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Sonnabend

21. September 1929

Unterhaltung und Wissen

Arthur Berger: Weiße Jagd

Unser Eislotse kam die Treppe herab und rief nur das eine

Wörtchen: Hvidbjörn!"( Eisbär) in unsere Kabine.

Das Fangboot war bald flargemacht, wohlbewaffnet ftiegen wir ein, galt es doch zum erstenmal, auf ein so starkes Wild zu jagen.

Inzwischen behielten wir die Bären immer im Auge. Sie waren inzwischen über die weite Eisfläche gekommen und näherten fich dem Rande, um auf Seehundsjagd zu gehen, denn hier und da lag einer diesen feisten Gesellen faul auf dem Eise. Fast lautlos glitt unser Boot dahin, dem Packeise zu. Endlich war es erreicht. Ohne Bedenken sprangen unsere erfahrenen Eisleute auf die Schollen, und auch uns blieb nichts anderes übrig. 3war betraten wir mit einigem Zögern den recht schwanken Boden, und hätten uns nicht die Bären gelockt, wir würden es uns wohl dreimal überlegt haben. Ewig tanzten die Schollen im Taft der Wellen, knirschend rieben sie sich aneinander. Bald öffnete sich ein Spalt, und nur durch einen gehörigen Sprung war die nächste Scholle zu erreichen; wehe, wenn man zu kurz sprang! Da trat ein Moment ein, der mir unvergeß­lich bleiben wird: Die Bären eräugten uns, aber anstatt zu fliehen, hoben sie windend ihre schwarzen Nasen ein wundervoller An­blick-, und dann tamen fie in großen Schritten geradeswegs auf uns los aus den Anpirschenden waren mit einem Schlag die An­gepirschten geworden. Wir wollten sie möglichst nahe heranlassen, unser Eislotse sagte aber, als fie noch etwa fünfzig Schritt entfernt

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waren, nun müßten wir schießen, denn sonst würden die Tiere ver mutlich ins Wasser gehen, unter den Schollen wegschwimmen.

Wir waren vom Anblick zweier auf uns heranschreitender Bären so gefesselt, daß wir uns taum zum Schuß entschließen konnten. Ein dringend mahnendes: Schießen!" von seiten des Eislotsen schreckte uns auf, und faft gleichzeitig fielen die Schüffe. Der erste, stärkere Bär lag im Feuer, war aber sofort wieder hoch und flüch tete dem sich blitzschnell wendenden zweiten nach. Dieser Empfang war doch zu unfreundlich gewesen. Schon im nächsten Augenblid befam er eine weitere Kugel, deren Einschlag als blutigroter Fled deutlich auf dem gelblichen Belz sichtbar wurde. Noch ein paar Fluchten, dann brach er unter einer weiteren Kugel endgültig zu­jammen. Der andere hatte so geschickt hinter aufgetürmten Eis­schollen Deckung genommen, daß er erst nach fünfhundert Metern uns wieder sichtbar wurde.

Nun hieß es möglichst schnell an den ersten, gestreckten, heran, daß er nicht etwa noch mit dem letzten Rest seiner Kräfte ins Wasser gleiten und uns wegtauchen fonnte. Springend ging es von Scholle zu Scholle, bald ruhte der Fuß nur für den Bruchteil einer Sekunde auf einem fleinen, sich drehenden Eisflog, dann wieder glitten wir über meterhohe Flächen.

