Nr. 41.
Erscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mt., wöchentlich 28 Pfg. frei in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt. pro Quartal. Unter Kreuz band : Deutschland u. DesterreichUngarn 2 M., für das übrige Ausland 3 Mt. pr. Monat. Eingetr. in der Post- Beitungs- Preisliste für 1896 unter Nr. 7277.
Vorwärts
13. Jahrg.
Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petzeile oder deren Raum 40 Pf., für Vereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 fg. Inserate für die nächste Muminter müssen bis 4 1hr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 7 1hr abends, an Soun und Festtagen bis 9 1hr vormittags geöffnet.
Fernsprecher: Amt 1, Nr. 1508. Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Dienstag, den 18. Februar 1896. Expedition: SW. 19, Benth- Straße 3.
"
im Gegentheil, alle forderten um um die Wette die den Angriffe die parlamentarischen Arbeiten störten, jetzt Die Tage in Frankreich . Reinigung, und am lautesten die, welche die größten Checks den Sozialisten den umgekehrten Vorwurf machen, das Paris , den 14. Februar 1896. auf dem Gewissen hatten. Ministerium Bourgeois nicht anzugreifen, ihm nicht mit Der Fall des Ministeriums Ribot brachte keine große Bisher hatten die Regierungen, welchen Ursprungs sie Beschwerden, Anklagen und Interpellationen zu Leibe zu Bewegung hervor; man ist an derartige Unfälle so gewöhnt, sein mochten, sich stets auf die Rechte und das Zentrumgehen. Niemals haben die Reaktionäre die Bedeutung der gestützt, und um sich sozialistischen Partei und die Nichtigkeit ihrer eigenen Pardaß man ihnen gar keine Aufmerksamkeit schenkt. Man die republikanische Mittelparteiglaubte, Ribot würde durch Dupuy oder irgend einen die Gunst dieser Parteien zu sichern, den Sozialisten, dem teien mit mehr Naivetät ausgesprochen. Aber die hinterlistigen Heßereien des Temps", ähnlichen Bedienten der Neaktion ersetzt werden, und gemeinsamen Feinde, den Krieg erklärt. Bourgeois vollzog eine die schönen Tage der Checkleute( chequards) würden fort- vollständige Frontveränderung: er suchte seine Stüße auf der der Libre parole" und des Figaro", durch welche die dauern. Man zuckte die Achseln, als man erfuhr, daß der Linken statt auf der Rechten, und statt den Sozialismus Sozialisten zu einem thörichten Angriff verleitet werden Präsident den Herrn Bourgeois zu sich berufen und ihm die mit der starken Faust" zu bedrohen, streckte er ihm die sollten, waren ohne Erfolg; und es blieb nichts anderes übrig, als daß der Senat, in dem die Juvaliden aller Bildung des neuen Ministeriums übertragen habe. Als geöffnete Hand" hin. Faure zum Präsidenten gewählt worden war, hatte er Bour- Diese neue Tattit hat zwar die Sozialisten nicht in Reaktionsparteien warten, bis der Tod sie holt, sich ents geois schon einmal mit der gleichen Aufgabe betraut. Da die ministerielle Armee eingereiht, es ihnen aber zur Pflicht schloß, mit seinen kraftlosen Armen die Waffen zu ergreifen mals war Bourgeois gescheitert, und jetzt, so hoffte man gemacht, wenn auch nicht die Waffen aus der Hand zu und mit zahnlosem Rachen zu bellen. allgemein, würde er auch scheitern. geben, doch die Feindseligkeiten einzustellen. Um in Bug zu kommen, haben die durchtriebenen Schelme Als das radikale Ministerium Bourgeois richtig zu Da Herr Bourgeois fich uns als Gegner, der das im Senat ihre Thätigkeit damit begonnen, das Gesetz be= - erklärten die Führer der treffend die Unfälle bei Arbeiten, welches man seit stande gekommen war, wurde mitleidig gelacht; es war Gesetz achten will, vorstellt," eine quantité négligeable eine so winzige Größe, Sozialisten so sehen wir unseren Vernichtungskampf 15 Jahren prüft", abzulehnen. Sie hätten nicht undaß man mit ihr gar nicht zu rechnen brauchte; gegen die Staatsgewalt vorläufig nicht fort, wir eröffnen geschickter handeln können: denn nichts Besseres konnten sie in den Zeitungen und in den Wandelhallen der Kammer dem Ministerium einen Kredit und warten seine Thaten ab." thun, um den Volksunwillen gegen sich zu erregen. Den wurde gespottet, es sei nur eine Wärmeflasche" für irgend ein neues Opportunisten- Ministerium. Man war so fest von dem nahen Sturz überzeugt, daß man dessen Tag schon vorhersagte und Wetten darauf machte. Allein, wie ich früher schon sagte, es ist ein parlamentarisches Sprichwort: " In Frankreich ist nichts dauerhaft außer was provisorisch ift", und Herr Bourgeois richtete sich darauf ein, das Sprichwort nicht Lügen zu strafen.
