Aellage Freitag, 13. September 1929
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Wilhelm II. und Baron de Schmid Wie ein französischer Vizewachtmeister über Nacht preassischer Rittmeister wurde
Am 27. Mai 1902 stand im..Militärwachenblatt' zu lesen: ..Dem Boran Zavier de Schmid, zuletzt in fran- zösischen Diensten, wird der Charakter als Ritt- m« i st c r verliehen und ihm gleichzeitig die Genehmigung zum Tragen der Uniform der Reserveoffiziere des Kürafsterregiments Graf Getzler(rheinisches Nr. 8) mit den für verabschiedet« Offiziere vorgeschriebenen Abzeichen erteilt. Das erschien als der vorläufig« Abschluß einer Begebenheit, die seit fünf Togen die Gemüter der mehr oder minder Beteiligten mochtig aufregte, aber auch die breitere Oefsentlichkeit fragen ließ: Was ist unter dem Regime der Plötzlichkeiten wieder einmal los? Was los war? Mlhelm II. war lo»! In der zweiten Maihälfte 1902 weilte er, wie so ziemlich jedes Jahr um die gleiche Zeit, in Lothringen ; er fühlte sich hier wo hier als im Elsaß , wo es nach seinem Ausspruch in vertrautem Kreis« „zuviel schwarze Soutanen und zuviel Ballonmützen' gab. Sein Landsitz war Schloß Urvill« bei Courcelles; wurde sein Besuch angesagt, freuten sich in einem Radius von 80 bis 40 Kilometern die Bauern diebisch, allerdings weniger aus Patriotismus als weil dannUlle Straßen bis herab zum elendsten Dizinolweg auf Reichskosten in herrliche Ordnung gebracht wurden. Aber auch die paar Tage, die er in Urville verbracht«, saß der Reisekaiser nicht still, sondern zuckte nach seiner Gewohnheit durchs Land. Tatü lala, bald hier, bald da, wie der Volksmund das Hupensignal seines Autos deutete.(In Berlin :„Tatü tata— for unser Ield!") So erlebte in jenem Mai auch das alte Städtchen Bitsch? das schon durch seinen großen Truppenübungsplatz den„obersten Kriegsherrn' lockte, den üblichen aufgedonnerten Empfang mit Tribünen, Girlanden, Flaggenmasten und weißgewaschenen Jungfrauen in Lothringer Bolkstracht. Auch die Notabeln in feierlichem Schwarz fehlten nicht, unter ihnen ein Hüne, der gut zwei Meter ins Weltoll ragte und durch den hohen Zylinderhut noch gigantischer wirkte. Diese Wilhelm II. sofort ins Auge sollende Erscheinung war der Reichstagsabgeordnete von Saargemünd -Forbach , Varon lavier de Schmid. Mit Nichten traf auf diesen Edelmann der„Simplizissimus"- Witz zu:„Wegen allzu hohen Adels des Lesens und Schreibens unkundig!', denn wie man auch über seine geistige Minderbemittelt- heit spotten mochte, ihn in der Sparte Analphabeten unterzubringen, wäre eine leichte Uebertreibung gewesen. Dafür war auch sein Adel wicht allzu hoch. Er stammte aus der napoleonischen Zeit, als die Schmids biedere Pfälzer und gutverdienende Heeres- lieferanten waren; bei einer dieser Lieserungen fiel das„de' fo nebenbei mit ab. Die Nachkommen dieses auf Heubündeln in die Aristokratie emporgekletterten Schmid ließen sich in Lothringen nieder, wo sie in Saaralben Landwirtschaft und