Snowdens Tat. Sein Kampf im Haag und das Lrteil der Ttot'on. (Von unserem Londoner Korrespondenten.) Ucber die Bedeutung de? Auftretens Snowdens im .tsaag wird noch viel gestritten werden. Unser Londoner Korrespondent, der sie im englischen Lichte zeigt, wird sich damit gewiß den Dank unserer Leser erwerben. Redaktion des„Vorwärts". Der internationale Pressechorus, der den Kampf des britischen Schatzkanzlers Philipp Snowden im Haag kegleitete und, insbesondere Frankreich , vielfach in persön- liche Verdächtigungen aueartete, hat von drei Dingen Zeugnis abgelegt: daß ein Eroßleil des Auslands die innerpolitische Stimmung Großbritanniens nicht kennt, daß es den Charakter der Arbeiterpartei falsch einschätzt, und daß es nicht weiß, wer Philipp Snowden ist. Snowdens Kamps und schließlicher Sieg ist nur möglich geworden, weil eine inncrpolitische Situation und die besonderen Eigenschaften dieses Mannes sich getroffen haben. Sein Triumph, von dem im Augenblick alle Gassen Großbritanniens widerhallen, ist deshalb nicht der Triumph eines Demagogen, der den Beifall heimst, um den er gebuhlt hat; hier war vielmehr die einmalige, wahr- scheinlich nie wiederkehrende Stunde in seinem Leben ge- kommen, da sein Puls im Takte der gesamten Nation zu schlagen vermochte. Philipp Snowdens Kampf war nur möglich, well er mit seinen Forderungen ein Stichwort gab, das zündend wirkte, wie keine politische Parole seit den dunklen Fahren des Krieges. Wohl hatte die Nation feit Iahren immer wieder gefühlt, daß sie von ihren alten Alliierten bei allen inter - nationalen Abkommen ausgebeutet und mißbraucht worden sei— aber die Kriegsphräse steckte den konservativen und liberalen Staatsmännern der Nachkriegszeit— mit der ein- zigen Ausnahme Lord C u r z o n s— noch zu tief im Blute. Noch schien es selbstverständlicher, daß ein britischer Staats- mann Frankreich ,„wie eine Frau liebte"— Sir Austen Chamberlain hat sich zu solcher Liebe bekannt— als daß Großbritannien unparteiisch und unvarteilich im Rate der europäischen Völker saß. Einmal schien Chamberlain das Ge- micht solcher Notwendigkeit zu fühlen, als er den Vertrag von Locarno schloß, freilich um sich dann nur noch um so nach- drücklicher Frankreich in die Arme zu werfen. Snowdens Parole im Haag befreite, wie mit einem Zaubcrschlag, all das. unterdrückte Ressentiment, die unbewußte Verärgerung über das Vasallentum gegenüber Frankreich . Plötzlich war sich Großbritannien der Unwürdigkeit eines Zustandes bewußt, den es ein Jahrzehnt lang getragen. Eine Nation fühlte, daß ihr draußen, vor aller Welt, die Zunge gelöst worden war. Daher die beinahe hysterische Begeisterung mit der London Sn.omdcns schärfste Worte im Haag ausnahm. Daher jene scheinbare Gleichgültigkeit um das Schicksal der Gesomtkonferenz. Was Snowden tat, war an sich weder gut noch schlecht, weder chauvinistisch noch anti-international, weder sozialistisch noch anti-sozialistisch: es war ein A k t britischerSelb st Verteidigung. Aber dieser Akt ist, weit yber sich hinauswachsend, zu einem historischen Ereignis geworden. Die Entente ist über ihn endgültig gestürzt, und itzroßbritannien ist zum ersten Male seit betnalie zwanzig •Iahreb wieder frei, frei, sowohl Frankreichs als Deutchlands Freund zu sein. Heute, wo wir den Ereignissen noch zu nahe stehen, mag die Fülle der Details, dos Auf und Nieder der jüngsten Wochen, mögen die eigenen Opfer und die