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(20. Fortsetzling.) Die Zwischentür öffnete sich und heraus trat der junge Meister, dem Hedwig ihres Herrn Auftrag vortrug. Sie sei wegen des Ilmzuges, den Meister Timm gleich nach dem Weihnachtsfest aus- führen soll«, gekommen. Ihr Herr habe an der neuen Kunstschule zu Frankfurt eine Lehrstelle angenommen. Und sie freue sich schon unbändig auf die schöne große Stadt. Die plaudert heut wieder mehr als nötig ist, dachte Heinrich und ging hängenden Kopfes zurück zur Werkstatt. Als ihr der Meister die Antwort erteilte, lief Hedwig mit kurzem Gruß hinaus. Rasch blickte sie noch einmal, versöhnend lächelnd, durchs Werkstattfenster. Aber der Heinrich bemerkte sie nicht, er stand, fest drauflosarbeitend, an seiner Hobelbank. Bist feig, Heinrich, das mag ich nicht leiden! Und wie sie vor ihm stand, mit glühenden Wangen und weißblitzenden Zähnen. Niederschmetternd, vernichtend war dieses Urteil... Jedoch niedergeschlagen hätte ihn der Pol« in seiner Wut. Sich wehren, hieß« doch: d«n Löwen tn den offenen Rachen lausen. Er dachte an Försters Len«. Wäre die nicht dem Jakob nach- gereist, der würde er sich ganz anvertrauen. Denn die war klug wie ein« Mutter und wüßte sicherlich Hedwigs Verhalten zu deuten. Schlag auf Schlag ließ er den Holzhammer auf das Stemm- eisen niedersausen und begann im Takt ein Liedchen zu singen. Das Fest der Liebe. Obgleich mit dem Nahen des Weihnachtsfestes die Tag« immer trüber und kürzer wurden, verlängerte sich der Arbeitstag des Tischlers dennoch gar leicht um ein Stündchen. Denn von dessen Fleiß hing es zuweilen ab, inwieweit die Festesfreuden ohne Ver- druß vorbereitet werden konnten. So war denn alles Notwendige an die Kundschaft geliefert und in Meister Timms Haus herrschte Stille, frohe Stimmung, als die Glocken durch die gefrorenen Werkstattfenster zur Christnacht einluden. Die Gesellen horchten ein wenig auf vom Waschen und ihre nackten Oberkörper rauchten in der kalten Luft. Heinrich schnitt rasch ein paar Handvoll Stroh in Fußlänge und polstert« des Meisters Stiefel aus. Nirgend fröre man so wie in der Kirche, sagte der Alte. Dann machte auch er sich bereit zur Christnacht. Heut bewegte sich fast alles in der Richtung zum Kirchlein am Mühlteich. Die Katholischen feierten die Geburt Jesu am ersten Festtag in der Früh. Nur ab unh zu huscht« ein katholischer Lehrbub mit kurzem Gruß an Heinrich vorbei. Sonst schien alles in die Erwartung von etwas Unbestimmten versunken. Obwohl Heinrich nicht mehr an die althergebracht« Lehre der Liebe glaubte, stimmte er dennoch gleich kräftig mit ein in den Gesang der lieb- und frohtlingenden Weihnachtsli«der. Es lag eiwas Mächtiges darin, daß in dieser Stunde Millionen Menschen auf dem ganzen Erdenrund dieselben Lieder sangen und auch sonst eines Sinnes waren. Immer deutlicher stiegen die ihm so ver- trauten nächtlichen Bilder Bethlehems vor seinem geistigen Auge aus, je inniger er mitsang. Dieses Ergriffensein gab ihm Gewißheit, �aß Wahrheit darin/ liegen müsse. Wie ja auch der Jakob es ihm zu erklären oersucht hatte: In dieser Nacht ward ein Mensch geboren, der an Geistes« große und ollen guten und edlen Eigenschaften seine Zeitgenossen weit überragte. Der infolge seines rein menschlichen Wesens als Berater und Helfer aller Geächteten und Armen auftrat: und der im Bewußtsein der in ihm wohnenden Geisteskräfte den Kampf gegen alles Böse und Ungerechte der Htelt rücksichtslos aufnahm. Da saß er nun unter all den Gläubigen, deren Köpfe sich demütig senkten, als Blechschmied die Gemeinde mit einer Schafherde ver- glich, der es unter der Führung des himmlischen Hirten an nichts mangeln werde. Einsam, ausgestoßen fühlte er sich als eines der störrischen Schafe. Doch fühlte er sich gleichzeitig emporwachsen über die, die schuldbeladen unten saßen. Kannte