(7. Fortsetzung.) „Mag er doch seine Courage zeigen, der Schlaue", sagte Schuster« Paul auf den Ambrosius weisend. „Mach ich. Wer kommt mit?" fragte der Buchbinder im Kreise. Keiner fand sich. „Nimm dir doch den Sozi Jakob mit: ihr zwei paßt gut zu einander!" rief der Schuster. „Ssst, sst." Zwei gutgekleidct« Männer kamen den Fußsteg hinterm Strauchwerk hervor. Der Schuster und Schmied ver- bargen ihre brennenden Zigarren. Der ganze Schwärm erhob sich und grüßte. Die Männer unterbrachen ihr Gespräch und erwiderten freundlich den Gruß. „Setzt euch, setzt euch." Der jünger« trat vor.„Guten Tag, Heinrich— auch hier?" Der Angeredet« stand auf und reichte dem Jakob die Hand.„Das ist mein kleiner Kamerad, Herr Schöneich.— Ein lieber Junge." „Es freut mich," dankte der andere und betrachtete lächelnd die junge Schar.„Ach, dos sind wohl die jungen Triebe des Wartenberger Handwerks?— So, so.— Na, dann bleibt mal so recht ungezwungen sitzen, Kinder." Er warf seinen Hut ins Gras und löste aus dem Handgepäck einen photographischcn Apparat, den er auf die Jungen einstellte. „Sa. Ich danke euch. Nach einer halben Stund« seid ihr oll« im Försterhaus«, da erwartet euch Kasse« und Kuchen." Die beiden gingen. Jetzt waren oller Blicke auf Heinrich gerichtet. „Ist das der Jakob?" begann der Schmiede-Adolf. Heinrich mußte lachen.„Ich denk, du kennst ihn so genem." „Die Hand gab er dir?" „Und Kamerad nennt er dich?" „Und der vornehme Herr, der Kunstmaler, hält gar Freund- schait mit ihm?" So sprachen alle auf Heinrich ein. Und auf dem Weg« zum Forsthaus« drängte sich auch der fromm« Schneider-Joseph an ihn.„Du, Heim, ich glaub's nicht: der Jakob ist kein Sozi. Nein, so lieb und gut... Gibt dir die Hand... Mein Gott..." Der Kleine dachte an die gemeinen Warte, die beim geringsten Versehen auf ihn niederhagelten, wobei der bueklich« wie der lahme Geselle seinem frommen, übellaunigen Meister immer zustimmten. Und wie hochmütig sie durch die Gassen stolzierten und jeden Lehrjungen beim Obermeister angaben, der nicht tief genug die Mütze vor ihnen zog. Nun legte auch der Ambrosius los:„Ja, sieh, Joseph, all« wußtet ihr etwas Schlechtes von dem Jakob, dabei kannte ihn keiner. Dos ist gemein von euch! Und Heinrich hat recht, solch «inen Gesellen gibt's in der ganzen Stadt nicht." „Nein, gibt's auch nicht", gab der Schneider gern zu.„Auch kein Meister, nicht mal der Herr Pfarrer ist so lieb zu einem Lehr« jungen." Acht Tassen und zwei mit Kuchen hochgetürmte Teller bedeckten den großen Tisch, an den Försters-Lenchen die jung« Schar zum Hinsetzen nötigte, als sie mit einer mächtigen Kanne Kaffe« auf die Veranda trat. Das Lenchen kannten all«, denn sie kam täglich mit dem Handwägelein zur Stadt, um Waren einzukaufen.„Kennt jemand den fremden Begleiter des Herrn Schöneich?" fragte sie, anscheinend so nebenher. „Jakob heißt er und beim Timm-Tischler steht er in Arbeit". gab ihr der Schuster-Paul Bescheid. „Nach'm Tischler sieht er aber gar nicht aus." „Frag ihn doch selber, wenn du's nicht glauben willst." „Er ist ja schon weitergewandert mit dem Herrn Kunstmaler." „Möcht'st ihm ein'n Gruß sagen lassen, gelt? Der Heini richt'n gern aus." Schelmisch blickte sie der groß« Bursche an. „Wenn's Timms Heinrich will, dann mag er. Aber dich geht's nichts an." Leicht errötend ging Lenchen hinüber zur Küche. � Während des behaglichen Schmausens flog«in Raten und Streiten unter den Jungen hin und her, warum sie der Maler wohl abgenommen haben möge. Ehe sie ausbrachen, machten si« der Reihe nach einen kräftigen Zug aus des Schusters halber sZigarre Und auf dem Wege zur Stadt drängten sich alle um Heinrich, der nun gar nicht genug von dem Jakob erzählen konnte. Hurra, der Sommer ist da! Nun begann für Heinrich die Zeit des Umherziehens. Di« Karre mit Säge, Hammer und Farbentöpfen beladen, fuhr er hinaus. Die alten Zäun« und Brückengeländer, die Verordnung?