dramati- scheu Wendungen den Sinn dessen, was geschehen ist, noch nerschleiern.?lber ein späteres Jahrzehnt durfte diesen sym- bolischen Sinn der Ereignisse im Haag erkennen und auch begreifen, wie eminent international, wie eminent p a z i f i st hsch Snowden gehandelt hat, als er den Hagel von Vorwürfen und Schmähungen aus Frankreich und Italien und den schleckt angebrachten Vorhaltungen in gewissen dema- krytischen deutschen Blättern mit eisernem Willen seine Ucber- zeugung geacnübcrgestellt hat. D'e nicht angelsächsische Welt scheint im Anfang geglaubt zu haben, daß Philipp Snowden bluffe. Sie konnte das nur tun, weil sie die Stärke der innerpolitischen Meinung in Groß- britaiinien. die hinter Snowden stand, unterschätzte und es auch wohl für unmöglich hielt, daß iroendeine Ration der Erde so geschlossen einen sozialistischen Staatsmann zu unterstützen nermöchtc. Sic konnte das nur, weil sie diesen Lancoshire- mann selbst nicht kannte. Sie wußte nichts von jenem Snowden, der durch dreißig Jahre öffentlichen Wirkens«ins iteberzsugungstreue hindurchgerettet hat. wie sie im zeit- gsnössilchcn Europa selten geworden ist. Wußte nichts von zenem Snowden, der im Kriege sich— mit nur ganz wenigen Gefährten— gegen«ine entfesselte Welt gestellt Kaite, bereit, lieber im buchstäblichen Sinne gesteinigt zu werden, als sich zu einem Kriege zu bekennen, den er ver- neinte. Die französische Presse sprach van seiner Applaussucht, von seiner Rivolitat gegenüber Macdonald, unierschab chm hundertfältig schmutzige Motive des versönlichen Kampfes um die Führung der Arbeiterpartei. Wie scklecht hat sie diesen Mann und seine Partei gekannt Kein Politiker, dem nicht das Herz höher schlüge, wenn er sich eins mit der Mehrbeit seiner Nation wüßte. Auch Snowden hat gewiß, beglückt, das Echo begrüßt, das er daheim gefunden Hot. Aber seine Haltung während des Krieges beweist, daß«r der letzte wäre, der um des Beifalls willen, nur um einen Fingerbreit wiche. lind seine Rivalität gegenüber Macdonald? Schon Mac- donalds dauernde moralische Unterstützung seines Schatzkanz- lers beweist, daß der Ministerpräsident selbst solche Anschuldi. gungen als verächtliche Manöver von Menschen mit klein- lichen Motiven richtig einschätzte. Wer den Schatzkanzler kennt, der weiß, daß das schwere Schicksal, das Snowden zum Krüppel, sein Leben zu einem dauernden Kampfe gegen die Beschwerden eines invaliden Körpers werden ließ, in ihm längst den Verzicht auf die höchste Würde mr Staat und in leiner Partei zur Selbstverständlichkeit gemacht hat. Snow- dens höchster Ehrgeiz im Leben ist. einerSachezu dienen, sein persönlicher Ehrgeiz, so groß er immer sein mag, tritt dahinter zurück. Aber selbst wenn man den Sinn des Kampfes, den Snowden im Haag geführt hat. anders beurteilt, als dies hier der Fall ist, wird man eines niemals übersehen können: Snowden hat mit seinem jüngsten Kampf und Sieg seiner Partei und damit der Sache der Arbeiterichost einen Prestige- zuwochs gebracht, eine Popularität verschafft, wie sie in diesem Ausmaße noch keine sozialistische Partei der Welt besessen hat. Das ist ein Kapital, von dem sie leben, mit dem sie, Opfer fordernd, an die Nation herantreten kann. Die Arbeiterpartei hat eine Leistung vollbracht, die sie vor der gesamten Nation legitimiert. Ei« hat bewiesen, daß sie und ihr« Vertreter im
Verleumdung zu Wahlzweckeu. Hakenkreuzlenscher Wahlfchwmdel bestrafi.
