Das Sprengstoff-Attentat. (Fortsetzung von der(.Seite.) wurde heute nacht ein Anschlag oerübt, die Fenster auf der Wasserseite gingen alle in Trümmer, wir wollen hofsea, daß der Reichstag nicht mehr steht, wenn wir abend« zurückkommen." Zch wußte von dem Anschlag nichts und hielt die Sache für einen dummen Witz. Doch machte ich mir Gedanken darüber, daß der Reichspräsident Ehrenmitglied eines Bundes ist, dessen Mitglieder'wünschen, daß der Reichstag , der doch dem deutschen Volke gewidmet ist, in Trümmer sinke. Am nächsten Morgen lese ich, daß tatsächlich ein Anschlag auf den Reichstag verübt wurde, daß es also nicht«in schlechter Witz war, sondern traurig« Wahr- h e i t Vielleicht gibt auch dieser Ausspruch einen Hinweis, i r welchem Lager die Verüber des Anschlages zu suchen sind." Gute Heimfahrt. Ständiger Funkverkehr mit„Graf Zeppelin". Friedrichshofen, 3. September. wie von der Funkstation des Luftschissbaus mitgeteilt wird, können die Funkbeamten seit etwa 11 Uhr nachts die Funkzeichen der Bordstation des„Gras Zeppelin" deutlich vec- nehmen. Um 1 Uhr früh WEZ. funkte das Sckzifs der Friedrichs- hafcner Werst folgenden Standort: l Uhr früh WEZ. ZS Grad 22 Minuten Rord, 2S Grad 40 Minuten West. Alles in Ordnung. Etwa um 2 Uhr früh war das Schiff nach den Beobachtungen der Fricdrichshafener Bodenfunkstelle zeitweise auch mit einer amerikanischen Küstenfunkstation in Verbindung. Es herrschte um diese Zeit wechselweise ein reger Verkehr mit Amerika und Rorddeich. Die Verständigung war aus beiden Seiten sehr gut. Das Luftschiff„G ra f Z e p p e l i n" teilte der Werft Friedrichs. Hofen folgenden Standort mit: 5 Uhr MEZ Ütt Grad 15 Minuten Nord, 21 Grad 15 Minuten West. Alles in Ordnung. Das Luftschiff dürste Im Lause des R a ch m i t l a g s die euro päische Küste erreichen und Mittwoch früh in Friedrichshasen eintreffen.
Hugenbergs böses Gewissen. Das vorsichtige Oementi. Zu der Polemik zwischen Deutschnationalen und Lolkspartei- lern— man hatte den Volksparteilern Verleumdung vorge- warfen— schreibt die„Rationallibcrale Koriespon- d c n z": „Das böse Gewissen zwingt Hilgenberg weiter zu d e m e n- tiercn. Er gibt über die Schritte, die von„deutschen Rationa- listen"— das Wort stammt von Hilgenberg— in Paris unternommen worden sind, eine neue Erklärung ab. Dabei ist er aber so vorsichtig, sein Dementi nur auf A c h a u p t st n g e n zu erstrecken, die unseres Erachtens niemand ausgestellt hat, jedenfalls nicht di«„Nationalliberale Korrespondenz". Er erklärt:„Für die Deutsch- nationale Volkspartei Hot bisher keinerlei Veranlassung vorgelegen, sich gegenüber irgendeiner amtlichen französischen Stelle über die politische Haltung einer künftigen deutschen Rechtsregierung auszu- sprechen. Es ist auch seitens der Deutschnaliana'en Lolkspartei nie- mand beauftragt oder die Ermächtigung erteilt worden, irgendwelche S6)rittc zu tun, die ihnen Anlaß zu obiger Behauptung geben könnten." Für so töricht haben wir die Deutschnationale Volks- parte! und selbst Herrn Hugenberg nicht gehalten, daß sie schon jetzt gewissermaßen im Auftrag einer kommenden Rechtsregi«rung bereits durch Beauftragte in Paris über die deutsche Außenpolitik