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anschluß mit Kopshörern liegt in jedem Zimmer. Die Leiterin er- zählt:Die meisten der alten Damen sind Kleinrentnerinnen, einige freilich können noch Pension zahlen das macht dann für den ganzen Monat hundertundfünf Mark. Aber es wind durchaus lein Unterschied gemacht: Auch die, für die die Stadt voll aufkommt, denen sie sogar ihr Taschengeld von 3 Mark im Monat zahlt, haben genau die gleiche Kost und die gleichen Rechte. Gekocht wird hier im Heim; gerade zur Zeit des Besuches durchzieht ein feiner Apfel- duft das ganze Haus, in zwei großen Töpfen wird Apfelgelse«in- gekocht. Die alten Damen helfen hier wie auch in Neukölln nur zu gern in der Wirtschaft nach bestem Vermögen mit, denn sie wollen alle zeigen, daß sie immer noch arbeitstüchtig find. Alle dürfen auch hier ihr« eigenen Sachen mitbringen wenn aber keine vorhanden find, stellt die Stadt aus den Nachlaßmöbeln eine kleine Einrichtung zusammen, oftmals schöne, alte Möbel, in denen sich ein alter Mensch viel behaglicher fühlt als in der modernsten Einrichtung mit allen Schikanen der modernen Dekorationskunst oder derneuen Sach- lichkeit". Einmal in der Woche ist im Speisezimmer Spiclabend dann spielt man mit Ernst und Eifer um Kuchenstückchen. Drei der alten Damen sitzen hinten im Garten beim Kaffee, all« drei sind noch nicht lange im Heim, aber alle drei fühlen sich äußerst wohl.Es ist nichts, bei den Kindern zu wohnen: die Wohnungsnot ist ja zu groß, und Jugend und Alter so nah und so lange beieinander, das tut niemals gut. Hier leben wir unter Menschen unserer Zeit und unseres Alters und wir haben immer Gesellschaft.' Auch die Leiterin des Helms bestätigt: Die alten Damen sind geistig noch sehr regsam und in der Familie vereinsamt der alte Mensch oft viel mehr als im Heim, in dem er immer von Altersgenosien umgeben ist. Dieses Pankower Heim ist sozusagen ein Experiment: Man will bei den Altersheimen auch das Prinzip durchführen, die Zimmer höchstens mit zwei Personen zu belegen: Das Ideal eines der alten Herren in Neukölln.Einer ganz alleine is zu langweilig.' Aber wenn es mehr als zwei in einem Zimmer sind, dann sind es auch fast immer zwei Parteien, und für einen alten Menschen ist der Kampf um den Fensterplatz oder um die Sofaecke manchmal ebenso voll Bitterkeit, wie für uns der Kampf um Brot, Stellung, Arbeit... Und auch wir werden einmal alt werden; aber wir halten unser Schicksal in unseren eigenen Händen. Denn wenn wir wählen, so sollen wir daran denken, daß das Schicksal unserer Stadt und unser eigenes eng miteinander verknüpft ist.

Gklarek-Affcire beim Staatsanwalt Keine strafbaren Handlungen von Beamten?- Nifziplinarverfahren