Die Spur ist nicht schwer zu finden, rot zieht sie sich auf dem meißen   Schnee hin. Noch ist der Riese nicht verendet. Als wir herankommen, sigt er da, will auf, flüchten oder sich auf den Feind stürzen. Doch die Sträfte versagen ihm, stöhnend legt er fich nieder, den Kopf wie ein schlafender Hund auf die Borderpranten bettend, und im nächsten Augenblick befreit ihn ein Schuß von seinen Leiden. Nun heißt es hinter dem anderen her. Der hat einen weiten Bor­

sprung, aber vielleicht holen wir ihn doch noch ein. Wohl zeigen Schweißtropfen( Blut) in der deutlich im Schnee sich abhebenden Fährte an, daß eine Kugel gesessen hat, aber es scheint nur ein Fleischschuß zu sein, unaufhaltsam ist er weitergeflüchtet. Wir folgen.

gehört, und so beschließe ich, allein nach dem Schiff zurückzukehren, während mein Reisegefährte mit den Leuten allein der Spur folgt

Unendlich langt dehnt sich die Zeit, mit halbgeschlossenen Augen folge ich unseren Spuren rückwärts und erreiche wieder das Schollen­eis Weit draußen auf offener See erblicke ich unseren Expreß

Bald tam auch mein Freund zurüd. Er hatte schließlich die Berfolgung aufgeben müssen, da der Bär dem Lande und den gletscherbedeckten Bergen zugewandert war. So hatte der erste Tag in Spitzbergen   uns gleich einen starten Bären gebracht.

Beilage des Vorwärts

Sintiang Beden in Betracht kommt. Durch die Ausfaltung des Himalaja  - Gebirges vor 20 Millionen Jahren teilte sich das Gebiet in zwei durch eine unübersteigliche Mauer getrennte Land­strecken, und für die in den Waldgebieten lebenden Menschenaffen Gruppe, der der Assenmensch von Java angehört, veränderte sich wurden verschiedene Lebensbedingungen geschaffen. Die südliche wenig, aber die nördliche Gruppe war gezwungen, sich zu ent

wickeln oder zu sterben. Als mit dem Verschwinden der Wälder einem viel härteren Klima anpassen, und die Ueberlebenden reiften der Boden allmählich austrocknete, mußten diese Menschenaffen sich so zu jenem schon menschlichen Typus heran, den der Peking- Mensch

darstellt.

Täglich gab es Jagd. Der ständige Boſten in der Aussichts. Amerikanische   Ungezieferfarm

tonne meldete bald einen fleinen Seehund, bald eine Bartrobbe. Im Boot oder mit langer Pirsch auf dem Eise brachten wir sie zur Strede, und schmunzelnd freuten sich unsere Leute über all die Fässer, die sie schon mit dem Speck der erlegten Seehunde ge­füllt hatten. Hier, wo wir am Rande des Festeises lagen, fonnten mir beobachten, wie die Robben sich auf den großen Eisflächen Schlupflöcher offenhielten, durch die sie auf das Eis hinaufgelangen tonnten, um fich zu sonnen. Offenbar schließen sich diese Löcher tonnten, um sich zu sonnen. felbst bei großer Kälte nicht ganz, da die Seehunde mehrmals täglich für ihr Offenbleiben sorgen und im Notfall durch einen Schlag mit dem Kopf etwaiges Jungeis beseitigen. Diese Stellen sind den Eis­bären wohlbekannt, und schon nach einigen Tagen hatten wir Ge legenheit, einen Eisbären zu beobachten, wie er die Robbenlöcher inspizierte. Er ging der Reihe nach an eine Anzahl derselben heran, schnupperte, offenbar, um sich zu überzeugen, ob die Seehunde häufiger hindurchtamen, und wanderte weiter. Endlich schien er das richtige gefunden zu haben. Er legte sich an einem nieder, die Branten seitlich des Loches ausgestreckt, um den auftauchenden Hund fofort mit einem mächtigen Brantenschlag zu paden.

