Slugfest statt, das sehr gute fliegerische Leistungen und artistische Vorführungen bot. Unter anderen zeigie Oskar Dimpfel an einem Trapez am Flugzeug hängend tollkühne Leiftungen feiner Kunft auf dem Gebiete der Luftgymnastik