Das bisher vorliegende Material in der 5klarek-Assäre ist am gestrigen 5 onnabeird nachmittag bei der Staats- anwaltschaft eingegangen. Die wir hören, wird ein Antrag aus Voruntersuchung vorläusig nicht gestellt werden. Die Bearbeitung der Angelegenheit ist Oberstaats. anwalt T e h l a f f und Slaatsanwaltschaftsrat Dr. Weißen- berg übertragen worden. Die von der städtischen Verwaltung geführte Untersuchung geht unverändert weiter, nachdem die Vernehmungen in den letzten Togen bis spät in die Nacht, ja sogar bis in die Morgenstunden hinein gedauert haben. Ueber das bis jetzt vorliegende Ergebnis wird durch das Städtische Nachrichtenamt erklärt, daß sich der Eindruck nach wie vor oerstärke, daß eine strafbare Handlung von den Beamten nicht begangen ist. Bürgermeister Scholtz hat aus diesem Grunde von einer vorläufigen dienstlichen Beurlaubung der in Frage kommenden Beamten Abstand genommen. Allerdings hat er sich entschlossen, die Einleitung des Disziplinarversahrens für den Direktor der Stadtbank Schmitt, den Direktor Hoffmann und den Abteilungsdirektor Schröder zu betreiben. Der Syndikus der Stadt- bank, Dr. Lehrmann, hat zur Klarstellung der ihn betreffenden Tat» lachen selbst die Einleitung des Disziplinarverfahrens bei Bürger- meister Scholtz beantragt, und diesem Verlangen wird vom Magistrat stattgegeben werden. Im übrigen haben auch die beiden Direktoren Schmitt und Hoffmann die Einleitung des Disziplinar- Verfahrens, das schon von Amts wegen gegen sie geführt werden soll, beantragt, da sie sich mif diese Weise von jedem Der- dacht reinigen wollen. Di« Ermittlungen der Kriminalpolizei> werden ebenfalls mit unvermindertem Eifer fortgesetzt, so daß also gegenwärtig gewisser- maßen von drei verschiedenen Seiten aus die Sklarek- Affäre einer Untersuchung unterzogen wird. Di« gestrigen Ermittlungen haben jedoch, wie wir hören, im wesentlichen kein neues Material zutage gefördert. Am Montag wird zwischen den Kriminalbeamten und den Vertretern der Staatsanwaltschaft eine Konferenz über den weiteren Gang der Untersuchung stattfinden, da ja die Kriminalpolizei jetzt, nachdem die Angelegenheit an die Staatsanwaltschaft übergeben worden ist, hauptsächlich nur als Hilfs- organ dieser Strafverfolgungsbehörde in Frage kommt. Zu den in einem Teil der Presse verbreiteten Meldungen, die Stadtbank habe ihre prinzipielle Zustimmung dazu gegeben, daß der Konkursontrag gegen die Firma Sklarek zurückgenommen werde, teilt das Nachrichtcnamt der Stadt Berlin mit:

Es wird zurzeit ein Verfahren erwogen, die Liquidierung des Vermögens der Gebrüder Sklarek ohne Konkursversahren unter gleichmäßiger Befriedigung aller Gläubiger durchzuführen. Hierzu sind bereits vorbereitende Schritte eingeleitet worden. Eine Ent- scheidung konnte jedoch noch nicht getroffen werden, da der vom Verwaltungsrat der Stadtbank eingesetzte Unterausschuh und der Vorstand der Stadtbank zunächst die Ergebnisse der Ausstellungen des Status über das Vermögen der Gebrüder Sklarek abwarten müssen. Es sollen auch die rechtlichen Fragen einer noch- maligen Prüfung unterzogen werden. Eine Zurückziehung des Kontursantrages gegen die Gebrüder Sklarek und die von ihnen betriebenen Firmen ist infolgedessen bisher nicht er- folgt. Sie käme vielmehr nur dann in Frage, wenn sich der Ausschuß des Verwaltungsrats und der Vorstand der Stadtbank endgültig für die Abwicklung der Zlngelegenheit außerhalb de- Kon­kurses entscheiden würden. Gowjet-Aasen. KpO. gegen Gerüche empfindlich. Im Zusammenhang mit der Stadtverordnetenwahl wurde in Neukölln dieser Tage zu einer kommunistischen Versammlung durch Handzettel eingeladen, die als Thema des Abends folgend« Schlag- Zeilen angaben: STINKT IN BERLIN ! Kommunalkorruption en gros! Flucht des Oberbürgermeisters nach Amerika . Im Hinblick auf diese feinnasig« Riecherei interessiert die Mit- Leitung, daß die kommunistische Parteileitung den im Zusannnen- hang mit der Sklarek-Affäre genannten Stadtrat Degner aufgefordert hat, sein öffentliches Amt niederzulegen und fem« Pa rtei fu n kt i o n e n ebenfalls zur Verfügung zu stellen. Unabhängig hiervon wird das von der Partei gegen ihn eingeleitete Untersuchungsverfohren weiter- geführt. Schließlich will die KPD. von der Aufstellung des Stadtverordneten und Stadttat» G a e b« l zu den bevorstehenden. Kommunalwahlen Abstand nehmen. Gaebel wird in kommu- nistischen Kreisen beschuldigt, von denSklareksGeschenke angenommen' zu haben.