Wind und Sonne standen für uns sehr günstig, und so be fchloffen wir, unser Heil mit diesem Eisbären zu versuchen. Diesmal waren die Verhältnisse andere als bei dem ersten Bären, und damit er uns, falls wir nicht nahe genug herankamen, nicht zu früh aus. rückte und dem Lande zuflüchtete, wanderten wir seitlich von ihm dem Festland zu, als ginge uns der Bär gar nichts an. Erft als wir an ihm vorüber waren, schwentte unser Zug( wir waren lieben Mann) seitlich um, bildeten eine lange Linie und drängten auf den Bären los. Er wollte versuchen, an uns vorüber nach dem Land auszurüden, aber da hatte er nicht mit unserer Schnellfüßigkeit ge­rechnet. Wir rannten, was wir fonnten, schrien ihn an und er­reichten so unsere Absicht, daß er abbog und dem offenen Baffer zulief. Vom Schiff aus war der ganze Borgang beobachtet worden, und als der Bär im Waffer war, stieß ein Boot ab, um uns an der Eistante für die weitere Verfolgung aufzunehmen.

Nun begann die Heßiagd im Baffer. Das Tier schwamm er staunlich schnell, und unsere Ruderer hatten gehörig zu tum, ihm näherzukommen. Da flüchtete er auf eine Eisscholle, aber das Boot blieb ihm an den Sohlen. So sprang er wieder ins Wasser, Aengst­lich blickte er sich um, fuchte seitlich zu entkommen, aber es half ihm nichts. Wir fuhren ganz nahe heran, denn ich wollte eine möglichst gute Aufnahme von ihm machen. Das nahm er aber sehr übel. Mit einem Male warf er sich herum und pacte blitschnell ein Ruber, offenbar, um sich auf das Boot zu stürzen. Mit einem mächtigen

Stoß des schweren Riemens stieß ihn einer der Matrosen zurüd.

Aber so leicht wollte sich das gereizte Tier nicht abschütteln lassen. Wütend grub es seine Zähne in das Holz. Da baten unfere Nor­weger, ihn zu schießen, denn schon manches Unheil wäre auf diese Weise passiert. Mein Freund war am Schuß, und im nächsten Schließlich dauert es mir zu lange. Schon hat der Schweiß auf. Augenblic brach der Bär mit einer Rugel im Schädel zufammen.

Das älteste menschliche Wesen entdeckt

Ein Fossilienfund, der von Fachleuten für die wichtigste bisher gemachte Entdeckung auf dem Gebiet der menschlichen Stammes| funde bezeichnet wird, ist vor kurzem in einem alten Ralfsteinlager bei Peting gemacht worden. Es handelt sich um eine Anzahl von Steletteilen des fog Beting- Menschen", des Sinanthropus Pekinensis, von dem man zuerst durch die Auffindung einiger Zähne gehört hatte. Dieser Beting- Mensch stellt die größte An­näherung an das fog. ,, missing link", das fehlende Glied zwischen Mensch und Affen dar, das bisher gefunden worden ist. Er weist Züge auf, die dem Menschen sehr viel näher stehen als alle die anderen bisher gefundenen Borläufer der Menschenrasse, als der

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berühmte Affenmensch von Java", den der holländische Arzt Dubois 1891 entdeckte, und der 1912 in England gefundene Biltdown- Mensch. Der Peking- Mensch ist zwar noch viel primi tiver als alle bisher befannt gewordenen Typen, die dem Menschen geschlecht angehören, aber er ist doch bereits durchaus ein mensch liches Wesen, mur noch nicht von dem genus homo sapiens, dem wir angehören. Nähere Mitteilungen über diesen aufsehenerregen­den Fund werden von dem Betinger Berichterstatter des Man­chester Guardian" gemacht. Die erste Spur des Beting- Menschen fand man in zwei Zähnen, die von dem schwedischen Geologen Dr. Andersson 1926 an einem Drt namens Schu- tu- tien zwischen den Hügeln südwestlich von Beting gemacht wurden, wo sich die Risse eines ausgehöhlten Ralfsteinlagers voll von Gebeinen vorgeschicht licher Tiere fanden, die hier von oben hineingefallen und in Urzeiten Die Knochen waren vom Strome fortgeschwemmt worden waren. zu einer festen Masse durch den Kalt zusammengeschmolzen, und so wurde das ganze Material ausgehoben und von dem deutschen Paläontologen Dr. D. Zdansfy nach Upsala gebracht, wo sich unter den Tierknochen zwei Badenzähne von deutlich menschlicher Form, einer eines Erwachsenen und einer eines Kindes, fanden, sowie Steinwerkzeuge von allerprimitivster Form. Natürlich machte man daraufhin die größten Anstrengungen, um mehr von diesem Ur­menschen zu finden, der die Werkzeuge benutzt hatte, und mit Unterstützung der Rockefeller- Stiftung   arbeiteten ein schwedischer Baläontologe Dr. Birger Bohlin und ein kanadischer Gelehrter Dr. Davidson Black mit größtem Feuereifer an der Fundstelle, bis fie einen weiteren Zahn, einen vorzüglich erhaltenen Backenzahn eines neunjährigen Rindes, fanden. Aus diesem Fund ergab sich ganz deutlich, daß es sich um einen neuen Enpus des ,, Hominiden  " handelte, der meder Mensch noch Affe war, aber dem Menschen sehr piel näher stand als dem Affen.

