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bund auf der einen Seite und gegen Nationalsozialisten auf der anderen Seite seine Gefolgschaft schwinden sah.

Die Wirtschaftslage der Landwirtschaft der Provinz Schleswig- Holstein ist keineswegs einheitlich zu beurteilen.

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Im Westen der Provinz, in der Niederung, sind die fetten Wiesen, die ein an sich leichtes Wirtschaften dem Befizer ermöglichen. Wegen dieser guten Wirtschaftslage ist in großen Gebieten es seit langem üblich gewesen, daß der Grundeigentümer, der ,, Bauer" sein Grundstüd gar nicht selbst bewirtschaftet, sondern es verpachtet und lediglich von dieser Bodenrente fern von seinem Grund und Boden, ein behagliches Leben führt. Der Pächter dieser Ländereien -weil auf ihnen nur Weidebetrieb besteht, wird er ,, Gräser" genannt- fauft im Frühjahr Magervieh auf, um es nach erfolgter Weide als fettes Schlachtvieh weiterzuverlaufen.. Er ift alfo in Wirklichkeit weniger Landwirt als Biehhändler, der zwischen seinem Ein- und Verkauf die Periode der Mästung eingelegt hat. Es ist richtig, daß dieses Bächtertum in den zwei letzten Jahren durch die ihm fapitalistisch über legenen Kreise des Großhändlertums schwere Berlufte erlitten hat, die bei ihm eine verzweifelte Stimmung wachriefen.

Im Südwesten der Provinz Schleswig- Holstein aber ist der Boden so ertragreich, daß er sich am besten für Gemüse­und Getreideanbau eignet und dort haben die auf ihrem Hof fizenden Großbauern im vergangenen Jahre eine so glän­zende Rekordernte im Rohlbau gehabt, wie seit Menschen­gedenten nicht. In diesen Kreisen aber graffiert der Gedanke des Widerstandes gegen den Staat am stärksten und aus ihnen fließen große Mittel in die Fonds der Landvolkbewegung; während sie ihre Steuern sich stunden lassen oder sie einfach verweigern.

Im Osten der Provinz, vor allem im Südosten, ist Ge­treidewirtschaft auf dem vom Großagrariertum bewirtschaf­teten Boden vorherrschend und dessen Interessen sind gerade entgegengesezt denen des Westens der Provinz. Weil hier die gute Ernte des Jahres 1928 die Nachteile vorangegangener schlechter Ernten ausgeglichen hat, ist hier von einer mirt fchaftlichen Notlage überhaupt feine Rede.

Als Sondergruppen seien noch die Schweinemäſter im Süden der Provinz hervorgehoben, die ebenfalls infolge der steigenden Preise für ihre Absazprodukte durchaus gute wirtschaftliche Erfolge hatten und die Geestbauern, die auf schlechtem Boden von jeher ein schweres Wirtschaften haben.

Demnach ist das Bild der Provinz, als landwirtschaftliches Gebiet im ganzen gesehen, durchaus nicht ungünstig. Die statistischen Zahlen der Zwangsverkäufe ergeben dies ganz einwandfrei.

Aber eins ist zweifellos richtig: Der Landwirt, der in Kriegs- und Inflationszeiten eine Hochtonjunttur wie nie zuvor ein ganzes Jahrzehnt hindurch erlebt hat, fängt jetzt an, die schwierige Wirtschaftslage, die der Krieg für das ganze deutsche Boll gebracht hat, mitzuspüren. Der Landwirt, der in jener Notzeit nichts Don Hunger, nichts von Nahrungserfagmitteln oder sonstigem Ersaz wußte, weil er im Austausch für seine Produkte zu allen Zeiten einwandfreie Ware erhielt, muß sich jetzt ein­schränken. Er. der in den Jahren der Inflationszeit sein Geld mit vollen Händen und oft finnlos ausgab, er muß ießt rechnen. Rechnen muß er vor allen Dingen dann, wenn er auf eine neue Inflation bauend, in den ersten Jahren nach der Stabilisierung der Festmart, übergroße, hochverzinsliche Darlehen aufgenommen hat.

Bon einer Notlage, wie sie z. B. der Erwerbslose tennt, ist aber febst bei dem überschuldeten Befizer feine Rede. Die Landwirte der Provinz selbst sind sich darüber flar, daß, mer in dieſen Jahren Haus und Hof verlassen muß, ein schlechter Wirtschafter mar.

Immerhin tann festgestellt werden, daß die wirtschaftliche Lage des Kleinbauern oft genug nicht leicht ist. Aber es ist an dieser Stelle auch oft genug betont worden, daß gerade die Republik es ist, die diesen Teilen der Bolts­wirtschaft trotz der schweren finanziellen Gesamtlage eine meit größere Hilfe angedeihen läßt, als sie das Kaiserreich je ge­fannt hat.