Notorische Trinker." Vertagung im Prozeß Düwell und Genossen. Der Prozeß Düwell und Genossen, der betrunkenen Raufbolde, denen die Genossen paege und Heinrich zum Opfer gefallen sind, nahm gastern eine ganz unerwartete Wendung. Der Sachverstän­dige Dr. Drucker erklärte, daß der Angeklagte Stetnke, ein n o- torischer Trinker, sich gerade kurz vor der Tat mehrfach in Errungszuständen befunden hat und zwei Tage nad) derselben zur Verschickung in eine Trinkerheilanstalt vorgesehen war. nicht mit voller Bestimmtheit als zurechnungsfähig während der Tat angesprochen werden könne. Der Staatsanwalt beantragte darauf Untersuchung des Angeklagten Steinte aus den Geisteszustand und Vertagung des Prozesses. Das Gericht, das eben erst für Dienstag einen Lokaltermin bestimmt hatte, beschloß ent» sprechend dem Antrage des Staatsanwatts. Der Haftbefehl gegen die Angeklagten wurde aufrechterhalten. Der Prozeß Düwell und Genossen hat damit vorläufig seinen Abschluß gesunden. Doch soviel steht bereits heut« fest: Das Milieu, in dem der Totschlag der beiden braven Arbeiter statt- geftmden hat, hat einen äußerst bettüblichen Eindruck gemacht. Düwell belästigt auf der Straße zwei Frauen, die ruhig ihres Weges gehen. Er folgt ihnen in dos Lokal. Als er hier zur Rod« gestellt wird, sagt er:Es ist doch nicht so schlimm. Wir sind doch Kam«- raden.'Wieso sind wir Kameraden,' erhält er zur Antwort, und er sagt darauf mit der belannten HandbewegungRot Front'. Dann sind wir um so weniger Kameraden,' wird ihm erwidert, denn wir sind Sozialdemokraten'. Düwell wird nun etwas unsanft aus dem Lokal geschoben Backpfeife und Fußtritt werden allgemein glaubwürdig bestritten, und nun hat er nichts eiligeres zu tun, als seine Freunde Hilfe holen zu lassen. M e l i tz, der wegen Unterschlagung von Parteigeldern ausgeschlossene Rot-

e:t)p>rigkl 1929 by Gustav Kiepenheuer Verlag A-O� Berlin

Was schrieb der Chef des Generalstabes? Mit dem Material ist tunlichst rationell zu verfahren. Bei gutem Willen läßt sich überall einsparen. Manchmal kommen Krankenträger ohne Beute, sie selbst sind die Beute. Funk zählt und meldet am Schluß des April- einsatzes für sein Regiment allein einen Ausfall von zwei Sanitätsfeldwebeln, zwei Sanitätsunteroffizieren, vier Krankenträgerunteroffizieren, neunzehn Krankenträgern und dreiundzmanzig Hilfskrankenträgern. Fünfer hat Kämpfe zu bestehen mit den Bataillonsführern um Auffüllung der Lücken aus dem gewöhnlichen Mannschaftsbestand. Sie wird ver- weigert, der Bvstand ist so wie so über alles bisher erlebte Maß gering. Der Divisionsarzt hilft und läßt Leute der Sanitätskompagnie abkommandieren auf den Verbandplatz. Aber sie sind den Dienst weit vorne nicht gewöhnt: sie kennen nicht die Schliche, durch die man sich schützt, wissen nicht, wann man am besten läuft, wie man läuft: sie wittern nicht die Gefahren gleich den immerdar Gefahrgewohnten: sie erliegen eher ihrer Unsicherheit, ihrer Verzagtheit. Sie arbeiten zum größeren Teil mäßig. Es wird trotzdem so viel Menschenfleisch herangeschafft, daß buchstäblich jeder Winkel voll ist. Der Abfluß stockt, er ist manchmal durch Tage nicht möglich wegen des Feuers, der Zufluß geht weiter. Längst ist auch der Raum für die Aerzte dicht belegt. Nur Major Duj'ang lebt weiter unbehelligt in seinem Gemach, er und sein Adjutant haben Telephon- gespräche, fertigen Meldegänger ab, schicken Ordonnanzen au», empfangen Offiziere ia selbst einen Bataillonsführer, der von seinem Gefechtsstand herüberkommt, als es ausnahm?- weise für ein paar Stunden ganz still ist. 36. Aus einmal ist der Keller erfüllt pon sächsischen Lauten. Klein-e Sachsen sind wie eine aüfgeregke, endlich geborgene Herde die Kellertreppe heruntergetrappelt. Den wenigsten

Frontmann, ruft seinen Kollegen M a n t e y, gleichfalls einen früheren Rot-Frontmann, herbei. Dieser begibt ssch ins Lokal, stellt fest, daß man eine Keilerei wohl riskieren kann. ?m nächsten Augenblick ist da» Unglück geschehen: paege und Heinrich liegen erstochen da. Das BN» wird noch dadurch oervollstänbigt, daß die Inhaberin des Not-Front-Lokales den übel beleumundeten Säufer und Messer- stech« Steinte gewissermaßen als R a u sfch m eißTr mißbrauchte. Und als er eines Tages ein großes Messer an sich nimmt, um es bei einer Keilerei zu benutzen, gibt sie ihm statt des großen ein kleines Messer.