Dieser Zahn, der als der wichtigste Zahn der Welt" und ein Martstein in der Entwicklung der Menschenraffe gefeiert wurde,

gab Dr., Bohlin einen neuen Anfporn, und so lehrte er trotz der Unruhen und der schwierigen Berhältnisse, die seine Arbeit bereits vorher gehemmt hatten, im vergangenen Herbst nach Schu- tu- tien zurüd, arbeitete den Winter über bei furchtbarer Kälte und unter den größten Entbehrungen, aber ergebnislos. Er wollte fchon auf­hören, als er am letzten Tage in dem lofen Sand, der bei den Grabungen ausgehoben worden war, einen Riefer entdeckte, in dem sich noch die Zähne befanden, und dann Telle einer ganzen Anzahl Don Steletten, darunter mehrere andere Kiefer und Zähne, eine Schädeldecke, sowie verschiedene Knochen. Man hofft, noch ein voll­ständiges Stelett, das erste eines Menschen der Alten

Steinzeit, zu finden. Der frühere Professor der Baläontologie an der Universität Columbia, Dr. Amadeus M. Grabau, der mit Blad eine genaue Untersuchung der Funde vorgenommen hat, fand die nach dem Studium der Zähne ausgesprochenen Bermutungen bestätigt, daß es sich hier tatsächlich um einen besonderen Typus des primitiven Menschen handelt, der bereits einen gut entwidelten Schädel, ein Gehirn von ziemlicher Größe und Zähne von mensch licher Form besaß, obwohl sein Kiefer noch die typischen Merkmale des Affen aufmies. Verglichen mit dem Affenmenschen von Java ist der Befing- Mensch viel fortgeschrittener. Nach Dr. Blads An schauung ist der Affenmensch von Java ein Seitenschößfing" des Stammbaumes, der zum Menschen führt, tein unmittelbares 3wischenglied zwischen Menschenaffen und Affen; er wanderte nach Süden und verlor die Beziehung zu dem Hauptstamm, der sich weiter entwickelte. Der Peting- Mensch ist nach Prof. Grabaus Urteil der wichtigste Fund aus der Frühzeit des Menschen", der je gemacht wurde, und zwar aus folgenden Gründen: 1. Der Beling- Mensch" wurde von wissenschaftlich geschulten Forschern gefunden, die genau wußten, wonach fie suchten, während der Neandertaler und der Piltdown- Mensch zufällig durch Arbeiter entdeckt wurden. 2. Die Ueberreste wurden zusammen mit einer großen Anzahl gleichzeitiger Gegenstände ans Licht gebracht, darunter von fossilen Tierknochen, durch die genaue Anhaltspunkte für die Zeitbestimmung gegeben sind. 3. Es sind Ueberreste von mehr als einem, vielleicht von einem halben Dutzend Wesen. 4. Die Lage des Fundorts an dem Ostende des Eurasiatischen" Erdteils ist wichtig im Gegensatz zu der des Piltdown- Menschen am Westende. 5. Die Zähne beweisen, daß der Befing- Mensch dem heutigen Menschen näher stand als der Piltdown- Mensch. Das Alter des Fundes wird auf etwa eine Million Jahre ge schätzt. Wo dieser Typus feinen Ursprung hat, ist noch ungemiß, aber vieles weist nach Mittelafien hin. Dr. Graban glaubt, daß für die Entstehung des Menschengeschlechts au cheften das

