Anfälle im Bergbau. Erhebliche Steigerung»m Linterts, bau. Im„Deutschen Reichs- und Preußischen StcmtZdnzeiger* wurde kürzlich die vorläufige Unfallstatistik des preußischen Bergbaus für das 2. Vierteljahr 1929 veröffentlicht. Nachgewiesen werden für die einzelnen Bergbauzweige, im Steinkohlenbergbau auch für die Bergbaubezirk«, die insgesamt vorgekommenen Unfälle(mit einer Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen) und davon befonders die tödlichen und, für den Steinkohlenbergbau, die mit einer Ar- beitsunfähigkest von mehr als vier Wochen. Diese Statistik ergibt folgendes Bild(die Zahlen des Vorvierteljahres find in Klammern beigefügt): Insgesamt ereigneten sich 30 SS7 Unfälle(31 725), von denen 243 tödlich waren(292). Die tödlichen Unfälle oerteilen sich (wie im Dorvierteljahr) zu 81 Proz. aus den u n t e r t ä g i g e n Betrieb, zu 5 Proz. auf die Tagebaue und zu 14 Proz. auf die Tagesanlagen. Im Steinkohlenbergbau entfielen auf 1900 Mann der Beleg- fchast: 56,6 Unfälle insgesamt(58,3), davon 0 4 tödlich(Och) und 16ch mit einer Arbeitsunfähigkeit von mehr als vier Wochen(17ch). Die einzelnen Unfallrenten waren, gemessen an den töd- lichen Unfällen unter Tage im gesamten Bergbau, folgendermaßen beteiligt: 1) Stein- und Kohlenfall...... 44,7 Proz(46,4 Proz.) 2> in Schächten und einfallenden Strecken 34,5„(28,7„) 3) in söhligen Strecken und im Abbau. 15ch„(17,7„) 4) durch Sprengstoffe....... 1,5„(1,7..) 5) durch Gase Und Kohlenstaub... 3,0 ,.( 3,0„) Bei Ziffer 2 und 3 handest e« sich hauptsächlich um Unfälle bei der Fahrung und Förderung.
f
Kongreß für Gewerbehygiene. Oie Fabrikspeisung. Heidelberg , 18. September. Auf der Jahreshauptversammlung der Deutschen Gesell- schaft für Gewerbehygiene wurde als hauptverhandlungs- thema die Frage„Die F a b r i t f p e i f u n g" behandelt. Zu diesem Thema hatte der hyoieniker der Universität Heidelberg , Professor Dr. Gotschlich, ein Referat über„Die wissenschaftlichen Grund- lagen der Volksernährung" übernommen. Sodann sprach zu dem Thema Gewerbemedizinalrat Dr. G e rb i s, Berlin , über„Aerzt- liche Probleme der Fabrikspeisung". Als letzter Referent berichtcte Dr. Reutti, Berlin , über„Praktische Maßnahmen zur Durch- sührung der Fabrikspeisung". Mit einer ausführlichen Aussprache schloß die Behandlung dieses hauplthemas. hierauf begannen kurze Berichts über neuere Beobachtungen und Originalarbeiten auf gewerbehygienischem Gebiete, durch die den Kongreßteilnehmern ein Ueberblick über wichtige aktuelle Fragen des gesundheitlichen Arbeiterschutzes gegeben wurden. Es wurden hierbei u. a. folgend« Fragen behandell: Entwicklung von Lehrlingen; quecksllb erfreie Beizung in der Haarhutindustrie. Be° kämpfung de? Milzbrandes; arbestsphysiologische Probleme der Arbeit im Sitzen und im Stehen; Kohlenoxydvergiftung; Hygiene m Tiefdruckereien: Verchromungsanlagen; Arsenwasserstoffoergtstung; Bleivergiftung; Lärmbekämpfung: gesundheitliche Schädigungen ver- schiedener Art; hygienische Gestaltung von Filmaufnahmen u. dergl. An die Jahreshäuptoersammlung der Deutschen Gesellschaft für Gewerbehygien« schlössen sich die Veranstaltungen einer Aerztlichen Jahrestagung mit dem hauptverhandlungsthema„Die Behandlung der gewerblichen Berufskrankheiten" und eines allgemeinen gewerbe- hygienischen Vortragskursus für das südwestdeutsch« Industriegebiet.
