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ImKirchkrugspiel" von Tetenbüll Bon Hans Bauer.

Iaeschke und Weschke. Was treiben dieprivatangefiellten"? Im LübeckerVolksboten" behandelt der Reichstagsabgeordnete Dr. Leber noch einmal den Fall des bei der Reichswehr prival- angestellten Oberstleutnants Iaeschke. Er zitiert aus der arnt- lichen Erklärung den Satz:Der Angestellte des Reichswehr - standortes Lübeck Iaeschke kannte Herrn Weschke persönlich aus seinem früheren Ausenthalt in Itzehoe " und führt zu ihm aus: Wie sich das harmlos anhört, als ob es sich um i r g e n d e i n e n i Garnisonschreiber handelte, der früher mal in Itzehoe Handlungsreisender gewesen war. In Wirklichkeit ist dieser Iaeschke Oberstleutnant a. D. und war bis vor kurzer Zeit A r- tilleriesührer in Itzehoe und damit Garnisonältester und Vorsteher des Ofsizierkasinos, in dem Dombenattentäter Weschke aus- und einging. Weshalb oerlieh Oberstleutnant Iaeschke seine schöne Stellung in Itzehoe ? Weil die Polizei feststellte, daß unter seiner Duldung die berüchtigten Hetzer der Landoolkbewegung ihre Feste in seinem Ossizierkasino feierten, wobei unglaubliche Taktlosigkeiten gegen die heutige Staatsmacht vorkamen. Iaeschke wurde dann von seinem Reichswehramt enthoben, um alsAngestellter" des Standorts Lübeck weiteroerwendet zu werden. Pension und Angestelltengehalt trösteten ihn über den Verlust seines Postens hinweg. DieserAngestellte" hat dann, immer nach der Erklärung des Ministeriums, ohne Wissen seiner Vorgesetzten Verbindung mit Itzehoe ? Landvolkkreisen genommen und hat sein«Eindrücke" über diese Bewegung der Reichswehrbehörde mitgeteill. Wobei er genau das berichtete, was ihm sein alter Bekannter Weschke erzählte, daß nämlich diese ganzen Bombenleutc hormlose Mitbürger seien. Uns scheint, dah dieser Punkt der Erklärung an die Kernfrage der Angelegenheit rührt: Was sind die eigentlichen Aus- gaben dieser aus Privatdien st vertrag ange- st eilten höheren Offiziere? Ursprünglich sagte man, es handle sich um eine Versorgungseinrichtung für e n t- lassene Heeresangehörige. Davon hört man jetzt nichts mehr. Dafür erfährt man. dah sie Berichte anfertigen über gewilse politische Bestrebungen. Und der krampfhaste Eiser des Wehr- Ministeriums, womit es diesen Bericht als eine persönliche Lieb- haberei des Iaeschke hinstellt und womit es weiter betont, daß die Reichswehr ihre Erkundigungen bei den zuständigen Z i o i l d i e n st st e l l e n einziehe, ist sehr verdächtig. Denn erstens wissen wir genau, daß die Reichswehr solche Erkundigungen bei den in Frage kommenden Dienststellen niemals geholt hat. Und zweitens war bei allen möglichen Anfragen im Reichstag oder im Hauptausschuß über Dinge, die die Zioilverwaltuug genau wiiß'e, festzustellen, daß die Reichswehrbehörden völlig ahnungslos waren und immer erst Informationen ein» ziehen mußten. Die Erklärung beweist auch in diesem Punkt sür Eingeweihte das Gegenteil dessen, was sie behauptet. Diese Privatdienst' stellen sind nach wie vor Verbindungsstellen mit ge- wissen Verbänden. Und die Lübecker Persönlichkeiten, die bisher genannt wurden(neben Oberstleutnant Iaeschke der noch be- lanntere Major Tiedemann). sind ein weiterer Beweis für die Auf- fasiung. Sie hallen Verbindungen nicht nur zum.Land- v o l k"(Tiedemann, obwohl auch einfacher.Angestellter", war dabei der Verlrauevsmann.Iaeschkes), sondern zu allen möglichen R e ch t s v e r b ä n d e ni Wenn dann das Wshrministeriüm zum Schluß mit einem milden Erleichterungsseuszer feststellt, daß die Reichswehr also in keinerlei Beziehung zu den Bombenattentaten steht, so ist auch das»ur ein- Darstellung sür sehr anspruchslose Geister. Denn niemand hatte behauptet, dah dies« Oberstleutnants und Majore mit den Bomben­attentaten Verbindung hätten, wohl aber mit den Bomben- attentötern. Und das kann die Erklärung ja beim besten Willen nicht in Abrede stellen. Zum Schluß noch eine sachliche Feststellung: Die Reichs- wehr braucht angeblich Ossiziere aus Privatdienstvertrag zu Bureauzwecken, um die etatmäßigen Offiziere für den Truppendienst freizumachen. Dürfen wir darauf hin- weisen, daß die Reichswehr über zwei- bis dreimal mehr Stabs- ossiziere verfügt als die entsprechenden Einheiten des alten Heeres? Weshalb.sind dazu noch prioatangestellte Stabsoffiziere nötig? Osienbar, um unter allen Umständen das Geld unterzubringen, über das Deutschland in so reichem Maße verfügt.