er doch fast alle die Beamten, Meister und Krämer der Stadt: und wußte er doch, wie sie sich aus Großmannssucht und Brotneid einander be- sehdeten, wie sie ihre Dienstboten und Lehrjungen behandelten und wie sie sonst gegen die Gebote ihres Gottes verstießen. So oerließ er die Christnacht gehobenen Hauptes. Er dachte wiederum an Jakob Frohnknechts Wort«: Es sei richtiger, die Lehren des großen Menschen Jesu beachten soweit sie der Lebens­freude dienen als ihn zum Gott zu erheben und wie unartige Kinder Um Vergebung ihrer bösen Taten zu bitten. Bor dem Schaufenster des Buchbinders Müller machte er Halt. Der große Globus stand zufällig so gerichtet, daß sich der Landweg über Oesterreich , Serbien und die Türkei hin nach Kleinasien ver- folgen ließ. Was konnte ihn hindern, dorthin zu wandern, wenn er Geselle war. Die Vorstellung machte ihn ordenttich froh, und er summte die frommfröhlichen Weisen wieder mit, die beim'Auf- leuchten der Weihnachtsbäume gedämpft auf die Straße drangen. Auch Frau Rofl hotte, mit Lisbeths Hilfe, alles getan, um in ihrem Haufe wahre Weihnachtsfreude auszulösen. An Stelle der üblichen Abendsuppe gab es heut Tee mit Rum und Zucker, und zum Brot standen vielerlei Wurstsorten bereit, die Heinrich nur vom Ansehen kannte. Noch dem Essen ließ sich der junge Meister am Klavier nieder und stimmte Weihnachtslieder an. Währenddessen oerteilte LIsbeth unterm leuchtenden Tannenbaum mit Aepfeln und Nüssen gefüllte Teller, auf eines jedem Platz. Die Gesellen sangen mit. Auch Heinrich nahmen die so lieb- lichen Weisen gleich wieder in ihren Bann: jedoch mttsingen konnte er setzt nicht. Ein leichter Schlag auf die Schulter ließ Heinrich erschreckt zusammenfahren.Sing doch mit, Heini, du kannst es doch sonst so schön." Di« alle Meisterin stand hinter ihm. Gezwungen lächelnd, wie bei einer Untat ertappt, hob er den Kopf und bewegte den Mund. Er war froh, als sich die Gesellen erhoben und dankend ihren Teller und den doppelten Wochenlohn mit hinüber zur Werkstatt nahmen. O, beinah Hütt' ich's vergessen!" rief Lisbeth, und hing ein Paar blitzblanke Schlittschuhe auf Heinrichs Schuller. Sie hielt sein« Hai� ein Weilchen fest, während er ganz verdattert sich be- dankte.Du, dafür ländlern wir morgen aber einen auf dem Mühlteich." scherzte sie.Oder bist du etwa schon einer anderen versprochen? Das will ich nicht hoffen", fügte sie lachend hinzu, als er betroffen zu ihr aufblickte. Erst als er allein auf seinem Lettrand tn der Gefellenkammer saß, den blanken Taler fest in Papier wickelte und dann die

blitzenden Schlittschuhe probeweis« an seine Stiefeln schraubte, rang sich die Freude bei ihm durch. Denn so reich ward er noch nie beschenkt. Und so schrstt Heinrich am folgenden Nachmittag hinaus zum Mühlteich, auf dessen blanker Fläch« schon fung und alt lustig umherflitzte. Er drückte sich am Ufer hin, um sich hinterm Erlengebüsch laufbereit zu machen. Noch nie war er auf zwei Schlittschuhen gelaufen. Mit kläglichen Gliederverrenkungen schob er sich vorwärts. Hinkend, das rechte Bein immer vorschiebend, ging es die Ochel entlang, weit hinaus aufs Wieseneis, wohin sich nur vereinzelte Läufer des schneidenden Ostwindes wegen wagten. Sieh einer an! Hast mich ja schön versetzt!" Ehe er sich umdrehen konnte, ergriff ihn rechts eine Frauen- und links eine Männerhand.Eins zwei, eins zwei" zählend, ging es wie im Fluge vorwärts.Siehst du, mir entwischt du nicht. Nun ländlern wir doch miteinander", lachte Lisbeth. Nun ist s genug, sonst kommt er gegen den Wind nicht wieder zurück", sagte der junge Meister. Der jung« Meister und leine Frau faßten sich an und schwangen im eleganten Bogen hinüber zum nächsten Dorf. Immer wieder sausten flotte Läufer an Heinrich vorbei, dem Nachbardorf zu. Dort trank man ein Gläschen Grog, dann ging es in fröhlicher Laune be! klarem