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Beilage

Dienstag, 24. September 1929

Der Abend

Spalausgabe des Vorwärts

Tribunal der kleinen Sünder

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Eindrücke vor dem Schnellgericht

Amtsgericht Berlin Mitte, Abteilung 197.... Hier zeigt die Justiz militärischen Schneid. Dieses Schnellgericht übt seine Funktion unvergleichlich prompter als die Moabiter   Kollegien, die flizende Akkuratesse ist sozusagen seine Lebensaufgabe. Das geht chne große Voruntersuchungen, ohne lange Beweisaufnahmen, ohne gründliche Plädoyers. Der Staatsanwalt hat bei der Fülle der Termine, die hier Tag für Tag angeordnet sind, gar nicht die Möglichkeit, über die paar fargen Worte zur Darstellung des Tat bestandes hinaus seinen Antrag zu begründen; Verteidiger gibt es grundsäglich nicht; der Richter fommt, felbst bei größter Erfahrung, nicht selten in die Lage, daß die Rapidität des Verfahrens die Qua­lität der Entscheidung bedroht.

Das Schnellgericht ist das Tribunal der fleinen Sün­der. Kardinalfälle" gibt es hier kaum. Für den größten Teil der im Strafgesetzbuch als Verbrechen rubrizierten Delitte ist dieses Gericht nicht kompetent. Darum sind die hier verhandelten Pro­zesse jedoch keineswegs minder interessant. Im Gegenteil: in diesem Saal erlebt der Zuhörer die merkwürdigsten und bezeichnendsten sozialen Einblicke. So ein Schnellgerichtsvormittag ist oft ein voll tommener Querschnitt durch das heutige proletarische Leben, ein packender Film, der die tausend Banalitäten und Lächerlichkeiten des Alltags ebenso scharf projiziert wie Elend und Not der Hundert­tausende, der Namenlosen, der Bedrückten und Unterdrückten.

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Da ist der Fall eines Maschinenarbeiters. Diebstahl im Rückfall. Als er aus dem Gefängnis entlassen wurde, betam er zehn Mark ausgehändigt. Er wendet sich an verschiedene Wohl= fahrtsinstanzen, wird aber überall abgewiesen. Endlich setzt er menigstens den Bezug von Erwerbslosenunterstützung durch. Na­türlich reichen diese 12,80 Mark zum Leben nicht aus. Der Mann macht die größten Anstrengungen, Arbeit zu bekommen. Einmal wäre es ihm auch beinahe gelungen. Aber da hat der Arbeitgeber feine Vorstra fe erfahren und zuckt nun bedauernd die Achseln. In seiner Verzweiflung stiehlt der Angeklagte eines Tages ein Motorrad. Aber gleich darauf wird er schon verhaftet. Nun steht er vor dem Richter:" Aus Vergnügen habe ich es bestimmt nicht getan. Ich muß neun Mart Miete in der Woche bezahlen und stehe vollkommen allein da. Auch war ich früher in der Fürsorge." Das Gericht billigt ihm mildernde Umstände zu. Trotzdem: sechs Monate Gefängnis.

Aehnlich erging es einem verheirateten Bauarbeiter. Er war wegen Arbeitsmangels entlassen worden. Bis Anfang Auguſt bezieht er noch Erwerbslosenunterstützung, dann fallen auch diese Notpfennige weg. Seinen legten Anzug trägt der Mann zum Pfandleiher. Als er völlig mittellos und hilflos dasteht, nimmt auch er seine Zuflucht zum Diebstahl: in zwei Fällen dringt er in Wohnungen ein und entwendet Wäschestücke. Da er erheblich vor­bestraft ist, fällt das Urteil sehr hart aus. Ein Jahr vier Mo­nate Gefängnis. Was aus der Familie des Mannes in dieser Zeit wird, damit hat sich der Strafrichter nicht zu beschäf­tigen.

