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Hugenbergs Herz.

Während eitler Cheruskerrede. Während der Oawes-Abstimmung.

Abschluß der Genfer Debatte. Die Antrage gehen an die Kommissionen.

KP.«Dämmerung in Frankreich . Moralischer Niedergang und Moffenflucht. 1'\> Paris . 11. September. (Eigenbericht. Die.Humanite" hat nach dem Hinauswurf von sechs Redot. teuren in dem bisherigen Direktor des Parteiorgans in Roubair Florimonde Bonte einen Chefredakteur erhalten, der das Blatt nach den Instruktionen des Parteinorf tan des zu leiten hat. lieber die Perfönlichsit und Vergangenheit dieses Direktor» weist der so- zialistische Abg. Evrard ausführliche Einzelheiten zu berichten. Florimonde Bonte, der einer der skrupellosesten Gesinnungslumpen sei, ist in einem Jesuitenkloster erzogen worden. Er war im Kriege einer der aktivsten Führer der reaktionären Iugendverbände in Roubaix , wo er für die Unternehmerverbände den Kampf gegen die sozialistischen Organisationen und vor allem gegen den alten So-- zialistenführer Jules G ue sde geleitet hat. Im Kriege war er Offizier, erst nach dem Friedensschluß hat er seine antimilitaristifche Gesinnung entdeckt. Der Zersetzungsprozest der Kommunistischen Partei und ihrer Gewerkschoftszentrale macht unaufhaltsame Fortschritte. In den sogenannten revolutionären Gewerkschaften gewinnt, wie der ..Peuple " mitteilt, die Auflehnung gegen die Diktatur der ausschließlich nach den Befehlen Moskaus arbeitenden Zentral« täglich an Bedeutung. Di« versucht« Säuberungsaktion, die in einer ganzen Reih« Gewerkschaften mit dem Ausschluß verdienstvoller Vorstandsmitglieder eingeleitet wurde, hat nicht nur eine Verschär- fung der Protestbewegung, sondern auch ZNasseuauslrltte zur Folge gehabt. Die Gewerkschaftszentrale scheint jedenfalls froh darüber zu sein, den für Ende September in Aussicht genommenen Gewerkschaftskongreß, auf dem der Konflikt sicher explodiert wäre, abblasen zu können. Auch derPopulaire" stellt fest, daß die Regierung mit ihrem Verbot den Kommunisten wieder einmal einen unschätzbaren Dienst leistet. Innenminister Tardieu Hab« sich zu diesem Gegendienst wahrscheinlich oerpflichtet geglaubt durch die tatkräftige Wahlhilfe, die die Kommunisten im vergangenen Jahr der Reaktion geleistet haben.

Rusiungspropagandist Shearer. Mit amtlichem Marinematerial nach Genf ! Washington . 11. September. Im Weißen Hause ist«in Brief des Präsidenten der Bethlehem Steel Ship Building Corporation, G r a c e, eingetroffen, in dein cr zugesteht, daß die Gefellschaft den Shearer als Beobachtet nach Genf geschickt habe, dafür 25 000 Dollar Entschädigung vereinbart worden ui�» schon«in Drittel bezahlt sei. Dagegen de- lauptet Grace, daß Shearer, wenn er auch long« Zeit im Dienste der Gesellschaft als aktiver Propagandist gestanden habe, seit einiger Zeit nicht mehr beschäftigt werde. Inzwischen scheint aber Shearer noch lang« nicht alle sein« Trümpfe ausgespielt zu haben. Er er- klärt nämlich, daß das kleine Blaubuch, dos ihm während feiner Tällgkeil in ' Genf so nützliche Dienste geleistet habe, Ihm vom amerikanischen Warinsdepartement übergeben worden sei. Zwei Tag«, bevor er nach Genf abreiste, sei ihm«in großer offizieller Briefumschlag des Marinedepartsments auf seinen Ramen übergeben worden. In diesem Umschlag habe sich das Blau- buch befunden, das die Statistiken über sämtliche Flotten der Welt enthielt. Shearer erklärte, daß nur hohe Beamte des Blarinedepartement» auf diese» Blaubuch ein Anrecht hätten, und daß er bereit sei, das Buch, das er noch besitze, der Untersuchungskommission vorzulegen. Das Marinedepartement ist demgegenüber der Ansicht, daß dieses Buch keine groß« Be- d« u t u n g habe und nichts anderes fei als«in Schulbuch. Das Eingreifen Präsident Hooverö. Washington , 11. September. Zur Frag« der propagandistischen Tätigkeit Shearers. der be- Hauptes, ihm seien von ungenannter Stell« im M a r i n e a m t ge- heim« Aufstellungen über die Kampfwerte der britischen und der amerikanischen Flotte zugesandt worden, die er dann 1027 in Genf zu seiner Pressekampagne benutzt Hab«, wurde im Weißen Hause erklärt,«s sei klar, daß eine weitangelegte Propaganda- tätigkeit bestanden habe und nach besteh«, um die«nglisch-ameri. lanischen Verhandlungen über die Rüstungsherabsetzung zu behin- dern. Präsident H o o v e r sei daher«ntschiossen, diese Machen- jchaften gründlich zu untersuchen und bloßzulege».

