1929
Der Abend
Erfcheint taglio außer Sonntags.
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Spalausgabe des„ Vorwärts"
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Nr. 412
B 205 46. Jahrgang.
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Heufe miffag ereignete sich in der Seidelstraße in Tegel nnmittelbar vor dem Strafgefängnis ein folgenschwerer 3 u- jammenstoß zwischen zwei Straßenbahnwagen der Linie 25 und 28.
Beide Fahrzeuge wurden erheblich beschädigt und fünf Jahrgäste, die durch die Wucht des Anpralles von ihren Sigen geschleu. dert wurden, erlitten Berlegungen. Die Verletzten wurden in das Birchow krantenhaus gebracht. Dier von ihnen konnten, da jich ihre Verlegungen als nicht schwer herausstellten, nach Anlegung von Notverbänden entlassen werden.
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Der Emir El Hussein, Groß- Mufti und Präsident des Obersten| Opfer von Safed, deren Zahl am 31. August noch nicht feststellbar mohammedanischen Rats, erklärte dem Sonderforrespondenten des war, in den obigen Ziffern nicht enthalten. " Daily Expreß" in Jerusalem: Wir stehen augenblicklich einem
Die Ursachen des Zusammenffoßes fonnten bisher noch nicht ernften nationalen Aufstand gegenüber, in dem wir die Sympathie geklärt werden.
Paris, 3. September .( Eigenbericht.)
In einem Pariser Borort ist in der Nacht zum Dienstag ein großes Feuer ausgebrochen, dem 200 Baraden, in denen die ärmste Bevölkerung der Borstadt Porte Panti wohnt, zum Opfer fielen. Der Brand griff in den morschen Holzbaraden mit rajen. der Schnelligkeit um sich und fonnte bis 4 Uhr morgens nicht eingedamnit werden. 400 Personen find obdachlos geworden. Es handelt sich ausschließlich um Proletarierfamilien, deren vernichtete Güler nicht versichert waren und die jetzt dem furchtbarsten Elend entgegengehen. Borläufig wurden fie in dem Gemeindehaus von Obervilliers untergebracht. Der Sachschaden wird zur Stunde mit etwa 5 millionen Franken beziffert.
Das Sprengstoffattentat.
Roch weitere Zeugenvernehmungen.
Die Suche nach den Tätern, die in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag des Bombenattentat auf den Reichsfag verübten, werden von der Polizei weiter fieberhaft betrieben.
3mar glaubt man aus verschiedenen sehr bestimmten 3eugenaussagen bald auf die Spur der Attentäter zu gelangen, doch lassen die bisherigen Feststellungen noch keine bindenden Schlüsse zu. Bis zur Stunde liegt das genaue Sachverständigengutachten der Polizeichemifer über die Zusammenseßung des Sprengtörpers noch nicht vor. Auf Grund der bisherigen Untersuchung kann aber schon jeht gesagt werden, daß der Inhalt aus einem hochexplosiblen Stoff bestanden hat, der in einem geschlossenen Raum zur Entzün dung gebracht, von außerordentlich verheerender Wirkung gewesen wäre. Alles deutet darauf hin, daß die Bombe von geübter Hand hergestellt worden ist.
Vorläufig ist jedoch die Frage noch ungeklärt, ob die Verbrecher aus Berlin stammen oder ob es sich um die Gruppe von Attentätern handelt, die in Hannover und Holstein Bomben gelegt haben. Wenn es sich um Angehörige dieses Personenfreises handeln sollte, müßten die Verbrecher sich entweder einige Tage vorher in Berlin aufgehalten haben, um das Terrain genau zu sondieren oder sie müßten Freunde in Berlin selbst befizen, von denen sie die notwendigen Angaben hätten erhalten fönnen. Bekanntlich ist der Polizei mitgeteilt worden, daß in der Nacht zum Sonntag in der Nähe des Reichstags ein Perfonenauto gesehen worden ist, dem zwei jüngere Männer entstiegen feien. Ob dieser Wagen tatsächlich die Täter zum Reichstag gebracht hat, fleht noch nicht fest, doch wird diese Spur mit besonderer Energie verfolgt. Es ist nämlich nicht ausgeschlossen, daß die Attentäter unmittelbar nach der Aufstellung der Höllenmaschine im Auto Berlin verlassen haben, um später die Eisenbahn zu benutzen.
Die Abteilung IA des Polizeipräsidiums mendet sich, nochmals unter Hinweis auf die ausgefehte hohe Belohnung an das Publikum und bittet alle, die etwa schon Stunden vor der Explosion etwas verdächtiges wahrgenommen haben, dies umgehend der Bolizei mitzuteilen. Alle Mitteilungen werden selbstverständlich streng vertraulich behandelt.
Stahlhelm und Bombenanschlag.
