Mittwoch 15. September 1929
Unterhaltung unö Wissen
Beilage dos Vorwärts
Qrele Pauly: SEdltt HfltiVli
„Willst du morgen filmen, Lilli, und zehn Mark oerdienen? Ich habe nämlich zwei Nachtaufnahmen, und da muß ich bei Tage ausschlafen. Du kannst meinen Zettel haben, aber sag' niemandem, daß du das erstemal filmst." „Ja, aber—* „Du guckst einfach zu, was die anderen machen, und dann machst du es eben nach. Ganz einfach. Also sei pünktlich. Um acht be- ginnt's." Herrlich, filmen! Die Großen ganz aus der Nähe betrachten, mittun dürfen,«in Teilchen sein ihrer Arl�it. Und dann— zehn Mark. Der erste Verdienst seit vielen Wochen. In dieser Nacht schlief Lilli nicht vor Aufregung, sie könnte die Zeit uerpassen. Longe ehe die anderen kamen, stand sie vor dem Restaurant, in dem sich die Statisten versammelten. Am Eingang saßen zwei Burschen, Lilli mußte ihren Zettel vorweisen und man schrieb eine Nummer darauf. Nach und nach kamen sie an, setzten sich an Tische, tranken Kaffee. Dann holten einige aus ihrem Handköfferchen Schminkstifte und begannen lang- sam und andächtig das Gesicht zu bemalen. Die Wimpern wurden geschwärzt, die Augen nachgezogen, die Lippen zu einem Ruß- mündchen geschminkt. Die meisten kannten einander. Man rief herüber und hinüber, wechselte die Plätze. Sie fühlte sich aus. geschlossen aus diesem Kreis. Ein dicker Mann rief durchs Megaphon:„Nur die Rechen 1 bis 6 schminken, die übrigen können so bleiben." Jeder sah nach der Nummer, die auf seinem Zettel vermerkt war. Aber auch die, die „so bleiben" konnten, schminkten sich. Man konnte ja nicht wisien, vielleicht wurde man vom Regisseur bemerkt, kam zu einer Graß- ausnähme. Man mußte gewappnet sein. Merkwürdig sahen sie aus mit den bleichen Masken, den hochroten Lippen, schwarz umränderten Augen. Lilli drängte sich unwillkürlich die Erinnerung an Mumien auf, die sie einmal im Museum gesehen hatte. Wie gemalte Leichen, dacht« sie. Was schrie der Mann da vorne schon wieder?„Alles in den Zuschauerraum zur Aufnahme. Plätze einnehmen." LAi saß zwischen einer Frau in blitzendem Pailettenkleid, mit hochrot gefärbtem Haar, und einem blonden Jungen in Smoking. Wie fein er aussieht, dachte sie, gar nicht wie ein Statist. Die Scheinwerfer werden postiert. Der Operateur guckt durch den Apparat.„Nein— auf einen anderen Platz. Nein— doch wieder zurück. Alles bereit zur Aufnahme!" Der Regisseur, ein kleiner, beweglicher' Franzose, erteilt seine Anweisungen. Der Hilfst regisseur macht den Dolmetsch.„Der Herr in Reihe 8. nein, nicht Sie, der andere neben der Dame in Grün, bitte zwei Reihen nach vorne neben die Dame in Rot . So!" Der große Filmschauspieler ist jetzt auch dazugekommen. Er sieht ganz anders aus als auf den Filmhotos. Lilli ist ein bisse! enttäuscht. Der Aufnahmeleiter er- klärt kurz die Situation:„Also: während einer großen Szene wird der Schauspieler wahnsinnig. Erst atemlose Still«, dann Unruhe im Publikum, zuletzt groß« Bestürzung. Probeaufnahm«— los!— Hall!— Mehr Unruhe. Die Erregung ist nicht deutlich genug." Der Franzose laust auf der Bühne hin und her, macht die Mimik und die Gesten vor. Nochmals!— Prob«!— Noch einmal, noch fünfmal. Endlich Aufnahme.—„Abblenden!" Während der Wahn- siunsszene gleitet der große Schauspieler aus und fällt hinten über.