Die Oderkommission. paager Entscheidung gegen den Anspruch polen «. Amsterdam , 11. September. (Eigenbericht.) Der Haager internationale Gerichtshof entschied in der Frage der territorialen Grenze der Oderkommission mit 9:3 Stimmen, daß deren Befugnisse sich auch aus Teil« jener Nebenflüsse per Oder erstrecken, die aus polnischem Gebiet liegen. Hinsichtlich der Zuständigkestsgrenzen stromabwärts verweist der Gerichtshof auf den Versailler Artikel 331, der dafür die Befahrbarteit der Oder und ihrer Nebenflüsse voraussieht. Die drei polnischen Richter stimmten dagegen.__ Oer Tonfilmkrieg. Apparat in Vvdapest beschlagnahmt. Budapest . 11. September. Auf Anzeige der Firma Si«m«nsu.Halske wurde in dem Lichtspieltheater Forum, einem der größten Budapester Kinos,-in Apparat zur Produktion von Tonfilmen wegen Patent ein. griff, gerichtlich konfisziert. Der Apparat soll einen Bestandteil, für den die Firma Siemens n. Hal-k« dos ausschließliche Potent besitzt, entholten.'

Der»echtsausschuß des Reichstages ist für Donnerstag, den 19. September,«inberufen worden. Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der Beratung des Gesetzentwurfes zur Regelung älterer staatlicher Renten.(Standesherren.)

