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BERLIN Dienstag 27. Auguft 1929

Der Abend

Erfdetattäglid aster Sonntags Bugleich Abendausgabe des Vorwärts. Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 m. pro Monat. Redaktion und Ervedition; Berlin SW 68, Lindenftr.3

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Nr. 400

B 199 46. Jahrgang.

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Haag- ausweglos!

Alle- außer Deutschland - verlangen Schluß.

V. Sch. Saag, 27. Auguff.( Eigenbericht.) Heute vormittag 10% Uhr hat Briand an Jaspar, als dem Präsidenten der Haager Konferenz, einen Brief ge­richtet, der lautet:

,, Unter den gegenwärtigen Umständen scheint mir, daß der einzig vernünftige Entschluß darin be. steht, die sechs einladenden Mächte zu einer dringenden Sigung einzuberufen, um eine Situation zu beenden, die nunmehr ausweglos erscheint. Für meinen Teil würde ich es als einen großen Vorteil ansehen, wenn die Zusammenkunft bereits heute nachmittag, 6 Uhr, stattfinden würde."

Zur selben Stunde richteten die italienische und die belgische Delegation an Jaspar ähnliche Briefe und schlugen 5 Uhr als Zeitpunkt vor. Fast gleichzeitig traf ebenfalls Sir Maurice Sankey, der Generalsekretär der Konferenz, bei Jaspar ein, um im Auftrage Snow dens die Einberufung sowohl einer Zusammenfunft der sechs einladenden Mächte für heute nachmittag Uhr wie einer abschließenden öffentlichen Plenar fizung für Mittwoch vormittag zu beantragen. Jaspar beschloß daraufhin, die Situng der sechs einladenden Mächte für 5 Uhr nachmittags einzuberufen und die Ent fcheidung über die Abhaltung einer öffentlichen Plenar sihung diesen sechs Mächten zu überlassen.

Der Religionsfrieg in Palästina.

150 Tote.- Neue Araberangriffe.- England sendet Truppen.

London , 27. Auguft. murde. Andere Demonstranten entsandten zum New- Yorker Ober und Arabern getöteten Personen wird inoffiziell auf 120 bis Die Zahl der bei den verschiedenen Sämpfen zwischen Juden bürgermeister Delegationen, mit dem Ersuchen, attive Hilfs maßnahmen zur Unterstützung der Juden in Palästina eins 150 angegeben. Infolge der von den englischen Behörden zu Be- zuleiten. Die Erefutive der amerifanischen Zionisten hat beschlossen, ginn der Unruhen verhängten Zensur über Pressetelegramme fehlt große Hilfsfonds zur Unterstützung der notleidenden und ges es an zuverlässigen Meldungen. Ein gestern abend herausgegebenes fchädigten Juden in Palästina bereitzustellen. Kommuniqué des Kolonialamtes in London beschränkt sich auf eine Darstellung der bisherigen kämpfe, macht aber feine zuverlässigen Angaben über die Zahl der Tofen und Verletzten.

In den gestrigen Nachmittags- und Abendsfunden sind wiederholt Angriffe von den Arabern unternommen worden, die aber in der Mehrzahl der Fälle abgeschlagen wurden. Auch ist es gestern abend zu einem ganz unerwarteten und plöhlichen Angriff der Araber auf die Regierungsgebäude von Jaffa gekommen, der aber von der englischen Polizei abgeschlagen wurde. Fünf Angreifer blieben tot auf dem Plake, während 30 verwundet wurden. Ein 3ug, der englische Truppen von Haifa bringen sollte, wurde von den Arabern angegriffen, wobei es den Angreifern gelang, eine Anzahl britischer Soldaten zu entwaffnen. Eine Bestätigung dieser Meldung liegt zurzeit noch nicht vor.