der Zukunft verhandelten. In der„Rationallibcralen Korrespondenz" stand etwas ganz anderes: nämlich, daß Männer, die man mit der Hugenbergfront in Zusammenhang bringt, in Paris sehr viel weitergehende Angebote gemacht haben als die von Hugen- berg bekämpfte Politik der Verständigung. Diese Behaup- tung halten wir aufrecht und werden darauf ausführlich zurückkommen, wenn der Augenblick dazu gegeben ist..Heute können wir aber schon feststellen, daß Herr Hugenberg an dieser unserer Be- hauptung völlig vorbeigeht und das Beweisthema in seiner Gegen- erklärung verschiebt. Der Grund ist klar. Unsere Behauptung ist nicht zu widerlegen."> Oie Graiulanten der NAZ. Eine erlesene Gesellschaft. Die„Deutsche Allgemeine Zeitung" hat In den letzten Jahren merkwürdig« Wandlungen durchgemacht. In der Glanzzeit des Stinnes -Konzerns kaufte sie der alt« Hugo Stinnes in der Inflation auf und machte sie zu seinem Leib- organ. Nach seinem Tode und dem Zusammenbruch des gesamten Stinnes -Konzerns wurde sie aus der Konkursmasse abgestoßen und eine Zeit lang vom Auswärtigen Amt ausgehalten. Das deutsche Auhenministerium wiederum verkauste di«„v. A. Z." an ein sehr kapitalkräftiges Jndustrzekonsortiuin, dessen Interessen das Blatt unter dem Deckmantel einer ollgemeinen nationalen Phraseo- logie sehr eifrig wahrnimmt. Es macht der„D. A. Z." dabei gar nichts aus, sich gegen ihren letzten Geldgeber, das Auswärtig« Amt, recht unliebenswürdige und unsachliche Angriffe zu leisten. Jetzt hat die„D. A. Z." zum 1. September ihr unhandliches Riesenformat, das in etwas krassem Mißverhältnis zum Umfang ihres Leserkreises stand, geändert. Zu dieser Tat sind dem Blatt eine Anzahl Glückwünsche zugegangen, und es ist immerhin inter- cssont, sich die Gratulanten der„D. A. Z." etwas näher anzusehen. An der Spitze marschiert Geheimrat Wilhelm Cuno , Reichskanzler während des Ruhrkrieges und derzeitiger General. direktor der Hamburg— Amerika-Linie . Es folgt mit einem Glück- wünsch Geheimrat Bücher, der mächtigste Mann im Diret- torium des A E G.-K o n z e r n s und früheres einflußreiches Mit- glied im Reichsverband der deutschen Industrie . A's Vertreter des, Bankkapitals finden wir Herrn Direktor Herbert Äuttmann von der Dresdener Bank und den Hamburger Bankier Witt- h o e f t von der Kommerz- und Privatbank. Den Reigen der Gra- tulonten fchließen Graf von Roedern, Helfferichs Borgänger als Reichsschatzfekretär im Kriege, jetzt Geschäftsführer des Deutschen Reedereiverbande», und Dr. Scholz der als Vorsitzender der Deutschen Dolkepartei einen scharf rechten Kurz steuert. Wir könnten noch einige andere prominente Gratulanten auf- zählen, doch genügt dies« Liste schon zur Kennzeichnung der hinter der„Deutschen Allgemeinen Zeitung" stehenden Kapitalsmächte. Natürlich wird der Verlag der„DAZ," auch künftig seine volle Selb- ständigkeit nach außen hin. betonen und seinen Lesern versichern, daß er unabhängig von irgendeiner Jnkeressensengmppe nur! zllzemein« nationale und wirtschaftliche Interessen verfechte. Ob er -ach dieser Gratulationscour'r»•<(> hit. möchten mir aller- ' mgs bezweifeln.
Letzte Fahrt der Brandopfer. Trauerfeier für die verunglückten Keuerwehrleuie.