-
"
Die Thaten hätten vielleicht lang auf sich warten lassen, Tag nachher setzten sie ihr so trefflich begonnenes Werk wären vielleicht niemals gekommen, wenn die Gegner des fort, indem sie das Gesetz, welches den an der Eisenbahn, Ministeriums es nicht gezwungen hätten, etwas zu thun. in den Arsenalen und Staatswerkstätten angestellten Unsere Feinde haben stets großen Scharfsinn aufgewandt, um Arbeitern verbietet, sich zum Behufe von Streits in die Geschäfte des Sozialismus zu verrichten. Die abwartende Syndikaten( Gewerkschaften) zusammenzuschließen, wieder Haltung der Sozialisten hat genügt, die Natur des par- hervorholten und annahmen. Dieser Gesetzesvorschlag war dem Volke derartig verhaßt, daß sogar das Ministerium lamentarischen Kampfes umzugeftalten. Seit den Wahlen von 1893 sind die Sozialisten die Ribot ihn hatte zurückziehen müssen, um die Erregung, Die Dupuy und die Ribot, seine Vorgänger, hatten einzigen, weldje tie Ministerien angreifen und stürzen. Wenn welche die Ankündigung in der Arbeiterklasse hervorgerufen nur regiert, um die Checkleute zu beschützen und ihnen den sie aus ihrem Siege bis jetzt noch keine direkten Vortheile hatte, zu beschwichtigen. Das Ministerium beantwortete Weiterbetrieb ihres ehrenwerthen und einträglichen Diebes- ziehen können, so find sie es doch, welche die politische diese Abstimmung mit der Einbringung eines Gesetzentwurfs, gewerbes zu ermöglichen. Man rechnete also auf die Check- Lage belcarschen. Der Panamaskandal, der Südbahn - der Geld- und Gefängnißftrafe allen Arbeitgebern androht, leute, die das radikale Ministerium ungefäumt zu Falle skandal, der Opiumskandal und die vielen anderen Skandale die einen Arbeiter entlassen, weil er einer Organisation ans bringen würden. Aber alles ist trügerisch in dieser Welt. haben die Führer der parlamentarischen Parteien so heillos gehört. Die Senatoren unter Anführung des Constans haben Mit einer verblüffenden Tolkühnheit trug Bourgeois kompromittirt, so um alles Ansehen gebracht, daß die Rouvier, den Krieg ins feindliche Lager. Er kündigte an, Roche u. f. w. gar nicht auf die Rednerbühne gehen mit einem Hieb geantwortet, der, wenn es nach ihnen ginge, daß er den parlamentarischen Augiasstall reinigen können, ohne ausgezischt zu werden, und ohne beschämt den das Ministerium mausetodt geschlagen hätte. Als Ribot wolle, und fing damit an, daß er Arton in London Rückzug antreten zu müssen unter einem Hagel beleidigender, Präsident des Staatsraths war, hatte er die Unterverhaften ließ und der Kammer ein Gesetz vorlegte, welches die tiefste Verachtung ausdrückender Zurufe. Die Stimme suchung der Südbahnstandale einem Richter anvertraut, der die Unverträglichkeit eines Abgeordneten- Mandats mit den dieser Herren hat keine Autorität mehr in der Kammer und die Weisung erhalten hatte, die Schuldigen reinzuwaschen; dieser Biedermann erfüllte sehr gewissenhaft seine Aufgabe und Funktionen eines Verwaltungsbeamten von Finanz- und im Lande. Die reaktionären Parteien sind also geköpft, all ihre entließ die Angeklagten, bei denen er sich noch entschuldigte,- Industrie Gesellschaften, die mit dem Staat Beziehungen haben, festsetzte, damit diese Herren nicht in die Lage tämen, Häupter sind ihnen abgeschlagen. Deshalb mußten sie auch, er sei aber gezwungen gewesen, sie zu verhören. Ricard, als Deputirte oder Senatoren über die Verträge des um den Angriff auf das Ministerium Bourgeois zu decken, der neue Justizminister, hat die Wiederaufnahme der gerichtStaates mit solchen Gesellschaften zu entscheiden. zu Männern zweiten Ranges ihre Zuflucht nehmen: zu lichen Untersuchung angeordnet, und sie einem anderen Richter anvertraut. Dieser begann damit, die Herren. Ein Schrei des Entsetzens begrüßte diese abscheulichen Deschanel, Barthon und Konsorten. Sie wurden im ersten Scharmützel so schlecht geführt, Roche, Christophe, Rouvier und andere einflußreiche. Maßregeln; sie würden den Sturz des Ministeriums beschleunigen, so rief man entrüstet. Doch o Wunder; es daß sie sich in ihre Nichtigkeit zurückzogen und nicht wieder Persönlichkeiten vorzuladen, die jetzt in Mazas*) reichliche fam anders; statt das Ministerum zu stürzen, haben wagten, daraus hervorzugehen. Heute ist es unmöglich, Muße haben, über die Bergänglichkeit der menschlichen Größe diese Maßregeln das Ministerium befestigt, ihm in der Deputirtenkammer jemand zu finden, der das Boden festen unter die Füße gegeben. Rein Ministerium angreift. Wir erleben das seltsame Schau*) Mazas, ein Bellengefängniß bei Paris , das jetzt von vielen Deputirter, tein Senator wagte das Ministerium spiel, daß die reaktionären Zeitungen, die früher nicht aufhörten Checkleuten und sonstigen höheren Gaunern unfreiwillig bewegen der geplanten Reinigungsarbeit anzugreifen; den Sozialisten vorzuwerfen, daß sie durch ihre fortwähren wohnt wird.
58
Hier hatte er gehört, daß Langenberg Bückeburger Clokilde.( Nachbruck verboten.) Stadtobligationen hingab und sich dafür Gold und Silbergeld ausbat und erhielt.
34.
Eugen und Clotilde erstiegen den Merkur und hatten dort, auf der Spize des Berges im Sonnenschein stehend, ein herrliches Schauspiel. Zu ihren Füßen entlub sich unter Blitz und Donner ein starkes Gewitter. Abends wollten sie in den Kursaal.
Diese Obligationen faufte Balavi. Er betrachtete fie und erbat sich dann eine Audienz bei dem Chef des Bankhauses.
Es dauerte nicht lange, so wurde Balavi in das nebenanliegende Komptoir des Bankiers beschieden. Balavi ließ Als sie abends dort eintraten, sahen sie zuerst den sich von diesem das Verzeichniß der mit gestohlen" begraubärtigen Franzosen. Sie gingen daher bald wieder fort. zeichneten Werthpapiere vorlegen und es fand sich, daß Ju der Trinkhalle fand Clotilde die Freskogemälde so die soeben gekauften Bückeburger Stadtobligationen dabei poetisch und märchenhaft, daß sie ihren Eugen bat, die waren. hier dargestellten Bilder der Umgebung ihr in Natur zu zeigen.
Eugen führte sie nach dem Mummelsee und nach dem Schlosse Neu- Wiedeck, das durch die Geisterhochzeit" in der Trinkhalle verherrlicht ist.
