Rr. 40546. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Amerikas Elektrofeldzug.
Neue Stützpunkte in aller Welt.
Der Eroberungszug der Electric Bond and Share ] Beltkonzern, der International Telephone and Telegraph Corp. Company, der größten amerikanischen Finanzierungsgesellschaft übernommen. Es handelte sich um für Elektrizitätsunternehmungen, geht unaufhaltsam weiter. In Südamerika hat diese Gesellschaft ein Gebiet nach dem andern erobert, und auch im Fernen Osten sowie in Europa festen Fuß gefaßt. Bon besonderer Wichtigkeit ist seit einiger Zeit ihre Zusammenarbeit mit der größten europäischen Finanzierungsgeselle schaft dieser Art, der Sofina in Brüssel . Als im vergangenen Jahr Dannie Heineman , der Chef der Sofina, nach den Vereinigten Staaten fuhr, verhandelte er dort einige Wochen lang mit amerikanischen Banfiers und den Direktoren der Electric Bond and Share und deren größter Untergesellschaft. Als dann Ende vergangenen Jahres die Sofina neu organisiert wurde und ihr Rapital erheblich vergrößerte, beteiligten sich neben zahllosen andern Gesellschaften aus aller Herren Länder
auch neun amerikanische Firmen hieran, bie insgesamt 18 Broz des Sofina- Kapitals übernahmen. Hierunter befanden sich die Electric Bond and Share Company sowie die International General Electric Company, die ausländische Dachgesellschaft des großen amerikanischen Elektrokonzerns, der ja heute auch in Deutschland ( Rapitalbeteiligung an der AEG. und an der Osram ) nicht mehr unbekannt ist. Die andern sieben amerikanischen Teilhaber find Banten , die diesen beiden Geselschaften nahestehen.
Diese Mitwirkung an der Kapitalerhöhung der Sofina war das erfte sichtbare Zeichen eines Zusammengehens der größten amerifanischen mit der größten europäischen Elektro- Finanzierungsgesellschaft.
Inzwischen ist offenbar die Verbindung zwischen dieser ameri tanischen Gruppe und dem Heineman- Konzern noch viel enger ge worden; fie find, wie fürzlich eine große amerikanische Finanzzeitschrift feststellte, o freundschaftlich geworden, daß eine Berschmelzung( der Sofina mit der amerikanischen Finanzierungsgruppe American and Foreign Power Co.) nicht unmöglich wäre, sofern das Entwicklungsprogramm jeder der beiden Gruppen etwas besser abgegrenzt würde".
Bei dieser Interessenabgrenzung, die offenbar bereits in vollstem Gange ist, handelt es sich in erster Linie um Südamerika , bisher der Hauptdomäne der Electric Bond and Share. Die größte füdamerikanische Elektrizitätsgesellschaft ist aber die Chade- ehedem die Deutsch - Ueberseeische Elettrizitätsgesell schaft, die 1920 spanisch wurde, an der die Sofina start beteiligt ist. Andere Kapitalbeteiligte der Chade find die ebenfalls von der Sofina tontrollierte Sidro- Gesellschaft sowie die Züricher Elettrobant. Bor einigen Wochen wurde bekannt, daß die Elettric Bond and Share auch ihrerseits ein Attienpatet der Chabe erworben habe. Die Eingliederung dieser Gesellschaft, die in Buenos Aires
eins der größten Kraftwerke der Welt besigt, in den Interessenbereich der Amerikaner hat also bereits ihren Anfang genommen,
ein Telephonnet von mehr als 7000 kilometer Ueberlandleitungen und rund 90 000 angeschlossenen Telephonapparaten. Die immer engere amerikanisch- europäische Zusammenarbeit auf dem Elektrizitätsgebiet, das ununterbrochene Vordringen der Amerikaner schafft auch welt politisch neue SituatioDenn durch diese Eroberungen schafft sich das amerikanische Kapital sich ere Einfluß- und Abjaẞgebiete, ohne daß es dabei die Formen des alten Kolonialimperialismus nötig hätte. Zugleich sichert sich damit die amerikanische Elektroindustrie, die hinter den Finanzierungsgesellschaften steht, in immer größerem Umfang dauernde Absaßmärtte. Tatsächlich zeigt denn auch
nen.
neue
von elettrotechnischen Erzeugnissen immer Rekordziffern. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres wurden aus den Vereinigten Staaten elektrotechnische Erzeugnisse im Werte von über 59 Millionen Dollar ausgeführt gegenüber etwa 31 Millionen Dollar in den ersten fünf Monaten des vergangenen Jahres. Rund der vierte Teil dieses Exports geht nach Meriko, Kuba und den südamerikanischen Ländern.
deutschen Konzernen, wie die Kapitalbeteiligung der General Angesichts dieser gewaltigen Machtausdehnung bleibt den Electric an der AEG. zeigt, nichts anderes übrig, als eine engere Anlehnung an die amerikanischen Konzerne, falls sie am Welt geschäft beteiligt bleiben wollen. In dieser Hinsicht ist es intereffant, daß man, wie nor furzem eine französische Nachrichtenagentur mitteilte, in amerikanischen Finanzkreisen der Meinung ist, daß.