Inzwischen sind die vier Außenminister um 12 Uhr unter dem Borsiz Hendersons zusammengetreten. Briand hat vor dieser Bon Kairo sind gestern weitere Truppen mit Panzerwagen und Artillerie nach Palästina abgegangen. Wie Central News Sigung den französischen Journalisten angekündigt, daß er bean­tragen würde, daß man angesichts des bevorstehenden Mißerfolges melden, wird die gesamte 4. englische Zerstörerflottille, bestehend aus acht Zerstörern und drei Schaluppen, in Bereitschaft gehalten, um der Finanzkonferenz nunmehr auch die politischen Verhand­acht Zerstörern und drei Schaluppen, in Bereitschaft gehalten, um lungen über den Kompler der Räumungsfrage a bbreche und da­jeden Augenblick in See zu gehen. Das Flugzeugmutterschijf, Eagle", bei feſtſtelle, wie weit sie bereits gediehen fei, um sie dann später sich heute, nach Balästina begeben. das Schlachtschiff Sovereign" und zwei weitere Zerstörer sollen an dem Punkt, wo sie stehengeblieben sind, wieder auf sich heute nach Palästina begeben. nehmen. Briand will insbesondere die grundsätzliche Einigung über die Vergleichsfommission registrieren lassen. Dagegen dürfte fich Deutschland entschieden sträuben, meil es stets erklärt hat, daß diese Einigung über die Kommission völlig unabhängig ist von befriedigenden zusagen Frankreichs hinsichtlich der Räumungs­

termine.

Aus gewissen Wendungen im Schreiben Briands wird von ver­schiedenen Seiten die Schlußfolgerung gezogen, daß noch immer eine tleine Aussicht besteht, den Abbruch zu vermeiden. So weist man darauf hin, daß Briand nur davon spricht, daß die Situation ausweglos erscheint( und nicht: ist). In der Nachmittagssizung der sechs Mächte wird sich zeigen, ob man etwa einen letzten Pressionsversuch auf die deutsche Delegation unternehmen will, damit sie ihre bisher nicht eingeholte Zustimmung zu den Deutschland betreffenden Punkten des letzten Angebots der Alliierten erteilt.

Ein Vertrauensmann Briands soll um 12 Uhr bei Stresemann gewesen sein, um in diesem Sinne zu sondieren. Nach den bisherigen Erflärungen der deutschen Delegation ist aber nicht anzunehmen, daß Deutschland in letter Stunde diesem Druck nachgeben wird. Kurz vor 2 Uhr war die Sigung der vier Außenminister zu Ende. Als einziger gab Dr. Wirth den Journalisten folgende, vielleicht allzu geistreiche Erklärung ab:

Die zur letzten Anprobe fertigen politischen Gewänder sind an den Nagel gehängt worden, bis die finanzielle Frage ent­fchieden wird."

Daraus darf man wohl schließen, daß, entsprechend den An­fündigungen Briands, die politischen Beratungen bis zur Entscheidung über das Schicksal des Young- Plans abgebrochen morden sind. Inwieweit er bei dieser Gelegenheit die Registrierung der grundsäglichen Einigkeit über die Vergleichskommission erreicht hat, bleibt noch abzuwarten.

Zehn Jahre Ministerpräsident in Anhalt. Der Reichskanzler hat namens der Reichsregierung dem Ministerpräsidenten Deist , der heute auf eine zehnjährige Tätigkeit als Ministerpräsident des Freistaates Anhalt zurückbliden fann, telegraphisch seine herz­lichsten Glüdwünsche übermittelt. Auch der preußische Minister präsident hat dem anhaltischen Ministerpräsidenten Deift anläßlich der zehnjährigen Wiederkehr des Tages feines Regierungsantritts ein Glüdwunschtelegramm gesandt.

Im Leningrader Hafen verhaftet wurde ein litauischer Schiffs maschinist. Der Dampfer verließ Leningrad ohne den Maschinisten, es war dem Kapitän nicht gelungen, die Ursache der Verhaftung zu erfahren.

Jüdisch- amerikanischer Maffenprotest.

New York , 27. August.( Eigenbericht.) tanische Staatsbürger, darunter zahlreiche Kriegsteilnehmer, Am Montag abend demonstrierten 20 000 jüdisch- ameri. gegen die Vorfommnisse in Palästina. Die Demonstranten zogen vor das britische Konsulat, wo von den einzelnen Rednern gegen England und dessen Verwaltung in Palästina Regieren in Palästina unfähig sei schärfster Protest erhoben

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franzöfifchen Kriegsschauplatz.