Das literarische Iung-Oesterreich. Vor einer kleinen Zuhörerschaft referierte gestern abeich, als Gast des Deutsch-Oesterreichischen Volksbundes, der Wiener Schriftsteller Dr. Erwin Stranik überDas litera- rische Jung- Oesterreich in seinen Beziehungen zu Deutschland ". Der informatorisch außerordentlich wertvoll« Vortrag blieb zwar in sozio- logischer und allgemein zeitkritischer Hinsicht die letzte Klarheit schul- dig. zeigte aber dennoch in der Gliederung des Materials einige interessant« Entwicklungperspektioen aus. Vor allem war die Fest- stellung bezeichnend, daß die Problem« der alten österreichischen Dichtergeneration, die sich fast ausschließlich in der Darstellung spe- zisisch österreichischer Charaktere und Seelenstimmungen erschöpften, keine Gültigkell mehr besitzen. Das k. u. k. Oesterreich ist Historie geworden. Was ist in der Literatur an seine Stelle getreten? Dr. Stranik betont, die Nachkriegszeit sei derreinen Poesie" nicht günstig. Den jungen österreichischen Dichtern fehl««ine wichtige Boraussetzung: die Gesellschaft, aus der heraus ein Kunstwerk gestaltet werden kann. Nach wie vor schr ergiebig sei das bodenständige Schrifttum der Alpenländer heute charakterisiert durch Nomen wie Paula Grogger , Oberkofler, Baumgärtner, während die junge städtische Dichterschaft, unter der einige Vertreter das Tableau der Inflation packend formten(Franz Theodor Csokor . O. M. Fontana). heute weithin durch den Mangel an geeigneten Stoffen eingeengt sei. Politische Problemstellung«», so heißt es, feien verpönt. Doch wird als Ausnahmesall Rudolf Geist registriert, dessen letztes WerkDer anonyme Krieg" mit anklägerifcher Eindringlichkeit die hintergrün- digen Akteur« des Völkermordens in» Licht rückt. Aber gerade dieser junge Wiener beweist für unser Empfinden, wohin der Kurs auch der österreichischen Literatur künftig gehen wird, gehen muß, sosern dies« Literatur eine wesentlich« Macht darstellen soll: die Literatur muß mit Weltweit« die sozialistische Aufgab« klarstellen. Der Redner schloß mit dem Appell an die reichsdeutschen Berlage, Zeitungen und Theater, das künstlerische Schaffen der jungen öfter- reichischen Dichter zu unterstützen und dadurch den Anschluß Oester. reich? an die deutsche Republik geistig schon heut« zu vollziehen. Vf. Leb.

Wetter für Berlin : Weiterhin trocken und heiter bei wenig ge- änderten Temperaturverhältnissen, jedoch Frühnebel, meist schwache Luftbewegung. Für Deulsthiand: Ueberall Fortbestand der herbst. lichen Schönwetterlage, schwache Lustbewegung.

