Linter vier Augen mi Von Alexander vc „Ich kam im Jahre IZlS mit einem fertigen Kampfprogramm � nach Berlin ." Karl Heinz Martin , der neu« fünfüetijche Leiter der Volksbühne, zeigte mir ein Programmheft des Theaters„Die Tribüne", das er damals mit einigen Freunden gründete. Sein Dramaturg mar Rudolf Leonhard . Hier begann Martins Berliner Tätigkeit. Er kam nach Berlin und wollte ein Kampstheater grün- den, keine Unterhaltungsbllhne. Ein neuer Darstellungsstil sollte gefunden werden, der, abgekehrt von der erstarrten Bühnentechnik höfischer Barocktheater oder der damals allgemeinen, reinen Jllusionsbühne, einer neuen, kämpfenden, gärenden und suchenden Ieit gerecht werden wollte. Das neue Theater soll nicht abgewandt der Zeit, außerhalb aller Gegenwartsströmungen nur dem Zeitvertreib dienen. Es soll und muß in die Zeit eingreifen, sie auf- bauen helfen, sich mit den Problemen der Gegenwart auseinander- setzen. Das aber kann es nur dann, wenn fein Richtungspfeil in die Zukunft deutet, wenn es eine Gesinnung vertritt, ein Pro- gramm aufstellt. „Die Erfüllung der Gesetze ästhetischer Wirkung allein werden ebensowenig wie die Beherrschung wirkungsvoller Technik be- stimmend sein für die Aufnahme eines Dramas in unseren Spiel- plan.— Entscheidend bleibt sein Ethos, sein Streben auf Aende- rung menschlicher Beziehungen, sein Ringen um die Erschaffung neuer Gesinnung. Unsere Bühne heißt„Tribüne" und soll nicht eine Zivilisationserscheinung sein, sondern ein Kulturtheater." Neue Autoren kamen zu Wort. Tollers„Wandlung" erlebte hier ihre Uraufführung mit Fritz Kortner in der Hauptroll«, und über die Wirksamkeit dieses kleinen, raumbegrenzten Theaters hin- aus, zog Karl Heinz Martin mit einer Truppe junger Schauspieler in die Versammlungslokale der Vorstädte und führte dort ein Revolutionsspiel, die„Freiheit" von Kranz, auf. Martin kämpfte um die Verwirklichung seiner Ideen, konnte jedoch leider nicht ganz durchdringen. Um diese Zeit eröffnete Reinhardt das Große Schau- spielhaus und berief Martin als Regisseur zu sich. Fünf Jahre blieb er bei Reinhardt. Dann inszenierte er an verschiedenen deutschen und ausländischen Bühnen, auch fremdsprachigen. Das Neue, dos er zu bieten hotte, wirkte sensationell und so reiste er von Erfolg zu Erfolg. Von seinen Reisen nach Deutschland zurückgekehrt, inszenierte er in Berlin und in der deutschen Provinz überall, die Fackel seiner reinen Gesinnung und neue Ideen mit sich bringend. Er war eine Berühmtheit geworden. Man rief ihn, und seine Inszenierungen hatten die Note der Besonderheit. Er machte Theater der Zeit. Heute, nach seiner Berufung zur Volksbühne, hat er endlich, nach langem Ringen und Kämpfen erreicht, an einer Stelle zu wirken, die seiner wert ist. Hier kann er dem Arbeiter, dem Volke, jene Ideen und jene Liebe einer freien Gesinnung schenken, die er oll die Jahre heißer, entsagungsvoller Kämpf« hindurch ungebrochen im Herzen getragen hat. Gleich seine erste Tat, die Neuinszenierung
l Karl Sein; Martin. i Sacher-Masoch von„Dantons Tod", war«in Erlebnis für das Volksbühnen- Publikum, das tiefer ging, als alle Konjunkturtheatermacherei, von der wir in dieser Saison umgeben sind. Die Voltsbühne hat einen Mann gewonnen, der bereit ist, sein großes Können in den Dienst eines Theaters zu stellen, das, wie ehemals jene kleine Bühne von 1919, eine Tribüne sein soll. Eine Tribüne der Gesinnung. Es genügt nicht, veraltete Formen zu zerbrechen, man muß mit dem Neuen bei der Hand fein. Und Karl Heinz Martin ist gerüstet durch lange Jahre ehrlichen, geradlinigen Kampfes und durch Genie. Es wird interessant, fein, einiges über seine Person, über sein Leben zu erzählen. Ein kleiner Bauernsohn, der in der Nähe von Freiburg i. B in einem GeHöst zur Welt kam. Er war ein aufgeweckter, kleiner Kerl, und die Sehnsucht der Mutter