W. ScTiw. Genf . 11. September.(Eigenbericht.) Es hatte nach dem Zusammenbruch der Großmachtspolitik namentlich in Deutschland die rührende Vorstellung geherrscht, daß der Fortschritt in der internationalen Welt von den kleinen Staaten ausgehen müsse, und nachgewirkt hat diese Vorstellung bis in die jüngst« Zeit z. B. in der Forderung, daß Deutschland im Völkerbund sich an die Spitze der kleinen Nationen stellen solle. Die heute zu Ende gegangene Generaldebatte hat deut- licher als je bewiesen, daß die Güte der internationalen Politik eines Staates nicht von seiner Größe abhängt, sondern von den Funktionen der gesellschastlichen und politischen Reife seiner Bürger. Gewiß ist von verschiedenen kleinen Staaten manches hübsche und zutreffende Wort gefallen, aber die Initiative, den Völkerbund zu festigen, dos internationale Recht aufzubauen und die Wirt- schaftsinteriÄlonale zu örganlsieren.H ph 'sie'�ucksiD ouf-Pie Größe der Staaten von denfenigen unter ihnen ausgegangen, die die p r>. litifch fortschrittlichsten Delegationen nach Genf «nt- sandten. Hier ist jeder Vertreter eures Landes ein Exponent der herrschenden oder zur politischen Herrschaft aufgestiegenen Schichten und jeder Leiter«in Expose der in diesem Lande herrschenden geistigen Kräfte. So nimmt es nicht wunder, daß die positiven Vorschläge aus dem Staatenkreis heroorwuchsen, der innerhalb Europos die entwickeltste gesellschaftliche Struktur Hot: im Norden England und Dänemark , im Westen Frankreich , in der Mitte und im Osten Deutschland . Dort, wo die organisierte Arbeiterschaft am meisten politische wacht hat. wird die fortschritl- lichste ialeraational« Politik getrieben. Di« tontreten Vorschläge Englands, die Anregungen Frankreichs und die Kritik Deutschlands sind die treibenden Kräfte, die nunmehr die Kommissionsarbeit in dieser und der nächsten Woche bestimmen. Diese Kommissionen sind nicht wie in einem Parlament kleine Körperschaften, die nur einen geringen Teil der Abgeordneten umfassen, sie stellen den Völkerbund im ganzen dar und unterscheiden sich von der Vollversammlung nur dadurch, daß jeder Staat nicht drei oder mehr, sondern nur je einen Delegierten entsendet. Die Beratung der Wirtschaftskommission über die Fülle der vorliegenden Anträge beginnt morgen mit einem Bericht Dr. Breitscheids, der alsbald zur Darlegung des besonderen deutschen Standpunktes übergehen wird. Die Fülle der vorgelegten Anregungen ist so groß, daß L o u ch e u r bereits davon gesprochen hat. diese Kommissionen müssen morgens und nachmittags tagen Die Beratungen dieser Kommission und der Verfassungskommission werden das Gesicht der nächsten Tage bestimmen. In dieser letzteren werden in einer Menge, die sich noch nicht völlig übersehen läßt, die Problem« der Kriegsächtung, der Schiedsgerichtsbar- keit, der Sanktionen, der internationalen Polizei und der Revision oon Verträgen im Anschluß an den eng- lischen Verjasiungsreoisionsgedaiiken öffentlich aufgerollt werden. Hinter den Kulissen gab es heut«, noch«inen recht ernst- haften Kampf um die Behandlung des China - Antrages über die Revision von Verträgen. Im Tagesordnungsausschuß ist man sich über die weitere Behandlung noch nicht einig. Namentlich Staaten mit übermäßigem, noch nicht recht verbautem Gebietserwerb wchrcn fsth auf da» äußerste dagegen, daß Artikel 19 der Völkerbundsfatzung überhaupt be- sprachen wird. Da» ist etwa so, als ob in einem Parlament über einen Berfassungsartikel nicht diskutiert iverden dürfe, weil das gewissen Leuten auf dl« Nerven fällt. Dieser Zustand darf natürlich nicht länger andauern, und dies um so. weniger, ol» sich wie bei dem Völkerbundskongretz im Juni und auch sonst in der Politik alsbald herausstellen wird, daß die ärgsten Krakeeler diejenigen sind, die die geringsten sachliche» Kenntnisse haben. Die unmittel- bar« juristische und politische Tragweite des Art. 19 ist l S n g st nicht so groß, kvie vielfach angenomnEn wird. Eine ernst« Diskussion würde gerade denjenigen, gut tun, die sie am meiste» -->

