Morgenausgabe
Tr. 433
A 218
46.Jahrgang
Bichentic 85 Bt. monatid 3.80 R. tm voraus zahlbar, Boftbezug 4.32 einschließlich 60 Big. Boftzeitungs72 Bfg. Boftbeftellgebühren. Auslands abonnement 6.-M. pro Monat
*
Der Borwärts ericheint wochentag lich zweimal, Sonntags und Montags einmal, bie Abenbausgaben für Berlin und im Handel mit dem Titel„ Der Abend". Slluftrierte Beilagen Boll and Zeit und Kinderfreund". Ferner Unterhaltung und Biffen, Frauen timme". Technit". Blid in bie Bücherwelt" und Jugend- Borwärts
Sonntag
15. September 1929
Groß- Berlin 15 Pf. Auswärts 20 Pf.
mart
Die etapalttge Ronpareillezetta 80 Pfennig. Reflamezeile 5.- Reichs ,, Aletne Anzeigen das fettge brudte Mort 25 Pfennig( zuläffig awet Fettgedruckte Borte), jedes weitere Bort 12 Bfennig. Stellengefuche das erste Bort 15 Bfennig, jedes weitere Wort 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben sablen für zwei Borte. Arbeitsmart Seile 60 Pfennig. Familienanzeigen Zeile 40 Pfennig. Anzeigenannahme imhaupt eschäft Lindenstraße 3, wochentäglich von 81%, bis 17 Ubr.
-
Redaktion und Berlag: Berlin SW 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Donboff 292-297 Telegramm- Adr.: Sozialdemokrat Berlin .
Bankkonto: Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten, Wallstr. 65. Diskonto- Gesellschaft, Depofitentasse Lindenstr. 3.
Neue Verhaffungen.
Neue und alte Kämpfe.
Um Republif und Sozialpolitik. Die ,, Deutsche Zeitung" hat uns belehrt, daß das ,, Volks
Das„ Landvolk" überführt. Der Kreis der Täter erweitert sich begehren bersitter- ugenberg. Selbte nur den
Auf das Geständnis des verhafteten Weschte hin wurden in der Angelegenheit des Beidenflether Bombenanschlags außer den bereits gemeldeten Hofbesiker Scha de und Matthes weiter die Hofbesitzer Kaphan aus Westermarsch und Lorenz aus Ihehpe berhaftet. Ferner wurde ein gewisser Detlef sein en nings aus Desterfeld bei St. Annen festgenommen, der bei dem Schleswiger Bombenanschlag beteiligt ge. wesen sein soll. Bei dem Verhafteten, der nach einer früheren Meldung den Anschlag auf das Jhehoer Landratsamt verübte, dessen Name aber bisher nicht genannt wurde, handelt es sich ebenfalls um den bereits mehrfach erwähnten Johnsen.
-
Zu der Meldung Berliner Blätter, daß der verhaftete Johnsen gestanden hat, den Bombenanschlag auf das Regierungsgebäude in Schleswig begangen zu haben, erklärt die hiesige Gauleitung der NSDAP., daß Johnsen der Partei nicht angehöre, der Genannte sei vielmehr der Geschäftsführer der Jkehoer Zeitung
Das Landvolk".
=
Nachdem in einer Pressebesprechung am Sonnabend der Altonaer Polizeipräsident Eggerstedt erflärt hatte, aus den Geständ nissen der in Verbindung mit den Bombenaffären Berhafteten fei traggeber feien, brachte der Berlag der Zeitung„ Das Landzweifellos zu folgern, daß die Landvolkführer die Aufvolt" einen Anschlag an, in dem der Polizeipräsident als ein ganz gemeiner Lügner" bezeichnet wird, wenn er mit diesen Landvolfführern Wilhelm Hempfens und Johann Kühl gemeint habe.
Den Leuten scheint der Kamm noch sehr geschwollen zu sein. Er wird jedoch sicher bald abschwellen, nachdem auf Grund der Geständ niffe bereits weitere Landvölfler als Beteiligte an den Bomben anschlägen hinter Schloß und Riegel gebracht wurden.
Die Bersippung der Berschwörer.
Teil Feldzugsplanes darstelle, der im übrigen geheim sei. So ist es denn wohl auch., Landesverrat", wenn man hinter dieses Geheimnis zu kommen versucht, und wir würden uns schwer hüten, etwas davon zu verraten, wenn uns nicht eine so unbedingt ,, national zuver= lässige" Persönlichkeit wie Herr Goebbels auf diesem Wege vorangegangen wäre. Herr Goebbels , der Statthalter Hitlers in Berlin , hat nämlich erklärt, daß das Volksbegehren nalen Revolution", und er hat weil er ein Mann meiter nichts sei als die Einleitung einer natio ist, der Deutlichkeit liebt in diesem Zusammenhang nicht nur von ,, Revolution", sondern auch von Aufruhr" und 2 uf stand" geredet.