Industrie betrieben und durchaus waschechte Franzosen waren. Unser lavier, unterm dritten Napoleon, am 22. September 1858 geboren, hört« sogar nach 1871 noch in seinen ehrgeizigen Träumen das Gewieher der Kürafsiergäule, denen sein Großvater für gutes Geld das Futter geliefert hatte, und trat, um der dritten Republik als Offizier zu dienen, in da» kürassierregiment zu Lvnevill« ein. Aber sein« geistigen Fähigkeiten reichten nur bis zum MarecIiaI-dez-I.oL!s, einem Rang, den äußerst« Höflichkeit mit Bizewachtmeister übersetzt. Dafür langt« es etwa zwanzig Jahre später zum lothringischen M. d. R. In diesem von leidenschaftlichen politischen Kämpfen nicht durchtosten Landstrich wurden damals nicht Parteien, sondern Personen gewählt. Die Wahlausrufe be- gönnen meist: Wähler, Ihr kennt mich alle! Der Volkswitz ulkt«: Vor der Wahl: Ihr kennt mich alle! Nach dem Durchfall: Ihr könnt mich olle! Als sich in Bitsch Majestät mit lavier außerordentlich „gnädig' unterhielt, spitzten die Notabeln die Ohren; anscheinend war in dem Hohenzollern die Vorliebe eines seiner Vorfahren für die„langen Kerle' unwiderstehlich erwacht. In welchem Maß ober der Vertreter des Wahlkreises Saargemünd-Forbach die Gunst des Monarchen errungen hatte, ward ruchbar, als er für«in«n der folgenden Mittage ein« Einladung zur Hostasel erhielt. Wer jedoch nicht erschien, waren die zwei Meter, die Baron de Schmid hießen. Der kaiserliche Zorn grollt«, schon klebte ein Flügeladjutant am Telephon: Saaralben! Saaralben! Was war? Der Baron hatte die telegraphische Einladung nicht erhalten.„Schon wieder die Schweinepo st Verwaltung!' tobte Wilhelm,„also zu heute Abend einladen!' Auf di« Ein- wendung. es gebe keinen passenden Zug mehr, wurde Schmid bedeutet: Extrazug nehmen! Er tat'», braust« an. stieg am Bahnhof Courcelles in die harrende kaiserliche Equipage, und bald saß der Gast aus Saaralben am Ehrenplatz neben dem zufrieden strahlenden Kaiser und ließ sich Speis und Trank so gut schmecken, wie es das schnelle Abservieren gestattete. Wilhelm Halle an Tavier so seiaea Narren gefressen. daß er ihm häusiger zutrank, als seine Gewohnheit war. Immer wieder hob er das Glas:„Man eher baronl*(denn die Pfälzer Schmid hatten auf dem Weg zum französischen Baron ihr Deutsch verlernt), und gleichmütig leerte der Herr Abgeordnete immer auf» neue seinen Kelch Champagner; wenn er etwas tonnte, saufen konnte er. Alz Wilhelm derart mehr Alkohol intus hatte, als er zu genießen pflegte und als er vertrug, wurde er„gemütlich'. Die Schranzen schickte er zu Bett, und unter vier Augen tranken sich Kaiser und Baron zu. Bei einer solchen Zuprosterel aber stutzt« Schmid. Hatten Majestät nicht ganz deutlich gesagt:„A Ja votre bonne sante, rnonsieur Je chef d'escadron!"„Auf Ihr besonderes Wohl, Herr Rittmeister!: So kam der schüchterne Widerspruch: „Sire, ich bin nicht Rittmeister.' Aber Wilhelm nahm nie etwas zurück. Sein Auge blitzt« friderizianifch.„Jetzt sind Sie es!'
