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Fahrgäste in der Kurfürstenstraße, etwa vor dem Eden= hotel, hat auf der gegenüberliegenden Seite halten müssen und daß der eine Fahrgast in ein Haus gegangen und mit einer Attentasche wieder in den Wagen gestiegen ist. Eigenartiger­meise befindet sich in dem nach der Kurfürstenstraße gelegenen Teil des Hotels nur der Kücheneingang, es ist aber möglich, daß der Fahrgast, der etwa 10 Minuten fortgeblieben ist, um das Ge­bäude herumgegangen und den Haupteingang benutzt hat oder sogar an anderer Stelle die Tasche in Empfang genommen hat. Durch Bernehmung des Personals des Hotels will die Polizei nun fest­stellen, ob. dort zur fraglichen Zeit ein Mann gesehen worden ist, der mit der Personalbeschreibung dieses Fahrgastes Aehnlichkeit hat. Auch die Kellner des italienischen Restaurants" Aida" in der Nürnberger Straße, wo die Fahrgäste die Droschke bestiegen haben, werden darüber vernommen, ob etwa die beiden Injassen schon

vorher bort sich aufgehalten haben.

Darüber hinaus werden alle diejenigen Spuren verfolgt, die der Kriminalpolizei ständig zugehen.

Der Versicherungsfrach.

Drei Direktoren verhaftet.- Die ,, Vaterländische".

Frankfurt   a. M., 5. September.  ( Eigenbericht.)

Zu der Verhaftung der drei Direktoren Becker, Kirschbaum und Fuchs teilt u. a. die Justiz preise stelle mit:

Die Aufklärung der Ursachen und vielgestaltigen zu sammenhänge bei dem Zusammenbruch der Frankfurter Allgemeinen   Versicherungsgesellschaft und der Südwest­deutschen Bank wird von der Staatsanwaltschaft mit größtem Nachdruck fortgesetzt. Für die Sache wurde ein Sonderdezernat eingerichtet. Die Untersuchung erfolgt zurzeit in den Bureauräumen der Frankfurter Allgemeinen Versicherungsgesellschaft und der Südwest deutschen Bank unter Hinzuziehung von Sachverständigen. Die Ermittlungen ergaben bereits vor einiger Zeit den Nationale Helden unter fich.- Major v. Stephani im Waffen dringenden Verdacht von strafbaren Hand verruf.- Berein Deutscher   Studenten gegen Stahlhelm.- tungen des flüchtigen Direktors Sauerbrey, so Deutscher Gruß zuvor!

Mit Stock und Reitpeitsche.

Unser Kölner   Bruderblatt, die Rheinische Zeitung  ", ist in der Lage, ein Rundschreiben des Vereins Deutscher  Studenten, Gruppe Charlottenburg  , vom 11. März 1929 zu veröffentlichen. Dieses Rundschreiben enthüllt in belustigender Art die Sitten und Gepflogenheiten der nationalen Männer, wenn fie unter sich find. Ein ,, Alter Herr" des BDSt., namens Dr. Pfandt, hatte im August 1928 als Stahlhelmmitglied Streitigkeiten mit dem Landes, verbandsführer von Berlin  , dem sattsam bekannten Major v. Stephani, in dessen Berlaufe Pfandt dem Major Nichthalten eines gegebenen Wortes vorwarf. Major v. Stephani antwortete darauf mit der brieflichen Drohung, Pfandt zu verprügeln. Hierauf erfolgte eine Duellforderung, wobei der VDSt.- Charlotten­burg Ehrenschutz" gewährte. Major v. Stephani aber lehnte die Forderung ,, mit grob beleidigenden Worten" ab.( Im studentischen Jargon heißt das sonst: Er kniff.) Das Weitere stellt nun das Rundschreiben folgendermaßen dar:

Zwei Tage darauf fuchte Major v. Stephani in Begleitung von zwei Stahlhelmmitgliedern 2. H. Pfandt in seinen Privat­räumen mit Reitpeitsche und Stoc auf, um seine briefliche Drohung wahrzumachen. 2. 5. Pfandt weigerte sich, den Vor wurf des Wortbruches zurückzunehmen und wurde darauf von den Stahlhelmleuten in Gegenwart eines Dr. Pfandt befreundeten Stahlhelmannes niedergeschlagen und mißhandelt, so daß er befinnungslos liegen blieb. Unter Androhung weiterer Mißhand­lungen wurde ihm die zuerst verweigerte Erklärung abgezwungen. Es tam zu langwierigen Verhandlungen zwischen VDSt. einer­seits und Stahlhelm andererseits, um die verletzte Ehre des A. H. Pfandt zu reparieren: Stephani verpflichtete sich, dauernd aus der Leitung des Stahlhelms auszuscheiden und eine Ehren­erklärung abzugeben. Aber nach mannigfachen Schieds- und Ehren gerichten auf beiden Seiten wurde doch nichts daraus. Major v. Stephani erhielt non der Stahlhelmleitung nur einen Verweis und trat sodann der Leitung des Stahlhelms wieder bei. Hierauf blieb dem BDSt. nichts weiter übrig, als alle Verhandlungen mit dem Stahlhelm abzubrechen und gegen den Major v. Stephani o Schimpf und Schande! den Waffenderruf auszusprechen. Daß der Major v. Stephani die Ermordung der sechs Borwärts" Parlamentäre im Januar 1919 moralisch zu verantworten hat, hat seiner Satisfattionsfähigkeit beim Verein Deutscher Studenten   nichts geschadet. Aber die Berprügelung eines ., 2. H." kostet ihm die Waffenehre. Nun, immerhin... Das Rundschreiben bemerkt schließlich:

A. H. Dr. Pfandt sieht sich nunmehr genötigt, auf dem Klage­wege sein Recht zu suchen. Für Mitglieder des R. B. ist es m. E. bei dem derzeitigen Stand der Dinge nicht möglich, dem Berliner   Stahlhelm länger anzugehören. Den Chariot nburgern B6 r. Bbr und A. H. A. H. wird vom Ehrenrat des BDSt. Charlottenburg   aufgegeben, sofort aus dem Berliner   Stahlhelm auszutreten, soweit das noch nicht geschehen ist. Von den Bbr. Bbr. und A. H. A. H. des Gauverbandes Berlin   erwarten wir ebenfalls, daß sie sofort aus dem Stahlhelm austreten, soweit sie Major v. Stephani als Stahlhelmleute unterstehen.

Am Kopf des Rundschreibens prangen die Worte: Deut schen Gruß zuvor!"

Und hernach?...

Britengericht in Palästina. Ausschaltung der Landeseinwohner.

Wie aus einer Bekanntmachung des britischen Oberkommiffars in Palästina hervorgeht, werden nur britische Richter die Leute aburteilen, die wegen der jüngsten Verbrechen angeklagt werden. Araber, Juden und andere Palästinenser werden dabei nicht mitwirken, weil Angehörige dieser Völker an den Verbrechen beteiligt feien. Danach scheint die Regierung auch mit der Aburteilung von Abwehrkämpfern zu rechnen.

Der britische Bölkerbund- Delegierte Lord Cecil   antwortete aus Genf   auf eine Anfrage der Jüdischen   Telegraphen- Agentur, die Morde und Verbrechen in Palästina hätten sein tiefstes Entfeßen hervorgerufen. Niemals würden solche Taten die Politik der

britischen Regierung beeinflussen können.

Stresemann amtsmüde?

,, Niemand sollte länger als 5 Jahre Minister sein." Amsterdam  , 5. September.

Ein holländisches Blatt, der Nieuwe Rofferdamsche Courant", veröffentlicht ein Interview, das Dr. Strese­mann einem Journalisten wenige Stunden vor seiner Ab­reife aus dem Haag gewährte. Stresemann machte dabei Aus­führungen, die fich vor allem mit persönlichen Erfahrungen und Eindrüden beschäftigen.

Er erklärte, es sollte eigentlich gefeglich verboten werden, daß jemand länger als fünf Jahre Minister sein fönne. Die gegen­märtige Zeit stelle an Minister ganz außerordentlich starke Anforderungen, besonders an einen Außenminister, die weniger auf dem Gebiete der amtlichen Tätigkeit, als auf dem der Repräsentation lägen. Wo man fich früher mit einem Geheimrat zufriedengestellt habe, müsse jetzt, wie dies besonders bei inter nationalen Kongressen der Fall sei, der Minister selbst er. scheinen und müsse die Besucher persönlich begrüßen. Außerdem