Tetenbüll wer hatte bis vor vierzehn Togen, zu welchem Zellpunkt der Name des Dörfchens im Zusammenhang mit dem Namen des Bombenattentäters Hamkens auftauchte, des Führers der schleswig-holsteinischen Landoolkbewegung, jemals etwas von i Tetenbüll gehört! Tetenbüll , dachte ich mir, das wird also nun wohl das Gottoerlasienste auf der ganzen deutschen Erde sein: Ein hinterwäldlerisches Nest, sture Bauern dämmern dort dahin, ihr Horizont geht über die Mistgabel nicht hinaus, sie nähren sich von nationalistischen Phrasen, sehen in jedem Städter«inen Erbfeind, im Wirtshaus hocken wortfaule Gesellen beieinander, hinterhältig ihr Blick, oerbohrt ihre Meinung, der Wirt ist ein Grobian, die Wirtin trägt einen Kauz und poltert, nach Ziegenstall riechend, mit aufgeschürztem Rock durch die Stuben. In den Schaufenstern liegt Kram, gesättigt von Fliegendreck, dörren vergilbte Pappkartons dahin. Ich bin in Tetenbüll gewesen. Es liegt tatsächlich recht abseits. Man fährt von Itzehoe nach Katharinenkoog, setzt auf einer Fähre über die Eider. kommt in Tönning an, fährt mit der Kleinbahn nach Katharinenheerd . Dann muß man noch dreiviertel Stunde laufen. Ich war fast ein bißchen beklommen, als ich mich dem Dorf näherte. Würde auch nicht sensenbewaffnetes Landvolk die Gassen besetzt halten und stier und flapsig über jeden herfallen, der den Anschein erweckte, demgroßen Bauernhelden" Hamkens slep- tisch g-genüberzustehen...? Nein, Tetenbüll war ruhig. Die Leute, denen ich begegnete, erwiderten freundlich meinen Gruß. Die Straßen waren sauber. In den Schaufenstern der Geschäft« lagen eben die Atrappen aus, die man in der Potsdamer Straße sehen kann. Dann ging ich ins Gasthaus. Es hießZum Kirchkrugspiel", hatte sauber gedeckt« Tische und die mich nach meinen Wünschen fragte, die Wirtstochter, war«in entzückendes junges Mädel mit kurzem Rock und Bubi- kvpf. Ich knüpfte«ine Unterhaltung an und es wurde von ihrer Seite das Gespräch geradezu kultiviert geführt. Dann fuhr ein

Ausstellung des Verlages Piper. Von der Reclam-Bibliothek hat einer einmal mit Recht gesagt, daß sie sür die Entwicklung der deutschen Kultur mehr bedeute als eine ganze Serie von Kullusministern. Man kann das Wort variierend auch auf den Verlag R. Piper u. Co., München , anwendeii in Hinsicht aus die Verbreitung der Kunftkenntnis und des Kunst- geschmacks. Der Verlag, der jetzt sein 2öjähriges Jubiläum feiert, hat in der Berliner Sezession , Tiergartenstr. 2la, sein Werk ausgestellt, nicht nur die Bücher und die Mappen, sondern auch 500 farbige Faksimiles nach Bildern und Zeichnungen aller Zeiten. Ein schön ausgestatteter Katalog mit Beiträgen aus Derlagswerken und gutgewählten Bildern orientiert über das Gesamtprogramm. In der schönen Literatur steht an erster Stelle die große muster- gültige Dostojewsti-Uebersetzung, die klassisch« Gesamtausgabe der Reden Buddhas von Karl Eugen Neumann und die große kritisch« Schopenhauer-Apsgabe. Unter den neueren Dichtern ist vor allem Christian Morgenstern zu nennen. Seine Haupttätigkett yat der Verlag aber der Erschließung der Kunst gewidmet. Die ersten Namen unserer kunsthistorischen Forscher sind hier oertreten. Meier-Gräfe, Worringer, Dvorschak, Hausenstein, Wölfslin, Scheffler und viele andere haben hier ihre Werke publiziert. Daneben hat der Verlag durch große Mappenwerke dazu beigetragen, Kunstwerke alter und neuerer Zeit in größere Kreise zu verbreiten. Mit gleicher Liebe ist die alte und neue Kunst bedacht, Schongauer und Holbein , Dürer und Breughel sind ebenso gut vertreten wie Delacroix und Manet oder Gauguin und Münch. Einige der Kunstbücher haben weitest« Ver- breitung gefunden, wie etwaDie schön« deutsche Stadt". Ein besonderes Verdienst um den Kunstgenuß hat sich der Verlag durch seine Piper-Drucke erworben. Kunstwerke ältester und neuester Zeit werden hier in vortrefflicher Auswahl in einer farbigen Reproduktion geboten, die den höchsten Anforderungen enispeechen. Die Preise bewegen sich zwischen 10 und 60 Mark. Sie scheinen zwar im Vergleich zu anderen Reproduktionen hoch zu sein: wenn man aber ihre Oualitäten vergleicht, lasten sie all«» ander« weit hinter sich, und dos verschwenderische Lob, das ihnen von Künstlern und Kunstkennern gespendet wurde, ist keineswegs übertrieben. Die Ausstellung gibt Gelegenheit, diese Urteile nachzuprüfen. Man sehe sich zum Beispiel CranachsRuhe auf der Flucht" an oder Dürers Madonnenbild" oder Rembrandts Lachendes Selbstbildnis", man wird erstaunt sein, wie jedesmal die Eigenart des Künstlers zum Ausdruck kommt. Glücklicherweis« hat man sich nicht auf die alte und ältere Kunst beschränkt ganz hervorragend ist die Wiedergabe derVier Jahreszeiten" von Breughel . man findet auch die besten Künstler der neueren und neuesten Zeit, etwa Menz:l> Renoir, Cezanne . Wohl das Höchstmöglichst« an malerischer Wiedergabe ist in den Blättern nach Daumier und van Gogh geleistet. V.

Kluchi vor der Liebe." Universum. Scheinbar hat dasK»pp5 end" abgewirtschaftet.Flucht vor der Liebe" wagt, mit einer Distonanz zu enden, denn der vornehme Botschaftssekretär heiratet nicht die Geliebte, die Tochter eines Schaubudenbesitzers, sondern die Trennung ist definitiv, nachdem der ebenso vornehme Botschafteroater gleich seinem Kollegen George Germont aus derTraoiata" bedeutende Worte über Mesalliance, Karriere und Vaterschinerz gesprochen hat. Das Manuskript Viktor A b e l s ist nicht originell, aber durchaus filmisch empfunden. Schließlich interessiert sich heute ein vernünftiger Zuschauer wenig für Standesvorurteile und anhere schöne Dinge aus dem Archiv der Geschichte, wenn sie nicht eine zwingende künstlerische Form erhalte». Dies- gibt der Regisseur Hans Behrendt dem Stoff, den er ernst, ohne ironische Schlaglichter behandelt, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit. Geblieben ist seine Lieb« für das charakteristische Detail, für kleine Szenen, spielerisch aufgebaut, die das Porträt eines Menschen über den engen Rahmen der Handlung hinaus vervollständigen. Ieimo Iugo ist die Geliebte, nuancenreicher und ousdrucks- stärker als sonst. In der Abschiedsszen«, der man die Derdische ,.Traviata"-Musik als Begleitung wünscht, wächst sie über das Mittel- format und weit über ihr übliches Schema. Ennco B« u f e r prä­sentiert sich als Liebhaber, der sich erfolgreich zu spielen bemüht, und Kurt G e r r o n, der Schaubudenbesitzer, läßt hinter der Maske des geschäftstüchtigen Biedermannes das Herz eines getränkten Vaters ahnen. Vorher ein kleiner Tonfilm mit Morgan,«in Sketch, ein Witz mit einer guten Pointe, und die prachtvollen Stepptänzer Patti Moore und Sonny Lewis. i-.L.