Ich erneane Sie zum Rittmeister i la suit« meines'— er überlegte—„meines Deutzer Kürafsierregiments Nr. 8. Prost, Herr Rittmeister!' Der Baron klappte zusammen: „Zuviel Ehre, Sir«, zuviel Ehre!' Aber der Kaiser, einen neuen Gedanken aus dem Sektschaum erhaschend:„Müssen gleich mal sehen, wie Ihnen die Uniform steht!' Druck auf die Tischklingel, Befehl für den lautlosen Lakaien, schon erschien, aus dem ersten Schlaf geweckt, der Chef des Militärkabinetts, Graf v. Hülsen- Haeseler, auch ein Riese an Gestalt.„Hülsen-Haeseler, Rock ausziehen!' Kaum erstaunt, denn in der näheren Umgebung des Monarchen war man abgebrüht, gehorchte der General.„Sie auch, lieber Baronl" Trotz der Alkoholnebel, die sein Hirn umhüllten, kam es Schmid zum Bewußtsein, daß es sich für den Untertanen nicht schicke, sich seinem Herrscher in Hemdärmeln zu zeigen, aber Wilhelm blitzt« ihn an:„Herr Rittmeister, ich gebe Ihnen den dienstlichen Befehl!' Der Baron gehorchte, schlüpfte in den Waffen- rock des Generals,. der Kaiser hakte ihm allerhöchsteigenhändig den Kragen zu. klopfte ihm wohlwollend auf den Rücken:„Einen brillanten Kürassier werden Sie abgeben!' Neuer Gedanke, neues Klingelzeichen:„Der Hofgarderobier!' Binnen drei Minuten tauchte ein zweiter aus dem Bett gescheuchter Mann auf und sah verblüfft: die Majestät sichtlich in aufgekratztester Stimmung, den Generaladjutanten in Hemdärmeln und gelangweilt und einen fremden Herrn, der zu einer Zivilhoje einen Generalsrock trug.„Messen Sie dem Herrn Rittmeister eine tadellose Uniform an, Kürasssiere 8!' Als Garderobier und Generaladjutant nach getaner Arbeit ver- fchwunden waren, saßen die beiden weiter zusammen, und der Sekt schäumte im Glase. Plötzlich Wilhelm:„Was wird die Baronin zu Ihrer Beförderung sagen?" Schmid unerschütterlich: „Sie wird Migräne bekommen.' „Wie, Migräne?" staunte der Hohenzoller indigniert.„Ja,' erklärte der neugebackene Rittmeister,„immer wenn etwas Ungewöhnliches vorfällt, bekommt sie Migräne." Wieder besänftigt, erbot sich der Kaiser, die frohe Botschaft der Baronin selbst mitzuteilen. Klingel, Telegrammformular! ER schrieb Adresse und Text französisch: „Madame la baronn« Tavier de Schmid, Saoralben. Habe den Baron soeben zum Rittmeister a la suite Kürassier 8 ernannt, wird der schönste Kürassier meiner Armee sein. Wilhelm I. R.' Am Morgen nach diesem bewegten Abend saß die Familie de Schmid beim Kaffee im Saaralbener Schloß, als der Diener auf silbernem Tablett der am Tisch präsidierenden Mutter der Baronin«in Telegramm überreichte. Die alte Dame öffnete, las staunend, seufzte, und zwei dicke Tränen rannen ihr übers Gesicht. „Aber, Mama, was hast du?"„Da, lies selbst, pvus avons un prussien dans la famille, wir haben einen Preußen in der Famille!' Aber nicht minder niederschmetternd wirkte auf viele Krieger- vereinsgemüter die am gleichen Tag von Wolffs Bureau amtlich verbreitete Kund«, daß Baron de Schmid„zum Rittmeister ä la suite des 8. Kürassierregiments' ernannt worden sei. Die rechts-
stehend« Presse erinnerte maulend daran, daß sonst nur Prinzen von Geblüt, hohe Generale, im äußersten Fall Adjutanten van Fürstlichkeiten ä la suite einer Truppe geführt werden; in den Osfizierkörps der Kavallerie fragte man respektlos, wie � „ein Franzosenkopp', ein..Schangel', ein„ehemaliger Korporal' zu dieser mehr als ungewöhnlichen Ehr« komme; im Kasino des betroffenen Kürassierregiments Graf Gcßler(Rheinisches) Nr. 8 war man auch dann noch starr, als Wilhelm II. auf gutes Zu- reden seiner militärischen Umgebung die Ernennung so abschwächte, wie sie dann im„Militärwochenbiatt" veröffentlicht wurde. Als sich Baron de Schmid in Koller und Küraß, mit Helm und Pollasch in