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(9. Fortsetzung.) Behaglich erhob sich Meister Timm. Gutmütig lächelnd tätschelte er das ältliche Mädchen auf die Schulter.So, Lene, die erste Arbeit war überstanden und ich muß gestehen, sie hatt auch rechtschaffen müde gemacht. Nun bei einer guten Zigarre in einem gemütlichen Schlummereckchen bis gegen 12 Uhr der Ruhe pflegen und dann bis Mittag in einem Zuge arbeiten, hähähä, das war so'n kleiner Vorgeschmack vom Himmel, was? Ich mein so für unsereinen." Lene griff den Faden auf..Lach ,'s gibt genug, die's so haben. Da brauchen wir bloß ein« Treppe höhersteigen, da kann man schon sehn, wie sie sich einüben fürs himmlisch« Leben." Ein dralles Hausmädchen erschien plötzlich in der Küchentür. Die gnäd'gen Fräulein lassen den Meister schön bitten, und«r mächt gleich mal heraufkommen." Was?" Die Wirtschafterin trat resolut dazwischen. Gibt's nicht! Der Meister bleibt hier! Im Keller wird angefangen!" Timm versprach, sich oben für die Verückstchtigung ihrer Wünsch« einzulegen.< Wehe, lassen Sie mich im Stich. Meister!" Und zornig warf die Schaffnerin die KücheMür ins Schloß. Im oberen Stockwerk wurden die Tischler von den beiden Töchtern des Hauses mit Hallo empfangen. Der einen Aufträge waren immer noch wichtiger als die der anderen. Da klemmten Schubloden und Türen, dort wackelten Gesims« und Füße, wo anders waren Konsole, Vasen und Quadern abgestoßen, hier war die Politur zerschrammt und dort war die Farbe ousgeblaßt. Gleich traten auch die beiden Söhne des Oberamtmanns hinzu: und auf ihr Vorrecht pochend, führten sie den Meister in ihr Spielzimmer. Da standen Billardqueues zerbrochen, zerschellt und ohne Stoßleder in allen Ecken. Auch der rohgetreten« Fußboden sollte in Farbe gebracht werden. Indessen hielten die Schwestern Heinrich fest.Gelt, tleiner Meister, du sorgst dich um uns," bat die älter« förmlich und reicht« ihm einige Schokolasennüffe, während die andere ihm übers Haar strich. Der kleine Schwarzkopf wird uns schon nicht im Stich lassen." Schau, Meto, was für«in Paar schön« Kastanien er im Kops hat! Den hat sich Meister Timm wohl aus Italien schicken lassen." Heinrich durchlief es heiß. Er wandte sich ab und ging an die Arbeit, di« ihm sein Meister auftrug. Nun war er ollein in dem so herrlich eingerichteten Damen­salon, wo er das ausgeschwitzte Oel von den polierten Mahagoni- flächen der Möbel«ntfern«n, rauhe Stellen nachpolieren und mit Lack auffrischen mußte. Ganz benommen fühlt« er sich zwischen all den Herrlichkeiten. Da lagen Ringe, Ohrgehänge, Ketten aus Gold, Bernstein , Korallen und Perlen in Fächern und Kästen, die er öffnen mußte, um sie gründlich zu bearbeiten. Ein« kunstvoll gearbeitete Elfenbeinkette nahm er in die Hand und betrachtet« wohlgefällig die zarten Figuren... Ein Frösteln durchfuhr ihn, als er sich in einem Spiegel erblickte... Schnell warf er das Kunstwerk an seinen Ort zurück. Da es glitzerte in den prächtigsten Farben am Hintsrstück einer Schublade, die er herausnahm, um die Streichleiste festzu- leimen. Durch ein kleines Astloch schaute die goldene Busennadel mit dem feurigen Kopf. Wie lange mochte sie schon vermißt sein? Vielleicht war sie längst in Dergessenhett geraten. Er drehte das strahlende Kleinod zwischen den Fingern, wobei«s in allen Farben spielte. Die saubcrgearbeitet« Fassung und d«r«n reiner Goldglanz ließen ihm die Nadel als sehr wertvoll erscheinen. O, könnte er die Schwester Hannchon ins ftiden« Miedertüchel stecken... Scheu blickt« er nach allen Seiten... Unsinn. Ein« Busennadel. Nicht der Rede wert.