Aus Thüringen wird uns geschrieben: Am Tage vor den letzten Gemcindewahlen in H i r s ch b e r g (Saale ) erschien im dortigen Blättchen anonym ein Artikel, in dem unter allerlei hämischen Bemerkungen über sozialdemokrati- ! ch e Arbeitgeber und über Theorie und Praxis der Sozial- demokratic die völlig frei erfundene Behauptung ausgestellt wurde, der örtliche Führer der Partei, Müller, zahle den Arbeiterinnen besonders schlechte Löhn«,«r führe den Sozialismus nur im Munde. Der für diesen Schwindel verantwortliche Redakteur gab, als Müller ihm die Beleidigungsklage androhte,«inen chirschbergcr Nationalsozialisten, den Gcometer Günther als Der- sasser des Schmähartikels an. Diesen lud Müller vor den Schiedsmann. Günther konnte die Nerfasserschaft in bezog aus den Artikel nicht abstreiten: er gab aber die bezeichnend« Erklärung ab, e s werde ja vor seder Wahl geschwindelt, die National. sozialisten hätten der Sozialdemokratischen Partei durch den Artikel ein Mandat abnehmen wollen, und das sei geglückt! Infolge dieser„Entschuldigung" ging da» Verjähren weller. Im Termin vor dem Amtsgericht Hirschberg am 2ch August fand sich der mutige Nationalsozialist zunächst bereit, in der Press« zu erklären, daß er sich davon überzeugt habe, un- richtige Behauptungen aufgestellt zu haben. Er wollte sogar sein Bedauern darüber aussprechen und die Beleidigung zurücknehmen. Als der Kläger Müller ober auch verlangt«, daß Günther 50 M. in die Wohlfahrtskass« der Ge- meinde Hirschberg zahlen und die Kosten des Verfahrens über- nehmen solle, lehnte der Angeklagt« das ab und die Sache mußt« verhandelt rverden. Nunmehr stellte Günther sich wieder auf den Standpunkt, daß| er„nur die Wahrheit" gesagt habe! Aber sein Wahrheits- beweis mißglückte vollkommen. Nicht nur, daß ihn seine eigenen Zeugen im Stich ließen, auch das Gutachten eines Sach- verständigen fiel zu seinen Ungunsten aus. Dieser mußte sogar zu- geben, daß Genosse Müller besonders hohe Löhne gezahlt hat. Auf Grund dieser Beweisaufnahme beantragt« Genosse Dr. Kurt Rosenfeld als Vertreter des Klägers die Bestrafung des Angeklagten, da dieser in nicht mehr zu überbietender Leichtfertigkeit völlig unwahre Behauptungen in die Presse gebracht habe. Er habe nicht einmal den Mut gehabt, seinen Namen zu unterschreiben, und er Hab« noch dazu mit seinem Wahl- schwindet die Wählerschaft beeinflussen wollen, damit sogar Erfolg gehabt. Das Gericht folgt« diesen Ausführungen. Es stellte ausdnicklich fest, daß der vom Angeklagten angetretene
Beweis völlig mißlungen sei und verurteilte den Angeklagten zu einer Geld st rase von 89 Mark, zur Der- össentlichung des Urteils in zwei Zeitungen und zur Trogung sämtlicher Kosten. Eben waren die Worte des amtierenden Richters verklungen, da— t j ch i n g l j ch i n g ta ro dum b u m— zog draußen ein kleines Häuflein Nationalsozialisten mll einer Musikkapelle auf, um den„Sieger" zu begrüßen. Sieger war aber nicht der National. sozialist. sondern der Sozialdemokrat! Aus dem Siegesmarsch wurde«in Trauermarsch, und mit gesenkten Kopsen zogen die Notionolsaziolisten ab. Noch ein Ha?enkreuzler verurteilt. In einer öffentlichen Dersantinlung in Pasernalk am 10. Jarwor 1929 hatte der Redakteur Ulrich Hennann Berg aus Neubrandeuburg sich folgende Bemerkung in seiner Rede erlaubt: JOie heutig« Staatsform kann ich nur als eine korrupte und verseuchte Republik bezeichnen" Wegen dieses Tatbestandes stellte die Republikanisch« De » schwerdestelle Berlin bei dem Oberstaatsanwalt in Stettin Straf» antrag, uich nunmehr hat das Schösfengericht in Stettin «u» 24. August Berg zu einer Gefängnisstrafe von«ine» Monat verurteilt. Der Staatsanwalt hotte drei Monat« Ge» fängnis beantragt. „Hiilers Versailles." Oer große Adolf»berichtigt". Dar einigen Tagen gaben wir unter der Ueberschrist„Hitler » Versailles " die Mitteilung der„Voss. Ztg." wieder, wonach Hitler ein Ultimatum Hugenbergs wegen Einstellung seiner„sozialistischen " Agitation habe einstecken müssen. Dazu schreibt uns Hitler jetzt durch einen Münchener Rechtsanwalt eine lange Berichtigung, in der er alle Mitteilungen der„Voss. Ztg." über die Angelegenheit als„von Anfang bis Ende frei erfunden bezeichnet. Hugenberg habe weder ein Ultimatum an ihn gerichtet noch mit Entziehung der Subventio- nen gedroht. Auch Kirdorf habe keinen Brief an Hitler geschrieben, in dem die Einstellung der„joziolistischen und antikapitalistischen" Tendenzen der Hitler -Partei gefordert werde. Nach dieser Erklärung hat Hitler mit seinen„sozialistischen und anükapitalistischen" Tendenzen sich also ganz freiwillig der großkapitalistischen Porteigruppicrung um 5)ugenb«rg ange» schlössen. Das ist immerhin etwas!