Nun aber wollte Clotilde auch einmal die Spielbank, von der sie soviel gehört, in der Nähe sehen.
"
Du sollst auch einmal nach Herzenslust spielen," versprach ihr Eugen. Versuche Dein Glück, indem Du immer auf die Zahl Deines Geburtstages beim Roulett setzt."
Zu diesem Zwecke trat Langenberg, ehe er mit seiner Frau nach dem Kursaale ging, in den neben dem Hotel befindlichen Wechslerladen. Er wollte einige Banknoten in Kleingeld umsetzen.
Beim Verlassen des Geschäftslokals fiel es ihm auf, daß der bucklige Franzose ebenfalls in seiner Nähe Geld wechseln ließ.
Langenberg erzählte dies seiner Frau, als sie den Weg nach dem Spielsaale einschlugen.
Dieser Franzose war Palavi. Er hatte die Verkleidung gewählt, um nicht erkannt zu werden.
Er war dem Doktor Langenberg vom Hotel aus nach gegangen und gleichfalls in das Bankhaus eingetreten.
Die Nummern stimmten.
Jedesmal, wenn sie setzte, legte auch ein neben ihr stehender Herr, anscheinend ein Seemann, auf dieselbe Farbe große Summen.
Während sie ihr Goldstück verdoppelt erhielt, wurden dem Seemanne bedeutende Beträge zugeschoben.
Er hatte einen großen Schlapphut unter den linken. Arm geklemmt und hielt ihn mit der Hand an die Brust. Dieser Hut war bis oben mit Silber- und Goldstücken Der Bankhalter, die Kroupiers und die den Spieltisch Umſtehenden wurden aufmerksam.
angefüllt.
Alles blickte auf Clotilden und den Seemann. Jetzt setzte sie wieder ein Goldstück auf Roth. Eugen Der Seemann legte eine ganze Handvoll Doppelkronen ebenfalls auf Roth.
Sie gehörten zu den abhanden gekommenen Geld- that daffelbe. papieren des Majors von Sherman.
Der Bautier traf sofort seine Maßregeln.
Die Behörden wurden von dem Vorfalle in Kenntniß gesetzt und beauftragt, Dr. Langenberg darüber zu vernehmen, wie er in den Besitz dieser Werthobjekte gelangt sei.
Langenberg war mit Clotilde im Kursaale an das Roulett getreten und hatte ihr das Spiel erklärt. Dann waren sie auch in den Nebensaal gegangen, um dort am zweiten Spieltische dem trente et quarante zuzusehen. Darauf waren sie zurück zum Roulett geschritten, weil Clotilden dieses Spiel leichter faßlich erschien. Sie hatte dann auf die Bahl 18 gesetzt und gewann.
Clotilde war erstaunt für das eine Goldstück so viele zu erhalten. Langenberg hatte das Geld ihr eingehändigt und dann selbst auf rouge gesetzt. Er verlor.
Er setzte auf schwarz wohl an zehnmal, er verlor beständig.
Clotilde, die noch nie so etwas gesehen, unterhielt sich sehr gut, sie gewann ost.
Alles war in fieberhafter Spannung. Der Bankhalter warf die Kugel. Schwarz gewann.
Die Kroupiers zogen Tausende ein aus diesem einen Spiel, denn auch am anderen Ende des Tisches hatte man stark auf roth" gehalten.
So oft Engen mit Clotilden auf ein und dasselbe Feld setten, wurde verloren.
Langenberg gab jetzt seiner Frau einen Wink. Er hatte aufgeblickt und schien jemand benterkt zu haben. Clotilde beugte sich zu ihm nieder, als er sich eben setzte und Eugen flüsterte leise ihr zu: Komm, laß uns aufhören und gehen ich sehe dort-" Den Franzosen?" fragte halblaut Clotilde und schickte sich zum Gehen an. Eugen antwortete nicht.
Diesmal war es ein anderer, dessen Anblick ihm unbequem war. ( Forsehung folgt.)