Es war ein Unfall, nicht vorgeschrieben in der Rolle, aber es macht sich sehr gut. Die Aufnahme wird natürlicher. Als er umsank, stieß Lilli einen kleinen Schrei aus. Er hat sich ein wenig das Bein verstaucht, dadurch entsteht eine Pause. „Filmen Sie das erstemal?" fragt der blonde Junge neben ihr. „N... Nein." „Sind Sie beim Klub?" „Nein." „Wo haben Sie bisher gearbeitet?" „Bei... bei der Ufa, " stößt sie rasch heraus und merkt im selben Augenblick, wie ihr die Röte ins Gesicht schießt. „Ich bin eigentlich nur zufällig hier. Ich bin ja Edelkomparse." Das Wort klingt aus feinem Munde, alb ob er sagen würde: Prinz. „Als Edelkomparse verdiene ich natürlich viel mehr, 25 Mark, aber heute war ich frei, da nimmt man die Kleinigkeit eben mit." „Weiter— neue Szene." Das Publikum erhebt sich von den Plätzen und verläßt langsam das Theater. Probe— eins— zwei— dreimal— Aufnahme-- Eine halbe Stunde Mittagspause. Der blond« Junge geht mit ihr ins Restaurant. Sie bestellt ein« Suppe, und beim Zahlen begleicht er auch ihre Rechnung. Die Kleinigkeit spiele doch kein« Rolle—. Wie nett er ist. Wieder zurück ins Theater. Proben— Aufnahmen— Proben — Aufnahmen>—. Knapp vor Schluß plötzlich Nervosität unter den Statisten. „Was ist los?" Man hat gehört, für morgen werden wieder Zettel verteilt. Der Aufnahmelester brüllt durchs Megaphon:„Erste bis vierte Reih« hierbleiben, die anderen können weg!" Einige ver- suchen rasch, sich in die vorderen Reihen zu schmuggeln, die Gewiegten, die den Betrieb kennen, bleiben noch in den Zlusgängen stehen oder drücken sich in den Ecken herum— vielleicht— jedenfalls abwarten. Lilli steht folgsam auf und will fort. Ihr Nachbar hält sie zurück „Warten Sie noch!" Einige versuchen an den Mann, der die neuen Zettel vertestt, heranzukommen.„Bitte, mir auch einen."„Ich kann nicht, wir brauchen für morgen nicht so viele!" Als jeder der vom« Sitzenden seinen Zettel erhallen hat, bleiben ein paar Zettel übrig. Alles stürzt sich jetzt auf den Mann. Er hält die Hände hoch, sonst würde man ihm die Papiere entreißen. Man drängt, stößt den anderen zur Seit«, tritt sich gegenseitig auf die Füße. Es g-bt um zehn Mark! Lilli hat die Situation nicht so rasch erfaßt. Sie steht ganz hinten und versucht, durch diesen Kordon schreierider. ge- stikulierender Menschen hindurchzukommen. Da vorne, in der ersten Reihe, steht ihr neuer Kamerad. Er wird ihr sicher helfen, vorwärts zu kommen. Sie kann noch gerade einen Zipfel seines Smokings erwischen. Aber er dreht sich unwillig um und stößt sie mst dem Ellenbogen zurück. Lilli steht zuerst ganz fassungslos, dann macht sie kehrt und geht langsam zurück. Vor dem Ausgang dreht st« sich noch einmal um. Der Blonde schwingt gerade— triumphierend einen weißen Zettel in der Luft. „Wegen zehn Mark," sagt sie leise. Und zwei dicke Tränen rennen ihr über die Backen, als sie aus der Tür geht.
5Der&ifch mH der
In der Nähe von Innsbruck gibt es in einer wndschastiich prachtvollen Gegend«in alles Kloster, das Kloster Willen. Und die Sage berichtet in ihrer aus Dichtung und Wahrheit gemischten Sprach«, daß«inst ein Riese Heymo gelebt habe, den es nach einem wunderbaren Garten mit silbernen Bäumen und Aepfeln daran aus purem Golde gelüstete, den es in der Näh« gab. Leider wurde der Garten von einem Drachen bewacht, der nicht recht mit sich ver- handeln lieh, denn die Epoche des Parlamentarismus war damals noch nicht angebrochen. Für die Erlangung silberner Gärten mit goldenen Aepfeln, die ein Drache bewacht, gibt es jedoch ein einfaches Rezept. Man schlägt der. Drachen tot, nimmt das Gold an sich und ist überzeugt, auch noch ein gutes Werk getan zu haben— ein- Ueberzeugung, die von allersher die Leute beherrscht hat, die, wenn auch selber Räuber. einem anderen Räuber sein Gold abnehmen. Der Ries- Heymo handelte— so erzähll die Sage— nach diesem Rezept und zog sich nach vollbrachter Tat in den wohlverdienten Ruhestand