- und Warnungstafeln standen auch zu armselig grau neben frischem Grün und buntem Bluhn. Durch Nägel, Kitt und Farbe verhalf er diesen wieder zu Ansehen und die Menschen zollten ihnen wieder Beachtung. So hing unser junger Freund heut über einem Fließ, strich schwarzweiße Windungen ans Geländer, morgen lag er im grünen Walde und frischte die abgewetterten Spiegel an Reviersteinen auf. Auch auf Friedhöfen waren Denkmäler und Erbbegräbnisse in Farbe und Vergoldung zu erneuern. Und auf umliegenden Dörfern gab es bald auf diesem, bald auf jenem Bauernhofe Türen, Fenster oder Brunncnrohre mit neuem Anstrich zu versehen. Und so stand er eines Morgens in aller Früh und überschaut« noch einmal sein« Ladung. Dann warf er sich das Tragband über und die Karre rollte vor ihm hin zur Stadt hinaus. Er hielt Schritt mit den schwerfälligen Ackergäulen, die ge- mächlich neben ihm hinträumten. Die Knecht« schlumerten noch «in wenig auf weichen Heubündeln und ließen Lein« und Peitsch« schlaff auf den Rücken der Tier« hängen. Diese bogen von allein links ob in«inen Landweg, der sich zwischen grünen Getreidefeldern hinschlängelte. Auch Heinrich mußt« sein« Karr« wenden und lenkt« auf schmalem Fußsteg in hohes Kornfeld, wo sein Gefährt wie zwischen zwei Mauern dahinrollte. Die Sonn« stand schon«in« Stunde weit am Horizont und trieb ihm bald den Schweiß aus allen Poren. Erschöpft ließ«r sich ein Weilchen auf die Karre nieder. Ein diamantenes Funkeln von allen Seiten fesselt« seine Blicke: es waren feine Tautropfen, die in der warmen Sonne wie vor dem Tode erzitterten. Als er dos Kornfeld hinter sich hatte, führte sein Weg durch blühende Wiesen hinauf zum Oderdamm. Bald sah er auch den Kopf seines Meisters hinter sich im weiten Feld, auf und nieder- tauchen.
Schwarz lag der mächtig« Eichenwald am tnderen Ufer. Und kühl weht« es herauf vom Strom, der schäumend an die Buhnen stieß. Bunt flatterte und summte es über blühende Wiesen, deren Duft die Lungen weitet. In Schlangenwmdungen zieht sich der Damm dem Strome nach. Die Hand über den Augen, versuchten dann beide ihr Arbeitsfeld zu überschauen. Acht Verordnungstascln zählte der Alte, der Junge zehn. Alle sollten mit frischem Anstrich und neuer Schrift oersehen werden: dazu kamen die vielen Zehntel- kilometersteine. „Denn man los! In Grund muß heut alles gebracht werden." Der Meister nahm Hammer, Zange und Nägel in die hochgesteckt« Schürze, stieg die Leiter hinauf und flickt« zusammen, was Wind und Wetter zernagt hatten. Heinrich drückte Kitt in Risse und Löcher und strich Grund- färbe auf, die das ausgedörrte Holz gierig, wie ein Schwamm einsog. Immer glühender brannte die Sonne auf die zwei einsamen Arbeiter nieder und sog ihnen den Schweiß aus allen Poren. Endlich bimmelte das Gutsglöcklein vom nächstliegenden Dorf, die Mittagszeit verkündend, blect�rn in die glühende Luft. Gras- mücken und Goldammern saßen schmachtend, mit offenen Schnäbeln im niedrigen Weidengestrüpp. Und über dem Bett des Stromes flimmert« die Sonnenhitze, wie wenn sie vor dessen kühlem Hauch erzittere. Auf ein mit Stroh gedecktes Haus, das einsam außerhalb des Dammes lag. schritten beide zu. Es gehörte einer Schifserwitwe und dient« Buhnenarbeitern als Gaststätte. Auch Wilddiebe und Raubsischer hielten hier nächtlicherweil« Einkehr. Kühler Brannt- wein- und Biergeruch weht« den Eintretenden entgegen. Auf der Ofenbank, in geräumiger Gaststube, dehnte sich eine gelbe Katze, während«in schwarzer Wolfshund mit heftigem Gebell hinterm Schenktisch hervorsprang. Sonst schien das Haus wie ausgestorben. Die beiden Gäste ließen sich am Tische nieder. Des Wartens müde begannen sie endlich mit trockenem Gaumen an ihrem Brot zu kauen.— Auf Ehr und Gewissen: gern lege der Meister das Zehrgeld auf den Tisch. — Er griff hinauf zum Schenkstock. Doch gleich sprang ihn der Hund mit wütendem Ge- kläff an und biß sich in seiner Schürze fest. Dabei entglitt ihm die Flasche und das flüchtig« Naß ergoß sich über Tisch und Diel«. Der betäubend« Dunst war dem bissigen Wächter so zuwider, daß er sein Opfer sofort freigab und sich knurrend zurückzog. Als nun Timm die aufgesammelten Branntweinreste getrunken und Heinrich seinen Durst am Brunnen gestillt hatte, schritten sie dem Hoftor zu. „Grüß 'ch Gott miteinander!" In einer Hand die Schuh, in