fürchten und nur znr Beruhigung dieser allzu leicht aufgeregten Gemüter führen. Deutschland und die Wil tschastsanträge. Gens, 11. September(Eigenbericht.) I» einer Pressebesprechung gab die deutsche Völker- bundsdelegation der offiziellen Skepsis gegenüber den in der Dundesversammlung eingebrachten Wirtjchaftsan- trägen Ausdruck. Deutschland verkemic nicht, daß die Wirt- schckftsfragen Hauptgegenstond der diesjährigen Völkerbundberatun gen bilden würden, man zweifle aber an praktischen Er- gebnissen der von Frankreich und England vorgeschlagenen Wege. Den englischen Antrag einer Konferenz über die A r b e i t s b e- ding un gen im Bergbau werde Deutschland unter- stützen, weist aber darauf hin, daß dem Internationalen Arbeitsamt die führende Nolle in dieser Angelegenheit zu- komm«, lieber die.Zweckmäßigkeit der von den Franzosen gefpr- dexten dipftuyotisthen Kohlen- und Zuckerkonserenz könne erst ent­schieden werden, wenn das Ergebnis der am 30. September statt- findenden gemeinsamen Konferenz der Arbeitnehmer, und Arbeit- gebersachoerständigen des Bergbaues vorliegt. Die Frage eines zweijährigen Zollfriedens sei ernsthaft zu prüfen. Mo» > ruß aber nach den Erfahrungen mit der Zollsenkungsaktion der Weltwirtschaftskonferenz vom Jahre 1927 vor jenen Hoffnungen in dieser Beziehung warnen. Auch die Zweckmäßigkeit einer neuen Weltwirtschoftskonferenz sei anzuzweifeln, da aus dem sronzösi- lchen Vorschlag nicht hervorgehe, womit sich diese Konferenz he- schäftigen soll. Dagegen legte Deutschland großes Gewicht darauf. daß die Frage der Behandlung ausländischer Personen und Firmen auf der für den November vorgesehenen Völkerbundskonferenz einer weitgehenden internationalen Regelung unterworfen werde. Völkerbund will eigene Radiostation. Genf , 11. September. (Eigenbericht.) Am Mitiwochmittag tagten drei Bölkerburidskommisiionen. Die Abrüstungskommission beschäftigte sich mit der Frage einer Radio- st a t lO n des Völkerbundes. Die Mehrheit, darunter Deutschland , das damit seinen früheren Standpunkt preisgab.. verwarf den Borschlag der Schweizer Regierung, eine neugebaute Schweizer Station bei Genf als Völkerbundstation zu benutzen und schloß sich einem englischen Antrag an, der«ine u n n t> h ä n- gig« Völkerbund st ation errichten will. Eine dement- sprechende Eiitsehließung wurde der Budgetkommiffion zur Prüfung der Kostenfrage überwiesen. Die Budgetkonrmission behandelte die Gehälter der Mitglie- der des internationalen Gerichtshofes und ging dann zur Be- ratung des Voranschlages für 1930 über, der gegenüber dem Budget von 1929 eine Mehrausgabe von 12ä 000 Franken vorsieht. Der Ver- treter Deutschlands , der Zentrumsabgeordnete K a a s. trat dafür ein,, daß das Budget weit genug gefaßt würde, um die finanzielle Bewältigung der sich von Jahr zu Jahr vermehrenden Aufgaben des Völkerbundes zu gewährleisten. Die humanitäre Kommission behau- delt« Kinderschutzfrogen, ohne ihre Debatte darüber obzu- schließen. Die Sprengung des Wasserfloffatoms. Vortrag Prof. Vonhorffer« in Amerika . Blinneapoli», 11. September. In der Jahresversammlung der American Clzemicol Society demonstrierte der deutsch « Chemiker Dr. K- F. B o n h o e s s« r, Professor am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin feine neue Hydro- g e n t h e o r i e. derzufolge das Wasferstoffatom sprengbor ist. Die daraus resultierenden zwei Gas« haben vonentander verschiedene chemisch« Eigenschaften. Dr. T a y l o r. der Vorsitzende der American Chemical Society nennt die neue Theorie die größte Erfindung von 1929. Die Blätter berichten darüber ausstchrlich und sagen, wenngleich es sich zunächst um ein rein wissenschaftliche» Problem handelt, so könne die Theorie dennoch von größter praktischer Be- deutung für die Gewinnung van Gasolin und für die Petroieumindustric werden.(Die Mögtichkeii, daß früher sozusagen als der Grundstoff geltende Wasserstosjotom durch bestimmte Bestrahlung zu sprengen, ist an sich schon seit einigen Jahre« bekannt. Red. d.&*)