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Ein Straßenmädchen erscheint vor den Schranken. Frage nach dem Beruf refignierte Antwort: Id treibe jewerbsmäßije Un­zucht". Mit Galgenhumor ergibt sich dieses Geschöpf in ein un­gewisses Schicksal. Der Fall ist rasch geklärt: einen Diebstahl, 35 Mark, die sie einem Bauarbeiter weggenommen hat, räumt die Angeklagte ohne weiteres ein. Der Schaden ist bereits wieder gutgemacht. Bei den weiteren Punkten der Anflage bestreitet sie energisch ihre Schuld. Die Beweisaufnahme gibt ihr Recht. Im Fall zwei erklärt der geladene Zeuge, die Schwester der Angeklagten habe den Raub. es handelt sich um 45 Mart, ausgeführt. Endlich erscheint noch ein Herr als trauernder Hinterbliebener einer silbernen Uhr. Aber da ist nichts zu machen. Der Zeuge, zur Zeit des Diebstahls reichlich altoholisiert, fann sich heute nur noch auf den schwarzen Mantel und Pelzfragen der Diebin befinnen. Das trifft auf die Angeklagte zu. 3ur Ueberführung nicht ausreichend," fonstatiert der Richier  .

Und wieder ein Schicksal, gekennzeichnet durch das harte Sig­um, erwerbslos": Ein 23jähriger gelernter Schmied war bis Mitte August als Bauarbeiter tätig und ist seither ohne Arbeit, er= hält aber auch feine Erwerbslosenunterstügung. Hierauf eine Woche Gefängnis, wegen Diebstahls. Nach der Entlassung nach wie vor feine Arbeit. Bei einem Stellenvermittler machen sich zwei flüchtige Bekannte von ihm, Hans" und Hugo", über verschiedene Koffer her. Einen Teil der Ausbeute erhält er, der Erlös ist recht spärlich und reicht faum einen Tag zum Leben. Der Mann er­hält zehn Tage Gefängnis wegen Hehlerei.  

heruntergeholt

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Eine schlechthin rührende Gestalt ist der alte Gustav.. Go lautet die populäre Bezeichnung für den über 60 Jahre alten Ar­beiter, der mit Gelegenheitsarbeiten eine fümmerliche Existenz fristet. Gustav leidet schwer an Asthma. Es ist ein Hundeleben, das er in einer kleinen, der Zugluft ausgesetzten Laube führt. Und da wollt id mal' n paar Fenster versetzen," erklärt er. Er hat nämlich zwei fleine Fenstergläser von einem Eisenbahnwaggon tatsächlicher Wert: fnapp 1 Mart und ohne Erfolg beim Trödler zu verfaufen gesucht. Die Geschichte liegt schon ein paar Monate zurück. Ein blöder Zufall hat doch noch zur Aufhellung dieses Falles" geführt. Da die Firma, die übrigens die beiden Wertgegenstände wohlbehalten zurückbekommen hat, An­trag auf Strafverfolgung gestellt hat fie vermutete den Täter unter ihrer Arbeiterschaft 1 So muß das Gericht die Lappalie ab. urteilen. Gustav muß auf vier Tage ins Gefängnis. So will es der Buchstabe eines Gefeßes, deffen Revision nach menschlichen Maßstäben eines der dringentsten Gebote unserer Zeit ist.

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Unverständlich wirkt eine Freiheitsstrafe auch in folgendem Fall: ein 26jähriger Expedient, der lange Zeit im Krankenhaus zugebracht hat, hält sich am Abend nach seiner Ent­laffung zu lange in einer Bierfneipe auf. In einer Augenblicks laune reißt er nachher einem auf der Straße vorbeifahrenden Ge­fangenenwagen das Schild herunter. Darin erschöpft sich das Ver­sehen". Geschädigt ist niemand. Dennoch drei Tage Ge fängnis! Hätte da nicht auch eine leichte Polizeistrafe den 3med erfüllt und obendrein dem Manne eine Eintragung in das Strafregifter erspart?

Eine häufig wiederkehrende Angeklagtenspezies des Schnell gerichts: die illegalen Benner. Einmal ist es ein Terzett zwei Burschen und ein 22jähriges Mädchen, eine ehemalige Lehrerin, die dem wenig günstigen Einfluß eines der Mitan­geklagten erlegen ist. Die drei haben, wie Zeugen angeben, mehr fach auf dem Dachboden eines Hauses genächtigt, das offenstand. Eines Tages wurden sie in der Frühe durch die Polizei herunter: geholt. Schwerer Hausfriedensbruchy. Das Mädchen wird frei gesprochen§ 153,3 die beiden anderen werden zu. Haftstrafen von verschiedener Höhe verurteilt.

