Drei Feuerwehrleute
verletzt.
Heute mittag wurden mehrere Dachstühle des Hauses Aurfürstendamm 178 durch ein Großfeuer zerstört. Drei Feuerwehrbeamte wurden bei den Löscharbeiten schwer verlegt und mußten ins kranten. haus gebracht werden.
Das von dem Feuer betroffene Wohnhaus liegt dicht bei der Konstanzer Straße, direft gegenüber mündet die Giese brechtstraße in den Kurfürstendamm ein. Gegen 11 Uhr wurde das Feuer bemerkt; aus den Bodenlufen brangen dichte Qualmschwaden. Die alarmierte Feuerwehr rückte zunächst mit drei 3ügen an; bald zeigte sich aber, daß dieses Aufgebot zu schwa ch war. Die Flammen waren auf die angrenzenden Dachstühle übergesprungen, die ein großes Flammenmeer bildeten.
Die letzte Etappe des Weltfluges.
Friedrichshafen , 28. Auguft.( Eigenbericht.) Graf Zeppelin " funfte heute morgen um 5 Uhr an die Funkstation des Luftschiffbau:„ Befinden uns zurzeit Carlsbad im Staate Iegas. Alles in Ordnung." Demnach scheint Graf 3eppelin" den Pecos River bereits überflogen zu haben.
Sichtmeldungen.
New York , 28. August. ,, Graf Seppelin" überflog um 22.50 Uhr ME3. den Stein Einige Bewohner gerieten in ernste Lebensgefahr, fie paß. 1320 Meter hoch, an der Grenze zwischen Arizona und
konnten durch die Feuerwehr jedoch noch rechtzeitig in Sicher= heit gebracht werden. Aus acht Schlauchleitungen größten Ralibers wurden ungeheure Wassermengen in das Feuermeer geschleudert.
Leider sind drei Feuerwehrleute durch einstürzende brennende Teile schwer verletzt worden.
Bei Redaktionsschluß dauert der Brand noch an. Das Städti sche Rettungsamt mar auf den Alarm ,, Menschenleben in Gefahr mit mehreren Aerzten und Rettungswagen zur Stelle. Die Schupo nahm umfangreiche Absperrungen ver, der Verkehr mußte umgeleitet werden.
Wie weiter mitgeteilt wird, ist als vierter Verleifer ein Maler schwer zu Schaden gekommen. Die Wohnungen der oberen Stockwerfe haben unter Feuer- und Wasserschaden sehr geliften.
Kurz nach 13 Uhr it ir zte eine Dede zum vierten Stockwerk ein und riß mehrere Feuerwehrleute mit in die Tiefe. Die Verunglückten wurden schnell geborgen und ins Krankenhaus Achenbachstraße gebracht. Es werden weitere Einstürze befürchtet.
Der Mord an Hilde Zepernick. Untersuchung gegen den Wächter.
Der Wächter Schulz, der nach wie vor unter dem dringenden Verdacht steht, den Mord an der elfjährigen Hilde Zepernid verübt zu haben, befindet sich weiterhin in Untersuchungshaft.
Bon großem Wert dürfte das in der nächsten Tagen vor= liegende Sachverständigen gutachten über den Befund der Kleidungsstü de des Wächters, die er am Mordtage getragen hat, sein. Man vermutet, daß sich der Wächter, vorausgesetzt, daß er der Täter ist, bei Ausübung des Verbrechens mit Blut befudelt hat. Aus diesem Grunde wurde die chemische Unter. fuchung der Kleider mit außergewöhnlicher Sorgfalt vorgenommen. Außer mit chemischen Mitteln wurden die Stoffe Zoll für Zoll mitrostopisch untersucht.
Ein Berliner Morgenblatt bringt bereits heute die Nachricht, daß an dem Jafett des Wächters mehrere Blutspuren am Aermel, auf der Brust und auf der Schulter einwandfrei festgestellt jeien. Diese Nachricht eilt, wie wir erfahren, den Tatsachen voraus. Bisher ist die Untersuchung der Kleidungsstücke des Berdächtigen noch feineswegs abgeschlossen, und bisher liegt auch noch tein schriftliches Gutachten des Sachverständigen vor. Es ist damit zu rechnen, daß dieses Gutachten in den nächsten Tagen der Deffent. lichkeit bekanntgegeben werden kann.
Inzwischen ist von der Verteidigung des Wächters ein Haft. entlassungsantrag eingereicht worden. Der Antrag des Berteidigers stützt sich im wesentlichen darauf, daß der Kellereingang feineswegs für Ortsfremde unzugänglich gewesen sei. Außer dem wird die Behauptung der Polizei bestritten, daß nur ein Mann, der die Dertlichkeit genau tannte, die Tat begangen haben tann. Ferner soll die Möglichsteit nachgeprüft werden, ob die Leiche nicht erst nach der polizeilichen Durchsuchung der Räume dort nersteckt wurde, denn die Polizeihunde, die durch die Keller geführt murden, haben das ermordete Kind an dem Ort, wo es später gefunden wurde, nicht entdeckt.