der anderen den Rechen, kam ihnen die resolute Mrtin entgegen. „Nichts für ungut, lieben Leut. Ich Hab rasch mein Heu wenden müssen. Gern steh ich nun zu Diensten, wenn's dem Meister noch gefällig." „L«ider zu spät. Euer Wächter und euer Wasser hat«uch das Geschäft verdorben." Dabei wies der Alte aus seine zerfetzt« Schürz«. „Euer Schwarzer hat sich an ein«r Flasche Breslaucr gütlich getan. Und als wir eintraten, überfiel er mich in seinem Rausch." Mit Bedauern besah die Wirtin den Schaden, ohne den scherz- haften Unt«rton aus des Meisters Worten zu hören. Und nach einigem Hin und Her kehrt« Timm mit ihr zurück ins Haus, um den Schaden auszugleichen. Ganz allein stand nun Heinrich auf hohem Damm und über- schaut« die weite Flur. Knechte und Mägde ruhten mit ihren Zug- tieren im kühlen Schotten, während sich Wiesen und F«ld«r mit warmer Sonnenkrast erfüllten. Fern träumten weiße Segel zwischen dunklen Laubufern und«in Dampfer stieß seinen schmutzigen Atem ins frische Grün der Eichen. Heinrich rupste einen vom Gras bedeckten Zehntelkilometerstein frei. Dab«i rannt« und hüpfte allerhand Getier über Stein und Hände und verschwand im Nu wieder im kühlen Gras, wie wenn es die Sonnenstrahlen fürchte. Auch Heinrich überfiel eine Schwere und Mattigkeit in Kopf und Gliedern, die ihn ohne seinen Willen ins Gras sink«» ließ. Ach— nur ein Weilchen... Doch entsetzt fährt er in die Höh. Ein unheimlich Kribbeln und Zwicken an seiner rechten Hand lenft seinen Blick auf den Körper ein«r toten Maus, auf dem ein schwarzer Käfer erregt hin- und herrennt, mit ihm ob«r ganz sacht tiefer und tiefer sinkt, während am Rand««ine lose Erdwulst hervorquillt. Zu matt, um über Ursache und Wirkung nachzudenken, wälzt« sich Heinrich ein paar Fußläng«» weiter.— Nur nicht—«in- schlasen.— Schwalben flitzten durch das weite Himmelsblau und Schmetterlinge umgaukelten den Ermüdeten. Bleischwer fielen ihm die Augen zu und Bienensummen von Kelch zu Kelch führt« ihn ins Land d«s Unb«wußts«ins. Sich nach allen Seiten dehnend und reckend erwachte der junge Schläfer und schaute verwundert um sich. Sirenenstöße durch- fuhren den stillen Frieden und stinkiger Rauch zog vom Dampfjchijf herüber, das sich mit mächtig«« Schaufelrädern den Strom hinaus- arbeitet, acht leere Kohl«nschifs« hinter sich schleppend. Die tote Maus war verschwunden: lose Erde lag an ihrer Stelle, die ein« Anzahl schwarzer Käfer in die Vertiefung schoben. Ein Begräbnis. Nachdenklich ging er an die Arbeit. Würde er kommenden Frühling das Grabe mit«incm Spatenstich umwerfen, dann fände er sicherlich eine Anzahl wohlg«nährter Engerlinge, auf den Ruf der warmen Sonne wartend. Die klugen Totengräber legten heut ihr« Eier in den kleinen Leichnam, damit ihre Kinder beim Er- wachen gleich gute Nahrung finden. Rufend winkt« nun auch der Meister, den Damm heraufsteigend. „Schau, hier!" Er wies auf einen Zug kleiner schwarzer Lastträger, der sich mit Eiern, trockenen Holz- und Grasteilchen von der Strom- seit« quer üb«r den Damm bewegte.„Junge, wir müssen arbeiten, es gibt Hochwasser: in zwei Tag«n ist es hier." (Fortsetzung folgt.)
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ffät sei-Ecke des„Abend. «lUNNUUttUNUIINMlUINttllUMlttttNINUMNllttUUNIUttlüIvMIMMMNoNIllUttUwtMMllwMNNNlwlMttlttUMNMNNIttlllMMINNNMlNNMUMlNUMiMINNUMiMIMIIIIIll«
Kreuzworträtsel.