Deutz bei dem ersten Stabsoffizier meldete, der dos Regiment in Abwesenheit des Kommandeurs führt«, klemmte sich der feudale Herr das Monokel ein und näselt«:„Aeh... weiß schon... Sie sind der... äh... Schweinezüchter aus Dingsda... aus Lothringen !" Zusammenzuckend machte der Günstling des Kaisers kehrt und fuhr spornstreichs aufs Telegraphenamt, Majestät die erfahrene Unbill zu klagen Prompt eilte aus Potsdam ein Flügeladjutant mit Sonderauftrag herbei. Anderen Tags wurde Baron de Schmid dem aufmarschierten Regiment feierlichst vor- gestellt, und der Stabsoffizier konnte noch von Glück sagen, daß ihm außer einer Versetzung zu den Ulanen nach Saarbrücken nichts widerfuhr. Als einige Tage später der Vertreter von Saargemünd -Forbach im Reichstag einige Sätze über die Aufhebung des Diktaturpara- graphen und die Kredite für die Hohköuigsburg stockend und un- beholfen verlas, machte sich August Bebel einen kleinen Scherz. indem er zur Geschäftsordnung den Präsidenten darauf hinwies, daß der Redner ablese. Auf die Entgegnung, daß der Abgeordnete vorher um Erlaubnis gebeten habe, da er des Deutschen nicht mächtig sei, erhob sich Bebel abermals:„Es war mir um eine Erklärung des Herrn Präsidenten zu tun. Der Herr Baron be- kleidet seil kurzem«ine hohe Stelle in der deutslhen Armee, und da habe ich geglaubt, daß er in der Lage sei, auch eine Rede in der deutschen Sprache zu halten." Verständnisvolle Heiterkeit breitete sich im Saale aus. Aber di« Heiterkeit blieb nicht ungetrübt, auch bei dem Charakter-Rittmeister nicht, denn immer gewohnt, mehr auszugeben als einzunehmen, war er 1906 pleite, pardauz und perdü. Der Kaiser mußte«inen tiefen Griff in seine Privatschatulle tun, um seinem Liebling eine Mustersarm in Südwestafrika zu kaufen. Als aber im Weltkrieg die Briten die Kolonie besetzten, gereichte dem Baron seine Eigenschaft als Deutzer Kürassier zum Verderben. Den ehemaligen sranzösischen Mar6chal-des-Logis hätte man wahrschcin- lich nicht behelligt, aber den preußischen Rittmeister sperrte man in ein Konzentrationslager» wo er bald st a r b. Das war das Ende einer heute schon vergessenen Episode, die darwt, wie Wilhelm II. mit seinen Cäsarenlaunen gerade erprobte Monarchisten und geaicht« Patrioten vor den Kopf stieß. Seine anderen Launen freilich kamen dem deutschen Volk ungleich teurer zu stehen als der Mitternachtsspuk des 21. Mai 1902 in Schloß Urville. Rar! I-udvix.
Suchhunde Feststellungen aus d In R a v e n st e i n m ü h l e bei Erkner besteht eine dem Be- zirksobersekretär B ö t t g c r unterstellte Kriminalhundstation, die heute schon all« Anzweifelungen von Berufenen und Unberufenen durch ihre Arbeit widerlegt. Es sind dort etwa zwanzig Hunde femnasigstes Material Und von den besten Fachleuten für die mannigfachen Berbrechensfälle dressiert und eingearbeitet. Bon dort werden nach der Provinz nicht nur bei einzelnen Gelegenheiten Hunde entsandt, sondern diese werden auch mit ihren Führem zu dauerndem Berbleib an anderen Orten abkommandiert: von Raven- stoinmühle kontrolliert, leisten sie überall Vorzügliches. In der letzten Zeit ist die vorläufig noch nicht geklärte Frage aufgetaucht: Wie benehmen sich die Hunde vor Leichen? Der Fall de» Laadgerichlsdirektor» Bombe hat besonderen Anlaß gegeben, sich damit zu beschäftigen. Im Fall Bombe waren aus Raoensteinmühle Hunde weder angefordert noch entsandt. Aber einer der Landjäger, die unter dem Berliner Krimi- naltommissar Busdorf arbeiteten, hatte seinen Hund mitgebracht, offenbar«inen Polizeihund, der recht gut dressiert, ab«r doch nicht als.Suchhund' ausgebildet war. Der Hund fand erstens den Leichnam nicht. Und als di« Fischer den Leichnam gefunden hatten