Die Wagenhalle der Feuerwache Schöneberq, die sonst ein lebendiges Bild steler Bereitschaft zum Dienst a» der bedrohten Menschheit bietet, hatte sich am heutigen Tage in eine Trauerhalle verwandelt. Schwarzumflort die Säulen und Kandelaber, Trauerfahnen am s Gebäude und Tausende von Menschen, die tiefe Trauer und Dank- barkeit für die Dahingegangenen empfinden und ihnen einen stillen Gruß nachsenden. In der Halle sind drei Särge aufgebahrt, sie verschwinden unter der Blumenlast. Im Hof haben die Kameraden Aufstellung genommen, in der Trauerholl« selbst die behördlichen Abordnungen, eine große Abordnung des Reichsbanners, Vorgesetzt«, Verein« und Verbände, denen die Verstorbenen angehörten. Umer den Trauergästen sah man Oberbürgermeister B ö ß. Bürgermeister Berndt aus Schöneberg mit sämtlichen dienstfreien Stadträten. Polizeivizepräsident Dr. Weih, Oberbranddirektor Ä e m p p, Branddirektor Pozdziech und viele- andere.„Wer weiß wie nah mein Ende" intonierte die Feuerwehrkapelle. Nachdem die kirchlichen Vertreter ihren Gemeindekindern einen warmen Nachruf gewidmet hatten, folgten die Ansprachen der Trauergäste. Für die Stadtverwaltung sprach Oberbürgermeister B ö ß, der betonte, daß der Berliner Feuerwehr jeder einzelne Einwohner von Berlin nahestehe. Jeder Berliner Bürger liebe die Beamten der Feuerwehr, die bei Tag und Nacht, allen Gefahren trotzend, bereit seien, das Leben für die Allgemeinheit einzusetzen. Ganz verlin siehe an der Bahre dieser drei tapferen Männer, die das höchste an Pflichtgefühl, Selbstverleugnung und Kameradschaft geleistet hätten. Namens der Berliner Bevölkerung sprach er den Hinterbliebenen und den Kollegen die allerherzlichste Teilnahme aus und betonte, daß die schreckliche Brandkatastrophe allen eine Warnung zur Bor -
ficht sein möge. Die Treue de? in ihrem Berufs ums Leben g«, tommenen Beamten müsse jedem einzelnen als Vorbild dienen. Oberbranddirektor G e m p p rief dann den verstorbenen Käme- raden ehrende Worte des Gedenkens nach, wobei er betonte, daß die Katastrophe um so erschütternder sei, als man gar nicht die Gefahren hätte vorausahnen können. Man hätte sonst rechtzeitiz den Rückzug angeordnet, denn es sei oberstes Gesetz, Menschenleben nur dann einzusetzen, wenn es gelt«, Menschenleben zu retten, was dort nicht notwendig war. Er gelobte, die drei gefallenen Kamerad-.m in Ehren zu hallen, deren Namen nicht nur in steinernen Gedenk» tafeln, sondern in den Herzen aller eingegraben seien. An den Särgen legten dann noch Vertreter der Hamburger Berufsseuerwehr, der Berliner Beamtenorganisation der Feuerwehr, sowie de« Ber- bandes Deutscher Berufsfeuerwehrleute Kränze nieder, ebenso Dele- gationen der Sächsischen Feuerwehrbeamten und der Hannoverschen Berufsseuerwehr. Zum Schluß sprach die Schauspielerin Frau Anna o. Strantz-Führing, die an die Berliner Schauspieler einen Aufruf zugunsten der Hinterbliebenen der Berliner Feuerwehrleute erlassen hat, Worte des Dankes, worin sie di« Feuerwehr als den Schutzengel Berlins bezeichnete. Tiefempfundene Trostesworte wur- den den schwergetroffenen Angehörigen gespendet, den Frauen und Kindern, die den Gatten und Vater verloren haben. Dann senkten sich die Fahnen unter den Klängen des Liedes vom guten Kameraden. Nachdem die letzten Gesangsworte verklungen, setzt« sich der Trauerzug, begleitet von einer noch Tausenden zählen- den Menschenmenge, langsam in Bewegung. Die Trauer- wagen, reich mit Kränzen geschmückt, nahmen ihren Weg nach dem Matthäi-Friedhof Südende, wo Brandmeister Pfeifer zur letzten Ruhe geleitet wird. Am Nachmittag erfolgt auf dem Heilandsfriedchof Plötzensee die Beerdigung des Feuerwehr- manne? Klemm und am Mittwoch wird Oberfeuerwehrmann C h r i st e l auf dem Friedhof Baumschulenweg bestattet.
Wo ist Arbeitermangel?
Ln der Landwirtschast?