Es ist deshalb verkehrt, landwirtschaftliche Not zur Er­Plärung der Bombenattentate heranzuziehen. Die schranken­lose Agitationswut des Landbundes und der Deutsch­nationalen Boltspartei, die ihre Führer in die Landvolt­bewegung entfandt haben, um der republikanischen Reichs­regierung Schwierigkeiten zu bereiten, ist der wahre Grund. Berschärft wurde die Wirkung ihrer Agitation durch das hemmungslose Borgehen der Nationalsozialisten, die mit großen Mitteln in den lehten Monaten eine Bartei organisation aufzuziehen sich bemühten.

Das sind die Hauptschuldigen, die jetzt zahlreiche Mit läufer in den Abgrund geführt haben und die nun scheinheilig

Leiseite stehen und ihre Hände in Unschuld waschen.

Gegen die Hekpresse.

Unterstützung republiffeindlicher Blätter soll aufhören.

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Den Zustand, daß von Behörden für amtliche Betanni machungen zum Teil immer noch Zeitungen benutzt werden, die die Regierung in unfachlichster und gehäffigster Weise be fämpfen, glaubt die Regierung nicht länger verantworten zu können. Sie wird daher, wie WTB. meldet, bei der Auswahl der Zeitungen auch in Zukunft ohne Rücksicht auf die politische Rich tung und mit dem Ziel einer paritätischen Regelung und einer möglichst meiten Verbreitung amtlicher Beröffentlichungen in den Kreifen der Bevölkerung, für die sie bestimmt sind, verfahren. Aus Gründen der Staatsautorität muß jedoch mit der Uebung gebrochen merden, auch solchen Zeitungen Anzeigen aufträge zu er teilen, die sich nicht scheuen, die Politik der Regierung und der Re­gierungsmitglieder in der unsachlichsten und gehäffigsten Weise herabzusetzen.

Beranlaßt durch die weit über den Rahmen einer fach lichen Kritik hinausgehende Art und Weise, in der gerade in letzter Zeit Blätter, die zu amtlichen Bekanntmachungen benutzt worden sind, über die Haager Ergebnisse, die Regierung und ihre Mitglieder geschrieben haben, sind die Reichs und preußis fche Staatsregierung übereingetommen, sofort Richtlinien für die Auswahl von Zeitungen zur Bekanntgabe amt­licher Veröffentlichungen in Kraft treten zu lassen. Nach diesen Richtlinien werden fünftig von amtlichen Veröffentlichungen solche Blätter ausgeschlossen werden, die planmäßig die Ver. faffung oder verfassungsmäßige Einrichtungen beschimpfen oder verächtlich zu machen fuchen oder die ver­faffungsmäßige Regierung, ihre Behörden und Amtshandlungen zum Zwecke der Untergrabung ber republitanischen Staatsform planmäßig mit unsachlichen und insbesondere wahrheitswidrigen Mitteln bekämpfen.

Bombenattentäter vor dem Richter.

Haftbefehl gegen Plaas und von Salomon.

A

Die im Zusammenhang mit den Sprengstoffanschlägen| abgelegten Geständnisse der in Haft befindlichen Berfonen weitere festgenommenen sieben Personen sind am Montag dem Berhaftungen erwartet. Bernehmungsrichter im Polizeipräsidium mit dem Antrag auf Erlaß eines Haftbefehls vorgeführt

worden.

Das Material, das dem Vernehmungsrichter vorliegt, ist so ungeheuer umfangreich, daß die Prüfung am Montag nicht mehr zum Abschluß gelangen konnte. Der Vernehmungsrichter hat zunächst die Beschuldi­gungen gegen die Verhafteten Plaas und von Salo mon geprüft. Das gegen sie vorliegende Material ist so schwer belastend, daß der Vernehmungsrichter gegen beide aftbefehl erlassen hat.

Weitere Untersuchung in Berlin .

Hamburg , 16. September.

Die Ermittlungen in der Angelegenheit der Spreng ftoffanschläge sind jetzt soweit gediehen, daß das ge. famte Material dem Untersuchungsrichter vorgelegt wird. Die weiteren Verhandlungen werden in Berlin abgehalten.

Zusammenhänge.

Der im Zusammenhang mit den Bombenattentaten verhaftete und schwer belastete Siedler Matthes Brüden ist National. sozialist. Er war seit Monaten einer der Hauptverbin dungsmänner zwischen der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei und der Landvolkbewegung. Die Behauptung Hitlers , deß feine Bewegung weder mit den Bombenattentaten noch mit der Land­boltbewegung etwas zu tun habe, dürfte damit endgültig ad absurdum geführt sein.