zurück. Vorher aber erbaute er als Beweis seiner braven Gesinnung das Kloster Witten und schenkte ihm die Drachenzung- in einen silbernen Kasten, was ihm ja jetzt nicht weiter schwer fiel. Sowest die Sage. Fromme Mönche behaupteten später, das Kloster hätten sie selbst gebaut und nicht der Riese Heymo. Tatsach« war aber, daß die Drachenzunge von ihnen bewahrt wurde und der Silberkasten dazu auch. Später geschah es in schweren Zellen, daß der Kasten„dem schmeltztiegel hat müssen eonseerieret(gewecht, im Sinne von geopfert) werden, so daß dieses drakenhöltumb in einem blos helzernen Futteral" liegen mußte. Dann ging auch die Drachen- zunge verloren, fand sich aber wieder an und geriet in die Hände moderner Gelehrter, die in ihren Abhandlungen feierlich verkündeten, dies« Drachenzunge des Klosters Witten sei natürlich keine Zunge und noch weniger die eines Drachen,' sondern das Rostnim eines XipKi»? gladius. Das Wort„Xiphias glartius* bedeutet zu deutsch „Schwert der Schwerter" und ist der wissenschaftliche Name eines großen bösen Fisches, den man auch Schwertfisch nennt.„Rostrum" heißt wisien- schaftlich die verlängerte und verhornte Oberlippe dieses Fisches, also sein Schwert. Mit der Romantik der Geschichte scheint es nun nichts zu sein. Das Schwert«Ines bekannten Fisches, wahrscheinlich seinerzell von einem Pilger mit der dazugehörigen Sage mitgebracht— was hat da» schon auf sich. Die Seeleute behaupteten allerdings, daß der Schwertfisch«in ganz gefährlicher Bursche sei und ein Kaknpf mit ihm mindestens so gefährlich wie«in Kampf mit einem Fabel ungeheuer, die Wissen- schaft aber hielt lange nichts davon. Womll sie ja auch zweifellos recht hatte, denn e- kwt zu allen Zeiten Leute gegeben, die unb?- standen« Abenteuer ni-di> schrieben, von Pedro FernanteZ de Outtos. der 1605«ine unbedeutende Südseetnfel zum„großen Süd» kontinent" erklärt«, von dem man damals fabelte, bis zu de» eh«»
maligen FilmhilfsreMeur Herkt, der jetzt von wilden Filmabenteuern im Innern Afrikas erzählt, das er nie gesehen hat. Im Falle„Schwertfisch" hatten die Seeleute aber recht, das sah man langsam ein. Es ging ziemlich langsam, das stimmt, aber die Wissenschaft war dabei unschuldig. Es gibt nämlich außer dem Tiphias noch zwei andere Meertiere, die sonderbare Oberkiefer- Verzierungen haben, den Sägefisch aus der Familie der Rochen und den Narwal, ein Seesäugetier. Beim Narwal ist das Wunder ein schraubenförmig gedrehter Zahn, der ein Drittel so lang wird wie das ganze Tier. Er konnnt nur dem männlichen Geschlecht zu und dürft« also wohl«in Gejchlechtsabzeichen ohne weitere Funktton fein. Beim Sägefisch ist es die bekannte Säge, deren Zweck unklar ist. so daß man auf Tangabreißen mit ihrer Hilfe rät. Mancher See- mann hatte aber im heimallichen Hafen unter freundlicher Unter- stützung diverser Grogs erzählt, wie das Ungeheuer mit seiner Säg« sein gutes Schiff angesägt hatte und wie der Narwal mit seinem Spieß Rammsport gespielt hatte. Und wie als Dritter im unheim- lichen Bund« der Schwertfisch sich als lebender Törpedo bewährt hatte. Da war es wirklich nickst leicht, einwandfrei festzustellen, daß Narwal und Sägefisch harmlos waren, der Schwertfisch aber nicht. Schon seine Größe und die Art des Beutemachens läßt ver- Muten, daß man nicht unvorsichtig mit ihm umgehen soll. Das fünf Meter lange Tier stürzt sich in einen Schwärm kleinerer Fische, haut mit der scharfen Lanze rücksichtslos um sich, bis alles im Blute schwimmt, und beginnt erst dann sich zu sättigen. Daß er bei dieser Angrisfeweise auch versehenilich an Boot« gerät, ist nicht unwahrscheinlich und auch schon öfter vorgekommen. Der Zoologe Pechuel-Loesche entging dem Tod« mll genauer Not, als ein Schwertfisch nicht nur seine Lanze, sondern auch noch einen ganz erheblichen Test des Kopfes durch den Boden des Fahr- zeuges rannte. Bei einem anderen Ruderboot brachte es schon ein kleiner Tiph'as fertig, mit