Ein Parteigenoffe schreibt uns: Am Sonntag, dem 1. Septem ber, fuhr ich früh 6.45 Uhr nach Magdeburg. In Potsdam stiegen eine Anzahl Stahlheimer in Uniform in den Wagen mit dem Reiseziel Brandenburg. Kurz nach der Abfahrt er tönte der Ruf- herhören, weiterfagen: Auf den Reichstag ( Fortfegung auf der 2. Seite.)
und Unterstützung nicht nur der mohammedanischen Araber Syriens, Aegyptens und Nordafrikas haben, sondern ganz Arabiens mit seinen 60 Millionen Menschen. Es wird Friede in der unmittelbaren Zukunft herrschen, soweit wir ihr aufrechterhalten tönnen. Wir werden uns den britischen Bajonetten nicht widerjegen. Was aber Großbritannien verstehen muß, ist, daß die ernsten Ereignisse in Palästina in Wirklichkeit wenig mit der Klage mauer zu tun haben; sie gehen bis auf die Balfour Erklärung vom Jahre 1917 zurück. Der Emir fuhr fort: Ihr könnt die augenblicklichen Unruhen unterdrücken und durch die Macht der bri tischen Waffen die Ruhe für den Augenblid micderherstellen, aber endgültiger Friede in Palästina und Arabien wird niemals aber endgültiger Friede in Palästina und Arabien wird niemals wiederhergestellt werden, solange Großbritannien weiterhin die Balfour- Deklaration verfolgt. Ganz Arabien ift in großer Auf regung."
Neueste Berichte aus Palästina.
London, 3. September .( JTA.) Das britische Rolonialamt gibt soeben folgende Mitteilung aus: In dem Gebiet nördlich von Safed machen sich Zeichen der Unruhe bemerkbar. Britische Flugzeugstaffeln in ansehnlicher Stärke führten Demonstrationsflüge über den nördlichen und den nordöstlichen Gebieten Palästinas aus, wo immer noch bewaff. nete Araber aus Syrien über die Grenze kommen. Die Ge( gmtverlufte im Berlauf der Unruhen in Balästina betragen bis zum 31. August: Getötet oder ihren Verletzungen erlegen sind 83 Moslems, 4 Christen, 10Q Juden. Offenbar sind die jüdischen
Außenpolitische Instruktion.
ARABIEN
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ARABERN
CHINA DEN
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RUSSEN
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RUSSEN
Der Mostauer Dirigent übt die richtigen Parolen ein.
:
Jerufalem, 3. September .( ITA.) einem schmeren Zusammenstoß zwischen griechisch- orthodoxen und Im Beisan Gebiet fam es am 2. September morgens zu moslemitischen Arabern. Die Zahl der Verluste auf beiden Seiten
ist noch nicht bekannt.
Die jüdischen Kolonien Chittin und Mizpah in der Nähe Don Tiberias wurden am 2. September von Araberbanden ange= griffen. Die Kolonisten schlugen die Banden zurück.
Zum erstenmal seit dem Beginn der Unruhen sind Araber in größerer Zahl verhaftet worden. In Hebron sind am 2. September 120 Araber und in dem arabischen Dorf Lista unweit Jerusalem 200 Araber verhaftet worden. Die Araber von Lifta waren an den erften Unruhen in Jerusalem am 30. Auguſt beteiligt.
Nachdem die große jüdische Kolonie Jessod Hamaala bei Safed nach schwerem Kampfe und nachdem die Araber zurückgeschla gen waren, auf militärische Anordnung geräumt worden war, wos rauf die schutzlos gebliebene Rolonie ausgeplündert wurde, ist nun den männlichen Kolonisten gestattet worden, zurückzukehren. Bei den Kämpfen um Jeffod Hamaala, die von den Kolonisten und britischen Truppen gegen die Araber verteidigt wurde, wurden 14 Araber getötet.
Schwere Schiebungen mit" Feindbefit".
London, 3. September.
,, Daily Mail" berichtet von ernsten Gerüchten über die Verrechnungsstelle für das beschlagnahmte Eigentum der ehemals feindlichen Länder. Es heißt, daß sich ge= wisse Personen um tausende Pfund bereichert haben, und daß Aktienpakete unter ihrem wirk lichen Wert verkauft worden sind. Informationen über beabsichtigte Verkäufe sollen gegen hohe Summen an Makler berschachert worden sein. Das Handelsamt verweigert jede Auskunft.
Die Veröffentlichung des fonservativen Blattes geschicht vielleicht auch in der Absicht, der jezigen Arbeiterregierung eins anzuhängen; aber sie hat den Beamtenkörper nicht geändert und man wird ja bald hören, in welche Zeit diese Gaunereien fallen.
Snowden im englischen Rundfunk.
London, 3. September. Schatzfanzler Snowden gab Montag abend im englischen Rundfunt in einer dreiviertelstündigen Rede eine Darstellung des Berlaufs der Haager Konferenz.
Großbritannien, so sagte er u. a., habe nicht erlauben können, länger als die Milchkuh Europas betrachtet zu werden. Die sozialen und internationalen Rechte hätten verteidigt werden müssen, und Großbritannien habe im Haag den Beweis zu führen gehabt, daß internationale 2lbkommen geachtet werden müßten. Er sei überzeugt, daß die Haltung der englischen Delegation die fünftigen Beziehungen Großbritanniens mit anderen Ländern Europas in sehr günstiger Weise beeinflusse. Die Rechte und der Einfluß Großbritanniens in der internationalen Diplomatie hätten eine Stügung erfahren. Eine Rückkehr zu der Politik ohne Rückgrat der letzten Jahre sei unmöglich. Groß britannien habe die Achtung der Nationen gewonnen, zu denen es in den letzten vier Wochen in einem freundschaftlichen Gegensatz gestanden habe.
Während der ganzen Konferenz hätten die besten persönlichen Beziehungen zwischen den britischen Bertretern und denjenigen der anderen Mächte bestanden im auffallenden Gegensatz zu der Bitterfeit der persönlichen Angriffe, die in einem Teil der fontinentalen Preffe gegen ihn gerichtet worden seien. Diese Kritiken feien allerdings mehr belustigend als irreführend gewesen,