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Morgenausgabe 1080 Onu may

Лr. 405

A 204

46.Jahrgang

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Vorwärts

Berliner Bolesblatt

Freitag

30. August 1929

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Der Erfolg vom Haag.

Erleichterung der deutschen Lasten.-

Räumung des besetzten

Gebiets.- Ende der Entente.

Die Haager Konferenz geht heute zu Ende. Sie schließt mit einem dreifachen Ergebnis:

T

1. Der Young Plantritt- vorbehaltlich der Rati­fizierung durch die Parlamente- ab 1. September in Kraft. 2. Das besette Gebiet wird geräumt. Die Räumung wird Mitte September beginnen und späte­stens am 30. Juni n. 3. beendet sein. 3. Durch die Initiative der Arbeiterregierung hat sich das Verhältnis zwischen England und Frankreich funda mental geändert. Die Entente hat zu bestehen aufgehört.

und

Gegenüber diesem dreifachen Ergebnis ist die Bedeutung gewiffer Nebenfragen, über die großer Lärm gewesen ift, nahezu gleich Null. In der Frage der Feststellungs­Versöhnungstommission hat übrigens Deutschland einen vollständigen Sieg erzielt: es bleibt einfach bei dem bestehenden Rechtszustand. Was die umstrittenen 300 Millionen betrifft, so fann heute gesagt werden, daß der Young- Plan in diesem Punkte nicht zugunsten Deutschlands spricht, so daß hier von vornherein ein bescheide­ner Teilerfolg das höchstmaß des Erreichbaren war. Bon etwas größerer Bedeutung ist die lmgruppierung" der geschütten und der ungeschüßten Beträge. Die deutsche Delegation hat sich damit einverstanden erklärt, daß Deutschland den Betrag, der unter allen Umständen regels mäßig zu zahlen ist, in den ersten zwanzig Jahren um 42 Mil­lionen erhöht, wofür vom anderen Teil der Zahlungen eine entsprechende Summe wegfällt und der unter allen Umständen zu zahlende Betrag nach 20 Jahren entsprechend verfürzt wird. Eine etwas komplizierte, aber nicht lebenswichtige Angelegenheit an ihr die Konferenz scheitern zu lassen, wäre namenlose Torheit gewesen.

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Der Young Plan wird in Kraft treten. Dadurch werden lästige, mit der Souveränität Deutschlands schwer zu vereinbarende Kontrollen beseitigt ein Ergebnis, das gerade von ,, nationalen" Kreisen eigentlich aufs freudigste begrüßt werden müßte. Die deutschen Zahlen werden um 500 bis 700 Millionen jährlich herabgesetzt. Der zu zahlende Jahresbetrag im Durchschnitt der nächsten 37 Jahre an 2 Milliarden jährlich, in den folgenden 22 Jahren um einige hundert Millionen weniger ist zweifellos eine schwere Belastung. Sie ist eine Folge des Krieges gegen die ganze Welt, in den uns das Kaiserreich geführt hatte.

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Nachdem aber eine Regelung erfolgt ist, die nach mensch­licher Voraussicht sobald nicht abgeändert werden kann, hat alles Geschrei über die schmere Last und alles leber treiben ihrer Bedeutung seinen Sinn verloren. Die Behauptung, daß Deutschland unter dieser Last zusammen­brechen müsse, ist unwahr. Wer sie aufstellt, schädigt den Kredit des Reiches und der deutschen Wirtschaft und nüßt gar nichts. Denn eine Möglichkeit, durch Klagen und Bankerott anfündigungen die Verhandlungen zu beeinflussen und den zu zahlenden Betrag herabzudrüden, existiert nicht mehr. Bankerottankündigungen sind nichts als wirtschaftlicher Lan­desverrat zu deutschnationalen Parteizweden.

Steigerung der Leistungen und damit Erträglichmachung der Lasten durch eine gesunde Wirtschaftspolitik ist wahrhaft nationale Tat. Steigerung der Leistungen bedeutet auch die Möglichkeit, die Lage der Arbeiterflasse weiter zu heben. Die Behauptung gewisser Unternehmerkreise, der Young- Plan sei nur durch Herabdrücken der Löhne erfüllbar, ist eine 3wedlüge zugunsten des Klaffenkampfes von oben.

Die Finanzlage des Reiches wird durch das Inkrafttreten des Young- Planes erleichtert aber nicht leicht. Weitschweifende Steuersenkungspläne der besitzenden Kreise werden unerfüllbar bleiben. Die Erfüllung der so­zialen Pflichten des Reiches geht vor. Hier ergeben fich engste Zusammenhänge mit dem gegenwärtigen Kampf um die Arbeitslosenversicherung.