Rate der Völker es mit den besten Männern der anderen Nationen aufnehmen können, daß sie mutiger, kraftvoller und entschlossener zu wirken vermögen, als konservative und libe- rale Staatsmänner, die feit Jahrzehnten für sich das Monopol der Herrschaft in Anspruch genommen haben. Di« Arbeiter- Partei bat damit, was in angelsächsischen Ländern unendlich wichtig ist. die Phantasie der Nation gepackt und damit die Saat für eine Wirksamkeit zugunsten der Arbeiterpartei gelegt, wie es noch vor wenigen Monaten undenkbar schien. Nie- mand, wie immer er Snowdens Haltung im Haag beurteilen mag, wird sagen dürfen, daß dies wenig sei, daß es nicht der Müh« wert gewesen sei, um eines solchen Preises viel zu wagen und nieles einzusetzen. Gnowden spricht zu ganz England. Haag. 29. August. Am Mantag wird Snowden nach seiner Rückkehr aus dem Haag vor dem englischen Rundfunk eine Rede über die Haoger Konferenz und die Rolle der englischen Delegation auf der Haoger Konferenz holten. Die Rede wird auch durch„Daventry Experimental" aus- gcfandt. Der Zeitpunkt wird noch näher bekanntgegeben werden. Snowden will keinen Empfang. London . 29. August.(Eigenbericht.) Den englischen Schatzkanzler Snowden, dem bei seiner Rückkehr nach London ein festlicher Empfang bereitet werden soll, hat seine Freunde brieflich und telegraphisch gebeten, davon Abstand zu nehmen. Er wolle in ruhiger und würdiger Weise heimkehren.
500 Tote in Palästina. Oie Opfer des Bürgerkrieges. - Oas Land gebrandschatzt. Jerusalem , 29. August.(Eigenbericht.) Am Donnerstag waren kein« blutigen Zusammen» si ö ß e zu verzeichnen. Die Brandstiftungen auf dem Lande hatten dagegen unvermindert an. Allein in der Umgebung von Haifa wird der durch Brandstiftungen in den landwirtschaftlichen Betrieben hervorgerufene Schaden auf über eine Willion Mark geschätzt. Die Zahl der bei den Zusammenstößen zu ner. zeichnenden Todesopfer ist nach den neuesten Meldungen viel hoher als anfänglich angegeben wurde und wird jetzt auf 400 Araber und lOg Juden beziffert. Arn Donnerstag traf«in eng. lifches Flugzeugmutterschiff in Haifa ein. El ist eine Massen- demonsttotton der englischen Militärs lieger�geplani. Straferpedition in der Lust. London . 29. August.(Eigenbericht.) Av» Jerusolcw wttd gemeldet, daß die britischen Behörde n nunmehr genügend Herr der Lage sind, um dl« Osfensine gegen die Unruhestisler zu ergreisen. Ein militärisches Flugzeuggefchwader unternahm am Donnerstag eine Straf- «tspedition nach Schirbal. deren Bewohner für die Plünderungen und Brandstiftungen in Talpioth, der Gartenstadt Jerusalem », verantwortlich gemocht werden. Da» Arabcrdorf wurde noch glaubwükdigen Meldungen von der Luft herunterheftiges Moschin«ngewehrfcuer gesetzt. Außerdem wurden 50 bewaffnete Bewohner de» Dorfe» durch britische Zasanteri« nach einem Bajonetitamps gesangeu genommen. Zu Jerusalem und Haifa hoben britische Kriegsgerichte ihre Tätigkeit gegen die für die Unruhen houptverantworllichen bereits aufgenommen. Ein deulsch.poluischcr Luslsahrtnertraq ist uirtcrzeichnel worden. Cr schalst di« Rechtsgrundlage(iir Einrichtung und Betrieb von Lustverkehrslinien zwischen Deutschland und Polen , besondere zwischen Berlin und Warschau , worüber nach der Ratifizierung ver. handelt wird. Danach werden zivile Luftfahrzeuge zuin Ueberflietzen des anderftaatlichen Gebiets einer besonderen Genehmigung mcht wehr bedürfe«.