ging dahin, den Knaben etwas Gescheites lernen zu lassen. Er sollte etwas„Besonderes" werden und mehr erreichen, als» seine Väter erreicht hatten. Pfarrer sollte Karl Heinz werden, natürlich Pfarrer. Als Ministrant und kleiner Schauspieler bei Osterspielen und anderen kirchlichen Aufführungen begann er früh eine Laufbahn, die weit hinaufführen sollte. Frdh erwachte in dem Knaben die Freude am Theatersptclen, die Sehnsucht zur Bühne. Er besuchte die Freiburger Städtische Bühne, nicht ohne sich vorher die Erlaubnis zum Theaterbesuch mit schwerer Mühe erkämpft zu haben. Diese Sehnsucht, in die damals noch wenig angesehene Schauspielerzunft ausgenommen zu werden, trieb den kaum Siebzehnjährigen von Hause fort, in die weite Welt. Auf seinen Wanderungen stieß er auf die fahrende Komödianten- truppe eines gewissen Heiland, der in der Provinz unter dem Namen „Der schwäbische Heiland" bekannt war. Hier begann seine Bühnenlaufbahn. Dieser Heiland war mit Leib und Seele der Schauspielkunst ergeben, und Karl Heinz Martin fand in ihm«inen verständigen Lehrmeister. Inzwischen versöhnte er sich mit dem Vater und kehrte nach Freiburg zurück, wo er neben seinen Studien bei dem Schauspieler Fritz Richard lernte. Ein Jahr später finden wir ihn bereits als jugendlichen Liebhaber in Naumburg . Dann kam er nach Kassel , nach Hannover und schließ- iich nach Mannheim , wo er binnen kurzem in den Kreis des Inten- danten Carl Hagemann aufgenommen wurde. Sein Feuereifer und sein« Liebe zur Kunst konnten nicht unbeachtet bleiben. Er fand bei Hagcmann, diesem Vorkämpfer moderner Regie, Verständnis und Förderung. Später ging er nach Frankfurt und gründete, zweiundzwanzigjährig, sin Theater auf eigene Faust. Aus primi- tivsten Mitteln inszenierte er Andvejews.Leben der Menschen", Tschirikows„Juden". Die Art seiner Inszenierungen war neu. Er machte sich einen Namen damit. Er wurde Spielleiter der Frank- furter Städtischen Bühnen und konnte jetzt in großem Stil in- szenieren. 1915 kam er an das Thalia-Theater in Hamburg . Das mar eine neuzeitliche Bühne, hikr kam fein Talent erst in uollem Umfange zur Entfaltung. Von Hamburg kam er nach Berlin . Karl Heinz Martins Weg ist der Weg eines Kämpfers.
Prenzlauer Richter. Gegen preußischen Richterverein. Der Landgerichtsbezirksverband P renzlau des Preußischen Richtervereins hat der Vertreterversammlung des Preußischen Richtervereins, die am 5. Oktober in Dortmund beginnt. folgende Anträge zur Beschlußfassung und Entscheidung vorgelegt' Antrag l. Die Vertreteroersammlung des Preußischen Richtervereins mißbilligt die Veröffentlichung des Vorstandes im Falle Dusterberg-Prenzlau. Antrag 2 Eine sachliche N a ch pr üfung richterlicher Ent- fcheidungen steht weder dem Vorstand noch der Ent- gleisungskom Mission zu. Diese sind lediglich be- fugt, Entgleisungen in der Form zu beanstanden. Solche sind nur mit den unmittelbar beteiligten Mitgliedern oder deren Bezirksvertiand, nicht aber öffentlich, insbesondere nicht in der Presse zu erörtern. Die Begründung diejer Anträge geht dann darauf ein, daß die Angriffe gegen die Prenzlauer Richter besonders in den Berliner Zeitungen erhoben wurden. Nach der Erzählung der Vor- gefchichte heißt es:„Die bei der Abfassung der Vefchlüsie beteiligten Richter stehen nach wie vor auf dem Standpunkt, daß ihre Entscheidung sachlich richtig war und würden wiederum genau so enlschieden haben: denn es fei nicht jede abfällige Aeußerung über den heutigen Staat strafbar, sondern nur eine Beschimpfung der Staatsjorm... Selbst wenn man aber die Entscheidung für un- richtig hält, so boten die Entscheidungen doch leine Grundlage für den Vorwurf politischer Voreingenommenheit." Di« Eingabe sagt zum Schluß: „Der Vorsitzende des Preußischen Richtervereins ist nicht befugt, ein« derartige Veröffentlichung in der Presse zu ver- anlassen. Er hat durch die von ihm verfaßte Presseerklärung die Ehr« der an den Beschlüssen beteiligten Vereinsmitglieder aufs schwerste angegriffen... Der Vorsitzende hat gleichzeitig gegen den Zweck des Richtervereins, die Standes- angelegenheiten der Richter zu fördern, verstoßen, im Gegenteil