einem Hieb durch beide Seitenwände zu stoßen, das Bein des Ruderers, das sich in der Schußlinie b�sand, mußte mit daran glauben. Die enorme Kraft des Stoßes wttkt auch bei größeren Schiffen noch. Einem allen englischen Kriegsschiff wurden 2,5 Zenttmeter Außenverschalung und 7,5 Zentimeter Plank« durchstoßen. Das Schwert drang dann noch 11 Zenttmeter tief in einen eichenen Pfosten ein, wo es schließlich abbrach. Einem Walsischfänger zerstörte ein Schwertfisch ein gefülltes Tranfaß im Lagerraum, das Faß aber stand hinter 2,5 Zentimeter Verschalung mit Kupfer- beschlag, 7,5 Zentimeter Planke und 30 Zentimeter Querbalken aus Eichenholz! Tatsache ist auch, daß solche Angriffe nicht immer Zufälle sind, in einem genau bekannten Falle unternahm ein großer Schwertfisch einen Rammstoß, nachdem er sich von einer zu anderen Zwecken ausgehängten Angelleine losgerisien hatte. Diese Geschichte hatte sogar«och«in gerichtlich«» Nachspiel, da du Versicherungsgesellschaft
sich erst weigerte, die Reparatur des schwer lecken Schiffes zu be- zahlen. Unsere Technik pflegt, wenn ihr wieder eine Erfindung gelungen ist, in der Natur«ine Parallele zu entdecken, von der sie vorher nichts gewußt hat. So ist auch der Xiplüas giacliu««ine Parallele zum Unterseeboot, die Jahrtausende lebte, bevor man es erfand und zur Zerstörung von Schissen verwendete. Es sind aber viele Schiffe schon spurlos verlorengegangen, seitdem die Menschheit Seefahrt treibt. Bei den meisten werden Stürme, Klippen und wild« See die Schuld tragen. Ausgeschlossen ist ober nicht, daß auch schon ein- mal ein Leck den Untergang verursachte, hervorgerufen vom Ramm- stoß eines» wütenden Schwertfisches. Willv Lcv. 3)ie S6ukunfi der Slekirisitäi Die Entwicklung der Technik, insbesondere der Elektrotechnik, in den letzten Iahren hat eine derartige Sturmgeschwindigkeit ange- nommen, daß die menschliche Phantasie schon hier und da nicht mehr Schritt halten kann und Dinge unversehens zur Tu-sachc werden, an die auch der genialste Schreiber von Zukunftsromanen nicht zu denken wagte. Vergegenwärtige» wir uns beispielsweise den Fort- schritt der Radiotechnik, der, bei Lichte betrachtet, ja eigentlich direkt unglaublich ist. Hätte jemand vor dreißig Jahren der Allgemeinheit den Rundsunkapparat begreiflich machen wollen, der heutzutage zu jeder Wohnungseinrichtung gehört, hätte er behauptet, daß es mög- lich sei, sich von Berlin aus mst irgend jemand in Sydney über den Aether hinweg zu ulsterhallen, so wäre er wohl in eine Irrenanstalt interniert worden. Und jetzt ist das Fernhören eine selbstoerständ- liche Sache. Noch erstaunlicher ist die Entwicklung des Fernsehens. das noch vor zwei Iahren als Utopie angesehen wurde. Während sich noch die Witzblätter mit dieser anscheinend unmöglichen Sache beschäftigten, stand schon der erste Versuchsapparat in Schenectady im Zauberlaboratorium der General Eleettic Company fix und fertig da. und die ersten primitiven Bildübertragungen waren bereits ge> lungen. Mittlerweile ist der Bildrundsunk bereits zur Tatsache geworden, und in etwa zwei Iahren, vielleicht noch früher, wird der Fernseh- apparat seinen triumphierenden Einzug in das bürgerliche Heim halten. Man sollte sich über die Bedeutung dieser Tatsache klar werden, die ejnen geradezu ummälzenden Einfluß auf die Kultur, die Ideenwell und die Einstellung der gesamten Menschhest gegen- über den großen Wellproblemen ausüben wird. Die Uebertragung von Filmen und Theateraufführungen ist ja nur ein Anfang: in kurzem werden wir vom Lehnstuhl aus Nordpolexpeditionen und Reisen durch den südamerikanischen Urwald mitmachen, werden Augenzeugen von Vulkanausbrüchen und Schlachten sein, werden die höchsten Schichten der Atmosphäre und den Abgrund der Tiefsee kennen lernen. Wir werden Dinge sehen, die noch keines Menschen Auge vorher betrachtete; und die Wirkung auf unser Geistesleben kann in ihrem ganzen Umfange heute noch gar nicht