Ob diese Begründungen genügen, Schulz aus der Haft zu entlaffen, erscheinen noch fraglich. Man wird das Sachver Man wird das Sachver ständigen gutachten abwarten müssen, von dem allein es abhängt, ob einem Haftentlassungsantrag stattgegeben wird.
Die Frau getötet?
Eine neue Mordaffäre.
Unter dem Verdacht, seine 70jährige Frau hinter. rüds eine Treppe hinuntergestoßen und so ihren Tod verschuldet zu haben, wurde am Mitt. woch der 72 Jahre alte Reinhold Schubert aus der Bugenhagenstraße 1 in Moabit festgenommen.
Frau Luise Schubert betrieb im Erdgeschoß des Hauses Bugenhagenstraße 1 seit 17 Jahren ein Plättgeschäft, das aber in der letzten Zeit so wenig ging, daß außer der alten Inhaberin nur noch ein Lehrmädchen beschäftigt werden konnte. Der Ehe mann steuerte zum Haushalt nichts bei, er ist starter Irinter. Von dem Geschäft führt eine steile Wendeltreppe in den Keller hinab. Am Fuße dieser Treppe wurde Frau Schubert mit dem Gesicht zur Erde liegend am Mittwoch tot aufgefunden. Die Revierpolizei alarmierte die Mordkommission. Der Ehemann wurde daraufhin in Polizeihaft genommen. Man vermutet, daß er in einem Streit seine Frau die Treppe hinuntergestoßen habe. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, daß Frau Sch. in berauschtem Zustand ausgeglitten und gestürzt ist. Bei ihrem hohen After mußte der Fall
deer Tod zur Folge haben.
Ein jüdischer Studienrat. Ein nationalsozialistischer Landtagsabgeordneter fühlte sich dadurch beschmert, daß an dem Staatlichen Gymnasium in Dillenburg ein jüdischer Studienrat Unterricht erteilt, troßdem die weit überwiegende Mehrzahl der Schüler evangelisch, ein Bruchteil katholisch und Dissidenten ist, aber tein Jude sich unter ihnen befindet. Das Staatsministerium murbe gefragt, ob es bereit sei, diefen, unhaltbaren Zustand" durch berufung des jüdischen Studienrats richtigzustellen. ie der Amtliche Breußische Pressedienst mitteilt, beantwortete Unterrichtsminister die Anfrage furz wie folgt:„ Nein. Ein unhaltbarer Zustand liegt nicht vor."
Sierra Nevada
Colorado Plateau
Grosser Ozean
Los Angeles
3500m
3300 m
4000 m
3eppelin liegen die Verhältnisse gänzlich anders dank der Berwendung des Blaugafes für die Motoren. Dieses Gas miegt praktisch für einen Flug von 100 Stunden faum ein paar Gramm und läßt sich in Ballonetts im Innern des Luftschiffs überall unterbringen. Dr. Edener hat auf die Weltfahrt noch 10 Tonnen flüssiges Benzin mitgenommen, gewissermaßen als eiserne Reserve für den Fall, daß er unerwartet große Umwege hätte machen müssen. Nach den Ergebnissen aller Fahrten in den beiden legten Jahren läßt sich schon jetzt sagen, daß dieser große Ballast an Brennstoff in Zukunft auf ein Drittel reduziert werden tann, so daß das Luftschiff, das durch die Verwendung des Blau
Chicago Michigan- See
Ohio- Tal
Fo.
Atlant
Missouri- Tal Prärien
Ozean
Mississippi- Tal
300m
Profilkarte Los Angeles- Lakehurst
Neu Megito, nachdem er um 18.25 Uhr über Tucson in Arizona gesichtet worden war. Das Luftschiff flog in 250 bis 450 Meter Höhe und hatte eine Stundengeschwindigkeit von 160 Kilometer. Später hat sich die Geschwindigkeit des Luftschiffes infolge der starten Gegenwinde auf etwa 80 Kilometer vermindert. An Bord ist nach einem Funkspruch Dr. Eckeners alles wohl.
New York , 28. Auguft. „ Graf Zeppelin hat seinen Kurs auf Little Rod( Arkansas ) gesetzt.
Luftschiff und Flugzeug. Ein Vergleich.