Der hinausgeworfene Funktionär? In derRoten Fahne' vom Sonnabend, dem 28. September, wird über die Konferenz der sozialdemokratischen Betriebsfunktionär« wieder ein« faustdicke Lüge verbreitet. Es wird behauptet, daß ein Diskussionsredner, der Ig Jahre in der SPD. organisiert ist, aus dem Saale gewisse» wurde. In Wirklich- keit ist ein Diskussionsredner, der weder im Besitze eines Parteimit- gliedsbuches noch eines Gewerkschaftsmitgliedsbuches war, aus dem Saal gewissen worden, weil er im Verdacht der Spitzelei stand. Am Schluß der Versammlung bat der Genosse Jeßner, daß auch die Mitglieder der Partei, die nicht im Besitze einer Funktionärkarte sind, an LertrauenÄcutekonserenzen teilnehmen dürfen. Jeßner wies

fehlt viel, einigen fehlt beinahe gar nichts. Denn daß man Durchfall h-t oder Halsweh und dazu 38 Grad Fieber das gilt heute nichts mehr. So werden die meisten, die sich krank gemeldet haben, wieder von bannen gejagt. Sie nehmen einen bitteren Eindruck mit von bayrischer Sanität. Die anderen, die Verletzungen haben oder bei denen das Quecksilber gegen vierzig steigt, fallen auf durch, quengelndes Gegacker. Bisher war es still, und wenn einer stöhnte oder auf- schrie, so hatte er wahrlich Grund genug. Jetzt ging es in einem fort:ihabt'r denn nifcht zu trinken?"Gott , was seid'r für grausame Menschen, ihr Bayern , laßt eenen reine- weg hungern!"M'r sein doch verwund', habt'r denn geen Erbarmen?" Es waren Leute eines Infanterieregiments aus dem In- dustriegebiet, Fabrikarbeiter, schlecht ernährt von Kindheit an, körperlich schwach, an den Bayern gemessen winzig, blutlos, grau. Ihnen diese Art von Krieg zuzumuten, ihnen so etwas aufzubürden, war für sie gewiß besonders fürchterlich. Sie hatten Grund, sich gegen den Mißbrauch ihrer ausgemergelten Jammergestalten zu wehren. Aber wie sie's taten, war nicht sehr eindrucksvoll. Eindrucksvoller ist die Art, in der zwei Franzosen ver- stummt sind, die gebracht werden. Schrecklich Zugerichtete, nkit vielen Maschinengewehrschüssen durch Schenkel und Knie. Drei Tage sind sie draußen gelegen, ohne Nahrung, zeitweise im Regen. Die fiebrigen Augen sind vereitert, die unförmig angeschwollenen Beine füllen prall bis zum Platzen den Hofen- schlauch. Die Knie, wie Klumpen, haben die Dicke von Ober» schenkeln. Sie stöhnen leise: vielleicht sind sie zu schwach, um lauter zu sein. Funk will ihre Namen erhaschen, es gelingt nicht. Aber fast das Entsetzlichste ist. daß sie Angst haben. Wae werden die Deutschen mit ihnen beginnen? Sie foltern oder zumindest sich weiden an ihren Schmerzen? Sie müssen sehr durstig sein sie wagen nickt zu trinken. Am Ende sollen sie jetzt oergiftet werden. In die abgezehrten, zer- fallenen, vom Schmerz halb irrsinnigen Mienen tritt der neue Zug des Entsetzens. Dort steht ein deutscher Offizier, dort steht der Feind. Sie glauben an die Echtheit einer guten Regung nicht mehr. Das ist furchtbar. Erst als ein Arzt einen Schluck aus dem Becher tut, es ihnen vormacht, versuchen sie es auch. Aber es wird nichts Rechtes und essen wollen sie gar nicht. Sie sind schon zu sebr parterre, sie leben schon ganz ihren brauenden Qualen, für den Rest des Lebens. Sie sterben beide, ehe nur entfernt die Aussicht besteht, daß sie amputiert werden können.

daraus hin, daß allerdings ein Parteigenosse, der- IS Jahre der Partei angehöre, nicht in die Versammlung hineingelassen wurde, da er kein« Funktionärkart« besaß. Erst ncjchbm er durch den Genoss-'n Jeßner als Gewerkschaftsfunktionär legitlmiert«ar, wurde es dxm Betreffenden gestattet, an der Versammlung teizunehmen.