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Ein anderer Angeflagter bevorzugt den Wartejaal des Pots­damer Bahnhofs. Dort hat man ihn schon einige Male nächtlicher weile erwischt und verwarnt. Jeßt muß er diese hartnädige Bas­fion mit 14 Tagen Gefängnis fühnen. Die tapitalistischen Gäste Die kapitalistischen Gäste der Lurushotels werden über die Problematik seines Falls vermut­lich nicht unterrichtet sein.

Ebenfalls zum täglichen Brot des Schnellgerichts gehören die zahllosen Paß vergehen. Typisch ist etwa folgender Sachver halt: Ein 22jähriger Seemann  , französischer Staatsangehöriger, hält sich seit Mitte August ohne Baß und andere Ausweise in Deutschland   auf. Geboren ist er in Karlsruhe  ( Baden  ). Mutter optierte für Frankreich  , fie läßt sich 1919 in Roffingen ( Elfaß) zusammen mit ihrem Sohn nieder. Im März 1927 ftirbt

Seine

die Mutter. Der junge Mensch ist elternlos. Er findet auf einem französischen   Handelsdampfer Arbeit. Im August dieses Jahres kommt er mit dem Dampfer nach Danzig  . Dort geht er vom Schiff ab. Er fährt nach Berlin  , um hier Arbeit zu suchen. Er will in Deutschland   bleiben, vor allem auch, um dem französischen  Militärdienst zu entgehen. Der Staatsanwalt beantragt Einstel= Iung des Verfahrens; das Gericht beschließt dementsprechend. Der Freigesprochene erklärt noch, er möchte deutsche Papiere be­kommen. Der Richter verweist ihn an das Fremdenamt.

Dann wieder fommen polnische Staatsangehörige, häufig ebenfalls aus Gebieten, die vor dem Versailler Frieden zu Deutsch­ land   gehörten. Auch hier spielt die Abneigung vor dem Militärdienst eine Rolle. Manche aber hoffen in Deutsch­ land   Arbeit zu finden. Ausgerechnet in Deutschland   mit seinent Millionenheer von Arbeitslosen! Mit Schärfe demonstrieren diese Fälle die Folgen eines Krieges, der einen ganzen Kontinent. wirt­schaftlich und sozial in allen Fugen erschüttert hat. Chaos fast überall.

Kleine Haftstrafen werden bei diesen Paßvergehen meist fest­gesetzt als Präventivmittel gegen eine Belastung des deutschen Ar­beitsmarktes durch Ausländer. Aber die Anarchie der Weltwirt­schaft, die die treibende Ursache bei allen Borgängen dieser Art ist, fann fein Gericht beseitigen.

W. Sch.

Das Gespenst der Rachitis

Eine Kinderkrankheit und eine politische Frage

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In der letzten Zeit wurde die medizinische Wissenschaft durch einige aufschlußreiche Rachitis forschungen bereichert. Einige alte Ansichten über die englische Krankheit sind durch diese Forschungen hinfällig geworden; dagegen wurde die Auffassung, daß es sich hier um eine ausgesprochene Proletarierkrankheit handelt, neu bestätigt. Nach den neuen Entdeckungen spielt bei der Rachitisfrage das unsichtbare, aber durch starke Wirkungen ausgezeichnete Ultra violettlicht eine sehr große Rolle. Einige Gelehrte haben ge­funden, daß, wenn der in den tierischen und pflanzlichen Geweben sich befindende chemische Körper- Ergosterin durch dieses ultraviolette Licht bestrahlt wird das betreffende Produkt rachitis heilend wirken kann. Das Fehlen dieses Produktes Bitaste rin genannt ruft Rachitis hervor. Jedes tierische und pflanzliche Gewebe ist reich an Ergosterin. Der Reichtum an Vitafterin, also an durch Ultraviolett bestrahlten Ergosterin hängt aber von der Stärke der Sonnenwirkung ab. Danach folgt, daß die vitafterin reichsten Pflanzengewebe die grünen Pflanzenteile sind, weil das in ihnen enthaltene Ergosterin am meisten dem Licht ausgesetzt ist und am leichtesten in Vitasterin umgewandelt werden kann. Von den Gemüsen sind die Sommergemüse an Bitasterin reicher als die Wintergemüse. Pflanzenfeite, die aus Früchten stammen, enthalten fein Vitasterin; sie sind aber sehr reich an Ergösterin. Dieses kann fünstlich bestrahlt und in Vitasterin umgewandelt werden. Von Fetten ist am vitafterinreichsten der Lebertran.