übersehen werden. Angesichts dieses sich überstürzenden Fortschritts, dieser un- geahnten Entwicklung drängt sich einem förmlich die Frage auf: Was kommt nun? Welches Göttergeschenk können, wir als nächstes von der Elektrotechnik erwarten? Die Antwort ist eben so einfach wie naheliegend. Wir befinden uns in der Aera der drahtlosen Welle, und es ist nur logisch, daß die Weiterentwicklung der Dmge sich auf diesem Gebiete vollziehen wird. Die Uebertragung von Ton und Bild ist bereits gelungen; das nächst« Problem, das zu lösen sein wird, ist die Uebertragung von Kraft aus drahtlosem Wege, der drahtlose Betrieb von Schwachstrom- und Starkstrommaschinen und-apparaten, und in erster Linie: Das drahtlose Licht. Aber schon wieder sind die Geschehnisie dabei, die Prophezeiung zu überholen. Während wir noch kaum an die Möglichkeit glauben wollen, erstrahlt bereits im Laboratorium von Schenectady , von wo neuerdings jeder technische Fortschritt seinen Ausgang zu nehmen scheint, eine gewöhnliche elektrische Glühbirne in vollem Lichte, ohne daß sie mit irgendeiner Leitung verbunden wäre;«ine Wurst kocht in einer frei im Räume an einem Draht aufgehängten Glasröhre; Spiegeleier werden in einer Glasröhre hergestellt, ein Apfel wird an einer Drahtantenne durch und durch gebraten, und durch andere Anordnungen werden Speisen gebacken, Wasser gekocht, ohne daß irgendeine Wärmequelle erkennbar wäre. Aber das Frappierendste, was dort zu sehen ist, ist ein elektrischer Lichtbogen, ein künstlicher Kugelblitz, der plötzlich auf einer Metallstange erscheint, einen Funken- regen von geschmolzenem Metall um sich schleudert und die Stange schmilzt, wie dies der beste Schweißapparat nicht schöner tun könnte; ein elektrischer Bogen, der Tausende von Voll verkörpert und schein. bar ganz von selbst entsteht. lind was bewirkt diese unfaßlichen Wunder? Eine sechzig Zenti. meter hohe und fünfzehn Zentimeter breite Radioröhre, die ganz un- schuldig in«stier Ecke steht, als ob sie mit all diesen erstaunlichen Dingen nichts zu tun hätte. Diese Röhr« aber kann mehr als ihre Kolleginnen; fünfzigmal mehr als die bisher hergestellten Kurz- wellenröhren. Sie straht durch eine Antenne auf einer Wellenlänge von sechs Metern eine Leistung von ganzen fünfzehn Kilowatt in den Raum, sie sendet die Kraft von zwanzig Pferden durch die Luft; in anderen Worten, sie löst das Problem der drahtlosen Kraflüber- tragung. Die Versuche in Schenectady sind nur ein Ansang, und Kraft- sender und-empfänger stehen im selben Raum; aber wir wissen bereits aus Erfahrung, wie rasch es jetzt vorwärts gehen wird. In wenigen Jahren können wir vielleicht schon, befreit von Kabeln, Leitungen, Strippen und Steckdosen, all die tausendfältigen Ma- schinen und Apparate in Betrieb setzen, die uns die Elektrotechnik beschert, gleichviel ob wir uns zu Hause, aus freiem Felde oder am Nordpol befinden. Elektrisches Licht, elektrische Wärme, elektrische Kraft wird uns auf Schritt und Tritt zur Verfügung stehen, und wir werden mir zu bald das barbarische Zeitalter der Drähte ver- gesien haben. Dopper. Ein Fisch von klassischem Ruf. Thunfische von den riesigen Ausmaßen des Fisches, wie einer kürzlich bei Parmouch ins Netz ging, gelangen nur gelegentlich einmal an die englische Küste. Der Thunfisch gehört zu der großen Familie der Makrelen und erlangt zuweilen ein Gewicht von dreiviertel Tonnen Es ist ein Fisch aus altehrwürdigem Geschlecht und darf sich einer klassischen Geichichte rühmen, denn In der griecbilchen Literatur sind die Stellen nicht selten, an denen des Thunfisches gedacht wird. Im Aegäischen Meer, ihrer eigentlichen Heimat, schwimmen die Fische in großen Schwärmen und werden in einem langen Netz geiangen, in das der Schwärm durch Lanu getrieben wird Riesen, wie der bei England gefangene Thunfisch, erfreuen sich bei ihren kleineren Genosien keiner Beliebtheit und sind gezwungen«m einsames Leben zu führe».