Mondschein wieder heimwärts. Verzweifelt, gegen den Wind ankämpfend, schlug sich Heinrich seitwärts aus der Bahn, um den Spötteleien der Vorüberfahrenden zu entgehen. Indessen kam eine Gruppe just mit dem Wind auf ihn zugesegelt, und schon von fern hörte er seinen Namen rufen. Er erkannte rechts den Schuster-Paul, links den Kolbe-Wilhelm und in der Mitte die Hedwig. Der hat einen Warmen zu viel genommen", hänselte der Schuster und Hedwig lachte übermütig, als ihn die drei umkreisten. Ahh! vernickelt fein. Möchtest« nicht tauschen, Heinrich? Zu deinen verkvbnpelten Stiefeln passen die hier besser." Hedwig berührte mit ihrem Schlittschuh Heinrichs harten Stiefelschaft, d«r sich durch die Hose hindurch abzeichnete. Heinrich sah in ihr blühendes Gesicht und wandte sich ab. Nun lief sie gar mit ihm Hand in Hand, mit dem Schuster, den sie nicht leiden mochte! Was ging's ihn an! Mochte sie laufen mit wem und wohin sie wollte. Komm mit, Heinrich, los!" Mlhelm packte ihn an den Schullern und schob ihn vor sich hin..Lauft ihr voraus, wir kommen nach!" rief er seiner Schwester zu. Aber Hedwig kam zurück..Lauf du mit Paul voraus und ich komm« mtt Heinrich nach." Wilhelm sauste davon, den betroffen dastehenden Schuster mllsichreißend. Heinrich versuchte zu entwischen. Vergeblich. Immer wieder fing Hedwig ihn ein. So ging es ein Weilchen neckend hin und her, bis beide hart aneinanderpraMen und zu Fall kamen. Unter Lachen und Weinen schall Hedwig ihn aus und machte vergebliche Anstrengungen, sich auszurichten. Heinrich wollte di« Gelegenheit benützen und davonlaufen. Als das Mähchen jedoch klagend liegen blieb, bekam er Gewissensbisse

und kehrt« um. Er befreite sie von den Schlittschuhen und nahm auch sein« ab. Nur mit Mühe gelang es ihm, sie aufzurichten. Jammernd und über Schmerzen im rechten Fuß klagend, stützte sie sich auf sein« Schulter. Es begann zu dunkeln. Schweigend hinkte sie neben ihm her. Heinrich sann nach, auf welchem Wege sie am raschesten tn die Stadt kommen könnten. Indessen lenkte Hedwig ihn, trotz seines Widerstrebens, auf einen schmalen Fußsteg, der hinter der Stadt hinaus zu Schöneichs Haus führte.Noch Hause geht's übermorgen früh zum Abschiednehmen", sagt« sie.Und wenn du dich mit Meister Timm nicht recht zeitig zum Möbelpacken aufmachst, dann bin ich mit Frau Schöneich wahrscheinlich schon auf dem Weg« nach Frankfurt ,«he ihr da seid." Du, nach Frankfurt , mit deinem Fuß?" Er blickte sie ver- wundert an.Den Doktor wirst du aussuchen, aber nicht reisen." Nicht reisen?" Lachend entwand sie sich seinem Arm und sprang lustig tanzend vor ihm her.Nicht böse sein, Heinrich!" sagte sie zu ihm und siel ihm um den Hals.Ich bin ja so froh!" Ehe sich'? Heinrich versah, brannten mit Freudentränen vermischt« Küsse auf seinem Mund. Nun werde sie wohl endlich Ruhe haben vor dem frechen Schuster, der ihr immer nachlaufe, und den ihr« Mutter noch dazu ermutig«: es habe ihr sehr leidgetan, daß sie Heinrich durch die unbesonnenen Worte neulich gekränkt habe. Fürs ganze Leben wolle sie ihm eine treue Freundin bleiben. In Heinrich begann ein Klingen und Brausen. Er war keines Wortes mächtig. Wie bestrickt ging er neben ihr. ,La. Freunde, aber Mann und Frau können wir doch nie werden", stieß er schließlich gepreßt hervor. Hedwig lachte.Meinst wegen des zweierlei Glaubens? Was ich mir daraus mach! Wenn Voter und Mutter es verwehren, dann warten wir halt noch fünf Jahr. Wenn du mich ebenso schrecklich gern hast, wie ich dich, wird uns das Warten nicht zu lang du na und du mußt eben mein Mann werden!" Di« Worte platzten so innig heraus, daß Heinrich wie ange- wurzelt stehen blieb, sich aber willig neigt«, als Hedwig ihn herzhaft zu sich herabzog. Sie schrttten die alte Allee hinauf unter den mächtigen Rüstern und Linden, während die blasse Mondscheibe hinter der Stadt