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Einen schweren Rampf führen unsere Bettern jenseits des großen Teiches gegen jene Plagegeister Rüchenschaben, Flöhe, Wanzen, Läuse-, die drüben wie hier als die Haustiere" unter den Insekten anzusehen sind. Von dem Gedanken ausgehend, daß man den Feind, den man befämpfen will, erst fennenlernen muß, hat man in der amerikanischen   Stadt Vienna zum genauen Studium des Ungeziefers ein eigenes Infeftarium erbaut, wo von Staats wegen alle Mittel erprobt werden, die zur Bekämpfung der Plage auf dem Markt erscheinen.

In dieser Flohfarm", wie das Insektarium im Voltsmunde genannt wird, werden stets große Mengen des betreffenden Unge­ziefers großgezogen, in der ihnen gewohnten Umgebung gehalten und studienhalber sorgfältig verpflegt. Rüchenschaben haben vorm Tageslicht geschüßte Brutfästen, für deren ausreichende Erwärmung gesorgt ist, die hungrige Kleidermotte wird mit bester Schafwolle und Wollumpen gefüttert, und auch den Wanzen glaubte man Ge rechtigkeit widerfahren zu lassen, wenn man ihnen weiße Mäuse hielt, da Menschen sich nicht fanden, die sich als Wanzenfutter in den Dienst der guten Sache stellen wollten.

Es tam aber, wie die Monatsschrift Wissen und Fortschritt" berichtet, anders als die Gelehrten von der Insektenfarm es sich ge= dacht hatten. Die Wanzen fanden gar keine Gelegenheit, die Mäuse zu beißen, vielmehr wurden sie selber von jenen Nagetieren aufgefressen. Da hieß es denn für neue Bestände sorger und man befchoß, das mißliebige Infekt für zwei Pfennig das Stüd anzu­taufen. Für diese geringe Bezahlung aber fanden sich nur menige, die Zeit und Geduld an so mühsame Arbeit verschwendeten, so daß der Preis auf sechs Pfennig erhöht werden mußte. Da nahm das Banzengeschäft plötzlich einen unerwarteten Ausgang. Eines Tages erwähnte der Leiter der Farm in einer Barbierstube in Washington  , daß die Regierung Käufer in Wanzen sei und daß die Börsen­notierung hierfür sechs Pfennig pro Stück betrage. Zufällig war der Berichterstatter einer goßen Tageszeitung zugegen, der sich den intereffanten Stoff nicht entgehen ließ, sondern für einen Artikel verwendete. Andere Zeitungen brudten ihn nach, und so sprach sich die Sache im ganzen Lande herum. Die Wirkung allerdings war verheerend. Ganze Ladungen von Wanzen trafen aus allem Himmelsrichtungen ein, und es mußte schließlich ein großes Inserat in ben gelesensten Zeitungen veröffentlicht werden, um die Flut der Sendungen einzudämmen; viele Batete mußten postfrei an den Ab­fender urüdgeschickt werden.