Lastauto vor. Der Vertreter einer Spirituosenhandlung betrat dos Lokal und setzte das wöchentliche Pensum hinter die Theke. Er machte ein paar gut« Witze, wie sie auf dem Hausvogteiplatz auch nicht besser gemacht werden können und verabschiedete sich mit lustigen Worten. Später kam ein Bauer, der gar nickst holzig, gar nicht ledern war, sondern frisch, geschmeidig von seiner Feldarbeit erzählte. Allmählich geriet das Gespräch auf Hamkens. Er sprach spöttisch von ihm, als vomLandesvater" und gab seiner Verwunde­rung darüber Ausdruck, daß dieser schlechte Landwirt und Vereins- meier, von dem in Tetenbüll nur ein paar Narren etwas besonderes hielten und der sich lieber um seine Wirtschaft kümmern sollte, in Schleswig-Holstein draußen so viel gelte. So sieht es in Tetenbüll aus, Post Garding, Kreis Eidfeldte, Regierungsbezirk Schleswig . Es ist möglich, daß dieser Bauer und das nette Bubikopfmädchen am Wahltage ihre Stimme den Deutsch - nationalen geben, ich möchte es sogar für wahrscheinlich halten, aber sie tun es nicht aus innerer Ueberzeugtheit, aus Haß gegen die Republik , aus bewußter Frontstellung gegen die Ideen des So- zialismus: sie tun es aus Tradition, aus Nichtwissen um die zur Debatte stehenden Problem«, sie tun es, weil es so in denEid- feldter Nachrichten" steht. Wenn es auf Tetenbüll ankommen sollte und es kommt darauf an, denn es ist der Heimatort des un- bestrittenen Landvolkführers Hamkens und somit symptomatisch: nach Bauernkrieg riecht es in Tetenbüll nicht im entferntesten, und es ist durchaus ermutigend für jemanden, der aus einer völlig an- deren geistigen und geographischen Welt in diesen verschollenen Winkel gerät, zu fühlen, daß man sich in Wahrheit gar nicht so fremd ist und daß die städtische Vorstellung von der finsteren Ver- knöchertheit des Dorfes nicht weniger falsch als die bäuerliche Vor- stellung von der degenerierten Verluderlheit der Großstadt ist. Der Bubikopf, die Vorlieb« für eine lustig« Unterhaltung, die ironische Haltung gegenüber einem radikalen Schwätzer haben Tetenbüll be- rcits teilweise erobert: das andere wird sich auch noch finden.

Tannhäuser." Staatsoper Unter den Linden. Im Oktober 1928 ist hier die Wiederaufnahme des Dresdener Ur-Tannhäuser " als Verdienst und zeitgemäße Tot der Städtischen Oper gepriesen worden. Unmöglich, im September 1929 die Er- Neuerung des PariserTannhäuser " als Tat und Verdienst der Lindenoper zu buchen. Doch, Pariser oder Dresdener Fassung, Tannhäuser bleibt Tannhäuser : in so kurzer Zeit die zweit« Neu- inszenierung desselben Werks, das ist«ine Spielplanwirtschaft, tue weder planvoll noch wirtschaftlich genannt werden kann. Die un- vergleichliche, unoergeßlich« Elisabeth der Städtischen Oper, Maria Müller , ist nun auch die Elisabech der Lindenoper: nächstens vielleicht wird sie wieder aus der städtischen Bühne erscheinen so, wie man Fidesser, den Florestan, mit dem er derFidelio"- Aufführung der Republik -Oper angehört, bald in der Bismarck- straße, bald Unter den Linden singen läßt. Vor acht Tagen hat Generalmusikdirektor BlechSamson und Dalila " in Charlotten- bürg, gestern hat erTannhäuser " in Berlin herausgebracht. Opern wandern, Sänger wandern, Kapellmeister wandern: die Unter- schiede, die Grenzen verwischen sich. Nur die Republik-Oper dank ihrem sozial-kulturellen Programm, dank der Führerpersönlichkeit Klemperers, dank der konsequenten Zielbewußtheit des