i

daß gegen ihm am 29. August Haftbefehl und Steckbrief erlassen wurden. Die Suche wird mit größter Gründ. lichkeit im In- und Ausland betrieben. Nunmehr hat sich der dringende Verdacht strafbarer Handlungen auch gegen den zweiten Direktor der Südwestdeutschen Bank, Bruno Fuchs, sowie gegen die bisherigen Direk toren der Frankfurter Allgemeinen Versicherungsgesell­schaft, Philipp Becker und Dr. Kirschbaum er­geben. Gegen alle drei wurde gestern im Auftrag der Staatsanwaltschaft Haftbefehl erlassen, auf Grund deren die Genannten in das hiesige Gerichts­gefängnis eingeliefert wurden. Die in Frage kommen­den strafbaren Handlungen liegen auf dem Gebiet der attienrechtlichen Untreue, Bilanzver ich leierung, des betrügerischen Bankrotts und der Depotunterschlagung. Die Staats­anwaltschaft wird alsbald Antrag auf Einleitung der gerichtlichen Voruntersuchung stellen.

Die Untersuchung in dem Versicherungsskandal war darum nicht sehr einfach, weil ohne eine genaue Prüfung der Bücher die Bilanzfälschung und die Depotunterschlagung nicht nachzuweisen war. Nachdem der Verdacht einer Unterschlagung auf­getaucht war, beschlagnahmte zunächst die Staatsanwaltschaft die Bücher und erst deren genaue Durchsicht bestätigte den Verdacht einer Fälschung, worauf sich dann auch die Staatsanwaltschaft entschloß, zu den Verhaftungen zu schreiten.

Die Untersuchung wird jetzt beschleunigt durchgeführt werden fönnen, weil auch ein Teil der Bernehmungen der Beamten soweit abgeschlossen ist, daß das Anklagematerial zusammen abgeschlossen ist, daß das Anklagematerial zusammen gestellt werden kann. Die Prüfung der beschlagnahmten Doku­mente und Unterlagen war dadurch erschwert, daß der Konzern außerordentlich stark verschachtelt war und daß auch eine ganze

Reihe persönlicher Transaktionen der Direttoren durch den Konzern erledigt wurde. Zuerst nahm man lediglich an, daß die Direktoren, durch verfehlte Spekulationen in Geldmangel geraten, versucht hatten, die fehlgeschlagenen Geschäfte dem Konzern aufzuhalsen, Generaldirektor Beder war als Hauptleiter und erster Direktor der Frankfurter   Versicherungsgesellschaft der führende Mann bei ben privaten Spekulationen, der auch eine ganze Reihe Speku­lationen für die Gesellschaft durchführte, die alle mit großen Ber­luften endeten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihn vor, Depot. unterschlagungen begangen und außerdem einen betrüge­rischen Bankrott und Bilanzverschleierung versucht zu haben. Der Vertrouensmann Beckers war Kirschbaum, der bei der Süd­westdeutschen Bank Direktor ist, einer Tochtergesellschaft der Frank­ furter   Versicherungsgesellschaft. Er soll von all den Betrügereien gewußt haben und selbst bei den Depotunterschlagungen beteiligt sein. Fuchs, ein Freund des geflohenen Sauerbrens, unterhielt mit diesem ständig Verbindung und fonnte so die anderen Mitschuldigen völlig auf dem Laufenden halten. Die Staatsanwalt schaft hat deswegen so schnell zugegriffen, weil der Vers dacht bestand, daß die drei Direttoren einen Fluchtplan vorbereiteten. nachdem einer der Hauptschuldigen, Sauerbren, sich zunächst der Strafverfolgung entziehen konnte, wollte die Staatsanwaltschaft wenigstens die übrigen Mitschuldigen dingfest machen.

Neuer Versicherungskrach.

Die Anhäufung der Finanzskandale.

Noch ist die Erregung über den riesigen Standal bei der Allge­meinen Frankfurter Versicherungs- A.- G. nicht abgeebbt und schon wird ein neuer Skandal im Versicherungsgewerbe bekannt. Es handelt sich diesmal um die Baterländische und Rhenania Bereinigte Versiche­rungsgesellschaften A.-G. in Köln  , die mit einem kapital von 12 Mil­lionen Mark arbeitet.

Wie die Frankfurter Allgemeine   besitzt auch dieses Unternehmen einen sehr weit verzweigten Apparat von Beteili= gungen und Tochtergesellschaften. Die Millionenverluste bei diesem Unternehmen, deren genaue Höhe noch nicht feststeht, find auch bei dieser Gesellschaft offenbar durch leichtfertige Abja­finanzierungen entstanden, in erster Linie bei Geschäften der Vaterländischen Kreditversicherungs- A.- G., die mit der Deutschen Automobilbank zusammenarbeitete.