Buchdrucker fordern Arbeitslosenschuh. 25 Mark Sonderuntrrfiühung für Berliner Ausgesteuerte. Di« Notlage der Arbeitslos«, und der Kampf der freien Ge- werkschaften um die Arbeitslosenversicherung bildeten den Haupt- punkt der Tagesordnung einer stark besuchten Generalver- sammlung der Berliner Buchdrucker am Dienstag abend im Bewerkschaftshaus. Nach einem mit Beifall aufgenommenen Vortrag des Sekretärs des ADGB. , Genossen Spliedt, über den von den Unternehmern geplanten Generalangriff auf die Sozial« Versicherung wurde folgende Entschließung gegen wenige Stimmen angenommen: „Die Generalversammlung des Verein? der Berliner Buch- drucker und Schriftgießer protestiert entschieden» gegen den Abbau und die Verschlechterung der Ar- beitslosenoersicherung. Die Funktionäre wenden sich gegen die Vorschläge des Reichsrats und die Hetze der bürgerlichen Presse. Es ist nicht tragbar, daß infolge von Naturereignissen, wie es der außergewöhnlich harte und langandauernd« Winter war, und unter Vorgab« von Mißbräuchen beim Bezüge der Ar- beitslofenunterstützung die Arbeitslosen der kümmerlichsten ExistenMittel beraubt werden. Die Funktionäre erklären ein- mütig, daß sie alle Verschlechterungen zurückweisen. Sie ver- langen von ihren Vertretern in den Parlamenten und Instanzen, daß sie mit aller Energie und mit ollen zu Gebote stehenden Mitteln für die Opfer der heutigen Wirtschasts» weife eintreten. Ferner bewies die Generaloersammlung praktische hilfs- bereitfchaft durch materielle hilf« für die Arbertslosen. Auf ein- stimmigen Beschluß wird allen arbeitslosen Mitgliedern, die bis zum 21. September ausgesteuert sind, ein« Sonderunter» stützung von 25 Mark ausgezahlt. Der Geschäftsbericht des Gauvorsitzenden Braun spiegelte die Arbeitslosigkeit im letzten Quartal wider, die nicht mehr nur eine Konjunkturerscheinung, sondern in erster Anie «ine Folge der Rationalisierung im Buchdruck- gewerbe ist. Don rund 15 700 Mitgliedern sind fast 170 0 arbeitslos. Zu den Maßnahmen des Gauoorstandes zur Linderung langanhallender Arbeitslosigkeit gehören die bereits durchgeführt« Einbeziehung des Buchdruckgewerbes in die Krisen- fürsorge. lieber Verlängerung der Unterstützungstmue, wird verhandelt. Dem Buchdruckergesangoerein„T y p o g r a p h i a" werden aus Anlaß seines öOjährigen Bestehens 5000 Mark als Ehrengab« überwiesen. Als Kandidaten für die Wahl von drei Beisitzern für den Derbandsvorstand wurden von der Amsterdamer Gewerkschaftsrichtung Bruno Kretschmer, Karl Krüger, Lrtur Petzold. Otto Pieper und Alfred Schulze aufgestellt. Die Urwahl erfolgt in der nächsten Woche. Reichspräsident von hindenburg hat heute vormittag Berlin oerlassen, um«inen etwa 14tägigen Erholungs- und Iagdaufenthalt auf dem Lande zu verbringen.
Zerieniage eines freien Schriststellers.
Von Friedrich Natteroth.
Ich habe zu meiner Frau gesagt: „Anny, also von morgen ab beginnen unsere Ferien. Es ist zwar schon etwas spät im Jahr, aber das Wetter ist noch sommerlich. Ich bewillige uns vier Wochen." Meine Frau hat nichts gesagt, was eigentlich viel schlimmer ist, als wenn sie etwas gesagt hätte. Sie wäre so gern einmal an die See, ich in den harz gefahren. Abends im Schlafzimmer sagte ich: „Jetzt beginnen wir unsere Ferienreise. Du weißt, in der Nacht reist es sich bei der Hitze besser als ain Tage. Du wirft von der Ostsee träumen und ich von Schierke . Ich fühle schon ganz deutlich. wie die Tannen über mir rauschen und dann— dieser herrliche Ozon. Merkst du es nicht?" Meine Frau wandte mir den Rück«,, sie tat. als od sie bereits schliefe. Aber nach einem Weilchen begann sie davon zu sprechen, daß ich mir zum Anzug eine zweite Hose taufen müßte. Die aste Hose frans« berests aus. auch bekäme sie die Flecken nicht mehr heraus. Ich schämte mich, daß ich Fleckenwassergeruch mit Tannen- duft verwechselt hatte und fand zuletzt diese falsche Illusion uner- träglich. Wir