3>rei JßebengreHer
In diesen Tagen erhielten, wie wir mitteilten, drei Angehörige der Berliner Feuerwehr die Rettungsmedaille. Sie hatten bei einem Brande mehrere Kinder vom Tode des Erstickens errettet. Nachdem das Rettungswert gelungen war, waren die Retter an der Hausschwell« zusammengebrochen. Unser Bild zeigt von links nach rechts Oberfeuerwehrmann K n o b l o ch, Oberbaurat Dr. Nolte ut>d Feuerwehrmann Quetschke:
durch die Veröffentlichung einen schweren Schlag gegen die äußer« und innere Unabhängigkeit der Richter geführt. Zur Wiederherstellung der Ehre der vom Vorsitzenden in der Oesfentlichkeit bloßgestellten Richter innerhalb des Vereins wird der Antrag 1 gestellt. Die Unmöglichmachung ähnlicher Vor- kommnisse für die Zukunft und der Wahnmg der richterlichen Unabhängigkeit dient der Antrag 2." Vom Richter verlangt man als erstes Fähigkeit zu Selbst- kritik und inneren Einkehr. Der Tadel einer so ge- mähigten Organisation wie des Preußischen Richtervereins hätte die Prenzlauer Richter in besonderem Maße zur Selbstkritik ver- anlassen sollen. Daß sie statt dessen nur Protestgeschrei erheben, zeigt, wie sehr die Herren Prenzlauer Richter der obersten richterlichen Tugend ermangeln.
Künf'Llhr»Ladenschluß am Sonnabend! Das gute Beispiel der Parteibuchhandlung I. H. D. Dietz Nachf. hat bereits Nachahmung gefunden. Auch die Buchhandlung der Gewerkschaften, die Buchhandlung des Allgemeinen Deutschen Gcwerkschaftsbundes, in der Jnselstr. 6a. schließt vom 2l. September 1929 ab ihre Geschäftsräume Sonn- abends um S Uhr. Möge dieses Vorgehen der Parteibuchhandlung und der Buchhandlung der Gewerkschaften auch bald in anderen Kreisen Nachahmung finden. Oer Film ist ein Stück unserer Zeüaeschichte. Im Film spiegelt sich die Kultur und öfter noch die Unntttur unserer Tage wider, jene Verflachung des Geistes und der Gefühle, jenes krasse Gegenüber von arm und reich, die das wesentliche Merkmal der Epoche des ausgehenden Kapitalismus sind. Oft ist man erstaunt darüber, daß Filme, die mit einem ungeheuren Aufwand an Kosten, Technik und künstlerischen Emzelleistungen hergestellt sind, einem Ding« zu bieten wagen, die man in das Bereich der übelsten Kolportage zurückverweisen muß. Die Ursache ist in jener absoluten Gewissenlosigkeit zu suchen, die der kapitalistischen Entwicklung eigen ist. Ein Blick hinter die Kulissen des Films zeigt, wie wenig man sich hier von künstlerischen und— es sollte dasselbe sein— ethischen Absichten leiten läßt, wie viel mehr alle edleren Regungen im Sumpf des Kapitalismus ersticken. Diesen Blick hinter die Kulissen läßi un, Max varthel in seinem neuen Roman tun. mit dessen Abdruck wir demnächst im„Abend" beginnen. Den Aufstieg der Begabten. den Aufstieg jenes Frauentyps schildert er, der zum Film, zum großen Schauspiel und zu der großen Komödie dieses Lebens vor und hinter den Kulissen wie geschafsen ist. Als junges Mädchen entflieht Marianne, die Tochter des Briefträgers Hull, dem kleinen Städtchen und der Boralpenlandschoft am Bodenfce. um im Strudel der Weltstadt, im Strudel Berlins unterzutauchen. Aber dieses Untertauchen Ist ein Auftauchen in die— nur zu oft— von falschem Flimmerschein umstrahlten Höhen einer Filmdiva. Schicksalhaft wird Marianne in den Bann des Films gezogen. Die ganze Hohl- heit dieses Daseins, seine Amoral. se'ne Raffgier und seine Scham- losigkeit erfüllt sich an ihr in einem traumhasten Wirbel des Geschehens. Ein Stück Film zieht an uns vorüber in diesem Roman. et» Stück Weltstadt, ein Stück Kapitalismus.