heraufzog und geisternd« Schatten aus ihren dunklen Verstecken lockte. Heinrich durchlies ein Zittern, als gingen beide etwas un- geahnt Herrlichem entgegen, dessen Erfüllung er aber im Geheimen fürchtete, ohne die Kraft zu finden, es abzuwehren. Erleichtert fühlte er sich, als Hedwig wieder begann:Heut zum Abschied mußt du's erfahren. Wenn ich allein bin, gleich sind alle mein« Gedanken bei dir. Und dabei wird mir ganz heiß vor Freude, wenn ich's mir so richtig ausdenke, wie schön es sein muß, wenn wir so richtig als Mann und Frau beieinander sein werden. Und wenn ich so daran denke, dann fühle ich. daß auch du mit deinen Gedanken bei mir bist. Wir brauchen gar nicht traurig sein, weil ich übermorgen nach Frankfurt reise. Menschen, die sich so gern haben, sind nicht zu trennen. Zum ersten Male sah ihr Heinrich still und tief in die Augen. Nicht roh« Leidenschost. nein, tiefgefühltes Mitleid von jauchzender Glückseligkeit überstrahlt oerkündete sein Blick. War's doch die Er- füllung seines geheimen Sehnens, was Hedwig ihm sagte. Schweigend schloß er sie in seine Arme, jede ihrer Fragen, einem heiligen Schwur gleich, durch inniges Ansichdrücken bejahend. Und beiden ward's inn«: Es gibt nur ein Leben, für einander, in einander. Zweierlei Möbel. Am Tag« nach dem Fest stemmt« Heinrich den mit Latten und Werkzeug beladenen Wagen die Alle« hinauf. Der Alt« und August halfen schieben. Mit Hammer und Zange stand Schöneich wartend aus der Treppe. Er nahm den Meister gleich in Empfang und führte ihn in den Vorraum, wo alles kunterbunt durcheinander lag. (Foniegung folgi.)

WAS DER TAG BRINGT.

Wo der Storch sein Nestchen baut.,. Es war ein wirklicher und kein übertragener Storch, der auf dem Schornstein eines Müllers in Dinkelsbühl sein Nest gebaut hatte. Der Müller, dem das nicht paßte, begann seinen Dampfkessel mit feuchtem Holz und Stroh so stark zu heizen, daß dichter Rauch dem Schlot entstieg und es dem Storch wirklich ungemütlich wurde. Der aber dachte gar nicht daran, das Feld bzw. den Schornstein zu räumen, sondern er holte im Schnabel Erde und Lehm und vermauerte in kürzester Zeit kunstgerecht die rauchende Otffnung. Und jetzt war es der Müller, den der Rauch aus seiner Behausung trieb. Er hatte aber Humor genug, sich geschlage� zu bekennen. Der Storch wohnt heute noch auf seinem schwer erkämpften Schornstein. Ehescheidung in Montenegro. In dem Teil« Jugoslawiens , der früher Mont«n«gro hieß, sind Scheidungen nur gültig, wenn sie vom Priester vollzogen werden. Den Antrag auf Scheidung kann nur der Ehemann, niemals aber die Ehefrau stellen. Gibt der Priester nach Prüfung der Gründe dem Antrag statt, so hat sich das Ehepaar mit seinen nächsten Ver- wandten in di« Kirche vor den Altar zu begeben. Dort segnet der Pfarrer zunächst den in einem Kelch befindlichen Wein und reicht ihn dann dem Nächststehenden. Der Kelch macht dann die Runde und gelangt zuletzt in di« Hände des Ehemannes: trinkt dieser nicht, so hat er damit zu erkennen gegeben, daß er seinen Antrag aufrecht erhält und di« Scheidung wünscht. Der Geistliche läßt sich in diesem Falle dieBrautschürze" geben, die eine Braut in Montenegro am

Monta«, 16. September. Berlin , IS 30 Engltecb für Anfänger. 19.00 Dr. Pohl: Sozialpolitische Umschau. 19.30 Streichquartette. 20,00 Interview. 20.30 Konzert ans Budapest . Nach den Abendmeldungen bis 0.30: Tanzmusik. KSnigswusterhansen. 18.00 Dr. Pranz DOIIberg: Schicksale herDhmter Gemälde Uj 18.30 Direktor Friebel und Lektor Mann: Englisch für Anfiager. 18.53 Dr. O. Simon: Unkrautbkämpfnng im Herbst 19,20 Dipl.-Ing. Paul Priedmann: Das Automobil und seine Behandlung(Vif). 20.00 Aus der Staatsoper:Salome ". Mus'kdrama in einem Aufzuge. Mualk von Richard StrauS . Dirigent: Alexander von Zemllnsky. Regie: Ernst Legal . AnschiieSend bis 0.30 Uebertragung von Berlin .