gerieten in Streit, ob die Schlafzimmerfenster ge- öffnet werden sollten oder nicht. Ich war dafür, wenigstens für die Zeit unserer Ferien. Mein« Frau behauptete, ich wäre verrückt; von Ferien merke sie nichts. Auch könnte sie unmöglich bei dem Geräusch auf der Straße«inschlafen. Ich bewies ihr, diese Geräusche wären die richtigen, denn sie gehören unbedingt mst zu einem Ferienaufenthalt. Auf dem Lande jaulen die Hund« auch die ganze Nacht, und morgens um drei Uhr beginnen bereits die Hähne zu krähen. Sie wisse das doch von ihrem Besuch bei Tante Amalie, an einen Schlaf ist da nicht zu denken. Wir reißen also alle Fenster der Wohimng auf, damit ein tüchtiger Durchzug entsteht und schlafen uns tüchtig in die Ferien ein, wenigstens ich. Ich bin in dieser Nacht, weiß Gott wo, in Spitz- bergen und erlebe das große Wunder der Mitternachtssonn«. Man muß mir die große Wunschkraft besitzen, dann erreicht der Mensch alles, was er will. Morgens um vier Uhr hatten ww bereits unser erstes Ferienerlebnis. Wir werden durch einen Spek- takel wach, der im Fenster entsteht. Da sitzt ein Spatz auf dem Fensterbrett und schimpft und schilpt zur Stube herein, bis wir ihm drohen und ihn verscheuchen. Dabei entdecken wir auch die Ursache seiner Erregring: ein Spatzenjunges hat sich im Schlafzimmer unter das Bett verflogen. Meine Frau erklärt, es wäre meine Pflicht, unter das Bett zu kriechen und das Tier zu fangen. Ich protestier«,
denn sie weiß ebenso wie ich, daß ich bei meiner Fülle nicht um... die niedere Betsstatt gelange, während es meiner Frau bei etwas Nachhilfe schon besser gelingt. Derweilen aber schilpt und piepst dos Junge unentwegt weiter. Meine Frau unterm Bett schimpft auch, daß ich ihr blaue Flecke drücke, und wie wir uns bemühen, aus dieser unhallbaren Situation zurückzufinden, werfen wir den Apollo von Belveder« vom Ständer, der mir schon lang« ein Dorn im Aug« war. Von dem Gepolt«? werden nun auch die Kinder wach, die sich an der Jagd nach den, kleinen Vogel beteiligen. Die Leute unter uns klopfen an die Deck«. Endlich haben wir ihn gefangen. Ich sag«'„Weißt du, mein Schatz, vor 20 Iahren wäre dieser Bogel bestimmt«ine Nachtigall gewesen. Du verstandest dich damals besser auf das Fangen!" „Ach was, laß ihn fliegen!" sagt meine Frau. Die Kinder pro- testieren, sie wollen erst noch ein bißchen Spaß haben. Ich schlage vor, daß wir abstimmen, denn ich bin dafür, daß wir ihn als „Taube auf französisch« Art" auf den Tisch bringen. Der Dorschlag wird von ollen entrüstet abgelehnt. Der Spatz flattert also wieder zur Stube hinaus und wir bücken in bloßen Hemden und barfuß aus den Fenstern ihm nach. Die Sonn« kommt eben über dem Dach hervor. Wir sehen zu, wie die Spatzenmutter auf dem gegenüberliegenden Balkon erst das Junge schilt, dann es füttert und zuletzt ibm gütlich zuredet. Worauf sie mit ihm noch dem heimischen Nest unter der Dachrinn« fliegt. „Genau wie auf dem Lande!" sage ich. Am Nachmittag des ersten Ferientages Hot meine Frau und ein Kind Mandelentzündung durch dos Aarfußstehen am Morgen be- kommen. Sie gurgeln und kühlen. Aber in schwierigen Augen- blicken findet meine Frau immer den rechten Humor.„Genau wie auf dem Lande!" sagt sie. Am zweiten Ferieniage beschaffe ich mir Attest«, Medizin und einen Arzt. Abends lese ich meiner Frau aus Heines Werken„Die Nordsee" und„Die Horzreise" vor, wobei unser beider Wunsch nach der Ferne zufriedengestellt wird. Am dritten Ferientag« lasse ich mir als freiwilliges Mitglied der Ortskrankenkasse einen Zahn ziehen. Am vierten Tag steht meine Frau auf und ich lege mich ins Bett, weil mein« Backe geschwollen ist. Wir wärmen mit heißen Sandsäcken, auch habe ich Komillenduft im Munde wie auf dem Lande. Ant zehnten Tag meiner Ferien stehe ich auf und schreibe dieses Feuilleton. Weil einem müden und abgedroschenen Schrifssteller immer die besten Gedanken in einem Ferienaufenthost kommen.