Di«„Deutsche Tageszeitung" und andere agrarische Organe sind voll von Klogen Über Arbeitermangel in der Landwirtschaft. An vielen Orten könne deswegen die Ernte nur unter den größten Schwierigkeiten hereingebracht werden. In Wirklichkeit entbehren diese Klagen jeder Berechtigung. Die Vermittlungsstellen für landwirtschaftliches Personal bei den Berliner Arbeitsämtern zeigen es. Roch gegen Mitte A u g u st, zu einer �«it des größten Arbeiterbedarfes in der Land- Wirtschaft, waren die Warteräume dieser Vermittlungsstellen Tag für Tag von Arbeitsuchenden überfüllt. Dutzende, ja hunderte Arbeiter, zum Teil Jugendliche, mußten häufig den Weg zur Bermittlungsstelle gehen, ehe ihnen eine neue Beschäftigung nachgewiesen werden konnte. Die Statistik einer im Norden Berlins gelegenen Vermitt- lungsstelle besagt, daß am Schluß der ersten Augustwoche für 15 Ar- better und am Schluß der zweiten Augustwoche für 40 Arbeiter keine Beschäftigungsmöglichkeit zu erlangen war. Selbst sogenannte Paschpaare mußten sich tagelang um Arbeit bemühen.-Die Zählung der bei den Vermittlungsstellen vorstellig werdenden Arbeits- losen erfolgt nur einmal. Wer bei der Stelle A bereits eingetragen ist, wird nicht mehr gezähll, wenn er bei der Stelle B um Arbeit anhält. Von Doppelzählungen kann jedenfalls die Rede nicht sein. Die Verhältnisse bei den Berliner Vermittlungsstellen bilden auch keine Ausnahme. Nach dem„Brandenburgischen Arbeitsmarkt"
(Mitteilungsblatt des Landesarbeitsamt» Branden- bürg) Nr. 32 wurden am 17. Juli 1929 in der Berufsgruppe Land- Wirtschaft gezählt: 17 39 arbeitsuchende Arbeiter. 810 arbeitsuchende Arbeiterinnen, zusammen 2549 Arbeits- kräfte. Offene Stellen waren für Arbeiter 1139 gemeldet, für Ar- beiterinnen K2S, zusammen 17b5 offene Stellen. Also nahezu 800 Arbeitsuchende mehr als offene Stellen. In dem Bericht des Landesarbeitsamtes Ostpreußen für die Woche vom 12. bis 15. August 1929 wird festgestellt, daß die er- wartete kräftige Senkung der Arbeitrlosenzisfer durch größere Ernte- arbeiterbedars der Landwirtschaft ausblieb. Di« Zahl der bei den Arbeitsämtern gemeldeten Arbeitsuchenden ging um nur 400 aus 1740 zurück. Die Anforderungen der Landwirtschaft an Erntearbeitern bleiben gering, da der gute Stand des Getreides fast allenthalben den Einsatz von Erntemaschinen erlaubt. Wenn trotzdem über angeblichen Mangel an landwirtschafllichen� Arbeitskräften geklagt wird, so liegt darin System. Die öffentliche Meinung soll für«ine noch stärkere Zulassung ausländischer Wonderarbeiter präpariert werden. Nebenbei ist die ganz« Klageattion ein Glied in der Kette, die gegen die Erwerbslosenverstcherung von dem Unternehmertum ge- schmiedet wird.
Religion und Aermeliänge. Oie Kümmernisse der«Seelsorger. Der württembergische LanÄesverbanh der katholischen Arbeiter und Arbeiterinnen hielt dieser Tag« ein« besondere Tagung für sein« weiblichen Mitglieder ab. Nach den darüber vorliegenden Berichten waren auf ihr 9 Präses und 214 Belucherinnen anwesend Auf je 23 Arbeiterinnen traf also ein Geistlicher. Die Beratung über das Thema„Unsere besondere Zeitaufgabe" gipfelte in der Annahme folgender Leitsätze: „Die Arbeiterin ist anderen Gefahren ausgesetzt al« di« Hau«- tochter. Daher ist überall besondere seelsorgerische Betreuung der Arbeiterinnen in den lathvlischen Arbeite- rinnenvcreinen notwendig. Die katholischen Arbeilerinnenvereine richten sich bezüglich ihrer Kleidung nach den b i s ch ö f- lichen Leitsätzen. Dabei geben sie die Losung aus: Keine Arbeiterin der katholischen Arbeiterinnenverein« trägt ein Kleid ohne Aermel. Wie lang der Aermel ist, bleibt dem G e s ch m a ck der einzelnen Arbeiterinnen überlassen. Selbst- verständlich trägt di« Arbeiterin nicht nur in der Kirche, sondern auch außerhalb derselben ein Kleid mit Aermeln." Eine„Arbeiter">Organilatl0N, die in einer Zeit st ä r k st e r wirtschaftlicher Bedrängnis kein« anderen Sorgen hat, als Diskussionen über Kleider mit und ohne Aermel zu führen, verdient immerhin als Merkwürdigkeit registriert zu werden.