Wagerecht: I. Sängerin: 6. Metall: 7. weiblicher Vorname: 9. Blasinstrument: 10. langweilig: 13. Zeitabschnitt: 14. Ansprache: 16. altes Längemaß: 18. Lebensabschluß: 20. abgekürzter weiblicher Vorname: 24. lateinisches Wort für Gott : 26. Körperorgon: 27. Hast: 28. Ort in d«r Schweiz.— Senkrecht: 1. Zwerg: 2. Papstname: 3. Räumliche Ausdehnung: 4. Starkes Seil: 5. weiblicher Vorname: 6. Chemisches Element: 8. Sinnesorgan: 11. Blutgefäß: 12. Ort auf Sumatra : 13. Getränk: 14. Masckinenteil: 15. Hauch: 17. Geschäftsraum: 19. Edelstein: 21. Nachtvogel: 22. Nordische Gottheit: 23. Futtermittel: 25. unbestimmter Artikel. bex. Rösselsprung.
Verwandlung. Wer hält' das Wort im Leben nicht schon oft gemacht, das ihm dann Kummer oder Aerger eingebracht? Ein Laut ins Wort— das Tadelnswerte ist verschwunden, statt besten aber ein Dramatiker gesunden. A. M. Kapselrätsel. Aus den nachstehenden Wörtern sind je zwei auscinandersolgende Buchstaben zu entnehmen, die richtig zusammengestellt ein Sprich- wort ergeben: Wolf. Kern, Lina, Weg, Heft, Mahl, Rind, Post, Sieg, Land, Alge, Blei, Staub, Pfahl, Herr.»K.
Magisches Kreuzworträtsel.
Wäger echt; I. bibl. Person: 4. weibl. Vorname: 8 Verpackungmaterial:9.Shakc- spearesche Dramengestall: 10. Badeort: 11 Norddeutscher Fluß: 13 Baum: 13. Gestalt a d. alten Testament: 18 Nage- tier: 21. Fürwort: 22. Stadt in«üdtirol: 23. Rinderart: 24 Liebesgott: 25. Meeresteil: 26. Begründer einer Volks- wirtschaftslehre: 27. Himmels- körper.— Senkrecht: 1. wie 1 wagerecht: 2 wie 8 wage- recht: 3. wie 11 wagerecht: 4. wie 4 wagcrecht: 5 franzö- sischer Artikel: 6 großer Raum: 7 wie 13 wagerecht: 12. bibl. Frauengestalt: 14. Schiffsteil: 15 w e 15 wagerecht: 16 frühere russische Volksvertretung: 17. wie 26 wagerecht: 18. wie 18 wogerecht: 19. wie 25 wagerecht: 20. wie 27 wagerecht. tzi. Visitenkartenrätsel.
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Welchen Beruf übt Fräulein Rotkins aus? Geistig. Werd als Getränk von vielen sehr geehrt, Mit„h" im Wort wachs' ich zu geistigem Wert. (Auflösung der Rätsel nächsten Mittwoch.)
Auflösung der Rätsel aus voriger Rummer. Silbenrätsel: Katzenzungen. Kreuzworträtsel. Wagerecht: 1. Busoni : 4. Tea: 7. Ade: 8. Teich: 9. er: 12. Arzt: 14. Bestie: 16. Inn : 17. Art: 18 Gauner: 20. Mann: 21. er: 23. da: 26. Last: 28. Bar: 29. Ida: 30. Hostie. — Senkrecht: 1. Bad: 2. See: 3. no; 4, te: 5. Eis; 6. acht; 8. Tai; 10. Rat: 11. Ozean: 13. Riga : 15 er: 16. in; 19. und: 20. Mut; 21. Eli: 22. Rad: 24. Abt: 25. Ire; 27. wo. Rösselsprung: 2m Kreis der Jugend muß man weilen, Der Jugend Lust und Freuden teilen; Wer das oermag, der wird bewahren Ein junges Herz bei grauen Haaren Wilhelm Jordan . Bersteck rätsel: Zuzeiten sind erfrischend wie Gewitter goldn« Rücksichtslosigkeiten! Kreuzwortsilbenrätsel. Wagerecht: 1. Run«: 3. Nelke; 4. Robinson; 8. Labes: 10. Reti; 12. Irrgarten: 14. Nordlicht: 15. Neger.— Senkrecht: 2. Nero: 3. Nelson; 5. Bingen : 6. Alabaster: 7. Ultimatum: 9. Bessel; 10. Rega: 11. Edgar; 12. Irrlicht: 13. Tenne. Silbenkreuz: Nana, Nabe. Rebe, Bete, Note, Nora, Rate, Rabe, Renate. Bisitenkartenrätseli Morgenstern.