diese Beteiligung an der AEG.
nur das Vorspiel für eine Reihe ähnlicher Transaktionen sei" und daß in furzer Zeit auch der Siemens- Konzern eine ähnliche Maßnahme verkünden merde. Sollte dies richtig sein, so würde es sich um die Westinghouse Electric and Manufacturing Comp. handeln, einen großen Elettrofonzern, zu dem Siemens seit einigen Jahren engste Beziehungen pflegt. Jedenfalls zeigen diese Vorgänge in der internationalen Elektrizitäts wirtschaft, daß das amerikanische Kapital auf diesem Gebiet zu einem ganz großen und gut vorbereiteten Schlage ausholt.
Das neue Porzellanfartell. Erste Tat ist Heraufschrauben der Preise.
-h.
Die Porzellanfabrikanten haben die stillen Stunden und die Muße der Leipziger Messe bazu berugt, ihr Preisfartell unter Dach und Fach zu bringen. Es handelt sich bei diesen Vorgängen um eine sehr merkwürdige Blüte der Rationalisierungs. politit.
In der Industrie für Geschirrporzellane, um die es sich in diesem Falle handelt, liegen die Dinge so, daß sich die Unternehmer schon seit Monaten mit dem Gedanken einer Produktionsbroffelung tragen. Es gelang in langwierigen Berhandlungen, etwa 80 roz. der Industrie unter einen Hut zu bringen. Jedoch hat man mit der Ausführung der Pläne bisher immer noch zurückgehalten, weil die starke tschechische Konkurrenz an einem Kartellabkommen mit ihren deutschen Kollegen immer noch ein Haar in der Suppe gefunden hatte.
Eine bedeutende Neugründung des Sofina- Konzerns war vor noch nicht zwei Wochen die Bildung der Canadian Inter national Light and Power Investment Ltd., einer fanabischen Finanzierungsgesellschaft, die Beteiligungen an Elettrizitätsgesellschaften in Südamerita und in Europa ( Frankreich ) er merben will. Auch an dieser Gründung waren interessanterweise neben belgischen auch einige a meritanische Banten beteiligt, außerdem übrigens auch einige deutsche. Es waren durchweg Firmen, Jetzt ist man sich jedoch der Zustimmung der Tschechen die auch schon Ende 1928 bei der Kapitalerhöhung der Sofina mitgewirkt hatten. Wir finden da z. B. die Bant Dillon, Reabu. Co. sowie die International Manhattan Company, die zum Intereffentreis des Finanzhauses Kuhn, Loeb u. Co. gehört. Beteiligt ist auch das Hamburger Banthaus Warburg u. Co., das ebenfalls in engsten Beziehungen zur Kuhn- Loeb- Gruppe steht.
Inzwischen scheinen die Amerikaner einen weiteren großen füdamerikanischen Konzern aufsaugen zu wollen, die Brazilian Traction, Light and Power Company, eine Gefellschaft, die bisher von englischem, franzöfifchem und kanadischem Rapital beherrscht wird. 3war sind bisher die Meldungen einer amerikanischen Kapitalbeteiligung mie üblich stets dementiert worden, aber die Telephonanlagen, über die die Brasilianische Gesell schaft verfügte, sind bereits in amerikanische Hände übergegangen: fie wurden von der Electric Bond and Share sowie dem Nachrichten
so gut wie sicher, und die deutschen Unternehmer haben daher die Kontingentierung der Produktion beschlossen. Wie weit diese Kon tingentierung, d. h. Produktionsdrosselung durchgeführt werden soll, ist noch nicht recht flar, dagegen waren sich die Unternehmer über die jetzt durchgeführte Preiserhöhung für Geschirr porzellan um 10 Pro 3. sofort im flaren.
Daß die Porzellanindustrie ihre augenblickliche Ueberproduktion einschränken und den Absatzmöglichkeiten anpassen will, mag vernünftig sein. Geradezu verbohrt aber ist es, bei den schon unerfreulichen Absatzverhältnissen die Preise heraufzu schrauben, was selbstverständlich die. Kauflust der Berbraucher. schaft noch mehr dämpfen wird. Die Leidtragenden dieser engftirnigen Bolitik der Unternehmer werden natürlich wieder die Belegschaft n in der Porzellanindustrie sein. Wir haben gegen wärtig etwa 75 Geschirrporzellanbetriebe in Deutschland mit einer Gesamtbelegschaft von etwa 25 000 Mann. Die Arbeitslosig=
Freitag, 30. Auguft 1929
teit in diesem Industriezweig umfaßt zurzeit etwa 3000 Personen, fiegt also verhältnismäßig hoch. Dazu kommen noch weitere 3000 Kurzarbeiter. Natürlich wird die rigorose Preispolitik des neuen Kartells die Arbeitslosigkeit in dieser Industrie nach stei gern. So sieht die Arbeitsmarktpolitik unserer Unternehmer aus, die sich seit Monaten bemühen, den Arbeitslosen auch noch die fümmerlichen Unterstützungsgelder zu entziehen.
bor.