nmmnmmiirainmimmuinimnmuiniimnmnnmnimimiiiiiiiiiMimuii) Tage ihrer Hochzeit stets von ihren Schwiegereltern oder ihrem Manns bekommt, und fordert di« beiden Väter auf. die Schürz« zu hallen. An Stelle der Väter können auch zwei andere, dem Paar verwandte Männer die Schürz« halten. Dann nimmt der Priester ein« eigens zu diesem Zweck bestimmte Sichel und schneidet sie, ein Gebet murmelnd, der Länge nach durch. Ist das geschehen, so erhält jeder Ehemann und Ehefrau seinen Segen getrennt: der Geistliche faltet die Hände und sagt: Der Himmel hat euch geschieden," womit di« Scheidungs- Zeremonie beendet ist. Eitelkeit braucht Zeit. Ein schwedischer Gelehrter, der anscheinend sehr' viel Zeit übrig Haft hat nach jahrelangen Beobachtungen die Behauptung aus. gestillt, daß«in junges Mädchen an jedem Tag durchschnittlich fünfzehn Minuten vor dem Spiegel zubringt, während Frauen zwischen zwanzig und siebzig Jahren ein« gute halbe Stunde pro Tag für den Spiegel übrig haben. Danach hätte also eine Frau von siebzig Iahren im Laufe ihres Lebens insgesamt 6CK> 000 Stunden oder 250 Tage vor dem Spiegel zugebracht. Diese Berechnungen werden nun noch von Professor Höfert in Wien dahin ergänzt und vervollständigt, daß ein Mensch im Alter von ungefähr 72 Iahren durchschnittlich in seinem Leben zwei Jahr« zum An- und Auskleiden, neun Jahre und acht Monate zur Erholung, dreiundzwanzig Jahre und vier Monate zum Schlafen, sechs Jahr« und zwei Monate zum Essen, vier Jahre für Krankheiten, sechs Jahre und zwei Monat« zum Fahren oder Reisen und neunzehn Jahre und acht Monat« zum Arbeiten braucht. Hoffen wir, daß die gelehrten Herren sich nicht in ihren Be- rechnungen geirrt haben: denn es ist immer schade, wenn Menschen Jahre ihres Lebens nutzlos verschwenden. Leider ist noch immer nicht statistisch festgestellt worden, wieviel solcher Menschen es' in Europa glor. Statistiker vor die Front! Ahal Im preußischen Finanzministerium war in vorkrieg»flutlicher Zell Regierungsrat I tätig! der wegen seiner Neugierde und Pedan» terie berüchtigt war. Eines Tages taucht in der ihm unterstehenden Kanzlei ein neues Gesicht auf. Der Regierungsrat schickt darauf folgende schriftliche Anfrage an den Herrn Bureauoorsteher: Wer ist der blonde jung« Mann, der seit gestern an der Fensterseite der Kanzlei sitzt? gezeichnet: I, Regierungsrat." Der Bureauvorst«her antwortet, und später findet man auf dem Schreibtisch des Regierungsrats das Schriftstück mit folgender Be- m«rkung versehen: Gehorsamer Bericht: Der blande junge Mann ist seit drei Tagen hilfsweis« einberufen. Gezeichnet: K., Bureauoorsteher." Darunter hatte der Regierungsrot diese Verfügung gesetzt: Verfügung: 1. Aha! 2. Zu den Akten, gez.: T, Regierungsrat."