Kirche und Vötferversöhtiung. ilnverstandliche Haltung des evangelischen Konsistoriums Der„Bund religiöser Sozialisten, Landesverband Preußen" er- hebt Einspruch gegen eine Bermahnung. die das Evangelische Konsistorium der Mark Brandenburg dem Berliner Pfarrer 7). Günter D e h iz von der Reformationskirche erteilt hat. Pfarrer Dehn hatte in Magdeburg auf Veranlassung kirchlicher Kreise einen Vortrag über„Kirche und Völkerversöhnung" geholten und vom Standpunkt seines persönlichen Glauben» die Zuhörerschaft zur S:lbstbssinn»ng über die Furchtbarteil de» Problems„Krieg und Christentum" ausgerufen. In der nachfolgenden Diskussion hat»r seinen Standpunkt gegen Widersprüche verteidigt, ohne daß es zu besonders erregten Auseinandersetzungen oder Auebrüchen oerletzten Nationalgefühls kam. Diese, Gefühl hat sich augenscheinlich erst nachträglil) geregt, als man sich auf die Gelegenheit besann, aus dieser Frisdensgesijmungskundgebvng einem auch sonst unbequemen sozialen Mohner einen Strick zu dr-hen. Man hat zu dem erbärmlichen Mittel gegnsfen, ihm bei seiner vorgesetzten Behörde zu denunzieren, indem ihm Gehässigkeiten der Ausdrucksweise in den Mund gelegt wurden, di« bei der vorsichtigen Zurückhaltung, für die
Pfarrer Dehn bekannt ist, von vornherein unglaubhaft waren. Das Berliner Konsistorium Hot es dahingestellt sein lassen, ob die gegen Pfarrer Dehn vorgebrachten Anschuldigungen beweisbar waren. Es hat ihm aber gleichwohl eine Mißbilligung wegen der doch fraglichen Schärse der von ihm gebrauchten Ausdrücke aus. gesprochen und hat getadelt, daß er als Pfarrer„in urtellsfähioen Kreisen Erregung hervorgerufen" habe, statt„beruhigend" zu wirken. Zu diesem Vorgang erklären die religiösen Sozialisten: 1, Die Ethik des Christentums macht jede Rechtfertigung von Krieg und Krisgsbegeisterung zu einer Unmöglichkeit. 2. Wer das bestreitet, dem fehlt jegliches Verständnis für die Botschaft, die das neutestamentliche Evangelium unserer Gegenwart zu bringen hat. 3. Die Zumutung, kirchlich-nationa'istische Kreise in ihrer selbst- bewußten Ueberhebung nicht zu beunruhigen oder zu erregen, be- deutet für einen Pfarrer die Zumutung direkter Pflicht- Verletzung. 4. Die Hervorhebung der„Urteilsfähigkeit" derer, die sich gegen Pfarrer Dehn entrüstet haben, in dem Erlaß des Kon- sistoriums, weckt den Verdacht, das Berliner Konsistorium hält am Ende die Kreise von„Besitz und Bildung" für besonders urieils- sähig. Von sollen Kreisen ist nämlich die Anzeige gegen Pfarrer Dehn ausgegangen: und besonders Damen „der besseren Gesellschaft" haben sich nachher in der Agitation gegen ihn hervorgetan. Gerade über diese Gesellschaftsschicht aber hat die Kriegszeit die beschämende Gewißheit erbracht, daß sie nicht nur urtejssunsähig. sondern gegen den Ernst der sittlichen. Fo-' e- rungen des Christentums völlig verblendet ist. Diese Gefells'"ts, schicht hat schwerste Schu'd auf sich geladen und sollte in der Ge- meinde bis auf weiteres schweigen. Z. Als wirklich„urteilsfähig" im Sinne christlicher Denkart and Sittlichkeit hat sich die Völkerwelt erwiesen, als sie den K e l l o g o. Pakt vereinbarte. Sie Hot den Krieg gl? Verbrechen ge, brandmarkt. 8 Eine kirchliche Bchörde sollte sich zu solchem Urteil des Minschheitsgewiflens nicht in Gegensatz und auf die Seite de-er stellen, die dg, Verbrecken Krieg noch irge.ndwie zu beschönigen oder zu rechtfertigen suchen. Karl-Seih-Ehrung. Am Vorabend des 80. Geburtstages''-es Wiener Bürgermeister Seitz brachten 4000 Arbettersänger vor dem Rathaus«in Ständchen dar, wobei mehrere Giückwunschonsprachen gehalten wurden. Ai s dem Getivid-' der prz'ißiscke Hond l«. ninill«? Dr. SH-eibe- ü n„Wi.i-■' Tias fragen".-er sprach sich entschieden gegen ein Cetreidemonopol aus.. Er kam dann auf die ausländische Schuld Deutschlands. zu sprechen und trat für Kapitalneubildung in Deutschland ein.