Der Mensch deckt seinen Bitasteringehalt aus zweierlei Quellen: aus der Nahrung und aus Luft und Licht. Das aus der letzteren Quelle stammende Vitasterin entsteht in der Haut oder den Haut­gefäßen, wenn Ultraviolettlicht den Menschen( bzw. das Tier) trifft. Der Mensch bedarf also viel Luft, Licht und der Nahrung, die der starten Lichtwirkung ausgesetzt ist. Das alles fehlt aber den Prole: tarierkindern sehr oft. Auf diese Weise sind sie von der Rachitis be sonders bedroht. Der bekannte Rachitisforscher, Kinderarzt Prof. Rudolf Deckwig, sagt in feiner jüngsten Arbeit:

,, Ein Defizit an Vitasterin in der Nahrung ist durch ein leberangebot an Bitasterin aus der Umwelt durch direkte Zu­führung reichlicher Ultraviolettenergie tompensierbar( ausgleich­bar). Ein Defizit, in dem natürlicherweise aus der Umwelt stammenden Bitasterinbetrag ist durch eine erhöhte Zufuhr mit der Nahrung ausgleichbar."

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| organisierte Fürsorgestellen recht gute Dienste in der Rachitis. bekämpfung leiften fönnen. Also auch die Lösung des Rachitis. problems hängt vielfach vom Ausgang der kommenden Kommunal­wahlen ab. wahlen ab. Die Ausgestaltung von Fürsorgestellen für Rachititer ist eine der wichtigsten Aufgaben der kommunalen Gesundheitsfürsorge. Diese muß sich aber vor allem auf eine ge­Die Wiener sunde Wohnungspolitit stützen tönnen. Arbeiterfinder find deshalb weniger der Rachitisgefahr ausgesetzt, meil fie seit dem sozialdemokratischen Sieg 1. in den sonnigen Wohnungen wohnen und 2. weil sie in der Lage find, den ganzen Tag unter Aufsicht von Kinderpflegerinnen im Freien zu verbringen.

Aber abgesehen von der gefunden Wohnungspolitik müssen die Kinder auch richtig gewählte und ausreichende Ernährung be­tommen: Möhren, Tomaten, andere Gemüsearten, Obst das aber durch die Zollpolitik verteuert und durch die Lohnpolitik unerschwing. lich gemacht wird! M. Kantorowicz.

Niels Ryberg Finsen  

Zu seinem 25. Todestag am 24. September

Finsen, geborener Isländer  , ein Märtyrer in seinem persön lichen Dasein, da der seit der Jugendzeit schwer Erfrankte nur mit Hilfe einer überaus strengen Diät seine geistige Arbeitskraft zu er halten vermochte, ist einer der Wohltäter der Menschheit.

Durch seine Krankheit isoliert, hat der Forscher sich früh g wöhnt, eigene Wege zu gehen. Das beweist ein Wort von ihm, das man als Motto seinem Leben voranjeßen könnte: ,, Geht man einen Weg, welchem alle folgen, so wird es einem sehr schwer fallen, eine Blume zu finden, welche die anderen nicht schon gesehen haben; geht man dagegen in den Urwald, wo feiner früher gewesen ist, wo weder Weg noch Steg ist, und wo man sich durchschlagen muß, ist es taum zu vermeiden, etwas Neues zu finden."