Da der Aufsichtsrat und das Direktorium der Baterländischen und Rhenania heute erst zu der Sachlage Stellung nimmt, find Einzelheiten über die Entstehung der Millionenverlufte in Kürze zu erwarten.

Inwieweit auch bei diesem Unternehmen die Kontrolleder Aufsichtsräte und des Reichsaufsichtsamts versagt hat, läßt sich zurzeit noch nicht übersehen. Wie bei der Frankfurter Allgemeinen  , sind auch im Aufsichtsrat der Baterländischen und Rhenania prominente Wirtschaftsführer vertreten, dar­unter der rheinische Brauntohlenfönig Gilverberg und der Stahlmagnat Springorum.

WILLKOMMEN! C

Graf Zeppelins" Heimkehr.

sei feine politische Laufbahn während der letzten sechs Jahre seiner Miniftertätigteit über schwere Seen gegangen. Man habe es ihm nicht leicht gemacht. Es habe eine Zeit gegeben, wo er für alle die persönlichen Angriffe, die gegen ihn gerichtet worden seien, selbst für diejenigen ganz unbedeutender Blätter, sehr empfindlich gewesen sei. Jetzt aber sei ihm das gleich­gültig geworden.

Er würde auch ohne persönliches Bedauern von seinem Boften scheiden, wenn man ihn zu Fall brächte. Es scheine aber, daß der Eifer hierzu abnehme, sobald man merke, daß der Be­treffende sich nur noch wenig daraus mache. Der eventuelle Rücktritt von seinem Posten erscheine ihm ein wahres Freiheits­ideal; man fönnte wieder Pläne für Familienfestlichkeiten, für per­sönliche Ausflüge, Reisen und dergleichen machen, etwas, was jetzt beinahe unerreichbar erscheine.

Gasunglück in Wilmersdorf  . Fünfföpfige Familie in Erftidungsgefahr.

In der vergangenen Nacht geriet die Familie des Rechts­anwalis Hans Edler von der Platen durch ausströmende Gase in schwere Lebensgefahr. Platen bewohnt im Hause Bayerische Straße 28 mit seiner Frau und einer Hausangestellten eine größere Wohnung. Außer dem weilten dort seit einigen Tagen zwei Berwandte zu Be­such. Heute früht turz nach 2 Uhr erwachte B. plötzlich und ver­fptirte startes Benommensein. Auch die anderen Familienmitglieder, die sofort geweckt wurden, klagten über heftigen Kopfschmer 3 und Uebelsein. Das Rettungsamt wurde alarmiert und fandte einen Arzt nach der Wohnung. Zwei Personen mußten sofort ins

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Unser Bild zeigt das ge­landete Luftschiff, durch das Willkommenstor gefehen.

Krankenhaus in der Pfalzburger Straße gebracht werden. Die anderen konnten nach ärztlicher Behandlung zunächst in der Woh­nung verbleiben, suchten aber später gleichfalls das Krankenhaus auf. Offenbar handelt es sich um eine Rohlenogydgasver giftung, doch sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen.

Zu dem Selbstmord in der Wohnung des Sanitätsrats Hirsch in der Giesebrechtstraße in Charlottenburg   erfahren wir, daß die Selbstmörderin festgestellt ist als eine aus Oberschlesien   ge= bürtige 19 Jahre alte Erna Czoior, die zu Besuch in Berlin  weilte. Der Grund zu der Tat ist noch nicht bekannt.

Clemenceau   schwer frank. Altersschwäche und Bronchialfatarrh.

Paris  , 5. September.  ( Eigenbericht.)

Der 88jährige George Clemenceau   leidet auf seinem But in der Vendée   an allgemeinen Schwächezuständen, die durch einen hinzu­gefommenen Bronchialfatarrh ernsten Charakter erhielten. Die Aerzte befunden die größte 3urüdhaltung, doch gilt der Zustand des Greises als gefährlich.

57 Todesopfer in Algier  .

Paris  , 5. September.

Die Aufräumungsarbeiten an der Stelle des vor einigen Tagen eingestürzten Hauses in Algier   sind nun vollkommen beendet. Nach den letzten Feststellungen sind bei der Katastrophe insgesamt 57 Personen getötet und 10 schmer verlegt worden.