�esi-Langer-Abend. Berliner Rathaus. Die Boltsbühne veranstaltete im Bürgersaal des Rathauses einen lustigen Rest-Langer-Abend. Lange vor Beginn der Veranstaltung war der Saal überfüllt— der untrügliche Beweis, daß die Mitglieder der Volksbühne die Künstlerin schätzen und lieben. Natürlich kamen auch diesmal wiedcr alle auf ihre Kosten. Zuerst brachte Rest Langer Büschs„Fromme Helene", die sie witzig mit Mimik und Gesten illustriert. Manchmal macht sie geradezu Busch Konkurrenz. Ihr Spiel ersetzt sein« Bilder: klein und bescheiden stehen die Vers« darunter. Ein„Bunter Teil" folgte. Hier sprach Rest Langer auf Wunsch neben heiteren auch ein pathetssch ernstes Gedicht, i« Galeere". Damit geriet sie auf einen Abweg: diese Töne liegen ihr nicht. Ganz anders ist«s mit dem„Jußzwieback". Hier fehlt jedes Pathos. Rest Langer fühlt sich in das dumpfe Annutsmilieu so ein, daß sie mit der traurigen Resignation, die aus diesen Versen spricht, auf das tiefste erschüttert. Das Gedicht von„Jußzwieback" gehört zu dem Besten, was die Künstlerin zu bieten hat. T. 8.
Kunst und Volk. Bor den Mitgliedern der ,Lupe E. 23." sprach der Kunsthistoriker Dr. Max Osborn über dieses Thema im Wirtschafts- politischen Saal des Reichswirtschastsrats. Plastisch und feinsinnig entwarf er den Querschnitt verschiedener Kunstepochen und beleuchtete vorerst die Beziehung des Volkes aller Zeiten zur Kunst. Eine Kluft ist zwischen Volk und Kunst, die zu überbrücken unsere Aufgabe werden solle. Die Kunst, an sich aristokratisch, müsse jedoch, ein erdenoerwurzelter Baum, ihre Lebenifäft« aus der Volksseele ziehen. Sonst wird sie abwegig, blutleer. Andererseits fei das Volk heut« wie ehedem fern jedes echten Kunstgenusses. Wirtschaftliche und politische Faktoren spielen hier eine Roll«. Kunst gedeiht nur im Frieden und Wohlstand. Ewig aber besteht ein un- bewußtes Zueinandersehnen zwischen Künstler und Volk. Gefährlich wäre es. den Künstler bewußt zum„DoMtünstler" erziehen zu wollen: was sein Kunstwerk an Brette gewinnen würde, verlöre es an Tiefe. Der umgekehrte Weg scheint der bessere zu sein. Osborn deutet an. daß vielleicht dl« Russen eine gute Methode gefunden haben. Ein Führer(«in Musiker oder Maler etwa) zieht sich einen Kreis von Menschen und gestaltet das. was sie hören oder sehen wollen. Indem er jedoch so ihren Wünschen nachgibt, mengt er unmerklich Eigenes in das Gezeigte und führt seine Gruppe bergauf. Ein nachdenklicher Abend. v. L.-dl.