- Wie oft verteilt der Schlächter-August«inen Ring Knoblauchwurst: und Kaufmann Hübn«rs Fritz stiehlt doch j«den Sonntag sein Taschen- geld aus der Ladenkasfe. Und wie oft schenkte ihm Bäcker-Iul« Semmel und Salzkuchen. Aber so sehr«r sich auch abmühte, sein Tun durch die Sünden der anderen zu«ntschuldigen, stiegen doch die Vorwürfe immer heftiger in ihn auf. Kniend kroch er um» Billard , den abgenützten Fußboden mit gelber Farbe streichend. Dabei wogte«r nicht aufzublicken. Immer schneller und schneller flitzt« der Pinsel hin und her, Strich an Strich. Nahend« Tritte versetzten ihn in Angst und kalt« Blässe stieg ihm ins Gesicht. Aufspringen! Davonlaufen! Doch«in furchbares Zittern überfiel ihn. Ei, so ist's brav. Kleiner! Wie du schon alles blank und n«u machen kannst." Einer der jungen Herren stand breit im Tür- rahmen. Wie durchbohrt fühlte sich Heinrich von dessen Blick und als ob er sich festbrenn« an der linken Brustseit«. so schmerzte es gerade dort, wo die Sicherheitsnadel in der Westentasche stak. Sein Herz sprang herauf bis an die Kehle und schlug pochend in den Ohren. Er sieht es mir an er weiß es er er packt mich! Ein Stich, als dränge di« Nadel in die Brust. Matt fuhr der Pinsel hin und her. Vitt' schön, tleiner Meister." Ein buntes Schächtelchen mit süßlich duftenden Zigaretten hielt der ander« vor ihn hin. Stotternd v«rn«inte er. Ach was, darfst schon! Greif zu, auf meine Verantwortung!" Ein Zündholz flammte auf. So, mein Junge! Das riecht doch besser als die stinkende Oel- färbe." Ein Liebchen trällernd, verließ der andere das Zimmer. Der Rauch beruhigt« Heinrich. Fast schämte er sich seiner unbe- gründeten Angst. Nie und nimmer kann dies an den Tag kommen. Zehn, zwanzig Jahrs wäre die Nadel noch in ihrem Versteck ge' blieben. Vielleicht wäre sie bei einem Umzug verlorengegangen, in Straßenschmutz getreten, vernichtet worden____ Alle Winkel durchspähcnd, griff er in die Tasche. Immer besser gefiel ihm die liebliche Form und der herrliche Glanz. Aber nein! Wem sollt« er noch gerade ine Gesicht sehen? Alle Menschen hielten ihn für einen ehrlichen Jungen. Wie sollte er vor seine Eltern, seine Geschwister hintreten? Cr müßte di« Mutter, den Vater, die Schwester belügen. Lügen? Alle Welt belügen? Spitzbube und Lügn«r?... NeinI Er sprang auf, lief durch Türen. Stand lauschend. Er war allein. Behutsam legte er die Nadel auf das Schränkchen vor dem Spiegel.

Tief atmend, wie aus furchtbarem Traum erwacht, begann er wieder feine Arbeit. Der Rauch der Zigarette biß ihn in Nase und Augen, doch sie wegwerfen, wagte er nicht, der feine Herr könnte es übeldeuten. .Lunge, was? Bist du des Teufels!" Der Meister stand zor- nigcn Blicks vor ihm. Heinrich begann zu stammeln. Lüge nicht, Bengel! Steh auf!" Der All« betastete chn am ganzen Leibe.Du willst wohl, daß wir mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt werden?" ..Aber bitte, beruhigen Sie sich, Meister. Ich bin der Sünder", sagte der Spender, hinzutretend. Ach, Verzeihung, Herr wirklich ja ist es so? Gut, gut. Es freut mich. Sehn Sie, ich Hab ja mein ganz Vertrauen .in den Jungen gesetzt und das schmerzt, wenn'? einem rausgerissen wird." .La. sa, riesig nett, Meister. Auch wir schenken jedem, der in unserem Hause arbeitet, volles Vertrauen. Aber nun rauchen auch Sie erst mal«ine Zigarre an." Nach einigen tiefen Zügen blauen Rauches klopfte Timm Hein­rich traut auf die Schulter, als er sah, wie es ihm naß aus den Augen perlte, und sprach gütlich auf ihn ein:lldun, nichts für ungut, mein Junge. Ich glaubt« es ja gleich nicht so recht." Im selben Augenblick erschallen Rufe:Arno! Waldemar! Meto! Meister!" Auf dem Flur entstand ein Stimmengewirr: darunter die jüngste der Schwestern rufend und fragend:Hier seht! Ist's