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Maffenmorde der Araber.

London , 27. Auguft.

Der Daily Expreß " veröffentlicht als einziges Blatt den Be richt eines nach Jerusalem entsandten Sonderberichterstatters, der folgende Darstellung von den wichtigsten Ereignissen gibt: Die bise." her blutigste Tragödie ereignete fich in der kleinen jüdischen Ansied. lung Hebron , wo 73 Juden in ihren Behausungen hingex' mordet wurden, darunter, 30 jüdische Studenten und 12 amerika< nische jüdische Studenten. Eine Gruppe Araber sei am Sonnabend plöglich in Hebron eingebrochen. Allein

in einem Haus hätten die Araber 18 Personen, darunter den Direktor der Anglo- Balästina- Bant, seine Frau und seine beiden Kinder, sowie die Schwiegereltern ermordet. In Jaffa sei das britische Hauptquartier angeriffen worden. Dabei habe es 15 Tote und 35 Verletzte gegeben. In anderen Berichten werden die Verlustziffern wie folgt angegeben: 45 Juden getötet, 89 Juden schwer verletzt, 8 Moslems getötet, 10 Moslems schwer verletzt. 450 Juden in Hebron sind zeitweilig in Polizeibaracken untergebracht

worden.

Nach einem Times" Bericht sind in Tel Aviv 200 britische Sol­baten stationiert worden. Daneben seien 70 jüdische Zivilisten vorüber­gehend als Polizisten eingestellt. Ueber die Stadt sei das Kriegsrecht ver­ Die Polizei habe daraufhin das Feuer eröffnet, wobei 6 Moslems hängt worden, nachdem es zu neuen Zusammenstößen gekommen ici, als die Moslems nach der Beerdigung ihrer Toten demonstrierten getötet worden seien.

Der Stadtrat von Jerusalem hat am Montag nachmittag fol= gende Mitteilung veröffentlicht: In diesem Augenblic( 15 Uhr) unternehmen die Araber einen Angriff auf Mahne Yehudah und auf Shaaray Hesed. Die Zahl der getöteten Juden muß im ganzen mindestens zwischen 120 und 150 betragen. Um 19 Uhr veröffent­lichte der Stadtrat eine zweite Mitteilung, die besagt: In jedem Augenblid unternehmen die Araber neue Angriffe in verschiedenen Bezirken. In Tel Aviv wurden fünf Juden getötet. Die Regierung hat Hindernisse zur Verteidigung errichtet. Die Araber bereiten fich in allen Teilen des Landes auf neue Angriffe vor.

Wechselt Macdonald den Oberkommiffar? Prag , 27. August.

Der feit Sonnabend in Prag weilende ehemalige Ober tommiffar von Palästina, Sir Herbert Samuel , ist vom eng lischen Ministerpräsidenten telephonisch ersucht worden, unver züglich nach London zurückzukehren.

Rächtliches Autounglück in Köpenid.

Der Mitfahrer getötet.

In der vergangenen Nacht ereignete sich auf der Müggelheimer Chauffee in köpenid ein folgen­fchweres Autounglüd, bei dem eine Person ge­tötet wurde.

Gegen 2,30 Uhr befand sich das Geschäftsauto einer Köpenider Firma auf dem Wege zur Garage. Wahrscheinlich infolge zu hoher Fahrtgeschwindigkeit raste das Auto gegen einen Prelistein, überschlug sich mehrmals und wurde völlig zertrümmert. Der 36jährige Mitfahrer Paul Meinberg aus der Elisabeth. straße 22 in Köpenid wurde so schwer verletzt, daß er auf dem Transport zum Röpenider Rreistrantenhaus gestorben ist. Der Führer des Wagens ist wie durch ein Wunder mit geringfügigen Berlegungen davongekommen.

Die Leiche des tödlich Berunglückten wurde beschlagnahmt. Das Autowrad wurde später abgeschleppt.