Gtreiigegenstand: Oer Sowjeirubel. Darum der Kampf in der KpO.! Au» der kommunistischen Opposiliou verlautet, daß die Zer- würsnisse in der KPV.-Leitung zwischen Bemmele-Zleumau» und Thälmann aus kassendifserenzen zurückzuführe« sind. Thälmann. der bi» zum Kamburger Wittorf-Skandoi im ver- gongeneu herbst ziemlich unumschränkt über die Moskauer Geldsendungen verfügen konnte, soll nach wie nor über Rotterdam solche Gelder noch Hamburg erhalten haben, von diesen Geldsendungen hat die KPD.-L c i t u n g offiziell keine Kennt- n i» erhalten, ebensowenig über ihre Vcrwendvng. obwohl Thälmann? Nebenbuhler wiederholt Ausschluß über die angeblich illegalen Zwecke gefordert habe. Cs wird weiter behauptet, daß die für Thälmanns Fraktion aus dem Ausland unter allen möglichen Deckname« gekommenen Summen unkontrollierbar feien. Der Kampf der Remmele-Neumann geht darum, die Geld- sendungen für ihre polltischen Zwecke zu erhalten und Thälmann von den Stalinschcn Zuwendungen völlig auszuschalten. Kommunist vom Reichsgericht verurteilt. Leipzig , 29. August.' Der Ferienstrofscnat des Reichsgerichts verhandelte gegen den Maurer B l u d a u aus Königsberg in Ostpreußen , der als„Zer- setzimgsfunktionär" der KPD . wegen Vorbereitung zum Hochverrat und einem Vergehen gegen das Rcpublikschutzgesctz ange- klagt war. Eine im Januar d. I. bei ihm vorgenommene Haus» suchung hatte erhebliches belastendes Material zutag« gefördert, darunter über 20 Exemplare von inzwischen beschlagnahmten, für. die Reichswehr und Schutzpolizei bestimmten Zersetzung sschriften. Der Ferieiistrofsenat erkonnte auf sechs Monate Festungs- hast und läO Mark Geldstrafe. Die Geldstrafe und sieben Monate gelten als durch die Unlerstichiingshaft verbüßt. Würdige Oenkmalsweihe, Ohne Stahlhelm und Kaisersahne. In R h e i n s b e r g ist ein Denkmal für die Todesopfer de» Weltkrieges eingeweiht morden. Di« Kirchenglocken läuteten ein« halbe Stunde. Pastor Sprengel hielt Gottesdienst ab und zum Schluß die Weiherede. Daraus übernahm der sozialdemokratische Bürgermeister Zentgrof das Denkmal in di« Obhut der Stadt: er schloß seine Ansprach« mit dem einzig passenden Wort:„Nie wieder Krieg!", das am ehesten geeignet ist, den wieder auf- gebrochenen Schmerz der Hinterbliebenen der Todesopfer zu stillen., Das Denkwal. zeigt de» Reichsadler mit Krone, Schwert und Todessockel: so erinnert es, wer für den Massenmord mitverantwortlich war und unter welchen Schlogworten die Soldaten in den Tod getrieben wurden. Da der Magistrot nicht gestattet hatte, daß neben den toten Zeichen der versunkenen Monarchie auch noch durch Kaiser - sahnen der Anschein erzeugt werde, als lebte st« weiter und als könnte sie ja wiederkommen, blieben die Stahlhelmcr samt einem Pfarrer Böhm der Gesallcnen-Chrung fern. So wurde di« Feier nicht durch Anwesenheit von Leuten entwürdigt, die wieder Krieg haben mochten, in dem die Arbxitsmenschen geschlachtet werden, das Volk daheim verhungert, aber die„Edelsten der Nation" in der Etappe schlemmen. „Die andere Seile." Deutsches Künfilcr-Theoter. Di« deutsche Uraufführung von R. C. Sherriff?„Die� a n d e r e S e i t«in gesellschaftliches Ereignis, wurde vom Publi- kum mit lebhaftem Wohlwollen aufgenommen. Es ist anzunehmen, daß diese Anerkennung mehr den schauspielerischen Leistungen als dem Stück gegasten hat. o. S.— M.