möglich? Großinutters Brillantennndel, mein Erb­stück! Von wo? Wie kommt die hier auf die Kommade? O, was haben wir getan! Schuldig, schuldig, unglücklich ließen wir die Aennste werden! O Gott, o Gott!" Dann ward's still. Heinrich ließ sich wieder zur Arbeit nieder. Zitternd griff er zum Pinsel. Es war nun, als stürz« nun doch das Schicksal mit ganzer Schwere auf ihn nieder. Und es drängte ihn, hinzulaufen und Licht in die Sache zu bringen. Doch schon vernahm er den Ruf seines Meisters. Voll Zittern und Zagen sprang er auf und lief hinaus. Freundlich wie heut morgen, nur traurig und erregt, sprach das schöne Mädchen auf ihn ein, die funkelnde Nadel ihm weifend. Da merkte er, daß niemand Arges von ihm dachte. Und so stellte er kurz dar, wie und wo er sie fand, ohne seine böse Absicht zu erwähnen. Gott , wie soll ich es dir danken, mein tleiner Freund? Du bist mein Erlöser! Nun sehe ich klar, nun kann ich handeln." Voller Dankbarkeit ergriff sie Heinrichs Hand und drückte sie bewegt. Laß anspannen, Waldemar!" rief sie ihrem Bruder zu.Wir fahren sofort hinüber noch Langenau . Ich selbst will sie ihr geben. Mag sie sich ein« Hypothek darauf leihen, sich eine Wirtschaft pachten cder kaufen und ihren Andreas heiraten." Bist närrisch, Liesbeth. Ein solches Erbstück verschenkt man doch nicht, das muß einem heilig fein", wandte der Bruder ein.

Heilig?" groß blicke Lisbeth auf,nein! Für ein solches Heiligtum dank ich, was guten Leuten die Ehre raubt sie un­schuldig ins Zuchthaus bringt, während es sich in tiefe Winkel vcr- birgt!" Unter Weinen warf sie die Nadel von sich. Wenn Anna ebenso gefühlsmäßig über Gold und Diamanten denkt wie du, dann wird sie ja sowieso die Nadel ablehnen. Na, und Rittergüter hast du ja. Gott sei Dank, nicht zu vsrschenken", erwiderte ihr Bruder kühl. Nun gut. dann verpsände ich die Nadel, und Anna erhält den Erlös. Ich mag dieses glitzernde Teufelswerk nicht mehr sehen, das soviel Unheil über ein« Unschuldige gebrocht hat. Das Urteil muß öffentlich aufgehoben werden. Dieses alles werde ich auf dem schnellsten Weg« veranlassen." Ein tiefes Mitleid ergriff Heinrich, während er das Gespräch durch die offen« Tür mit anhörte. Zum erstenmal dachte er nach, wie sich der Mensch von an- scheinend toten Dingen so in die Gewalt nehmen lassen kann. Und es schien ihm, wie wenn ein Wille, eine?lbsicht darin läge, die des Menschen Lebensweg bestimmen möchte. Verlockende Zukunftsbilder der Freude und des Glücks hallen ihn vorhin umgaukelt. Und eine geheime Macht umschmeichelt« immer eindringlicher seine Sinne. Und nur dumme Trottel, die es im Leben nie vorwärts brächten, dächten so wie er und griffen nicht zu, wenn sich ihnen das Glück böte. Froh des Sieges über des Teufels Macht, die ihn verderben wollt«, fetzte Heinrich, wi« von n«uer Kraft erfüllt, wieder Strich an Strich. Es begann rasch zu dunkeln. Meister, Sie müssen eilen, wenn Sie heut noch über die Oder wollen!" rief die Wirtschafterin hinunter in den Keller, wo di« Tischler alles notdürftig festmochten. Der Fährmann weiß schon, daß er uns noch hinüberbringen muß", versetzte Timm. Bis neun Uhr muh er. Doch später ist es nicht ratsam nut dem Walter, denn der Tag war heiß, und da leert er manch Gläschen." Lene gab sich mit dem Versprechen des Meisters zufrieden. wonach er beim Wiederkommen ihre Wünsche restlos erfüllen wollt«. Nachdem die Männer ihren Hunger rasch einigermaßen gestillt hatten, schob Lene noch eine derbe Brotschnitte hinter eines jeden Schürzlatz.Euer Tagwerk ist noch lang« nicht zu End'. Die Od«r soll schon mächtig zu steigen anfangen." Die Männer überhörten in ihrer Eile die bösen Zlhnungen. die im Unterton der