Der am Sonnabend unter dem Verdacht der Mittäterschaft an den Bombenattentaten verhaftete Hofbefizer Schade- Rathen ist Mitglied des Landbundes. Schade gehört zu dem intimsten Freundeskreis des verhafteten Beschte.

Das Landvolk" schnorrt.

Kiel , 16. September. ( Eigenbericht.) Aus den Verhaftungen der Bombenattentäter sucht die Land­voltbewegung" jeßt ein finanzielles Geschäft zu machen.

Ueberführung der Altonaer Berhafteten nach Berlin Ihre Anhänger werden in Aufrufen aufgefordert, zur Finanzierung

Hamburg , 16. September. ( Eigenbericht.)

Die zurzeit im Altonaer Polizeigefängnis fizenden 26 Bom benleger werden am Dienstag auf Grund einer am Montag im preußischen Justizministerium abgehaltenen Besprechung unter scharfer Bedeckung nach Berlin übergeführt werden. In der Nacht zum Dienstag werden auf Grund der inzwischen

,, der juristischen Bertretung" ber Attentäter auf ein be= stimmtes Konto Geldunterstügungen zu überweisen. Da man seine Pappenheimer fennt, wird gleichzeitig vor betrügerischen Sammellisten gewarnt. Wieviel Geld den Aufrufen ent­sprechend eingehen und für welche Zwede es in Wirklichkeit benuzt wird, dürften weder die Spender noch die Deffentlichkeit jemals erfahren.

Rheinlandräumung im Gange.

Belgische Truppen heimgekehrt.

Brüffel, 16. September. ( Eigenbericht.)

Die ersten belgischen Rheinlandtruppen sind am Montag nachmittag in Brüssel eingetroffen. Es sind Offiziere und Mannschaften des 8. belgischen Infanterieregiments, das in Aachen und in Jülich einquartiert war. Die Soldaten wur­den bei ihrer Ankunft am Brüsseler Bahnhof von den militärbehörden und Vertretern der Frontsoldaten feierlichst begrüßt.

Die Räumung von Koblenz im Gange. Koblenz , 16. September.

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Bad Schwalbach wird geräumt.

Schwalbach verlassen, und zwar handelt es sich um Mann­Am Sonnabend nachmittag haben die ersten Engländer Bad schaften, die als Quartiermacher in dem neuen Standort bes Ba taillons in England für die Familienangehörigen Woh der Stadt begonnen. Die Familienangehörigen werden morgen nung besorgen sollen. Mit diesem Abtransport hat die Räumung folgen. Das Bataillon selbst verläßt Bad Schwalbach , wie bestimmt feststeht, am 24. September. Einige Engländer bleiben zur Abwicklung der Räumungsarbeiten noch einige Tage hier. Jeden­falls wird die Stadt am 29. September von Befagung frei fein.

Bie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, wird als erstes Rheinlandkommission nach Wiesbaden .

französisches Regiment Das 39. Artillerieregiment Roblenz verlassen. Am Sonnabend ist bereits vom hiesigen Moselbahnhof ein Munitionstransport abgegangen, dem heute ein Pferdetransport folgte. Wann die Mannschaften abrüden werden, die bekanntlich in die Heimat entlassen werden, da das Regiment aufgelöst wird, steht noch nicht bestimmt feft. Jedenfalls sind noch keine Eisenbahnzüge dafür angefordert. Auch der Ab. marsch der Infanterieregimenter 151 und 23 ist noch nicht end gültig festgesetzt. Der dafür in Aussicht genommene 18. September fommt nicht mehr in Frage.

Schwindel der Attentäterfreunde.

Sie wollen die Polizei verflagen!

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Der Rechtspreffe geht es zurzeit schlecht. Nicht nur, daß Hugenbergs Boltsbegehren sich bereits in der Eröffnungs bilanz als großzügiges Pleiteunternehmen erweist, muß sie auch in der Bombenaffäre eine erfolgreiche Aufklärungsarbeit der Polizei fonstatieren. Staatserhaltenden Blättern fann nämlich nichts unangenehmeres passieren, als daß eine syste­matisch mit Sprengstoff arbeitende Bande ausgehoben und dingfest gemacht wird, vorausgeseht, daß es sich, wie hier, um ,, nationale" Attentäter handelt. Was bleibt also zu tun? Man muß sich auf die kümmerlichen Fälle stürzen, wo das Material zur Ueberführung, mindestens zur weiteren In­haftierung der Festgenommenen nicht ausreicht. In Fettdruck verkündet die ,, Deutsche Zeitung" die Absicht der soeben aus der Haft entlassenen Schill- Jünglinge Laß und Techow, gegen die Polizei Strafanträge zu stellen.(!!) Das mit den Bomben attentätern so start sympathisierende Blatt hofft, schiedenheit durchgefochten werden, zumal nach allem Voran­daß diese Anträge sofort gestellt werden und mit aller Ent­gegangenen durchaus mit der Bestrafung der schuldigen über­

eifrigen Beamten zu rechnen ist.