Intendanten Legal wiedersetzt sich dem Prozeß der großen Angteichung. Aber Stadt- und Lindenoper sind in der wechselseitigen Annäherung nun so weit, daß man sich bald ernstlich wird fragen müssen, wozu wir da noch zwei Häuser mit dem Luxus getrennter Verwaltungen brauchen. Besser Verschmelzung als Groß-Berliner Wandcroper. Jännhäuser ist Lauritz Melchior , Sänger von außerordent- lichen Stimm-Mitteln: in der Darstellung mit fesselnden Einzel- heilen, doch die sich nicht zu einem einheitlichen Bild fügen. In den übrigen männlichen Rollen ein ungewöhnliches Aufgebot schöner Stimmen: voran Schluß nus als Wolfram: und List, Ro s- waenge, Jätens. Aber die dramatische Rolle der Venus, von Wagner nachträglich mit Isolde- und Kundry-Zügen ausgestattet, ist mit einer undramatischen Altistin nicht glücklich besetzt. Für das musikalische Gesamtniveau der Aufführung gibt die Unfehlbarkeit Leo Blechs Gewähr: das alt« Werk in sozusagen neuschöpferischer Ursprünglichkeit zu ergreisen, war wohl nicht seine Sache. Franz Ludwig Hörths, des Operndirektvrs, anspruchsvolle Regie läßt solchen Willen zur Erstmaligkeit des Neuerlebens spüren: richtiger, sie verrät den Vorsatz und di« Absicht. Auf den gewiß zeitgemäßen Vorstoß in die Mentalität des Tonfilms bildhafte Verdeutlichung der Ouvertüre hätten wir nicht ungern verzichtet. Aber die Frag« ist erlaubt, welche aus dem Geist der Gegenwart geboren« Forderung dem Regisseur oerbietet, im zweiten und vierten Bild, wie wir s von Wagner und von altersher gewohnt sind, di« Wartburg zu zeigen, die nun einmal dazu gehört? Und daß im zweiten der Austritt der Pilger fehlt, war«in dramaturgisch- operativer Eingriff und Fehlgriff, der nicht zu erklären und nicht zu rechtfertigen ist...Diese Tannhäuser-Aufführung reift di« Städtisch« Oper in die Höh« ihrer größten, unvergleichlichsten Abende", stand vor eis Monaten imVorwärts": man hätte daran lieber nicht erinnern'sollen. IC iP.

216 religiöse Sekten in den Vereinigten Staaten . Nach einer Zusammenstellung von Charles W. Ferguson gibt e» 216 verschiedene religiöse Glaubensbekenntnisse in den Vereinigten Staaten . Darunter befinden sich 19 verschiedene Formen des Metho- dismus,. 18 baptistisch«. 9 presbyterianische Sekten und 22 ver- schieden« Zweig« der Lutherischen Kirche: die Mennoniten haben 17 Sekten und die griechisch-orthodoxe Kirche scheidet sich in sieben Abteilungen. Außer diesen wichtigsten Kirchen, �u denen noch die Römisch-Katholischen und die Juden kommen, gibt es mehr als 100 kleinere Sekten, deren Namen und Glaubenssormen dem durch- schnittlichen Amerikaner unbekannt sind. Viele dieser Sekten sind aber recht verbreitet und haben Anhänger bis zu zwei Millionen. Weit entfernt davon, in einem Zeitalter des Unglaubens zu leben," erklärt« Ferguson,befinden wir uns in einem Zeitalter unglaub- sicher Glaubensstärke. Wir können als kein irreligiöses Volk be- zeichnet werden: wir sind so religiös, daß sogar nicht selten dar- aus ein Zerrbild der Religion entsteht."

Die Sowjek« und der Zirkus. Die russisch« Sowjetregierung, die dem Zirkus als Zerftreuungsmittel für das Volk große Bedeutung beilegt, hat beschlossen, neue feste Zirkusgebäude in Stalingrad . Irkutsk , Archangelsk , Minsk und. einer Reihe weiterer Städte zu errichten. Außerdem sollen 30 Wanderzirkusse zusammengestellt werden, die das Land bereisen sollen. Für diese Pläne sind fünf Millionen Mark bereitgestellt worden.