Man schreibt uns: Flugzeuge leiden darunter, daß sie Riesen mengen von Benzin mit sich schleppen müssen, deren Gewicht so groß ist, daß für eine Rugleistung nichts mehr übrig bleibt. Beim
gases bisher schon 10 Tonnen Nugewichtfreibetomment hat, in Zukunft noch weitere fieben Tonnen wird einsparen können. Diese nicht zu unterschätzenden Gewichte wird man für die Beförderung von Waren oder Post glänzend benutzen können, und man hat in Amerifa rechtzeitig erkannt, daß ein Luftschiff, das neben der Beförderung der Passagiere noch 350 bis 400 Zentner Post mitführen kann, für den Ozeanverfehr eine sehr rentable Sache sein wird.
Aus diesem Grunde ist auch faum daran zu zweifeln, daß die Berhandlungen Dr. Edeners über die Gründung einer deutschamerikanischen Luftschiffgesellschaft sich verwirflichen werden. Es fommt weiter hinzu, daß man selbst auf den größeren Luftschiffen, deren Bau in Friedrichshafen geplant ist, mit einer zahlenmäßig geringeren Besatzung auskommen wird als bisher. Graf Zeppelin " hat noch 44 Mann technisches Personal an Bord gehabt, während fünftighin voraussichtlich nur 30 Per sonen zur Führung selbst eines 150 000- Rubikmeter- Schiffes erforderlich sein werden,
Die Front der Abbaulüsternen.
Ausschußkampf um die Arbeitslosen.
reibungslosen Verlauf der Berliner Funktionärversammlung die heftigsten Borwürfe. Er miffe, daß die Sozialdemokratie gegen den Abbau teine Opposition machen werde und feine Partei werde die SPD. entlarven.
Abg. FreibeI( Wirtschaftsp.) flagt über die wachsende Soziallast und fordert weitgehende Ersparnisse. Abg. Haßlacher( Dnat.) begründet nochmals die bekannten Abbauvorschläge seiner Fraktion. Die Ausschußverhandlungen dauern an.
Der Soziale Ausschuß trat am Mittwoch in die Aussprache über| Abg. Rädel( Komm.) macht den Sozialdemokraten über den die noch offenen Streitpunfte zur Arbeitslosenper ficherung ein. Abg. Esser( 3.) erklärte für seine Partei, daß die bisherige Haltung des Zentrums nicht als endgültig bindend zu betrachten ist. Es tomme darauf an, zunächst für die erste Lesung Stellung zu nehmen. Obwohl die Regierungsvorlage ein Vakuum von 47 Millionen Mart enthält, habe er der Einbringung zu geftimmt, um überhaupt eine Verhandlungsgrundlage zu haben. Es sei notwendig, die bisherigen Ergebnisse der Ausschußverhandlungen auch in ihrer finanziellen Auswirkung festzustellen. Die grundsägliche Entscheidung des Zentrums bleibt einer für den 31. August einberufenen Frattionssizung vorbehalten. Der Redner erläutert dann nochmals den bekannten Standpunkt des Zentrums und führt aus, daß eine Neuregelung der Beziehung zwischen Beitragswochen- und Unterstützungshöhe nicht als Abbau bezeichnet werden dürfe.
Ministerialdirektor Weigert: Die finanziellen Auswirkungen der bisherigen Beschlüsse lassen sich rechnerisch nicht erfassen. Man tönne aber schäßungsweise sagen, daß, wenn durch die Beseitigung der Mißbräuche 1 Proz. der unterstützten Arbeitslosen ausscheidet, jeweils 10 Millionen Mark eingespart werden. Es komme also darauf an, zu schätzen, ein wie großer Personenkreis voraussichtlich durch Behebung der Mißstände betroffen wird. Die Reichsanstalt ist ersucht worden, Prüfungen anzustellen.
Abg. Graßmann( Soz.): Die Sozialdemokratie ist an die Reform herangegangen, um die wirklichen Mißstände auszu räumen, ohne aber die allgemeinen Versicherungsleistungen etwa abzubauen. Die Borschläge der Rechtsparteien bezwecken eine Sanierung, bei der
bis zu 75 Pro3. aller Arbeitslosen in ihren Bezügen geschmälert werden würden. Wenn die kurzfristig Beschäftigten fünftig weniger Unterstügung erhalten, so sei das eine unerträgliche Härte. Die Umstellung der Betriebe hat es mit sich gebracht, daß eine größere Fluktuation auf dem Arbeitsmarkt stattfindet und Beleg schaften stoßweise entlassen werden. Die Ersparnisse Ministerialdirektors Beigert nicht mit etwa 15 Millionen Mart, aus der Behebung der Mißstände müffe nach den Angaben des sondern etwa dem Fünffachen geschätzt werden. Wenn bei der geplanten Kürzung der Unterstügungsfäße je nach der Anwartschaft auf die gewerkschaftlichen Einrichtungen verwiesen wird, so ist ein solcher Bergleich abmegig, da bei den Berufsverbänden diese Unter stügungen eine Nebeneinrichtung und feinen Selbstzweck darstellen. Eine Herabdrückung der Unterstützungssäge würde bei der jetzt wieder ansteigenden Teuerung nur noch neue Belastungen für die Gemeinden bringen. Das Anwachsen des Defizits ist darauf zurückzuführen, daß der sozialdemokratische Vorschlag Dom Juni d. 3., durch sofortige Beitragserhöhung einen Notstod anzusammeln, abgelehnt worden ist.