Worte des Mädchens lagen. Zum Schluß reichte sie Heinrich ein klenres wohlriechendes Schächtelchen, auf dem in zierlicher Handschrift geschrieben stand: Zum Lohn für Deine Ehrlichkeit von Dein-r Freundin Elisabech von Lessendorf auf Lippen. Für deine Ehrlichkeit?... Siedendheiß schoß Heinrich beim Anblick dieser Worte das Blut in den Kopf. Er war froh, daß die Schaffnerin mit aufrichtigem Bedauern hinzufügte:Zwei Monate hat das arme Ding dafür absitzen muffen. Vor vier Wochen kam sie raus. Ich hab's ja gleich nicht geglaubt von der Anna. Nun sitzt sie da, niemand mag sie auf- nehmen. Aber das gnäd'ge Fräulein wird schon alles gutmachen. -j Bloß die Schand' und di« Ehr' die hat'n Fleck Und darum haste dir wirklich einen Gotteslohn verdient, tleiner Manu", hob sie anerkenend hervor, Heinrich bewegt di« Hand reichend. Eilends sprang nun Heinrich die Dorfstrohe hinunter, um den Fährmann zu erreichen. Schwarz zog es am Abendhimmel her­auf, und grelle Blitz« durchzuckten die rasch steigend« Finsternis. (Fortsetzung folgt.)

WAS DER TAG BRINGT. iDtniiniiuitntiniiumiuninminiinii»miiiiiiiMiuiainnnjiiojiniiaiiiiRnniiuiiminiiiniiuiimmDnimniiniMiiMiiii:iiiiiiiiiiiiiinuiiniiiuiiimiiiiiiiiniuiinuiiiiiii!iiiiiiuiiiiiiiiiiiiw

Versicherung gegen unglückliche Ehe. Die englische Versicherungsgesellschaft Lloyd, die für sich in Anspruch nimmt, die größte Versicherungsgesellschaft der Welt zu sein, übernimmt Versicherungen vor ollen möglichen Gefahren. Mehrere hundert Leute in England versichern sich jährlich gegen Blinddarmentzündung. Tausende von jungen Mädchen versichern sich für den Fall, daß sie nicht heiraten. Zahlreiche englische Ehe- paare fürchten sich vor Zwillingen und lassen sich bei Lloyd gegen Zwillinge versichern. Ein reicher Gutsbesitzer in Nord-Wales leidet unter der Wahnvorstellung, daß fein Gut durch ein Erdbeben zerstört werden kann. Lloyd nahm eine Versicherung des Gutes gegen Crd- beben auf. Die Prämie ist auf 2000 Pfund festgesetzt. Schauspieler und Schauspielerinnen versichern sich gegen Mißerfolg« auf der Bühne. Zwei Tänzerinnen haben sich gegen Hühneraugen versichert. Ein Komponist versicherte sein noch nicht ausgeführtes Werk. Studenten nehmen bei Lloyd Versicherungen auf gegen das Nicht- bestehen der Prüfung. In all diesen Fällen kommt die Lerstch?» rungsgesellschaft ihren Kunden freundlich entgegen. Bor einiger Zeit erschien im Bureau bei Lloyd ein junger Mann, der sich gegen unglückliche Ehe versichern wollte. Die Gesellschaft sollte die Ver- pflichtung übernehmen, für den Fall einer Scheidung die Abstands- summe zu zahlen. Die Gesellschaft verlangte das Bild der Braut zu sehen. Alz der Abteilungsleiter das Bild der Braut sah, erklärte er

Dienstag, 3. September. Berlin. * 15.00 Jogoslawisehe Undsdialltn. Wilhelm Conrad Gomcll 16-30 Biamrchester-Kenzert. Anschließend; Mliteilnnxen des Arbeitsamtes Berlia-Mltte. 16-30 Stunde mit Bachern. Neue MasilcbCcher.(Am Mikrophon; Musikdirektor Fritr Ohrmann.) 19.00 Vlollnvertrite. I. Bach: Sonate t-Dnr Nr. 6.-3. Bach: Aas der Senate D-Moll Nr, 4.- 0. a) Sode; Ctude Nr. 13; b) Paganinl: Etüde Nr. 30 CCrsada AranyO. 19 30 Wovon man spricht.(Sedner und Thema werden durch Rundfunk be- kanntgeteben.) 30.00 ScballplattenJconWrt. 2Q.IS Orchesterkonzert. Nach den Abendmeldunfcs: Bildfunk. KOBlgswüsterhiBsea. 16.30 Möller and Mitwirkende: Wandernde Melodien. 17.00 Nechmltfagskonzert von Leipzig . 18.00 Mersmann: Volkslledanalysen. 18.30 französisch lür fortgeschrittene. 18.55 Reichenbach: Dia Qesetzlichkeit der Natur. 19.30 Oberst«. D. von Oertzen: Der Staad der Abrüstungairage in der Welt 30.00Ella", Szenen von Oerhart Hauptmann. Regle: Alfred Braun .