und man den Hund in di« Näh « des toten Körpers brachte, da ging das Tier bis auf zwei Schritt heran und macht« dann mit gesträubtem Haar kehrt. Der sehr stark« Geruch der Leiche ist es kaum, der einen Hund zurückschreckt. Obwohl Hunde durch ihr unendlich viel besseres Riechvermögen den Verwesungsgeruch noch stärker empfinden als der Mensch, haben sie keineswegs denselben Ekel davor. Aas und Fäkalien werden ohne ein Zeichen des Ab- scheues berochen und unter Umständen sogar gefressen. Es ist daher vielmehr anzunehmen, daß der Hund vor dem Anblick des toten und zerstörten Menschenleibos erschrickt. Man hat nun in dem Fall der Hilde Zäpernick «benfalls einen Suchhund angesetzt, und zwar einen ausgezeichnet arbeitenden und sehr feinnasigen Hund namens„Citty" aus Raven- steinmühle. Citty suchte die verschiedenen Kellerräume ab, war auch in dem Keller, in dem die Leiche des kleinen Mädchens vergraben lag. und fand weder das tote Kind, noch markiert« der Hund irgend- wie Auffälliges. Wie bekannt, log dos Kind einen Meter tief in der Erde. So wenig bisher di« Tatsache des Versagens der Hündin > durch Experimente solcher Art geklärt werden konnte, so darf man
vor Leichen er Polizeihundpraxis doch wohl annehmen, daß in solcher Tiefe vergrabene Körper, üb-r denen die Erde sich schon geschlossen und sozusagen alle Lustporen im Erdreich verstopft hat, kein« Duftmolcküle mehr an di: Ober- fläch« und in die darüberstehende Luft entsenden können. Weniger tief vergrabene Leichen finden und zeigen di« Hunde. 1908 ermordete eine Frau Z. ihr Kind und gestand die Tat schließlich ein. Sie hatte es in der Wuhlheid: vergraben und sollte nun dem Beamten die Stätte zeigen. Die Frau war aber selbst nicht mehr imstande dazu; sie fand die Stelle nicht wieder. Da brachte der schon damals durch seine vorzüglichen Hunde bekannte Kriminalbeamte Böttger seinen.Frv ck", der«ine Kanon« auf seinem Gebiet war, an die in Frage koinmende Waldftelle. Und Frack fand nach kurzem Suchen den Leichnam. Er kam zurück zu seineni Herrn und zeigte durch sein Benehmen deutlich, daß er ge- funden habe. Man ging ihm nach, als er sich wieder entfernt«, und fand die Stelle, die von Frack gewissermaßen markiert war. indem er das Erdreich etwa handbreit aufgekratzt halte. D«r tote Körper lag etwa'A Nieter tief von Erde bedeckt, die in- zwischen auch schon fest geworden war. Es siheini also, daß ein wirklich guter und erfahrener Suchhund in solcher Tiefe den Körper n o ch w i t t e r t. Es werden jetzt in Ravensteinmühl« die ent, sprechenden Versuche durchgeführt, deren Resultat diese Möglich- keiten einwandfrei feststellen muß. Das Benehmen der Hunde Leichen gegenüber ist außerordentlich verschieden. Im Kriege hatten sich die zahllosen wild umher- laufenden Hunde derart an die toten Soldaten gewöhnt, daß sie keinerlei Scheu vor Laichen mehr hatten, sondern— schrecklich, aber wahr!— sich von den verwesenden Körpern ernähr» t e n. Ich selbst habe einen Jagdhund besessen, der so dressiert war, daß er Wild, das nicht sofort auf den Schuß, sondern erst weiterhin verendete, auf der Fährte nachsuchte und das Gefunden« verbellte. Bei einer solchen Nachsuche auf einen Rehbock fand der Hund zwar nicht das offenbar nur ganz leicht angekratzte Stück, wohl aber einen Mann, der sich erhängt hatte und schon seit Tagen tot am Ast einer niedrigen Kiefer hing. Der Hund verbellte den Toten genau so, wie den Bock, wenn er ihn gefunden hätte. Ob er im ersten Augenblick erschrocken war, habe ich natürlich nicht feststellen können. Dos wird wahrscheinlich vom Charakter und Mut des einzelnen Hundes abhängen. Es gibt unter ihnen Mutige und Feige, ebenso wie unter den Menschen. Hans Hyan .