Die Sozialdemokratische Partei lehnt die vorgeschlagene Berlängerung der Wartezeit und die Relation von Beitragswochen und Unterstützungshöhe nach wie vor ab.
Abg. 5ued( D. Bp.) hält nach wie vor eine Sanierung ohne Beitragserhöhung für möglich. Bon allen Borschlägen verdiene der den Borrang, der erst nach 52 Wochen Anwartschaft volle Säge gewähren will. Für die Saisonarbeiter müsse die Wartezeit bis zu 3 Wochen verlängert werden. Die Bolkspartei wende sich auch gegen eine befristete Beitragserhöhung. Von den Auswirkungen des gegen eine befristete Beitragserhöhung. Vor den Auswirkungen des Young- Planes solle man sich in turzer Frist für die Reichsfinanzen nichts versprechen.
Die Abschaffung des Sonntags.
"
Die„ ununterbrochene Produktion".
Dem gestern peröffentlichten Detret des Rates der Bolfstom. miffare der Sowjetunion über die Einführung der ununter brochenen Arbeitswoche widmen die Sowjetblätter tommentierende Leitartikel, die der Genugtuung darüber Ausbrud geben, daß diese wichtige Maßnahme nunmehr aus dem Stadium der Borbereitungen herausgetreten und eine Tatsache geworden sei. Die Prawda" weist darauf hin, daß in erster Linie die große wirtschaftliche Bedeutung dieses neuen, weit ausholenden Schrittes auf dem Wege zum Sozialismus" ins Auge zu fassen sei. Selbſt nach den bescheidensten und vorsichtigsten Schäzungen der Staatsplanfommission müßte schon das erste Jahr der ununterbrochenen Produktion eine Produktionssteigerung um etwa 4 Proz. bringen. Als Resultat der neuen Maßnahme fönne man erwarten " eine Beschleunigung des Tempos der Industrialisierung ohne weitere Anspannung der Kräfte der Arbeiterklasse bei gleichzeitigem Abbau der Arbeitslosigkeit". Daß auch die Sowjetbehörden fich den neuen Arbeitsmethoden anpassen, würde ohne Zweifel von Bramba" auf die„ tulturelle Umgestaltung" über, die nach Meider Bevölkerung mit Genugtuung begrüßt werden. Sodann geht die nung des Blattes unausbleibüch eintreten muß: die
"
völlige Bernichtung aller firchlichen Feiertage als Ruhetage bedeute einen gewaltigen Schlag gegen Kirche und Religion. Die Pramba" ist sogar der Ansicht, daß während der ganzen Dauer der Sowjetmacht noch tein so ernster Borstoß gegen die Wurzeln des firchlichen Wesens geführt worden ist. Die Opposition gegen die neue einschneidende Maßnahme streifen die Blätter nur nebenbei, obgleich doch sogar der Arbeit stommiffar Uglanow sehr ernste Bedenken geäußert hat. Weit vorsichtiger als die großen Moskauer Blätter äußert sich das für die Bauernschaft bestimmte Blatt Bednota". Ein dort veröffentlichter Leitartikel, der den Bauern die Meinung einzuflößen ver
sucht, daß der Verzicht auf alte liebgewordene Traditionen durch die großen Vorteile der„ ununterbrochenen Arbeitswoche" reich bezahlt merde, läßt in seiner ganzen Tonart erkennen, daß noch viel getan werden muß, um die Bauern zu einem neuen Glauben zu befehren.
Haftenlaffung abgelehnt. Rechtsanwalt Dr. Hirschberg, Frankfurt a. b. D., der die Berteidigung für die wegen der Tötung des Chauffeurs Rademacher im Eisenbahnzuge angeklagten Reichsbannerleute Hahn und Stirn übernommen hat, hatte den Antraa gestellt, den nur vegen 2- tie necffagten ahn aus der Haft zu entlassen. Der Antrag ist von der Staatsanwaltshaft a b gelehnt worden. Gegen diese Entscheidung hat Dr. Hirschberg Beschwerde beim Kammergericht eingelegt.