Die Prophezeiung sollte in Erfüllung gehen. Niels Ryberg Finsen   fand in der Tat etwas Neues: er wurde der Begrün­der der modernen Lichttherapie. Fast durch Zufall, dem die großen Entdeckungen so oft ihre Entstehung verdanken, kam ber Dieses Defizit zu decken ist einem Großstädter und insbesondere Forscher zu seiner Methode; sein schweres Leiden war es, dem die Welt Finsens große wissenschaftliche Tat verdankte. Da er leicht. einem Proletarier sehr schwer. In der Großstadt ist das Ultraviolett­licht durch die Rauch- und Dunstschicht recht spärlich. Davon abge: fröstelte, setzte er sich gern bei seinen Arbeiten in die Sonne; sehen, daß der Mensch damit unter dem starken Ultraviolettlichtverlust dabei war es nun, daß er ein ganz besonderes Wohlbehagen emp­fand, das er meinte, sonst niemals zu verspüren. Das führte ihn leidet, sind die in den Städten wachsenden Nahrungsmitteln an Bitafterin ärmer als auf dem Lande. Innerhalb der Großstädte" zunächst auf die Lichtstudien und alsbald zu seiner Rotlichtbehand fagt Prof. Dedwig an anderer Stelle werden diejenigen belung der Boden. Um die Abhängigkeit beologischer Prozesse von der sonders bedroht sein, die in schlecht belichteten Quar- Lichtintensität zu prüfen, studierte Finsen dann zunächst die periodi­tieren wohnen und außerstande sind, diefe Quartiere für längere schen jährlichen Schwankungen des Blutfarbstoffgehalts, und bald Ultraviolett möglichst restlos auszunüßen. Ist eine Ausnüßung des führung konzentrierter chemisch wirksamer Lichtstrahlen. Zeit während des Tages zu verlassen, um das lokal vorhandene darauf schuf er dann endlich die moderne Lichttherapie durch Ein­lofal vorhandenen spärlichen Ultraviolett in der Stadt überhaupt unmöglich, so wird auch eine aus normal belichteten Gegenden stammende, normale Bitasterinmengen enthaltende Nahrung außerstande sein, das Entstehen der Rachitis bei einem hohen Prozentsaz von Kindern zu verhindern. Das könnte nur geschehen, wenn die Nahrung zur Deckung des Defizits einen abnorm hohen Bitafteringehalt hätte. Kommen nun Bitasteringehalt hätte. Kommen nun in der Großstadt zu der Under die für Ultraviolett undurchlässigen gläsernen Sammellinsen möglichkeit, das lofale Ultraviolett auszunügen, wirtschaftliche durch solche auf Quarz ersetzt wurden. Momente hinzu, die den Erwerb normal vitafterinhaltiger Nahrungs. stoffe verhindern, werden von der Mutter billige Fette und pom Kind billige Wurzelgemüse verzehrt, so wird bei der Verstopfung beider Bitafterinquellen die Rachitis besonders häufig und besonders schwer auftreten müffen das städtische Proletariat ist das städtische Proletariat ist innerhalb der Stadtbevölkerung vor allem für die Rachitis prädestiniert und ertranft am häufigsten und schwersten."

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So ist und bleibt das Rachitisproblem äußerst aktuell. In den Versuchen, diese Plage zu bekämpfen, ist man bis jetzt nicht einig. Von der Erörterung einiger von der Industrie hergestellten Be­fämpfungsmittel sehe ich an dieser Stelle ab; ebenfalls von einer Kritit der Tätigeit der Fürsorgestellen. Beides gehört in die spezielle Literatur. Eins ist hier mur zu bemerken, daß vernünftig

Der Leitgedanke war die Ausnüßung der bakteriologischen Eigenschaften des Lichtes, besonders des blauen, violetten und ultra­violetten Anteils des Sonnenspektrunis. Die Schwankungen der Sonnenscheindauer zwangen den Forscher, nach einer konstanteren Lichtquelle zu suchen. So benutzte er in zweiter Etappe eine Kohlen. bogenlampe, bis Finsen schließlich einen eigenen Apparat schuf, bei

Freunde und Gönner, die Verständnis für die Bedeutung der Endecktung hatten, ermöglichten dem Forscher die Gründung eines medizinischen Lichtinstitutes, das bald zu großer Berühmtheit ge langen sollte. Innerhalb von sechs Jahren wurden in dem Institut 800 Lupusbehandlungen vorgenommen mit bis dahin noch nie da­gewesenem Erfolg. Auch sonst wurde in den Institut so erfolgreich prattisch und theoretisch gearbeitet, daß dem Forscher für seine Ver­dienste der Nobelpreis verliehen wurde.

Finsen lebte und arbeitete für das Wohl der Menschheit. Daß er fich deffen bewußt war, scheint schon daraus hervorzugehen, daß er, wie Röntgen, es ablehnte, seine Erfindungen patentieren zu laffen. Diese waren ihm nicht Mittel zur persönlichen Bereicherung, sondern Allgemeingut der leidenden Menschen.

Dr. Lili Herzberg.