„Die Todesfahrt im Weltrekord." Solosseum. Schönhauser Allee . All« erfolgreichen Szenen, dl« man bisher in Zirkus- und Kriminalfilmen gesehen hat, werden noch einmal durcheinander. gemengt, um«inen Kriminalfilm lm Zirkusmllieu entstehen zu lassen. Ein Grasenliebchen schreit um Hilfe. Ein Artist erscheint als Retter, wird aber von der Dame des Mordes besck�ildigt. So hat sie sehr geschickt jeden Verdacht von ihrer Täterschaft abgelenkt. Doch, im Film werden immer die Bösen bestraft, darum ereilt auch sie ihr Schicksal. Es kommt sogar zu einer Verhaftung im Weltrekord- tempo. Salto King ist der Artistendorsteller Schreibt man in Zu- kunft für den jungen Menschen gute Manuskript« und werden diese oon cinsallsrcichen Regisseuren in Arbeit genommen, dann kann mancher überalteter Sensationsdarsteller abbauen. Di» ganze G«. lenkigtett und Tollkühnheit, mit der so viel« sich nur brüsten, ist
bei Salto King wirklich vorhanden. Er beherrscht seinen Körper vollkommen und ist gewillt, viel zu wagen, weil er sich auf sein« Muskeln und feine Sehnen verlassen kann. Er baut nicht aui Zufallsglück, er traut seinem erarbeiteten artistischen Können. Der Regisseur Kurt Blachnitzky geht allbekannte Wege, man be- merkt auch nicht einen Einfall, den man seiner Erfindungsgabe zu- sprechen könnte. C l a i r c R o m m e r ist nett wie immer, ohne zu einer schauspielerischen Leistung zu kommen. Der Polizeihund 'Greif verdient Sonderbeisall, obwohl gerade er bei der Uraus- führung sich aus dem stürmischen Beifall gar.nichts machte. Drei Spanier(zwei Damen, ein Herr), die unter dem Ziamen Maya Afgax arbeiten, fanden dank ihrer Gesänge, ihrer Tänze und ihrer prächtigen Kostüme herzliche Anerkennung. e b
Arno Holz als Aobelpreiskandidat. Au» der Mitteilung eines Königsberger Blatte» wird jetzt bekannt, daß die philosophische Fakultät Königsberg bereits .zum fünften Male Arno Holz als Nobelpreis- kandidaten vorgeschlagen hat. Aus dem bisher ängstlich vermiedenen Aorschlagssystem in Deutschland wird in dieser Mit- teilung. etwas der Schleier gelüftet. Der Vorschlag der philoso - phischen Fakultät in Königsberg ist, wie es heißt, den Stimmbercch. tigten, zu denen sämtliche deutsch « Hochschullehrer der Literatur und Aesthetik gehören, vorgelegt und mit überwältigender Mehrheit, über 469 von ihnen haben sich für Holz entschieden, angenommen worden. Man muß bei dieser Sachlage fragen, warum erfährt die Oesfentlichkeit erst jetzt von Stimmberechtigten, von einer Umfrage und von dem Ergebnis derselben? Warum werden in der Press« alle anderen möglichen und unmöglichen deutschen Kandidaten genannt, nur der nicht, für den sich die überwältigende Majorität der berufenen Stimmberechtigten erklärt hat? Und der daher nach menschlichem Ermessen der Aus- sichtsoollstc sein müßte. Des Rätsels Lösung ist wohl darin zu finden, daß hinter Remarque , Thomas Mann usw. rührige Kliquen und einflußreiche Verleger stehen, die die Reklametrommel für ihr« Schützlinge zu rühren wissen. Arno Holz aber ist sein Leben lang ein Einsamer gewesen. Ist allein seinen SVeg gegangen, der von Anbeginn ein Leidensweg war. Und— leider— es noch heute ist. Hoffen wir. daß das ausschlaggebende Stockholmer Komitee sich durch den Tamtam Unberufener und geschäftlich Interessierter nicht irre liiachen läßt. Wenn ein deutscher Poet den Nobelpreis verdient, seit Jahrzehnten verdient«, so ist es der 2Zegründer und Bahnbrecher der neuen deutschen Dichtkunst, der Mann, auf dessen Schultern sich die anderen, Glückbegünstigten, erst erhoben. So Ist es Arno Hol,. Was wird aus den philharmonischen Konzerten? Bei den zwischen der Stadt Berlin und dem P h i l h a r m o- nischen Orchester schwebenden Verhandlungen interessiert dos musikalische Publikum Berlins besonders die Frage der P h i l h a r- monischen Konzerte. E» darf wohl als selbstverständlich angenommen werden, daß die technische und administrativ« Leitung in der bisherigen Form der Konzertdireltion erhalten bleibt, die diese Konzerte vor beinahe fünf Jahrzehnten gegründet und sie zu einem Hauptsaktor nicht nur unseres Berliner , sondern de» ganzen europäischen Kongertlebens gemacht hat. Die Konzertdirektion Hermann Wolft und I. Sachs, die seiner- zeit die Dirigenten Hans von Aülow, Artur N'rtlsch und Wilhelm Furtwängler zur Leitung der Philharmonischen Konzerte berufen hat, hat diese auch durch ihre Leitung des kaufmännischen Betriebe- durch alle Schwierigkeiten unserer wechselvvllen Zeit geführt ui� ihnen interpotional« Bedeutung erhalten.