Damit ist schon in flüchtigen Strichen angedeutet, wie die Sozialdemokratische Partei den jetzt beginnenden Kampf um die Auswirkungen des Young- Planes nach innen au führen haben wird. Es wird nicht zu vermeiden sein, daß Dabei die Gegensäge innerhalb der bestehenden Regierungs foalition scharf aufeinanderplazen. Als lezte Auskunft bleibt ber Appell an die Wähler.

Problem der Vereinigten Staaten von Europa zur Sprache bringen. Für seine Lösung sind keine Formeln entscheidend, sondern die politischen Machtverhältnisse. An dem Tage, an dem, wie in England die Arbeiterpartei, in Deutschland die Sozialdemokratie, in Frankreich die Sozia­liftische Partei entscheidenden Einfluß haben werden, an diesem Tage werden die Vereinigten Staaten Europas auf­hören, eine Utopie zu sein, der Grund zu ihnen wird gelegt sein.

Die Befreiung des befeßten Gebiets vier| werfen und auf neuen Wegen gemeinsam einer besseren einhalb Jahre vor dem Endtermin des Friedensvertrags Zukunft zuzustreben. Herr Briand will in Genf das bleibt die Großtat, die die gegenwärtige deutsche Reichs­regierung gemeinsam mit der englischen Arbeiterregierung vollbringt. Wäre es einer deutschnationalen Regierung ge­lungen, dieses Ergebnis zu erreichen, so würde die Rechts­preffe heute dazu auffordern, ihr zu Ehren Fahnen heraus­zustecken und die Kirchenglocken zu läuten. Weil aber eine Regierung mit vier Sozialdemokraten und dem ver­haßten Außenminister Stresemann diesen großen Erfolg errungen hat, wird sie sich im Verkleinern, Herunterreißen und Beschmutzen üben, wie sie es bisher getan hat. Doch was ist dieses verächtliche Geschwäß gegen die dröhnende Sprache der Tatsachen! Das deutsche Volt sieht, daß ge räumt wird, und es sieht, daß es diesen Art der natio nalen Befreiung der Politik verdankt, die die Sozialdemokratie seit zehn Jahren fonsequent ver­treten hat, nicht aber den Deutschnationalen, die am Wege stehen und schimpfen.

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Und zum dritten Snowdens symbolische Hand­lung: Die Entente von 1914 eriſtiert nicht mehr. Was noch an Resten des englisch - französischen Kriegsbündnisses gegen Deutschland bestand, ist liquidiert. Das von Macdonald, Henderson und Snowden geführte britische Weltreich steht unparteiisch neben Deutschland und Frankreich . Der französische Nationalismus findet jenseits des Kanals feinen Verbündeten mehr, sondern einen Gegner. Die Deutsche Republik aber wird jenseits der Nordsee keinen Gegner, son­dern einen Freund finden, wenn sie auf den Wegen der Völkerverständigung, der Demokratie und des Sozialismus vorwärtsschreitet.

Auf Deutschland und Frankreich wirkt Eng­land durch seine neue außenpolitische Stellung nicht trennend, sondern verbindend. Es zeigt ihnen die Notwendigkeit, die letzten Ueberreste einer blutigen Zeit weit hinter sich zu

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Was die Haager Ronferenz an Berworrenheiten und unerfreulichkeiten im einzelnen gebracht hat, wird man bald vergessen. Ihr Ergebnis eröffnet einen neuen Abschnitt der europäischen Geschichte, in dem den sozialistischen Parteien der einzelnen Länder und ihrer weltweiten Zusammenfassung, der Sozialistischen Arbeiterinternationale, große Aufgaben gestellt sind. Gehen wir mutig daran, sie zu erfüllen! Räumungsbeginn- Mitte September!

Haag, 29. Angust.

In der heutigen Sigung des politischen Ausschusses wurde die Einigung über die Räumung erzielt. Mit der Räumung wird mitte September begonnen; die 3 weite 3one wird inner­halb dreier Monate von den englischen, belgischen und französischen Truppen geräumt sein. Mit der Räumung der driften Zone wird fofort mit der Rafifizierung des Boung- Planes durch das deutsche und franzöfifche Parlament begonnen. Die Räumung foll spätestens innerhalb von acht Monaten von diesem Termin ab, spätestens jedoch Ende 1930 beendet sein.

Keine neue Kommission'

In der Frage der kommiffion für die Behandlung von Diffe. renzen über die Auslegung der Artikel 42 und 43 des Versailler

Jetzt erst wird Frieden!

, Reifen Sie glücklich, meine Herren! Ich werde mich stets freuen, Sie in Zivil wiederzusehen!"

C.K.