Eifersuchisiragödie in Moabit . Selbstmord des Täters. Am Sonnabendnachmittog spielte sich vor dem hauss Werftstraße 4 In Moabit eine Eis ersucht?» tragödle ob. Der 4Sjährlge Richard wunderlich aus Steglitz drang mit einem Küchenmesser auf seine Geliebte, die 2Sjährigc Else Z., die ia der Werststraße wohnt, ein. ' Da? Mädchen oersucht« zu flüchten, W. eilte jedoch hinterher und brachte ihm mehrer« tiefe Stiche bei. Als Passanten, die Zeugen der Szene geworden waren, dem Mädchen zu� Hilfe eilen wollten, stieß sich der Täter das Messer mehrmals in den Arm Bevor man ihn ergreifen konnte, hatte er aus der Tofch« biitzschn.'ll ein« Flasche herausgezogen, deren Inhalt er leert«. Es muß sich um«in« stark giftig« Flüssigkeit gehaudel! haben, denn W. brach sofort ohnmächtig zusammen. Beid« wurden in da? Moabiter Krankenhaus ge- bracht. Während die Verletzungen des Mädchens sich als nicht sehr

Sie kommen in ein Grab zusammen mit dem Marok- kaner, der auch hinüber ist. Als Funk ein zweites Mal vor ihm steht, fragt er sich wieder: lebt er noch? Aber als er diesmal die Mütze vom Ockergesicht streift, ist es tot. Viele enden so, ohne daß man ahnt, wann. Von Zeit zu Zeit werden Matratzen, Kojengestelle und Ecken daraufhin nachgesehen, ob einer Schluß gemacht hat. Immer finden sich Leichen. Aber wer kein Leichnam werden will, ist der Mitrailleusenfeldwebel.Ein unverwüstlicher Organismus, der doch absolut verspielt hat", sagt Model betreten ob seiner früheren falschen Prophezeiung zu Funk, der ihn herbeiholt, Denn Funk fiftiet den stämmigen Franzosen, wie er droben umhertappt aus der Waschküche in den Hausgang. Immer mit geschlossenen schieferblauen Lidern, in seiner quellenden motorischen Unruhe. Seltsam, daß er nirgends anstößt. Er macht traumhaft sicher halt vor jedem Hindernis, er tastet die Wand ab. nur beiläufig, ohne Teilnahme. Er steht und zupft, er zupft immer wieder an der gleichen Stelle des Rockes, als müsse dort und nirgends sonst geöffnet werden, um einer Erklärung freien Lauf zu lassen für alles, für all das Schallend-Sinnlose. Am meisten zerrt er, wie stets, an dieser schauerlichen Kopfwunde. Seine Handbewcgungen haben etwas Leichtes, Spielerisches, etwas Graziöses. S'e sind in solch unfaßbarem Kontrast zu dem. was ist, daß Funk sich schreiend wehren möchte. Er und Model lenken dies blaugrüne, aus leisem Rachen blasende Gespenst zurück auf seinen Platz. Es läßt sich hin- lavieren, leistet keinen Widerstand. Liegend erhält es ein doppeltes Maß Morphium. Nach einem weiteren halben Tag gibt das Herz endlich den Kampf auf. Er gelangk zusammen mit den anderen Fran- zosen in die Grube. Es find im ganzen fünf darin, denn ein zweiter Marokkaner muß sich beteiligen. Er ist ohne Arm, ober zu Fuß auf den Verbandplatz gekommen. Oben an der Achsel den Stummel mit den Haut- und Fleischlappen hat ihm jemand zusammengebunden mit einer Schnur. Er gibt keinen Laut von sich. Er setzt sich scheinbar ruhig mit ge» kreuzten Beinen auf den Boden. Er wartet. Er nimmt kein Morphium entgegen. Er ißt nicht. Er wartet. Seine Haut wird immer durchscheinender. Einmal sieht Funk, daß er auf- stehen will, aber dazu ist er doch wohl zu schwach. Er läßt Wasser unter sich. Als Fuyk ihn j.ur Seite gekippt findet, ist er nicht etwa ohne Bewußtsein, er ist tot. (Fortsetzung folgt.)