sich bereit, dos Geschäft abzuschließen, verlangte ober ein« sehr hohe Prämie, da er, wie er sagte, Grund hatt« zu der Annahme, daß oie Ehe nicht glücklich werde. Ein Frauenstaat. Merkwürdig« Zustände enthüllen die von der mexikanischen Presse veröftentlichten Berichte des Forschers Fernandez, der kürz- lich von einer wifsensäjoftlichen Expedition nach der bisher fast völlig unbekannten mexikanischen Insel Tiburek zurückgelehrt ist. Di- Insel wird von einem Ind-ianerstamme, den Sera, bewohnt, die sich, da sie mit den Weißen keinerlei Berührung hatten, völlig rein er- halten und ihre uralten Sitten und Gebräuche bewahrt haben. Der Stamm, der in den letzten Iahren von etwa SOllll auf 400 Köpfe zusammengeschrumpft ist, bietet»in Musterbeispiel der Frauenherr- schaft. Die Männer sind auf das Niveau von Arbeitern und Dienern herabgedrückt worden. Sie besitzen keinerlei Rechte und haben nicht einmal bei der Erziehung der Kinder mitzureden. An der Spitze dieses kleinen Völkchens, das sich durch einen kräftigen und gesunden Nachwuchs auszeichnet, da alle schwächlichen Kinder unmittelbar nach der Geburt getötet werden, steht gleichfalls eine Frau, die un- umschräntt über Leben und Tod ihrer Untertanen verfügt und die bei denRegierungegeschäften" von einem Rate der ältesten Weiber unterstützt wird. Von Zeit zu Zeit veranstalten die Freuen große Orgien, bei denen Männerfleisch als Festbraten verzehrt wird. Schleiermacher kennt seine Pappenheimer! Als der berühmt« Kanzelredner Friedrich Schleiermacher noch in Berlin an der Dreifaltigkeitskirche amtierte, war dies Gotteshaus ständig überfüllt, wenn Schleiermacher predigte. Als in einer Ge- sellschaft, deren Mittelpunkt der geistvolle Mann war, einmal di« Red« darauf kam, erwiderte er lächelnd: ,Ln meine Kirche kommen hauptsächlich Studenten, Frauen und Offizier«. Die Studenten kommen, weil sie meine Predigten hören wollen, die Frauen kommen, weil sie die Studenten sehen wollen, und die Offiziere kommen wegen der Frauen." Byron ist auferstanden! Gin junger Mann legte einst dem berühmten Kritiker Howells ein Gedicht vor. Nachdem Howells es gelesen hatte, sagte er:Das Gebichi ist wirklich ausgezeichnet, haben S'« es selbst gemacht?" ,Lede Zeil« ist aus meinem Kopfe." Howells erhob sich feierlich, mochte eine tief« Verbeugung und sagte:Seien Sie mir willkommen, Lord ' Byron! Ich freue mich, Sie begrüßen zu können. Ich glaubte nämlich, Sie wären vor einiger Zeit in Misiolunghi gestorben!" Briettaubenkatastrophe. Von 2000 Brieftauben, di« in Lancashir« mit dem Ziel Nantes aufgelassen worden waren, sind nur 10 glücklich am Bestimmungsoct eingetroffen. Der Rest kam auf dem 1600 Kilometer langen Weg um.