"
-
-
Unter diesen Umständen wird es schwer sein, zu be haupten, daß zwischen dem Volksbegehren der Hitler- Hugenberg- Seldte und der eben glücklich aufgedeckten Bombenverschwörung jede verbindende Linie fehlt. Ohne weiteres darf man den Herren glauben, daß sie mit den Streichen der Nickels und Genossen sehr unzufrieden sind, und da war es wieder der befagte Herr Goebbels , der München , 14. September. ( Eigenbericht.) den Nagel auf den Kopf traf, wenn er erflärte, er und seine Wie die Dementis aus dem Hitlerlager behaupten, Freunde würden sich mit solchen Kleinigkeiten niemals abhat feiner der im Zusammenhang mit den Bombenattentätern Bergeben, wenn er sich über die benutzten Margarinetisten sehr hafteten jemals mit der nationalsozialistischen Bewegung etwas zu geringschäßig aussprach und wenn er versicherte:„ Wenn wir die Garantie gebe ich dereinst Sprengungen vornehmen Ihnen Ihnen dann sehen dieselben ganz anders aus." Das Hitler- Hugenberg- Seldtesche Voltsbegehren ist also nach der Absicht wenigstens eines Teiles seiner Urheber, nur das legale Vorspiel einer illegalen Aktion größten Stils. mutigung zu dieser Aktion. Das mag fich das verehrte Jede Stimme, die dafür abgegeben wird, bedeutet eine Er= Spießbürgertum, das gern unter dem bekränzten Bilde Bismards sein Bier trinkt, im übrigen aber seine Ruhe haben möchte, gesagt sein lassen.
tun gehabt. Wie versippt sie aber in Wirklichkeit miteinander find, dafür zwei Beispiele aus der jüngsten Zeit. Nach übereinstimmen dafür zwei Beispiele aus der jüngsten Zeit. Nach übereinstimmen den Pressemeldungen trat der Berhaftete Hans Gerd Techow , der Mitschuldige am Rathenau - Mord, auf dem nationalsozialistischen Parteitag in Nürnberg als Hundertschaftsführer auf. Ferner fand Laß das Treffen der Freischar Schill statt, auf dem auch prominente Mitte Juni dieses Jahres unter Leitung des verhafteten Werner Funktionäre der Münchener Hitlerbewegung Reden hielten. Im Anschluß daran fand eine gemeinsame Beratung der Führer der
In Hohn bei Rendsburg wurde heute nacht der Dentist Best Freischar Schill, des Vertreters der sogenannten Hitler- Jugend und
mann verhaftet. Als Altonaer Kriminalbeamte erschienen, befand sich Bestmann in Rendsburg . Die Festnahme erfolgte um Mitternacht, als der Gesuchte in seine Wohnung zurückkehrte. Im Anschluß an die Berhaftung wurde eine eingehende Haussuchung vorge nommen. Bestmann ist verschiedentlich), so am 1. Auguft, in Neu münster in Landvollversammlungen als Redner aufgetreten.
des Chefredakteurs Rosenberg vom Bölkischen Beobachter" statt, die das Ziel hatte, den nationalsozialistisch- bündischer Gefolgschaftsbund zu schaffen. Darüber hat das Hitlerblatt am 18. Juni d. J. ausführlich berichtet. In diesem Zusammenhang verdient auch ver merkt zu werden, daß der Scheidemann - Attentäter Sustert jegt bei hitler angestellt ist.
Borstoß der Opposition unter sozialistischer Führung.
-
Freitag nachmittag ist unangemeldet und rascher als vermutet- Marschall Pilsubsti in Warschau einge troffen. Er hatte noch in den Abendstunden eine Beratung mit dem Ministerpräsidenten Major Smitalsti und dem Leiter des Finanzminifteriums Oberst Matuszewsti.
-
**
-
Auch wir lieben die Deutlichkeit, und darum möchten wir von vornherein jedes Mißverständnis vermeiden. So sehr wir entschlossen sind, die illegale Fortsetzung dieser Aktion zu verhindern, so wenig wünschen wir, daß dem legalen Anfang irgend welche Hindernisse in den Weg gelegt werden. Dieser Wunsch ist nicht bei uns vorhanden, sondern bei ganz anderen Leuten. Für sie wäre es ein Gottesgeschenf, wenn das ganze Boltsbegehren fürrechtlich unzulässig erklärt werden würde und wenn sie sich mit einem wütenden Geschimpfe auf die Republik aus der Sackgasse zurückziehen könnten, in die fie Herr Hugenberg geführt hat.
Es ist das Verdienst Hugenbergs, daß er die Deutschnationale Bolkspartei wieder auf den Weg der Desperadopolitit zurückgebracht hat, den sie unter dem furchtbaren Eindrud der Ermordung Rathenaus verlassen hatte. Er, den man wie feinen anderen im Lande als den fleischgewordenen Kapitalismus bezeichnen fann, hat die intime Verbindung mit der sich sozialistisch" gebärdenden Hitler - Partei wieder hergestellt und man darf hoffen, daß diese Verbindung beiden Teilen so wohl bekommen wird, wie sie es verdienen.