Dabei liegt für eine Preissteigerung absolut fein Grund Die so oft von den Unternehmern ins Feld geführte Lohnerhöhung sieht so aus, daß am 1. Mai d. J. für 30 Proz. der Belegschaften die Löhne in dem gewaltigen Ausmaß von 1 bis 3 Pf. heraufgesetzt wurden. Hinter dieser rigorosen Preispolitik scheint uns vielmehr die Absicht verborgen zu sein, den um mehrere Millionen 3urüdgegangenen Export wieder aufzupäppeln. Die Unternehmer und ihr Kartell werden also versuchen, ihre Waren auf dem Auslandsmarkt rüdsichtslos zu verschleudern, um sich sodann von den einheimischen Verbrauchermassen taltlächelnd die Zeche bezahlen zu lassen.
Gesundung im Waggonbau.
Auch bei der Hannoverschen Waggonfabrik gebt es wieder
aufwärts.
Die Hawa Hannoversche Waggonfabrit A.-G., verteilt zwar für das jetzt abgeschlossene Geschäftsjahr 1928/29 feine Dividende, jedoch zeigt dieser Abschluß, wie schon der vorjährige, daß der Gesundungsprozeß bei diesem Unternehmen sehr rasch fortschreitet.
Die Gesellschaft gehörte mit zu den ersten bedeutenderen Waggonfabriken in Deutschland , die in der schweren Krise 1925/26 tung der Betriebe nur durch das bereitmillige Einsprin zusammenbrachen. Schon 1925 fonnte die Aufrechterhal der hohen Bankschulden durchgeführt werden. Die Sanierung der gen der Stadt Hannover und durch langfristige Stundung Gesellschaft wurde durch grundlegende Umstellung der Betriebe sowie durch Zusammenlegung des Kapitals durchgeführt. Schon in den beiden Vorjahren fonnte die Hama nach Tilgung ihrer Verluste steigende Gewinne ausweisen. Im legten Betriebsjahr erhöhte sich der Rohgewinn von 1,1 auf 1,2 Millionen, während die Unkosten weiterhin von 920 000 auf 890 0000 Mark gesenkt werden konnten. Daß in gut durchrationalisierten Betrieben die Mehrleistungen der Belegschaft Lohnerhöhungen vollkommen wettmachen, ja sogar eine Unfostenfenfung trotz Lohnerhöhung durchführbar ist, zeigt das Beifpiel bei dieser Gesellschaft einwandfrei. So konnte das Unternehmen in den letzten vier Jahren seine Unkosten von 3.5 Millionen auf 0,89 millionen im letzten Jahr, also um rund 75 Proz. verringern.
Der ausgwiesene Reingewinn von rund 253 700 M. hat sich gegenüber dem letzten Jahr mehr als verdoppelt. Dieser Reingewinn entspricht einer Dividende von 7 Proz. auf das Kapital von 3,75 Millionen Mart. Die Verwaltung zieht es aber vor, feine Dividende zu verteilen und 150 000 m. aus dem Reingewinn in die Reserven zu stecken. Der Rest wird auf neue Gewinnrechnung vorgetragen.
Der Geschäftsbericht erwähnt, daß, abgesehen von der Auftragsstreckung der Reichsbahn, der Auftragseingang im Auslands- und im freien Inlandsgeschäft durchaus befriedigend war. Die Belegschaft fonnte infolgedessen gegenüber dem letzten Jahr wesentlich verstärkt werden. Da der gegenwärtige Auftragsbestand meit höher ist als im Sommer vorigen Jahres, fann mit einer vollen Beschäftigung des Unternehmens auf Monate hinaus gerechnet werden.
Elefirogewinne und Tarifpolitif.
Zum Abschluß der Hamburger Elektrizitätswerte.
Das große gemischt- wirtschaftliche Elektrounternehmen. die Hamburger Elettrizitätswerke A.-G., deren Aktien fich größtenteils im Befiße des Hamburger Staates befinden, weisen wieder einen glänzenden Abschluß für das letzte Betriebsjahr aus. Der Rohgewinn der Gesellschaft stieg von 45,7 auf 51,7 Millionen, also um rund 13 Proz., während sich demgegenüber die Unto sten nur unwesentlich von 11,1 auf 11,7 Millionen erhöhten. Der Stromab sa t'des Unternehmens wuchs im letzter Jahr um rund 17 Proz. Der Anlagewert wuchs infolge der umfangreichen Neuanlagen der Gesellschaft weiterhin erheblich von 155 auf 175 Millionen.
Obwohl der Reingewinn trog erheblich heraufgeschraubter Abschreibungen auf die Betriebsanlagen um rund 3 auf 16,1 Mill. gestiegen ist, bleibt die Dividende mit 10 Pro 3. unverändert. Gegenwärtig ist das Unternehmen mit dem Ausbau einer großen Fernheizanlage beschäftigt, die nach ihrer Fertigstellung das größte Fernheizwert Europas darstellt.
Bei diesem Glanzabschluß der Hamburger Elektrizitätswerke
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