So ist es recht! Was besißt auch die Polizei die Dreiftig: feit, auf rechtsradikale Bombenattentäter zu fahnden! Aber wir müssen der Deutschen Zeitung" einen Schmerz bereiten: Die Antwort erteilt in der Hugenberg- Bresse bereits der Rechtsanwalt P. Bloch, der als Rechtsbeistand Ehrhardts im Winkingprozeß selbst der Deutschen Zeitung" unverdächtig sein dürfte. Er führt aus:

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Daß die Polizei in ihrem Ermittlungseifer über das Ziel hinaus geschossen hat, daß eine Anzahl Festgenommener bereits wieder entlassen werden mußte, ist eine übliche Begleit­erscheinung und fein Tadel für die Ermittlungs­behörde. Nur fo fann die Spreu vom Weizen gesondert werden; - peinlich für die Betroffenen, aber unvermeidlich in großen po litischen Prozessen."

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In der gleichen ,, Deutschen Zeitung" behauptet ein sicherer Joachim Nehring , daß die sieben in Berlin noch Inhaf­tierten bei Drucklegung seiner Beilen( also am Montag nachmittag) wieder in Freiheit sein dürften, blamables Ende der Berliner Polizeiaftion! Ebenso meldet der Tag" einen Busammenbruch der Berliner Polizeiattion".- Aber auch hier ficht Hugenberg gegen Hugenberg. Denn zur gleichen Beit stellt die Nachtausgabe" feft,

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Paris , 16. September.

Wie die Agentur havas mitteilt, hat die 3nteralliierfe ommiffion für die besetzten Gebiete heute offiziell den Beschluß gefaßt, ihren Sie von Koblenz nach Wiesbaden zu verlegen. In Wiesbaden sollen außer den Dienststellen der Interalliierten Kommiffion nur sehr beforäutte Truppen­bestände für den Plahdienst und dergleichen bleiben. Die Räumung der 3 weifen 3one wird am 20. September beginnen und Ende November beendet sein.

daß gegen Ernst von Salomon , Hartmuth Blaaß, Erich Limm, Herbert Mittelsdorf, Roßteutscher, Bauber und den ehemaligen Feuerwerker Willi Wilste( das sind die fieben in Berlin Inhaj­tierten; R. d. B.) in den in Altona aufgenommenen Protokollen sehr schwerwiegende Verdachtsmomente vorhan­den find.

Lesern noch weismachen, daß unter den 35 verhafteten Ber­Schließlich will die Deutsche Attentäter- Zeitung" ihren sönlichkeiten die Polizei nur zwei oder drei Täter habe feft­stellen können. Nach eigenen Geständnissen der Verhafteten das Bielfache!

Aber nun eine ernste Frage: Ein Blatt, das in dieser Weise den Attentätern durch systematische Belügung der Deffentlichkeit Hilfsstellung leistet, tann dieses noch ernsthaft behaupten, politisch nichts mit den Bombenwerfern zu tun zu haben?!

Die englisch - russischen Beziehungen. Wiederherstellung nicht vor zwei Monaten.

London , 16. September. ( Eigenbericht.) Aus dem jetzt veröffentlichten Notenwechsel zwifchent London und Mostau geht hervor, daß die englische Regie rung den 24. September als geeignetes Datum für den Wiederbeginn der im August abgebrochenen Besprechungen zur Biederaufnahme der englisch - russischen Beziehungen vorgeschlagen hat. Die Sowjetregierung hat diesen Borschlag angenommen, aber gleichzeitig nochmals betont, daß ihr Vertreter lediglich über Fragen der Prozedur" verhandeln werde und die Dis tussion über die fachlichen englisch russischen Streitpunkte erft nach der Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen er. folgen tönne.

In London dürfte man der russischen Forderung feinen beson deren Widerstand entgegenseßen. Andererseits läßt die Regierung aber nach wie vor feinen Zweifel darüber, daß sie die diplomatischen Beziehungen mit Rußland nicht ohne 3ustimmung des Unterhauses wiederherzustellen gedente. Da das Parlament jedoch erst Ende Oktober eröffnet wird, dürften nochmals zwei Monate. vergehen, ehe ein russischer Botschafter in London seinen Einzug halten wird.

traftfegung des Young Blanes sind gestern in Paris zu­Die im Haag eingefehten Organisationsfomitees für die Jn. fammengetreten.