Stand. Jedes Mittel muß genau untersucht werden,

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Auch sonst haben die Jünger der Flohfarm" einen schweren und wenn es am eigenen Leibe ist. Besonders gegen Müden werden ständig neue Mittel angepriesen. Der gewissenhafte Forscher probiert jedes mittel felber aus, er bestreicht Hände und Gesicht mit ,, Antimüdin" und geht an stillen Sommerabenden in die freie Natur, wo Scharen von Müden ihre Tänze aufführen. Ein zweiter Forscher geht als Gegenprobe mit, ohne fich mit dem Mittel gesichert zu haben. Dann werden die Müdenstiche bei beiden gezählt und verglichen, und meift ergibt fich das betrübliche Resultat, daß die Müden fich nicht austennen" und nach furzer Zeit Bersuchsperson ebenso wie Gegen­probe in die Flucht schlagen.

Bisher sind die erzielten Erfolge weit hinter den aufgewendeten Opfern zurückgeblieben. Leider stellt sich bei den meisten der auf

den Markt geworfenen Mittel heraus, daß das einzig neue an ihnen ein überzeugend flingender Name, das Mittel selber aber alt und wertlos ist. Dennoch hoffen wir, daß das Gute schließlich fiegt und auch diesen Märtyrern der Wissenschaft zuletzt ein voller Erfolg in ihrem verdienstvollen Kampfe beschieden ist.

1. h.

Wieviel Deutsche gibt es?

Wir wissen wohl, daß die Zahl der Deutschen   innerhalb der überhaupt auf dem Erdball wohnen und wie die Auslandsdeutschen Reichsgrenzen jezt über 63 Millionen beträgt, aber wieviel Deutsche

verteilt sind, darüber macht man sich meist teine genauen Bor stellungen. Deshalb sind die sorgfältigen Untersuchungen des Wiener Profeffors Winkler, der das Statistische Institut für Minder.

heitsvolter leitet, von besonderem Interesse. Nach seinen Fest­ftellungen gibt es gegenwärtig 94% Millionen Deutsche   auf der Erde, von denen 62,2 Millionen innerhalb des Deutschen Reiches wohnen.. In europäischen   Ländern gibt es 82 862 000 Deutsche  , etwa 18 Broz der gesamten europäischen   Bevölkerung. Bon den Auslandsdeutschen wohnen 19,6 Millionen, also etwa 62 Broz. aller Auslandsdeutschen, in Europa  . Der amerikanische  Kontinent wird von etwa 11 Millionen Deutschen   bewohnt; in Asien  gibt es 197 000, in Australien   und Polynesien   161 000 und in Afrika  127 000. Unter den Ländern, die die meiste deutsche   Bevölkerung nach dem Deutschen Reich haben, steht natürlich Desterreich mit 5,7 Millionen an der Spize; 90 Proz. aller Bewohner des heutigen Desterreich find Deutsche  . In der Tschechoslowakei   leben 3 700 000 Deutsche  , 27,4 Proz. der ganzen Bevölkerung, in Polen   an die 2 Millionen, in Jugoslawien   ½ Million, in Rumänien   ungefähr 700 000 Deutsche  . Rußland   hat etwa 1,8 Millionen Deutsche  , und zu den Auslandsdeutschen im Nordosten gehören auch noch die Dan­ziger, Memeler und die Deutschen   in Lettland   mit 500 000 Seelen. In Schleswig  , in Tirol, in Eupen- Malmedy  , das jetzt zu Belgien  gehört, in Elsaß- Lothringen   wohnen an 2 Millionen, von denen 1,7 Millionen auf Frankreich   kommen. Die Zahl der Deutschen   in den Bereinigten Staaten beträgt 9 Millionen und macht 8% Proz der weißen Stammesbevölkerung aus. Außer diesen deutsch- ameri fanischen Bürgern der Vereinigten Staaten   hat man aber bei der lezien Volkszählung noch 1 686 000 Deutsche   gezählt, die im Aus­land geboren wurden. In Brasilien   schätzt man die Zahl der Deut­ schen   auf ungefähr 600 000, in Sanada auf 200 000; in Argentinien  gibt es 50 000 Deutsche   und in Chile   30 000.