Zwei amerikanische(Schlager. Schauburg. Das muß man den Amerikanern lassen, sie verstehen den Film volkstümlich aufzuspielen. Sie wenden sich an die primitiven Instinkt« und langweilen die Leute nicht mst ausgetlügesten Sachen. Wir freilich möchten«ine andere Volkstümlichkeit, einen anderen Gehalt und andere Vorzeichen. Aber in der Art, wie sie so einen handgreiflichen Film anpacken, könM«n wir von ihnen nur lernen. Da ist zunächst Tom Mix , bei uns ebenso populär wie drüben, in einer neuen Rolle(„D er Sohn des goldenen W e st« n s"). Immer wieder hat man sein« Freud « an den braoou- rösen Künsten, er restet wie das llngewitter, ist ein Meister in allen Finten und Halsbrechereien. Diesmal kommt er uns historisch als Postrester, der im fernen Westen es mst einer ganzen Band« von Banditen auszunehmen hat, die der von ihm überbrachten Post nachstellen. Vergnüglich ist es mit anzusehen, wie die Amerikaner um des Effektes willen sich selber blohstellen; daß die Post geplündert und dabei so und so viele Menschen getötet werden, das scheint dort vor 60 oder mehr Iahren etwas Alltägliches gewesen zu sein. Aus sein« Art ebenso volkstümlich sst Louis W o l h« i m, den wir schon von verschiedenen anderen Filmen her kennen, ein Kraft- ierl mit der eingeschlagenen Nase, wie ihn Rodin und vor diesem längst die Antike bereits gestallet haben. In„Kamerad S l a g" kommt er uns von der sentimentalen Seite. Wegen seiner Tapser- keit ausgezeichnet, kehrt er aus dem Krieg zurück und beginnt seine Friedenstätigkeit in seinem Heimatnest mst einem erfolgreichen Einbruch. Das Geld verwendet er, um seinen wieder entdeckten Scchn in ein« Militärschul« einzukaufen. Rührend ist das Verhüll- nis von Dater und Sohn gezeichnet. Väterchen wird dem Jungen zuliebe Stallknecht in dessen Schule, gibt das Sausen und Stehlen auf und gibt sich ihm erst zu erkennen, als er im Kampf mit ehe- maligen Spießgesellen tödlich verwundet ist. In diesem Film wird gleichzellig nicht nur die aufopfernde Vaterlieb« gefeiert, sondern vor allem auch Onkel Sams herrliches Militär. Di« Pest des Militarismus scheint danach drüben heut« ebenso verheerend zu grassieren wie früher bei den Preußen. Ein entzückender Junge, gekennzeichnet durch seine Sommersprossen, ist Junior C o h l a n. Sotsseidank keine Nachahmung von Iackie Coogan, sondern Eigen- wuchs. r. „Oer 13. Geschworene." primus-palast Den 13. Geschworenen bekommt man nur im Titel zu sehen, denn im Film selbst kommt er nicht vor. Dieser hat ein unmögliches Manuskript, das widepspruchslos ertragen wird, weil das Publikum sich augenblicklich machtlos gegen di« Kriminalfilmseuch« dünkt. Ein Rechtsanwalt, der romantische Beziehungen zur Unterwelt hat, spiell vor Gericht Komödie. Er appellier» derart wirkungsvoll an die Tränendrüsen, daß er stets Freisprüche erzielt Per Zufall aber wird er selbst zum Totschläger und sein Freund gerät dieser- halb in Mordverdacht. Da gelingt es ihm nicht, oen Unschuldigen zu retten. Endlich gesteht der Rechtsanwalt(dessen Schweigen völlig unerklärlich sst), und wird freigesprochen. Es scheint so, als ob jeder Regisseur heute erst sein« Eignung für den Kriminalfilm erbringen muß. um von der Industrie über- Haupt beschäftigt zu werden. Edward Laemmle wirkt durch Theaterefsekt«, die durchaus kein Leweis für wahres Filmkönnen sind. Bei Francis Buschmann, dem Advokatestdarsteller, bemerkt man die Schmink« und die Mach« und man wird verstimmt. Grauen erregend ist Martha M a t o x al» Hausdame. Sogar für Nervenstarke geht immer von dieser Frau ein gewisses Gruseln aus. das sich die smarten Amerikaner für besondere Schauerszerxn zu sichern wissen._«. K Die Ausslelluna„Toni und Xanjfof.üm" in der Staatlichen Kunllbibliotbet wird bis Ende Lliob r verlängert. Tie ist um Kostüm-Aqu-rrelle von OStar Schlemmer(BaubauS) und Sntwüife von Steian Seböck und Moholy-Nagy zu der Frage„Tanz und Theater« bereichert worden.