Die sozialdemokratische Fraktion des Pol nischen Landtags hat nun ebenfalls in Abänderung ihrer bisher befolgten Taktik- eine scharf oppost. tionelle Entschließung gefaßt. Die Sozialdemo. Iraten erklären, daß die Aufgabe des Sejms vor allem darin besteht, das Verhältnis der Volksvertretung zum gegenwärtigen Regierungssystem zu klären. Die Sb. zialdemokraten seien weiterhin der Auffassung, daß die Liquidierung des gegenwärtig herrschen. Auch die Konservativen verlaffen das sinkende Schiff Beit hat, bie Leute bei Licht zu betrachten, die sich
den System 8 den einzigen Ausweg aus dieser Lage bildet. Diese Liquidierung müsse vom Parlament eingeleitet werden durch die Fassung eines Beschlusses, in dem von der Regierung Switalsti der Rüdtritt verlangt
wird.
Schroffe Absage an die Obersten" Regierung.
Warschau , 14. September. Die Führer der polnischen Links und Mittelparteien hielten heute eine gemeinsame Sigung ab, in der sie die Einladung des Ministerpräsidenten Switalski zu einer Aussprache zwischen den Fraktionsführern und der Regie rung unter Teilnahme des Marschalls Pilsubsti ein. stimmig ablehnten. Das einzige Organ des Sejms sei während der Vertagung der Session der Sejmmar. schall( Parlamentspräsident, der Sozialist Daszyn iti. Reb. d. ,,."). Die Regierung möge also zunächst eine außerordentliche Session des Parlaments ein berufen, um die von ihr gewünschte Verbesserung der Budgetarbeiten zur Debatte zu stellen.
Der Sejmmarschall hat den Ministerpräsidenten von dieser Erklärung so fortunterrichtet. Nachdem vor furzem auch die Nationaldemokraten im gleichen Sinne Stellung genommen haben, muß dieser letzte Versuch der Regierung, zu einer Verständigung mit der Parlaments mehrheit zu gelangen, jekt als gescheitert gelten.
Im Balaft des Fürften Radziwill fand gestern eine Beratung führender tonfervativer Bofititer statt. Wie ABC." meldet, hat sich nach dieser Konferenz das Gerücht von dem bevor stehenden Rüdtritt des Landwirtschaftsministers Niezabytowsti, des Vertrauensmanns der Konservativen in der gegenwärtigen polnischer Regierung, verbreitet. Sollte sich das Gerücht bewahrheiten, so würde dies auf Unstimmigkeiten zwischen dem Pilsudski - Lager und dem polnischen Großgrundbesitz hindeuten.
Efrainischer Bombenattentäter verhaftet?
Warschau , 14. September. Wie ,, BC." ans Lemberg meldet, ist es der dortigen politischen Polizei gelungen, die Organisation ausfindig zu machen, die die legten Bombenanschläge in Lemberg veranlaßt hat. wie das nationaldemokratische Blatt behauptet, ist es die sogenannte utrainische Militärorganisation. Gestern abend wurde in der Nähe des Lyczatowski- Friedhofs ein Haus, in dem Mitglieder dieser Organisation tagten, von der Polizei umstellt und besetzt. 3ehn junge Utrainer find verhaftet worden, unter ihnen angeblich auch jener Unbekannte, der legthin in der Garderobe des Lemberger Bahnhofs einen Handkoffer mit Brandbomben de poniert hatte. Die Untersuchung dauert noch an.
Darum fönnen wir nur wünschen, daß der famose Reichsausschuß für das deutsche Boltsbegehren" recht lange zusammenhalten möge, und daß ihm Gelegenheit gegeben merde zu zeigen, was er fann. Je länger das deutsche Bolt ihm als die fünftigen Diktatoren Deutschlands empfehlen, desto besser ist es für die Demokratie, und je größer die Pleite des Boltsbegehrens wird, desto fester wird die Republit dastehen. Sollte dann noch Luft vorhanden sein, die legal begonnene Aftion illegal fortzusehen, so wird man den Herrschaften dienen fönnen und endlich einmal gründlich!
So wäre es für uns und für jeden Anhänger der Republik und des sozialen Fortschritts heute eine Lust zu leben und zu tämpfen, wenn nicht die Reform der Arbeits= lofenversicherung schwere Schatten auf das innerpolitische Bild würfe! Hier droht eine frisenhafte Zuspizung. Seit Monaten geht nun dieser Kampf und er drängt zur Entscheidung.
Die Sozialdemokratische Partei , die in diesem Kampf jeden Fußbreit Boden gegen einen ungeheuren Ansturm verteidigt, steht allein. Denn die kommunistischen Arbeitervertreter" spielen dabei nur die Rolle der Baungäfte und sie brechen stets in ein Jubelgeschrei aus, wenn der Sozialdemokratie eine Niederlage zu drohen scheint. Mag man über will- jeder der sehen kann, sieht, daß sietämpft. Und die Kampfmethoden der Sozialdemokratie denken wie man jeder, der es mit der Arbeitersache ernst meint, muß ihr in biefem schweren Kampfe Erfolg wünschen.
Anders die Kommunisten! Sie, deren Geschäft es ist zu erzählen, daß wir am liebsten über Arbeiterleichen spazieren gehen, genieren sich natürlich auch nicht im min