Zluif seinem Landsitz im oberfränkischen Pretzfeld ist der Maler Eurt Herrmann im 76. Lebensjahr gestorben. In Berlin hat er geschlossen zum letztenmal 1921 bei Cassirer ausgestellt; einzelne Bilder von ihm hat man vielfach und an manchen Stellen gesehen. Immer waren es Blumen, Landschaften, mst Vorlieb« winterlich« Schneemotio« und Interieurs, die durch ein« sehr eigene Handschrist und leuchtend« Farbenpracht entzückten. Mehr gehauchte Disionei. von schönen Dingen als Abbilder, in«in«? Technik gemalt, die von der spätesten Entwicklung des Impressionismus herkam, dem Pointillismus der Seurat und Signat. Neben Paul Baum war Herrmann der einzige Maler in Deutschland , 0er sich dieser schwierigen und in ihrer Wirkung beschränkten Malweis« bedient hat. Anfangs hat der(am 1. Februar 1854 in Merseburg geborene) Künsfler, Schüler von Slefseck in Berlin , dann von Lindenfchmit in München , in solider,.fast altmeisterlicher Technik Bildnisse gemalt. Die große Wandlung setzte mit feiner Uebersiedlung nach Berlin 1893 ein, wo er der Sezession angehört«" als eins ihrer fortschrittlichsten Mitglieder. Sein« seit mehr als dreißig Iahren entstandenen Ge- mälde sind von hohem dekorativem Reiz, dank ihrer Schönsarbigkeit und der ausgezeichneten Fleckenverteilung: letzte Ausläufer der impressionistischen Bewegung, di« mit Curt Herrmann «inen ihrer begabtesten und liebenswürdigsten Vertreter verloren hat Dr. Paul F. Schmidt.
Nie modernste Bühne der Welt. Der Umbau des Münchener Staatstheaters, mit dem bekanntlich schon vor zwei Iahren begonnen wurde, hat durch den Beginn der Winterspielzeit«ine neuerliche Unterbredjung erfahren. Man hofft jedoch, denselben 1931 fertiggestellt zu haben. München hat dann di« modernst« Bühne der Welt. Die neue Bühne wird als versenkbare Doppelbühne hergestellt, die außerdem eine groß« Hinterbühne hat, die durch einen eisernen Vorhang von der eigent- lichen Spielbllhve getrennt ist. Die ausnutzbare Gesamttiefe der Bühnen wird sich auf 60 Meter belaufen. Auf zweien von den vier ziemlich gleich großen Bühnenflächen, die in zwei aufeinander- liegenden Stockwerken vorhanden sind, kann abwechselnd gespielt und auf den jeweils zwei freien die Dekoration aufgebaut werden. Die Gesamtunkosten des Umbaues werden auf etwa IM Millionen Mark veranschlagt. Ein neues Gist. Das Geheimnis eine» tödlichen Giftes, das von einem bisher anbekannten Bazillus ausgeschieden wird, wurde kürzlich durch einen Vortrag von Professor Leonard Hill, dem Direktor der Abteilung für angewandte Physiologie des Londoner Nationalinstituts für medizinische Forschung, enthülst. Der Forsch«? oerbreitet« sich aus- führlich über die ungewöhnlich starke Wirkung des Gifte«, lehnt« es ober vorerst ab, auf Namen und Art de» gefährlichen Bazillus näher einzugehen. Er begnügte sich mit der Erklärung, daß ein klein«? Teelöffel dieses Giftes genüge, um einer Million Menschen den Tod zu bringen. Hill sagte u. a.:„Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf einen gewissen Bazillus lenken, der namenlos bleiben muß, der aber leicht zu kustivieren ist. Wenn Menschen für das von ihm ausgeschiedene Gift so empfindlich sind wie Meerschweinchen— und es besteht kein Grund, daran zu zweifeln— so ist die Tatsache festzustellen, daß «in Gramm, d. h. ein kleiner Teelöffel des getrockneten Giftes genügt, um«ine Million Menschen zu töten. Di« Giflwirkung erfolgt durch Einatmen oder durch die Berührung des gisthastigen Staube» mit den Augenschleimhäuten. Was kann uns unsere ganze Krieg?« rüstung nützen, wenn Menschen es sich einmal angelegen sein lassen. «in solches Gift zu präparieren und oermittels Flugzeugen zu ver- breiten'? Ist«s nicht an der Zeit, die enormen Summen, die wr für die Kriegsrllstung ausgeben, lieber dazu zu verwenden Krankheitsverbreitung einen Damm entgegenzustellen?"